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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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Hermine.
 

Ich verstehe nicht mehr, was hier passiert. Hogwarts ist nicht mehr, was es mal war. Weasleys kleine Schwester hat mit Longbottom zusammen irgendwas angestellt. Was ich gehört habe, sind sie in Snapes Büro eingebrochen. Also in das vom Schulleiter. Ich verstehe nicht, warum. Sie haben es doch eh schon schwer hier, warum machen sie es sich noch schwerer? Es ist ein Wunder, dass sie nicht rund um die Uhr nachsitzen müssen. Und weißt du, was ich auch nicht verstehe? Snape hat sie zur Strafe zu Hagrid geschickt, der mit ihnen in den Verbotenen Wald gehen soll. Aber Hagrid liebt doch alle Gryffindors. Ich bezweifle, dass das wirklich eine Strafe ist. Das muss Snape doch wissen? Ich verstehe das alles nicht mehr.
 

Mir kommt alles so sinnlos vor. Wir sitzen hier im Unterricht und lernen über Tränke und Verwandlung und was weiß ich, während draußen ein echter Krieg tobt. Wir hören und erfahren nur, was Snape und die Carrows uns mitteilen wollen, aber das reicht schon. Immerhin habe ich immer noch nicht wieder etwas von dir oder Potter gehört. Solange ich nichts von euch höre, seid ihr in Sicherheit. Richtig?
 

Immerhin muss ich nicht mehr zu Hause die Anwesenheit von Du-weißt-schon-wem ertragen.

Hermine.
 

Ich war so glücklich, dich in meinen Armen halten zu können. Aber es führt nur dazu, dass ich dich jetzt noch mehr vermisse.
 

Ich vermisse, wie du riechst.
 

Ich vermisse dein Haar.
 

Ich vermisse, wie du dich anfühlst, wenn du völlig nackt unter mir liegst.
 

Ich vermisse deine weichen Lippen.
 

Ich vermisse deine Berührung.
 

Deine Offenheit.
 

Ich will dich berühren. Streicheln. Küssen.
 

Ich will einfach alles vergessen.
 

Tränen formten sich in Dracos Augen. Der Boden von Myrtes Toilette war kalt und er fror. Je mehr er über Hermine nachdachte, umso einsamer fühlte er sich. Langsam legte er das vollgeschriebene Pergament auf den Boden und richtete seinen Zauberstab darauf. Flammen züngelten an den Rändern, während die Worte langsam zu Asche zerfielen.
 

„Bei Merlin, ich hätte nicht gedacht, dass du noch trauriger werden könntest!“
 

Er war nicht überrascht, dass sie auftauchen würde. Ihr mitleidiger Tonfall hingegen nervte ihn. Ohne zu ihr aufzuschauen, erwiderte er: „Was willst du, Myrte?“
 

„Ooooh, tragischer Junge! Hast du deine alte Freundin schon vergessen? Wir hatten doch so viel Spaß letztes Jahr.“
 

Als auch das letzte Stück des Pergaments verbrannt war, steckte Draco den Zauberstab weg und sah zu ihr auf. „Spaß war das nicht unbedingt. Mir ist heute nicht wirklich nach Gesellschaft.“
 

Die silbrige Figur schwebte neben ihm zu Boden und setzte sich einen Schritt entfernt hin. Dracos Gedanken wanderten zurück zu der Zeit, als er vor einem Jahr regelmäßig mit Myrte über Hermine gesprochen hatte. Wenn er damals gewusst hätte, dass das glückliche Zeiten sein würden. Unvorstellbar.
 

„Immerhin lebst du noch.“
 

Myrtes Worte klangen fröhlich, doch als Draco zu ihr schaute, konnte er sehen, dass ihr Gesicht von Sorgen gezeichnet war. Seufzend zog er seine Knie an und umschlang seine Beine mit seinen Armen. Leise erwiderte er: „Ja, immerhin. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich…“
 

„Sag das nicht!“, unterbrach Myrte ihn mit kreischender Stimme: „Sag das nicht, Draco! Ich bin froh, dass du noch da bist. Und deine Julia ist bestimmt auch froh.“
 

„Meine Julia ist auf der Flucht, weil ich Dumbledore getötet habe“, schmetterte er ihre Worte ab.
 

„Snape hat ihn getötet, nicht du“, widersprach Myrte fest. „Und jetzt sag nicht, dass er das nur getan hat, weil du es nicht konntest. Du hattest die Wahl und hast es nicht getan. Snape hatte auch die Wahl, und er hat es getan. Das ist der Unterschied zwischen euch. Ich bin für dich vielleicht nur ein Geist, aber das verstehe ich zumindest.“
 

Draco wusste, dass das nicht stimmte. Snape hatte keine Wahl gehabt. Wenn er den Unbrechbaren Schwur nicht erfüllt hätte, hätte er sein eigenes Leben verwirkt. Es war seine Schuld, dass er in diese ausweglose Situation geraten war. Vielleicht hätte Snape ihn auch ohne den Schwur getötet, immerhin war er jetzt Schulleiter von Hogwarts und unangefochten der einflussreichste unter den Todessern. Aber sicher sein konnte er nicht.
 

„War das ein Brief an Julia, den du da eben verbrannt hast?“
 

Er nickte bloß. Die Situation, in der sie beide waren, ähnelte tatsächlich immer mehr Romeo und Julia. Inzwischen befanden sie sich wirklich auf zwei verschiedenen Seiten in einem Krieg.
 

„Wozu schreibst du einen Brief, den du nicht abschickst?“
 

Tief atmete Draco ein. Er mochte Myrte, aber jetzt gerade fing sie an, ihm auf die Nerven zu gehen. So ruhig wie möglich erwiderte er: „Ich weiß nicht, wo sie ist, wie soll ich ihr einen Brief schicken? Und wenn jemand diesen Brief liest, bin ich tot.“
 

„Warum schreibst du ihn dann überhaupt?“
 

Sein Geduldsfaden riss. „Myrte! Wenn du nur hier bist, um mich mit dämlichen Fragen zu löchern, dann verschwinde. Ich kann auch gerne damit anfangen, mit Büchern auf dich zu werfen! Wie war das? Fünfzig Punkte für den Kopf?“
 

Mit einem Kreischen fuhr der Geist in die Höhe. „Ich will nur nett sein und das ist der Dank? Du kannst mich mal, Draco Malfoy!“
 

Ein langgezogenes Jaulen erklang, dann stürzte Myrte sich in eine der Toiletten und verschwand. Fluchend fuhr Draco sich durchs Haar. Warum war Myrte manchmal nur so blind? Er wusste doch selbst, dass es sinnlos war, diese Briefe zu schreiben, sie musste ihm das nicht noch unter die Nase reiben.
 

Wütend auf Myrte und sich selbst stand er auf und verließ die Toilette. Der Abend war schon vorangeschritten, doch er hatte keine Lust, in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren. Die anderen Slytherin behandelten ihn wie einen Star. Früher hätte er die Aufmerksamkeit vermutlich genossen, doch inzwischen? Er wusste zu viel, viel mehr als die anderen alle. Und im Gegensatz zu ihnen war er nicht glücklich darüber, dass der Dunkle Lord zurückgekehrt war. Insbesondere Pansy war übertrieben stolz darauf, dass sie mit ihm befreundet war.
 

Während er die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter stieg, baute er Stück für Stück seine Fassade wieder auf. Letztes Jahr hatten sich alle über ihn lustig gemacht, weil sein Vater im Ministerium versagt hatte, da hatte er notgedrungen gelernt, so zu tun, als könnte ihn nichts rühren. Inzwischen brauchte er diese Maske, um nicht zu zeigen, wie angewidert er vom Verhalten seiner Klassenkameraden war.
 

Er war kaum durch das Portrait getreten, da wurde er schon von der hohen Stimme von Pansy begrüßt: „Draco, wo warst du denn den ganzen Abend? Wir haben dich vermisst.“
 

Er warf ihr ein verschwörerisches Grinsen zu und flüsterte: „Ich hatte Dinge zu erledigen. Nichts, worüber ich hier reden sollte.“
 

Sofort wandelte sich ihre Miene von schmollend zu begeistert. „Alles klar, ich verstehe, du musst gar nicht mehr sagen. Völlig klar. Wir reden einfach nicht drüber.“
 

Sie zwinkerte ihm übertrieben zu, packte seine Hand und zog ihn zu dem Sofa, wo Blaise und Theodore zusammen mit Crabbe und Goyle saßen. Nach all den Jahren in Slytherin hatte er es nie geschafft, wirkliche Freunde zu finden. Crabbe und Goyle waren von Anfang an da gewesen und bereit, ihm zu folgen, aber sie waren zu dumm, um wirklich als Freunde zu zählen. Blaise und Theodore wiederum hingen immer zu zweit rum und interessierten sich für niemanden.
 

Während er der Konversation zwischen den beiden lauschte, fiel ihm auf, dass er niemanden hatte, mit dem er sich wirklich tiefgründig unterhalten konnte. Niemanden außer Hermine.
 

„Hast du gehört, dass Snape zwei dumme Gryffindors dabei erwischt hat, wie sie in sein Büro eingebrochen sind?“, zog Pansy seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
 

Ehe er etwas sagen konnte, antwortete Crabbe: „Ziemlich dumm. Sie können froh sein, dass Snape sie so leicht bestraft hat.“
 

„Mit einem dummen Oger in den Verbotenen Wald zu gehen, finde ich nicht leicht“, widersprach Pansy fröhlich.
 

Goyle grunzte zustimmend, doch Crabbe beharrte: „Ich hätte den Cruciatus genutzt. Wozu haben die Carrows uns erlaubt, dass wir ihn gegen Schüler nutzen dürfen, die die Regeln brechen? Ein Einbruch in das Büro des Schulleiters ist ein schwerwiegender Verstoß.“
 

Innerlich musste Draco ihm zustimmen. Er hätte auch erwartet, dass Snape sie persönlich gefoltert hätte. Die Carrow-Geschwister hatten mit Zustimmung des Ministeriums den Cruciatus-Fluch als geeignetes Mittel der Bestrafung in Hogwarts eingeführt, warum also hatte Snape das nicht ausgenutzt? So, wie er Longbottom in Zaubertränke schon immer behandelt hatte, hasste er den Jungen. Je mehr er darüber nachdachte, umso weniger Sinn ergab sein Handeln.
 

„Er hat vermutlich keine Zeit, sich um sowas zu kümmern?“, schlug Pansy als Lösung vor.
 

„Vielleicht“, murmelte Crabbe, doch er sah nicht überzeugt aus.
 

„Was willst du damit andeuten?“, hakte Draco nach. Er hatte nie viel von Crabbes Intelligenz gehalten, aber irgendetwas sagte ihm, dass er mehr wusste, als er zugab.
 

„Ich meine nur. Die Methoden der Carrows sind viel effektiver. Ich habe das Gefühl, dass Snape sich nicht traut oder so.“
 

„Nicht traut?“, mischte sich jetzt Blaise ungläubig ein: „Du hast schon mitbekommen, dass er Dumbledore getötet hat, richtig?“
 

„Das sagen alle“, schmetterte Crabbe den Einwand ab: „Aber hat es irgendjemand von uns gesehen? Nein. Wir haben nur Dracos Wort.“
 

„Willst du etwa Draco unterstellen, dass er lügt?“, wollte Pansy wissen. Ihre Stimme klang schrill.
 

Draco spürte, wie Wut in ihm hochstieg. Crabbe hatte in seinem Leben noch nie wirklich etwas tun müssen, und jetzt blähte er sich hier auf, nur weil er einer der wenigen war, die den Cruciatus-Fluch tatsächlich sprechen konnte. So viel zur gerühmten Loyalität der Slytherins.
 

„Ich weiß nicht“, meinte Crabbe ungerührt, ehe er den Blick auf Draco richtete: „Lügst du?“
 

Kopfschüttelnd hob er die Hände. „Wie hast du das nur rausgefunden?“
 

Theodore und Blaise lachten über seinen ironischen Kommentar, doch Pansy riss entsetzt die Augen auf. „Warte, was? Das war gelogen?“
 

„Oh, Pansy, Schätzchen“, kam es von abfällig von Theodore: „Warum strengst du nicht mal dein hübsches Köpfchen an und denkst für dich selbst, mh?“
 

Crabbe schnaubte genervt, doch er sagte nichts weiter dazu. Erleichtert ließ Draco sich zurück sinken. Für die Öffentlichkeit war tatsächlich nicht vollständig geklärt, was mit Dumbledore geschehen war. Selbst mit einem unterwanderten Ministerium wäre es sonst vermutlich nicht möglich gewesen, Snape zum Schulleiter zu ernennen. Er hatte ursprünglich auch nichts darüber erzählen wollen, doch die eiskalte Ablehnung der ersten Tage hatte ihm deutlich gemacht, dass er irgendetwas brauchte, um die Gunst seiner Mitschüler zurückzugewinnen.
 

„Ich glaube, Crabbe ist nur eifersüchtig“, flüsterte Pansy ihm leise zu, während sie sich enger an ihn drückte.
 

„Eifersüchtig?“, erwiderte er überrascht, während er versuchte, seine Sitzposition so zu ändern, dass ihre Brüste sich nicht länger gegen seinen Arm pressten.
 

„Wir haben uns über die Sommerferien ein paar Mal getroffen“, erklärte sie und rückte noch näher an ihn, um ihren Mund ganz nah an sein Ohr zu bringen: „Ich glaube, er dachte, er kann bei mir landen. Aber das ist natürlich lächerlich. Ich hab nur Augen … für dich.“
 

Ein eiskalter Schauer rann Draco den Rücken runter. Pansy hatte ihn letztes Jahr beinahe vollständig ignoriert, und jetzt plötzlich wollte sie etwas von ihm? Fühlte sie sich wirklich so sehr zu Zauberern hingezogen, die die Dunklen Künste praktizierten? Da wäre sie vermutlich bei Crabbe doch besser aufgehoben.
 

„Pansy“, flüsterte er leise und drehte sich etwas zu ihr um: „Das kann nicht dein Ernst sein.“
 

Zu seinem Entsetzen schien sie das als Aufforderung zu verstehen. Sie rückte noch näher und presste ihm einen leichten Kuss auf den Hals. „Ich meine es völlig ernst, Draco. Soll ich dir zeigen, wie ernst?“
 

Draco schluckte. Wie sollte er sie abweisen, ohne sie völlig gegen sich aufzubringen? Vorsichtig legte er eine Hand auf ihre Schulter und zwang sie so, ein Stück von ihm abzulassen. „Pansy, hör mir jetzt gut zu. Ich fühle mich geehrt, dass du so über mich denkst, aber das geht nicht. Nicht jetzt. Ich muss mich konzentrieren auf die Dinge, die von mir erwartet werden.“
 

Zu seiner Überraschung schien Pansy davon kein Stück beleidigt. Stattdessen spielte ein wissendes Lächeln um ihre Mundwinkel. „Das verstehe ich, Draco. Das ist okay. Aber wenn du mal Ablenkung brauchst, komm zu mir. Ich weiß, wie man zu zweit Spaß haben kann. Es wird sich auf jeden Fall lohnen. Für dich.“
 

Mit diesen Worten hauchte sie ihm einen weiteren Kuss auf die Wange, dann erhob sie sich und ging mit wippenden Hüften Richtung Schlafsäle davon. Mit klopfendem Herzen schaute Draco ihr nach. Selbst wenn er Hermine nicht hätte, würde er sich niemals auf Pansy einlassen. Ihr Interesse an ihm machte sein Leben nur noch komplizierter, gerade weil es nicht echt war. Sie wollte ihn für sich gewinnen, weil er ein Todesser war, dessen war sich Draco sicher. In ihrer Gegenwart musste er sich in Zukunft sehr vorsehen, wie er sich verhielt.
 

Erschöpft schloss er die Augen und ließ seinen Kopf zurück sinken. Er hasste alles hier.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Arya-Gendry
2019-02-03T00:13:36+00:00 03.02.2019 01:13
Er hat es echt nicht einfach der Arm.


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