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Desaster

von

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Mit einem heftigen Tritt schickte Natascha ihren Gegner auf die Matte. Ohne zu zögern sprang sie direkt hinterher, doch Clint rollte sich einfach zur Seite ab und entging ihrem Versuch ihn festzusetzen. Mit einem Grinsen auf den Lippen sprang der Mann wieder auf die Beine und hob seine Arme schützend vor seinen Oberkörper, die Hände zu lockeren Fäusten geballt. Einen kurzen Moment standen sie sich nur gegenüber, beobachteten einander, fast als wollten sie sich gegenseitig zum Aufgeben bewegen indem sie den jeweils anderen anstarrten. Dann täuschte Black Widow einen Angriff rechts an und schlug nach links. Obwohl ihr Gegner der Antäuschung auf den Leim zu gehen schien, blockte er dennoch ihren Angriff ab und umgriff fest ihr Handgelenk, nutzte sogar ihren Schwung, um ihr den Arm auf den Rücken zu drehen. Innerlich fluchend versuchte sie sich aus seinem Griff herauszudrehen, wodurch er sie nur fester packte und dann in ihre Kniekehlen trat, um sie auf den Boden zu zwingen. Sie sackte mit einem Bein nach unten, wartete einen geeigneten Zeitpunkt ab und schlug dann mit dem Kopf nach hinten, traf ihn mit dem Hinterkopf offenbar gut genug irgendwo, sodass er etwas locker ließ und ihr die Möglichkeit gab sich aus ihrer misslichen Lage herauszudrehen, wobei sie mit ihrem Standbein noch nach hinten trat, sich somit zwar zu Boden fallen lassen musste, dadurch aber auch Clint von den Füßen fegte. Automatisch rollte sie sich aus der Gefahrenzone und zurück in eine Hocke, auf ihren Gegner blickend um die jetzige Situation einschätzen zu können. Ebenso wie sie, hatte Hawkeye sich aus der Zone gerollt und stand bereits wieder auf seinen Füßen, als sie sich ebenfalls in die Höhe drückte. In seinem Gesicht spiegelte sich pure Freude und sie wusste, dass sie nicht anders aussah, wie sie mit ihrem breiten Grinsen sich den Schweiß von ihrer Stirn wischte. Sie beide atmeten heftig von den Anstrengungen.

„Es tut mir leid Sie beim Training zu stören, Agent Barton, aber Miss Potts fragt an, ob Sie vorhaben heute ein Frühstück zuzubereiten.“, durchdrang Jarvis Stimme die angespannte Atmosphäre im Trainingsraum.

Ohne Natascha auch nur den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen, antwortete Clint. „Klar. Wann hat sie vor hier zu sein?“ Natascha machte einen Schritt auf ihn zu und er ließ sie näher herankommen. Bei ihrem nächsten Schritt kam er ihr entgegen und sie verkeilten sich ineinander als sie dem Schlag des jeweils anderen auswichen und versuchten ihren Gegner festzusetzen.

„Sie hat soeben den Tower betreten und ist auf dem Weg zur Gemeinschaftsetage.“, informierte die KI.

„Okay, sag ihr, wir brauchen noch zwanzig Minuten.“, gab Natascha zurück. Und renkte sich fast einen Arm aus bei dem Versuch Clint weiter festzuhalten, als der sich aus ihrem Griff herausdrehte. Als sie ihn schließlich loslassen musste, wich sie sogleich seinem folgenden Schlag aus und trat nach ihm auf seine Magengrube zielend, was nur klappte, weil sie so klein war, ansonsten hätte sie in ihrer jetzigen Situation, er hielt noch immer ihren Arm fest, nicht den Platz dafür gehabt. Mit Schwung landete ihr Knie genau dort, wo sie hingezielt hatte und zwang Hawkeye dazu ihren Arm loszulassen. Offenbar hatte sie gut getroffen, denn er sank auf die Knie, konnte ihrem darauffolgenden Tritt gegen sein Gesicht zwar ausweichen, aber nur indem er sich auf den Boden fallen ließ.

„Natürlich Agent Romanoff.“, bestätigte Jarvis, während sie sich auf Clint stürzte und seinen Arm verdrehte, mit einem Schienbein auf seiner Kehle liegend und ihm die Luft abdrückend. Ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen machte ihr direkt klar, dass das nicht das Ende war und sogleich schmiss er sie von sich, indem er sich einfach komplett mit ihr auf ihm sitzend, zur Seite drehte und sie gezwungen war seinen Arm loszulassen und ihren Sturz abzufangen.

Geschickt rollte sie sich zur Seite, wurde aber festgehalten und kam nicht weiter. Gleich darauf war Hawkeye auf ihr und sie schwang ihre Beine im letzten Moment nach oben und um seinen Nacken, ebenso wie er seine Hände um ihren Hals legte. Sie drückten beide zu, Augenkontakt haltend. Clint grinste auf sie hinab und hob beide Augenbrauen, sie antwortete, indem sie ihre rechte Augenbraue anhob und beide ließen gleichzeitig voneinander ab.

Lachend rollte ihr Freund von ihr herunter und blieb neben ihr liegen. Sie stimmte mit ein, drehte ihren Kopf zur Seite und betrachtete den völlig verschwitzten Mann neben sich. Ihr Lachen verstummte und sie sah ihn mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen an, während er sich noch immer heftig atmend den Schweiß aus dem Gesicht wischte. Ihre Atmung hatte sich bereits wieder beruhigt.

Clint drehte seinen Kopf zur Seite und erwiderte ihren Blick, ein Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht eingenistet und sie konnte die gleiche unerschütterliche Zuneigung in seinen blauen Augen erkennen, von der sie wusste, dass Clint sie auch in ihren grünen Augen sehen konnte. Es gab keine Worte für das was sie verband. Es würde nie ein Wort geben, das genau das beschrieb, was sie füreinander fühlten. Was sie füreinander waren. Aber das war egal. Sie beide wussten was es war und sie waren sich beide einig darin. Es bedurfte keiner Worte zwischen ihnen. Für sie, war es glasklar, unverfälscht und absolut rein. Außerdem störte es nicht, dass es jeden um sie herum zu irritieren schien.

Ohne ein Wort stand Natascha nach zwei Minuten in denen sie einfach dagelegen und sich gegenseitig angesehen hatten auf und streckte Clint eine ihrer Hände hin, die er ergriff und sich von ihr hochziehen ließ. Sie lachte erneut, als er es ihr extra schwer machte ihn auf die Füße zu ziehen, stand dann aber auf und sie einigten sich ohne Worte darauf das Training zu beenden und duschen zu gehen, damit Pepper nicht so lange zu warten hatte.

Sie verschwanden zusammen in der Frauenumkleide. Da Natascha die einzige Frau im Team war, war es ohnehin eher die Hawkeye und Black Widow Umkleide. Ein amüsiertes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen, als sie sich daran erinnerte welche Irritation sie beide hervorgerufen hatten, als Clint ohne Umschweife mit ihr zusammen die Frauenumkleide angesteuert hatte als Tony den Trainingsbereich neu eingerichtet hatte. Doch Fakt war, dass sie beide voreinander kein Schamgefühl besaßen. Natascha nach ihrer Ausbildung hatte ohnehin jegliches Schamgefühl ihren Körper betreffend abgelegt und sie und Clint hatten sich so oft gegenseitig verarzten müssen, dass auch bei ihm ihr gegenüber nichts davon mehr vorhanden war.

„Die Wunde verheilt ziemlich gut.“, kommentierte sie mit einem Blick auf seinen Rücken, als er sein Trainingsshirt in den Wäschekorb geworfen hatte. Ihre Finger glitten über den kleinen Rest an Schorf der im unteren Bereich seines Rückens zu sehen war. Ein Überbleibsel von ihrer letzten Mission.

„Hast du das bezweifelt?“, kam es mit neckischem Unterton zurück, während Clint die Schuhe abstreifte. Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu, der ihr eindeutig sagte, dass sie sich zu viele Sorgen um ihn machte und gleichzeitig eine Hausforderung war ihm zu widersprechen. Dann drehte er sein Gesicht wieder nach vorne und entknotete die Schleife, die seine Sweatpants auf seinen Hüften hielt.

„Clint.“, antwortete sie nur leise und sah wie sich sein Rücken leicht anspannte. Doch sie wandte sich ab, ließ das Thema fallen, zog sich ebenfalls aus und warf ihre verschwitzte Kleidung in den bereitstehenden Behälter. Er kannte ihre Bedenken. Sie alle hatten diese Bedenken. Sie war nicht die einzige Person, die sah wie übermächtig ihre Gegner wurden, wie viel stärker sie wurden und wie unglaublicher ihre Möglichkeiten zu werden schienen und während zwar auch Tony körperlich nur ein Mensch war, bot ihm seine Iron Man Rüstung äußerst effektiv Schutz gegen jeglichen Schaden von außen. Hawkeye war nur ein Mensch, der keine Ganzkörperrüstung trug. Egal wie gut seine Rüstung von Tony aufgebessert wurde, und sie wusste, dass Tony immer als erstes Clints Schutz aufwertete, sobald es ihm irgendwie möglich war auch nur die kleinste Kleinigkeit zu verbessern, bevor er sich der Ausrüstung der anderen Avengers zuwandte, aber Clint war noch immer das Mitglied ihres Teams, das am leichtesten nachhaltig zu verwunden war.

„Tascha.“, sprach Clint sie an und sie spürt seine Hand durch ihre Haare fahren, bevor er sich leicht nach unten beugte und einen Kuss auf ihrem Kopf platzierte. Sie spürte seine Brust an ihrem Rücken. Sie wusste, er wollte sie nur beruhigen. Sie hatten sich schon öfters gestritten aufgrund dieses Themas nachdem er ein paar wirklich bescheuerte Aktionen während ihrer Missionen hingelegt hatte, aber es brachte nichts. Er sagte letzten Endes immer nur er würde tun, was er tun müsste.

Ohne ihn anzusehen hob sie eine Hand an und verflocht ihre Finger mit denen, die durch ihr Haar gestrichen waren. Kurz blieben sie so stehen, sein Blick nach unten und auf sie gerichtet, sie spürte dass er sie ansah, während sie nur unfokussiert in die Luft vor sich starrte. Für diesen kurzen Moment genoss sie einfach nur seine Nähe und diese Verbundenheit, diese Ruhe und Vertrautheit. Für diesen kurzen Moment gab es nur sie beide. Alles war in Ordnung.

Schließlich setzte er sich in Bewegung und ihre Hände lösten sich voneinander. Er verschwand in einer der Duschkabinen und sie zog sich zu Ende aus, bevor auch sie sich in die Kabine neben ihm stellte und Wasser über ihren Körper fließen ließ. Gründlich wusch sie sich den Schweiß ab, schamponierte ihre Haare und verließ die Kabine wieder als sie fertig war. Clint war zu dem Zeitpunkt bereits verschwunden. Sie hatte schon vor einiger Zeit gehört, dass er fertig gewesen war. Es überraschte sie nicht wirklich, dass er bereits weg war.

Seufzend griff sie nach den bereitliegenden Handtüchern und trocknete sich gründlich ab, bevor sie sich die mitgebrachte Kleidung anzog, einmal kurz durch ihre Haare kämmte und den Trainingsbereich verließ um mit dem Fahrstuhl zur Gemeinschaftsetage zu fahren. Als die Türen aufglitten, konnte sie sofort Peppers helles Lachen hören und es zauberte Natascha selbst auch sofort ein Lächeln auf die Lippen. Sie trat aus dem kurzen Gang heraus und um die Ecke, sodass sie ihre Freundin erblickte, die auf einem der Barhocker an der Theke saß und einen orangefarbenen Milkshake vor sich zu stehen hatte. Ein pinker Strohhalm steckte darin und der Rand des hohen Glases war mit bunten Streuseln verziert, die an einer Stelle von einer Orangenscheibe und einer Physalis unterbrochen wurden. Sie trug einen weißen Hosenanzug und eine hellgrüne Bluse dazu. Die Haare waren formvollendet hochgesteckt und ein paar Strähnen fielen ihr dekorativ ins Gesicht, während sie offenbar über etwas lachte, das Clint gesagt hatte, der gerade dabei war irgendetwas kleinzuschneiden, das Natascha von ihrem Standpunkt aus verborgen blieb. Ihre Aktentasche stand auf dem Boden an die Theke gelehnt. Daneben waren ihre passend hellgrünen Pumps abgestellt.

Peppers Kopf wandte sich ihr zu und Natascha konnte unschwer die Freude in den Augen der Frau erkennen, als sie vom Hocker aufstand und die kurze Distanz zu ihr überwand. Sie fielen sich beide in die Arme und Natascha drückte die größere Frau an sich und spürte ebenso wie Pepper ihrerseits sie an sich zog.

„Es ist so schön dich zu sehen, Nat.“, ergriff Pepper das Wort als sie sich voneinander gelöst hatten.

„Ich freue mich, dass du wieder da bist. Wie war Shanghai?“, erwiderte Natascha und sie drehten sich beide in Richtung der Theke um auf den Barhockern Platz zu nehmen.

„Ach, du weißt schon. Jede Menge Anzugträger, die denken mich über den Tisch ziehen zu können.“, erklärte die Geschäftsfrau und grinste der anderen Frau zu. Kaum, dass die beiden saßen, stellte Clint Natascha einen grünen Shake hin, mit einem gelben Strohhalm, gelben Streuseln und einer Kiwischeibe sowie einem Ananasstück verziert. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und er hob nur einmal die Augenbrauen an, bevor er sich wortlos wieder umdrehte und wie Natascha nun sah, offenbar dabei war eine Schüssel rohe Eier zu würzen.

„Ja. Ich wette, du hast sie über den Tisch gezogen und inzwischen ärgern sich alle Betroffenen darüber ihre Unterschrift unter den Vertrag gesetzt zu haben.“, antwortete Black Widow.

„Ich denke, sie brauchen noch ein bis zwei Tage, bis sie erkennen, was genau sie da unterschrieben haben.“, lachte Pepper und zog an ihrem pinken Strohhalm. Sie machte ein hochzufriedenes Geräusch. „Clint, ich weiß gar nicht, wie ich es ohne dich ausgehalten habe.“, wandte sie sich dann an Hawkeye und leckte sich über die Lippen.

„Ehrlich, Pep?“, fragte Clint und drehte sich kurz zu den beiden Frauen um. „Mir ist das auch unerklärlich.“, stimmte er ihr grinsend zu, bevor er eine Pfanne aus dem Schrank holte und sie auf den Herd stellte, den er anschaltete, Butter reinschmiss dann wieder nach dem nächsten Gewürz griff.

„Guten Morgen.“, lenkte nun Bruce die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Natascha hatte ihn schon erkannt als sie die ersten Schritte aus dem Aufzug heraus gehört hatte. Sie hatte ihn nicht sehen müssen, um zu wissen, dass er es war. Sie spürte ihren Herzschlag sich kurz beschleunigen, bevor sie sich wieder zur Ruhe zwang und mit einem offenen Lächeln auf den Lippen auf ihrem Barhocker in seine Richtung herumdrehte.

Pepper stand erneut direkt auf und überwand auch bei ihm die kurze Distanz. Natascha sah, wie beide sich kurz umarmten und begrüßten. Dann fiel sein Blick auf Natascha und sie erwiderte seinen Morgengruß. Es entging ihr nicht, dass eine leichte Rötung auf seinen Wangen auftauchte. Sie wusste, dass er sie attraktiv fand. Aber sie konnte sehr gut seine Reaktion auf sie von den vielen anderen unterschieden, die nichts anderes sahen als ein hübsches Gesicht und einen wohlgeformten Körper. Bruce mochte sie nicht nur, weil sie nach heutigem Standard in gewissem Maße dem Schönheitsideal entsprach. Er war an mehr interessiert als nur an ihrem Körper. Doch er handelte nicht danach. Er ging ihr aus dem Weg, egal wie offen sie ihm selbst Signale sendete. Ebenso wie jetzt, setzte er sich auf die andere Seite von Pepper, anstatt neben sie, obwohl der Hocker neben ihr näher dran war. Offenbar reichten seine Gefühle für sie nicht um zu vergessen, wer oder was sie war. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Unter all der Schönheit, die die Leute um sie herum blendete war sie doch deutlich das einzige Monster bei den Avengers.

Als sie wieder hochsah hatte sie sofort Augenkontakt mit Clint. Er sah sie an, wusste was gerade in ihr vorging. Seine blauen Augen blieben auf sie geheftet und sie hatten nur wieder die gleiche stumme Debatte über diese Angelegenheit, die nie jemand mitbekam, auch wenn sie daneben saßen.

Natascha wandte sich schließlich ab, unterbrach den Augenkontakt, setzte eines ihrer geübten Lächeln auf und wandte sich wieder Pepper zu, die sich mit Bruce unterhielt und die andere Frau sofort in das Gespräch mit einband als Natascha ihr Interesse daran zeigte. Es dauerte nicht lange bis das unechte Lächeln auf ihrem Gesicht von einem echten ersetzt wurde. In dieser Gesellschaft dauerte es nie lange.

Sie unterhielten sich eine Weile, bis Clint das fertige Rührei aus der Pfanne auf Teller verteilte und den Anwesenden hinstellte. Einen Salat und selbstgemachten Dressing als Beilage in keinen Schalen stellte er noch für jeden dazu.

„Okay, wundert es noch jemanden, dass weder Tony noch Steve hier sind?“, fragte Clint schließlich, als er zwei weitere fertige Portionen auf den Tresen stellte, aber keiner auf dem Platz dazu saß.

Natascha und Clint tauschten einen alarmierten Blick aus.

„Jarvis?“, fragte Bruce unterdessen mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Sir und Captain Rogers sind seit einiger Zeit in einer Diskussion vertieft.“, erklärte die KI kurz ohne weitere Informationen.

„Weshalb?“, fragte Clint, schob sich eine Gabel voll Rührei in den Mund und tauschte einen Blick mit Natascha. Genau wie er war auch sie der Meinung, dass wenn etwas Dramatisches passiert wäre, hätte Jarvis bereits früher etwas gesagt. Doch es dauerte bis eine Antwort kam.

„Ich fürchte ich bin nicht befugt Ihnen darauf zu antworten, Agent Barton.“

„Dann antworte mir auf diese Frage.“, schaltete sich nun Pepper ein. Sie wussten alle, dass Pepper ebenso wie Steve Rechte eingeräumt bekommen hatten, die die anderen nicht besaßen.

„Sir hat heute früh Mr. Odinson alleine aus dem Krankenzimmer in seine neue Behausung gebracht, Miss Potts.“, erklärte die KI sofort. „Captain Rogers ist deutlich erzürnt über diesen Bruch der Abmachung zwischen ihnen.“

Bruce stützte seine Ellbogen auf dem Tresen vor sich ab und legte das Gesicht in seine Hände, machte ein genervtes Geräusch dabei. Natascha sah Clint an, dass er so ungefähr das Gleiche tun wollte.

„Was bedeutet das?“, fragte Pepper an die Frau neben sich gewandt, ein besorgter Gesichtsausdruck manifestierte sich. Sie wusste, dass Steve sich nicht so leicht wütend machen ließ. Was sie noch alle wussten, war dass Jarvis das Wort erzürnt benutze, wenn jeder andere das Wort wütend an der Stelle gebrauchen würde.

„Aber beide sind unverletzt?“, hackte Natascha noch einmal nach und wartete die Bestätigung der KI ab, bevor sie sich ihrer Freundin zuwandte. Danach sah Pepper auch wieder deutlich beruhigter aus und lehnte sich an den Tresen, sah Natascha aber immer noch fragend an, sodass die ihr kurz erklärte, dass sie aufgrund der Unberechenbarkeit ihres vorläufigen Gastes beschlossen hatten, dass Steve immer dabei sein musste, wenn einer von ihnen sich in seine Nähe begeben wollte.

„Und Tony hält sich wieder nicht daran.“, beschwerte Pepper sich frustriert und stocherte in ihrem Rührei herum. „Das war ja mal wieder klar.“ Wütend spießte sie schließlich ein Stück Gurke in ihrem Salat auf und schob es sich in den Mund.

„Es tut mit leid, Miss Potts.“, meldete sich Jarvis erneut zu Wort. Aber Pepper winkte nur ab.

„Das ist doch nicht deine Schuld, Jarvis.“, beruhigte sie ihn und ließ ihre jetzt miese Laune als nächstes an einem Stück Avocado aus, welches sie daraufhin auch verspeiste.

Natascha sah Clints und Bruces Blick, wie sie die Gabel in Peppers Hand beäugten, als wäre sie eine gefährliche Waffe. Innerlich seufzte Natascha nur. „Wir dachten du würdest erst morgen zurückkommen.“, sprach sie ihre Freundin an.

„Ja, das war auch so geplant, aber ich dachte, ich überrasche Tony, nachdem die Verhandlungen doch so schnell und so gut verlaufen sind.“, erklärte die Geschäftsfrau und drehte das Gesicht wieder zur Seite, um ihre Gesprächspartnerin ansehen zu können. Tröstend legte Natascha ihr eine Hand auf die Schulter und bekam ein dankbares Lächeln dafür, bevor Pepper sich wieder ihrem Essen zuwandte. „Wie läuft es eigentlich so mit Loki?“, fragte sie.

„Die ersten zwei Wochen war er bewusstlos. So lange ist er also noch nicht wach.“, ergriff Clint das Wort. „Bisher ist alles okay. Bleibt abzuwarten wie es aussieht, wenn er sich wieder erholt hat.“ Es folgte eine kurze Beschreibung der gegebenen Situation und Pepper nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie verfielen in Smalltalk und als sie fast fertig mit dem Frühstück waren, öffnete sich erneut die Fahrstuhltür. Natascha erkannte sofort, dass es sich um zwei Personen handelte und sie hatte sich nicht getäuscht, denn nur wenige Sekunden danach kamen ihre beiden fehlenden Bewohner um die Ecke. Mit einem Blick auf die Neuankömmlinge erkannte Natasha sofort wie genervt Tony und wie wütend Steve war.

„Pepper!“, rief der Milliardär erfreut aus, als seine Augen auf die schlanke Gestalt seiner Freundin fielen. Der genervte Gesichtsausdruck machte sofort einem breiten, erfreuten Lächeln Platz, welches Natascha direkt an ein Kind am Weihnachtsmorgen erinnerte, das soeben das Geschenkpapier seines Päckchens abgerissen und seinen größten Wunsch darunter entdeckt hatte. Sofort überwand der Milliardär die Distanz, schlang einen Arm um Peppers Taille und versuchte ihr einen Kuss aufzudrücken. Skeptisch hob sie eine ihrer Augenbrauen und legte ihren rechten Zeigefinger an seine Lippen, hielt ihn damit auf Abstand. Ihr Gesichtsausdruck völlig neutral.

„Okay… was habe ich falsch gemacht?“, fragte Tony gegen ihren Zeigefinger und sah sie mit großen Augen an ohne auch nur einen Millimeter von ihr wegzurücken.

„Wirklich, Tony?“, hackte die Geschäftsfrau nach mit deutlicher Skepsis, sowohl in ihrer Stimme als auch in ihren Augen.

„Jarvis, du Verräter!“, beschwerte er sich dann völlig entrüstet, lehnte sich etwas von seiner Freundin weg und blickte nach oben, ohne seinen Arm von ihr zu lösen.

„Ich handle nur meiner Programmierung entsprechend, Sir.“, entgegnete die KI.

„Du meinst, deiner eigenen Auslegung der Programmierung, so wie es aussieht.“, kritisierte der Milliardär.

„Wenn das nicht in Ihrem Sinne wäre, hätten Sie dies bereits korrigiert, Sir.“, konterte Jarvis und Natascha kam nicht umhin Selbstzufriedenheit aus der Tonlage herauszuhören.

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie konnte Pepper sehen, die ebenso etwas auftaute in dieser Situation. Mit einer liebevollen Geste, die Natascha alles über die tiefliegenden Gefühle der Frau gegenüber dem vor ihr stehenden Mann verriet, strich Pepper mit einer Hand durch die braunen, verwuschelten Haare ihres Freundes.

„Bitte?“, bettelte Tony schließlich. Natascha konnte die Ungeduld sehen und wie der Milliardär sich in die Berührung seiner Freundin hineinlehnte. Es war offensichtlich, wie keiner der beiden ohne den jeweils anderen konnte.

Unwillkürlich sah sie von der Szene nach oben und hinter Pepper zu Bruce. Ihr Atem stockte, als sie bemerkte, dass der sie ebenfalls ansah und ihre Augen sich trafen. Sie hielten den Blickkontakt nur für wenige Sekunden, dann wandte Bruce den Blick ab und klopfte Steve freundschaftlich auf den Rücken, der sich wortlos neben den Wissenschaftler gesetzt und einen Teller mit Frühstück zu sich herangezogen hatte. Ihr Teamleader war deutlich wütend und offenbar nicht fähig etwas zu sagen ohne sofort den nächsten Streit vom Zaun zu brechen.

„Wir werden darüber reden.“, kündigte Pepper dann ernst an, bevor sie sich erweichen ließ und ihre Hand wieder nach unten sank, sodass Tony den kurzen Abstand zwischen ihnen nun ungehindert überwinden konnte. Was er auch sofort tat und einen Kuss auf Peppers Lippen platzierte.

„Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe.“, säuselte er.

„Oh, ich bin mir nicht sicher, ob ich dich vermisst habe.“, stichelte seine Freundin und strich über die Bartstoppeln an seinen Wangen.

„Sei froh, dass James gerade erst hier war. Wenigstens stinkt er jetzt nicht mehr.“, kommentierte Clint und piekte den letzten Rest seines Frühstücks auf seine Gabel, bevor er sie in seinem Mund verschwinden ließ und sich danach umdrehte, um sein Geschirr wegzuräumen.

Erneute Skepsis zeichnete sich in den feinen Zügen Peppers ab uns sie legte ihren Kopf leicht zur Seite während sie ihren Freund weiter betrachtete.

„Ich denke, ich werde ihm später dafür danken müssen.“, antwortete sie und zog den letzten noch vollen Teller mit Rühreiern zu sich und direkt vor Tony. Natascha zog in der Zwischenzeit den Barhocker hinter sich heran, sodass der Milliardär sich zwischen die beiden Frauen quetschen konnte. Glücklich begann er zu essen und Pepper tat es ihm gleich. Sie war mit ihrer Portion auch noch nicht fertig.

Mit einem Lächeln auf den Lippen kehrte auch Natascha wieder zu ihrem Essen zurück. Das Thema war noch nicht vorbei, aber sie sollten jetzt erst einmal zu Ende essen, bevor sie Tony zur Rede stellen und dann vermutlich eine überaus frustrierende Debatte führen würden, in der Steve sich über Tonys Ignoranz gegenüber seiner Sicherheit aufregen und Tony die Situation kleinreden und als völlig ungefährlich darstellen würde. Mit einem Blick zu Clint stellte sie fest, dass er das Gleiche erwartete und ihr stumm ankündigte, dass er noch nicht wusste, ob ihm dabei nicht irgendwann der Kragen platzen würde. Sie beruhigte ihn mit einem Lächeln und gab ihm zu verstehen, dass sie auf seiner Seite war, aber darauf achten würde, dass er nicht anfing mit spitzen Gegenständen um sich zu schmeißen.

Deutlich amüsiert gab er ihr mit einem Blick zu verstehen, dass er ihr dankbar dafür war, aber fand, dass eine derartige Reaktion überaus nachvollziehbar wäre, wenn man bedachte, worum es dabei gehen würde.

Sie zog ihre Augenbrauen als Antwort darauf zusammen, was ihm sagte, dass sie die Ernsthaftigkeit verstand und dass es nötig war, auch für den unbesiegbaren Iron Man -was sie deutlich sarkastisch aussprechen würde, hätte sich tatsächlich Worte dafür benutzt, aber sie wusste, dass der Sarkasmus an dieser Stelle Clint nicht verborgen blieb-, sich an gewisse Regeln im Umgang mit Loki zu halten.

Ihre stumme Unterhaltung wurde dadurch unterbrochen, dass Hawkeye irritiert zur Seite sah, was auch ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Anwesenden lenkte.

„Was zur Hölle…“, kommentierte Tony nur und sah die beiden Agenten unverständlich an. „Und da soll man keine Paranoia entwickeln…“, murmelte er weiter und widmete sich wieder dem Essen vor sich, während Peppers irritierter Blick noch etwas länger an den beiden haften blieb, bevor sie es ihrem Freund gleichtat.

Grinsend warf Natascha Clint noch einen letzten Blick zu. Offenbar mussten sie ihre stummen Gespräche wieder etwas dezenter gestalten. Sie hatten irgendwann aufgehört es vor den anderen zu verstecken und es schien die Leute um sie herum verrückt zu machen. Sie schlug vor die anderen in kleinen Dosen daran zu gewöhnen und bekam ein bestätigendes Lächeln seitens des anderen SHIELD Agenten. Dann widmete auch sie sich dem Rest ihres Frühstücks.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CaroZ
2019-07-30T16:17:34+00:00 30.07.2019 18:17
Ich mag es, wie du die tiefe Verbundenheit zwischen Clint und Natasha darstellst. Klar kennen die sich in- und auswendig, das wird hier deutlich, ohne zu dramatisch oder gar kitschig zu wirken. Mir gefällt es.
Kleine Anmerkung: Es heißt "nachhaken", nicht "nachhacken".
LG


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