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Hin und her gerissen

zwischen Liebe und Freundschaft
von
Koautoren:  Jevi  Meitantei

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24. Dezember - Merry Christmas... Teil 1

Wie immer zu dieser Jahreszeit machte sich in der Rothaarigen Unruhe breit. Weihnachten stand vor der Tür, doch konnte sie diesem Fest rein gar nichts abgewinnen. Es bedeutete für sie Ärger, nicht Spaß. Immer an Weihnachten, ganz besonders am Tag der Bescherung hatte ihr Vater unheimlich miese Laune. Je schlechter seine Laune war, umso gemeingefährlicher wurde er, was darauf zurückführte, dass er das Fest hasste. Und was hasste er mehr als Weihnachten, weil er am 24. Dezember geboren worden war?

Warum er seinen eigenen Geburtstag so hasste, wusste seine Tochter gar nicht, aber sie vermutete, dass ihre Mutter es wusste, sie hatte nämlich - ähnlich wie ihr Exmann selbst - an Weihnachten miese Laune, was hieß, dass ein normales Weihnachtsfest in diesem Haus unmöglich war.

Wataru rannte schon seit Stunden zwischen Badezimmer und seinem eigenen Zimmer hin und her, rätselnd, was ihm wohl am besten stand. Wenn es um so etwas ging, war er beinahe schlimmer als eine Frau.

Shina hatte ihm erlaubt, seine Freundin mitzubringen, und wenn er eine Verabredung mit Yûmikô hatte, drehte er scheinbar vollkommen durch. Es endete in nervösem Geschrei.

„Nein, nein, nein, das kann ich doch unmöglich anziehen“, rief er durch das Haus, und rannte zurück in sein Zimmer, um sich das nächste Kleidungsstück zu holen.

Mit einem Knall war nun wieder die Badezimmertür zugefallen und sie musste lachen. Gott sei Dank war sie ja nicht so schräg drauf.

Das Telefon klingelte, was nur sie selbst registrierte. Wataru war zu beschäftigt mit seinen Klamotten, als dass er das Telefon gehört hätte und sonst war niemand im Haus. Ihre Mutter war einkaufen gegangen und musste danach arbeiten, sie würde also vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurückkommen, sie hätten allen möglichen Mist anstellen können.

Riina schnappte sich den Hörer und nahm das Gespräch an. „Moshi moshi, bei Takagi.“

„Hi, ich bin’s, Ryochi...“

Erschrocken hätte sie fast den Hörer fallen lassen, sie hatte mit einem Anruf von Ryochi nicht gerechnet. Wieso sollte er auch hier anrufen, wegen ihr schon gar nicht. „Ähm, du, Wataru ist beschäftigt, ich fürchte, der hat jetzt keine Zeit für dich.“

„Mit Wataru will ich im Moment auch nicht sprechen, sondern mit dir.“

Verwirrt schwieg Riina. Er wollte was? „Wieso willst du denn mit mir sprechen und nicht mit Wataru?“ Das konnte der Detektiv doch nicht so einfach machen, er hatte schließlich eine Freundin. Riinas Fantasie spielte etwas verrückt, jedenfalls dachte sie an alles mögliche, nur nicht an das, was der wirkliche Grund für seinen Anruf war.

„Ich will dich zu uns einladen.“

Ihr blieb kurz die Luft im Hals stecken und sie musste tief durchatmen, um zu antworten. „Das geht nicht.“ Die Rothaarige klang total leise. Wochen vor ihrem Geburtstag hätte sie sich über einen solchen Anruf gefreut, obwohl jetzt tat sie das auch, versuchte aber nicht allzu viel davon zu zeigen.

„Wieso nicht? Sêiichî wird auch kommen, und weil ich weiß, dass bei euch Weihnachten nicht so der Bringer ist, dachte ich, dass ich dich einlade.“ Es war doch total harmlos, er wusste gar nicht, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sêiichî wohnte alleine, dass er eingeladen wurde, war klar gewesen. Und sein Vater hatte klar und deutlich gefragt, ob Sêiichî denn eine Freundin hatte, die er mitbringen würde. Nun ja, Sêiichî würde im Traum nicht daran denken, so etwas zu tun. Er hatte immer einen regelrechten Hehl um sein Liebesleben gemacht, wahrscheinlich dachten Ryochis Eltern, dass er noch unschuldig war. Das wollte Ryochi endlich mal ändern, er wollte seine Eltern etwas mit dem Sêiichî, den er immer ertragen musste, konfrontieren. Das war nur gerecht, immerhin bändelte Sêiichî mit mehreren Mädchen gleichzeitig an, vielleicht konnte sein Vater ihm, was das anging, mal Manieren beibringen.

„Ach, wegen Sêiichî.“ Sie schien sich zu freuen, jedenfalls klang ihre Stimme ganz danach. Riina war erleichtert, dass das der Grund war, jetzt konnte sie diese Einladung auch annehmen.

„Na gut, wenn Sêiichî da sein wird, dann komme ich auch.“

„Gut, wir gehen um sechs in die Kirche. Wenn du da nicht mit willst, kannst du ja so um sieben zu uns kommen, ansonsten treffen wir uns dort.“

„Okay, ich denke, ich kann Wataru dazu überreden, mit in die Kirche zu kommen“, meinte sie, jedoch nicht, weil sie übermäßig an den Herrn im Himmel glaubte, sondern weil sie seit Jahren nie zur Weihnachtsmesse gegangen waren.

„Okay, dann bis später.“ Dass sie damit quasi Sêiichîs Eltern treffen würde, das verschwieg Ryochi ihr erst einmal, man würde Watarus Schwester schon früh genug aufklären.
 

Die Kirche war wunderschön dekoriert gewesen, Riina könnte glatt jetzt noch schwärmen, allerdings verhielt sie sich recht ruhig in der Gegenwart von Ryochis Eltern. Sêiichî lief neben ihnen her, mit verschränkten Armen und einem Gesichtsausdruck, als wäre er nicht gerade erfreut darüber, dass sein bester Freund ausgerechnet Riina eingeladen hatte. „Mach nicht so ein Gesicht, das fällt ja auf“, sagte Ryochi in einem Flüsterton, um Sêiichî etwas zu sticheln. „Was ist dein Problem?“

„Ich habe keins, vielleicht hast ja du eins.“ Es wirkte auf den Detektiv, als hätte Sêiichî die Streitlaune gepackt, kein Wunder, er hatte ihn jetzt schon böse auflaufen lassen.

„Was für Probleme soll ich haben? Du bist doch hier derjenige, der ein Problem zu haben scheint, immerhin willst du unseren Eltern deine Freundin vorenthalten...“ Sie waren etwas abseits, so dass man nicht bemerkte, wie sie sich unterhielten, allerdings wandte Riina bald ihren Kopf um, da sie bemerkt hatte, wie Sêiichî mehr nach hinten gerutscht war – also wie ihr Freund benahm er sich wahrlich nicht, mehr distanziert, was ihr so gar nicht gefiel. Er hätte doch zumindest ihre Hand halten können, als Zeichen dafür, dass sie zusammen waren, aber nichts dergleichen, nur ein schlichtes Hallo hatte er von sich gegeben, als sie sich begegnet waren – geradezu als würden sie sich nur flüchtig kennen... Sie war wirklich enttäuscht von ihm.

Den Blick senkend lief sie neben Ryochis Vater her, zu welchem sein Sohn auf einmal aufschloss. „Hey, Riina-chan, wir sind gleich da, dann gibt’s was Warmes zu trinken“, er sagte es mehr, um sie aufzuheitern, da ihm ihr Blick aufgefallen war. Checkte Sêiichî nicht, dass er sie mit seinem Verhalten nicht nur kränkte, sondern auch verletzte? Man musste ihm dieses verdammte Getue austreiben. Sein Plan war gemein und vielleicht sogar hinterhältig, aber sein Freund hatte eine kleine Abreibung durchaus verdient, fand der Detektiv.

Sie waren nun angekommen. Natürlich war Ryochis Eltern bereits aufgefallen, dass mit der Kleinen etwas nicht stimmte, man hatte ihnen auch nicht gesagt, was sie war. Eine Freundin... oder? Etwas an der Sache war seltsam. Während der Verstand des Ehepaares rauchte, schmollte Sêiichî noch immer, doch war er froh vom Kalten ins Warme zu kommen.

Sêiichî froren fast die Hände ab, zumal er mal wieder auf warme Handschuhe und einen Pullover verzichtet hatte. Unter seiner blauen Jeansjacke trug er nichts anderes als ein Jeanshemd in schwarz.

Er war eben ein Macho, der lieber fror, als einen warmen Pullover zu tragen, man sagte es ihm ständig, vor allem Ryochis Mutter, aber der Junge konnte nie hören, wenn er dann die Quittung in Form einer Erkältung bekam, wurde gejammert, was das Zeug hielt, so kannte er ihn.

Wenigstens hatte er seine Lederjacke zuhause gelassen – Ryochi wusste auch ganz genau, weshalb. Weil sie ihn einfach macholike rüberkommen ließ, deswegen hatte er die Jeansjacke an, die Ryochi lange nicht an ihm gesehen hatte, aber er besaß sie wohl, wie er bewies, noch.

„Ist dir kalt, Sêi-chan?“ fragte Hitomi, allerdings nur, um ihn etwas zu ärgern, da er doch recht bibberte, als sie von draußen ins Warme kamen.

„Ja, ist mir, warum betonst du das so, Hito-chan?“

Sowohl Ryochi und Hitomi, als auch deren Eltern mussten auf einmal anfangen zu lachen. Sêiichîs toternste Frage und sein Gesichtsausdruck dabei, sie konnten dieses Naive nicht fassen. Er wurde hier geärgert und war so verpeilt, es nicht mitzubekommen...

Nur Riina hatte nicht mehr als ein kleines Lächeln gezeigt.
 

Gleich darauf begaben sie sich ins Wohnzimmer, wo sich der bereits geschmückte Weihnachtsbaum befand. Riina schaute nach oben. „Der ist ja riesig.“

„Den haben Sêiichî und Ryochi ausgesucht, natürlich hat sich besonders Sêiichî total überschätzt, wir mussten dem Baum schon die Spitze kürzen, weil er viel zu groß war.“ Takeshi hatte es gesagt und schmunzelte dabei.

„Ja, er überschätzt sich immer maßlos, so ist das eben“, erwiderte Ryochi auf die Aussage seines Vaters hin, „ich habe ihm ja gesagt, dass er nicht ins Wohnzimmer passt, aber Baka wollte nicht hören.“

„Nenn mich nicht immer Baka, Ryo, ich bin keiner!“ Totel empört und bestürzt kamen die Worte über seine Lippen, während er kaum merklich errötete, jedenfalls waren seine Wangen schon leicht rosa.

„Doch, doch! Weil du nicht mal Offensichtliches bemerkst.“

„Lass uns doch bitte das Thema wechseln.“

„Ja, gut, wie du meinst. Ich denke, du solltest unseren Eltern allmählich mal deine Freundin vorstellen, es ist ungezogen, es nicht zu tun.“

„Aber er hat sie uns doch schon vorgestellt, nicht wahr, Sêi-chan?“

Erstarrung trat in Sêiichîs Gesicht und dann begann der Schweiß zu fließen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Akiko hatte ihn zufällig mit einer jungen Dame in der Stadt gesehen, die zu Sêiichîs Pech aber leider nicht Riina gewesen war.

„Ach ja, hat er das?“ fragte Ryochi mit einem Blick zur Seite, der nicht nur fies, sondern auch verdammt gehässig wirkte.

„Also, na ja, wie soll ich es erklären? Na jaaaaa~“, stammelte Sêiichî, er suchte nach einer passenden Ausrede, doch ihm fiel im Moment leider nichts Passendes ein.

„Du wirkst ja ganz nervös, ist ja süß, dass du so schüchtern wirst.“ Hitomi fand das wohl mehr als nur spannend und lustig, weshalb sie auch noch lachte und damit Sêiichî eine gewaltige Röte ins Gesicht trieb.

„Schüchtern? Sêiichî? Schüchternheit ist für ihn mittlerweile ein Fremdwort, gell, Sêi-chan?“ ärgerte Ryochi seinen besten Freund, so dass dieser ihm schon böse, warnende Blicke zuwarf.

„Was soll das denn heißen?“

Ryochi begann zu husten und ließ dann die Bombe platzen. „Also, als Sêiichî an unsere Schule kam, hat er kein Mädchen ausgelassen, er hat jede angegraben, nicht zu glauben, oder? So ein schlimmer Finger ist er!“

Riina schwieg, sie hatte keine Lust, zu verraten, dass er das bei ihr auch getan hatte und sie eine von vielen gewesen war, sie hasste es, daran zu denken. Mittlerweile vertraute sie ihm, da musste sie sich um seine Vergangenheit ja keine Sorgen mehr machen, oder?

„Also wirklich, Sêiichî, man spielt nicht mit Frauen, habe ich dir das nicht schon einmal gesagt?“

Nun hob die Rothaarige doch etwas den Kopf, da sich Ryochis Vater benahm, als sei er Sêiichîs Vater höchstpersönlich. Als der Schwarzhaarige seinen Blick dann senkte und reuevoll aussah und sich auch noch beinahe entschuldige, kippte sie fast aus den Latschen.

„Ich weiß, ich habe es nicht vergessen, und ich spiele nicht mit Herzen, damit du es weißt.“

„Aber sag mal, Ryochi, wer ist denn jetzt das Mädchen? Du hast gesagt, sie ist eine Freundin, aber woher kennt ihr euch? Erzählt mir mal eure Geschichte.“ Akiko war daran interessiert, mehr über dieses Mädchen zu erfahren.

„Ich dachte, du kennst Sêiichîs Freundin, Mutter.“

Warum konnte sein Freund nicht einfach den Mund halten? Das hatte jetzt sein müssen, oder wie? Jetzt hatte der Schwarzhaarige ein gewaltiges Problem.

„Seine Freundin sah aber ganz anders aus.“

Hitomi fasste sich an den Kopf. Würden jetzt Sêiichîs dunkelste Geheimnisse herauskommen, und wieso tat Ryo das überhaupt? Er war doch sonst auch nicht so fies veranlagt? Konnte es sein, dass Sêiichî seine Freundin betrog und ihr Bruder gerade für Gerechtigkeit sorgte?

„Das kann ich erklären“, sagte Sêiichî leicht nervös, „das war eine gute Freundin, die du für meine feste Freundin gehalten hast, es war ein Missverständnis...“

Ein Missverständnis? Nicht zu glauben, wie frech er ihren Eltern ins Gesicht lügen konnte, oder war es die Wahrheit? Ryochi glaubte nicht an Wunder.

„Du sagtest, sie ist deine Freundin...“

„Ja, das sagt man eben so. Ich meinte damit nicht, dass wir ein Paar sind.“

„Sie hing an deinem Arm... darf das also jede?“

Riinas Augenbrauen zuckten. Wer um alles in der Welt hatte sich da bitte an ihren Freund rangeworfen?

„Ist das etwas total Verbotenes?“ seufzte Sêiichî, er verstand nicht, wieso seine Mutter so reagierte. Wenn sie wüssten, dass er mit diesem Mädchen, das eher eine Frau gewesen war, sogar geschlafen hatte, wäre er wohl rausgeflogen, oder was? Wie gut, dass das niemand außer er und die Frau wusste.

„Wenn man eine Beziehung führt, finde ich das schon etwas daneben...“ Takeshi schüttelte den Kopf. „Aber Sêiichî muss ja selbst wissen, was er da tut und ob er die Eifersucht seiner Freundin schüren will – er muss noch viel lernen, er ist ja erst 17 Jahre alt.“

„Ich werde bald 18“, schmollte Sêiichî, er fühlte sich, wie ein kleines Kind, so behandelte man ihn doch.

„Oh ja, im Willen durchsetzen ist er nicht übel“, Ryochi konnte sich das jetzt einfach nicht mehr verkneifen. „Um nicht zu sagen, er tut, was ihm passt. Man merkt schon, dass ihm die Eltern fehlen.“

„Aber, er hat doch Eltern.“ Takeshi und Akiko waren schockiert. Sie waren doch jetzt seine Eltern, seit sich seine eigenen aus dem Staub gemacht hatten. „Er ist ja jetzt hier, also passen wir auf ihn auf.“

Toll gemacht, das war alles, was Sêiichî in den Sinn kam. Deswegen wohnte er doch alleine, dann bestimmte er die Regeln. Wollten sie ihn jetzt etwa dazu drängen, wieder hier einzuziehen? Er mochte dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, aber in seiner Situation war er alleine besser dran.

„Ich brauche keine Eltern mehr zum überleben, ich jobbe neben der Schule und finanziere mir meine Wohnung alleine, also bin ich unabhängig. Meine sogenannten Eltern können meinetwegen bleiben, wo der Pfeffer wächst.“

Akiko schaute wegen Sêiichîs Kälte in der Stimme zu ihrem Mann hoch, sie konnte nicht glauben, dass das der Sêiichî von früher war.

Natürlich war es Sêicihî nicht so egal, er tat immer nur so, im Grunde ging es ihm sehr nahe, was mit seinem Vater geschehen war. Er hatte ja die Vermutung, dass er mit der Organisation zu tun hatte und sich nur versteckte.

„Ach ja, und womit finanzierst du deine Wohnung, Sêiichî? Als was arbeitest du?“

Genau mit einer solchen Frage hatte der Junge natürlich gerechnet. Takeshi war nicht umsonst der Polizeipräsident von Tokyo, er liebte Tatsachen einfach viel zu sehr – der Schwarzhaarige seufzte. „Ihr werdet ja ohnehin keine Ruhe geben, bis ich es gesagt habe, also sage ich es eben. Ich arbeite für ein japanisches Magazin, aber so etwas lest ihr ja nicht...“ Ein komisches Grinsen erschien auf dem Gesicht von Sêiichî, als er das sagte, es war nicht einmal gelogen, dass er es getan hatte. Dass er damit immer sein Geld verdiente, das war allerdings ein riesengroßer Bär, den er allen aufband.

„Was machst du für versaute Sachen, los spuck es aus, Sêiichî?!“ Ryochi wollte jetzt Fakten. „Für was für ein Schmuddelblättchen verkaufst du dich?“

Sêiichî wurde rot. „Wie bitte? Doch nicht für so was.“ Dass man ihm das zutraute...? Und dann sprach er das noch vor ihren Eltern aus, wie peinlich.

Riina hustete, sie fragte sich allerdings auch für welches Magazin er so arbeitete, weshalb sie auch gleich Fragen stellte. „Was ist das für ein Magazin? Was arbeitest du da denn?“

„Mein Gott, ich schrieb Berichte, mittlerweile posiere ich für kleine Mädchen, die sich gerne coole Typen angucken, das hat nichts mit versauten Sachen zu tun...“

„Na, die Arbeit will ich gerne kennen lernen, wir können dich doch mal besuchen, nicht wahr?“ Die beiden Erwachsenen machten sich einfach Sorgen um Sêiichî, nicht, dass er doch von der rechten Bahn abkam und so etwas, wie Ryo schon vermutete, machte, deswegen wollte Akiko auch unbedingt dahin und ihr Mann würde das garantiert auch wollen.

„Das ist doch was ganz Normales, was soll dieser Kontrollzwang?“

„Tja, Sêiichî, was sträubst du dich, hast du etwas zu verbergen?“ Ryochi hatte die Lage erkannt, der Angesprochene sah es schon an seinem Gesicht, mit den Augen eines Detektivs. Dass er etwas zu verbergen hatte, stimmte, doch war sein Job nicht das größte Problem. Er würde ein paar alte Freunde besuchen und sie darum bitten, ihn wieder für sie arbeiten zu lassen. Schreiben konnte er immerhin und was Fotos anging, nun ja, er war sehr fotogen, zumindest solange, bis die Fotografin nicht Chris Vineyard hieß. Er wollte gerade wirklich nicht an so etwas denken, er war hier in seiner Rolle als Mustersohn gefangen, er wollte niemanden enttäuschen müssen. Wenn sie wüssten, dass er des Öfteren nachts unterwegs war, um Aufträge auszuführen...

„Sind wir jetzt alle zu einem Verhör hergekommen, oder wollten wir Weihnachten feiern?“ Sêiichî wollte dieses Thema nun vom Tisch haben.

„Wir kommen darauf zurück, das kannst du ruhig glauben, Sêi-chan“, erwiderte Akiko Akaja, sie ließ sich nicht einfach so abwimmeln, aber das wusste Sêiichî auch so, dieser war nur froh, dass das Thema erst einmal ruhen würde.
 

Die 35-jährige wusste nicht, was sie davon zu halten hatte, aber sie war ein freundlicher, liebenswürdiger Mensch, der jeden empfing, auch Fremde, eigentlich ganz besonders solche. Sie rechnete mit einem Bettler, oder Derartigem, doch nicht mit einem Mann, der einen besonderen Status hatte. Dass er einen Mantel trug, der sehr teuer wirkte, überraschte sie dann doch. Er stand mit dem Rücken zu ihr, so dass nur seine langen, blonden Haare sichtbar waren. Vielmehr waren sie goldfarben und gelockt. Sie erschreckte sich bei dem Anblick fast. Als er dann mit einem Lächeln den Kopf nach hinten wandte und sich anschließend herumdrehte, stutzte sie. „Guten Abend, Sie wollten mit mir sprechen.“ Sie hatte die Hände gefaltet und stand artig vor ihm, wie ein unschuldiges Kind. Unter ihrem schwarzen Gewandt trug sie noch etwas Weißes, wie es bei ihrem Berufszweig üblich war. Seine Augen glänzten plötzlich ganz fasziniert.

„So muss eine Frau Gottes aussehen“, meinte er mit dem Kopf etwas seitlich geneigt und sie weiter bestaunend. „Ich dachte, die Nonnen seien hier ausgestorben.“

Sein Gerede war keine Antwort auf ihre Frage, doch wurde sie nun nicht wütend, sondern blieb freundlich. „Was kann ich für Sie tun?“

„So vieles, wie mir zum Geburtstag gratulieren.“ Er hatte etwas Abgehobenes, aber sie ließ sich nicht von ihm beirren und legte die Hände aneinander, um sich zu verbeugen.

„Entschuldigen Sie! Wie unhöflich!“ Sie segnete ihn und lächelte dann.

„Kommen oft Leute, die mit mir Geburtstag haben?“ fragte er sie, sein Blick ruhte auf ihr, jeden Teil ihres Körpers versuchte er zu erahnen. Sie hatte seiner Meinung nach wirklich viel zu viel an. In der Kirche war es, wie er fand, sehr warm, wie konnte man denn hier nur so rumlaufen? Ihr Beruf war ihm ohnehin zuwider.

„Das weiß ich nicht, denn die meisten reden darüber gar nicht erst, sie kommen, um zu beten. Viele Leute sind Buddisten und gehen eher zu einem Schrein, als in eine Kirche.“

„Dumme Leute, dabei ist das Christentum doch gerade das schönste am Glauben. Ich kenne keinen egoistischeren Gott, als unseren Herrn da oben im Himmel.“

Der Mann war äußerst seltsam und spottete dann auch noch über Gott in der heiligen Kirche. War er nur gekommen, um sich über Gott zu beschweren?

„Was ist Ihnen widerfahren, dass Sie so denken?“

Dass sie es wirklich wissen wollte, wunderte ihn eigentlich, aber sie wollte ihm bestimmt helfen, so wie es alle wollten, wenn sie davon hörten, dass er Gott verabscheute. Und diese Gläubigen konnten etwas anderes gar nicht erst akzeptieren.

„Er hat mich geopfert, Schwester! GEOPFERT!“

Sie zuckte am ganzen Leib zusammen, als er das letzte Wort so ausspie und näher an sie heranschritt, doch da wich sie einen Schritt zurück. „Unser Gott ist dafür da, um Gutes zu tun. Wenn Ihnen also etwas Schlimmes passiert ist, dann ist das Schicksal schuld, nicht er.“

„Ach nein? Gott ist immer unschuldig, was? Dann hören Sie mir mal zu, Sie Besserwisserin! War es etwas Gutes, als er seinen eigenen Sohn opferte? War es etwas Gutes, als er uns Menschen die Unsterblichkeit nahm? Antworten Sie! Er lässt uns an schrecklichen Krankheiten sterben! Er lässt zu, dass die falschen Menschen unsere Welt regieren! Er als Herrscher sollte das tun, aber er lässt uns einen freien Willen... Wissen Sie auch, was das heißt?!“ Ein grausames Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Er lässt Rachsüchtigen freies Feld, eigentlich muss ich ihm danklbar sein, so kann ich mich endlich für meinen Tod rächen!“

„Was denken Sie, wer Sie sind, so zu sprechen?! Sie urteilen über ein Wesen, das Sie niemals gesehen haben!“

„Ich bin am 24. Dezember zur Welt gekommen! Ich hasse diesen Tag! Ich bin immer ganz schrecklich mies gelaunt an diesem Tag! Ihr Gott wird auch Sie opfern, schöne Frau! Seien Sie ihm dankbar! Ist er nicht NETT!?“

So ganz konnte sie ihm nicht folgen, jedenfalls kam Unbehagen in der Schwester auf, sie war mit ihm ganz alleine, sie wünschte sich jemand weniger verrücktes würde die Kirche betreten, zumal sie nur dem Priester hier behilflich war.

„Warum sollte er so etwas wollen?“

„Aus demselben Grund, aus dem er damals seinen Sohn im Stich ließ! So wird er auch Sie im entscheidenen Moment im Stich lassen... Was sagt uns das? Es bringt uns nicht das Geringste an ihn zu glauben! Das schützt uns nicht vor Schaden! Ich bin ein Mörder und Vergewaltiger, aber laufe hier frei rum und komme sogar in eine Kirche hinein, um dort meine Hände an eine hübsche Frau zu legen, die ihr Herz Gott verschrieben hat... Das ist das perfekte Geburtstagsgeschenk für mich, vielleicht wird sich danach meine Laune etwas bessern!“

Kaum hatte der Mann es ausgesprochen, schrie sie auf. „Hilfe! Hier ist ein Verrückter! Hilfe!“

Er stand ihr grinsend gegenüber, während sie vor Angst losschrie. Sie schrie immer weiter, bis er zu lachen begann. „Die Tür ist zu! Der Einzige, der Sie noch hören könnte, ist der Priester, mit seinem Gesundheitszustand geht es nur leider unglücklicherweise den Bach runter... Er ist nicht in der Lage, Ihnen zur Hilfe zu eilen, das kann niemand!“ Mit anderen Worten, man konnte ihn nicht aufhalten, die Polizei scheiterte daran ja ständig, er hatte sich die Mittel und Wege geschaffen, solch gute, dass er wirklich abgehoben war und sich für unschlagbar hielt.
 

Mittlerweile saßen Sie am Tisch im Wohnzimmer und amüsierten sich mit ihren Geschenken, die unter dem Baum gelegen hatten. So ein tolles Weihnachten hatte Riina schon lange nicht mehr gehabt. Sêiichî hatte sein Geschenk mit unter den Baum gepackt und sie damit überrascht. „Das ist aber wirklich lieb von dir, dass du mir etwas schenkst.“

„Nun hör mal, das gehört sich so“, umschmeichelte Sêiichî seine Freundin, weshalb Ryochi nur den Kopf schüttelte. Er trug ja mal wieder sehr dick auf und das wahrscheinlich, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte.

Riina war leicht rötlich und kramte ein hübsches Päckchen mit Schleife hinter ihrem Rücken hervor, welches sie dem 17-jährigen hinhielt. „Das ist für dich, hoffentlich gefällt es dir!“ Sie hoffte seinen Geschmack getroffen zu haben, sie hatte lange danach gesucht und war schon ganz verzweifelt gewesen.

Sêiichî nahm es in seine Hand und rüttelte nur ganz leicht, falls es zerbrechlich war, nicht zu beschädigen. „Mhm, was kann das sein? Das klappert, ist das eine Flasche Schnaps?“ Vielleicht war es ein Weinbrand, bestenfalls ein Cognac, das hätte ihm in den Kram gepasst, auch wenn er keinen billigen Cognac trank, sondern meistens teuren.

Wegen seiner Worte bekam er von Takeshi einen Schlag auf den Hinterkopf. „Schnaps, du bist erst 17, damit darfst du noch eine ganze Weile warten! Es gibt keinen Schnaps!“

„Das war doch nur ein Scherz, Oto-san“, meinte der Angesprochene mit einem Schweißtropfen an der Schläfe. Natürlich, er trank Alkohol, wieso musste ihm das vor ihren Eltern rausrutschen?

Riina glaubte sich verhört zu haben, aber hatte Sêiichî Ryochis Vater gerade mit Vater angesprochen? Es brannte in ihr, zu erfahren, was das sollte, also musste sie fragen. „Wieso nennst du Ryochis Vater eigentlich Vater? Mir ist sowieso schon aufgefallen, dass ihr ein enges Verhältnis habt. Darf ich wissen, was los ist?“ Sie war so neugierig, weil es nicht ganz normal war. Damit lenkte sie jedenfalls auch vom Alkohol ab, wie sie dachte. Sie hasste das Zeug, ihr Vater schüttete es bestimmt noch immer förmlich in sich hinein, bis er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Hoffentlich machte er heute nicht wieder die schrecklichsten Sachen! Am besten war an Weihnachten sich zu Hause zu verkriechen...

„Lass es mich so erklären“, fing Takeshi Akaja an, „Sêiichî hat einen 10 Jahre älteren Bruder, der sehr eifersüchtig gewesen ist. Seine Eltern waren beide berufstätig und arbeiteten länger, als die meisten Leute, also hatten sie nur sehr wenig Zeit, die dann für ihren kleinen Sohn Sêiichî draufging. Sein Bruder hat sich wohl vernachlässigt gefühlt und einen regelrechten Groll gegen Sêiichî gehegt, deswegen war er sehr oft bei uns.“

Akiko lächelte vor sich hin. „Er war ein total süßes und liebes Kind, das wir gleich ins Herz geschlossen hatten, also haben wir in die Wege geleitet, dass er unser Pflegekind wurde. Irgendwo musste er ja bleiben, wenn seine Eltern so selten Zeit für ihn hatten, dass er mit seinem Bruder in diesem großen Haus wohnte... Außerdem war er ihm so nicht mehr ausgeliefert, indem er bei uns einzog.“

‚Ja, nicht mehr so wie jetzt, was?’ dachte Ryochi sarkastisch, verkniff es sich jedoch, das Ganze auch noch auszusprechen...

„Drückt bitte nicht so auf die Tränendrüse, so schlimm war es auch wieder nicht!“ Es war ihm unangenehm, wenn Riina davon erfuhr, dass er eine richtige Heulsuse gewesen war.

„Meine Eltern werden dir jetzt Stunden lang Storys über Sêiichî erzählen, darauf kannst du dich verlassen“, flüsterte Ryochi der Rothaarigen zu, weshalb sie lächelte.

„Das stört mich überhaupt nicht.“

„Ihn aber wahrscheinlich, er mag’s nicht so, wenn man ihn an seine Vergangenheit erinnert.“

Sêiichî blickte erbost zur Seite. „Was tuschelt ihr beiden eigentlich so? Gibt’s etwas, was ich nicht wissen soll?“

„So was soll es auch geben“, erwiderte Ryochi auf die so dämliche Frage hin, wenn Sêiichî es eben ganz genau wissen wollte, konnte er dafür ja nichts.

„Ryo-chan wird deiner Freundin schon keinen Quatsch erzählen, Sêi-chan, oder hast du vor der Kleinen etwas zu verbergen?“ meldete sich nun auch Hitomi zu Wort, die Sêiichîs Verhalten einfach lustig fand und ihn ärgern musste.

„Sêi-chan, so werde ich dich ab jetzt auch immer nennen“, meinte Riina, da gerade alle begannen ihn zu ärgern, wollte sie auch mitmischen...

„Das tut sowieso jeder, der mir nahe steht, also meinetwegen“, gab Sêiichî offen zu, dass er nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn man ihn so nannte, das überraschte Riina nun doch etwas. Er wollte doch immer einen auf supercool und stark machen, und da fand er es schön, wenn man seinen Namen verniedlichte?

„Pass auf, ich nehme dich beim Wort.“

„Mach das ruhig.“ Er drückte sie etwas an sich und hinterließ auf dem Gesichtern seiner Zieheltern einen zufriedenen Gesichtsausdruck. Von dem lieben und sanften Jungen war nicht alles mit der Zeit verloren gegangen, wie er ihnen damit bewies.

Es war für ihn ein Zeichen von Zuneigung, zumal das eine japanische Art war. Ryochi hatte ihn schon damals, als sie klein gewesen waren, gleich mit Sêi-chan angesprochen, daraus war eine Art Gewohnheit geworden. Seitdem nannte man ihn immer so. Und zu Yuichi und Ryochi hatte Sêiichî von selbst meistens Yuichi-onisama und Ryo-niichan gesagt, weil beide mehr wie zwei Brüder für ihn gewesen waren. Bei Yuichi war es immer fast Verehrung gewesen, deswegen –sama. Er neigte dazu, es sehr zu übertreiben. Yuichi hatte dem kleinen Sêiichî das –sama jedoch nach einer langen Prozedur wieder abgewöhnt, da er sich dabei etwas unwohl gefühlt hatte. Zu mehr als Onisan hatte er ihn jedoch niemals gebracht. Aber aus dem Alter waren sie raus, jetzt nannte Sêiichî beide Ryo und Yuichi, er selbst verniedlichte meistens nur Mädchen. Nur manchmal rutschte ihm bei beiden ein Yu-chan oder Ryo-chan raus.
 

Ein blonder Mann mit einigen Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, öffnete das riesige Tor zur Kirche, er wollte dieser erst einmal noch einen Besuch abstatten, bevor er ein paar Leute besuchte. Er linste hinein und entdeckte niemanden, also war die Messe schon vorüber, schade eigentlich, dass er nicht eher gekommen war. Die beiden Türen fielen hinter ihm zu, er ging Richtung Altar, um dort zu Gott zu beten. Es war eine hübsche Kirche. Sie lag in Higashikurume-City, Tokyo. Er war in Tokyo zu Besuch und wollte sich, wenn er Zeit fand, ohnehin ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen, aber viel mehr war er zufällig hier und opferte nun 5 kostbare Minuten, um sie sich ansehen und ein Gebet hier zu lassen.

Es war ja normal, dass Kirchen nach Gottesdiensten gleich wie leer gefegt waren, aber irgendetwas stank hier. Er konnte es fühlen, seine Sinne täuschten ihn wirklich nur sehr selten. Das ungute Bauchgefühl verstärkte sich mit jedem Schritt und als er den Altar erreicht hatte, sah er auch, weshalb.

„Oh shit!“ Er flitzte um den Altar herum und ging in die Hocke, um die Frau, oder sollte er sie nicht Frau, sondern Nonne nennen, zu betrachten. Sie lag mit zu den Seiten ausgebereiteten Armen direkt vor der großen Jesus-Statue. Der Blauäugige sah auch, ohne dass er ihren Puls mit den Fingern suchte, dass sie nicht mehr lebte. Er fasste sie nur an, um ihre Körpertemperatur zum Teil festzustellen, sie war noch warm, was für ihn eine sehr bittere Erkenntnis war. Seine Feststellung sagte aus, dass sie noch gar nicht lange tot war. Gedanken kamen ihn in den Kopf, Hirngespinste wie: Warum bin ich nicht eher hergekommen? Auf den ersten Blick fielen ihm die zerfetzten Kleidungsstücke auf, die ihr fast gänzlich entrissen worden waren. Wut loderte in den Augen des Mannes auf, er kannte sich mit Verbrechen aus, deswegen konnte er so gut darüber urteilen, was hier geschehen war. Kein halbwegs normaler Verbrecher würde so etwas tun, es handelte sich um einen Gott verachtenden Frauenhasser, der auch noch total durchgeknallt war. Da fiel ihm auch sofort einer ein, immerhin war er ihm durch seinen Wohnort in Amerika schon vermehrt begegnet, wenn auch nicht persönlich.

Der blonde Mann schnappte sich sein Handy, auch wenn es sehr unhöflich war, wenn man Handys in Kirchen benutzte, so wollte er es jetzt tun – es war ja auch eine absolute Ausnahmesituation. Er kontaktierte seinen Partner, natürlich arbeitete Jamie in Amerika nicht im Alleingang. Im Nachhinein war er diesem dankbar, dass er sich aufgedrängt hatte, wenn auch mit ein paar recht frechen Worten.

„Ich lasse dich nicht alleine gehen“, hatte er bestimmt gesagt, „das gibt sonst Chaos.“ Ja, sein Freund wollte immer Ordnung haben und alles musste geregelt ablaufen, sonst ging es ihm nicht so gut, trotzdem verstand er sich mit dem Spinner mehr als nur gut – sie lagen auf gleicher Wellenlänge. Obwohl sein Freund auch beim FBI sein könnte, hatte er sich dagegen entschieden, um mit Jamie die Detektei zu eröffnen, von welcher jeder ihrer Verwandten gesagt hatte, sie würde nicht laufen... Sie hatten gemeinsame Verwandten – so gesehen - und diese liebten das FBI abgöttisch.

„Hi, Jamie“, meldete sich eine amüsierte Männerstimme, „was ist nun wieder schief gelaufen?“ wobei er ihn gleich etwas aufzuziehen versuchte, da er älter war.

Der Angesprochene seufzte leicht. „Daran bin ich diesmal nicht schuld... Ich wollte bloß in eine Kirche gehen, um kurz zu beten, du weißt doch, dass ich nicht an einer Kirche vorbei komme, ohne reinzugehen. Und dann habe ich hier etwas sehr Unangenehmes gesehen.“

„Ein Fall? In einer Kirche?“

„Ein sehr appetitlicher Fall, L, ich hoffe, du hast noch nicht zu Abend gegessen... Da wird dir schlecht, egal wie hart du auch im Nehmen sein magst.“

„Ich habe schon vieles, was unappetitlich war, nach dem Frühstück erlebt, das weißt du. Mich haut so schnell nichts um, Jay.“ Der Mann am Telefon glaubte das nicht, er wollte es mit eigenen Augen sehen, bevor er etwas glaubte. Er war ein Mensch, der sich nur auf seine Augen verließ, nicht so wie sein Freund Jamie, auch dachte er sehr rational und vernünftig.

Gott sei Dank war sein Freund kein Japaner, sonst hätte er auch noch mit Jay-chan angefangen, so wie Sêiichî es immer tat, er konnte das bei seinem Namen nicht leiden.

„Aber es war Chardonnay, L. Er war das, weil er seine Spuren hier förmlich verteilt hat, der will uns und die Polizei bloß ärgern. Deswegen streunert er ja so.“

„Dass du das sagst, verrät mir, dass es wohl eine ziemliche Sauerei sein muss.“

Der blonde Detektiv erhob sich und ging sich in der Kirche umsehen, es konnte nicht sein, dass die Schwester alleine hier gewesen war, er rechnete mit weiteren Toten. Als er den Vorhang zurückzog und sich die Kabine ansah, in der sich der Priester umzog, fand er nichts, also begab er sich zu der Beichtstätte und fand dort Blutspuren.

„Unser hinterhältiger Freund hat den Priester auf dem Beichtstuhl umgelegt. Das wundert mich jetzt gar nicht, er war ihm bei der Frau im Weg.“

Ein längeres Schweigen kam von seinem Freund, er seufzte tief. „Der Kerl macht nur Ärger, den muss mal einer kriegen. Wenn du mir sagst, in welcher Kirche du genau steckst, komme ich sofort vorbei.“ Sie waren gerade beim Essen, aber wenn es um einen Fall ging, war er schneller weg, als der Blitz.

„Es ist die Presbyterian Church in Higashikurume in Tokyo.“

„Fein, bis gleich, ich beeil mich.“

Das Klicken verriet ihm, dass sein Freund aufgelegt hatte und sich garantiert schon seine Jacke übergeschmissen hatte, bevor er gesagt hatte, er würde sich beeilen, so kannte er ihn, immer auf dem Sprung für etwas.

Jamie hatte allerdings nicht nur vorgehabt, diesen einen Anruf zu tätigen, nein, er würde noch jemand anderen anrufen, der sich darüber zwar bestimmt am heiligen Abend nicht so freuen würde, aber da sie sich durch einen weiteren Bekannten recht vertraut waren, würde er nicht erst im Polizeipräsidium anrufen...
 

Sêiichî hatte einen richtigen Adrenalinschub bekommen, weshalb er laut irgendwelche Weihnachtslieder zusammen mit den Eltern sang und total abdrehte, als hätte er zu viel getrunken, dabei hatte man ihm nicht einmal ein Glas gegönnt, doch die ausgelassene Familienfeier sollte nicht so bleiben, denn wenig später hörte man das Telefonklingeln. Natürlich dachte man an nichts Schlimmes, sondern mehr an Grüße von außerhalb Tokyos, die überbracht werden wollten, doch war dem diesmal nicht so. So oft hatte das Telefon geklingelt und es war ein fröhliches Weihnachtsfest gewünscht worden, es würde wieder so sein...

Als das Telefon klingelte, sprang Hitomi auf und tänzelte zum Telefon. „Akaja desu... Mit wem spreche ich?“ fragte sie und hörte wenig später Jamies Stimme, die sie sofort erkannte. „Jay-chan!“ rief sie, so dass alle am Tisch verstummten und es Sêiichî war der zum Telefon raste, allerdings drängte sich Takeshi vor und bat seine Tochter um den Hörer.

„Fröhlich Weihnachten, Jamie“, meinte der Mann erst einmal, weshalb Sêiichî leicht schmollend schaute, da er als erstes mit ihm hatte reden wollen. „Ist was passiert?“

„Fröhliche Weihnachten euch allen. Leider ja, es ist etwas passiert. Ich würde dich bitten, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen, aber wie immer an Weihnachten macht unser alter Freund Ärger. Wahrscheinlich ist mein Neffe auch wieder da, was? Vor allem er sollte nicht damit in Berührung kommen. Und er darf nicht erfahren, um was es sich dabei handelt.“ Jamie hatte ganz bestimmte Gründe, das zu sagen, er wollte nicht, dass Sêiichî schon wieder in einen Mordfall rund um Chardonnay verwickelt wurde – wie es gekommen war, war bei weitem schlimm genug.

„Es wird nicht einfach werden, ihm was vorzumachen. Wenn ich plötzlich weg müsste, würde er sofort merken, dass Alarmstufe Rot herrscht“, flüsterte der Mann ins Telefon, nachdem er die Tür zugemacht hatte, und so ungestört sprechen konnte.
 

Sêiichî setzte sich neben Ryochi und boxte ihm gegen den Arm. „Da ist was faul, er hat nicht umsonst die Tür geschlossen, wir dürfen das nicht hören. Gleich wird er sagen, er muss noch mal weg, wollen wir wetten?“

„Dann müsste es schon äußerst schlimm sein, dass er noch mal weg muss... An Weihnachten sind genug andere Kräfte im Präsidium, wenn also etwas passiert ist, wird er denen das Feld überlassen. Es muss auch mal ohne den obersten Chef gehen, das klappt auch in jeder Firma.“

„Wir sind aber keine Firma, sondern die Polizei.“ Das hieß, dass sie auch an Feiertagen oder Sonntagen im Einsatz sein mussten, wenn es verlangt war. Doch das schreckte Sêiichî nicht ab, er würde auch an Sonntagen arbeiten, das war ihm total egal. Man musste nur das passende für sich finden, dann war einem wenig Freiheit egal.

„Was heißt da wir?“ seufzte Ryochi, er glaubte es nicht, dass Sêiichî sich echt schon dazu zählte.

„Es gibt noch Plätzchen, greift zu“, forderte Akiko die Kinder auf, wobei sie nur vom Thema ablenken wollte, sie wusste, dass Sêiichî sich gerade fragte, was gespielt wurde und auch sie hatte im Gespür, dass Sêiichîs Onkel nicht einfach so anrief, er wäre eher persönlich vorbei gekommen, wohl war ihm das nicht möglich. Bestimmt war es ein Notfall.

Sêiichî konnte es gerade gar nicht leiden, wie man ihn veräppeln wollte, er war Detektiv und kein kleines Kind mehr. Er und Ryochi konnten selbstständig ermitteln, was sollte das also? So schlimm war es, dass sie nicht helfen durften? Das hieß für ihn, dass es sich um etwas total Schlimmes handeln musste, wahrscheinlich hatte Chardonnay, wie immer an Weihnachten, auf seine Art Party gemacht... Der Gedanke machte ihn ziemlich sauer. Dass dieser Kerl an Weihnachten immer so durchdrehen musste... Was hatte er wohl diesmal für ein Massaker angerichtet und für wie viele Tote gesorgt?

„Ich mag jetzt keine Plätzchen mehr, die machen dick.“ Sêiichî schob sie zu Ryochi, er konnte ja, wenn er wollte.

„Mach kein Theater und tu nicht so, als wenn die Plätzchen bei dir was anrichten würden... Ist ja richtig schlimm mit dir.“

Sêiichî war einfach nun mies gelaunt, weil er nicht mit Jamie hatte sprechen dürfen und nun auch noch nicht erfahren würde, was wieder passiert war.

Es dauerte knappe fünf Minuten, bis Takeshi zurück ins Wohnzimmer kam und Sêiichî ihm gleich einen trotzigen Blick zuwarf.

„Was ist, dürfen wir auch noch mit Jamie reden, oder hat er jetzt ganz plötzlich keine Zeit mehr?“ Er war sicher den Nagel auf den Kopf zu treffen.

„Er hat in der Tat keine Zeit, um mit euch zu plaudern, zumindest nicht jetzt. Er will später aber mal vorbei schauen. Ich muss auch noch mal beruflich weg. Ich bleibe aber nicht lange. Ihr bleibt hier, ich gehe alleine.“ Das war jedenfalls schon mal klar gestellt.

Sêiichî würde nichts mehr dazu sagen, das bestätigte ihn nur. Erst als Takeshi nach draußen gegangen war, meinte er zu Ryochi, dass er es ja gewusst hatte.

„Regt euch nicht auf, er hat ja gesagt, es dauert nicht lange.“ Während sie das sagte, ging sie schon einmal zur Tür und verriegelte diese mehrfach. Es waren einzelne Schlösser, die sie allesamt abschloss, als müssten sie befürchten, es würde eingebrochen werden, aber das diente nur dem Fall der Fälle, dass die beiden Jungs ihrem Vater würden folgen wollen. Wobei Ryochi in dem Fall vernünftiger als sein Freund Sêiichî war, auf ihn musste man wirklich höllisch aufpassen, sonst büxte er ihnen aus. Die Fenster wurden auch mit einem Schloss verschlossen, damit man es nicht öffnen konnte, um abzuhauen.

Weil der Junge mit allen Wassern gewaschen war, flitzte sie auch wenig später nach oben und verschloss auch dort die Fenster mit einem Sicherheitsschloss, dass es nicht so leicht zu knacken galt.

Riina schaute sich im Wohnzimmer um. Es war mehr als seltsam, dass die Mutter der beiden alle Fenster verriegelte, es war also etwas im Gange, etwas Schreckliches musste es sein. Sie dachte gleich daran, dass Weihnachten war und zog sich etwas nachdenklich von Sêiichî zurück, was diesem natürlich auch auffiel.

Er sah zu Ryochi und machte eine Geste mit den Augen, das musste diesem reichen, dass er ihm sagen wollte: Siehst du, habe ich es nicht gesagt?

Die Rothaarige nahm ihr Handy und entschuldigte sich bei den anderen, um zu telefonieren.

„Ich muss mal kurz telefonieren“, meinte sie, tippte auf dem Handy herum, wandte sich um und rief dann als erstes ihren Bruder an, zumindest versuchte sie es. Der Handyakku war sehr schwach und die Verbindung so gut wie gar nicht vorhanden, sie erreichte ihn also nicht. „Verdammt!“ fluchte sie, dass sie dermaßen die Ruhe verlor, war in dieser Situation für Sêiichî normal, sie machte sich wohl Sorgen um jemanden.

Er holte sein Handy aus der Tasche und meinte lauttstark: „Hier ist kein Empfang, wenn wir telefonieren wollen, müssen wir nach draußen!“ Das kam ihm gerade recht, so konnte Akiko mal schön wieder die Tür entriegeln, doch diese grinste nur überlegen.

„Wir haben ein Haustelefon, das kann man auch zum Telefonieren nutzen, dazu muss man nicht vor die Tür gehen, Sêi-chan.“

Ryochi war fassungslos darüber, dass Sêiichî versuchte ihre Mutter so reinzulegen, er wusste doch genau, dass sie sich nicht von ihren Kindern reinlegen ließ, das wäre ja auch sehr schlimm gewesen, zumal sie Staatsanwältin war.

„Von Handy zu Handy ist es aber billiger. Mit dem Haustelefon ist das doch viel zu teuer.“

„Versuch’s gar nicht erst, Sêiichî Iwamoto, ich werde nicht aufschließen. Wenn ihr telefonieren wollt, dann macht es mit dem Haustelefon, ansonsten muss das eben warten.“

Wenn Sêiichî nicht schon vorher gewusst hätte, dass es schlimm war, so wusste er es jetzt, weil sie nicht die Tür aufschließen wollte.

„Riina, du kannst das Haustelefon benutzen“, meinte Ryochi, „du hast es ja gehört.“ Warum auch immer sie unbedingt telefonieren wollte und dabei schon Tränen in ihren Augen standen, er konnte es ihr ja anbieten, wenn ihre Mutter nichts dagegen hatte. Er mochte es nicht sonderlich, wenn Mädchen weinten. Wahrscheinlich dachte sie, ihr Vater war hier und wollte wissen, ob es ihrem Bruder gut ging, aber es war schlimmer, als er befürchtete...

Riina nickte und ließ sich von Ryochi und Sêiichî, der natürlich gleich wie ihr Schatten hinterher ging, zum Telefon bringen, sie nahmen es von der Station und hielten es ihr hin. „Hier.“

Mit zittrigen Fingern tippte sie eine Nummer auf dem Telefon, wobei sich in ihrem Gesicht deutlicher Schweiß abbildete.

Ryochi befürchtete, dass sie genauso schlimm war, wie Sêiichî. Wieso dachten sie, dass es ihr Vater war, gegen den ihr Vater gerade ermitteln wollte? Weil er förmlich rannte, als der Anruf gekommen war, oder war da etwas, was ihm gänzlich unbekannt war?

Während Riina telefonieren wollte, zog er also seinen besten Freund hinter die Tür.

„Sag’ mal, Sêiichî, ihr seid beide ja total aufgewühlt. Was weißt du, was ich nicht weiß, mhm? Was ist hier los? Wieso ist sie so mit den Nerven runter? Nur wegen des Anrufs? Warum denkt ihr, dass es auf Teufel komm raus Chardonnay gewesen sein muss?“

„Er macht wahrscheinlich Party, heute ist sein Geburtstag“, war Sêiichîs nicht an Ironie zu überbietende Antwort auf Ryos Frage. Es war eben so, Chardonnay machte an Weihnachten immer auf seine eigene Art und Weise eine Party, die aus seinem Hass bestand, er hasste diesen Tag, deswegen fielen diese Partys sehr blutig aus.

„Riina weiß das wohl genauso gut, wie ich. Kein Wunder, sie ist ja auch seine Tochter, sie muss ihn ja kennen. Allerdings verstehe ich ihre Panik gerade nicht so ganz.“

Man konnte diese Panik sehen, beide taten das, als sie hinter der Tür wieder hervorkamen und sie mit dem Telefon hin und her ging.

„Wataru, endlich! Gut, dass du bei Shina bist! Bleib da bitte, geh nicht nach Hause, okay?“

Der Junge am Telefon brauchte einen Moment, um zu verstehen, weshalb seine Schwester so sehr daraufbestand, dass er nicht draußen herumstreunerte. So ängstlich wie sie wieder war, musste man doch nicht sein. Viel zu spät wurde ihm bewusst, dass sein vater an Weihnachten ja immer so schlechte Laune hatte, dass es zu Streit kam – das hatte sich mit den Jahren verschlimmert, nun wurde er an Weihnachten blutrünstig. Seine Schwester war besorgt um ihn, das ließ ihn lächeln. „Mach dir keine Sorgen, Rii-chan, ich bleibe über Nacht, dagegen hat, denke ich, niemand etwas, hier kann mir nichts zustoßen. Bist du eigentlich alleine zu Hause?“ Ihre Angst übertrug sich auf Wataru, seine Stimme zitterte sogar als er sprach.

„Nein, nein!“ kam wie vom Blitz getroffen von ihr, sie sollte nur verhindern, dass er dann doch noch nach Hause stürmte. „Ich bin bei Ryochi.“

„Was machst du da denn?“

„Also, na ja, das ist eine lange Geschichte, die ich dir lieber morgen erzähle...“ Sie hatte nicht viel Zeit, beziehungsweise viel Geduld, ihm alles sofort zu erzählen, sie hatte vor noch andere Leute anzurufen...

„Wie gemein von dir, mich so auf dem trocknen sitzen zu lassen! Aber wenigstens bist du da gut aufgehoben, Ryo ist ja bestimmt nicht alleine dort.“ An Sêiichî dachte Wataru gerade gar nicht, er kam nicht auf die Idee, dass er auch dort sein würde. Eigentlich ja unlogisch, aber wenn man Wataru hieß, kam einem alles logisch vor, weil er ein Chaot war, es war seine Art Logik.

„Tut mir Leid, ich habe hier keinen Empfang, ich telefoniere mit dem Haustelefon, es ist sehr unhöflich, zu lange Gepräche zu führen. Also dann, amüsier dich gut. Mata neee~.“ Sie seufzte tief und legte dann auf.

Wataru hielt das Handy verdutzt in der Hand und starrte dieses an, als wüsse er nicht, was er davon halten solle, dem war auch so. Mit den Schultern zuckend steckte er es zurück in seine Hemdtasche und kümmerte sich nicht weiter darum, als der penetrante Piepston eines anderen Handys losschlug und ihn sich umdrehen ließ. Verwundert betrachtete er Shinas Cousin, der sein Handy zur Hand nahm und das Gespräch annahm. „Hey, schön, dass du anrufst, Riina. Ich bin bei meiner Familie. Wir sind alle eingeladen und feiern gemeinsam, und wo bist du?“

Wataru fiel buchstäblich die Klappe runter fast bis zum Boden, als er hörte, dass seine Schwester gerade auch Tatsuji angerufen hatte. Er hatte vor ein wenig die beiden zu belauschen...

„Ich wollte dich bitten, heute da zu übernachten, es ist stockfinster draußen und die Straße ist sogar glatt. Es ist gefährlich, heute noch zu fahren“, meinte die Rothaarige sehr bedrückt in ihrer Stimmlage, sie wollte nicht, dass irgendwer ihrem Vater begegnete, deswegen würde sie zu jedem, der ihr wichtig war, genau das sagen, dass sie nicht mehr weggehen sollten...

Ob es wohl wirklich nur mit dem Glatteis auf den Straßen zu tun hatte, dass Riina so panisch auf ihn wirkte? Tatsuji glaubte das nicht, er hatte den Verdacht, dass es daran lag, welches Datum sie hatten. Ihr Vater hatte heute seinen großen Tag, wahrscheinlich befürchtete sie, dass er in der Nähe war. Er war nicht dämlich, er beschäftigte sich mit diesem Mann, er war so etwas wie der erste richtige Versuch des Mannes seine Fähigkeiten zu erproben. Doch das tat er schon Jahre lang, er versuchte zu verstehen, doch kam er immer nur zum selben Ergebnis, nun auch da er Psychologie studiert hatte, hatte er seine Meinung nur minimal geändert. Riinas Vater hatte ein Problem damit gegen Schwächere wie seine eigenen Kinder zu verlieren und wollte sie quälen. Der Kerl war eine Gefahr. Zwar waren es seine Semesterferien, die verbrachte er jedoch nicht nur damit, sich zu amüsieren. Er hatte auch mal etwas nach dem Rechten sehen wollen... Ob es allen gut ging.

„Ich kann ja nach Hause laufen“, gab Tatsuji angstlos von sich, er legte sie herein, nur um zu erfahren, ob er richtig lag – er würde aber seinen Kopf verwetten. Gleich würde sie bestimmt richtig in Panik verfallen. „Man muss ja nicht mit dem Auto fahren.“

„Dann rutschst du vielleicht aus und brichst dir was!“ kam gleich darauf von der Rothaarigen. „Du, das geht so nicht... Dann wirst du am Ende noch krank, wenn du dir schon nichts brichst! Ist es denn so schlimm, heute Nacht nicht mehr nach Hause zu gehen?“

„Ich habe noch was vor... Ich werde nach Hause gehen müssen“, es war eigentlich gelogen, aber er hatte Recht gehabt, sie verfiel total in Panik, Keichiro war hier, zweifelsfrei, oder zumindest befürchtete sie das. „Bleib ganz ruhig, Riina, mir wird schon nichts passieren... Du weißt doch, ich habe einen Schutzengel. Ich habe so viele Gefahrensituationen bereits überstanden.“

„Sei nicht so leichtfertig, irgendwann kommt immer ein erstes Mal! Selbst wenn du bisher Glück hattest, so kann dich dein Glück irgendwann verlassen! Da ist es wie in der Liebe...“

Was redete sie denn da? Dass Riina von Liebe sprach, einfach so, das klang ja als würde sie an so etwas nicht glauben. Es stimmte zwar, die Liebe konnte einen auch einfach so verlassen, aber man sollte sich nicht verrückt machen. „Würde dich das abhalten? Mich nicht. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, es gibt nichts auf dieser Welt, das mir einfach so passieren kann. Ich bin vorsichtig.“

„Aber...“ Aber ihr Vater war da draußen, Tatsuji war seit Jahren ein Opfer dieses Mannes. Wenn die beiden sich begegneten, das wollte sie sich nicht vorstellen. Von allen Personen, die Riina mochte, war eine Person besonders wichtig, was ihrem Vater natürlich nicht entgangen war, es würde ihm die größte Freunde machen, diese Person zu quälen, oder gar zu töten...

Tatsuji wusste genau, was nach dem Aber noch kommen wollte, was Riina aber nicht aussprach. Wieso nicht? Sie hatte Angst vor ihrem Vater, wieso sprach sie das nicht offen aus? Manchmal war sie ihm wirklich ein Rätsel, wie in diesem Moment. Er war ihr bester Freund, wenn sie ihm nichts davon sagte, dass sie Angst hatte, wem denn dann? Niemandem? Fraß sie es in sich hinein? Lebte einfach so damit?

„Aber was?“

Die Stille war über Riina herein gebrochen, sie wusste wohl nicht, was sie darauf erwidern sollte, jedenfalls grübelte sie nicht so sehr über die Wahrheit, sondern mehr über Lügen, das sollte sie nicht. „Du denkst dein Vater dreht durch.“ Er hatte kein Problem damit, die Wahrheit auszusprechen und tat es im Endeffekt auch, damit sie Bescheid wusste. „Ich weiß, dass das der Grund ist, weshalb ich bleiben soll, wo ich bin.“

Den Schockmoment musste die Rothaarige erst einmal überwinden, bevor sie etwas sagen konnte. „Wie kommst du darauf?“

„Ich kenne sowohl dich, als auch deinen Vater. Er muss aber gar nicht in der Nähe sein. Nicht jedes Jahr kommt er nach Tokyo, nur um seine Familie zu ärgern, das denke ich nicht. Nur weil er letztes Jahr da war, muss es dieses Jahr nicht genauso sein.“

„Das weißt du auch schon?“ Wie wunderschön, dass es sich so sehr rumsprach, da konnte man sich bald nirgends mehr blicken lassen, sie war doch unten durch, zumindest hatte sie das Gefühl, dass die meisten Eltern ihre Kinder von den Takagis versuchten fernzuhalten, vielleicht hätten sie doch umziehen sollen...

„Natürlich weiß ich das... Er ist dafür bekannt, an Weihnachten wegen seiner schlechten Laune Laune auszuflippen, Yûsaku hat mit mir darüber geredet. Er war auch besorgt um mich, weil Keichiro mich ganz besonders gern hat. Er wollte mich warnen, aber was in Amerika los war, wusste ich längst, da war er schockiert und dachte, ich würde etwas gegen ihn unternehmen.“ Dumm für Yûsaku, dass Tatsuji bereits gewusst hatte, dass Keichiro Weihnachten hasste. Das hatte der Kerl jawohl oft genug gezeigt. Schon damals, als sie alle noch Kinder gewesen waren. An Weihnachten war Stress und Streit vorprogrammiert gewesen. Irgendwann war es dann richtig schlimm geworden. Mit Mord und Todschlag rund um den 24. Dezember, am 25. war meistens schon wieder Ruhe, es war wirklich nur dieser eine Tag. Dass das mit seinem Geburtstag zusammenlag, konnte man sich leicht denken...

„Yûsaku kennt meinen Vater eben, also solltest du auf die Erwachsenen hören, Tatsuji.“ Sie seufzte auf, wer hörte schon auf eine 15-jährige? Das war nun einmal eine Tatsache, er war älter und hörte bestimmt nicht auf sie.

„Ich bin auch erwachsen!“ meinte Tatsuji doch etwas trotzig, er war 20 Jahre alt, und sie tat, als könnte er keine Verantwortung übernehmen, das gefiel ihm natürlich gar nicht.

„Yûsaku ist aber erwachsener als du. Da kannst du sagen, was du willst.“ Der freche Ton in ihrer Stimme ließ ihn noch ein bisschen mehr schmollen, sie hatte ihn erfolgreich geärgert.

„Und du bist klein, Rii-chan!“ konterte auf ihre Frechheit hin, da der Student genau wusste, dass sie auf klein sein und diesen Spitznamen sehr empfindlich reagierte. Sie etwas zu veralbern, wenn sie ihn so ärgerte, machte ihm richtig Spaß.

„Das ist nicht witzig, ich mache mir ernsthafte Sorgen, es wäre nicht das erste Mal, dass er einfach so versucht, dich umzubringen – er kann dich nicht ausstehen, er hasst dich abgrundtief, noch dazu gehörst du zu den Kudôs, das ist wohl sein eigentliches Problem. Deine Tante hat er ja auch versucht zu piesacken, und nur weil Yûsaku und eine Bekannte sehr gut auf seine Frau acht geben, ist ihr nichts passiert. Aber wer achtet auf dich?“

Tatsuji wusste schon ganz genau, was er antworten würde, ihm fiel da nur eine Antwort ein. Sie war ganz simpel und man musste eigentlich damit rechnen, denn er war nicht so der Typ, der sich von anderen beschützen ließ und diese den Kopf hinhalten ließ. Er würde zwar sich nicht als Schwächling ansehen, wenn man ihn rettete, aber er fand es jetzt nicht besonders toll, schließlich musste jeder Mensch irgendwie auf eigenen Beinen stehen.

„Ich selbst, denn ich brauche keinen Aufpasser. Yukiko ist vor allem eine Frau, die meisten Frauen sind deinem Vater nun einmal unterlegen, Frauen sind schließlich sein Spezielgebiet, mit mir würde er niemals so leicht fertig werden. Damals war ich auch noch ein Kind, mittlerweile bin ich kein Kind mehr, ich bin ihm gewachsen, glaub mir, wenn ich das sage.“ Er versuchte auch ganz sanft zu sprechen, um auf Riina einzuwirken, er wusste wie ängstlich sie wegen ihres Vaters war, man konnte fast davon reden, dass es eine Herausforderung war sie wieder zu beruhigen.

„Das haben einige gesagt, bevor sie von ihm umgebracht worden... Sie haben gesagt, er kann ihnen keine Angst machen, so wie sein eigener Bruder, der bereits tot ist... Du hast doch sicher davon gehört?“ Riina war fest entschlossen, Tatsuji Angst einzujagen, auch wenn das alles andere als leicht war. Jedoch hatte sie die Rechnung ohne Sêiichî gemacht, der neben ihr auftauchte und das Ohr an ihren Kopf legte, um mitzuhören. Er wollte endlich wissen, wer Tatsuji war, das war eindeutig ein männlicher Name. Er hatte gedacht, sie hatte bis auf ein paar Ausnahmen etwas gegen Jungs und Männer machten ihr so richtig Angst? Wie kam sie dann bitte dazu, so mit einem zu reden? Da war doch etwas faul... Sie ging so vertraut mit ihm um, als würde er ihr wahnsinnig nahe stehen, so ähnlich wie ihr Bruder, das Gefühl hatte der 17-jährige. Dass sie sich wegdrehte, sagte auch einiges, er sollte nicht mithören, sie wollte ihm etwas verschweigen.

Riina glaubte es einfach nicht, entweder war Sêiichî schrecklich neugierig oder er misstraute ihr gerade. Sie konnte nicht fassen, dass er einfach so bei ihrem Gespräch zuhören wollte, zumal er die Hälfte doch sowieso schon mitbekam. War das der Grund?

„Warum willst du mich beruhigen? Du bist mir so wichtig, ich will dich nicht auch noch verlieren“, kam von der Rothaarigen, sie hatte das Telefon fest an ihr Ohr gepresst und man hätte meinen können, dass sie den Hörer zerquetschen wollte, so stark wie sie ihn mit beiden Händen umklammerte. „Ich kann mich nicht beruhigen, wenn ich weiß, dass mein Vater Jagd auf dich machen würde!“

Schockiert erkannte Sêiichî die Wahrheit in ihren Worten, er vernahm ganz deutlich ihre bebende Stimme und dass sie beinahe anfing zu weinen, so verzweifelt und in Sorge war sie um denjenigen am Telefon. Er war männlich und seiner Ansicht nach gab es so etwas wie nur Freundschaft einfach nicht zwischen Mann und Frau.

„Bitte beruhig dich, Riina, ich weiß, das ist schwer für dich, aber mir passiert schon nichts. Genieß doch einfach das Weihnachtsfest und denk nicht an deinen Vater. Das will er doch nur, deswegen schickt er dir ja immer seine Grüße, er will, dass du panisch wirst und Fehler machst...“ Sie ging voll drauf ein, jedes Mal wieder, das musste Keichiro doch wirklich Spaß machen, wenn sie sich immer so verrückt machen ließ.

„Du verstehst nicht, er ist definitiv unterwegs... Hier in Tokyo! Er hat seine Spuren hinterlassen, also bleib bitte, wo du bist, oder ich komme vorbei!“ Die 15-jährige vergaß dabei ganz, dass Akiko Akaja sie quasi eingesperrt hatte, daran dachte sie überhaupt nicht.

„Sei vernünftig, Riina, das ist ja schlimm mit dir... Du selbst weißt, dass er Weihnachten alles andere als liebt, du musst dich ihm nicht in die Hände spielen! Kommt nicht in Frage, dass du um diese Uhrzeit noch herkommst!“ Nun wurde Tatsuji aber ein wenig sauer.

„Ich bin nicht alleine. Heute würde ich mich auch gar nicht alleine vor die Tür wagen, du kannst die Sorge wieder wegstecken. Außerdem gefällt mir die Idee, dich zu besuchen... Wann haben wir schon die Gelegenheit uns zu sehen? Du bist immer so weit weg.“ Riina wurde leiser und Sêiichî immer schockierter. Wie redete sie denn mit diesem Kerl? Sie klang, als sei er ihr heimlicher Geliebter und sie hätten eine Fernbeziehung...

„Wo steckst du denn? Die Frage hast du mir vorhin ja nicht einmal beantwortet, das war wirklich unhöflich von dir“, machte Tatsuji einen auf beleidigt, dabei war er das nicht. Sie dachte nur an ihren Vater und hatte wohl nicht einmal richtig zugehört, so aufgewühlt war sie.

„Bei den Akajas, Ryochi war so nett, mich einzuladen, weil auch mein Freund dort ist.“

„Hört er uns auch zu?“

„Ähm, ja... Sehr interessiert sogar.“

Mit Halbmondaugen und verschränkten Armen stand Sêiichî vor ihr, er schaute sie an, als würde er gleich total ausrasten, sein durchdringender, misstrauischer Blick sagte das aus. „Sag mal, wie lange willst du noch mit ein und derselben Person telefonieren und das auf Kosten anderer? Kannst du mir das mal verraten, SCHÄTZCHEN?!“ Beinahe hätte er ihr das Telefon weggenommen und somit seine gute Kinderstube vergessen...

„Nun ist er böse – ich denke, es führt kein Weg daran vorbei, Ryochi wird bestimmt auch gerne Shina besuchen, hehe. Also bis gleich.“ Sie ließ Tatsuji nicht die Wahl, sondern legte auf, nachdem sie sich verabschiedet hatte. Nicht nur Sêiichî war total misstrauisch, auch Ryochi hatte einen fragenden Blick im Gesicht, jedoch nicht, weil er vor Eifersucht gerade aus allen Nähten zu platzen drohte.

„Diese Person muss dir wirklich wichtig sein, wenn du dich so sehr sorgst.“

„Ja, ein bisschen zu wichtig, finde ich, das gebe ich mir nicht.“ Sêiichî drehte sich weg, er war tödlich beleidigt, so dass Ryochi doch ein leicht schadenfreudiges Grinsen im Gesicht hatte. „Wer wird denn gleich so pampig werden?“ Gerade Sêiichî war eifersüchtig, derjenige, der auf zwei Schienen gleichzeitig fuhr, wenn es um Beziehungen ging. Wenn zwei denn ausreichten, nicht wahr? Er war der letzte, der sich Eifersüchtelleien leisten konnte. Jetzt wusste er wenigstens mal, wie so etwas sich anfühlte.

„Ja, ich kenne ihn schon sehr lange, ich war damals vier Jahre alt, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Wir sind gleich ganz dicke Freunde geworden, verstehst du, Ryo? Er ist Shinas Cousin musst du wissen“, ihr Kopf senkte sich automatisch und sie sprach leiser, „mein Vater mag ihn nicht sonderlich...“ Man sah Watarus Schwester sofort an, dass sie das Wissen stark belastete. Zu wissen, dass ihr Vater jemandem hasste, den sie wohl sehr ins Herz geschlossen hatte. „Das verstehe ich, dass du so besorgt bist. Das wäre ich auch.“ Er dachte an seinen Bruder, der verloren gegangen war, und an Sêiichî, der eine männliche Zicke war, den er aber sehr gern hatte, ähnlich wie seinen Bruder liebte er ihn.

Während Sêiichî sich ins Wohnzimmer verzogen hatte, weil er so beleidigt war, bleib Ryochi draußen vor der Tür mit Riina. Sie war total nervös und lief hin und her.

„Ich rede mit meiner Mutter, okay?“ Mit diesen gesagten Worten, legte er eine Hand auf die Schulter der Jüngeren, lächelte aufmunternd und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Oka-san, ich muss mal mit dir reden...“ fing er an, so dass sie ihren Sohn, der einen ernsten Blick aufgelegt hatte, fragend ansah und grübelte, was es wohl war, dass er diesen Blick zeigte.
 

Es war windig und es schneite. Die Straße war ganz knapp bedeckt mit dem weißen Puder, das über die Straße Gehen machte schon diese typischen Geräusche, die er von sich gab, wenn man durch ihn stampfte – das Knistern fand die hellbraunhaarige wirklich schön, es einnerte sie an das letzte Weihnachten, vielleicht war schon morgen die Straße richtig voll mit Schnee, so dass man darin springen konnte, ohne den Boden zu berühren.

Sie ging die Straße entlang, gerade wurde es dunkel und die Laternen gingen an, so fühlte sich die 15-jährige schon viel wohler. Dunkelheit mochte sie nicht sonderlich, trotz ihres Alters schlief sie abends nur mit ihrer kleinen Lampe auf dem Nachttisch ein.

Sie war aus Langeweile noch einmal spazieren gegangen. Ihr Vater musste länger arbeiten und das an Weihnachten, sie verstand nicht, wieso er ausgerechnet heute so spät nach Hause kommen sollte. Die ganze Woche über war er vor seiner Tochter heimgekommen, doch heute schien jemand etwas gegen sie beide zu haben. Es war Weihnachten und sie war ganz alleine zu Hause. Manchmal fühlte sie sich wirklich einsam, aber man sollte ja nicht jammern, denn auch wenn sie zusammen mit ihrem Vater ein kleines Apartment bewohnte, fühlte sie sich wohl bei ihm. Er war der beste Vater auf der ganzen Welt...

Nur heute war sie ein wenig enttäuscht, alleine Weihnachten feiern zu sollen und er hatte sich auch nicht mit dem Handy bei ihr gemeldet. Allmählich befürchtete sie, dass ihm vielleicht etwas zugestoßen war, deswegen stand sie nun auch auf der Brücke und kramte ihr silbernes Handy aus der Jackentasche, um den Versuch zu starten, ihn anzurufen.

~Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht erreichbar... The person you are calling is not available at present... Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht erreichbar... ~ Das war alles, was ihr eine Frauenstimme mitteilte, weshalb die Grünäugige nach mehrmaligem Hören seufzte und den roten Knopf drückte, um das Gespräch zu beenden.

Es waren nicht gerade viele Autos unterwegs, weshalb man das Heranfahren eines solchen sofort hörte. Das Geräusch der Reifen wurde lauter, bis es vorbei zu rauschen schien, doch abrupt wurde es leiser und hörte schließlich ganz auf. Ein Quietschen war zu hören, weshalb die 15-jährige Schülerin den Kopf zur Seite wandte und zu dem Auto blickte. Eine Frau mit hellbraunen Haaren saß in diesem und winkte das Mädchen zu sich heran. Dieses war so verblüfft, aber da sie sehr hilfsbereit war, ging sie sofort zu dem dunkelblauen Auto hin. Sie schaute direkt hinein, bestimmt wollte diese Frau mit dem netten Lächeln nur den Weg irgendwohin wissen. „Was kann ich für sie tun?“ fragte die Kleine, was die Frau noch viel mehr lächeln ließ.

„Sumimasen! Wo finde ich diese Straße?“ Sie deutete auf einen Stadtplan, so dass sich die Kurzhaarige ihre Haare hinter das Ohr klemmte und den Namen ablas.

„Immer geradeaus, die dritte Straße rechts, dort ist ein Café, das nennt sich Café Poirot. Da ist die Straße, die Sie suchen, gleich rechts.“ Sie wunderte sich kein bisschen, denn in dieser Straße war sie öfter, dort über dem Café wohnte die Freundin des kleinen Bruders einer sehr guten Freundin. Ganz in der Nähe war auch ihr zu Hause, sie wohnte nicht weit weg von diesem großen Anwesen, das die Straße regelrecht in etwas Besonderes verwandelte. Obwohl sie so ein großes Haus bewohnten, waren sie kein bisschen abgehoben. Die Hellbraunhaarige wohnte am Ende der Straße in einer regelrechten Sackgasse, wenn sie aus dieser raus wollte, lief sie automatisch bei den Kudôs vorbei.

„Vielen Dank, du hast mir sehr weitergeholfen, Kleines.“

Die Angesprochene lächelte zurück, sie hatte ein komisches Gefühl bei dieser Begegnung, an irgendwen erinnerte sie diese Frau, sie hatte so ein warmherziges Lächeln, das sie einfach zu ihr hinzog.

„Kein Problem, habe ich gerne gemacht.“

Die Frau kurbelte die Scheibe ihres bescheidenen Autos hinauf und nickte, bevor sie mit ihrem Auto die Brücke verließ und das Mädchen ihr nur nachschauen konnte, was sie auch tat.

‚Was sie da wohl will?’



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-04T02:03:43+00:00 04.11.2007 03:03
So ein Ende ist wieder typisch für [[Melora]]
> >;
Der Teil war aber sehr amüsisant besonders dass Sêiichî so eifersüchtig ist das hat er nicht zu sein wo er mit Chris anbändelt *lol*
Jay und L waren auch interssant und Chardonnay fand ich mal wieder sehr nett!! ich wusste recht früh, dass er das sein muss wegen Weihnachten ><
Ich hoffe es dauert jetzt nicht wieder ein paar Jahre mit dem weiterlesen >> ich mach dir dann Beine XD

Mata ne~~
Ryo-Baka


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