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Wenn der Wind sich dreht

von

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„Wir haben uns heute hier eingefunden, um diesen Mann und diese Frau in den heiligen Bund der Ehe einzuführen.“
 

Sakura schnaubte und wechselte den Sender. Statt einer kitschigen Hochzeitszeremonie in der Kirche samt einer heulenden Braut und einem schielenden Bräutigam – sie war sich echt nicht sicher wohin dieser Typ starrte – wehte nun ein Schneegestöber über die Mattscheibe. Snowmaggedon, erklärte ihr der Titel im Teletext. Wie überaus passend. 
 

Aus Langeweile und weil sie keine Lust hatte weiter zu zappen – immerhin kam überall nur Blödsinn, schließlich war es Samstag – ließ sie den Film einfach an, auch wenn es eigentlich gar nicht nötig war. Wenn sie eine Katastrophe gepaart mit Unmengen an Schnee sehen wollte, dann brauchte sie einfach nur aus dem Fenster zu sehen. Gleiches Prinzip. Da draußen ging auch gerade die Welt unter. 
 

„Sei vorsichtig mit deinen Wünschen“, murmelte sie und führte gleich darauf eine dampfende Tasse an ihre Lippen, aus welcher sie einige vorsichtige Schlücke trank. Der Tee war noch frisch und damit ziemlich heiß, so heiß, dass sie sich beim ersten Schluck, kaum das die Tasse gefüllt war, die Zunge daran verbrannt hatte. Sie fühlte sich noch immer merkwürdig taub an. 
 

Wann war ihr Leben eigentlich zu solch einer Aneinanderreihung von Katastrophen und Unfällen mutiert? 
 

Sie blickte zur Seite in das friedlich aussehende schlafende Gesicht ihrer besten Freundin. Wenigstens eine positive Konstante in ihrem Leben, auch wenn sie mit ihrem Besuch nicht wirklich gerechnet hatte. Vor allem nicht am frühen Morgen. Gegen fünf war sie von ihrem Bewerbungsgespräch nach Hause zurück gekehrt und etwa eine Stunde später stand plötzlich Hinata vor der Tür. Sie war schneebedeckt, durchgefroren und ziemlich angespisst. 
 

„Dieser Idiot hat tatsächlich unseren Jahrestag vergessen.“
 

Der Idiot war übrigens Naruto, der sich den ganzen Tag nicht Zuhause blicken lassen hatte und stattdessen über eine knappe SMS verlauten ließ, dass er mit Sasuke und ein paar anderen Kumpels unterwegs war. Sie sollte nicht auf ihn warten. Es würde später werden. Den Tisch im Restaurant, welchen Hinata für ein romantisches Essen gebucht hatte, musste sie natürlich absagen und ihr Kleid, welches sie erst kürzlich extra für den Anlass ihres dreijährigen Jubiläums gekauft hatte, hatte sie wieder vorsorglich in den Schrank gehangen mit dem Vorhaben, es demnächst zurück zu bringen. Irgendwas wegen schlechtem Karma, wenn Sakura sich recht entsann. 
 

Sie wandte ihren Blick wieder ab und griff stattdessen nach ihrem Handy. Ein entgangener Anruf von Unbekannt und eine ungelesene SMS. Beides erst kürzlich angekommen, aber unbemerkt geblieben. Ihr Handy war auf stumm geschaltet. Neugierig öffnete sie die Nachricht. 
 

»Blondi ist schon wieder viel zu fit. Wie hoch muss eine Dosis sein, um ihn ruhig zu stellen?«
 

Genervt verdrehte Sakura ihre Augen. Eindeutig Hidan. Er war der Einzige nach ihrer kurzen Einschätzung, dem sie zutrauen würde, dass er die Anderen wirklich experimentell solange mit irgendwelchen Substanzen – und seien es nur Schmerzmittel – zudröhnte, um zu sehen was geschah, oder sie gar wissentlich außer Gefecht zu setzen. 
 

Idiot. 
 

Sofort drückte sie auf das Eingabefeld und tippte nun ihrerseits einen Text ein, geflissentlich die Frage ignorierend, woher er überhaupt ihre Nummer hatte. Scheinbar wussten sie wirklich alles über sie, jedes auch so unbedeutende Detail. Es würde sie nicht einmal mehr verwundern, wenn sie sogar ihre Kontodaten kennen würden, oder mit wem sie ihren ersten Kuss erlebt hatte. Nebenbei bemerkt war das in der Grundschule mit einem Typen mit Topfhaarschnitt und einer Vorliebe für grüne Jumpsuits. Lee, so sein Name. Sie schämte sich jetzt noch dafür. 
 

»5ml. Zweimal täglich. Wenn er abkratzt geht das auf dein Konto.«
 

Sie legte das Handy wieder beiseite und hielt sich gähnend die Hand vor den Mund, ehe sie erneut einen kurzen Blick auf ihre Freundin warf. Vermutlich sollte sie auch schlafen gehen. Sie war nun schon länger als vierundzwanzig Stunden wach. Ziemlich ungesund, dass müsste sie als berufstätige Ärztin am besten wissen und doch konnte sie sich einfach nicht aufraffen Hinata zu wecken und mit ihr gemeinsam ins Bett zu gehen. Das Sofa wurde auf Dauer ziemlich unbequem und hatte schon des Öfteren für schmerzhafte Verrenkungen gesorgt.
 

Seufzend lehnte sie sich etwas zurück, legte den Kopf auf die Nackenlehne des Sofas und schloss die Augen. Wenigstens kurz etwas ruhen. Sich hinlegen konnte sie später auch noch und zur Not würde es eben eine volle Kanne mit schwarzem, starken Kaffee tun, um ihre Lebensgeister wieder zu entfachen. 
 


 

„Verdammt!“
 

Mitleidig blickte Hinata ihr entgegen. Ja, sie hätte wirklich ins Bett gehen sollen, als sie noch die Möglichkeit dazu hatte. Nun war es zu spät und ihr Nacken fühlte sich so an, als hätte man ihr operativ eine Steinplatte implantiert. Sie konnte ihn kaum mehr bewegen und wenn dann nur unter größter, mit Schmerzen verbundener, Anstrengung. Wenigstens hatte sie geschlafen und war nun dementsprechend wieder weitgehend fit. Man sollte eben auch die kleinen Dinge im Leben zu würdigen wissen… 
 

„Warum hast du mich denn nicht einfach geweckt?“ 
 

Weil sie selber zu faul zum aufstehen war. Weil Hinata lange genug gebraucht hat, um sich nach Narutos Aktion endlich wieder zu beruhigen. Weil sie sich selber gerne quälte. Es gab viele Gründe, aber keinen, der ihrer Freundin ihr Verhalten plausibel erklären würde. 
 

„Wo hattest du eigentlich den Tisch gebucht?“
 

„Im Ise Sueyoshi.“
 

Anerkennend stieß Sakura einen pfeifenden Ton aus. Abgesehen von den gigantischen Preisen, war es fast unmöglich dort einen Tisch zu bekommen, wenn man nicht schon Monate vorweg einen reservierte. Dafür war das Essen allerdings ein Gedicht der Sinne und die Zubereitung an den Tischen, die auf manche Gerichte folgte, ein spektakuläres Ereignis. Sakura war bisher drei Mal im Ise Sueyoshi gewesen. Zu ihrem achtzehnten Geburtstag, zur Absolvierung ihres Studiums und zum ersten Date mit Sasuke Uchiha. Das Letzte sogar relativ spontan. Eins musste sie ihrem Ex lassen. Er hatte Kontakte an den richtigen Stellen. 
 

„Du musst Naruto wirklich lieben.“
 

Hinata seufzte und blickte auf ihre Kaffeetasse, die sie mit beiden Händen umschlossen hielt.
 

„Manchmal bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich meine, natürlich habe ich noch Gefühle für ihn, sehr starke sogar, aber ich glaube manchmal, dass er unsere Beziehung nicht mehr sonderlich ernst nimmt. Wir haben uns vielleicht schon zu sehr aneinander gewöhnt. Es gibt kaum noch Spannung und im Schlafzimmer...“
 

Sie brach ab und blickte verlegen zur Seite. Sakura erkannte einen rötlichen Schimmer, der sich auf Hinatas Wangen gelegt hatte. Sie war schon immer sehr zimperlich mit solchen Themen umgegangen, obwohl solche Intimitäten doch eine vollkommen natürliche Sache war. 
 

„Hast du ihn mal darauf angesprochen?“
 

„Ich habe es versucht, aber er scheint diesem Gespräch geschickt aus dem Weg zu gehen. Vielleicht...“
 

Langsam blickte Hinata wieder auf und ihr verzweifelter Blick traf sie mit solch einer Intensität, dass es Sakura für kurze Zeit den Atem raubte.
 

„Glaubst du, er könnte eine Andere haben?“
 

Sakura schluckte, bevor ein gekünsteltes Lachen ihrer Kehle entrann.
 

„Wir sprechen hier über Naruto. Er mag zwar nicht so ein Gefühlskrüppel wie Sasuke sein, aber so wirklich Ahnung hat der auch nicht von Frauen. Mich hat es ja schon gewundert, dass er überhaupt aufgeklärt war, als ihr es endlich geschafft habt zusammen zu kommen.“
 

Ihre beste Freundin nickte, doch beruhigt schien sie keineswegs. Ihr nachdenklicher Blick haftete sich wieder auf die weiße Keramiktasse. 
 

„Wohl möglich hast du Recht...“
 

Sakura erwiderte nicht. Zum einen, weil sie nicht wusste, was sie darauf noch sagen sollte und zum anderen, da es in diesem Moment lautstark an ihrer Tür klopfte. Verwundert runzelte sie die Stirn und fing zur gleichen Zeit den fragenden Blick von Hinata ein. 
 

„Erwartest du noch Jemanden?“
 

Kopfschüttelnd standt Sakura auf und begab sich in Richtung der störenden Geräuschquelle. Hatte man denn nicht mal mehr am Samstag seine Ruhe? Seufzend öffnete sie die Tür und war kurz versucht, sie gleich wieder zu schließen. Na wunderbar. Damit ging nun also auch ihr freies Wochenende flöten.
 

„Kisame“, begrüßte ihn sie mehr als missgestimmt und hoffte, dass sie seinen Namen richtig in Erinnerung behalten hatte, „was kann ich für dich tun?“
 

Sie trat einen Schritt beiseite und ließ ihn eintreten. Als wenn er einfach wieder abhauen würde, wenn sie ihn draußen stehen ließ… 
 

Ohne große Worte trat er ein, streifte sich seine Schuhe ab – sie war wirklich begeistert von seinen Manieren – und spazierte einfach wie ein alter Freund, der scheinbar schön öfter bei ihr gewesen war, in ihr Wohnzimmer und pflanzte sich auf die Couch. Stirnrunzelnd war sie ihm gefolgt und sah nun mit an, wie er sich erst seiner schwarzen Lederjacke entledigte und bald darauf auch seines ebenfalls schwarzen Shirts. Hinata, die sich mittlerweile ebenso im Wohnzimmer eingefunden hatte, gab ein ersticktes Keuchen von sich. 
 

Sakura fragte sich ob das daran lag, dass sich ein fremder Mann vor ihr halb nackt machte, oder an der Fleischwunde, die seine rechte Seite unschön entstellte. 
 

„Was ist passiert“, fragte sie professionell und ohne ihre Mine zu verziehen, bevor sie ihre Freundin damit beauftragte ihren Notfallkoffer aus dem Schlafzimmer zu holen. „Übrigens gebietet es die Höflichkeit, Jemanden erst einmal zu begrüßen, bevor man einfach in eine fremde Wohnung eintritt.“ 
 

Vergnügt blitzte er ihr entgegen. Große Schmerzen schien er also schon einmal nicht zu haben. Hätte sie aber auch gewundert. Diese Kerle schienen in diesem Zusammenhang wohl alle ziemlich hart im Nehmen zu sein. Den Beiklang ihrer Gedanken ignorierte sie ebenso gekonnt, wie das Grinsen, welches nun über seine Mundwinkel zuckte.
 

„Pain hatte wohl schlechte Laune. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Wer ist eigentlich die Kleine bei dir?“
 

Verärgert kniff sie ihre Augenbrauen zusammen, sodass eine tiefe Furche in ihrer Stirn entstand. Bedrohlich ging sie einen Schritt näher an ihn heran.
 

„Hinata wird aus dieser Angelegenheit herausgehalten. Verstanden?“
 

Noch immer grinsend nickte er ihr zu. Sie glaubte ihm kein Wort, aber sie würde schon dafür Sorge tragen, dass er nicht auf dumme Ideen kam. Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, kam Hinata auch schon mit dem gewünschten Objekt zu ihnen zurück und bot sich an, neuen Kaffee für den Gast aufzusetzen. Sie war viel zu schnell in der Küche, als das Sakura es schaffte Widerworte von sich zu geben. Seufzend blickte sie ihr hinterher, ehe sie sich an die Arbeit machte. 
 


 

„Letztes Jahr war ich auf den Kokosinseln tauchen. Kann ich nur weiter empfehlen. Feiner Sandstrand, klares Wasser und eine Vielzahl an Meereslebewesen, die man einfach selber mal mit eigenen Augen gesehen haben muss.“
 

„Wirklich? Das klingt toll. Ich wollte ja schon immer mal ans Great Barrier Reef nach Australien, aber leider lässt sich das nicht mit meinen Eltern oder meinen alltäglichen Pflichten vereinbaren.“
 

„Ach Quatsch. Nichts und Niemand kann dich davon abhalten deine Träume zu verwirklichen. Man lebt schließlich nur einmal.“
 

Skeptisch blickte Sakura zwischen ihren Besuchern hin und her. War ja wirklich super, wie gut sich Hinata und Kisame verstanden. Am Ende wurden sie vielleicht noch die besten Freunde, oder sogar noch mehr… Schnell schüttelte sie den Kopf. Kami, alles bloß das nicht. Nicht das Kisame nicht auf seine Art und sein eher extravagantes Aussehen – blaue Haare, relativ spitze Zähne und ein Körper eines Bodybuilders würdig – attraktiv war, aber er wähnte sich immer noch in den falschen Kreisen.
 

Bankräuber… 
 

Sakura schnaubte. Mittlerweile glaubte sie, dass sie Organisation die sich im Untergrund auch Akatsuki nannte, weitaus mehr war, als sie ihr gegenüber vorgaben zu sein.



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