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Wenn der Wind sich dreht

von

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Es gab Tage, da sollte man das Haus nicht verlassen und es gab Tage, da sollte man das Haus wirklich nicht verlassen. Heute war ein solcher Tag. Mal stürmte es, mal regnete es und sowieso war es draußen nur dunkel, kalt und eklig nass. Sakura wollte nicht vor die Tür, dass wollte sie wirklich nicht. Der Gedanke daran bereitete ihr fast noch mehr Magenschmerzen als eine anstehende Weisheitszahn-OP, von welcher sie bisher glücklicherweise verschont geblieben war. Hinata jedoch nicht. Diese war fast vier Wochen mit Schmerzen und geschwollenen Wangen herum gelaufen. Das Abszess, was sich zudem noch in einer der offenen Wunden gebildet hatte, war scheinbar auch nicht besonders lustig gewesen.
 

Jedenfalls war Sakura froh, dass bei ihr bisher keine Weisheitszähne gezogen werden mussten und sie wollte wirklich ganz und gar nicht – unter keinen Umständen – raus vor die Tür in dieses nasskaltdunkle Schmuddelwetter. Und trotzdem stand sie nun schon fast eine viertel Stunde in voller Montur vor der Haustür und verfluchte sich in Gedanken selber. Sie hätte ganz einfach wieder umkehren und sich zurück in ihrer Wohnung verziehen können. Tür zu. Handy aus. Buch zur Hand. Leben auf Standby stellen. Ja, sie hätte...doch sie konnte nicht. Warum? Weil sie – die Idtiotin vom Dienst – ihren Wohnungsschlüssel vergessen hatte. In der Wohnung!
 

Es gab Tage, da hasste sie ihr Leben und es gab Tage, da hasste das Leben sie. 
 

Schnaubend öffnete Sakura die Haustür und Spalt breit und sofort kam ihr ein eisiger Windstrom entgegen geweht. Nur gut, dass sie sich vorher keine Stunden vor den Spiegel gestellt hatte, um sich eine aufwändige Frisur zu stylen. Stattdessen waren ihre Haare einfach schnell zu einem hohen Zopf gebunden wurden. Zusammengehalten mit einem Gummi und ein paar Spangen. Dafür lagen ihrer Ohren vollkommen frei und ungeschützt. Sakura glaubte sogar, dass der eisige Wind einmal komplett durch ihr Gehirn durch gepfiffen war. 
 

Kopfschüttelnd trat sie hinaus ins Freie, bevor sie einen Blick auf ihre Armbanduhr warf. Es war Freitag, der 24 Mai, 15:30 Uhr. Mai! Frühling! Warum zum Teufel herrschte dann so ein beschissenes Wetter? Mal ganz davon abgesehen, dass ihr nur noch knapp eine halbe Stunde blieb um pünktlich zu ihrem geplanten Treffen zu erscheinen. Schließlich hatte sie ein Date. Sakura wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie entschloss sich nach einer kurzen Denkpause für eine Alternative und eilte fluchend zu ihrem Auto, dass eine Querstraße entfernt parkte. Parkplätze vor der Haustür zu finden war schier unmöglich. Mindestens genau unmöglich wie noch pünktlich zu sein. Sie musste einmal komplett durch die Stadt, um zu dem vereinbarten Treffpunkt zu kommen.
 

Rote Ampeln. Menschen, die meinten noch schnell zwischen den anrollenden Autos über die Straße auf die andere Seite rennen zu müssen. Stau. 
 

Mittlerweile war es amtlich. Das war eindeutig nicht ihr Tag. Es war sicherlich verflucht und konnte somit nur noch schlimmer werden. Wenn sie wenigstens Deidaras Telefonnummer hatten, um ihn anrufen zu können und ihm ihr ganzes Leid zu klagen...oder wenigstens um so zu tun, als wäre sie schwer erkrankt – eventuell sogar tödlich – und könnte dieses Rendezvous leider nicht wahr nehmen. So schwer es ihr auch fallen würde. 
 

Wie hätte sie damals denn ahnen können, dass er tatsächlich auf diesen Zug aufsprang und sie zum Essen einladen würde? Es war doch nur ein verfluchter Scherz gewesen. Aber die Aussicht auf ein Gratis-Essen war eben schon immer ein kleiner Lockruf gewesen. 
 

Sie beschleunigte auf den letzten Metern und glaubte sogar ihre Reifen quietschen zu hören, als sie endlich in einer freien Lücke einparkte und einen Blick auf die digitale Zeitanzeige der Armatur warf. 16:07 Uhr. Fast pünktlich. Ein zufriedenes Lächeln zuckte über ihre Mundwinkel, bevor sie aus dem Auto einstieg und den Schlüssel – den sie aus welchen Gründen auch immer stets separat mit sich führte – in ihrer kleinen, grauen Handtasche verstaute. Kunstleder. Eine Valentino-Fälschung aus China. Billig in einem Secondhandshop erworben.  
 

„Du bist spät“, begrüßte sie sein breites Grinsen, als sie es endlich nach weiteren Minuten, die sie fast gerannt war, zum Brunnen in der Altstadt geschafft hatte. Schnaubend blickte sie ihm finster entgegen.
 

„Du warst einfach viel zu früh.“
 

Ja, sie war schon immer begabt darin Tatsachen umzudrehen. Immerhin konnte sie doch nichts für diesen Scheißtag, der sie am pünktlich sein gehindert hatte.
 

„Also, wohin geht‘s?“
 


 

Sakura war nicht milde überrascht. Sie hatte sich für einen Aufenthalt bei McDonalds gewappnet. Es hätte sie auch nicht verwundert, wenn er sie zu einem Bratwurststand geführt hätte. Stattdessen saßen sie nun in einem kleinen netten Italiener, den sie bisher noch gar nicht kannte. Er lag ziemlich versteckt gelegen zwischen Wohnhäusern und diversen Einkaufsmöglichkeiten. Ein wahrer Geheimtipp. 
 

„Ich hoffe, italienisch ist okay.“
 

Er zuckte knapp die Schultern und lächelte leicht verlegen. Es verwirrte Sakura. Deidaras Auftreten passte so gar nicht zu dem Charakter, welchen sie sich bisher von ihm gemacht hatte. Außerdem war er einer von den Bösen. Er sollte nicht lächeln und verlegen sein, sondern eher selbstbewusst auftreten und ihr ein spöttisches Grinsen zuwerfen. Wusste er denn nicht, wie sich Badboys in der Regel zu verhalten hatte? Gab es bei denen in der Organisation etwa keine Crash-Kurse?
 

„Italienisch ist super.“
 

„Gut. Sasori-Danna meinte nämlich, ich soll mit dir zu MC‘ess gehen.“
 

Wer auch immer Meister Sasori war...glücklicherweise hatte Deidara nicht auf ihn gehört. Guter Junge. 
 

„Damit wäre ich auch zufrieden gewesen. Ich bin nicht sonderlich anspruchsvoll.“
 

War sie wirklich nicht. Erstrecht nicht im Bezug auf Männer. Man sah ja, wohin das bei ihr bisher geführt hatte. Ein verrückter Ex-Freund mit Persönlichkeitsstörung war in diesem Gebiet das kleinste Problem, welches ihr bisher widerfahren war. Ja, Sasuke war wirklich noch das geringste Übel. Sie hatte einfach kein geschicktes Händchen. Außerdem hatte ihr dieses noch Kakuzu und diesen neuen Job eingebracht. Seufzend schüttelte sie den Kopf. 
 

„Und wie geht es eigentlich deinen...Membrun virile?“
 

„Meinem was?“
 

„Na deinem Phallus?“
 

Noch immer blickte er sie unverständlich an. Sie seufzte. Erneut.
 

„Wie es deinem Schwanz geht?“
 

„Oh, uhm, soweit ganz gut. Danke noch mal, und so.“
 

Nickend lehnte Sakura sich etwas in das weiche, rote Polster der gemütlichen Sitzgarnitur zurück. Der Laden war echt schick und die Gesellschaft nicht halb so schlimm, wie sie befürchtet hatte. 
 

„Schön. Magst du mir nun verraten, wie es zu diesem Zwischenfall gekommen ist, oder soll ich es einfach vergessen, was mir nebenbei gesagt echt schwer fallen würde. Ich bin ernsthaft neugierig.“
 

„Auftrag. Wette. Uchiha.“
 

Drei zusammenhangslose Worte. Irritiert runzelte sie die Stirn. Also sollte sie sich die Geschichte dahinter selbst zusammen reimen? Okay. Kein Problem. Vermutlich – und das war nur ihre Interpretation – gab es einen Auftrag – logischerweise – in dem die weibliche Hauptrolle fehlte, die scheinbar durch eine Wette ausgelost wurde – nebenbei bemerkt schien das ein komischer Auftrag gewesen zu sein – jedenfalls hatte wohl Deidara die Arschkarte gezogen und… Nachdenklich zog Sakura ihre Augenbrauen etwas zusammen. Wie passte Uchiha in dieses Bild? 
 

Ob Itachi wohl etwas manipuliert hatte, um nicht selber im Kleid zu enden?
 

Sofort manifestierte sich diese Vorstellung in ihrem Hirn und brachte sie zum glucksen. Sie würde ein Vermögen dafür zahlen den stolzen, unnahbaren Itachi einmal im Frauenfummel begegnen zu dürfen. Wobei sie glaubte, dass es Deidara weitaus besser stand. Er hatte echt tolle Beine, die sich in hohen Schuhen durchaus sehen lassen konnten. Etwas, dass sie natürlich nie laut zugeben würde. Sie wollte sein Selbstwertgefühl ja nicht noch mehr zerstören. 
 

„Na dann… Und was machst du sonst so, wenn du nicht gerade irgendwelche Verbrechen begehst und Kleider trägst?“
 

Die letzten Worte brachten ihr einen finsteren Blick ein, der jedoch nicht halb so bedrohlich wirkte, wie er es wohl beabsichtigt hatte. 
 

„Ich baue Bomben.“
 

Okay. Gut. Schön, dass sie das also auch geklärt hatte. Seufzend führte sie ihre Cola an den Mund und begann an dieser zu nippen, hauptsächlich um sich etwas zu beschäftigen. Er baute Bomben... Super. Noch ein Psychopath mehr, mit dem sie sich zukünftig herum schlagen durfte. Hätte er nicht wenigstens den Anstand haben können sie anzulügen? Kopfschüttelnd stellte sie das zur Hälfte geleerte Glas wieder vor sich auf den Tisch. Wo blieb eigentlich das Essen?
 

„Ich bin übrigens froh, dass du nun für unsere ärztliche Versorgen verantwortlich bist. Der letzte Doc – den Madara irgendwo aufgegabelt hat – war ziemlich...suspekt.“
 

Suspekt? Er gehörte einer Verbrecherorganisation an und nahm im Bezug auf einen Arzt das Wort suspekt in den Mund? Verrückt. Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen. Außerdem: Wer zum Henker war nun schon wieder Madara? Dennoch war sie neugierig. Wenn Deidara diesen Typen so komisch fand, dann musste es ja eigentlich eine tiefgehende Bedeutung haben.
 

„Erzähl mir mehr.“
 

„Er hieß Kabuto. Kabuto Yakushi. Ziemlich ungemütlicher Geselle, der fast noch besessener von Giften war, als Sasori-Danna. Er war nicht lange bei uns tätig, ein Jahr vielleicht. Pain hatte wohl herausgefunden, dass er noch für eine andere Person tätig war. Jedenfalls sollte er diesem Typen Itachi ausliefern und uns aus dem Weg räumen. Ich meine, nicht das ich mich großartig über Uchihas Wohlbefinden sorgen würde, aber Kabuto war echt creepy. So lüstern wie der einige von uns schon begafft hat, will ich echt nicht wissen, wie sein eigentlicher Boss so ist.“
 

„Und was ist aus Kabuto geworden?“
 

Der Name kam Sakura übrigens verdammt bekannt vor, sie konnte ihn gerade nur nicht wirklich einordnen. Vielleicht würde es ihr ja später wieder einfallen. 
 

„Keine Ahnung. Konan scheint sich ihm wohl persönlich angenommen zu haben. Sie kann ziemlich...furchteinflößend und sadistisch sein, wenn sie einen schlechten Tag hat.“ 
 

Verstehend nickte Sakura ihm zu. Die Blauhaarige mochte zwar auf den ersten Blick relativ unschuldig und zierlich wirken, aber der Ausdruck in ihren Augen verriet bei genauerem hinsehen das Gegenteil. Seufzend blickte sie in die Richtung aus der soeben ein Kellner mit ihrem Essen kam. 
 

Wann würde dieser Alptraum je enden?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  million
2019-01-07T08:31:28+00:00 07.01.2019 09:31
Tolle Story:)
Ich bin gespannt wie das Essen ausgehen wird :D

Lg. million


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