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Loveless

von

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First date

Eren drehte sich um und ging zurück ins Levis Wohnzimmer. Er wollte ihm bei seiner nächsten Frage in die Augen schauen. „Meinst du das wirklich ernst, Levi? Oder ist das wieder nur eine Taktik, um mich hinzuhalten?“

„Es ist mein voller Ernst, Eren. Wenn du möchtest, können wir gleich heute Abend unser erste Date haben. Allerdings erst, nachdem du duschen warst und dir die Zähne geputzt hast. Frische Klamotten wären auch nicht schlecht. Was meinst du?“

Klar, dass es nicht ohne bissigen Kommentar geht.

„In Ordnung. Und was stellst du dir vor? Kleine Kinder im Park ärgern? Eine romantische Nacht im Folterkeller?“

„Sei nicht albern, Eren. Ich habe es wirklich so gemeint mit dem Romatik-Zeug. Ich dachte, wir gehen schön Essen, danach noch etwas spazieren, wenn du magst. Es sei denn, du bevorzugst die Nacht im Folterkeller. Das ließe sich bestimmt auch arrangieren.“

Beide Männer mussten grinsen und die gespannte Stimmung, die eben noch in der Luft hing, schien wie weggeblasen.

„So sehr mir das gefallen würde, lass uns erst einmal Essen gehen.“, sagte Eren schelmisch, „Könntest du mich bei mir zu Hause absetzen? Ich mach mich da dann frisch. Außerdem wird Armin eine Menge Fragen wegen letzter Nacht haben. Könnte also etwas dauern, bis ich fertig bin.“

„Das sollte kein Problem sein. Ich bring dich eben vorbei und hole dich heute auf 17.30 Uhr wieder ab. Passt dir das?“

„Klingt gut.“

„Dann lass uns los.“
 

Nach 20 Minuten parkte Levi das Auto vor Erens Wohnung. „Ich freue mich schon auf nachher.“, sagte Eren und zeigte dabei ein strahlendes Lächeln. Ehe er begriff, was passiert war, zog Levi ihn zu sich heran und gab ihm einen unschuldigen, aber dennoch intensiven Kuss auf die Wange. Dann löste dieser seine Lippen und flüsterte in Erens Ohr: „Ich mich auch.“ Bei dem Gedanken an die süßen Verheißungen dieser Worte, wurden Erens Wangen rot. Bevor Levi dieses merken konnte, verließ er daher schnell das Auto, drehte sich noch kurz um, um Levi zum Abschied zu winken, und eilte dann ins Haus hinein.

Kaum schloss er die Wohnungstür hinter sich, kam auch schon Armin auf ihn zugerannt. „Eren!“, schrie dieser aufgebracht; „Da bist du ja! Stimmt es, dass Levi Jean verprügelt hat und du danach mit ihm abgezogen bist? Auf der Party haben ein paar Leute darüber gesprochen. Und Hanji meinte, dass Levi letzte Nacht bei ihr angerufen hat und wissen wollte, wo du bist. Der muss wohl einen ziemlichen Aufstand bei ihr gemacht haben.“

„Ganz ruhig, Armin!!, beruhigte Eren ihn, „Und ja, es stimmt alles. Ich hab mich ziemlich abgeschossen gestern Abend und da könnte es passiert sein, dass ich Levi ein paar unschöne Dinge auf die Mailbox gesprochen habe.“, sprach er gespielt unschuldig, „Unter anderem hab ich ihm auch gesagt, dass Jean auf der Party ist und ich die Nacht mit ihm verbringen würde. Danach muss er dann bei Hanji angerufen haben, um zu fragen, wo ich bin. Weißt du noch, wie Hanji so komisch auf das Navi geguckt hat? Na, rate mal, wieso! Weil Levi nur drei Häuser von Ymir und Historia entfernt wohnt. Jedenfalls konnte er deswegen noch rechtzeitig kommen, bevor Jean irgendeinen Unsinn mit mir anstellt, und hat ihm dann noch gleich eine Lektion erteilt.“

„Eine Lektion erteilt? Findest du etwa gut, was er gemacht hat?“

„Bei Mikasa hat es dich doch auch nicht gestört.“

„Ja, aber wenn es stimmt, was die anderen gesagt haben, hat Jean ein paar schlimme Verletzungen davon getragen und musste über Nacht ins Krankenhaus. Irgendwer sagte, er hat sogar einen Zahn verloren. Hast du keine Angst, dass Jean Levi deswegen verklagt?“

Eren war geschockt, dies zu hören, doch wollte er es sich nicht anmerken lassen.

„Geschieht ihm nur recht.“, sagte er daher gleichgültig, „Er wollte mich mit zu sich nehmen, in dem Zustand, in dem ich war. Und was er dann probiert hätte, kannst du dir ja ausmalen. Der soll es mal wagen, deswegen zur Polizei zu rennen.“

„Was ist denn jetzt mit dir und Levi? Hat die ganze Aktion euch wenigstens etwas gebracht?“, wechselte Armin das Thema.

„Wir machen Fortschritte.“, gab Eren vage mit dem Anflug eines Lächelns von sich.

„Und was genau heißt das? Seid ihr jetzt zusammen?“

„Nein, nicht wirklich. Aber wir treffen uns in Zukunft für zwei Dates die Woche. Außerdem haben wir Exklusivität zwischen uns vereinbart.“

Armin schienen die Augen aus dem Kopf zu fallen.

„Wie bitte? Wie seid ihr denn dazu gekommen? Erst redet ihr nicht mal mehr miteinander und jetzt das?“

„Man könnte sagen, ich hab mir etwas von deinem Verhandlungsgeschick abgeschaut. Ich habe ihm etwas Druck gemacht und gesagt, dass ich mich auf keine halben Sachen mehr einlasse, und dann hat er mir dieses Angebot gemacht.“, sagte Eren selbstsicher, „Deswegen holt er mich heute Abend auch zum Essen gehen ab. Darum brauch ich jetzt auch deine Hilfe, Armin.“, änderte Eren nun die Richtung des Gesprächs, „Du musst mich nämlich beraten, was ich heute Abend anziehen soll. Wie ich Levi kenne, wird der mich nämlich nicht in eine Burger-Bude ausführen.“

„Eren... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll zu all dem hier.“, sprach Armin und wirkte dabei unsicher, „Ich freue mich einerseits wirklich für dich. Ich weiß ja, wie sehr du Levi magst. Aber ich werde das schlechte Gefühl nicht los, dass er dir wieder weh tun wird. Ich hoffe nur, du weißt, auf was du dich einlässt.“

Eren wusste, dass Armin mit seiner Angst nicht falsch lag. Er selbst spürte sie auch. Und auch, wenn Levi jetzt beteuerte, dass er ernste Absichten hatte, so könnte er es sich morgen schon wieder anders überlegen. Ihm war sowieso nicht ganz klar, was Levis plötzliche Distanziertheit ausgelöst hatte. Und warum er sich dann doch wieder eines Besseren besonnen hatte. Er müsste Antworten auf diese Fragen finden, um seine eigene Unsicherheit loszuwerden.

„Hilfst du mir später trotzdem?“, wollte er von seinem Freund wissen, doch kannte er die Antwort schon.

„Natürlich, Eren. Und ganz egal, was ist, denk daran, dass ich, Mikasa und die anderen immer für dich da sind. Wenn er dich nicht gut behandelt, musst du es uns unbedingt wissen lassen.“, antwortete Armin und nahm Eren in eine feste Umarmung, die dieser anstandslos erwiderte. „Und lass dir bitte nicht wieder das Herz brechen“, fügte er noch flüsternd hinzu.
 

Nach der Unterhaltung mit Armin, erledigte Eren die anderen Programmpunkte zur Vorbereitung des Abends. Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, nahm er eine lange, gründliche Dusche. Während wohlriechender Schaum seine Sinne benebelte, ließ er die vergangenen Ereignisse noch einmal in seinem Kopf Revue passieren.

Noch immer konnte er sich keinen Reim auf Levis Verhalten machen. In einem Moment war er liebevoll und fürsorglich, dann leidenschaftlich, und dann wieder eiskalt. Ja, er kannte die Geschichte mit dessen Freunden und wusste, dass sie ein Grund dafür waren, dass Levi niemanden gerne zu nah an sich heran ließ. Aber da musste noch mehr sein. Er wusste, dass er die Gründe nur von Levi selbst erfahren würde. Und dass er ihn heute Abend darauf ansprechen musste.
 

Wie versprochen, half Armin Eren dabei, ein passendes Outfit für den Abend zu wählen. Da Eren nicht wusste, was genau ihn erwarten würde, war die Kleidung seiner und Armins Wahl eine Mischung aus elegant und casual. Er trug eine enganliegende, blaue Jeans, die, wie Armin sagte, seinen Hintern optimal in Szene setze, einen dünnen, grauen Pullover mit V-Ausschnitt und darüber ein dunkelblaues Jackett. Er warf noch einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel, bei dem er sich schnell noch ein paar Strähnen zurecht zupfte, als es auch schon an der Tür klingelte.

Vor ihm stand Levi, der, zu Erens Erleichterung, ähnlich gekleidet war, wie er selbst: schwarze Jeans, weißes Hemd und schwarzes Jackett. Ganz ähnlich dem Outfit, das er bei ihrer ersten Begegnung im Club trug.

„Hallo Levi.“, begrüßte Eren ihn freudig und konnte es nicht vermeiden, diesen von oben bis unten zu mustern, so gut sah er aus.

„Bist du so weit?“, wollte Levi wissen und klang dabei etwas schroffer, als er es beabsichtigt hatte.

„Ja, ich hab alles. Lass uns los.“
 

Der Wagen kam vor einem kleinen Steakhouse zum Stehen. Eren kannte das Restaurant nicht, aber das Ambiente, dass ihm entgegen schien, wirkte einladend und gemütlich. Als sie aus dem Wagen stiegen, fragte Eren: „Warst du hier schon öfter, Levi?“

„Ja, ich bin hier ab und an mit Erwin und mit Kunden der Firma. Die Steaks sind gut und die Küche sauber. Außerdem ist der Service hervorragend. Nicht zu aufdringlich, aber immer höflich. Du magst doch Steak, oder? Wenn nicht, könnten wir auch zum Italiener oder Griechen. Oder willst du wo ganz anders hin? Ich habe da noch ein paar Möglichkeiten zur Auswahl...-“

„Steak ist perfekt!“, warf Eren grinsend ein und musste sich über Levis nervöses Verhalten wundern.

„Levi, stimmt irgendetwas nicht mit dir? Du redest so komisch, irgendwie anders als sonst.“

Eren sah etwas, dass er beim anderen sonst nur beim Sex beobachten konnte: Levis Wangen wurden rot.

„Das ist mein erstes Date. Also mein erstes richtiges Date überhaupt, wo es nicht nur um eine Verabredung zum Sex geht. Natürlich macht mich das nervös. Und jetzt hör auf, mich so anzugucken, das macht es nämlich nicht besser.“

Eren riss die Augen weit auf. Dass der andere kein Beziehungstyp war, wusste er schon, aber dass dieser bis jetzt nicht einmal in seinem Leben ein Date hatte, überraschte ihn doch.

„Nun lass uns endlich rein gehen, oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, riss Levi ihn aus seinen Gedanken.

Beide Männer betraten nacheinander das kleine Restaurant, das trotz der frühen Uhrzeit gut besucht war.

„Guten Abend, Ackerman mein Name, ich hatte einen Tisch für zwei Personen reserviert.“, sprach Levi einen der Kellner an.

„Herr Ackerman, natürlich. Ich bringe Sie und Ihre Begleitung sofort zum Tisch.“, entgegnete dieser ihm freundlich.

Levi und Eren ließen sich von ihm zu ihrem Tisch geleiten. Dieser war so positioniert, dass die beiden sich ungestört unterhalten konnten. Die anderen Tische waren weit genug entfernt und Trennwände und Blumen sorgten auch für eine optische Trennung vom Rest des Lokals. Sie nahmen ihre Jacken ab, setzen sich und sofort wurden den ihnen die Karten gereicht.

„Kann ich Ihnen schon Getränke bringen?“, fragte der Kellner zuvorkommend.

„Einen halbtrockenen Rotwein für mich und meine Begleitung.“, übernahm Levi die Entscheidung für ihn und Eren. Dann wandte er sich an diesen: „Du trinkst doch Rotwein, oder? Möchtest du vielleicht noch etwas anderes dazu?“

„Nein, Levi, ist schon gut so.“ Eren fragte sich, ob es ihn stören sollte, dass Levi ihm die Entscheidung abnahm, doch fand er die Dominanz, die er damit ausstrahlte, viel zu anziehend, als dass es ihn wirklich ärgern würde.

Der Kellner nickte und verschwand dann aus dem Sichtfeld der beiden.

„Levi, es ist wirklich schön hier. Vielen Dank für die Einladung.“, sprach Eren glücklich.

„Eren, du musstest wegen mir die letzte Zeit einiges durchmachen. Das hier ist das Mindeste.“

Eren holte tief Luft. Er wusste nicht, ob der Zeitpunkt dafür jetzt richtig war, aber er konnte die Fragen, die er hatte, nicht länger zurück halten.

„Warum ist es überhaupt dazu gekommen? Ich meine, gerade waren wir uns näher gekommen, da wolltest du mich plötzlich nicht mehr sehen. Was habe ich falsch gemacht?“

Eren konnte beobachten, wie Levis Augen sich weiteten.

„Das hast du geglaubt? Dass du etwas falsch gemacht hast?“, fragte Levi mit schmerzerfüllter Stimme.

„Naja, was soll es denn auch sonst gewesen sein?!“, fragte Eren schüchtern.

Eren sah, wie Levi seine Fäuste ballte und die Stirn kraus zog. Dann entspannte dieser sich wieder und begann zu sprechen: „Du hast gar nichts falsch gemacht. Es lag an mir.“, seine Stimme brach und doch sprach er weiter, „Ich habe mich nicht wieder erkannt in deiner Gegenwart. Ich habe mit dir über Sachen reden können, die ich sonst verschweige. Ich habe mich auf Dinge eingelassen, die ich nie tun würde. Eren, so wie du mich an unserem ersten Abend kennen gelernt hast, all die Prinzipien, die ich dir offenbart habe, all das war ich mein Leben lang. Und du hast es geschafft, dass ich das in kürzester Zeit über den Haufen werfe. Und das hat mir eine verfluchte Angst eingejagt.“

„Verstehe.“, unterbrach Eren ihn, „Und du brauchst dich nicht weiter erklären. Ich sehe, wie schwer es dir fällt, und ich möchte den Abend nicht ruinieren. Ich war nur so verwundert über all das und hab es nicht verstanden. Aber ich glaube, jetzt kann ich es nachvollziehen.Versprich mir nur, wenn dir das nächste Mal so etwas auf der Seele lastet, zuerst mit mir zu reden, bevor du dich aus dem Staub machst.“

Kaum hatte Eren ausgesprochen, wurden ihnen schon die Getränke gereicht.

„Haben die Herren sich schon entschieden?“

Muss der gerade jetzt dazwischen funken?

„Wir brauchen noch einen kurzen Moment. Wenn Sie in zwei Minuten noch einmal kommen könnten?“, übernahm Levi die Antwort.

Der Kellner nickte und wandte sich wieder ab.

Beide Männer warfen nun einen prüfenden Blick auf die Karte.

„Weißt du schon, was du nimmst?“, fragte Eren Levi, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.

„Hm, ja, das Rumpsteak mit der Ofenkartoffel und Salat.“

„Das wollte ich auch nehmen.“ Eren grinste, doch erreichte dies seine Augen nicht.

Er wusste, dass es zwar nötig war, das Thema anzusprechen, bereute es aber dennoch, da er die Stimmung zwischen beiden damit gefährlich nah zum Kippen gebracht hatte.

Wieder kam der Kellner an ihren Tisch und Levi gab für beide die Bestellung auf. Dieser war es auch, der nun wieder das Gespräch suchte.

„Also Eren, wie ich durch Hanji erfahren habe, bist du im 5. Semester deines Medizinstudiums. Wenn meine Rechenkünste stimmen, hast du mit 18 dein Abi gemacht und wenn du direkt danach mit dem Studium angefangen hättest, wärst du jetzt im 7. Semester. Heißt also, du hast noch ein Jahr nach dem Abitur mit dem Studieren gewartet. Was hast du in der Zeit gemacht?“

Eren war perplex, dass Levi ihm, nach dem vorherigen Gesprächsthema, nun so eine Frage stellte. Er brauchte einen Moment, um den Themenwechsel zu verdauen, dann sprach er: „Ich habe nach dem Abitur ein FSJ im Krankenhaus gemacht. Ich wollte mir den Alltag dort erst für eine Zeit anschauen, um mir sicher zu sein, dass ich das auch mein Leben lang machen möchte. Ich war unsicher, ob ich den Beruf nur wegen meines Vaters und dem, was mit meiner Mutter passiert ist, oder wegen meiner eigenen Wünschen ergreifen würde.“

„Deine Mutter?“, fragte Levi nun ernsthaft interessiert, „Du hast bisher noch nie von ihr erzählt. Was ist mit ihr geschehen?“

Eren ließ den Blick sinken.

„Sie ist an Krebs gestorben. Fünf Jahre vor meinem Vater. Es wurde bei ihr zu spät erkannt. Und das, obwohl mein Vater auch Arzt war. Ich habe immer gedacht, dass er es doch hätte merken müssen, wenn etwas mit ihr nicht stimmt. Und dann wuchs in mir der Gedanke, dass ich dafür Wiedergutmachung seiner statt leisten müsste. Das habe ich jedenfalls mit 13 geglaubt. Daraus entstand dann aber ernsthaftes Interesse an der Medizin.“

Herrje, tote Mütter sind definitiv auch nicht das beste Thema für das erstes Date. Kann es noch schlimmer werden?

Doch dann spürte Eren Levis zarte Berührung an seiner Hand und wie diese seine eigene fest umschloss. Er schaute auf und blickte in ein Paar Augen, das ihn mitfühlend ansah.

Stimmt, er hat seine Mutter ja auch verloren.

Eine Weile saßen sie nur da, während Eren die tröstende Geste des anderen genoss. Dann beendete Levi die Stille.

„Eren, wenn du solche Sachen auf dem Herzen hast, möchte ich, dass du sie mir in Zukunft anvertraust. Ich will für dich da sein, wenn du mich brauchst.“

Eren konnte an Levis ernstem Blick erkennen, dass er diese Aussage auch genauso meinte.

„Levi... ich... danke. Dafür, dass ich mich dir öffnen kann und du es zulässt, meine ich.“, sagte Eren und verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln.

„Als ich damals gesagt habe, dass ich dich kennen lernen will, war das nicht gelogen.“, erwiderte dieser sanft und strich dabei mit seinen Fingerspitzen über Eren Handrücken, „Und genau solche Geschichten gehören dazu. Ich muss dir danken, dass du mir noch vertraust und mir das alles erzählst, nachdem ich mich die letzte Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe.“

Der traute Moment zwischen den beiden wurde unterbrochen, als ihnen das Essen serviert wurde. Die Steaks und Ofenkartoffeln sahen köstlich aus, ebenso wie der Salat. Ohne weiter auf das vorherige Thema einzugehen, nahmen beide Männer die ersten Bissen zu sich und Eren seufzte glücklich bei dem herrlichen Geschmack der Speisen.

„Hm, das ist so gut!“, kommentierte er das Essen.

„Eren?“, warf Levi ein.

„Ja?“

„Du hast da etwas Sour Cream im Gesicht.“

Peinlich berührt nahm Eren die Serviette zur Hand und tupfte sich durch das Gesicht.

„Ist es weg?“

„Lass mich mal.“

Levi nahm Eren die Serviette aus der Hand, beugte sich vor, wischte neben seinen Lippen entlang und hauchte dann einen Kuss auf die Stelle, die er gerade gereinigt hatte.

„Jetzt ist es weg.“, sprach Levi mit einem Lächeln.

Erens Wangen färbten sich rot, so verwundert und gleichzeitig erfreut war er über den plötzlichen Stimmungswechsel zwischen den beiden.

„Oi, Balg, die Tomatensaison ist vorbei!“, sagte Levi scherzhaft, und auch Eren konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Zufrieden mit der momentanen Situation, nahmen die beiden das Essen wieder auf. Währenddessen sprachen sie nicht mehr viel miteinander, zu gut schmeckte es ihnen, doch immer wieder schenkten sie sich verstohlene Blicke, die das Feuer zwischen ihnen anheizten.

Levi entschuldigte sich kurz, scheinbar um die Toiletten aufzusuchen, doch als er wieder kam, teilte er Eren mit, dass er bereits die Rechnung bezahlt habe und beide nun gehen könnten.

Eren war fast ein wenig enttäuscht darüber. Zum einen über das abrupte Ende des Restaurantbesuches, zum anderen, dass er nicht einmal die Möglichkeit hatte, zu entscheiden, ob er sich an den Kosten dafür beteiligen möchte.

Levi zog erst seine eigene Jacke an, dann wandte er sich zu Eren, um diesem zu helfen. Während er hinter ihm stand und ihm die Jacke hinhielt, flüsterte er in sein Ohr: „Danke für den schönen Abend bisher. Ich freue mich auf das, was uns noch erwartet.“

Wieder wurde Eren rot. Levi hingegen schien sich köstlich darüber zu amüsieren, welche Wirkung seine Worte auf ihn hatten. Er drehte Eren zu sich um, schlang seine Arme um ihn und gab ihm einen langen, intensiven Kuss.

„Ist schon gut. Bei jeder anderen Reaktion hätte ich mir Sorgen gemacht. Und nun lass uns den Spaziergang hinter uns bringen, ich kann nämlich nicht garantieren, wie lange ich mich zurückhalten kann, wenn du mich noch länger so anschaust.“, säuselte dieser mit einem Augenzwinkern und nahm Eren an die Hand.

Beide schlenderten gemächlich durch Hamburgs Straßen, als Eren in der Ferne eine große Ansammlung bunter Lichter erblickte.

„Levi, das ist der Winterdom, lass uns dort hin!“, quietschte er vergnügt auf.

„Willst du auf's Kinderkarussell?“, spöttelte dieser.

„Lass den Quatsch! Und hör auf, immer auf meinem Alter herumzureiten. Ich hab eine Idee, was wir machen können, aber du darfst nicht nein sagen, okay?“

„Na gut.“, sagte Levi seufzend, „So lange wir nicht Achterbahn fahren müssen.“

„Nein, das, an das ich denke, ist viel besser. Und nun komm.“

Eren zog Levi im schnellen Schritt hinter sich her und kam erst zum Stehen, als sie ihr Ziel erreicht hatten.

„Da will ich mit dir rein!“

„Meinst du das ernst? Ist das nicht etwas zu kitschig?“

„Du hast mir Romantik-Kram versprochen.“

„Das hier ist nicht Romantik, das ist Klischee.“

„Och, Levi, bitte!“

Eren blickte den anderen mit seinem besten Hundeblick an.

„Tch. Na gut. Dieses eine Mal und danach nie wieder.“

Eren grinste über das ganze Gesicht, als Levi seiner Bitte endlich nachkam. Er rannte sofort los zum Führerhäuschen und kaufte zwei Tickets für das Riesenrad.

Ohne große Umschweife, betraten die beiden die erste freie Gondel. Eren konnte seinen Blick kaum von den vielen Lichtern, die unter ihnen lagen, lösen, als er von Levi angesprochen wurde.

„Eren, ich muss dich auch noch etwas Wichtiges fragen.“

Eren zuckte zusammen.

„Was ist denn?“

„Als du betrunken warst und mich angerufen hast, da meintest du, dass du in mich verliebt wärst. Hast du das wirklich so gemeint?“

Eren erstarrte am ganzen Körper.

Warum hier? Warum jetzt?

Ihm war bewusst, dass er aus der Situation nicht fliehen könnte, und dass dies wahrscheinlich auch der Grund war, warum Levi ihn gerade hier darauf ansprach. Er blickte beschämt zu seinen Füßen und sprach dann wahrheitsgemäß: „Ja, das habe ich.“

Ihm war schon beim Aussprechen dieser Worte klar, dass Levi ihm nicht dasselbe erwidern würde. Selbst wenn dieser genauso fühlen würde, wäre er nicht in der Lage, dieses auch auszusprechen. Noch nicht. Alles, wofür er hoffen konnte, war, dass Levi ihn jetzt nicht wieder von sich stoßen würde.

Doch das Gegenteil war der Fall. Levi zog ihn an der Hand zu sich her, schlang einem Arm und seine Hüfte und legte die andere um sein Gesicht, um Eren zu zwingen, ihn anzusehen. Dann legte der andere seine Lippen über die von Eren und verwickelte ihn in einen langen, leidenschaftlichen Zungenkuss.



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