Zum Inhalt der Seite

Horrorgeschichten am Lagerfeuer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

"Das ist doch bescheuert", kommentierte der weißhaarige Junge mit verdrehten Augen und schien gerade aufstehen zu wollen, um zu gehen, als Grimmjow ihn provokant ansah: "Hast du etwa Angst, Chibi?" Und sofort erschien die pulsierende Ader auf der Stirn des Kleineren, wie immer wenn jemand ihn wegen seiner Größe aufzog.
 

"Hab ich nicht!", verteidigte er sich auch sofort und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann würde er halt bleiben und sich diese bescheuerten Gruselgeschichten anhören! Angst hatte er jedenfalls nicht! Und er war genauso alt wie alle anderen in diesem blöden Camp auch!
 

Seine Eltern hatten gemeint, er solle doch mal neue Leute kennenlernen und ihn ohne weiteres Nachfragen hier angemeldet. Tja und so kam es, dass er jetzt mit sechs anderen Jungen um ein bescheuertes Lagerfeuersaß und Gruselgeschichten erzählt bekommen sollte.
 

Na kommt, wo war das Stockbrot und der Alkohol? Das fehlte noch und sie hätten einen blöden amerikanische Teeniefilm.
 

Toshiro verdrehte genervt die Augen.
 

Aber Toshiro war nicht der Einzige, dem die Idee von Gruselgeschichten am Lagerfeuer missfiel. Auch Uryu schien sich eine besseren Beschäftigung für den Abend vorstellen zu können und Ulquiorra… Nein, Ulquiorra sah wohl immer so aus. Prinzipiell war er wohl tatsächlich derjenige, der am ehesten auf diesen ganzen Horrorkram stand, oder?
 

Er sah zumindest danach aus.Vielleicht opferte er ja heimlich Katzen im Keller…Ichigo, Renji, Shinji und Grimmjow aber waren von ihrer Idee jeden Falls ganz begeistert. Campingausflüge und Lagerfeuerlieder waren immerhin nur etwas für Kleinkinder, also musste man es erwachsenengerecht machen und was eignete sich da besser als den eigenen Heldenmut an Gruselgeschichten zu beweisen?
 

"Alles klar, ich kenn eine", meldete sich Ichigo dann als Erster zu Wort und griff die Taschenlampe, die als Redesymbol dienen sollte. "Also, ein Mann und eine Frau haben gerade geheiratet und machen jetzt ihr Hochzeitsfoto vor der Kirche. Die beiden, die Trauzeugen und so weiter. Und sie nehmen dafür eine Sofortbildkamera - Wisst ihr, diese Dinger, wo man sofort das fertige Bild hat. Also stellen sich alle lächeln in die Kamera.""Zu viel Vorgeschichte, Mann, jetzt komm endlich zum Punkt.""Halt die Klappe, Grimmjow. Also machen sie ein Foto und der Ehemann geht zum Fotographen, um es sich anzusehen. Doch darauf ist etwas Entsetzliches zu sehen! Inmitten der Hochzeitsgäste steht seine Frau, ihr Brautkleid getränkt in Blut und ohne ihren Kopf. Dahinter steht eine andere Frau, deren Gesicht von einem Schleier verdeckt ist. Als der Mann aufsieht, hört er wie die Brautjungfern schreien und sieht, wie seine Frau verblutet. Von der Verschleierten ist nichts mehr zu sehen."
 

"Uh~", säuselte Shinji grinsend, alles andere als verschreckt von Ichigos Geschichte: "Bestimmt der Geist einer verstorbenen Verflossenen, die er am Altar stehen gelassen hat und sich das Leben genommen hat."Ichigo sah ihn genervt an: "Halt doch die Klappe, Shinji, oder erzähl eine bessere."Ohne zu zögern packte Shinji die angebotene Taschenlampe und begann: "Das ist nicht schwer. Also, eine Frau will ihrem Mann eine Freude zum Hochzeitstag machen und einen Strauß rote Rosen kaufen, aber -""Die Verkäuferin hat nur noch schwarze und sie tötet durch die Blumen den Mann, bis die Frau ihr die Hand abschneidet. Die hat 'nen Bart, Mann!""Hat den Mund, Grimmjow."
 

"Jetzt lass mal den Profi ran!" Der Blauhaarige griff nach der Taschenlampe und richtete sie auf sein Gesicht, sodass sich die Schatten dunkel davon abhaben. Ganz genau, wie man es aus einen schlechten amerikanischen Horrorfilm erwartete, in dem gleich das Monster aus der Geschichte zum Leben erwacht: "Das ist eine wahre Geschichte." Seine Stimme war verschwörerisch, sein Blick durchbohrend. Eine Show, wie man sie von jemandem, der sich seine Haare blau färbte erwarten konnte.
 

"Nur weil sie im Internet steht, ist sie nicht gleich wahr, Idiot", kommentierte Toshiro noch leise und augenverdrehend, wovon sich Grimmjow aber nicht beirren ließ: "Es passierte kurz nach einer großen Hungersnot auf einem alten Bauernhof, auf dem zwei Familien lebten. Beide hatten ein Kind, die eine einen Jungen, die andere ein Mädchen, beide etwas gleich alt und gemeinsam aufgewachsen. Jeden Tag gingen die beiden gemeinsam in die Stadt, um ihre Ernte zu verkaufen oder aufs Feld, um zu säen oder zu ernten und kehrten am Abend auch gemeinsam auf den Hof zurück. Immer gingen sie Hand in Hand über die alten Straßen, egal ob das Wetter gut war oder nicht. Sie waren nur Freunde, das dachte zumindest der Junge, der sie nie als ein Mädchen angesehen hatte oder vielleicht einfach noch nicht realisierte, dass es überhaupt Mädchen und Jungen auf der Welt gibt. Doch der Hunger hatte ihren Tribut geschlagen.""Dass du solche Worte überhaupt kennst", meinte Renji erstaunt, als seine Sprache plötzlich so hochgestochen klang, wo er doch sonst nur fluchte. Und man sah Grimmjow das "Halt die Klappe" schon an, als er sich doch entschied einfach weiterzuerzählen und die Atmosphäre zu halten, die zumindest angespannter war als bei den Geschichten zuvor.  "Die Familie des Jungen floh aus dem Land, um andernorts ihr Glück zu suchen. Und als das Mädchen das erfuhr, hielt sie seine Hand jeden Tag fester, ganz so als wolle sie sie zerdrücken. Der Junge hatte richtige Blutergüsse an der Hand. Sie wollte alles dafür geben, dass er blieb. Und dann" - Ganz plötzlich erhob er seine Stimme - "hatte sie Gelegenheit dazu. Am Tag vor dem Aufbruch hatten sie einige Kartoffeln aus der Erde holen können. Und als sie sie gemeinsam mit ihrer Mutter gekocht hatte, servierte sie dem Jungen seinen Teller." Er machte eine dramatische Pause, in der er jeden einmal ansah, dann fuhr er fort: "Als der Junge in eine der Kartoffel bis und schluckte, rissen ihm Nadeln im Inneren den Mund auf und er verblutete daran."
 

Stille legte sich über die Gruppe, als Grimmjow immer leiser werdend endete.
 

Dann brachen Ichigo und Renji zeitgleich in Lachen aus. "Getötet von Nadeln in einer Kartoffel? Willst du mich verarschen?", forderte Ichigo zu wissen ein. Wenn er ehrlich war, hatte er vielleicht eine Gänsehaut gehabt zwischendurch, aber dieses Ende war lächerlich!
 

"Wenn er sie geschluckt hat, könnte das echt-", setzte Ishida zu sprechen an, doch er wurde sofort von Grimmjow unterbrochen:  "Er nerdet wieder rum! Erzähl etwas gruseliges oder gib die Taschenlampe weiter!"
 

Mit einem deutlich unterkühlten Ausdruck in die Richtung des Blauhaarigen tat er Zweiteres und verkniff sich bissige Kommentare über biologisches Grundwissen.
 

Jetzt war das Los an Renji, der einen Moment nachdachte und dann über beide Ohren grinsend begann: "Ich erzähle euch die Geschichte von Chappy, dem Killerkaninchen."
 

"Ist Chappy nicht dieser Hase, den Rukia überall drauf malt?", unterbrach Ichigo den Rothaarigen gelangweilt, bevor dieser überhaupt begonnen hatte, erntete aber nur einen sehr bösen Blick des Erzählers und beschloss mit einem Schulterzucken zu schweigen.
 

"Chappy war einst der Plüschhase eines kleinen Mädchens. Flauschig und weich und kuschelig und süß halt, das perfekte Kuscheltier für ein kleines Mädchen mit rosanen Öhrchen und langen Wimpern. Und das kleine Mädchen liebte ihren Plüschhasen. Sie nahm ihn überall mithin und konnte nicht eine Nacht ohne ihn schlafen. Wenn er gewaschen werden musste, musste er bis abends immer wieder trocken sein, denn ohne ihn konnte das Mädchen nicht einschlafen." Renji legte eine dramatische Pause ein, obwohl noch gar nichts grusliges passiert war und fuhr dann fort: "Und dann verlor das Mädchen bei einem Verkehrsunfall ihr Leben." Wieder eine Pause, in der die Geschichte vor Renjis innerem Auge langsam Gestalt annahm, während er sie erzählte. "Chappy wurde im Dreck der Gosse getränkt in das Blut seiner Besitzerin liegen gelassen, bis das Wetter ihn fast unkenntlich gemacht hatte. Bis eine junge Mutter das Plüschtier fand und mitnahm."
 

In einem Busch hinter den Jungen knackte es und Renji nutzte diesen Moment aus, um zum finalen Punkt zu kommen: "Der Autofahrer wurde am nächsten Tag tot aufgefunden, wie er getränkt in sein eigenes Blut in der Gosse lag. Neben ihm kniete die schluchzende Frau, den Plüschhasen mit den rosanen Ohren noch in den zitternden, blutverschmierten Händen."
 

Dieser Geschichte folgte eisernes Schweigen, bis Ichigo den Mund öffnete.
 

"Alter, ich kann es nicht ernst nehmen. Stell dir das mal alles von Rukia gemalt vor. Alles, aber nicht gruselig." Er lachte laut los und übertönte so, dass laute Rascheln der Büsche.
 

Auch Renji musste zugegebener Maßen grinsen. Vielleicht war es weniger eine Gruselgeschichte als eine Comedy geworden.
 

Grimmjow nahm Renji doch etwas grob die Taschenlampe ab und warf sie dann quer übers Feuer dem letzten Jungen der Runde zu. "Jetzt bist du dran, Emo. Mach deinem Ruf alle Ehre."
 

Eiskalt bohrten sich Ulquiorras grüne Augen in die von Grimmjow, während er die Taschenlampe ausschaltete und ohne zu zögern zu erzählen begann.
 

"In einer kleinen Stadt mitten im Wald nahe den Bergen gibt es eine Sage. Sie erzählt die Geschichte der grauen Frau, die immer dann erschien, wenn jemand neu in die Stadt zog. Sie soll einst in einem alten Herrenhaus etwas außerhalb gelebt haben zu einer Zeit, als die Stadt in einer finanziellen Krise steckte und die Verwaltung sich nur damit zu helfen sah, den nahegelegenen Steinbruch wieder zu eröffnen, weshalb immer mehr Arbeiter angeworben wurden und in die Stadt kamen. Schon bald lebten in der Stadt mehr Fremde als dort Beheimatete und man sah sie wohin man auch ging. Aber es half, die Stadt blühte in dieser Zeit wieder auf und schon bald sahen sich die Zugezogenen viel mehr als Bürger der Stadt an als die Menschen, die dort schon lange lebten. Sie nahmen sich eins um andere Recht heraus und eines Tages kamen einige von ihnen auch zu dem Herrenhaus, um mit dem Hausherren, dem der Steinbruch gehörte, über eine Gehalterhöhung zu sprechen. Doch es war nur seine Tochter zu Hause, eine junge, aber hübsche Frau, die die Männer sofort zu besitzen trachteten."
 

Auch wenn Grimmjow der Spruch über die seltsam hochgesprochene Sprache des Schwarzhaarigen bereits auf den Lippen lag, schwieg er. Es herrschte eine seltsame Anspannung um das langsam erlöschende Feuer.
 

"Das Mädchen aber wollte ihre Tugend bewahren und wies die Männer ab. Kaum hatte sie sich umgedreht, um sie zur Tür zu führen, griff einer der Arbeiter den Schürhaken, der am Feuer lehnte und schlug sie damit bewusstlos."Einen weiteren Moment herrschte Stille zwischen den Anwesenden, dann löste Ulquiorra sie wieder auf.
 

"Die Arbeiter hatten in dieser Nacht ihren Spaß und missbrauchten die halb bewusstlose Frau und ließen sie dann zurück. In ihrem Leid nahm die junge Frau sich in dem Steinbruch das Leben."
 

Einen Moment schien die Geshcichte zu Ende, doch wieder stoppte die Anspannung in der Dunkelheit jeden Kommentar der Anwesenden.
 

"Den ersten Mann traf es in der Nacht nach ihrer Beerdigung. Er schließ sich gerade an seinem Wachposten den Rausch aus, als die Öllampe erlosch und eisige Kälte sich um ihn legte, die den Mann weckte. Aus dem Grau der Steine löste sich eine Gestalt und der Wind flüsterte dem Arbeiter ihre letzten Worte zu: "Ich werde die Stadt von diesem Dreck befreien."" Wieder raschelte es unter den Bäumen. "Er wurde am nächsten Morgen gefunden, aufgespielt auf eine Spitzhacke, die Augen vor Entsetzen aufgerissen und unter dem grauen Gestein begraben."Jemand zog scharf die Luft ein.
 

"Einen nach dem anderen holte die Frau, die aus dem Gestein kam und in ihm verschwand und ein ums andere Mal wiederholte sie ihr Versprechen. "Ich werde diese Stadt von diesem Dreck befreien." Die Männer wurden geköpft, erschlagen, verbrannt und auf furchtbarste Art verstümmelt, bis zuletzt nur noch ein Fremder blieb. Der Mann, der sie bewusstlos geschlagen hatte. In panischer Angst hatte er sich in seinem Wohnwagen eingeschlossen, die Fenster mit Brettern vernagelt und kam seit Tagen nicht mehr heraus. Sie suchte ihn nicht heim. Tag für Tag wachte er wieder auf, in Schweiß gebadet und ausgezerrter als am Vortag, aber noch immer am Leben, doch die Angst verließ ihn nicht und nach einer Woche, in der er kaum geschlafen hatte, brach er seine Tür auf und rannte hinaus auf den Marktplatz, wo er seine grausame Tat in die Stadt hinausschrie und sich gerade das Leben nehmen wollte, als ihn Eiseskälte befiel und er erstarrte. Aus der steinernen Statur in der Mitte des Platzes löste sich eine Frauengestalt und kam immer näher auf den Mann zu, einen Schürhaken in der Hand."
 

"Ich werde diese Stadt von diesem Dreck befreien."Ein gellender Schrei hallte über die Lichtung, ausgestoßen von dem blauhaarigen Mann, der doch sonst immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte, und verschluckte jeden weiteren Aufschrei, den die letzten Worte aus den Kehlen aller gerissen hatte, denn es war nicht Ulquiorra gewesen, der sie ausgesprochen hatte.
 

Jeder der sechs Zuhörer hatte es von einer anderen Stimme gehört, die ihnen leise ins Ohr geflüstert wurde, während sich Gegenstände aus Metall und Holz an ihre Kehlen gelegt hatten.
 

Als das Echo langsam in den Bäumen verhallt war und wieder Stille einkehrte, begannen sie laut zu lachen, während die Jungen noch nach Luft rangen. Sogar Uryu schien sich beinahe zu Tode erschreckt zu haben.
 

Aus dem Dunkel der Bäume traten sechs Frauen heraus und grinsten breit über den Erflog ihrer Mission.
 

Nur zwei der Anwesenden waren ruhig gewesen, als Yoruichi, Soifon, Rukia, Nemu, Rangiku und Hiyori ihren Plan an Grimmjow, Renji, Ichigo, Uryu, Toshiro und Shinji umgesetzt hatten.Der Geschichtenerzähler selbst, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte und der jüngste der Runde, der noch immer ganz ruhig auf seinem Platz saß.
 

Während die Frauen noch ihren großen Sieg bejubelten, Hiyori und Shinji sich beinahe totprügelten und einander die Mundwinkel langzogen und Grimmjow sich die Lippen wundfluchte, fiel genau das Renji auf, dem die sichtlich enttäuschte Rangiku nicht entgangen war, weil allein ihr Opfer nicht geschrien hatte."Alter, was hast du denn für Nerven. Ich dachte mein Herz bleibt gleich stehen!" Er klang noch immer als wäre er einen Marathon gerannt.
 

Toshiro verdrehte nur die Augen. "Es ist schwer sich zu erschrecken, wenn einem Büste auf den Schultern liegen", sagte er völlig emotionslos und Rangikus Gesichtsausdruck hätte einen Preis für kindisches Entsetzen verdient gehabt, als sie ihre Brüste an sich drückte. "Ihr habt mich verraten?! Wie konntet ihr nur?"
 

"Außerdem war ich mit Matsumoto schon shoppen, da kann mich nichts mehr erschrecken", fügte der Unverwüstbare hinzu.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück