Zum Inhalt der Seite

Im Wechsel der Jahreszeiten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 16 - Schneeregenzyklus Teil 5 - Flachserei und Fall

Hallo Leute, eine kleine Warnung vorweg.

Das Leben ist nicht immer nur schön, besteht nicht nur aus lieben, streiten, versöhnen, fröhlich sein. Manchmal ist das Leben bitterböse, unfair und gemein.

Tut mir leid.
 

-----------
 

Sie waren auf dem Heimweg vom Schwimmbad. Warm eingepackt, denn es war in diesem November schon ziemlich kalt; es gab teilweise schon Frost, und jetzt, da sie so entspannt aus der herrlichen Wärme das Bades kamen, war die Gefahr, sich einen Schnupfen einzufangen, um so größer.

Also hatte sie dicke Winterjacken an, Mützen, Schals, Handschuhe – das volle Programm.

„Es hat Spaß gemacht, Jako. Das war ein herrlicher Tag.“

Jako nickte.

„Ja, finde ich auch. Gut, dass wir uns dafür Zeit genommen haben.“

Er schmunzelte.

„Aber, Marti, wenn du mich jemals wieder in der Öffentlichkeit 'Mäuschen' nennst, versohle ich dir vor allen Leuten den Hintern. Klar?“

Jetzt musste auch Marti grinsen.

„Aber klar doch, Beauty.“

„Was?!“

„Na ja,“ sagte Marti, „ich finde es unfair, dass du mich immer Frechdachs nennst, (was ich nebenbei bemerkt total gerne mag), aber ich für dich keinen Kosenamen habe. Außer Schatz, und Gatte und so, aber das sagst du ja auch zu mir, also zählt das nicht. Na ja, und Beauty passt doch... Oder soll ich dich besser Prinzessin nennen?“

Sein Grinsen wurde breiter.
 

Jako verschluckte sich fast.

„Prinzessin?! Nein, bloß nicht! Wie kommst du nur auf so was?“

Marti sagte nichts, kicherte nur in sich hinein.

„Also bleiben wir bei Beauty.“

Jako guckte gespielt finster.

„Also viiiel passender und den Realitäten entsprechend wäre ja Herr und Meister!“

„Ja nee, is klar“, sagte Marti mit Atze-Schröder-Stimme und schon brachen sie wieder mal beide in fröhliches Lachen aus.
 

Am Ende mussten sie sich beeilen, die U-Bahn noch zu bekommen, denn die fuhr gerade ein, als sie oben an der Treppe zum U-Bahn-Tunnel eintrafen. Sie sausten im Marti- Schritt die Treppen runter, also mehrere Stufen auf einmal nehmend, den Boden fast nicht berührend, und das auch noch Hand in Hand... es war ein Wunder des Schicksals, dass sie das auch diesmal wieder ohne nennenswerte Blessuren schafften. Außer Atem aber immer noch lachend ließen sie sich auf eine freie Bank fallen, und jappsten nach Luft.

Es dauerte ein paar Minuten, biss sie sich wieder unterhalten konnten.
 

„Was hat du morgen für Pläne, Marti?“

„Ich werde nach der Arbeit wieder in die Klinik fahren. Da Alex ab nächste Woche in die Rehaklinik kommt, will ich sie diese Woche jeden Abend besuchen. Die Reha macht sie dann in Potsdam. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich sie dort gerne mal an nem Wochenende überraschen, okay?“

„Klar“, sagte Jako.

Er hatte erlebt, wie sehr sich sein Mann mit dem Mädchen angefreundet hatte. Und er liebte ihn dafür noch um so mehr, sofern das überhaupt möglich war.

Marti hatte der tapferen jungen Dame eine Menge Fröhlichkeit in ihr Krankenzimmer gebracht, hatte mit ihr Musik gemacht, hatte sie zum Lachen gebracht, und ganz nebenbei die Herzen der kompletten Schwesternschaft der Station erobert. So war er eben. Sein Marti.

„Klar werden wir sie dort überraschen, Marti. Ich weiß doch, wie sehr du sie ins Herz geschlossen hast. Wenn sie nicht erst elf wäre, könnte ich glatt eifersüchtig werden“, sagte er und grinste.

„Ach“, sagte Marti gespielt leidend, „selbst wenn ich wollte, hätte ich keine Chance bei ihr. Sie hat schon nen anderen. Der heißt Schnuppel, ist dreißig Zentimeter groß und hat lange, zerzauste Ohren. Ich armer Verschmähter.“

Jako lachte. Ja richtig, der schon ziemlich mitgenommene Plüschhase, den Alex seit frühesten Kindertagen besaß. Marti hatte ihm davon erzählt. Sie liebte ihn heiß und innig, obwohl es ihr manchmal peinlich war, das zuzugeben, denn mit elf war man ja schon so furchtbar erwachsen.
 

Marti krauste die Stirn.

„Also wenn ich es mir recht überlege … Schnuppel, das wäre doch auch ein toller Kosename für dich...“

„Wage es ja nicht!“, knurrte Jako.

„Dann doch lieber Beauty.“

Marti lachte.

„Hab ich dich also überzeugt?“

„Ja, aber nur unter verschärftem Protest“, sagte Jako, und doch wussten sie beide, dass das so nicht stimmte, denn Jako fand den Spitznamen eigentlich ganz schön. Na klar war er ein klitzekleines bisschen eitel. Warum auch nicht, niemand konnte bestreiten, dass er gut aussah, und er genoss das auch. Und wenn sein Mann das auch so sah, und ihm auch gerne zu verstehen gab, unter anderem durch diesen Kosenamen – was sollte er da schon dagegen haben?

„Kann ich mit leben“, sagte Marti.

„Immerhin trifft der Spitzname zu. Während du mich Frechdachs nennst, während ich doch niiiiemals nie nicht frech bin!“

Und er schaute mit dem unschuldigsten Welpenblick drein, den er auf die Schnelle hinbekam.

Jetzt war es an Jako, loszulachen.

„Du und nicht frech? Also Marti, wenn ich anfange, an den Fingern abzuzählen, brauche ich noch mindestens zwanzig Mann, damit die Finger reichen!“

„Mann, Jako, gib doch wenigstens zu, das du meine kleinen Frechheiten magst!“

„Niemals! - Na ja, doch, klar...“

Und Jako beugte sich herüber zu seinem Mann und küsste ihn zärtlich auf die Nase.

Marti packte zu, hielt seinen Mann im Nacken fest und legte seine Lippen auf die seines Gatten. Es wurde ein zärtlicher, liebevoller Kuss, in dem sie so sehr ausdrückten, was sie einander bedeuteten.
 

Sie fühlten sich wohl, so mit ihrem Geplänkeln, und genossen es einfach zusammen zu sein.
 

Sie stiegen aus der Bahn, gingen, diesmal in normalem Tempo, die Treppen hoch und hatten noch ein paar Minuten zu laufen bis nach Hause. Der Abend war verdammt kalt, und sie freuten sich auf ihre gut geheizte Wohnung, das kuschelige Sofa, eine schöne Tasse Tee und eine warme, schnurrende Katze.

Sie gingen jetzt Hand in Hand, in recht flottem Schritt, da sie schnell nach Hause wollten.
 

Da klingelte Jakos Handy.

Er zog einen Handschuh aus, fummelte das Telefon aus der Manteltasche und nahm ab.

„Hallo? Ah, Gerald.“

Marti sah, wie er lauschte.

Wie sein Gesicht blasser wurde.

Seine Augen groß.

„O.. okay.. Oh Gott... wann?“

Martis Mund wurde trocken. Was war da los?

Wieder hörte er Jako stammeln.

„Ja natürlich... Scheiße... ja, ich sage es ihm... Oh Gott, es tut... ja.. ja. Bis dann.“

Jako legte auf.
 

„Jako? Jako was ist los?“

„Marti... das war Gerald, der Bruder von Alex, du erinnerst dich sicher an ihn...“

„Ja natürlich, ist irgendwas mit Alex? Nun sag schon!“

Jako schluckte. Seine Augen blickten entsetzt, seine Knie zitterten.

„Marti, sie ist.. sie hatte irgendwelche inneren Blutungen, ich habe Gerald nicht genau verstanden, aber... sie ist heute Vormittag gestorben!“
 

Marti schwankte der Boden unter den Füssen.

Es sackte zusammen, Jako fing ihn gerade so auf.

Es war das erste mal in seinem Leben, dass er den Verlust eines Menschen verkraften musste, der ihm etwas bedeutete.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück