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und dann war alles anders

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Dienstag, 14. August 2018

Wenn ich meinen Bruder noch nicht gehasst hätte, dann spätestens jetzt.

Er ist so ein widerlicher Bastard.

Ich muss unbedingt Vater erzählen, was er alles tut!

Nicht nur Drogen verkauft er.

Den Entschluss meinem alten Herrn eine E-Mail zu schreiben habe ich getroffen, als ich an diesem Tag ein Fenster über der Terrasse öffnete. Ich hatte es mir über dem Salon mit meinem Skizzenblock gemütlich gemacht und brauchte ein wenig Durchzug.

Nein, besonders gut konnte ich nicht malen, aber es entspannte mich und half mir dabei über einige Dinge klarer zu werden.

Als ich mich wieder in den Sessel neben dem Fenster schmiss und eine leichte Brise genoss, hörte ich das Lachen meines Bruders und mit ihm zusammen das seiner dämlichen Freunde.

„Die Neue ist heiß! Ich glaube die kralle ich mir mal.“, lachte einer von ihnen. „Wie heißt sie?“

„Lavinia.“

„Vergiss es.“, warf ein anderer Typ ein. „Die hat Marco schon voll beansprucht.“

Alles lachte.

„Lasst die Kleine in Ruhe.“, befahl mein Bruder und seine Jungs verstummten.

„Hey, hast du dich verliebt, oder was?“, fragte Dean amüsiert.

„Ach, bei der Schwester sind seine Ansprüche doch viel zu hoch.“, verkündete der Nächste und Marco schnaubte.

„Was soll denn bitte an dieser Hure so besonders sein? Das macht doch keinen Spaß. Die würde sogar mit unserem Großvater vögeln, wenn der nicht schon tot wäre.“

Ich biss mir auf die Zähne, während ich regelrecht hören konnte, wie diese Hirnakrobaten um ihn herum vor Lachen über den Steinbelag der Terrasse kullerten.

„Also, was ist dann da zwischen Lavinia und dir?“

„Sie ist süß… Ja, doch, die könnte mir gefallen.“, gestand Marco und seine Jungs johlten kindisch.

„Marco ist verliebt! Marco ist verliebt!“

Was für ein Verein.

„Ich und verliebt?“, Marco klang mehr als amüsiert und fuhr finster fort: „Die Frau, die mir den Kopf verdrehen kann, existiert gar nicht. Nein, Lavinia wäre aber mal was Neues. Ich hatte noch nie einen Freak mit pinken Haaren.“

Ich rollte die Augen und überlegte bereits, ob ich das Fenster nicht doch wieder schließen sollte, als mindestens zwei Nachzügler der Truppe begrüßt wurden.

„Und?“, fragte Marco sofort – in seiner Stimme lag etwas Tiefes, Angespanntes…

„Alles klar.“, sagte der eine. „Wir haben ihn gefunden. Ist wohl mit dem Coach am Strand.“

„Das war nicht die Antwort auf meine Frage.“, knurrte Marco laut.

„Ganz ruhig, Junge.“ – es blieb eine Sekunde ruhig.

„Sehr gut. Alles da.“

„Na klar, was denkst du denn? Er wollte uns zwar erzählen, dass er sie nicht gevögelt hätte, aber…“

Noch ehe sie weitersprechen konnten lachten einige auf.

„Nicht gevögelt, wer ‘s glaubt!“, rief einer.

„Man muss zu dumm zum Atmen sein, wenn man nicht mit der im Bett war.“

„Ich muss überhaupt nicht das Unternehmen meines Vaters übernehmen, um weiterhin so reich zu sein.“, meinte auch Marco amüsiert. „Ich werde einfach Zuhälter bleiben. Die Schlampe bringt mir echt eine Menge ein.“

Mir klappte die Kinnlade runter.

Das war der neue Tiefpunkt meines Bruders.

Zuhälterei.

Erst Drogen und dann das.

Ich schüttelte den Kopf, so sehr ekelte ich mich vor diesem Arsch.

Ja, ich würde definitiv unserem Vater hiervon erzählen.

Marco lies keine Gelegenheit aus mich bei ihm schlecht zu machen. Ich wäre ständig betrunken, würde mich durch die Gegend huren, meine Noten waren unterirdisch…

Ok, irgendwo hatte er ja mit allem recht, aber diesmal würde ich die Gute sein und er das schwarze Schaf der Familie, so viel stand fest.

Ich nahm mir daher meine Sachen und ging – ohne weiter zuzuhören – in mein Zimmer.

„Hey, Sera, Baby.“, hörte ich schon Dean rufen, als er mich entdeckte, während er die Treppe heraufsprang – scheinbar auf der Suche nach mir.

Noch vor wenigen Tagen hätte ich mich wahnsinnig auf ihn gefreut, doch seit Samstag war einfach alles anders.

Früher war er derjenige, der meine Gedanken bestimmte, seit der Party im Wohnheim gab es nur noch einen – und er war dieser jemand definitiv nicht!

„Was für ein Zufall, wir wollen wohl beide in dein Zimmer.“, schnurrte Dean bereits und holte mich kurz vor meiner Tür ein.

„Verschwinde, ich hab keinen Bock auf dich.“

„Hä? Schon wieder?“, fragte er und machte ein unglückliches Gesicht.

„Mach dich vom Acker.“, warf ich ihm noch einmal an den Kopf und schlug die Tür hinter mir zu.

In weiser Voraussicht drehte ich den Schlüssel um. Keine Sekunde zu spät war das Schloss verriegelt, da drückte er bereits die Klinke runter.

„Hey! Sera! Lass mich rein!“

„Verpiss dich, Dean.“, sang ich.

„Serena!“

Ich rollte mit den Augen und ließ ihn einfach weiter klopfen. Unsere Angestellten würden ihn schon irgendwann wieder zu seinen Freunden bringen, wenn er den Weg nicht alleine fand.

Ich setzte mich unter Getrommel an meinen Schreibtisch und fuhr meinen Laptop hoch.

Als ich mein E-Mail-Programm öffnete, hörte endlich das Gepolter auf und ich erkannte Nanas Stimme, die Dean davonscheuchte.

Ich grinste und streckte mich einmal.

So, lieber Maco, heute würdest auch du endlich einmal Ärger bekommen.

Lieber Papa…



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