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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 24 - Vanille und Zimt

"So, und wir wollen also mit der Weihnachtsbäckerei anfangen?", fragte Jako, während er die letzte Tasse in die Spülmaschine räumte.

Marti nickte.

"Also irgendwie", fuhr Jako fort, "habe ich nicht mitbekommen, dass du um Erlaubnis gefragt hast?!"

Marti verdrehte genervt die Augen.

"Na, wir müssen es damit ja nun nicht übertreiben, Mann! Außerdem sagst du doch selber immer, dass der Haushalt mein Ressort ist!"

"Marti, es könnte doch auch sein, dass ich für heute auch Pläne habe, und insofern sollten wir uns darüber zumindest absprechen. Und absprechen heißt bei uns nun mal, dass ich die letzte Entscheidung habe. Also läuft es doch wieder aufs um Erlaubnis fragen hinaus, oder?"
 

Marti seufzte.

"Du hast ja recht."

Er kam auf Jako zu und legte ihm die Arme um den Hals. Dann zog er ihn an sich und küsste ihn.

"Bitte", sagte er schmeichelnd.

Jako wiegte den Kopf.

"So wie ich dein Geschick beim Kochen und Backen kenne, halse ich mir damit die Hauptarbeit auf, oder?"

"Glaub schon", sagte Marti und grinste.

Jako holte aus und versetzte Marti einen festen Klaps aufs Hinterteil.

"Den hast du dir verdient", sagte er schmunzelnd.

"Und jetzt such mal zusammen, was wir so brauchen."

"Ich liebe es, wenn du das tust", flüsterte Marti.

"Und ich liebe es, wenn du mir einen Grund gibst", sagte Jako und begann nun seinerseits, Marti zu küssen. Es wurde ein langer, leidenschaftlicher Kuss.
 

Irgendwann lösten sie sich voneinander.

Marti fuhr sich einmal durch die nun etwas verstrubbelten Haare, wusch sich die Hände und begann, zurecht zu stellen, was sie so brauchten.
 

Er hatte zwei Rezepte ausgedruckt: Vanillekipferl und Zimtsterne.

Sie lasen sich die Rezepte durch. Jako überblickte sofort, was in welcher Reihenfolge zu tun war. Marti jedoch fühlte sich komplett überfordert.

"Ich bin ja nicht dumm", sagte er, "und wenn es zum Beispiel um einen Song geht, den nehm ich dir auseinander und setze ihn dir wieder zusammen, spiele, wenn nötig, hundert verschiedene Tonspuren ein. Aber das hier...wie kann man das nur können?"

Gespielt empört stemmte er die Hände in die Hüften.

Jako grinste.

"Aber warum wolltest du das dann unbedingt, wenn du es so gar nicht hinbekommst?"

"Für sowas habe ich ja dich!"

Jetzt musste Jako lachen.

"Na ja eigentlich geht es mir darum", sagte Marti, "dass das ja nun die erste Weihnachtszeit ist, die wir gemeinsam verbringen, und das möchte ich in vollen Zügen genießen."

Jako strahlte.

"Und außerdem", sagte Marti etwas verlegen, "bin ich ein Süßschnabel, weißt du doch."

Das kam so niedlich raus, dass Jako nicht anders konnte, als ihn zärtlich auf die Nase zu küssen.
 

Jako machte sich an die Arbeit, und Marti reichte ihm zu.

Martis Hände, die doch sonst so geschickt über Tasten und Saiten glitten - Marti konnte so ziemlich alles spielen, dem man in irgendeiner Weise Musik entlocken konnte - stellten sich hier einfach nur ungeschickt an. Schon beim Versuch, das Mehl zu sieben, staubte er die halbe Küche ein. Und vor allem sich selber.

Jako kam aus dem Grinsen nicht mehr raus, während er Marti ein bisschen rumscheuchte.

"Reich mir mal die Butter... wieg mir mal den Zucker ab... gib mir mal das Vanilleöl..."

Marti sah regelrecht verzweifelt drein, schlug sich aber irgendwie da durch.
 

Schließlich waren alle Zutaten für die Kipferl in Jakos Schüssel, und er begann, mit kundigen Händen beinahe zärtlich den Teig zu kneten.

"So nen Mürbeteig", sagte er, "muss man schnell kneten. Darf nicht zu lange dauern, damit die Butter nicht warm wird, und trotzdem gründlich. Steht hier."

Marti kicherte.

"Heißt also, man braucht dafür ein heißes Herz und kalte Hände?"

"So könnte man das sagen, ja."

"Hast du das denn?"

Jako überlegte einen Augenblick.

"Ein heißes Herz ja. Das behaupte ich jetzt mal. Aber kalte Hände wohl eher nicht."

"Stimmt", sagte Marti, "wenn du mich streichelst, sind die immer schön warm. Gut durchblutete Künstlerhände."

"Wenn ich dich streichele", sagte Jako und lächelte anzüglich, "dann sind noch ganz andere Körperteile bei mir gut durchblutet!"

Marti wurde knallrot - verdammt, Jako schaffte das immer wieder.
 

"Also weißt du, Onkel Jako, wenn du später mal gemeinsam mit deinem Patenkind hier Plätzchen backst, dann musst du dir solche Bemerkungen aber verkneifen!"

"Warum? Ich meinte nur meine Wangen! Also wirklich, was kann ich dafür, wenn der Onkel Marti so eine schmutzige Fantasie hat?"

Sie lachten beide.

"Der Onkel Marti würde dem Onkel Jako ja ganz gerne zeigen, WIE schmutzig seine Fantasie tatsächlich ist, aber jetzt lass uns besser erst mal hier weiter machen."

Der Teig kam erst mal in den Kühlschrank, und sie wendeten sich den Zimtsternen zu.
 

Jako begann, Eier zu trennen. Die Schüssel mit den Eigelben drückte er Marti in die Hand.

"Stell mal in den Kühlschrank, Süßer, davon mache ich uns zum Abendessen Rühreier."

Marti gehorchte.

Und während sie weiter machten, bemerkte er, dass Jako irgendwie zerstreut wirkte. Abwesend.

Das Eiweiß war längst steif geschlagen als er immer noch den Schneebesen schwang.

Marti legte seine Hand auf Jakos.

"Hey. Reicht, glaube ich."

Jako schaute auf.

"Oh, ja, hast recht."

Er schnappte den Puderzucker und ließ ihn einrieseln.
 

Als die Teigmasse schließlich fertig war, wollte Marti seinen Schatz necken, indem er versuchte, mit dem Finger in den Teig zu fahren und etwas zu naschen. Normalerweise bekam er bei so etwas einen liebevollen Klaps auf die Finger und einen strengen Blick, der in ein Lächeln überging.

Er liebte das.

Und er war völlig erstaunt, als es ihm heute gelang, etwas Teig zu mopsen, ohne dass Jako dazwischen ging.

Er sah seinen Schatz verblüfft an.

Der schien mit seinen Gedanken ganz weit weg zu sein. "Jako?"

Keine Reaktion.

Marti fuchtelte mit den Händen vor Jakos Gesicht herum.

Nichts.

Na, der wird schon wieder zu sich kommen, dachte er und begann, schon mal ein bisschen aufzuräumen, um auf dem Tisch gleich Platz für die Backbleche zu schaffen. Er räumte Mehl, Zucker und Butter weg und stellte das gebrauchte Geschirr in die Spüle.

Hinter sich hörte er, wie Jako sich räusperte. Er kehrte zum Tisch zurück und nahm das letzte, überzählige Ei, um es in den Kühlschrank zu schaffen.

"Warst in Gedanken, was?", fragte er seinen Schatz.

Jako sah ihn immer noch etwas abwesend an und sagte:

"Ich habe mich einfach gefragt, ob wir irgendwann mal so etwas mit einem eigenen Kind machen..."

Klatsch!

Das Ei war aus Martis Händen gerutscht und auf dem Küchenboden zerschellt.



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