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Loveless

von

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Too close/ Levi III

 

War er unnötig grob zu dem Jungen gewesen? Vielleicht. Doch er musste die Sache stoppen, bevor dieser ihm noch näher kommen würde. Die letzten 24 Stunden hatte er die meisten seiner Prinzipien wegen dem Balg gebrochen. Er war ihm viel zu nahe gekommen, hatte Seiten von ihm sehen können, die er niemandem zeigen wollte.

Nicht einmal in seinem Leben hatte er es einem anderen Mann gestattet, ihn nachts in den Armen zu halten. Keiner, außer Erwin und Hanji, kannte die Geschichte von Isabel und Farlan, und das auch nur, weil Erwin dabei war und Hanji über Monate nicht locker ließ, bis er ihr endlich alles darüber erzählt hatte. Und nun wollte genau diese Eren noch als Teil ihres Freundeskreises etablieren. Wie konnte das alles in der kurzen Zeit passieren?

Genervt von sich selbst, machte Levi sich auf den Weg zur Arbeit.

 

„Oi, Erwin! Beweg deinen Arsch in mein Büro!“

„Levi. Liebenswert, wir immer.“, sprach Erwin, schloss die Tür hinter sich und nahm in Levis Büro Platz, „Was kann ich für dich tun?“

„Ich muss mal wieder raus. Kommst du am Wochenende mit ins 'The Wall'?

„Dafür bestellst du mich extra in dein Büro?“

„Nein, es gibt noch etwas. Halt mir heute bitte alle Kollegen vom Hals. Und mit alle meine ich vor allem Vierauge.“

„Ist etwas zwischen euch vorgefallen?“, fragte Erwin besorgt.

„Nein, aber wenn die Frau mir heute noch einmal begegnet, kann ich für nichts mehr garantieren.“, zischte Levi wütend vor sich hin.

„Noch einmal?“

„Ja.“, stöhnte Levi genervt, „Die Frau weiß echt, wie man einem den Morgen verderben kann. Ich bin ihr vorhin begegnet, als... ist egal. Sorg' einfach dafür, dass sie mir heute nicht mehr begegnet. Lass dir etwas einfallen. Sag ihr, ich stecke in einem wichtigen Projekt und darf nicht unterbrochen werden, oder sonst was. Es ist mir eigentlich auch egal, so lange ich sie nicht sehen muss.“

„Willst du darüber reden? Soll ich uns für heute Abend einen Tisch buchen? Wir könnten mal wieder Essen gehen.“

„Danke Erwin, aber ich wäre heute Abend lieber alleine. Lass uns das wann anders machen. Ich melde mich bei dir.“, sagte Levi und wies Erwin mit seinem Blick an, das Büro wieder zu verlassen.

 

Levi blieb länger bei der Arbeit, als üblich. Auch, wenn er den Abend alleine verbringen wollte, so wollte er nicht alleine mit seinen Gedanken sein. So lange er sich in die Arbeit stürzen konnte, hatte er genug Ablenkung, um nicht an den Jungen denken zu müssen. Gegen 18 Uhr ging ihm dann aber doch die Arbeit aus, und so machte er sich auf den Weg nach Hause.

Dort angekommen, warf er einen Blick auf sein Smartphone. Es wurden zwei neue Nachrichten angezeigt, eine von Hanji und eine von Eren.

Zuerst öffnete er die seiner guten Freundin.

„Levi! Ich hab dich heute gar nicht bei der Arbeit gesehen. Bleibt es beim Wochenende? Was isst dein Schatz denn gerne?“

Schnell tippte er eine Antwort.

„Hanji, er ist nicht mein Schatz. Was er gerne isst, weiß ich nicht, aber es ist auch egal, weil keiner von uns am Wochenende zu dir kommen wird. Ich geh mit Erwin weg. Und nein, du bist nicht eingeladen.“

Dann öffnete er Erens Nachricht.

„Sehen wir uns diese Woche noch?“

Die Nachricht war kurz, und trotzdem lag so viel in ihr. Levi hielt sein Telefon noch eine Weile in seiner Hand, überlegte ob er antworten sollte oder nicht. Dann entschied er sich, zu tippen:

„Vermutlich nicht.“

Er legte das Handy beiseite, ging in die Küche und goss sich dort ein großes Glas Whiskey ein, mit dem er sich wieder auf den Weg in sein Wohnzimmer machte. Schnell trank er es aus, und goss sich gleich ein zweites nach.

Den Jungen kennen lernen zu wollen, war die dümmste Idee, die er je hatte. Natürlich ging er ihm jetzt erst recht nicht mehr aus dem Kopf. Warum war er auch... SO? Warum war es so leicht gewesen, ihm all das anzuvertrauen, ihm so nahe zu kommen, körperlich und emotional? Dies alles waren Fragen, auf die Levi lieber keine Antwort finden wollte.

In dieser Nacht wurde Levi wieder von Albträumen heim gesucht, doch war diesmal niemand da, der ihn weckte, sie damit verbannte und ihn danach in den Arm nahm.

Schweißdurchtränkt wachte er am Morgen auf. Ein kurzer Blick zur Uhr verriet ihm, dass es gerade 4 Uhr durch war. Schlaftrunken machte er sich auf den Weg zur Dusche. Das warme Wasser auf seinem Körper wirkte beruhigend und vertrieb einen Teil der üblen Gefühle, die immer noch in ihm lungerten. Und unter dem Wasser wäre ihm beinahe nicht aufgefallen, wie die Tränen über seine Wange liefen. Alles war zu viel. Die neu aufkommenden Albträume, der Junge, die Gefühle, denen er sich immer mehr bewusst wurde. Das alles durfte nicht passieren. Wie lange hatte er sich seine Fassade bewahrt? Seit dem Tod seiner Freunde? Oder fing es schon früher an? Vielleicht als er seine Mutter tot in ihrem Bett gefunden hatte? Und nun kam dieses Balg daher und riss in wenigen Tagen alles ein, was er sich sein Leben lang aufgebaut hatte.

Er stieg aus der Dusche und warf sich neue Kleidung über. Hoffentlich würde Hanji ihn heute bei der Arbeit nicht auf seine Nachricht ansprechen. Aber wem machte er hier eigentlich etwas vor?

 

Pünktlich um 8 Uhr erreichte er die Firma. Hanji wartete bereits am Eingang auf ihn.

„Levi, was zur Hölle stimmt mit dir nicht?“, rief sie ihm entsetzt entgegen.

„Ich weiß nicht, was sein sollte.“, stellte er sich dumm.

„Das weißt du ganz genau! Nachdem ich deine Nachricht gelesen habe, bin ich abends zu Eren gegangen. Und ihm geht es beschissen. Er hat mir auch deine Nachricht an ihn gezeigt. Warum tust du ihm das an? Hat der nicht die letzte Zeit genug durchgemacht? Und ja, Levi, er hat mir alles erzählt, wirklich alles! Von eurer Nacht, eurem Treffen danach, vor allem auch von dem Vorschlag, dem du ihm danach gemacht hast. Sag mal, hast du sie nicht mehr alle? Und dann eure Nacht, oh Gott, war das romantisch! So kenne ich dich ja gar nicht. Und jetzt wirfst du wieder alles weg? Was ist los mit dir?“

„Shitface, es geht dich nichts an!“

„Shitface mich nicht, Levi! So nennst du mich nur, wenn ich einen wunden Punkt getroffen habe. Also kotz' dich endlich aus und sag mir die Wahrheit!“ Levi bemerkte, wie sich seine Augenbrauen bei den Sätzen seiner Freundin zusammen zogen und sich ein dunkler Schatten über sein Gesicht legte.

„Ich sag es noch einmal, 'Hanji': Es geht dich nichts an. Wenn ich darüber reden will, werde ich schon zu dir kommen. Aber jetzt habe ich dir nichts mehr zu sagen.“

Levi ließ seine Freundin stehen und machte sich auf den schnellsten Weg in sein Büro. Wie kam sie überhaupt dazu, zu dem Jungen zu gehen? Warum musste sie sich überall einmischen? Als ob es nicht so schon schwierig genug war.

 

Die restliche Arbeitswoche sprach Hanji kein Wort mehr mit ihm. Wenn sie zusammen in einem Raum waren, wandte sie sich sofort ab.

Na endlich hat sie es begriffen.

Am Samstag wusste Levi nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen, bis Erwin kam. Seine Wohnung hatte er die letzten Tage zweimal täglich gründlich gereinigt, Hanji redete immer noch nicht mit ihm und auch Eren hatte nicht noch einmal versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen.

So war er wieder mit sich und seinen Gedanken alleine.

Eine neue Ablenkung musste her, fasste er einen Plan, und wenn es nur für diese Nacht war. Ein neues Spielzeug, das er am nächsten Morgen wieder entsorgen könnte. Der ihm keine Probleme machte, ihm nicht unter die Haut gehen würde.

Das Klingeln an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Schnell bewegte er sich durch den Raum, zum Flur und schließlich zur Tür. Kaum war diese geöffnet, trat Erwin ein.

„Levi!“, begrüßte er ihn freundlich mit einem Klopfen auf die Schulter.

„Komm rein, Erwin. Ich habe uns noch etwas zu Essen bestellt, bevor wir los ziehen. Müsste jeden Moment ankommen.“

Beide Männer gingen zum Esstisch, und kaum wollte Levi sich setzen, wurde das Essen auch schon geliefert.

„Hier! Ich hoffe, Sushi ist in Ordnung?“

„Weißt du doch.“, sprach Erwin vertraut, „Also, was ist dein Plan für heute Abend?“

„Ich will mir wen mitnehmen.“, sagte Levi emotionslos.

„Huh? Hattest du nicht erst diesen Jungen? Seit wann bist du so gierig?“, fragte Erwin erstaunt.

„Hat seine Gründe.“, antwortete Levi knapp, und hoffte, dass Erwin nicht weiter darauf eingehen würde.

 

Das 'The Wall' war voll, wie immer. Zum Glück schien Eren nicht hier zu sein, aber wenn es ihm so schlecht ging, wie Hanji es sagte, hatte der wohl auch andere Sachen im Kopf, als feiern zu gehen. Wenn der Junge nun auch noch mit ansehen müsste, wie er jemand anderen abschleppt. Bei dem Gedanken zog sich Levis Magen zusammen.

Wie ein Tiger, der sein Revier beobachtete, schlenderte Levi durch die große Halle. Kam ihm das nur so vor, oder waren heute alle attraktiven Männer woanders? Nicht einer wurde seiner Vorstellung gerecht.

„Stimmt etwas nicht?“, sprach Erwin Levi an.

„Nein, alles bestens. Lass uns erst einmal etwas zu Trinken holen.“

Beide Männer begaben sich zur Bar und warteten auf die Bedienung.

„Was war eigentlich noch mit dem Jungen? Hanji hatte erzählt, dass ihr euch noch einmal getroffen habt. Aber irgendetwas ist wohl schief gelaufen.“, sprach Erwin beiläufig.

„Fang du nicht auch noch an. Ich rede nicht über ihn.“, entgegnete Levi genervt.

„Oh, okay, falsches Thema. Vergiss, dass ich gefragt habe. Hast du dir schon wen für heute Nacht ausgesucht?“, wollte Erwin wissen.

„Nein, noch nichts nach meinem Geschmack hier.“

„Was wäre denn nach deinem Geschmack?“, scherzte Erwin.

Große, grün-blaue Augen, braune Haare, athletische Figur.

Bei dem Gedanken, konnte Levi sich fast selbst ohrfeigen. Doch fing er sich wieder und antwortete dann lediglich, mit einem Schulterzucken: „Muss mir halt gefallen.“

Die Zeit verging und die Musik dröhnte in den Ohren der Männer. Und so bemerkte Levi auch nicht die etlichen Anrufe, die auf sein Handy eingingen. Es war erst 1 Uhr nachts, als er sich zu Erwin wandte: „Ich glaube, ich finde hier nichts mehr. Ich geh nach Hause. Soll ich dich bei dir absetzen oder bleibst du noch?“

„Ich bleibe noch ein wenig, Levi. Pass auf dich auf.“

Levi nickte und ging zum Ausgang. Nachdem er sich seine Jacke angezogen hatte, stieg er ins Auto und fuhr los. Er war enttäuscht von dem Abend und verwundert über sich selbst. Sicher waren einige Männer dabei, die er früher nicht von der Bettkante gestoßen hätte. Also was hinderte ihn jetzt? Warum war ihm keiner dieser Männer gut genug?

Zu Hause angekommen, warf er einen Blick auf sein Smartphone. Fünf verpasste Anrufe von Eren und ebenso viele Benachrichtigungen von seiner Mailbox. Der letzte Anruf lag gerade zwei Minuten zurück. Im Auto muss er es wohl nicht gehört haben. War dem Jungen etwas passiert? Schnell wählte er die Nummer der Mailbox und hörte eine nach der anderen Nachricht ab.

 



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