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A Place to Belong

von

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Zuerst war seine Bühne nur eine alte Kiste auf dem Marktplatz gewesen, die mit einem Stück Stoff bedeckt gewesen war, um etwas hübscher auszusehen.

Dann hatte er sein eigenes Theater erworben.

Es war klein gewesen, geradezu winzig, konnte keine hundert Leute fassen, doch es war seins, und es war vor allem auch ein Heim für ihn und seine Leute, die mit den Jahren gekommen – und teilweise wieder gegangen – waren.

Dann war der Name Tantalus groß genug geworden, dass sie in den großen Theatern auftreten konnten. Nicht nur in Lindblum. Überall auf dem Kontinent des Nebels.

Groß genug, dass sie jedes Jahr zum Geburtstag der Prinzessin ihr Aushängeschild Deine Taube möcht‘ ich sein vor dem alexandrischen Königshof spielen durften.

 

Zuerst hatte er geglaubt, das könnte nun der Höhepunkt seiner Karriere als Schauspieler und Dieb sein. Die Möglichkeit, das ganze Land zu bereisen, ganze Theatersäle zu füllen und in seinen Bann zu ziehen.

Selbst den Königshof von Alexandria so sehr zu verzaubern, dass es ein leichtes war, den anwesenden Adligen ihre Kostbarkeiten aus der Tasche zu ziehen.

 

Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so sehr getäuscht.

 

„Des is jo dea Woansinn, zefix!“

„Total krass, und so. Richtig krass. Unglaublich, und so.“

„Es is‘ ein beeindruckender Kahn.“

„Et es wonderschön!“

„Mit dem Ding kommen wir auf jeden Fall schneller von A nach B. Und der Ausblick muss der Wahnsinn sein!“

 

Bark platzte beinahe vor Stolz, während er zusah, mit wie viel Begeisterung und Ehrfurcht die Knirpse das riesige, majestätische Luxusluftschiff Prima Vista anstarrten, das seit wenigen Stunden offiziell im Besitz der Theatergruppe Tantalus war.

„Wollt ihr nicht lieber an Bord gehen, statt nur zu gaffen? Garharhar! Das ist ein ganz anderes Kaliber als die schnöden Passagierluftschiffe, mit denen wir bisher zu unseren Auftritten außerhalb fliegen mussten.“

Er grinste breit, trat näher an das Schiff heran und breitete die Arme aus.

„Und das Beste ist: Diese Schönheit ist perfekt auf unsere Bedürfnisse zurechtgeschnitten. Ihr müsst die Bühne seh‘n! Da fallen euch die Augen aus dem Kopf vor Staunen, das glaubt mir mal.“

 

Es war genug der Lobpreisung: Die Knirpse überschlugen sich beinahe, während sie versuchten, auf die Prima Vista zu kommen.

Bark, der sich natürlich längst die Zeit genommen hatte, ihre neue fliegende Basis auf Herz und Nieren zu prüfen, schlenderte ihnen gemächlich hinterher, grinste zufrieden, während er die „Ooooh!“s und „Aaaaah!“s des kindlichen Staunens hörte, egal wie weit seine Kollegen ins Schiffsinnere vordrangen; sie waren einfach zu laut.

 

Einmal oben angekommen entdeckte er von Marcus und Cinna keine Spur mehr; sie mussten unter Deck gegangen sein, um sich dort umzusehen. Blank warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung der Tür, die hinab in den Bauch des Schiffs führte, doch Ruby hatte ihn gepackt und hinderte ihn daran, seinen Freunden zu folgen. Ihre Augen leuchteten voller Begeisterung, ihre Wangen glühten.

„Da fühlt mon sich wirklich wie en richtije Prominänt“, schwärmte sie. Sie ließ Blank los und drehte sich lachend um ihre eigene Achse, dass ihre Röcke nur so um sie hochflogen.

„Findest do nit, Blank?“

„Ja, es is‘ krass“, gab er geistesabwesend zurück.

Sein Blick lag inzwischen nicht mehr auf dem Schiff.

 

Bark wandte sich mit einem Schmunzeln ab und spazierte weiter über das frisch polierte Deck. Zidane saß auf der Reling in der Front, sein Schwanz peitschte auf die Art hinter ihm, die er längst mit Nachdenklichkeit in Verbindung brachte, wenn er sie sah. Gemächlich näherte er sich dem Jungen, die Hände auf dem Rücken verschränkt und den Blick hinaus in die Ferne gerichtet.

„Was beschäftigt dich?“

„Ich frage mich… Wir können jetzt überall hinfliegen, richtig?“

„Überall auf diesem Kontinent“, korrigierte Bark mit einem Kopfschütteln, „Das Schiff fliegt genauso mit Nebelantrieb wie jedes andere Luftschiff.“

„Hmmm…“

„Hm?“

„Denkst du, das reicht?“

Bark seufzte. Eine schwere Hand landete auf der winzigen Schulter des Jungen.

 

„Schwer zu sagen“, brummte er nach einem langen Moment des Schweigens.

Natürlich konnte er Zidane belügen und ihm beteuern, dass sie jetzt, wo sie ohne an die Routen des öffentlichen Luftverkehrs gebunden zu sein, über den Kontinent hinwegfliegen konnten, seine Heimat und Familie gewiss finden würden.

Aber warum sollte er? Ihn glauben zu machen, dass seine Wünsche nun in Erfüllung gehen würden, würde ihn am Ende nur faul und bequem werden lassen.

 

Die Ungewissheit hingegen, die trieb ihn an, seinen eigenen Weg zu gehen.

 

„Vielleicht finden wir dein blaues Leuchten. Vielleicht finden wir es nicht. Wir haben schon große Teile des Kontinents des Nebels gesehen, und bisher sind wir leer ausgegangen in der Sache. Haben auch nichts gehört davon. Du wirst nicht drumherum kommen, weiter die Augen offen zu halten und zu suchen, wenn du Erfolg haben willst.“

Zidanes Schwanz sank in einem langsamen Tänzeln hinab. Er blieb still. Irgendwo hinter ihnen lachten Blank und Ruby.

 

„Ich hör nicht auf“, murmelte er schließlich, ein Versprechen, das der Wind mit sich nahm, um es irgendwo in der Fremde zu verlieren. Bark drückte seine Schulter kurz, dann klopfte er dem Jungen barsch auf die Schulter.

 

„Komm. Genug trübe Tasse gespielt. Es wird Zeit für unseren Jungfernflug!“



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