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The moon

Zu arbeiten bis der Mond und die Sterne am Himmel erstrahlten war nichts Neues oder Ungewöhnliches für Hakuryuu. Mit der Zeit wurde es besser. Nachdem die Welt vom Schicksal befreit worden war, hatte Hakuryuu seinen Posten als Kaiser wieder aufgenommen und der Wiederaufbau des Kaiserreichs Kou ging noch immer von statten. Da sie nun mehr Freiheiten hatten, waren viele Dinge nun wesentlich einfach, dennoch war es nicht ungewöhnlich bis Mitternacht oder länger zu arbeiten.
 

Auf seinem Weg zurück in sein Schlafzimmer, nahm er sich immer einen kurzen Moment Zeit, in den Himmel zu schauen. Es erinnerte ihn an eine Zeit, als er ebenfalls auf dem Rückweg in sein Zimmer war und eine kurze Pause eingelegt hatte, um den Himmel zu betrachten. Damals hatte er gesehen, wie seine Frau von ihrem Zimmer aus zu den Sternen aufgesehen hatte und hatte beschlossen ihr einen Besuch abzustatten. Er hatte Tee und Süßwaren mitgebracht. Es war das erste Mal für ihn gewesen, dass er ihr Schlafzimmer betreten hatte und hatte sich dementsprechend seltsam gefühlt. Sie schien keine Probleme damit zu haben und hatte ihn sogar angeboten sich neben sie auf das Bett zu setzen, damit sie gemeinsam die Sterne betrachten konnten. Nach kurzem Schweigen begann sie über die verschiedenen Sternenkonstellationen, Astronomie im Allgemeinen und das Universum im Besonderen zu reden. Hakuryuu hatte schweigend zugehört und war überrascht und begeistert darüber gewesen, wie viel sie wusste. Er wusste zwar schon seit ihrem ersten Treffen, dass sie eine sehr gebildete Person war, aber dennoch konnte er sich nicht davon abhalten überrascht und begeistert zu sein.

Sie hatte ihm in all den Jahren so viel beigebracht und er war sich sicher, dass noch viel mehr Leute von ihr lernen konnten. Leider behielt sie oftmals Dinge für sich, weil sie nicht so gerne redete und manchmal einfach ein bisschen zu schüchtern war oder dachte, dass andere von ihr genervt waren. Gegensätzlich dazu konnte sie aber auch sehr laut und aufbrausend sein, wenn jemand ihr zu nahe kam. Es war das Beste, nicht auf ihrer schlechten Seite zu sein!
 

Wie sich herausstellte, hatten sie und der Ehemann ihrer „Ehefrau“ oft in den Nachthimmel geschaut und er hatte ihr dann alle möglichen Geschichten in Verbindung mit den Sternen und dem Mond erzählt.
 

Sie erzählte ihm ein paar dieser Geschichten. Er hörte einfach nur zu. Sie hatte eine beruhigende Stimme. Zwar würde er es nie zugeben, aber damals wäre er fast eingeschlafen. Nicht weil er so gelangweilt gewesen war oder ähnliches, sondern weil ihre Stimme so beruhigend und ihre Bett so komfortable gewesen war und er war müde gewesen. Nichtsdestotrotz hielt er sich wach, um ihren Geschichten zu lauschen. Er würde ihren Geschichten immer lauschen egal was war. Sie waren wichtig für sie und warum auch immer, wurden sie ihm auch wichtig.
 

„Sag mal, Hakuryuu, liest du eigentlich Bücher?“

Zuerst war er von ihrer Frage überrascht gewesen.

Natürlich las er Bücher! Wie sollte er sonst seine Arbeit erledigen? Dabei musste er eine Menge lesen, unter anderem Bücher.

„Natürlich lese ich.“

„Liest du auch Romane`“

„Nein.“

Als er ein kleines Kind gewesen war, hatte seine Mutter ihm vorgelesen. Aber nach dem Brandvorfall las er nur noch Bücher und Geschichten, die sich auf die Historie des Kaiserreiches, Kriegsführung, Wirtschaft und ähnliches bezogen.

„Ich liebe es zu lesen. Ich liebe Liebesgeschichten. Aber weißt du was?“

„Was?“

„Ich verstehe einfach nicht, wie der weibliche Hauptcharakter sich oftmals in den männlichen Hauptcharakter, der sie gerettet hat, verliebt und ihn als ihre Sonne bezeichnet. Ich mein, ich hab ja nichts dagegen, dass sie sich in ihren Retter verliebt, aber es ist immer so vorhersehbar und andere, die ebenfalls zu ihrer Rettung beigetragen haben, werden schlicht ignoriert. Ich hasse es, wenn die Errungenschaften und Arbeit anderer einfach ignoriert werden und eine andere Person für diese gefeiert wird, insbesondere wenn diese Person weder diese Errungenschaften erreicht oder die gleiche Arbeit geleistet hat.“

Hakuryuu war sich nicht sicher gewesen, was er darauf antworten sollte, aber er musste etwas sagen.

„Verständlich, denke ich. Ich würde es auch nicht mögen, wenn man mich ignoriert oder jemand anderes für Sachen, die ich erreicht oder geschaffen habe, gefeiert wird. Ich denke, niemand mag so etwas.“

Sie lächelte ihn an.
 

„Ich finde, es ist dämlich jemanden als seine Sonne zu bezeichnen. Hast du jemals versucht in die Sonne zu schauen? Man kann es nicht. Es tut weh! Warum sollte man jemanden wollen, den man nicht mal anschauen kann? Wie kann man jemanden lieben, den man nicht mal anschauen kann? Warum sollte man eine Beziehung wollen, in der man den anderen über sich selbst stellt? Sollte eine Beziehung nicht auf Gleichheit beruhen?“

Er stimmte ihr zu.
 

„Ich bevorzuge den Mond. Ich möchte jemanden, der mein Mond ist und nicht meine Sonne.“

Er fragte sie, warum.

„Ganz einfach, der Mond bleibt bei dir. Du kannst den Mond ansehen, ohne dass die deine Augen schmerzen. Der Mond ist da, wenn es alles dunkel ist. Mit einem sanften Licht führt er dich durch die Dunkelheit. Er lässt dich selbst entscheiden, wie weit du in die Dunkelheit oder das Licht gehen willst. Er hilft, dich nicht vor der Dunkelheit zu fürchten. Die Sonne hingegen ist eine Lüge. Sie ist nur an deiner Seite, wenn es hell ist, aber sobald es dunkel wird, lässt sie dich im Stich – lässt andere ihre Arbeit machen und tut dann so als wäre alles in Ordnung und nie anders gewesen. Die Sonne zeigt dir nur die grausame Seite der Welt, ungeachtet deiner Gefühle. Der Mond auf der anderen Seite lässt dich entscheiden, wie viel du sehen und hören willst – wie viel du ertragen kannst. Die Sonne ist egoistisch! Sie ist kein Kamerad für die guten und schlechten Zeiten, weil sie nur zu den guten Zeiten da ist. Sie verlässt dich, sobald sich Ärger anbahnt. Und weißt du was? Der Mond ist nicht allein. Die Sterne sind an seiner Seite. Auch wenn der Mond dich nicht erreichen kann, so können dir die Sterne den Weg zeigen. Wusstest du, dass du deinen Weg durch die Welt mit Hilfe der Sterne als Kompass finden kannst? Aber die Sonne akzeptiert niemanden neben sich. Sie will, dass du dich nur von ihr abhängig machst. Sie will all das Lob für sich allein! Sie will nicht, dass andere dir zur Seite stehen! Die Sonne ist grausam, falsch und egoistisch! Ich finde, der Mond ist besser! Aber leider denken die meisten Leute, dass die Sonne besser ist.“

„Vielleicht weil es scheint als würde nichts Schlechtes existieren, wenn die Sonne scheint? Menschen fürchten sich vor der Dunkelheit und wenn die Sonne scheint, gibt es keine Dunkelheit.“

Seine Frau schwieg für einen Augenblick und dachte über seine Worte nach.

„Das stimmt so nicht. Schlechtes passiert sowohl am Tag als auch nachts. Schlechtes passiert immer! Und es gibt auch Dunkelheit während des Tages! Denk nur an all die kleinen Seitengassen. Die Sonne erreicht sie nicht immer, deswegen sind sie dunkel. Die Sonne und das Licht, das sie bringt, sind eine Lüge. Die Menschen sind nur geblendet von ihr!“

Hakuryuu hatte sich ehrlich gesagt sich über derartiges noch nie Gedanken gemacht. Warum hätte er auch? Bis jetzt hatte es dazu keinen Grund gegeben. Warum sollte es überhaupt wichtig sein, ob jemand einen anderen als Sonne oder als Mond bezeichnete?

Es dauerte eine Weile, bis er die Bedeutung hinter ihren Worten wirklich verstand.

„Ich möchte jemanden, der mein Mond ist, nicht meine Sonne. Ich brauche die Sonne nicht.“

Hakuryuu brauchte die Sonne. Sein Leben war so lange kalt und dunkel gewesen, dass er nur noch raus wollte. Er hatte auch nie den Mond und die Sterne gehabt, die ihn hätten leiten können. Ihm war es egal, wer oder was ihn aus der Einsamkeit, Dunkelheit und dem Schmerz holte, so lange er endlich seinen Frieden finden konnte.
 

Hakuryuu hatte in dieser Nacht nicht viel Schlaf abbekommen. Ihre Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf und sie blieben dort auch. Selbst heutzutage dachte er von Zeit zu Zeit daran.

Wann auch immer er sich einen Moment nahm, um in den Himmel zu schauen, den Mond und die Sterne sah, dachte er an diese eine Nacht mit seiner Frau. Von jener Nacht an fing er an sich in den Mond, die Sterne und die Nacht zu verlieben.



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