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You Can't Handle The Truth

von

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Like A Family

„Siehst du ihn? Da hinten, da ist er“, sagte Angel zu dem kleinen Mädchen an seiner Hand und zeigte dabei zum anderen Ende des Fußallplatzes. Während die Ersatztorhüter im weit entfernten Tor ein paar Schüsse des Trainerstabes parierten, waren die Feldspieler in mehrere Kleingruppen aufgeteilt, standen hintereinander Schlange und warteten darauf, dass sie an der Reihe waren, um mit zwei weiteren Spielern eine kleine Flankenkombination durchzuprobieren. Ein Schuss auf das Tor – nein, viel mehr in das Tor – war das Ziel. Dennoch gab es immer nur eine Schusschance, um der drohenden Strafe von zehn Liegestützen zu entgehen, die bei Versagen auf der Stelle abgearbeitet werden musste. Der einzige Torhüter im Tor bekam bei einem Gegentor keine Strafe, lieferte sich allerdings dennoch ein paar motivierende Wortgefechte mit seinen Kollegen.

Es schien eine ziemlich gute Stimmung auf dem Trainingsplatz zu herrschen, erinnerte Angel stark an die Trainingseinheiten damals auf der High School. Die Jungs vom Basketballclub hatten in den meisten Fällen auch immer Spaß beim Training, waren ausgelassen, lieferten sich kleine Privatwettkämpfe untereinander, um sich anzuspornen. Manche Dinge schienen sich nicht einmal zu ändern, wenn man erwachsen wurde. Nicht einmal im Profisport.
 

Es war lange her, dass Angel Jordan beim Training mit seinen Teamkollegen beobachten konnte. Meistens hatte er ihn nur alleine trainieren sehen. Joggen, Sprints, Hanteltraining, Liegestütze, Situps. All das, was der Kroate zuhause oder zu ihrer Studentenzeit im Park absolviert hatte. Streng, verbissen, ernst. Er wollte so dringend besser werden, stärker werden, perfekt werden. Ihn jetzt so ausgelassen auf dem Trainingsplatz zu sehen, einen Schritt näher an seinem großen Ziel, Angel konnte nicht anders als zu lächeln. Er war glücklich, Jordan so zu sehen, vielleicht sogar ein bisschen erleichtert. Und er war natürlich auch endlos stolz auf ihn.

Sein Stolz wurde auch nicht weniger, als Jordan den Ball im Tor versenkte – es war nicht mal ein richtiger Schuss, eher lief er irgendwie in den Ball und traf ihn dennoch gut genug in der Bewegung, um ihn am Torhüter vorbei zu stolpern und im Netz unterzubringen.
 

„Tor! Er hat ein Tor gemacht!“, quietschte Ivana vergnügt, hing halb auf den Zehenspitzen, um besser über die Bande blicken zu können. Angel hätte sie ja hochgehoben und auf die Absperrung gesetzt, damit sie besser sehen kann, doch dahinter war es sicherer, nicht, dass sie noch von einem verunglückten Pass, Torschuss oder einer Faustabwehr getroffen wurde.
 

„Ja, das hat er“, bestätigte Angel, ein Lächeln auf dem Gesicht, während er beobachtete, wie Jordan mit dem Torwart über den etwas missglückten Schuss flachste, den sein Kollege dennoch nicht hatte halten können. Die zwei Männer lachten herzlich und während der Kroate sich gerade wieder auf den Weg machen wollte, um sich an anderer Position wieder anzustellen, gefolgt von einem Klopfen auf seinem Rücken, da stockte der Mittelfeldspieler, suchte die Seitenlinie ab und traf Angels Blick erst, nachdem sein Torhüter-Kollege mit dem Finger auf ihn und Ivana zeigte. Was auch immer sie sprachen - er konnte sie auf die Entfernung natürlich nicht verstehen -, wirklich lange dauerte es nicht, bevor Jordan die Hand kurz zum Gruß in die Luft hielt und sich dann doch wieder anstellte, wo er sich anzustellen hatte. Das Training ging nun einmal vor, das war dem jungen Mann klar, der Kroate würde schon zu ihnen kommen, sobald das Training beendet war. Dann hatten sie definitiv noch genug Zeit, um sich zu unterhalten.
 

Viel geschah auf dem Platz nicht mehr. Noch ein paar Schüsse, dann folgte zum Abschluss der Trainingseinheit das übliche Match zwischen zwei zusammengewürfelten Teams. Während Angel den Trubel auf dem Platz noch verfolgte, dabei eigentlich nur Augen für seinen Jordan hatte, hatte Ivana angefangen den Rasen hinter der Absperrung nach Blumen abzusuchen und war mittlerweile ein Stück weiter an einem Beet gelandet. Fußball war eben doch nicht wirklich spannend für das kleine Mädchen und nicht einmal für ihren Daddy konnte sie genug langfristiges Interesse aufbringen. Sie war eben nicht Angel.
 

„Für einen Moment dachte ich, ich hätte die Kleine gesehen. Wo hast du sie abgesetzt?“, fragte Jordan, als er verschwitzt zu Angel kam, konnte sich nicht mal mehr das Leibchen in Ruhe über den Kopf ziehen, da wurde er schon fast wahllos wirkend von ein paar Leuten angefallen, die sich nun ebenfalls näher an die Bande gedrängt hatten, um ein Autogramm zu ergattern. Sie hielten ihm Trikot, Autogrammkarte, Buch oder einfach irgendein Foto vor die Nase, gemeinsam mit einem offenen Edding. Und wieder hatte der Psychologe das Nachsehen, jedenfalls für diesen Moment. Der Sportler kam den drängenden Bitten nach, machte seinen Job und kritzelte ein paar unleserliche Autogramme auf alles Mögliche – Ausnahme war blanke Haut. Nicht, dass das nie angeboten wurde...
 

„Sorry. Also...“, begann der Sportler wieder, als er die Fans weitestgehend zufriedengestellt hatte, vorerst, denn das waren noch längst nicht alle gewesen.
 

„Schon gut“, entgegnete Angel kurz, ein ehrliches, sanftes Lächeln auf dem Gesicht, das vollkommenes Verständnis ausstrahlte. „Natürlich habe ich Ivana mitgebracht, sie ist da drüben. Die Liebe zum Fußball musst du bei ihr scheinbar erst noch entflammen.“
 

„Haha, wird nicht nötig sein. Und jetzt schmier' dir dieses blöde Grinsen aus dem Gesicht.“

Doch das blöde Grinsen ließ sich nicht durch bloße Worte wegwischen, schon gar nicht, weil die Laune des jungen Mannes einfach zu gut war, viel zu gut. Und sie wurde definitiv nicht schlechter, als sich Ivana wieder zu ihnen gesellte, ein paar Blümchen in der Hand, die sie hoch zu Jordan streckte.
 

„Sieh mal, was ich gefunden habe!“

Begeisterung machte sich nicht gerade auf Jordans Gesicht breit, als er die Blumen ansah. Er war nie wirklich gut darin, seine Entgeisterung versteckt zu halten, erst recht konnte er keine Begeisterung vortäuschen, wo keine war. Und ehrlich gesagt versuchte er so etwas auch nie, das war eben Jordan. Einen Spruch verkniff er sich dann allerdings doch, Ivana war immerhin noch klein und konnte damit sicherlich nicht umgehen. Letztendlich konnte sie ja auch nichts dafür, dass sie ein Kind war und der Sportler ihre Begeisterung für Kinderkram einfach nicht teilte. Genau so wenig, wie für Mädchenkram übrigens, was nur gerecht war, wo sie doch seine Begeisterung für Männerkram auch nicht teilte. Fand er jedenfalls.
 

„Ganz toll“, kommentierte der Kroate kurz, monoton, nicht wirklich überzeugend, doch für das euphorische Mädchen war das genug, um seine Worte als Lob zu interpretieren. Gerade, wo sie auf einer Welle der Vorfreude schwamm.
 

„Können wir jetzt endlich in den Zoo? Ich will die Giraffen sehen!“
 

„Ihr wollt in den Zoo?“, fragte Jordan, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich muss jetzt eh in die Kabine. Viel Spaß. Oh- Und kauft keinen Kram aus dem Souvenirladen. Den braucht kein Mensch.“
 

„Wir drei, Jordan.“
 

„Du machst Witze...“, hoffte Jordan, doch wirklich lange hielt diese Hoffnung nicht an, als er in Angels Gesicht sah. Umso verständnisloser wurde sein eigenes. „Sonntag waren wir auf dem Spielplatz, gestern waren wir für sie einkaufen, heute sollen wir in den Zoo. Und morgen fahren wir nach Disneyland oder was? Meinst du nicht, dass du es ziemlich übertreibst? Das ist doch kein normales Leben mehr für so ein Kind. Die gehen...zur Schule, dann spielen die ein bisschen alleine draußen – im Garten oder auf der Straße. Aber die gehen nicht jeden Tag mit ihren Eltern irgendwo hin.“
 

„Es ist auch definitiv keine normale Woche für die Kleine. Ich habe jetzt frei, das ändert sich aber auch die nächsten Tage wieder. Dann habe ich wieder weniger Zeit, du bist am Wochenende wieder unterwegs, wir müssen die Tage nutzen, die wir jetzt haben. Also bitte, komm mit uns.“
 

„Bitte!“, stimmte auch Ivana mit ein.
 

Jordan musste sich eingestehen, dass sein Lebenspartner irgendwo recht hatte. Für all das hier hatten sie sicherlich schon sehr bald keine Zeit mehr. Wenn sie ihr etwas bieten konnten, dann jetzt. Und genau das war es, was Jordan zu schaffen machte. Er hatte keine Zeit für ein Kind. Er wollte nicht, dass sein Kind so aufwachsen müsste.

„Ist ja gut. Wartet auf dem Parkplatz auf mich“, sagte Jordan noch, als er sich auf den Weg zurück machte, sich seinen Weg durch die restlichen, wartenden Fans bahnte, von Fotos und Autogrammen immer mal wieder aufgehalten wurde.
 

 

***

 
 

Sie hatten schon vieles gesehen, jedenfalls kam es Jordan so vor, doch sie hatten dennoch erst einen Bruchteil des Zoos hinter sich gelassen. Langsam zweifelte er daran, dass sie es überhaupt an einem Tag schaffen würden, alle Tiergehege und Gewächshäuser abzuarbeiten. Jedenfalls sah das Glashaus des Schmetterlingsgartens aus wie eines, vor allem, weil dort natürlich auch Unmengen an Pflanzen mit drin waren. Es war schon verrückt und irgendwie beeindruckend, so viele Schmetterlinge auf einem Haufen zu sehen, aber jegliches Staunen redete er sich selbst wieder aus. Er war ein Mann, ein erwachsener Mann. Und das hier war ein Zoo, spannend vielleicht für Kinder, so sah er es jedenfalls.

Die afrikanischen Tiere, die sie bisher gesehen hatten, waren jetzt auch nicht unbekannt für ihn, dennoch ließ er meistens Angel die Fragen der kleinen Ivana beantworten, las selbst vielleicht mal die ein oder andere Tafel vor, die dort vor den Gehegen standen. Letztendlich war das hier wie ein endlos langer Spaziergang mit ein paar Tieren. Wenigstens konnte Ivana dabei etwas lernen.
 

Nachdem sie den linken Flügel des Zoos abgearbeitet und wieder das Zentrum erreicht hatten, waren die Erwachsenen der Meinung, eine kleine Pause würde ihnen gut tun. Ein bisschen sitzen, ein bisschen essen und viel trinken. Sie standen noch nicht lange an einer der überfüllten Buden an, Jordan konnte bisher nur mit Mühe einigermaßen die Auswahl an Gerichten erkennen. Es war gutes Wetter, es waren die ersten schönen Tage im Jahr, klar, dass viele Leute die Chance nutzten, um ein bisschen Sonne zu tanken, ein bisschen die frische Luft genossen, doch ganz begreifen konnte der Sportler es dennoch nicht. Hatten die alle sonst nichts zu tun? Mussten sie alle heute hier in der Schlange vor ihm stehen?
 

„Ich muss mal“, kam es jetzt von einem hellen Stimmchen neben ihm. Auch das noch...
 

„Was...auf Klo? Jetzt?“
 

„Ja...“

Kinder konnten ja so elendig gequält klingen, wenn sie dringend auf Toilette mussten. So alt wie sie war, war sich Jordan nicht sicher, wie lange sie überhaupt aushalten könnte. Nicht, dass sie sich gleich noch in die Hosen machte. Dass Jordan keine Lust hatte, mit dem Mädchen auf Toilette zu gehen, nicht sicher, ob er ihr dann auch noch den Popo abwischen müsste, schien Angel nicht nur zu ahnen, sondern sogar regelrecht zu wissen.
 

„Ist schon gut, ich geh' mit ihr“, bot er nämlich netterweise an. „Du kannst so lange die Stellung in der Schlange halten und wenn du dran bist-“
 

„Nein, schon gut. Ich geh'“, kam es plötzlich wie aus der Pistole geschossen von dem Kroaten. Ziemlich zu Angels Überraschung. Und ja, Jordan konnte sich wirklich besseres vorstellen, als mit dem Mädchen auf Toilette zu gehen, aber es gab eben auch schlechteres: sich ungeduldig in einer ziemlich langen Schlange die Beine in den Bauch zu stehen. Das konnte er mit seiner Ungeduld gerade wirklich nicht vereinbaren, da kam ihm dieser kleine Ausflug auf das stille Örtchen doch irgendwie gelegen.
 

„Du kannst mir einen Chickenburger bestellen, wenn die sowas haben. Und sonst...du weißt ja, was ich mag.“
 

„Und ich will Pommes!“
 

„Okay, dann bis gleich“, sagte Angel noch, bevor Vater und Tochter Reißaus nahmen, ihn an der Bude stehen ließen, um schnellstmöglich zu den nächsten Toiletten zu kommen. Wie selbstverständlich hatte der Kroate die Hand des kleinen Mädchens gegriffen, zum allerersten Mal überhaupt, er merkte nicht einmal, wie sie glücklich vor sich hin lächelte. Stattdessen suchte sein Blick die Parkschilder nach der nächsten Toilette ab, wahrscheinlich war der Souvenirladen aber doch am nächsten dran. Ausgerechnet der Souvenirladen. Doch bevor sie dort ankamen, bemerkte er seine offenen Schnürsenkel, die schon eine Weile im Dreck unterwegs zu sein schienen, so braun gesprenkelt, wie sie waren.
 

„Das darf doch nicht wahr sein...“, begann Jordan genervt, ließ die Hand von Ivana los und hockte sich runter, versuchte den Dreck von den Schnürsenkeln zu klopfen – vergeblich – und sich die Schuhe wieder zuzubinden. „Warte kurz, Ivana. Ich bin sofort-“

Doch als er wieder aufblickte, da sah er kein kleines Mädchen mehr. Nicht neben sich. Nicht zwischen den Menschen, die um sie herum unterwegs waren. Nicht an einem Gehege, nicht an dem Gebäude des Souvenirladens. Und je länger er sich umschaute, desto größer wurde das Gefühl von Panik, das sich in ihm breit machte.
 

„Ivana? … Ivana?!“
 

Jordan bahnte sich seinen Weg zum Souvenirladen, schaute bei den Toiletten, schaute bei den Souvenirs, fragte Kassiererinnen und andere Besucher, die sich gerade in der Nähe aufhielten. Nichts. Die Panik stieg an. Was sollte er jetzt tun? Was taten andere Eltern in dieser Situation? Vielleicht hatte sie sich verlaufen. Vielleicht wurde sie entführt. Vielleicht- Jordan wollte gar nicht dran denken, dass sie in eines der Gehege gefallen sein könnte.
 

Schwer schluckend, mit Füßen aus Blei schleppte er sich langsam zurück zu Angel, das schlechte Gewissen, die Schuld, erdrückten ihn fast. Aber wenn ihm jetzt jemand helfen könnte, dann vermutlich Angel. Auch, wenn er es ihm gar nicht sagen wollte, er musste es wohl oder übel. So, wie er aussah, blass, Schweiß auf der Stirn, die unruhigen Augen, Angel würde es ihm sowieso ansehen.
 

„Hey, du siehst ja völlig verstört aus. So schlimm kann es doch nicht gewesen sein“, kommentierte Angel amüsiert, er hatte ja keine Ahnung, was los war und-
 

„Das ist nicht lustig!“, fauchte Jordan hastig, bevor er wieder schlucken musste. „Ich hab sie verloren. Ich hab nur kurz nicht hingesehen und dann war sie...weg. Ich hab überall gesucht, Angel. Überall!“

Wie ernst es Jordan war, wie fertig er war, das war jetzt deutlich zu sehen, ließ Angel den Witz, den er eben noch gerissen hatte, bereuen. Und er tat ihm auch ziemlich leid, immerhin konnte er nur zu gut verstehen, wie sich der Kroate fühlen musste. Zu gerne hätte er ihn jetzt in den Arm genommen, ihn einfach an sich gedrückt, ihm beruhigend über den Rücken gestreichelt und ihm die folgenden Worte ins Ohr geflüstert, statt sie über die für ihn viel zu große Entfernung zu sagen.
 

„Tut mir leid, Jordan. Aber jetzt ist ja alles wieder gut.“
 

„...Was?“
 

„Na, sie ist doch wieder da“, bemerkte Angel, deutete an seinem Lebensgefährten vorbei zu dem kleinen Mädchen, das unbemerkt hinter dem Kroaten stand. Jedenfalls hatte Jordan sie bis zu Angels Andeutung nicht bemerkt. Doch anstatt sie erleichtert in die Arme zu schließen – Wer würde so etwas auch von ihm erwarten? - entlud sich die Anspannung, das Blei in seinen Füßen, die Last auf seinen Schultern deutlich anders, auf typische Jordanweise.
 

„Bist du irre?! Ich hab gesagt, du sollst kurz warten und du rennst einfach weg?! Ich hab dich überall gesucht, verdammt!“

So wutentbrannt, so zischend, so energisch wie er das kleine Mädchen ausschimpfte, war es kein Wunder, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten, während ihr Gesicht an Farbe zulegte, die Mundwinkel stark nach unten verzogen wurden. Schutz und Hilfe suchend eilte Ivana zu Angel, krallte ihre Hände in seine Hose, vergrub das Gesicht an seinem Bauch und weinte hemmungslos bittere Tränen, die ein Kind weinte, wenn es ihren Daddy böse erzürnt hatte. Dabei war er in erster Linie erleichtert...
 

„Jordan“, kam es ein wenig tadelnd von Angel, unnötig, fühlte sich Jordan doch jetzt schon schlecht genug. Schönreden konnte er es sich jetzt nur noch damit, dass er sie immerhin nicht geschlagen hat. Seine Emotionen einigermaßen in den Griff zu bekommen und vor allem nicht handgreiflich dabei zu werden, das hatte ihn schon für den Verein ein bisschen Training gekostet. Umso mehr zahlte es sich jetzt hier aus. Dennoch konnte er nie so werden wie Angel, der dem kleinen Mädchen behutsam über den Kopf strich. Er konnte so etwas nicht.
 

„Willst...du ein Eis, Ivana?“, fragte Jordan fast schon verkrampft. Er konnte diesen Daddy-Kram nicht. Und er konnte sich nicht entschuldigen...
 

„Hörst du das? Dein Daddy kauft dir ein Eis. Aber vorher essen wir noch etwas Richtiges, ja?“, versuchte Angel mit ruhiger Stimme zu helfen, bisher hatte sich das kleine Mädchen immerhin noch nicht geregt gehabt. Doch jetzt ließ sie lockerer, sah zu Angel auf und nickte kurz, das Gesicht noch ein wenig nass und rot. Er war eben nicht Angel, scheinbar schien nichts richtig zu helfen, was der Kroate tat. Und während sie wieder anstanden, in der scheinbar nicht endenden Schlange vor der Fressbude, ging Jordan dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Er war nicht Angel.
 

„Ich bin mal kurz telefonieren, ja?“, sagte der Kroate knapp, wartete auch nicht auf eine Reaktion als er losging, etwas abseits, das Smartphone schon aus der Hosentasche gezogen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SuperCraig
2019-04-08T14:22:16+00:00 08.04.2019 16:22
Zuerst das Fußballspiel, bei dem er sich einigermaßen bemüht, nett zu sein (für seine Verhältnisse), dann der Zoobesuch. Da hat wer wirklich ein wenig nachgedacht, oder macht es einfach aus Pflichtgefühl heraus. Spätestens im Zoo drückt sich mir aber die Vermutung auf, dass dem nicht so ist. Er scheint wirklich ein wenig zu akzeptieren, dass das Mädchen seine Tochter ist.

Die Panik, die er schiebt, als sie kurz verschwunden ist. Ich hätte eher gedacht, er wäre froh darüber gewesen, die lästige Klette los zu sein. Gut, das vor Angel zu rechtfertigen würde schwierig werden, aber man merkt doch, wie es ihm nahe geht, und dass er, vielleicht nur ein ganz kleines Bisschen, der Papa ist, und Vatergefühle besitzt.


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