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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 38 - Zigaretten und Schnecken

Marti sah seine Mama an.

„Ja, Mama, das kann ich. Das, was zwischen Jako und mir passiert, ist genauso wie ich es möchte und wie es mich glücklich macht.“

Frau Fischer nickte zufrieden.

„Weißt du, Mama, mir ist ja klar, dass diese Art von Beziehung ziemlich ungewöhnlich ist. Aber das schert mich nicht. Ich kann dir auch nicht sagen, warum ich es ...brauche, dass mein Mann für mich Entscheidungen trifft und über mich und mein Handeln bestimmt. Keine Ahnung. Aber das spielt auch keine Rolle. Ich will es so, und Jako will es so. Wir sind glücklich damit und damit ist doch alles gesagt, oder?“

„Im Prinzip hast du recht, Junge. Aber du kannst sicher nachvollziehen, dass es nicht ganz leicht fällt, das zu verstehen, oder?“

„Na klar, Mama. Unsere Freunde ich Berlin wissen auch darum Bescheid, und einer von ihnen hat ausgesprochen, was die meisten denken: wir können es nicht wirklich verstehen, aber wir akzeptieren es, ist ja schließlich eure Angelegenheit. Und, Mama, das ist es, was ich mir erhoffe.“

Nun sah Marti eindringlich seinen Bruder an.

„Ihr müsst es nicht verstehen können. Aber es zu akzeptieren, das erbitte ich von euch.“
 

Mutter Fischer nickte.

„Ja. So ist das okay für mich.“

Dann schaute sie zu Lion.

Lion schluckte. Und dann sagte er leise:

„Marti, ich... freue mich ja, wenn du glücklich bist. Ich... hab nur irgendwie Angst gehabt, dass...“

Er fand nicht die rechten Worte, aber Marti verstand ihn auch so.

„Brauchst du nicht, Brüderchen. Ich weiß, du hast immer schon auf mich aufgepasst und mich beschützt. Und irgendwie ist das schön, dass du das immer noch machst. Aber hier gibt es keinen Grund. Mein Mann ist toll und gibt mir genau das, was ich brauche. Okay?“
 

Lion zögerte einen Augenblick. Dann stand er auf, kam um den Tisch herum und nahm seinen Bruder in den Arm.

„Aber wenn er dir jemals weh tut, komm ich nach Berlin und breche ihm sämtliche Knochen. Sag ihm das.“

„Mach lieber selber“, sagte Marti und grinste.

Lion grinste auch, und schließlich lachten sie wieder.
 

Jako war in der Zwischenzeit nach draußen gegangen. Das Wetter war so herrlich frühsommerlich, und er hielt sein Gesicht einfach einen Augenblick in die Sonne und genoss es. Dann ging er hinüber zum Holzschuppen.

Papa Fischer sah ihm entgegen.

„Kann ich helfen?“, fragte Jako.

Der schüttelte den Kopf.

„Ist genug Holz gehackt“, sagte er ehrlich, „aber ich brauchte ne Ausrede.“

Er grinste.

Dann nickte er mit dem Kopf zum Haus.

„Ärger da drin?“

Jako zuckte mit den Schultern.

„Bisschen.“

Vater Fischer kratzte sich unschlüssig am Kopf. Doch dann begann er:

„Hör mal. Ich verdrück mich zwar, wenn meine Frau anfängt, Probleme zu wälzen. Heißt aber nicht, dass ich nichts mitkriege. Ähm... Marti tanzt nach deiner Pfeife und Lion kommt damit nicht klar, oder?“

Papa Fischer brachte es ohne Umschweife auf den Punkt. Jako blieb nichts anderes übrig, als zu nicken.

„Passt schon“, sagte der Papa.

„Kenne doch meinen Marti. Der ist ein kluger Kerl. Weiß was er will. Und wenn er dir das Ruder überlässt, dann hat er sich dabei was gedacht. Dann ist das richtig so.“

Jako atmete erleichtert aus. Er wollte sich mit Martis Familie gut verstehen.

Immerhin waren sie auch seine Familie.

Papa Fischer nickte.

„Lasst euch nicht dreinreden.“

„Tun wir nicht“, sagte Jako und lächelte ihn an.
 

Papa Fischer nahm aus der Brusttasche seines Hemdes eine Schachtel Zigaretten und hielt sie Jako hin.

Der zögerte einen Augenblick, aber dann nahm er sich eine.

„Das wird Marti gar nicht gefallen“, sagte er, etwas schuldbewusst. „Aber ich brauche das jetzt.“

Der Papa grinste, nahm sich auch eine Zigarette, zündete beide an, und dann rauchten sie schweigend.

Sie verstanden sich gut.

Dieses etwas abgehackte und doch aussagekräftige Gespräch mit dem Schwiegerpapa hatte ihm gut getan.

Er atmete den Zigarettenrauch tief ein und genoss ihn, gerade weil er wusste, es würde auf lange Sicht die letzte Zigarette sein. Er hatte Marti ja eigentlich versprochen, es ganz zu lassen. Und ja, er hatte das auch vor. Martis Argumente waren ja immerhin vernünftig. Aber diese eine Ausnahme heute, die hatte er einfach gebraucht.
 

„Ich geh dann mal wieder nach drinnen“, sagte Jako.

„Mmmhh“, brummte der Papa.

Jako klopfte an, bevor er in die Küche trat. Er fand die drei dort in friedlicher Einträchtigkeit. Lion war gerade dabei, seinen Bruder zu umarmen.

Jako grinste erfreut.

Lion kam auf ihn zu.

„Du, Sorry, dass ich dich so angemotzt habe.“

„Schon okay“, sagte Jako und nahm die ihm hingehaltene Hand.

„Aber eins solltest du wissen“, knurrte Lion. „ Wenn du meinen Bruder jemals verletzt, komme ich nach Berlin, hacke dich in Stücke und mach aus dir zwei jugendliche Arbeitslose.“

„Ich werde mich bemühen“, sagte Jako, und lachte.

„Gut, dann haben wir das ja geklärt,“ sagte Marti. „Vielleicht können wir uns dann den schönen Seiten des Lebens zuwenden?“
 

Mutter Fischer klatschte in die Hände.

„Gute Idee. Heute zum späten Nachmittag habe ich die komplette ansässige Verwandtschaft eingeladen, wir werden den Grill anwerfen, und ihr könnt mir ein bisschen bei den Vorbereitungen helfen. Salate schnippeln und so.“

„Da drücke ich mich lieber“, sagte Marti und grinste.

„Jako ist bei uns der Küchenchef, und er kocht verdammt gut. Was haltet ihr davon, wenn Jako dir hilft, und Lion und ich uns verkrümeln, und ein bisschen quatschen?“

„Einverstanden“, sagte Mutter Fischer, und Jako nickte und war ganz zufrieden damit. Er mochte seine Schwiegermama und mit ihr in der Küche stehen und ebenfalls quatschen würde sicher Spaß machen.
 

Marti drückte seinen Mann. Dann schnupperte er. Sein Blick verfinsterte sich etwas.

„Aber vorher muss ich mal mit Jako ein ernstes Wort reden. Du hast doch geraucht!“

Jako nickt etwas verlegen.

Marti nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her in ihr Zimmer.

Und Holla die Waldfee, dort wurde Jako von seinem Schatz gehörig zu Schnecke gemacht. Lautstark. Er wehrte sich nicht, denn er hatte ja selber ein schlechtes Gewissen.

Am Ende war er 5 Zentimeter klein. Mit Hut.

Aber natürlich versöhnten sie sich, auch das nicht ganz geräuschlos...

Und sie mussten erst einmal unter die Dusche, bevor sie sich wieder der Familie zugesellten..
 

Das restliche Osterfest wurde dann noch richtig schön. Jako lernte eine Menge Onkel, Tanten und Cousinen kennen... er verlor relativ schnell den Überblick, aber er fühlte sich wohl und in den Familienkreis aufgenommen.
 

Und am Dienstag nach Ostern setzten sie sich ins Auto und Jako lenkte es in Richtung Harz, wo unsere beiden sich auf ihr nächstes Abenteuer freuten.



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