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Traum, Albtraum oder Realität?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy, hier ein weiteres Kapitel.

Allerdings gibt es bei diesem eine Besonderheit.
Die Aufgabe kommt nicht von meiner Gottheit Rhaegal, sondern wurde mir im Rahmen unseres Frühlingsshuffles zugelost.
Mit Absprache meiner Gottheit, wird es allerdings trotzdem im normalen Zeitverlauf der Geschichte gepostet. Die Aufgabe und die Zeit haben wunderbar zusammen in das MSP gepasst.

Nun viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen

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Sonderkapitel Frühlingsshuffle

Geralt hatte scheinbar wirklich kein Vertrauen in meine Fähigkeiten mit einem Schwert. Er hatte sich partout geweigert, mich mit in die Ruine von Tesham Mutna zu nehmen. Es sei zu gefährlich, es könnte Regis schaden, er könne nicht nebenbei auch noch zusätzlich auf mich aufpassen, wenn er die Nekrophagen anlockt, waren seine Argumente.

Und Regis hat ihm natürlich auch noch zugestimmt. So ein Blödsinn, ich hatte doch mein magisches Schwert, da brauchte ich nicht perfekt kämpfen können. Es reichte, wenn ich den Ghul traf oder seine Hiebe abwehrte, dann würde das Monster sich dabei selbst verletzen.

Aber nein, Mister super Hexer und Mister Oberschlau ließen nicht mit sich reden. Ich könnte in der Krypta auf die beiden warten, oder zum Weingut reiten, Marlene würde sich sicherlich über meine Gesellschaft freuen. Nein danke, so nett Marlene ist, ich wollte ihr aktuell bestimmt nicht die ganze Zeit beim Essen zusehen. Und Barnabas, ich weiß nicht, er schien nicht sonderlich erfreut gewesen zu sein, als er mich das erste Mal traf.

Nein, ich würde mich ein wenig in der Stadt umsehen, vielleicht hatte ich Glück und würde eventuell einen Hinweis auf Dettlaff finden. Danach könnte ich noch einmal übers Turniergelände schlendern. Regis und Geralt würden vermutlich den ganzen Tag und auch die ganze Nacht für ihre Zutatensammlung brauchen, daher hatte ich genügend Zeit, mich in Ruhe umzusehen. Vielleicht fand ich ja etwas, dass mich interessierte. Lalin könnte eine neue Satteldecke gebrauchen und Shady ein richtiges Halsband.

Münzen hatte ich zumindest zu genüge, unerwarteterweise kam der Bote aus Lindenthal schon mit den ersten Gewinnen aus der Goldmine. Die Dame von der Bank hatte sich beinahe überschlagen, als sie das gesehen hatte. Noch kürzlich wollte sie mir kein Konto eröffnen und nun hatte sie sich überschwänglich bei mir entschuldigt, nur damit ich sie nicht bei ihrem Chef melden würde. Ich hasste solche Arschkriecher.
 

Lalin schnaubte, als wir die Stadt endlich erreicht hatten, er war es ein wenig müde, ständig hin und her laufen zu müssen. Und dann dauernd diese Monster, denen wir ausweichen mussten. Jedoch beruhigte er sich, nachdem ich erklärt hatte, sobald Geralt sich um diese Viecher gekümmert hätte, würden es nicht mehr so viele werden. Mich störten sie ja schließlich auch, zumindest die, mit denen man nicht reden konnte.

Ich stieg aus dem Sattel, bevor wir das Stadttor passierten, und führte Lalin an einen kleinen Stall, wo schon mehrere andere Pferde auf die Rückkehr ihrer Reiter warteten. Ich gab dem jungen Burschen ein paar Münzen, damit er sich um Lalin kümmerte und auf meine Ausrüstung aufpasste.

Mit Shady im Schlepptau machte ich mich auf, in Richtung Markt. Er blieb immer an meiner Seite, da er befürchtete, mich in der Menschenmenge zu verlieren. Vielleicht sollte ich für solche Gelegenheiten auch eine Leine besorgen, natürlich nur, damit er wirklich nicht verloren geht oder es irgendwelchen Ärger gibt, weil er ein vermeintlicher wilder Streuner ist. Letztlich würde er bald ausgewachsen sein und die Ritter könnten ihn als Bedrohung für den Stadtfrieden sehen.
 

Nach einiger Zeit kam ich an den ersten Stand, der mich interessierte. Er hatte Parfums, Seifen und andere Pflegeprodukte. Verlegen strich ich mir durchs Haar, sie hatten seit einer Ewigkeit keine richtige Bürste mehr gesehen, genauso wenig wie Shampoo. Dies wäre eine gute Gelegenheit, sich jetzt damit auszustatten.

Glücklicherweise stand eine sehr freundliche ältere Dame an der Marktbude. Wenn so eine unfreundliche, arrogante Ziege dort gestanden hätte, wäre ich vermutlich sofort wieder umgedreht. Aber sie belächelte mich nur milde und verstand, dass man auch als weibliche Person nicht immer die Möglichkeit hatte, unterwegs jeden Tag ein Bad zu nehmen. Als sie erfuhr, dass ich mit dem Hexer reiste, empfahl sie mir sogar extra Seifen, die zwar gut rochen, aber eine empfindliche Nase nicht stören würden. So hatte ich am Ende mehrere verschiedene Seifen und Shampoos und zwei Bürsten, eine für mich und eine für Shady. Diese hatte sie mir mit einem Augenzwinkern mit dazu gelegt, da schließlich auch eine Rüde gepflegt durch die Welt spazieren möchte.

Mit einem herzlichen Danke schön, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Stand. Einem Schuster, doch er konnte mir nicht helfen, dafür schickte er mich zu seinem Bruder, der in einer anderen Gasse ein Ladengeschäft hatte. Also besuchte ich diesen, ich brauchte dringend neue Stiefel und ein Ersatzpaar. Viel Auswahl gab es nicht, schließlich wollten die Damen in Toussaint feines Schuhwerk tragen, keine Stiefel. Aber schließlich fand ich dann doch etwas, das mir passte. Ich wollte ja nicht damit auf eine Modenschau, sondern geschützt sein. Was brachten mir feine Schlappen, wenn ich gegen ein Monster kämpfen musste, oder auf dem Weingut später mit helfen wollte.
 

Danach entschieden Shady und ich uns für eine kleine Pause. Wir holten uns eine Kleinigkeit, zum Essen und Trinken und suchten uns dann einen ruhigen Platz für die Pause. Wir fanden eine Parkbank unter einem Baum, unweit von der Stelle, wo Geralt den Auftrag für den Grottore bekommen hatte. Ich teilte mein Fleisch mit meinem kleinen Freund und genoss die Ruhe. Für ihn hatte ich Wasser besorgt und für mich einen milden Cidre. Eigentlich wollte ich einen Saft haben, aber der war für die Kinder reserviert gewesen, also entschied ich mich für das, was den wenigsten Alkohol enthielt.

Während wir so dasaßen und ich abwesend über das Fell von Shady strich, beobachtete ich unauffällig die Umgebung. Wann immer ich jemanden in einem schwarzen Mantel sah, ruckte mein Blick dorthin, in der Hoffnung oder auch Befürchtung, es könnte Dettlaff sein. Zum einen hoffte ich, dass ich ihn sah und mit ihm sprechen konnte, aber auf der anderen Seite hatte ich angst, was er tun könnte. Er wusste, dass ich mit dem Hexer unterwegs war und er kannte meine Fähigkeit. Ich hoffte, er würde sich nicht durch mich bedroht fühlen. Denn jemand der sich in eine Ecke gedrängt fühlte, konnte unberechenbar werden. Etwas, dass ich bei ihm definitiv vermeiden wollte. Es könnte ihn veranlassen, sich noch mehr zu verstecken, oder er würde in die Offensive gehen und angreifen. Beides kein Ergebnis, das ich erzielen wollte.
 

Ich saß einige Zeit so da, bis sich mir jemand näherte. Ungefragt setzte sie sich auf die Bank neben mich. Ich sah zu ihr hinüber, eine Frau, die trotz ihres Alter schön geblieben war. Warmherzig lächelte sie mich an.

„Du solltest keinen Trübsal blasen, an einem so schönen Tag. Lass dich von dem Weinfest begeistern, gehe tanzen, trinke Wein, lache. Die Sonne scheint, also warum siehst du aus, als würde es bereits tagelang regnen?“, fing sie ein Gespräch an. „Vielleicht kann ich dir helfen? Was belastet dich?“, wollte sie wissen. Doch ich schüttelte den Kopf. Sie konnte mir vermutlich doch nicht helfen. „Hm, Liebeskummer?“, hakte sie nach. Wieder schüttelte ich den Kopf, „Nein, aber mit einem Mann hat es zu tun“, erwiderte ich. Neugierig sah sie mich an und forderte stumm, dass ich weitersprach.

„Ich möchte mit ihm reden, aber er weicht mir aus. Ich vermute, dass der Hexer, mit dem ich eigentlich unterwegs bin, ihn verschreckt hat. Und ich glaube, er ist sehr schüchtern“, erklärte ich ihr. Sie runzelte die Stirn, „Hm, ein Mann der schwer zu fassen ist. Vielleicht solltest du ihm eine Nachricht zukommen lassen. Weißt du, wo er sich normalerweise aufhält, damit ihn die Botschaft auch erreichen kann?“, überlegte sie.

Ich nickte, „Ja, ich habe eine Vermutung. Aber ich befürchte, er würde einen Brief erst gar nicht aufmachen. Schließlich haben wir uns erst einmal gesehen und das Treffen verlief nicht gerade glücklich“, seufzte ich.

„Keine Sorge Mädchen, ich habe da schon eine Idee. Komm mit, ich werde dir helfen“, sie tätschelte meine Hand und stand auf. Sie stützte sich auf ihren Gehstock und hielt mir ihren Arm hin, ich sollte mich wohl bei ihr unterhaken.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, so etwas wäre bei mir zuhause mittlerweile undenkbar. Kaum jemand würde heutzutage noch jemanden freiwillig helfen wollen, wenn sie ihn nicht kannten. „Eve, ich heiße Eve“, stellte ich mich schnell vor, als ich mich bei ihr einhakte.

„Sehr gut, du kannst mich Madelene nennen“, lächelte sie und gab die Richtung vor, in die wir wollten. Immer noch leicht verwundert, folgte ich ihr. „Was genau möchtest du dem geheimnisvollen Fremden denn mit deiner Botschaft übermitteln?“, wollte sie noch wissen.

„Das er mir vertrauen kann. Er hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten, den er lieber verschweigt. Er soll wissen, dass dies bei mir sicher ist, dass ich es ohne sein Einverständnis nicht weiter erzähle. Aber ich möchte ihm auch helfen, in ihm die Hoffnung wecken, dass nicht alles verloren ist. Und vielleicht, ob er sich mit mir treffen würde, damit ich direkt mit ihm sprechen kann“, zählte ich auf.

„Dafür, dass du ihn erst einmal kurz gesehen hast, weißt du aber schon sehr genau, was du von ihm willst“, lachte sie leise, „aber keine Sorge. Ich weiß genau das richtige Mittel dafür. Nichts sagt mehr als tausend Worte, wie eine Blume.“

Ich stockte, Blumen? Sie wollte, dass ich Dettlaff Blumen schenkte? Bei allem was mir in den Sinn gekommen war, Blumen waren sicherlich nicht dabei. Würde er überhaupt verstehen, was ich damit bezwecken wollte? Oder würde das ihn nur noch mehr abschrecken? Er war ein Vampir, der zurückgezogen lebte, die Gesellschaft niederer Vampire, den der anderen vorzog. Vielleicht sollte ich doch lieber in einen von Regis Büchern schauen, ob ich dort irgendetwas hilfreiches fand.

„Na komm Eve, noch werden wir die beste Auswahl haben“, forderte mich Madelene auf, weiter zu gehen. Seufzend folgte ich wieder. Zielstrebig führte sie mich zurück zwischen die Stände auf dem Markt.
 

„Madelene wonach suchen wir denn überhaupt?“, wollte ich wissen, als sie mich bereits am dritten Stand mit Blumen vorbei zog. „Natürlich nach den richtigen Blumen. Du möchtest ihm deine Freundschaft anbieten und nicht deine Liebe, oder? Also brauchen wir Blumen, die genau dies aussagen!“, erwiderte sie.

Ich wurde ein wenig rot, nein meine Liebe wollte ich ihm nicht ausdrücken. Welche denn auch überhaupt? Er sah nicht schlecht aus und er war sicherlich auch sehr nett, aber mehr war da nicht. Wirklich. Man konnte einen Mann auch einfach nur so hübsch finden. Mal davon abgesehen, dass er für so etwas überhaupt nicht bereit wäre. Nein, wenn eine Beziehung, dann eine platonische.

„Siehst du, deshalb suchen wir keine Tulpen oder rote Rosen. Wir suchen etwas viel Zarteres. Ein paar Veilchen, ein zwei Chrysanthemen, eine Sonnenblume und eine zartrosa Rose. Weinlaub, Kamille und ein wenig Mohn kannst du anschließend selbst pflücken gehen. Dafür brauchst du keine Münzen ausgeben, außerdem ist es viel persönlicher, wenn du sie selbst sammelst“, zählte sie auf.

Ich seufzte, das würde ein ziemlich bunter Straus werden. Und ich bezweifelte, das Dettlaff es überhaupt verstehen würde. Hatten Vampire ihre eigene Art von Ritualen, um zu beweisen, dass sie vertrauenswürdig waren? Regis konnte ich schlecht fragen, er würde wissen wollen, warum ich danach fragte, und dies würde dazu führen, dass er wissen wollen würde, woher ich weiß, wo ich Dettlaff finden könnte. Der ungesehene Älteste, nein der käme noch weniger in Frage, mal davon abgesehen, dass ich erst gar nicht in seine Höhle kommen würde, nein, er würde mich vermutlich direkt auf Sicht töten. Oriana konnte ich auch nicht fragen, schließlich dürfte ich ja gar nicht wissen, dass sie eine Bruxa ist. Es gab natürlich auch noch andere Vampire hier in Toussaint, aber die würden mich wohl eher als einen Snack betrachten, wenn ich in ihr Jagdgebiet käme, die vielen also auch weg. Blieb also nur zu hoffen, das Dettlaff die Botschaft nicht falsch verstand. Vielleicht sollte ich vorsichtshalber noch eine kleine Notiz dazu legen.
 

Über meine Überlegenungen hatte ich erst gar nicht mitbekommen, das wir mittlerweile an einem Blumenstand angehalten hatten.

„Eve schau mal hier, diese Veilchen sehen doch schön aus und weiße Chrysanthemen haben sie auch“, wies mich Madelene hin. Ich nickte, sie sahen wirklich gut aus, an keiner Stelle welk und sie senkten noch nicht ihre Köpfe.

Madelene suchte die Hübschesten raus und ließ sie in einen kleine Straus binden. Ich gab der Händlerin die gewünschten Münzen und ließ mich dann weiter ziehen. Wir machten unterwegs eine kurze Pause, um etwas zu trinken, und damit Madelene ihre Füße kurz ausruhen konnte. Ich nutzte die Pause auch, um Shady zu erklären, warum ich dieses Grünzeug kaufte. Er dachte zuerst, es wäre für Lalin und wollte auch etwas haben. Ich lächelte darüber und versprach ihm, wenn wir die Blumen in Dettlaffs Versteck gebracht hatten, würde er noch etwas bekommen, vielleicht ein Kaninchen, wenn sie so etwas hier anböten.
 

Nachdem wir weitergegangen waren, fanden wir auch einen Blumenhändler, der Sonnenblumen und auch rosa Rosen anbot. Er lächelte, als er den kleinen Straus sah, den ich bereits in meiner Hand hielt. „Ich sehe, er scheint schüchtern zu sein, selbst ist die Dame, nicht wahr?“, zwinkerte er mir zu und bot an, die Blumen zusammen in einen Straus zu binden. Ich lehnte jedoch ab, als ich sah, dass er nur Silberdraht hatte. Dettlaff vertrug definitiv kein Silber.

Madelene tätschelte mir den Arm und zog mich weiter, „Komm, wir werden uns jetzt mit einem Stück Kuchen stärken und danach kannst du draußen auf den Wiesen dir die schönste Kamille und Mohn raussuchen. An den Mauern wirst du sicherlich auch ein bisschen Weinlaub pflücken können.“

Kopfschüttelnd nahm ich ihren Arm und führte sie durch die Gasse, bis sie mich darauf hinwies, dass hier den besten Kuchen geben würde. Ich ließ sie uns einen Platz suchen und bestellte für sie ein großes Stück und mir nur einen Tee. Ich hatte gerade keinen Appetit. Zu sehr kreiste die Sorge in meinen Gedanken, was wäre, wenn Dettlaff in dem alten Laden ist, wenn ich dort auftauchte.
 

„Ich wünsche dir viel Erfolg. Vielleicht magst du mir davon berichten, wenn wir uns wiedersehen sollten“, verabschiedete sich Madelene. Ich nickte ihr zu, „Sicher, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, für deine Hilfe. Aber ich würde mich gerne wieder mit dir auf einen Kuchen oder ein Glas Wein treffen. Allerdings weiß ich nicht, ob wir die Gelegenheit dafür bekommen. Wegen der Arbeit von Geralt ...“, lächelte ich sie an.

„Mach dir darüber keine Gedanken Kindchen, ich bin froh ein wenig Gesellschaft gehabt zu haben“, tat sie es ab und winkte mir noch einmal zum Abschied zu. Ich blickte ihr nach, bis sie um eine Hausecke verschwand. Ich war wirklich froh, dass es auch nette Menschen gab. Obwohl man sie hier in Toussaint vermutlich eher fand, als in den nördlichen Königreichen. Der Krieg dort machte alle Mürbe, dazu die Vorurteile gegenüber Hexern, sie hätten mich wahrscheinlich eher aus dem Dorf gejagt, als mir helfen zu wollen, einfach nur, weil ich mit einem Hexer ankam. Toussaint war wirklich ganz anders.
 

Zusammen mit Shady lief ich über die Wiese und suchte nach einigen Kamillenblüten. Ich versuchte, die Schönsten zu finden, aber viele waren von Insekten befallen. Die wollte ich natürlich nicht mit in den Straus nehmen. Das Weinlaub und den Mohn hatte ich bereits gefunden. Die Blätter und die rote Blüte ergänzten den Straus recht schön, ich hatte zwar keine Ahnung von Blumengestecken, aber für mein ungeübtes Auge sah es mehr als akzeptabel aus.

Ich hielt mich immer in der Nähe zur Stadt auf und sah mich gelegentlich um, schließlich wollte ich nicht von einem Monster überrascht werden. In dem hohen Gras konnte ich schnell ein Wildschwein oder Panther übersehen. Ich hoffte einfach, dass sie nicht so nah an die Stadt herankommen würden.
 

Irgendwann hatte ich dann auch einige schöne Stängel Kamille gefunden und sie vorsichtig gepflückt. Ich hatte mir einen Platz zum Sitzen gesucht und Band nun alle Blumen in einen einzigen Straus zusammen. Madelene hatte mir noch ein buntes Band gegeben, damit ich den Straus mit einer Schleife zusammen binden konnte. Als ich der Meinung war, besser würde ich es nicht mehr hinbekommen, sammelte ich Shady ein und gemeinsam gingen wir zurück in die Stadt.

Ich war der Meinung, der alte Spielzeugladen war irgendwo am Hafen, daher fingen wir dort mit der Suche an. Ziellos liefen wir durch die Gassen und ich besah mir jedes Haus. In der Hoffnung, es wäre der verlassene Laden. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Shady den schwachen Geruch des Vampirs auffangen, so fanden wir letztendlich den gesuchten Laden.
 

Vorsichtig klopfte ich an die Tür, vielleicht war er ja da. Doch von innen kam keinerlei Reaktion. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, leider war sie verschlossen. Verdammt, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Geralt war ja nur durch die Hilfe von Regis in den Laden gekommen. Ich hatte aber jetzt keinen Vampir dabei, der sich reinnebeln könnte, um die Tür von innen zu öffnen.

Ich blickte mich um, vielleicht gab es hier irgendeine Möglichkeit, die Tür zu öffnen. Ich schaute in den Blumenkübel seitlich der Tür, doch da war nichts Brauchbares zu finden. Links neben der kleinen Treppe befand sich ein Stück Wiese, auf der wilder Mohn wuchs. Tatsächlich fand ich dort unter einem Stein, einen Schlüssel. Menschen waren doch tatsächlich immer gleich.

Ich klopfte erneut, falls Dettlaff doch da sein sollte, und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er passte. Mein Blick fiel auf den Türrahmen. Ich hatte mal gelesen, das Vampire ihre Höhlen und Verstecke mit ihrem Duft markieren, für ihre Artgenossen, Besucher hinterließen wohl ebenfalls ihren Geruch, um den Gastgeber ihren Respekt zu zollen. Allerdings wusste ich nicht mehr, wo ich das las und ob es auch stimmte. Aber wenn es nicht stimmen sollte, konnte Dettlaff nicht behaupten, ich wolle unentdeckt bleiben. Ich zog meinen Ärmel ein Stück hinunter und rieb meine Handgelenksinnenseite über das grobe Holz.

Bevor ich die Tür öffnete, rief auch noch einmal telepathisch nach Dettlaff, falls er doch da sein sollte, wollte ich ihn nicht überraschen oder erschrecken. Die Tür knarrte und vorsichtig betrat ich das Ladeninnere. Es war leicht unheimlich, das Halbdunkel und die ganzen Spielsachen, die in den Regalen standen.

Mein Blick fiel zu der Treppe in der Ecke, sollte ich es wagen und in seinen privaten Bereich eindringen? Dort würde er meine Nachricht sicherlich sofort entdecken, wenn ich sie hier unten ließe, könnte es sein, dass er sie nicht rechtzeitig findet. Ich wollte möglichst schnell mit ihm sprechen.

Ich holte noch einmal tief Luft und betrat die erste Stufe. Shady ließ ich hier unten, er konnte die Tür im Auge behalten und mich warnen, falls jemand anderes den Laden betrat. Stufe für Stufe stieg ich die Treppe hinauf. Mein Herz raste vor Nervosität und meine Hände wurden schwitzig. Ich wischte sie an meiner Hose ab, in der Hoffnung, es würde etwas bringen.

Die Kammer oberhalb der Treppe war leer, von Dettlaff war nichts zu sehen. Alles war so, wie es auch Regis und Geralt im Spiel vorfinden würden. Inklusive der Zeichnung an der Wand. Aber ob auch die Hinweise sich hier befanden, das Rhenawedd angeblich entführt wurde, prüfte ich nicht nach. Ich war nicht hier, um zu schnüffeln, sondern nur um meine Nachricht zu hinter lassen.

Ich legte die Blumen auf das Bett und sah mich nach etwas zum Schreiben um. Nach einigem suchen fand ich den Kohlestift, den er vermutlich für die Zeichnung an der Wand nutzte und ein Bogen Pergament ließ sich zum Glück auch finden. Mein Blick blieb für eine kurze Weile an dem Bild hängen, Dettlaff war wirklich begabt. Wenn er wollte, könnte er sicherlich als Künstler ein kleines Vermögen anhäufen. Ich wagte es nicht, die Kohlelinien an der Wand zu berühren, ich wollte nicht den Zorn des Vampirs auf mich lenken, weil ich sein Andenken, an seine Geliebte zerstört hatte.

Es war schade, dass er sein Herz ausgerechnet an die verbannte Schwester der Herzogin verloren hatte. Er hatte deutlich Besseres verdient. Jemanden, der ihn zu schätzen wusste. Ein Partner, der für ihn da war, wenn er mit der Welt der Menschen überfordert war. Oder eine Vampirin, damit er nicht gezwungen war, sich unter uns Normalsterblichen aufzuhalten, wenn er es nicht wollte.

Ich setzte mich auf den Boden, das Pergament vor mir und den Kohlestift in der Hand. Ich überlegte eine Weile, was ich denn überhaupt schreiben sollte. In der Hoffnung, die richtige Formulierung zu finden, begann ich.

Hallo Dettlaff

Bitte entschuldige mein Eindringen hier, aber ich möchte dringend mit dir reden. Ich habe dein Geheimnis und auch den Standort deines Versteckes weder Regis noch dem Hexer Geralt preisgegeben. Ich hoffe, dies lässt dich erkennen, dass ich dir nicht schaden möchte, ganz im Gegenteil, ich möchte dir helfen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns bei Sonnenuntergang beim Zieleinlauf der Rennstrecke auf dem Turniergelände treffen könnten. Wenn dir ein anderer Ort lieber wäre, lass es mich irgendwie wissen. Ich verspreche, dass weder Regis noch Geralt dort sein werden. Sie werden noch eine ganze Weile beschäftigt sein.

Eve
 

Ich legte den Brief halb unter die Blumen, damit er ihn sehen konnte, aber der Zettel nicht durch einen Lufthauch weggeweht werden konnte.

Ohne mich ein weiteres Mal umzusehen, verschwand ich aus dem Obergeschoss und dann auch aus dem Laden. Glücklicherweise hat mich keiner dabei beobachtet, so das ich den Schlüssel wieder an seinen ursprünglichen Platz legen konnte. Unauffällig verließ ich den Hauseingang und machte mich mit Shady auf dem Weg zum Stadttor.
 

Ich hatte Lalin aus dem kleinen Stall wieder abgeholt und war mit ihm zum Turniergelände geritten. Wie versprochen hatte ich auf dem Weg dorthin, den beiden ein paar Leckereien besorgt. Die beiden freuten sich über meine ungeteilte Aufmerksamkeit und futterten ihre Leckerlis direkt auf. Später würde ich ihnen noch etwas besorgen. Außerdem hatte ich jetzt genug Zeit, sie zu verwöhnen, nun da wir in Toussaint angekommen waren.
 

Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, begab ich mich zur Tribüne. Auf dem Turniergelände hatte ich eine neue Satteldecke gefunden, die wunderbar zum weißen Fell und dem rötlichen Leder passte. Ebenso einen neuen Gurt für den Sattel, da der alte schon ziemlich abgewetzt war und begann zu scheuern.

Für Shady hatte ich auch was gefunden. Eigentlich wollte ich nur ein Halsband und eine Leine beim Lederer kaufen. Doch als er mitbekam, dass ich mit dem Hexer unterwegs war und auch Shady bei den Kämpfen mit dabei war, bestand der Handwerker darauf, dass der nicht mehr ganz so kleine Wolf auch etwas Schutz verdiente. So hatte er einen leichten Lederpanzer angefertigt, der die empfindliche Brust zwischen den Vorderläufen schützen sollte. Es hatte eine gewissen Ähnlichkeit mit einem Hundegeschirr aus meiner Heimat, nur mit deutlich dickeren Riemen, damit auch der seitliche Brustkorb ein wenig geschützt war. Vorne auf der Brust hatte er sogar den Namen eingeprägt.

Während wir also auf den Sonnenuntergang und damit auf Dettlaff warteten, tobte Shady über den Sandplatz, um sich an das neue Gefühl zu gewöhnen. Ich lächelte darüber, er würde später in der Nacht gut schlafen können. Lalin zupfte nur ab und zu am Gras und freute sich über die Tatsache, nicht wieder den ganzen Tag einen Reiter tragen zu müssen. Ich hätte ihm zwar auch den Sattel gerne abgenommen, damit er sich im Sand wälzen konnte, aber ich keinen Striegel dabei, um sein Fell danach wieder zu säubern.
 

Gähnend blickte ich zum Himmel, schon lange war der Mond aufgegangen und die Sterne zu sehen, von Dettlaff gab es keine Spur. Entweder hatte er meine Nachricht nicht gefunden oder war an dem Treffen nicht interessiert. Wirklich schade, vermutlich würde es so schnell nicht wieder eine Gelegenheit geben, den Vampir alleine anzutreffen. Geralt würde es auffallen, wenn ich auf einmal ohne ihn losziehen wollte. Außerdem hatte er der Herzogin ja erzählt, dass ich seine Assistentin wäre, aber wenn ich ständig ohne ihn gesehen werden würde, entständen sicherlich auch weitere Fragen, die ich nicht beantworten wollte.

Seufzend stand ich auf, „Shady komm. Wir gehen zurück zu Regis“, rief ich den Wolf und machte mich auf den Weg zu Lalin. Warten würde nichts mehr bringen und die ganze Nacht wollte ich hier nicht verbringen, wer weiß, was sich für Gesindel davon sonst noch eingeladen fühlte. Da würde ich lieber in der sichereren Krypta von Regis auf deren Rückkehr warten. Es würde sich dort auch sicherlich ein Fell oder eine Decke finden lassen, auf der ich mich zusammen rollen konnte, um ein wenig schlaf zu finden. Ich führte Lalin zum Weg und prüfte noch einmal die Gurte, ehe ich mich daran machte, in den Sattel zu steigen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
1. Suche für einen Charakter in deinem Umfeld eine passende Blume als Geschenk aus. Vielleicht übermittelst du damit ja eine geheime Nachricht oder unterstreichst gut erkennbar, was Worte nicht ausdrücken können? Hol dir im Fragefall Beratung bei einem anderen Charakter um dich herum, der sich mit der Sprache der Blumen auskennt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Daelis
2020-06-03T07:54:28+00:00 03.06.2020 09:54
TvT9 Yes! Du hast meine kleine Aufgabe wunderbar gelöst und obendrein ein Ziel angestrebt, dass ich ja selbst in meinem MSP auch energisch verfolgte. Unsere SIs hätten da ein gutes Duo abgegeben. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass Dettlaff die Geste auch wirklich anzunehmen vermag und dir sein Vertrauen schenkt. ♡
Antwort von:  Vegetasan
03.06.2020 17:19
Ah, von dir kam die Aufgabe also.
Das passt ja dann irgendwie, dass du meine bekommen hast. ^^

Aber zumindest im nächsten Kapitel, werde ich noch nichts weiter von Detty hören. ich hoffe es liegt nur daran, dass er sich nicht sicher war oder er die Nachricht nicht rechtzeitig gesehen hat.


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