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Wutschen und Wedeln

von

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Marge lief die Straße entlang. Heute war ihr erster Tag und sie war lange vor Sonnenaufgang wach geworden, um nur ja früh genug aus dem Haus und damit nicht zu spät zu kommen. Der erste Tag ihres Arbeitslebens. Vor zwei Jahren hatte sie es nicht für möglich gehalten, diese Chance zu bekommen, damals, als der, dessen Name nicht genannt wurde, ein zweites Mal die Macht an sich gerissen hatte.

Die junge Frau war gerade sechzehn Jahre alt geworden, als Severus Snape Direktor an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei wurde. Ihre verängstigte Muggel-Mutter hatte ihren Vater dazu überredet, die gemeinsame Tochter von dem Institut für magisch Begabte zu nehmen und zu ihrer Tante nach Bury St. Edmunds zu schicken. Ihre Eltern teilten selten eine Ansicht, aber ihr Zauberervater hatte ohne Diskussion zugestimmt. Marge hatte damals nicht geglaubt, dass sie sie wiedersähe. Oder dass sie ihre Schulkameraden aus Hogwarts je wiedersehen würde, allen voran Penny, ihre beste Freundin und Zimmergenossin im Huffelpuff Haus.

Marge blieb vor ihrem Ziel stehen. Die Winkelgasse wirkte früh am morgen noch verschlafen, doch durch die runden Schaufenster des Gebäudes, vor dem sie stand, sah sie schon einige Kerzen brennen. „OLLIVANDERS - MAKERS of FINE WANDS SINCE 382 ac“ stand über der Tür in goldener Farbe, die in den letzten zwei Jahren stark abgeblättert war. Die Hexe betätigte die Türklingel, um auf sich aufmerksam zu machen.

Es dauerte etwas, bis Herr Ollivander, ihr Arbeitgeber, zur Tür gekommen war.

„Guten Morgen, Kind“, begrüßte er sie mit rauchiger Stimme, als er die Tür öffnete.

„Guten Morgen, Herr Ollivander!“, erwiderte Marge mit einem strahlenden Lächeln.

Der alte Mann ließ sie hindurchschlüpfen und verschloss die Tür hinter ihr.

„Ich hoffe, du bist gut hergekommen.“

„Ja, Sir! Nur der Bus war etwas voll, und ...“

„Bitte, keine Förmlichkeiten“, erklärte er müde. „Ich bin kein Sir, einfach nur Herr Ollivander reicht.“

Marge nickte artig.

„Komm, leg doch deine Sachen ab, dann zeig ich dir deinen Arbeitsplatz.“

Die junge Frau tat, wie ihr geheißen, hängte ihren Mantel über einen nahebei stehenden Garderobenständer und stellte ihre Tasche dazu.

„Den Verkaufsraum kennst du ja schon“, erzählte Ollivander. „Damals hast du einen 11½  Zoll langen Zauberstab aus Weidenholz mit einem Kern aus Drachenherzfaser gekauft ...“

Sie antwortete nicht darauf. Der alte Mann hatte Marge damals bei ihrem Vorstellungsgespräch schon damit überrascht, dass er sich noch genau an den Zauberstab erinnerte, den er ihr vor sieben Jahren verkauft hatte. Trotz des hohen Alters und trotz der Folter durch den dunklen Lord hatte sein Gedächtnis nicht nachgelassen. Nur äußerlich sah man dem Zauberstabmacher die Strapazen der vergangenen Jahre an. Schütteres, graues Haar bis in den Nacken, faltige Haut, die bei entsprechendem Licht fahl wirkte, ab und zu zitterten seine Hände.

Viele hatten sich damals um den Arbeitsplatz bei Ollivander beworben, der für sich entschieden hatte, sein Geschäft an die nächste Generation zu übergeben. Da sein eigener Sohn aus Gründen, die niemand in der Welt der Hexen und Magier verstand, nicht in seine Fußstapfen treten wollte, sah Herr Ollivander sich gezwungen, anderweitig einen Nachfolger zu suchen. Seine Wahl war auf Marge Dedalus gefallen.

„Komm, lass uns weiter schauen.“

Er wandte sich um.

„Hier lagern die fertigen Zauberstäbe, die zum Verkauf stehen.“

Marge besah sich die Regale, die den Verkaufsraum, den schmalen Gang und die hinteren Räume zu säumen schienen und die die letzten Jahre über mehr und mehr verwaisten. Ollivander hatte sie schon beim Vorstellungsgespräch wissen lassen, dass er kaum noch Zauberstäbe anfertigte. Die junge Frau hatte nicht nach den Gründen gefragt. 

Es war ein offenes Geheimnis in der Welt der Hexen und Magier, dass Ollivander die Lust an der Zauberstabfertigung verloren hatte. Die Restbestände, die sich noch in seinem Laden finden ließen und die noch verkäuflich waren, hatte er so gut als möglich abgesetzt. Trotzdem hatte er die vergangenen paar Wochen und Monaten immer wieder Kunden wegschicken müssen, weil er keinen passenden Zauberstab mehr für sie hatte. Marge hoffte, dass sie einen schnellen Zugang zu diesem Handwerk fand, sodass das Traditionsgeschäft Ollivanders nicht schließen musste.

„Hier hinten ist die Küche.“

Der alte Mann führte sie den Korridor entlang in ein kleines Kämmerchen, das die Bezeichnung Küche nicht verdiente. Gerade einmal zwei Herdplatten, einen übersichtlichen Stehtisch und hölzerne Barhocker, von denen der Lack schon abblätterte, fanden sich in dem kleinen Raum. Ein Spülbecken und zwei Hängeschränke komplettierten das Bild. Auf einer der Herdplatten stand ein Wasserkocher.

„Bitte entschuldige das Chaos. Ich werde nachher aufräumen, dann kannst du dir hier selber was zu Essen oder dir einen Tee kochen“, erklärte er.

„Lasst mich das machen. Dann lerne ich auch gleich, wo Geschirr und Besteck hinkommen“, erbot sich Marge.

Ein Lächeln flüchtete sich über Ollivanders Gesicht, bevor er sich wieder in den engen Gang wandte.

„Hier hinten haben wir dann das Herzstück, meine Werkstatt.“

Die junge Frau blieb auf der Schwelle zu der rückseitigen Kammer stehen, die doppelt so groß war, wie der Verkaufsraum und die Küche zusammen. In der Mitte stand ein schwerer Werktisch, den viele verschiedene Werkzeuge, Hölzer und sonstiges Material, angefangene Zauberstäbe und einige Dokumente übersäten. Durch ein schmutziges Eisenfenster auf der linken Seite drang Licht in den Arbeitsraum. Die meisten der Wände waren mit Regalen vollgestellt, die weitere Arbeitsmaterialien, Schnitzmesser, Feilen, diverse Eimer und Bücher enthielten.

„Du musst nämlich wissen, dass das Handwerk der Zauberstabherstellung ein höchst magieloses Werk ist“, hatte er damals bei ihrem Vorstellungsgespräch erzählt. „Nur am Ende, wenn sich Holz und Kern verbinden, wirst du dein magisches Können unter Beweis stellen müssen.“

Marges Augen hatten sich auf den Schraubstock geheftet, der an die Kante des Arbeitstisches montiert war, und in den ein angefangener Zauberstab gespannt war. Eine leichte Staubschicht bedeckte beides. Ollivander folgte ihrem Blick.

„Ich wollte gerade Einhornhaar einsetzen, als ...“

Er sprach nicht weiter.

„Wie geht man dabei vor?“, fragte Marge nach einer Weile.

Der abwesende Ausdruck im Gesicht des Alten verschwand wieder. Seine Augen blitzten.

„Komm, dann zeig ich es dir.“

Ollivander umrundete den Tisch und kurbelte den Schraubstock auf. Bedächtig nahm er den angefangenen Zauberstab heraus und hielt ihn seiner neuen Mitarbeiterin hin. Marge griff danach und sah sich das Stück Holz an. Es war nur zu erahnen, dass es einmal eines der wichtigsten magischen Utensilien für Zauberer und Hexen werden würde. Das Stück war etwa fünfzehn Zoll lang und grob bearbeitet. Erst beim zweiten Mal drehen bemerkte die junge Frau den schmalen Spalt.

„Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man das Holz öffnet, weißt du? Hier ist das fehlende Stück.“

Marge ließ sich ein Holzblättchen geben.

„Es ist zu klein“, stellte sie fest, als sie es in den Einschnitt schob.

„Ja ... Holz verzieht sich mit der Zeit, den Umständen. Verändert die Form, wenn Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen ausgesetzt ist“, erklärte Ollivander. „Oder wenn man es zu lange nicht weiter verarbeitet.“

Sie ließ das kleinere Stück wieder auf ihre Hand gleiten und sah dann noch einmal in die Öffnung.

„Welches Holz ist es?“, fragte Marge neugierig.

„Lorbeer. Ich wollte ihn mit einem Kern aus Einhornhaar versehen, aber ...“

Er schwieg wieder. Marge gab ihm das Stück Holz zurück und sah ihn aufmerksam an.

„Es gibt Kombinationen von Hölzern und Kernen, die vorteilhafter sind, als andere. Leicht zu bearbeitendes Holz sollte niemals mit Drachenherzfaser zusammengefügt werden, merk dir das.“

Ollivanders Angestellte nickte eifrig.

„Gut, wo waren wir stehengeblieben? Setz dich schon mal auf den Stuhl da, ich stell‘ kurz Wasser für einen Tee auf den Herd“, meinte der Alte und verschwand.

Marge seufzte vernehmlich, als sie ihn außer Hörweite wähnte. Sie vermutete, dass ihr ein paar anstrengende Lehrjahre bevorstanden. Nicht, weil Ollivander zeitweise einen gestrengen Lehrer mimte, sondern mehr, weil seine Gedanken offensichtlich immer wieder abdrifteten. In die Vergangenheit, in die Marge eintauchen musste, um das Handwerk der Zauberstabmacherei zu erlernen, die sie aber nicht ungefragt erkunden konnte. Zu Vieles hatte der alte Mann gesehen und erlebt, was er vermutlich lieber vergessen würde. Die Schrecken des Verlieses der Malfoys, die Monate in einem finsteren und feuchten Loch, die Folterung mit dem Cruciatus Fluch durch den dunklen Lord.

Sie hörte seine Schritte im Gang.

„Vielleicht sollte ich dir als Erstes zeigen, wie man Holz bearbeitet“, meinte er und griff nach zwei Ästen, die noch völlig unbearbeitet auf dem Arbeitstisch gelegen hatten.

 

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Ein halbes Jahr war vergangen, seit Marges ersten Arbeitstag. Viel hatte sie in der Zeit gelernt, ihre Schnitzarbeiten konnten sich mittlerweile sehen lassen, auch wenn sie sich mit denen eines Meisters noch nicht messen konnten. Außerdem schaffte sie es inzwischen, dass sie sich bei der Arbeit die Schnitzmesser nicht mehr in die eigenen Finger trieb. Zum Glück war Ollivander auch geschickt bei dem ein oder anderen Heilzauber, sodass sie nie lange unter den Verletzungen litt. 

„Und weiter geht‘s!“, hatte er sie immer wieder angetrieben, Marge hatte Holz und Werkzeug erneut aufgenommen und weiter gearbeitet.

„Herr Ollivander, woher kommen eigentlich die Kerne für unsere Zauberstäbe?“, hatte sie ihn eines Tages gefragt.

Ein Schatten huschte über sein Gesicht.

„Phönixe verlieren Schwanzfedern in der Regel kurz vor Ende ihres Lebens“, hatte er erklärt. „Für Einhornhaar gilt Ähnliches, wobei die anmutigen Tiere ihre Schweifhaare üblicherweise während der gesamten Dauer ihrer Existenz immer wieder verlieren. Ich habe Kontakte ... Sie besorgen mir, was ich benötige.“

Marge war den Eindruck nicht losgeworden, dass er um das Thema herumdruckste. Sie ließ das Stück Stechpalmenholz sinken, an dem sie herumgeschnitzt hatte, und sah ihren Lehrmeister aufmerksam an. Er erwiderte den Blick, sah aber schnell wieder weg.

„Herr Ollivander, mir ist durchaus klar, dass die ... Quellen nicht immer einwandfrei sein können ... Drachenherzfaser ... allein der Gedanke daran ...“

Der Alte nickte.

„Drachen sterben nur selten eines natürlichen Todes, musst du wissen. Ihr einziger natürlicher Feind sind sie selber, Revierkämpfe enden meist tödlich ...“

Sie sah ihn immer noch an, schwieg. Marge erinnerte sich, dass Teeduft den Arbeitsraum erfüllt hatte.

„Andere ... Teile von Drachen werden in der Zaubererwelt ebenfalls verwertet, wie du sicher weist. Drachenleber, Hörner von Rumänischen Langhorns, ihr Blut ... Allein der Umstand, dass manche Drachenleder als Haute Coture ansehen ...“

„Herr Ollivander, spielt es eine Rolle, von welchem Drachen die Faser kommt?“, fragte die junge Frau, um vom delikaten Thema abzulenken. „Zeigt ein Zauberstab mit Drachenherzfaser eines ungarischen Hornschwanzes ein anderes Verhalten, als wenn die Faser von einem walisischen Grünling stammt?“

„Oh ja!“

Der Zauberstabmacher schien wie ausgewechselt.

„Hornschwanzfaserzauberstäbe sind üblicherweise nur etwas für sehr erfahrene Hexen und Magier ...“

‚Horn-schwanz-faser-zauber-stab ...‘

Sie verdrehte die Augen, ohne dass der Alte es merkte.

„Dumbledores erster Zauberstab war mit einem Kern aus Hornschwanzfaser gefertigt, bevor ... Den hat noch mein Großvater hergestellt.“

Marge ignorierte die Tatsache, dass ihr Lehrmeister den Satz nicht beendet hatte.

„Wisst Ihr, mit welchem Holz er gefertigt war?“

„Leider nein“, antwortete Ollivander bekümmert. „Erst mein Vater Gervaise hat angefangen, Buch über die Zauberstäbe zu führen, die er angefertigt hat. Opa hat dies nicht für nötig befunden, wie Vater immer wieder anmerkte.“

„Und hat er auch notiert, wem er die einzelnen Zauberstäbe verkauft hat?“

„Gewiss, aber die Bücher hab ich verlegt“, wich er aus. „Ach, ich sollte hier wirklich Ordnung schaffen, bevor ich dir den Laden offiziell übergebe. Solch eine Unordnung ...“

Marge schmunzelte.

„Wo war ich? Ach ja“, fuhr der Alte fort. „Ich hatte mal einen Schüler da, der Zauberstab, den ich als erstes für ihn ausgesucht hatte, hat mir die Regalwand zur kleinen Küche zerlegt.“

„Oh, das kann ich mir gar nicht vorstellen“, erwiderte die junge Frau höflich.

„Doch. Ich war ja auch mal so jung wie du. Und unerfahren. Du kannst dir gar nicht ausmalen, wie sich die anderen Ladenbesitzer das Maul zerrissen haben über mich. Der Tagesprophet hat’s natürlich am nächsten Tag auf der Titelseite gebracht. Du kannst dir nicht vorstellen, welch eine Schmach das für mich war.“

„Hab ihr ihnen deshalb verboten, über mich als eure mögliche Nachfolgerin zu berichten?“

„Natürlich! Du musst dich auf deine Arbeit konzentrieren. Das Handwerk der Zauberstabfertigung erfordert höchste Konzentration und vor allem Fleiß. Da kann man es sich nicht leisten, sich von irgendwelchen Klatschblättern ablenken zu lassen, die Lügengeschichten über einen erfinden, und ...“

„Soll ich uns noch einen Tee kochen?“, frage Marge.

Sie hatte schnell herausgefunden, wie sie Ollivander den Wind aus den Segeln nehmen konnte. Ab und zu schon hatte etwas ihn aufgebracht, woraufhin er sich in Rage geredet hat. Das Thema Tagesprophet war nicht zum ersten Mal der Auslöser dafür.

„Ja, sei so gut, mein Kind.“

Marge stand auf, sammelte die Kanne ein und ging in die kleine Küche. Der Teekessel stand noch immer auf der Herdplatte, sie nahmen ihn in der Regel nur zum Befüllen weg. Es dauerte nicht lange, da pfiff der Dampf durch den Kessel und sie befüllte die Teekanne bis oben hin. Als sie zurückkam, war Ollivanders Kopf auf seine Brust gesunken. Er war eingeschlafen.

 

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„So müsste es eigentlich gehen“, befand der Alte. „Jetzt dreh den Zauberstab etwas, sodass der Schlitz genau nach oben zeigt.

„Und Holzleim ist wirklich ausreichend?“, fragte Marge nicht zum ersten Mal unsicher. „Stört das nicht die Verbindung zwischen Holz und Kern?“

„Zum wiederholten Male, nein! Du solltest mir schon soweit vertrauen. Man darf nur Leim verwenden, der auf natürlicher Basis entstanden ist, keinen Künstlichen, wie ihn die Muggel produzieren. Für jede Holzart gibt es den entsprechenden Leim. Die Harze bekommst du größtenteils sogar hier in der Winkelgasse. Das Granulat, mit dem du es vermengen musst, die genaue Dosierung der einzelnen Bestandteile und wie lange es ruhen muss ... Das steht alles in meinem Notizbuch“, führte Ollivander aus. „Jetzt konzentrier dich auf deinen Zauberstab. Bevor noch irgendwas passiert.“

Marge richtete den Blick wieder auf den schmalen Stab aus Kastanienholz, dem sie ein Einhornhaar als Kern hinzugefügt hatte und dessen Schlitz sie nun vorsichtig verschließen musste. Nicht zu viel Leim, hatte er gemeint. Schwierig, bei solch einer filigranen Arbeit ausreichend wenig Klebstoff zu verwenden.

„Die Reaktion tritt erst ein, wenn der Leim angetrocknet ist. Du musst den richtigen Augenblick abpassen und den Zauberstab dann loslassen. Wichtig ist, dass er nicht fixiert ist. Das kann böse enden“, warnte der Zauberstabmacher.

Die junge Frau nickte aufgeregt. Ollivander ließ sie zum ersten Mal einen Zauberstab vollenden. Nach fast eineinhalb Jahren. Marge hatte ihn wiederholt darauf angesprochen, aber er hatte sie regelmäßig auf Später vertröstet. Jetzt schien der Alte genauso aufgeregt zu sein, wie sie selbst.

„Herr Ollivander, ist es normal, dass das Holz leicht vibriert?“, fragte sie verunsichert.

„Lass los!“

Sie zögerte einen Moment zu lange. Ein greller Lichtblitz erfüllte den Raum und schleuderte Marge zu Boden. Sie blinzelte. Ollivander war ebenfalls auf dem Hintern gelandet. Sie beeilte sich, ihm aufzuhelfen.

„Geht schon. Sei so gut, Kind. Sag mir, was dein Zauberstab macht?“

Sie drehte sich verwundert zu der Werkbank um. Der Stab rollte sich auf der Platte nach links und nach rechts, bebte leicht, rollte wieder. Lag dann still.

„Ich weiß nicht so recht“, erklärte sie. „Er schien zu vibrieren, aber jetzt bewegt er sich nicht mehr.“

„Ah!“, meinte Ollivander wissend.

Er war inzwischen selbst auf die Beine gekommen und stützte sich auf der Werkbank ab. Seine wenigen Kopfhaare standen ihm wirr vom Haupt.

„Eine alte Kratzbürste! Na ja, mach dir nichts draus. Beim ersten Mal geht es immer schief“, erklärte er lapidar.

Marge sah ihn schief an, bevor sich ihr Blick wieder auf ihr Erstlingswerk heftete. Der Alte griff sachte danach, doch sobald seine Finger das Holz berührten, gab es einen neuerlichen Lichtblitz. Die kleine Werkzeughalterung an der gegenüberliegenden Wand fiel krachend zu Boden. Die junge Frau sah beschämt auf die Reste.

„Ja, für deinen ersten Zauberstab war das schon gar nicht mal so schlecht.“

„Seid ihr euch da sicher?“, fragte sie zweifelnd. „Für mich sah das nicht besonders gut aus.“

„Ach was. Der erste Zauberstab meines Vaters hat damals das halbe Haus explodieren lassen. Hat mein Opa mir mal erzählt. Sie haben nur mit Glück überlebt.“

Marge sah ihn ungläubig an. Ihr Lehrmeister griff nach einem Lederflicken, dessen Verwendung sie seit jeher gewundert hatte. Ollivander legte ihn über den Zauberstab und packte diesen darin ein.

„So ist er keine Gefahr mehr.“

„Ah ja?“

Es klang mehr wie eine Feststellung.

„Ärger dich nicht. Mach dir lieber darüber Gedanken, welchen Fehlern deine Materialkombination unterliegen könnte, und wie du sie beheben kannst. Wenn du meinen Rat hören willst, beschäftige dich als erstes noch einmal mit der Holzart und seinen Eigenschaften.“

Marge nickte pflichtbewusst.

„Nächste Woche versuchen wir es dann noch einmal mit Einhornhaar und Kastanie“, verkündete Ollivander und wandte sich um, um den Zauberstab zu entsorgen.

 

~ FIN ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MorganMidnight
2018-10-19T21:28:01+00:00 19.10.2018 23:28
Super FF!!!!!!!!!!
Tolle Idee, dass Olivander endlich eine Nachfolgerin bekommt!!!!!!!!!!
Ich stelle mir es mir lange vor, fast 2 Jahre darauf zu warte, dass man seinen ersten Zauberstab herstellen darf!!!!!!!!!
Antwort von: Calafinwe
22.10.2018 16:33
Hallo,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar, ich hab mich sehr gefreut.

Na ja, von allem, was ich über Zauberstäbe aus dem HP-Universum weiß, haben die ja ihr Eigenleben, so wie es scheint. Fand es daher recht interessant, mich der Thematik anzunehmen.

Der Wettbewerb läuft noch bis 17. November, schau doch mal rein^^
Von:  Blue_StormShad0w
2018-08-29T07:49:56+00:00 29.08.2018 09:49
Guten Morgen.
Hab' diese kleine Kurzgeschichte hier über Ollivanders Handwerk und seiner Schülerin hier gefunden. Eine tolle Geschichte! (^-^)b
Man konnte sich Handlung und Umgebung sehr gut bildlich vorstellen.
Eines steht hier fest: Der Beruf Zauberstabmacher ist ein recht harter, sowie gefährlicher Beruf - allein wenn schon der erste eigenhändigst gemachte Zauberstab schon das halbe Haus in die Luft fliegt lässt. (^ ^)°
Tolle Geschichte wie gesagt, die sofort auf meine Favo-Liste kommt.
Einen schönen Tag dir noch, ciao! (^-^)/
Antwort von: Calafinwe
29.08.2018 11:25
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommentar, ich hab mich wirklich sehr gefreut.

Mach doch auch mit beim Wettbewerb, noch hast du zwei Wochen Zeit ^^.


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