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Worth it

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Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N: Achtung, die Story dreht sich um Depressionen, Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordgedanken, ABER sie endet positiv. Trotzdem seht euch als gewarnt an. Taschentücher und Trostkekse gibt es am Eingang. Alle Menschen mit der emotionalen Stabilität einer Pusteblume dürfen sich gern an den Keksen bedienen und sich dann nach besser geeignetem Lesematerial umsehen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Komplett anzeigen

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Worth it

Dunkle Gedanken breiteten sich langsam in ihrem Kopf aus, drohten jeden Funken Licht, jeden Funken Hoffnung zu ersticken.
 

Wer war sie?

Wo kam sie her?

Wo wollte sie hin?

Wie sollte es weitergehen?

Warum sollte es überhaupt weitergehen?

Wollte sie das?

Machte das Sinn?
 

So unendlich viele ungeklärte, weil durch die Dunkelheit nicht klärbare Fragen geisterten durch ihren Kopf, füllten die Leere in ihr. Waren wie ein Echo. Sie vervielfältigten sich mit jeder Sekunde und wurden immer lauter.
 

Es war, als wären da Stimmen in ihrem Kopf. Jede von ihnen versuchte lauter als die andere zu sein, um gehört zu werden. Sie prallten von ihrer Schädeldecke ab, verschmolzen miteinander und es war einfach nur noch laut in ihr. Kein Wort war mehr zu entziffern und sie sehnte sich nach Ruhe.
 

Ruhe vor diesen Gedanken.
 

Ihre Schritte führten sie weg aus der Fußgängerzone, weg von all den Menschen, die sie anzustarren schienen, obwohl sie wusste, dass sie gerade das nicht taten. Mechanisch ging sie in einen Park, kauerte sich in einer Gruppe Bäume am Boden zusammen und vergrub ihre Hände in ihrem Haar.
 

Sie zog fest daran, kniff die Augen zusammen und schrie, schrie und versuchte damit den Lärm in sich selbst zu übertönen, aber es half nichts. Das Einzige, was passierte, war, dass einige Vögel erschrocken aufflogen.
 

Es gab noch eine andere Möglichkeit für Ruhe zu sorgen, aber sie wollte sie nicht nutzen. Der scharfe Biss der Klinge brachte ihr so oder so nur kurz die Stille, nach der sie sich so sehr sehnte.
 

Je älter sie wurde, desto mehr Schnitte waren nötig, um die Stimmen, die Fragen verstummen zu lassen. Zumindest die Stimmen in ihr. Je öfter so schnitt, desto mehr Fragen kamen von außerhalb.
 

Das wollte sie vermeiden. Also unterdrückte sie das Verlangen so gut es ging und wippte langsam vor und zurück, nutzte diese Übersprungshandlung, um sich ein wenig zu beruhigen. Viel half es nicht und ihre Hand wanderte automatisch zu ihrer Hosentasche, zog eine eingesiegelte Klinge hervor, öffnete die Packung und sie starrte sie fasziniert an.
 

Dann war da auf einmal eine Hand, die sich sanft auf ihren rechten Unterarm legte und die Hand mit der Klinge runter drückte, weg von ihrem eigentlichen Ziel.
 

Verwirrt blickte sie auf und sah sich einem jungen Mann mit langem Haar und sanften braunen Augen gegenüber.
 

“Hey … das ist keine Lösung, was auch immer das Problem ist.”, sprach er sie ruhig an. Seine Stimme klang nicht verurteilend und man konnte fast meinen, dass er wusste, wovon er sprach.
 

“Aber sie hören nicht auf …”, flüsterte sie als Antwort.
 

“Wer hört nicht auf?”, wollte er wissen.
 

“Die Stimmen … ihre Fragen … sie sind so laut … und alle durcheinander … und ich will, dass das aufhört, dass sie still sind”, flehte sie, ließ die Klinge fallen und krallte ihre Finger wieder in ihr Haar, zog wieder daran.
 

Ohne zu Zögern nahm der Fremde sie in den Arm, setzte sich hinter sie, wiegte sie sanft hin und her. Er nahm ihre Hände, legte sie an seine Knie, die neben ihren ruhten.
 

“Halt dich da fest.”, sagte er und strich ihr durchs Haar.
 

Sie gehorchte mit wenig Gegenwehr und tat, was er verlangte. Sanft streichelte er mit einer Hand durch ihr Haar und dann erfüllte auf einmal seine Stimme die kleine Lichtung.
 

Dunkel, rau, aber so klar erklang sie und vertrieb die Fragen aus ihrem Kopf, füllte ihn stattdessen mit Musik, mit Worten, die sie verstand, die bei ihr ankamen. Die sie berührten.
 

Besonders eine Stelle brachte eine Seite in ihr zum Klingen, brachte die ungeweinten Tränen zum Überlaufen und sie dazu endlich loszulassen, weil sie sich verstanden fühlte.
 

“Don't you know what it feels like

Seeing the top of the rock

But never reaching it

Please don't read this

This is a piece of shit
 

Please don't listen

It's not worth it”
 

Sie schniefte ein wenig lauter.
 

“You say I could

But did you take a walk with me

Through the grey bare fields

Of my personality”
 

Ihr ganzer Körper bebte, während sie sich herum drehte, sich schluchzend an ihn klammerte und er legte einfach nur seine Arme um sie, hielt sie fest.
 

Sanft strich seine Hand in langen Bewegungen über ihren Rücken. Er hörte nicht auf zu singen, wollte einfach nur helfen und irgendwann ebbten die leisen Schluchzer ab, ihr Atem beruhigte sich und sie blickte ihn mit verweinten Augen an.
 

“Danke, dass du geholfen hast, sie zum Schweigen zu bringen.”, flüsterte sie heiser, fast ein wenig erstickt und blickte beschämt zur Seite. “Ich hab dein T-Shirt komplett nass geheult.”
 

“Schon okay … manchmal ist es genau das, was man braucht. Jemanden, der einen hält, die Selbstzweifel zum Schweigen bringt und Weinen, bis man nicht mehr weinen kann.”, sagte er und lächelte sacht.
 

“Magst du auf eine Buchstabensuppe mit zu mir kommen?”, lud er sie ein.
 

“Buchstabensuppe?”, fragte sie verwirrt.
 

“Naja, Kaffee würde bedeuten, dass ich Sex will, also nicht, dass ich abgeneigt wäre, aber vorrangig ich will helfen. Und Buchstabensuppe hilft … wenn alles wir im Kopf ist, dann ist auch auf dem Teller alles wir und man kann das Wirre aufessen und … was ich hier gerade fasel ergibt überhaupt keinen Sinn.”, erklärte er und brach dann verlegen lachend ab.
 

Sie hingegen grinste nun leicht. “Doch, irgendwie macht es schon Sinn.”, sagte sie und nickte dann. “Also … ich komm gern mit auf eine Buchstabensuppe … und auf den Kaffee, da können wir gern ein anderes mal drauf zurückkommen, okay?”
 

Er nickte, stand langsam auf und zog sie dabei mit hoch, umarmte sie noch einmal fest, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, bevor er ihre Hand nahm und sie langsam in Richtung seines Domizils führte.
 

Die Klinge blieb vergessen im Gras zurück.
 

~Ende~



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