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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Spin off - Das Interview mit Jako

Das Interview mit Jako hatte sich irgendwie immer wieder verschoben, aber nun, ein paar Tage, nachdem Flo Marti interviewt hatte, fanden sie beide Zeit. Jako war zu Flo und Ina gekommen, Ina war jedoch gleich wieder losgezogen, mit ner Freundin, Mädelsabend machen. Also hatten beide die Wohnung für sich und konnten in Ruhe im Wohnzimmer reden.

Flo hatte auch hier wieder das Aufnahmegerät aufgebaut.

Er bot Jako eine Mate an.

„Ja gerne, wenn man viel redet, ist trinken nicht verkehrt."

Flo holte also zwei Flaschen des Getränks und dann legten sie los.
 


 

Flo: Jako, mit Marti habe ich bereits gesprochen und er hat mir einige wertvolle Einblicke geliefert. Dennoch danke ich dir, dass du mir auch deine Seite der Beziehung schildern wirst. Das wird sicher interessant.
 


 

Jako: Was möchtest du wissen?
 


 

Flo: Du bist derjenige, der in eure Beziehung das Sagen hat?
 


 

Jako: Ja. So kann man das ausdrücken.
 


 

Flo: Was bedeutet das für euren täglichen Umgang miteinander?
 


 

Jako: Nun, ich treffe die Entscheidungen. Ich erteile Marti Anweisungen. Oder Verbote. Verwöhne ihn, belohne ihn, umsorge ihn, wenn er gehorcht. Und bestrafe ihn, wenn er das nicht tut.
 


 

Flo: Das klingt verdammt altmodisch.
 


 

Jako: Ich schätze, das ist es auch. Aber das ändert nichts daran, dass es für uns beide genau das richtige ist.
 


 

Flo: Marti jedenfalls scheint sich damit sehr wohlzufühlen.Das kam bei seinem Interview für mich raus. Und du?
 


 

Jako: Ich auch. Sonst würde ich das nicht machen. Weißt du, Flo, das ist keine Phase oder Macke oder so, das ist ein Lebensstil. Zieht sich bis in alle Winkel des Zusammenlebens. So was tut man nicht aus ner Laune heraus, sondern weil man so leben will. Mit Betonung auf leben. Und auf will.
 


 

Flo: Verstehe. Und ihr seid beide glücklich damit.
 


 

Jako: Ja. Merkt man doch, oder?
 


 

Flo: Ja. Dass ihr glücklich seid, sieht man drei Meilen gegen den Wind.
 


 

Jako: Ja, aber bitte deutsche Landmeilen. Die sind länger als Englische oder Seemeilen.
 


 

Flo: Blödmann. (lacht) Aber, Jako, du hast dir damit doch eine ziemliche Verantwortung aufgeladen. Im Prinzip ja die Verantwortungen für euch beide.
 


 

Jako: Tut man das nicht immer in einer Beziehung?
 


 

Flo: Schon, aber das ist doch noch anders, oder?
 


 

Jako: Ein bisschen anders vielleicht. Aber so sehr unterscheiden wir uns nicht von anderen Paaren. Wenn ein Paar eine Entscheidung zu treffen hat, und sei es nur, ob es Reis oder Nudeln zum Abendessen gibt, dann müssen die Wünsche beider Partner in die Entscheidung eingezogen werden. Das ist bei uns doch genau so. Der einzige Unterschied ist, dass die eigentliche Entscheidung am Schluss ich alleine zu treffen habe. Insofern hast du recht, das ist dann die Mehrverantwortung, die ich habe.
 


 

Flo: Belastet dich das?
 


 

Jako: Ach Quatsch. Erstens mache ich das gerne, weil ich es genieße, meinem Partner gegenüber, nun, dominant sein zu dürfen. In sofern bin ich Marti dankbar, dass er das Bedürfnis nach Unterordnung hat. Und zweitens tue ich das gerne für ihn, weil es ihn glücklich macht und ich ihn über alles liebe.
 


 

Flo: Wie ist das, wenn du eine Entscheidung triffst, die ihm so überhaupt nicht passt? Bekommst du das überhaupt mit?
 


 

Jako: Natürlich. Glaub mal, Marti gehorcht mir zwar, aber er kuscht nicht. Wenn ihm etwas nicht passt, dann macht er mir das ziemlich deutlich klar.
 


 

Flo: Wie?
 


 

Jako: Marti ist nicht auf den Mund gefallen, du kennst ihn, das solltest du eigentlich wissen.
 


 

Flo: Hast recht.
 


 

Jako: Es ist ja so. Wenn Entscheidungen anstehen, und wir dazu unterschiedlicher Ansicht sind, dann diskutieren wir. Legen unsere Argumente dar. Da geht es manchmal ganz schön zur Sache. Und die letzte Entscheidung, die treffe dann eben ich. Und da beziehe ich meine Argumente genauso ein, wie Martis.
 


 

Flo: Gut, aber wenn die Entscheidung nun eben so ausfällt, wie es Marti nicht passt?
 


 

Jako: Da muss er dann durch.
 


 

Flo: Heißt?
 


 

Jako: Da erwarte ich dann Gehorsam. Ohne wenn und aber.
 


 

Flo: Und das klappt?
 


 

Jako: Ja. Meistens.
 


 

Flo: Also nicht immer.
 


 

Jako: Natürlich nicht immer. Marti ist ein Mensch, und manchmal ein verdammter Dickkopf.
 


 

Flo: Hast recht, das kann er tatsächlich sein.
 


 

Jako: Das gehört auch zu den Dingen, die ich an ihm liebe...
 


 

Flo: Fühlst du dich Marti überlegen?
 

Jako: Du hast eine seltsame Vorstellung von unserer Art der Beziehung. Nein, ich fühle mich ihm nicht überlegen. Er ist mir nicht unterlegen. Wir sind beide Partner auf Augenhöhe.
 


 

Flo: Das hat Marti in ähnlicher Form auch gesagt. Er fühlt sich erstaunlicherweise in eurer Beziehung absolut gleichberechtigt.
 


 

Jako: Ist er ja auch. Weil seine Meinung nicht mehr und nicht weniger zählt als meine.
 


 

Flo: Okay. Das habe ich inzwischen verstanden. So nächste Frage. Es kommt vor, dass Marti dir eben doch nicht gehorcht und du ihn bestrafst. Wie fühlt sich das für dich an?
 


 

Jako: Zwiespältig. Natürlich ist es in Ordnung und fühlt sich gut an. Für mich gehört es dazu, es ist sozusagen neben Liebe, Verständnis und Autorität ein weiteres Instrument, mit dem ich meine Anweisungen durchsetzen kann. Es gibt mir irgendwie Geborgenheit, dass Marti mir so sehr vertraut, das er es vorbehaltlos akzeptiert, ja sogar wünscht, von mir bei Ungehorsam betraft zu werden.
 


 

Flo: Marti sprach in dem Zusammenhang auch von Geborgenheit.
 


 

Jako: Ja, das empfinden wir wohl beide so. Nichtsdestotrotz ist das Bestrafen selber nicht schön, genauso wenig, wie Marti seine Strafe, was auch immer es im Einzelfall ist, schön findet. Aber dazu sind Strafen ja auch nicht da. Manchmal leidet er ganz schön drunter. Und dann leide ich auch, weil ich ihn so lieb habe.
 


 

Flo: Okay, und ihn dann eben nicht zu betrafen, wäre keine Option?
 


 

Jako: Nein, und zwar, weil Marti dann unzufrieden wäre... oder sogar unglücklich. Er empfindet das nämlich auch als Geborgenheit, als Sicherheit. Ist sicher nicht leicht zu verstehen, aber das ist, neben vielen anderen Dingen, die man als liebendes Paar so tut, eine Art, ihm meine Liebe zu zeigen.
 


 

Flo: Ihr liebt euch sehr, ihr beiden, das sieht jeder, der euch nur anschaut, und erst recht jeder, der länger mit euch zu tun hat. Was ist für dich denn das schönste an eurer Beziehung?
 


 

Jako: Dass ich mit Marti so herrlich lachen und rumalbern kann. Und dass Marti so feinfühlig ist: der spürt genau, wenn irgendwas irgendwo nicht im reinen ist, und hat einfach ein Händchen dafür, im richtigen Moment das richtige zu tun und zu sagen.
 

Flo: Das bewunderst du an ihm?
 


 

Jako: Ja. Neben vielem anderen.
 


 

Flo: Aha?
 


 

Jako: Ja klar. Er hat so viele Talente, die ich nicht habe. Ich meine, ich bilde mir ein, ein ganz guter Musiker zu sein. Aber ich bin halt der Mann der Saiteninstrumente. Marti dagegen kann so ziemlich allem Töne entlocken, was auch nur im entferntesten dazu gedacht ist, und auch Dingen, die eigentlich ganz andere Zwecke haben... (grinst)

Außerdem ist er unglaublich schnell. Hallo Jako, ich mach mal nen Loop, Steve ist hinter der Kamera. Und dann zwei- drei Stunden später: Hallo Jako, wir sind soweit fertig. Und ich schaue dann auf das, was Felix und ich in der Zeit geschafft haben und denke, uuuups... Aber dafür ist sein Stimmvolumen nicht so ausgeprägt. Wenigstens etwas, was ich besser kann... (grinst wieder).
 


 

Flo: (lacht)
 


 

Jako: Na ja, und seine Fröhlichkeit, seine Lachanfälle, seine liebenswerte Verrücktheit... er ist einfach großartig.
 


 

Flo: Du liebst ihn ganz heftig, oder?
 


 

Jako: Ja. Er ist die große Liebe meines Lebens. Ohne ihn würde ich verkümmern und eingehen.
 


 

Flo: Wow, das klingt stark. Er bedeutet dir sehr viel?
 


 

Jako: Alles.
 


 

Flo: Ihr werdet im Sommer heiraten. Wie läuft das da? Seid ihr euch einig, wie das so ablaufen soll?
 


 

Jako: Ja, sind wir tatsächlich. Oh Himmel, ich freue mich darauf!
 


 

Flo: Und wollt ihr das mit dem Führen und Gehorchen echt ein Leben lang durchziehen?
 


 

Jako: Warum sollten wir nicht? Also aus heutiger Sicht der Dinge haben wir das vor, ja. Schließlich ist das unsere Art, eine überaus glückliche Beziehung zu führen. Liebe und Vertrauen ist dafür wichtig. Beides empfinden wir füreinander. Aber Liebe und Vertrauen sollten doch in jeder Beziehung die Grundlagen sein, oder?
 


 

Flo: Da hast du wohl recht.
 


 

Jako: Und sollte irgendwann im Leben der Tag kommen, wo aus irgendeinem Grund einer von uns damit nicht mehr glücklich ist, dann müssen wir eben reden und Lösungen finden. Weißt du, ich liebe Marti ja nicht deswegen, weil er mir gehorcht, sondern weil er Marti ist. Und umgekehrt genauso, verstehst du?
 


 

Flo: Ja, das leuchtet ein.
 


 

Jako: Aber ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum das irgendwann mal so sein sollte. Ich meine, diesen Lebensstil haben wir beide für unser Leben ausgewählt. Und es macht uns glücklich, so zu sein. Und das ist doch der Punkt.
 


 

Flo: Mal was ganz anderes. Was passiert eigentlich, wenn du mal Scheiße baust? Wenn du mal was anstellst, was Marti sauer macht?
 

Jako: (lacht) Du kannst mir glauben, Flo, Marti hat Mittel und Wege, mir klarzumachen, dass ihm was nicht passt.
 


 

Flo: Wie zum Beispiel?
 


 

Jako: Also erst mal: hast du Marti schon mal vor Wut ausrasten sehen? Nein? Schätze dich glücklich. Es gibt nicht viele Leute, die ihn dazu bringen, ich fürchte allerdings, ich gehöre dazu... Und dann Gnade Gott demjenigen, der seinen Zorn auf sich gezogen hat...
 


 

Flo: Ja, so kenne ich Marti tatsächlich nicht.
 


 

Jako: Na ja, und Martis tief enttäuschten Blick, wenn ihm etwas nahe geht... (guckt verlegen), wenn ich mal wieder die Finger nicht von Zigaretten lassen kann, z. B. ... Der Blick geht unter die Haut. Und spätestens, wen er zwei Tage kein Wort mit geredet hat, bin ich nur noch ein winselndes Bündel zu seinen Füßen.
 


 

Flo: Oh wow, das sind also sie Sachen, mit denen er dich dran kriegt...
 


 

Jako: (grinst schief), ja, das und ganz klassischer Sexentzug.
 


 

Flo: (verschluckt sich an seiner Mate) Also so genau wollte ich nun nicht wissen...
 


 

Sie lachten beide, und es dauerte ne Weile, bis sie wieder vernünftig weiter reden konnten.

Flo kontrollierte die Aufzeichnung, ja, da hatte alles geklappt.

Also machten sie weiter.
 


 

Jako: Wir haben mal versucht, unsere Rollen zu tauschen. Für ein paar Stunden. Ich habe das ausprobieren wollen... es hat nicht funktioniert.
 


 

Flo: Interessant.
 


 

Jako: Ja, es war für uns beide total seltsam. Ich habe mich unwohl dabei gefühlt, wobei es ganz okay war, denn immerhin vertraue ich Marti zutiefst. Würde ihm mein Leben anvertrauen. Aber, na ja, Marti war total unglücklich damit.
 


 

Flo: Und wie ist das dann ausgegangen?
 


 

Jako: Marti hat das ganze abgebrochen. Und wir haben uns hinterher noch sicherer gefühlt, haben noch mehr als vorher gewusst, dass wir in unseren selbstgewählten Rollen glücklich und zufrieden sind. Insofern war das ganz gut.
 


 

Flo: Ja, manchmal braucht man wohl solche Erfahrungen.
 


 

Jako: Wie auch immer, so wie es ist, ist es gut. Und ansonsten lassen wir einfach auf uns zukommen, wie sich alles entwickelt.
 


 

Flo: Apropos Entwicklungen. Verändert sich euer Verhältnis zueinander? Ich meine, so im Laufe der Zeit...?
 


 

Jako: Na klar. Das entwickelt sich in der Tat auch. Wie soll ich sagen... Meine Dominanz wird stärker im Laufe der Zeit. Martis Bereitschaft, sich unterzuordnen auch. Zu Anfang war das ganze noch sehr vorsichtig. Eher spielerisch,. Inzwischen ist es ernster, geht tiefer. Aber das ist doch auch in anderen Beziehungen nicht anders, oder?
 


 

Flo: Ja klar.
 


 

Jako: Wir gehen halt unseren Weg und wir... wie soll ich sagen... sehen das, was zwischen uns ist, nicht als etwas starres an, sondern als etwas dynamisches. Nur so kann es funktionieren.
 


 

Flo: Und wie geht ihr mit Streit um?
 


 

Jako: Ich fürchte, nicht besonders geschickt.
 


 

Flo Was meinst du damit?
 


 

Jako: Na ja, dadurch dass Marti mir gehorcht, haben wir keine Zänkereien um Kleinigkeiten. Wenn wir uns Streiten, dann heftig. Und da wird es dann durchaus kompliziert. Dadurch, dass wir beide sehr emotionale Menschen sind, knallt es dann richtig. Na ja, bisher hatten wir nur einen echten Streit, und da war es jedenfalls so. Wir haben uns beide nicht sehr erwachsen verhalten. Wobei ich zugeben muss, der größere Idiot war ich.
 


 

Flo: Aber wie man sieht habt ihr euch wieder eingekriegt.
 


 

Jako: Ja, und wir haben uns ausgesprochen. Marti ist derjenige, der das Gespräch sucht, wenn irgendwas nicht passt. Mir liegt es nicht so, den Anfang zu machen, aber, na ja, ich bin lernfähig. Versuche mein bestes. Und hoffe ja, dass ich noch viele Jahre zum üben habe.
 


 

Flo: Klingt gut.
 


 

Jako: Ja. Ist doch klar: nicht nur ich beeinflusse Martis Handeln. Ich tue das vielleicht direkter. Aber er beeinflusst auch mich. Was wäre das für eine Beziehung, wo das nicht so wäre! Ich lerne viel von ihm und es gibt immer mal wieder Augenblicke, wo ich mich frage, wer von uns tatsächlich die Hosen anhat. (Grinst.) Marti ist eben was ganz besonderes. Weißt du, für mich ist er der Mann fürs Leben, und das ist das allerwichtigste.
 


 

Flo:Schönes Schlusswort. Ich danke dir.
 


 

Flo schaltete das Aufnahmegerät aus und prüfte, ob alles geklappt hatte.

Und als sie anschließend noch ein bisschen saßen und quatschten, fühlte er Jako vorsichtig auf den Zahn. Der wusste von nichts. Marti hatte die Klappe gehalten. Er hatte Jako nichts von Flos und Inas Experiment erzählt.

Also holte Flo Luft und erzählte es nun selber.

Jako war fasziniert.
 


 

Flo war dankbar für die beiden Interviews. Er steckte eine Menge Arbeit in ihre Aufarbeitung und das lohnte sich.

Seine Bewertung war super.

Marti und Jako lud er als Danke schön ins Kino ein.
 


 

Es wurde ein sehr netter Abend.



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