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Schatten der Vergangenheit

von

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Kapitel XXXIV - Titelverteidigung

Am Nachmittag fanden sich die Schüler am Fußballplatz ein. Auf der linken Seite standen die Oberschüler des Ekoda Gymnasiums, auf der gegenüberliegenden Seite standen die Schüler der Gastmannschaft der Tsukudocho Oberschule. Deren Schuluniformen waren ganz in grau und die Schüler feuerten schon beim Aufwärmen ihre Schulmannschaft lauthals an.

„Die sind ganz schön laut“, stellte Keiko beeindruckt fest.

„Umso eher geht ihnen die Puste aus“, bemerkte Ran. Sie saß mit ihren Freunden in der Wiese. Aber Keiko war die einzige, die sich für das Spiel zu interessieren schien.

Hakuba saß neben Keiko und wirkte eher genervt. Das Fußball eine schulische Pflichtveranstaltung war konnte er nicht nachvollziehen. Aber wenn die Schule ein Heimspiel hatte wurde nun mal von der gesamten Schülerschaft erwartet die Mannschaft anzufeuern. Besonders an so einem wichtigen Tag an dem es um die Meisterschaft ging. Diese beiden Mannschaften hatten sich über das gesamte Schuljahr gegen viele andere Schulmannschaften in Tokio behauptet und standen im Finale. Heute ging es um die Titelverteidigung und das mögliche Tripple für Ekoda.

Ran sah zu den Jungs ihrer Mannschaft und beobachtete wie diese sich auf dem Platz aufwärmten. Kaito und Shinichi schossen abwechselnd auf das Tor um Shiro aufzuwärmen, wobei sie selbst von den Übungsschüssen warm wurden. Ihr Freund sah wahnsinnig attraktiv aus in seinem Fußballdress. Ran blühte das Herz auf und ein wohliges Kribbeln durchflutete ihren Körper.

Einige Mädchen standen weiter entfernt und doch verstand sie jedes Wort. Sie schwärmten von Shinichi, Kaito und Shiro, die Stars ihrer Schule.

Solange sie nur schwärmten und ihre Finger von Shinichi ließen, sollte es Ran egal sein. Plötzlich kreischten die Mädchen auf und sie selbst sah auf das Fußballfeld. Shinichi winkte ihr zu und Ran winkte erfreut zurück. Dies blieb natürlich allen umliegenden Personen nicht verborgen und Ran wurde skeptisch wie auch neidisch gemustert.

Keiko kicherte amüsiert und Hakuba grinste zu Ran: „Scheint ganz so als hättest du dir den Neid aller Mädchen zugezogen.“

Ran lächelte verlegen und sah nun zu Aoko, die sehr in sich gekehrt war und gedankenverloren auf den Fußballplatz starrte. „Ist alles in Ordnung?“

Aoko antwortete nicht.

Keiko beugte sich zu Ran vor. „Hat sie dir gesagt, wo sie vorhin war? Als ich meine Arbeit abgegeben habe war sie nicht mehr im Schulgang.

Ran wusste es auch nicht und Aoko hatte ihr vorhin auf diese Frage keine Antwort gegeben. Zum Glück war es der Mathelehrerin nicht aufgefallen, sonst hätte es womöglich noch Ärger gegeben. Sie drehte sich wieder Aoko zu, aber diese schien in einem anderen Universum zu schweben. Ran hob ihren Blick wieder zum Fußballfeld und begegnete Kaitos Blick, der für einen kurzen Moment zu ihnen sah, sich dann aber abwandte und mit Shinichi und Shiro zu seinem Trainer joggte. Dort gab es letzte Einweisungen ehe sich beide Teams über das Feld verteilten und die beiden Kapitäne sich bei den Schiedsrichtern einfanden. Ein Münzwurf entschied über den Anstoß und das Team der Tsukudocho Oberschule durfte zuerst den Ball spielen.

Die Jungs der gegnerischen Mannschaft spielten gut und schnell und kamen nach wenigen Sekunden in den Abwehrraum, aber dank Makoto konnte der Ball abgefangen werden und die Ekoda-Jungs starteten ihren Gegenangriff. Kaito und Shinichi spielten schnell nach vorne, gaben ein hohes Tempo vor und spielten die Gegner flink aus. Allerdings stellte sich ein breiter Abwehrspieler in den Weg und da Kaito ebenfalls gedeckt wurde, versuchte Shinichi sein Glück und schoss aufs Tor. Doch der Ball ging meterweit drüber.

Eine ganze Weile ging das Spiel, der Ball wechselte schnell zwischen den Teams und jeder kam in den Abwehrraum, aber nicht wirklich zum Tor. Es gab auf beiden Seiten immer wieder Schüsse in Richtung des Kasten, aber meistens standen die Spieler zu weit weg um wirklich treffen zu können.

„Wie viel steht es schon?“

Überrascht sah Ran auf und begann plötzlich zu strahlen. „Sonoko“, rief sie und sprang ihrer besten Freundin um den Hals. „Was machst du denn hier?“

„Mein Schatz spielt heute um den Titel, das lass ich mir doch nicht entgehen“, grinste Sonoko und setzte sich neben Aoko, die stumm dem Spiel folgte. „Übrigens erwarte ich dich und Shinichi zum Doppeldate“, forderte die reiche Suzuki-Tochter und musterte Aoko aufmerksam. „Wir haben auch noch Platz für dich und Kaito. Seid ihr jetzt zusammen?“

Erschrocken blickte Aoko auf und auch die anderen drei Freunde sahen neugierig und überrascht zur Angesprochenen. „Wie kommst du darauf?“

„Du starrst ihn an und er sieht die ganze Zeit zu dir. Wenn ihr nicht verliebt seid, dann frag ich mich, was das zwischen euch ist“, zeigte Sonoko die Fakten auf.

„Das stimmt doch nicht“, widersprach Aoko entsetzt, aber als Sonoko wortlos aufs Feld deutete, folgten alle dem Fingerzeig.

Kaito sah zu ihnen herüber.

Ran selbst hatte nur Augen für Shinichi gehabt, dass ihr das gar nicht aufgefallen ist. Ihre Augen wichen zu Aoko, ein Rotschimmer auf den Wangen ihrer Schwester vorfindend. Überrascht sah Ran wieder zu Kaito und zurück zu ihrer Schwester. Konnte es wirklich sein und die beiden...

„So ein Quatsch“, fauchte Aoko plötzlich. „Nur weil Ran und du auf Wolken schwebt muss das hier nicht bei jedem der Fall sein. Kaito und ich haben uns vorhin gestritten. Außerdem ist er immer noch mit Akako zusammen.“

Ran entging nicht wie bedrückt und traurig Aoko zum Ende hin klang. Akako war wirklich ein Problem und ganz gewiss kein kleines. Bislang hatten sie Sonoko nicht eingeweiht. Sie war davon auch nicht direkt betroffen. Sie ging nicht auf diese Schule und Makoto hielt sich aus allen Zwistigkeiten raus und hütete sich einzumischen.

Sonoko überließ niemandem das letzte Wort und würde bei Aoko keine Ausnahme machen: „Das ist ein Grund aber kein Hindernis.“

Die Freunde verfolgten gebannt das Spiel, allerdings lag ihr Augenmerk nun verstärkt auf einem ganz bestimmten Spieler. Misstrauisch und kritisch beobachteten sie Kaito und prüften damit ob an Sonokos Behauptung etwas wahres dran sein könnte. Bis zur ersten Halbzeit taten sich kaum Torchancen auf und nach dem Abpfiff fanden sich die Teams bei ihren Trainern ein.

Da die Mannschaft nicht allzu weit entfernt stand, verstanden die Schüler drum herum die Kritik des Coach. „Konzentriert euch auf das Spiel. So eine Chance bekommt ihr nie wieder. Vergesst alles, blendet eure Mitschüler aus und schaltet eure Gedanken ab. Jetzt geht es in der nächsten dreiviertel Stunde nur um unser Spiel und um den Sieg. Die Meisterschaft und den Titel. Verstanden?“

Das Team stimmte entschlossen zu, trank noch was und lief dann wieder aufs Feld zurück.

Die zweite Halbzeit begann. Beide Mannschaften waren äußerst ehrgeizig und auch wenn die Kraft so langsam nachließ spielten die Jungs um ihr Leben. Jeder einzelne von ihnen wollte sich den Titel holen.

Allerdings wurde es für Shinichi und sein Team immer schwieriger in den Strafraum vorzustoßen, denn Kaito wurde extrem gedeckt, von zwei Spielern der gegnerischen Mannschaft, und bot somit keinen Anspielpunkt mehr. Auch wenn Kaito alles tat um die Gegner los zu werden, so blieben sie hartnäckig an ihm kleben.

Shiro schoss den Ball aus seinem Strafraum mit einem kräftigen Schuss raus und erreichte die Mittellinie. Dort nahm ein Spieler seiner Mannschaft den Pass an und dribbelte auf das gegnerische Tor zu. Shinichi schlängelte sich zum Tor durch. Kaito wurde wieder belagert und versuchte seine lästigen Schatten abzuhängen.

Als sie sich dem Tor rasch näherten, alle mobilisierten ihre Kräfte noch einmal um diesen Angriff endlich zu vollenden, passte der Mitspieler in Richtung Tor. Ein Spieler versperrte Shinichi den Weg zum Ball. Alles deutete daraufhin dass diese Torchance wieder nichts wurde. Ein Abwehrspieler, wie auch der Torwart der Tsukudocho Oberschule versuchten den Ball zu erwischen.

Niemand rechnete mit Kaito, der immer noch von seinen Gegnern belagert wurde, aber einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit für sich nutzte, sprintete und in letzter Sekunde den Ball mit dem Kopf erwischte und diesen am Torwart vorbei in den weißen Kasten köpfte. Allerdings hatte er noch so viel Schwung, dass er auf den Pfosten des Tores zuschoss und mit der Stirn dagegen krachte. Kurz darauf fiel er auf den Boden und blieb liegen.

Die Freude über das überraschende Tor wurde sofort gedämpft als Kaito zu Boden ging. Sämtliche Mitspieler, der Trainer und der Schiedsrichter eilten herbei und kümmerten sich um den Verletzten.

Erschrocken sprang auch Aoko auf.

Ran stellte sich sofort neben ihre Schwester. „Hast du gesehen was genau passiert ist?“

Aoko schüttelte ihren Kopf.

Wenig später kam Kaito wieder zu sich und wurde von zwei Ersatzspielern des Team gestützt zur Krankenstation der Schule gebracht. Das Gesicht blutüberströmt.

Langsam beruhigte sich alles und als der Schiedsrichter das Tor pfiff brach Jubel unter den Schülern aus.

Kaito wurde vom Trainer ausgewechselt und ein anderer Mitspieler spielte nun für die restlichen Minuten weiter.

Nun war die Mannschaft der Tsukudocho Oberschule unter Druck und musste ein Gegentor erzielen, allerdings hielt Shiro seinen Kasten sauber und wehrte jeden kommenden Angriff ab. Die letzten Minuten wollten überhaupt nicht vergehen. Und dann kam endlich der erlösende Pfiff und das Spiel wurde beendet.

Ran, Aoko, Keiko und Hakuba gingen auf Shinichi zu um ihm zu gratulieren. Sonoko hingegen rannte zu ihrem Freund um diesem zum Sieg zu gratulieren. Jedoch stieß das Pärchen auch schnell zu den Freunden. Shiro, der Hitomi im Arm hielt, trat ebenso auf Shinichi zu. „Hey, Shin, was ist mit Kaito“, fragte Kaitos bester Freund. Dass die Stimmung unter der Gruppe frostig wurde entging keinem der Schüler.

„Er ist in der Krankenstation. Lasst uns zu ihm gehen“, schlug Shinichi vor. Da trat Shiho heran und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Akako ist bei ihm und hat mir gerade eine Nachricht geschickt. Seine Mutter holt sie ab und fährt dann mit ihnen zum Arzt. Kaito muss untersucht und genäht werden. Die Platzwunde ist doch sehr groß.“

„Schade, dass er jetzt bei der Siegesfeier nicht dabei sein kann, immerhin haben wir dank ihm und seinen Einsatz überhaupt erst gewonnen“, bemerkte Makoto und Shinichi nickte. „Wir besuchen ihn später und sehen nach ihm“, schlug der Kapitän der Mannschaft vor und die Freunde stimmten alle zu.

Die Siegesfeier folgte im Kreise beider Mannschaften und deren Mitschüler. Dann erhielt der Coach den Wanderpokal, den die Schule nun zum ersten Mal nach ihrem dritten Sieg in Folge behalten durfte.
 

Nach der Schule trafen sich die Freunde am Schultor. Shinichi, Makoto und Shiro waren erst noch duschen, während Hitomi, Shiho wie auch Hakuba, Ran, Aoko, Keiko und Sonoko schweigend am Schultor warteten. Eine beklemmende Situation, aber allen war das Schweigen lieber als ein Gespräch führen zu müssen.

Dann endlich kamen die Jungs und Hakuba und Keiko verabschiedeten sich von der Gruppe. Sie waren nur geblieben damit Aoko und Ran nicht bei Shiho und Hitomi alleine waren.

Die restlichen Schüler gingen gemeinsam zu Kaito nach Hause. Shinichi legte lässig seinen Arm um Rans Schulter, allerdings ließ er den gesamten Heimweg Shiho nicht aus den Augen.

Aoko folgte mit etwas Abstand der Gruppe, während Shiho neben Hitomi und Shiro, die Händchen hielten, Ran und Shinichi folgten.

Die einzigen die sich fröhlich unterhielten waren Sonoko und Makoto. Die beiden erzählten sich gegenseitig von ihrem Tag.

Es dauerte nicht lange, dann erreichten sie das Haus der Kurobas. Shiro trat vor und läutete.

Wenig später öffnete Chikage die Türe und staunte über den Auflauf. „Ihr wollt zu Kaito?“

„Ist er zuhause?“, antwortete Shiro.

„Wie geht’s ihm?“, fragte Ran.

„Schon wieder ganz gut. Seine Platzwunde wurde genäht und er hat nur eine leichte Gehirnerschütterung“, lächelte Chikage aufmunternd. Sie trat zur Seite. „Er ist mit Akako in seinem Zimmer. Geht nur rauf.“

Ran stieg als erstes die Treppe hinauf, stand vor Kaitos Zimmertüre und klopfte an. Sie öffnete die Türe: „Hallo, Kaito“, sprach sie, hob ihren Blick und erstarrte.

Kaito saß im Bett, verschloss hektisch seinen Hosenschlitz und starrte ertappt zu Ran. Akako saß perplex auf seinen Knien und schien die Situation nicht ganz so schnell zu erfassen, wie ihr Freund.

Ran starrte entsetzt auf das Bild vor sich, wollte schon den Rückzug antreten, als Shiro sie ins Zimmer schob.

Auch er warf einen fröhlichen Gruß ins Zimmer und erfasste die Situation auf den ersten Blick. Schon lachte er lauthals auf. „Das ich das noch erleben darf.“ Einer nach dem anderen betrat das Zimmer und jeder begrüßte Kaito fröhlich.

Langsam richtete sich Akako auf und setzte sich normal aufs Bett. Kaito grinste seine Freunde an, schien verwundert über die Konstellation seines Krankenbesuchs, doch dann entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge als Aoko das Zimmer betrat.

Shiro grinste: „Das sind also die Vorteile einer privaten Krankenschwester, aber sag mal, Bro, musst du dich nicht schonen?“

„Ja, schon“, antwortete Kaito unkonzentriert seinem besten Freund und sah reumütig zu Aoko.

Shiro lachte erneut: „Na ja, schonen ist ja irgendwie auch Entspannung.“ Er klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. „Immerhin musstest du ja nichts machen“, zwinkerte er Akako zu, die sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen konnte und zu Kaito sah. Der sah von Akako zu Shiro, dann zu dem restlichen Besuch und blieb wieder bei Aoko hängen.

„Sicherlich brauchst du noch etwas Ruhe“, bemerkte Ran, folgte Kaitos Blick zu Aoko, die sich schon umdrehte und ging. „Entschuldige bitte den spontanen Überfall. Wir hätten uns anmelden müssen. Gute Besserung“, sprach sie schnell und folgte Aoko aus dem Zimmer.

Sie trat die Treppe hinunter und blieb verblüfft stehen. Chikage hielt Aoko in ihren Armen. „Hat er wieder was dummes angestellt?“

„Wie kommst du darauf?“

„Ich kenne meinen Sohn sehr gut und glaub mir, ich spüre es wenn er dich verletzt.“

„Es ist kompliziert“, antwortete Aoko.

Chikage strich ihrer Ziehtochter eine Haarsträhne aus der Stirn. „Wenn du Sorgen hast oder über etwas reden möchtest, kannst du jederzeit zu mir kommen. Das weißt du?“

Aoko lächelte. „Ja, ich weiß.“

„Wir sehen uns morgen“, verabschiedete sich Kaitos Mutter und drückte Aoko einen mütterlichen Kuss auf die Stirn.

Nach einem Gruß ging Aoko und Ran verabschiedete sich von ihrer Nachbarin, die Aoko in all den Jahren eine Mutter war. Schon eilte sie ihrer Schwester nach. „Warte, Aoko!“

Aus Kaitos Zimmer hörten sie lautes Gelächter.

Beide Oberschülerinnen standen sich gegenüber. Ran sah sie besorgt an. „Was ist los?“

„Stimmt es was Shiro gesagt hat? Das Akako ihm einen ...“, Aoko konnte es nicht aussprechen.

Ran ging es genauso, darum nickte sie nur.

Tieftraurig schüttelte Aoko den Kopf, dann murmelte sie: „Ich hätte heute mit ihm geschlafen, wenn nicht...“

Überrascht vernahm Ran die Worte. Aoko hätte was getan? Wann und wo? Doch dann stutzte sie: „Wenn nicht was?“

„Wenn er nicht so vernünftig gewesen wäre“, antwortete Aoko leise. „Und nun lässt er sich von Akako einen...“, sie brach ab.

„Wann gab es heute die Gelegenheit dafür?“

„Nach dem Mathetest.“

Nun leuchtete ihr ein, warum Aoko danach so schweigsam war und warum auch Keiko ihre beste Freundin nicht finden konnte. „Du fühlst etwas für ihn?“ Keine Antwort. Und doch eine Bestätigung für Ran. „Aber er ist mit Akako zusammen - sie ist seine Freundin.“

Aoko nickte tieftraurig. „Ich weiß und ich bin diejenige die in eine intakte Beziehung fährt und diese zu zerstören versucht.“

„Aoko“, widersprach Ran Kopfschüttelnd, doch schon kamen Shinichi, Makoto und Sonoko aus dem Haus heraus.

Ran lenkte vom Thema ab, ehe es noch mehr unangenehme Fragen aufwarf. „Wollt ihr noch mit zu uns kommen?“

„Oh, ich denke nicht. Eri ist sicherlich schon im Hochzeitsstress“, winkte Sonoko ab, aber Ran schüttelte den Kopf. „Ganz bestimmt freut sie dich zu sehen.“ Somit war es beschlossene Sache und die Freunde betraten das Nachbarhaus.

Eri saß im Wohnzimmer, bei einer Tasse Kaffee und sortierte die Unterlagen für den morgigen Tag.

„Hey, Mom, wir haben Besuch dabei“, begrüßte Ran ihre Mutter und Eri blickte auf. Sie stand auf und trat auf Sonoko zu. „Sonoko-Schätzchen. Wie geht es dir?“ Schon schloss sie die beste Freundin ihrer Tochter in die Arme.

„Makoto, richtig?“, erinnerte sich Eri an den jungen Mann, der seit einiger Zeit schon Sonokos Freund war.

„Guten Abend, Frau Mori.“

Eri lachte herzhaft. „Ab morgen, Frau Nakamori. Kinder, das wird eine Umstellung.“ Ihre Augen blieben an Shinichi hängen. Sie musterte den gutaussehenden Jungen und ahnte wem sie gegenüberstand.

Ran entging keineswegs der Blick und sie stellte sich neben den Oberschüler. „Mom, das ist Shinichi Kudo, mein Freund.“

Überrascht zog Eri ihre Augenbrauen hoch, dann lächelte sie und reichte dem jungen Mann ihre Hand zur Begrüßung. „Es freut mich dich kennen zu lernen. Ran hat mir schon viel von dir erzählt.“

Shinichi sah Ran amüsiert an, die sofort errötete, und lächelte dann die Mutter an. „Ich hoffe nur Gutes.“

„Aber natürlich“, lachte Eri und musterte das junge Glück vor sich.

„Ich möchte mich noch für die Einladung bedanken. Ich komme sehr gerne morgen.“

„Das freut mich“, nickte Eri und war absolut begeistert von Rans Wahl. Dann aber entdeckte sie Aoko, die sich ganz still hielt. Sofort stieg Sorge in ihr auf: „Bedrückt dich etwas?“

Aoko schüttelte ihren Kopf, jedoch mischte sich Sonoko hämisch grinsend ein: „Liebeskummer.“

„Sonoko“, fauchte Aoko sauer und Ran zeitgleich entsetzt.

Eri runzelte die Stirn, würde diese Thematik nicht in Anwesenheit der Freunde besprechen. Darum sah sie in die Runde. „Habt ihr schon was geplant?“

„Wir wollten in mein Zimmer gehen“, erklärte Ran und wenig später verschwanden die Jugendlichen im Obergeschoss und verbrachten spontan den Abend zusammen.
 

Es war schon spät in der Nacht. Zwei Gestalten kletterten über das geschlossene Tor und huschten im Schatten der Mauer zu dem großen Gebäude. Sie drückten sich an die Wand und schlichen weiter. „Sind alle weg?“, flüsterte einer von beiden.

Ihre Begleitung nickte. „Ja, niemand ist mehr da.“ Die beiden bückten sich unter einem Fenster, dann streckte sie sich und warf einen Blick in das dunkle Zimmer. Sie drückte an einer bestimmten Stelle an dem Fenster und dieses schwang auf. Triumphierend grinste sie: „Ich hab dir gesagt, dass es funktioniert.“

„Lass es uns schnell erledigen und dann verschwinden“, sprach die erste Person wieder und beide kletterten durch das Fenster und schalteten ihre Taschenlampen ein. Sie leuchteten in dem Zimmer umher. Ein langer Tisch und viele Stühle drum herum. An den Wänden standen große Bücherregale und in einer Ecke des Raumes stand ein Aktenschrank. Zu diesem schlichen die beiden und leuchteten über die einzelnen beschrifteten Schubladen. An einem bestimmten Fach blieben sie hängen und zogen daran. Es war nicht abgesperrt und sie besahen sich die Akten.

Während die eine mit der Taschenlampe leuchtete, durchsuchte die zweite Person rasch die dicken Akten und fand letztendlich das was sie gesucht hatte. Schnell war eine braune beschriftete Mappe herausgezogen und die darin enthaltenen Blätter durchsucht. „Da haben wir dich ja“, triumphierend grinsend zog sie eine Mathematik-Klausur hervor und legte diese auf den Tisch. Während ihre Begleitung nach einem passenden Stift suchte, las sich erstere die Aufgaben und die Ergebnisse durch. „Aoko Nakamori, das wird die schlechteste Mathe-Arbeit, die du je geschrieben hast.“ Ein teuflisches Lächeln legte sich auf die Lippen und sie nahm dankend den Stift ihrer Begleitung an. Schon änderte sie die Ergebnisse ab. Nach getaner Arbeit räumten die beiden alles wieder weg, gingen zum Fenster und kletterten wieder hinaus. Das Fenster konnten sie mithilfe ihres vorbereiteten Trick ganz einfach wieder von außen schließen und ungesehen verließen sie wenig später den Tatort und verschwanden in die Nacht.



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