Zum Inhalt der Seite

Wer bin ich?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 7

 

Das Mondlicht und die sommerliche Wärme der Nacht entspannten sie. Und so blieb sie einfach noch einen Augenblick dort stehen. Sie dachte über ihre Träume, die sich offensichtlich jede Nacht wiederholten, nach. Irgendetwas mussten sie doch zu bedeuten haben. Am Besten sie fragte Kenta mal danach. Vielleicht wusste er ja etwas darüber.

 

Früh am Morgen klingelte es schon an der Tür. Geweckt davon öffnete sie langsam ihre Augen. Wer war das denn jetzt? Doch lange Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht, denn in diesem Moment kam auch schon Mamiko ins Zimmer gestürmt.

„Aufstehen du kleine Schlafmütze.“

Mit einem Satz saß sie auf dem Sofa und grinste sie über beide Ohren an. Da sie keine Lust zum Aufstehen hatte, zog sie sich ihre Decke übers Gesicht.

„Noch fünf Minuten bitte“, murmelte sie leise und drehte sich demonstrativ von ihr weg.

„Komm, lass uns frühstücken.“

„Frühstück?“ Schwungvoll warf sie die Decke beiseite und sprang, wie von der Tarantel gestochen auf.

„Da bin ich dabei.“

 

Stumm saßen die Drei am Frühstückstisch und jeder schien in seinen eigenen Gedanken zu sein. Nach einer Weile hielt sie die Stille dann aber nicht mehr aus.

„Erzählt mir doch bitte ein wenig was. Ich weiß jetzt, dass wir Waisenkinder waren. Aber was hab ich sonst gemacht? Hab ich gearbeitet und wenn ja, wo?“, platzte es aus ihr heraus.

Mamiko lächelte sie an, trank einen Schluck Kaffee und begann zu erzählen.

„Ja, hast du. Wir beide arbeiten eigentlich zusammen in einem kleinen Bekleidungsgeschäft. Ich kann es dir gerne zeigen, wenn du möchtest.“

Freudig stimmte sie zu und sah danach zu Kenta herüber.

„Und du?“

Widerwillig erzählte er ihr, was er tat, doch so richtig verstand sie es auch nicht. Also merkte sie sich einfach, dass er in einem Büro irgendwelche Daten sammelte.

„Eine Frage hätte ich aber noch … Ich ähm … ich habe immer so eigenartige Träume vom Mond und einem Palast. Was hat das zu bedeuten? Ich träume es immer wieder.“

Kenta und Mamiko schauten sich tief in die Augen. Deuten konnten sie diesen Blick allerdings nicht und so wartete sie gespannt auf eine Antwort von den beiden. Schon fast übertrieben lustig ergriff Mamiko dann das Wort.

„Ach Usagi. Du bist eine Träumerin. Das warst du schon immer. Seit du klein warst, hast du dir immer gerne irgendwelche Geschichten von fernen Welten ausgedacht. Ich glaube, das war deine Art mit dem Waisenhaus zurechtzukommen. Deine Lieblingsgeschichte war aber immer die von der Prinzessin auf dem Mond. Du hast sie uns jeden Abend vor dem Schlafengehen erzählt, immer wieder. Bestimmt träumst du deshalb davon. Du erinnerst dich wohl in deinem Unterbewusstsein daran.“

„Ach, so ist das. Na warum bin ich dann keine Schriftstellerin geworden?“ Lachend nippte sie an ihrem Kakao und die beiden stimmten mit ein.

 

Als sie fertig gefrühstückt hatten, beschlossen sie, da sie sich nicht davon abbringen lassen wollte, die Gegend anzuschauen, im Zentrum anzufangen.

Dort angekommen schlenderten sie von einem Geschäft zum anderen. Sie schauten sich markante Gebäude und Sehenswürdigkeiten an. Sie kam sich, wie ein Tourist vor, die ebenfalls durch die Stadt bummelten. Wobei wenn man es genau nahm, sie selbst im Moment auch nichts anderes war.

Sie machten noch viele Pausen zwischendurch, da sie logischerweise noch nicht wirklich bei Kräften war. Aber sie ließ es sich auch nicht nehmen, so viel wie möglich anzusehen. Hatte sie doch insgeheim gehofft, dass sie sich dadurch wieder erinnern würde.

Betrübt folgte sie Kenta und Mamiko weiter. Vor den beiden ließ sie sich allerdings nicht anmerken, dass sie durch die Tatsache, dass absolut keine Erinnerungen kommen wollten, niedergeschlagen war.

Schlendernd kamen sie an einem kleinen Geschäft für Frauenbekleidung vorbei. Im Fenster standen Schaufensterpuppen mit schönen Abendkleidern.

„Usagi, sieh mal. Das ist es. Hier arbeitest du eigentlich.“

Erstaunt schaute sie durch die Glasscheibe und betrachtete von außen das Geschäft.

„Hier? Das ist aber schön. Können wir nicht mal reingehen?“, fragte sie und sah erwartungsvoll zu ihrer Freundin. Doch diese legte ihre Hände bloß auf ihre Schulter und schob sie ein Stück weiter.

„Nicht heute. Du bist doch gerade erst nach Hause gekommen. Du solltest noch gar nicht wieder ans Arbeiten denken. Und außerdem habe ich heute meinen freien Tag.“

Etwas traurig darüber, war sie dann aber einverstanden und so setzten sie ihren Rundgang fort.

 

Als die Drei dann am frühen Abend wieder zu Hause ankamen, war sie so erschöpft, dass sie sich gleich zum Schlafen hingelegt hatte.

 

Am nächsten Tag war sie schon früh wach. Sie hatte wieder einmal von der Mondprinzessin geträumt. Es fühlte sich jedes Mal so real, so echt an, wenn sie wach wurde. Sie war wohl wirklich eine hoffnungslose Träumerin.

Grübeln, ob Kenta noch schliefe, schlich sie sich ganz leise zum Schlafzimmer. Vorsichtig öffnete sie einen Spalt die Tür und sah vorsichtig hinein. Sie selbst schlief immer noch auf dem Sofa. Sie fühlte sich damit einfach wohler. Und Kenta hatte ihr ja auch vergewissert, dass es in Ordnung für ihn wäre.

Lächelnd blickte sie auf das große Bett. Er schlief noch. Also beschloss sie einfach schon ein Mal etwas zu essen und ihn schlafen zu lassen. Er hatte sich extra Urlaub für sie genommen, obwohl sie ihm immer wieder gesagt hatte, dass er dies nicht extra müsse. Sie wollte doch niemanden Umstände bereiten, aber er bestand darauf. Da war es wohl das Mindeste, dass er ausschlafen konnte. Leise schloss sie wieder die Tür und steuerte die Küche an.

 

Nachdem sie aufgegessen hatte, schlief Kenta immer noch. Überlegend, was sie machen sollte, schlurfte sie herüber ins Wohnzimmer. Gerade hatte sie sich auf das Sofa gesetzt, als ihr ein Gedanke kam. Sie hatte gestern auf dem Weg in die Innenstadt, ganz in der Nähe, einen Park entdeckt. Frische Luft würde ihr mit Sicherheit gut tun, dachte sie sich. Rasch stand sie wieder auf, schnappte sich den Schlüssel, den Kenta ihr gestern gegeben hatte, vom Sofatisch und verließ leise die Wohnung.

Tief sog sie draußen angekommen die warme Sommerluft in ihre Lungen und blickte danach in den, kaum mit wolkenbedeckten, Himmel hinauf. Perfektes Wetter für einen Spaziergang.

 

Nach einem, für sie noch langen, Fußmarsch erreichte sie endlich die Grünanlage. Als sie gestern mit dem Auto dran vorbeifuhren, kam ihr es gar nicht so weit vor. Auf den schönen grünen Wiesen spielten Kinder und viele lagen dort im Gras und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Summend schlenderte sie durch die schöne Parkanlage und beobachtete die Menschen um sie herum. Erschöpft suchte sie sich dann aber nach kurzer Zeit ein schattiges Plätzchen unter einen der schönen großen Bäume. Sie ließ sich ins Gras fallen, lehnte sich gegen einen Baum und schaute hoch in den Himmel. Ein leichter Windhauch wehte durch ihre Haare und das laue Lüftchen kühlte sie für einen winzig kleinen Moment etwas ab.

Seufzend beobachte sie die Menschen um sie herum. Irgendwie beneidete sie sie. Sie spielten, lachten und hatten Spaß miteinander. Jeder von ihnen wusste, wer er war. Nur sie nicht. Sie hoffte, dass auch sie bald wieder so unbeschwert ihr Leben leben könnte. Wenn sie doch nur wüsste, wer sie war. Sie verspürte die ganze Zeit so eine innere Unruhe. So als müsste sie es ganz schnell herausfinden. Aber vermutlich erging es jedem so, der sein Gedächtnis verloren hatte.

 

Eine ganze Weile saß sie noch dort und beobachte die fröhlichen Menschen um sie herum und hing in ihren Gedanken. Unweigerlich blitzten ihr dadurch die Bilder der schrecklichen Tage, die sie in der kleinen Hütte verbracht hatte, vor ihrem inneren Auge auf. Sie musste unbedingt noch ein Mal mit Kenta sprechen. Sie musste zur Polizei gehen und ihnen alles erzählen. Ihr mussten sie doch glauben. Die beiden Männer liefen noch frei herum und sie hatte furchtbare Angst, solange sie nicht gefasst waren, dass sie nachher erneut von ihnen geschnappt werden würde. Wobei sie immer noch keine Ahnung hatte, was sie überhaupt von ihr wollten. Wenn sie Kenta oder Mamiko darauf ansprach, wichen die beiden ständig aus und meinten, sie würden sie nur beschützen wollen. Es war ja lieb von ihnen gemeint, aber sie mussten sie wirklich nicht in Watte packen.

Sie schloss ihre Augen und versuchte die Bilder zu verdrängen. Doch ganz plötzlich sprang sie auf. Kenta war vielleicht schon aufgewacht und wunderte sich nun, wo sie war. Im Nachhinein hätte sie vielleicht einen Zettel hinterlegen sollen, wo sie hinging. Schnell eilte sie daher zurück nach Hause.

 

Nach mehrmaligen Klingeln an der Haustür riss es Kenta aus dem Schlaf. Stöhnend warf er die Bettdecke beiseite. Warum musste er jetzt an die Tür gehen? Konnte die blöde Blonde nicht aufmachen? Zerknirscht stieg er aus dem Bett, schlurfte zur Tür und öffnete sie.

„Darf ich Ihnen ein einmaliges Angebot unterbreiten?“

Draußen stand eine Vertreterin und wollte ihm irgendwelche Cremes andrehen. Genervt knallte er, ohne ein Wort zu sagen, die Tür wieder zu.

„Usagi! Warum machst du die verdammte Tür nicht auf?“, brüllte er laut und rieb sich mit der Hand über sein Gesicht. Langsam steuerte er das Wohnzimmer an. Wobei sein Blick auf die Wanduhr in der Küche fiel und stellte erschrocken fest, dass es schon weit nach Mittag war. So spät wollte er gar nicht aufstehen. Das war alles Mamikos Schuld.

Die beiden hatten noch bis tief in die Nacht gestritten, bevor sie ging.

 

Und was soll das bitte bringen, wenn wir dem Blondchen den ganzen Scheiß vorgaukeln? Sie weiß doch überhaupt nicht, was der Silberkristall ist, geschweige denn, wo er ist. Ich weiß, dass wir ihn brauchen, aber sie hat ihn nicht bei sich.“

Sichtlich genervt verdrehte Mamiko ihre Augen.

Bist du so blöd? Denk doch mal nach. Das ist unser Vorteil, dass sie sich an nichts erinnert. Wenn sie erst ein Mal Vertrauen zu uns hat und uns wirklich, als ihre Familie ansieht und uns sogar in gewisser weise liebt, dann wird sie uns mit ihren Leben vor anderen beschützen. Das ist einfach ihre Art und das ändert sich auch nicht mit ihrem Gedächtnisverlust. Wenn es so weit ist, können wir sie so für unsere Pläne benutzten. Dann wird sie mit uns gegen die anderen Sailor Kriegerinnen und diesen dämlichen Erdenprinzen kämpfen. Die könnten, wie du weißt, noch ein Problem werden.“

Schnaufend verschränkte er seine Arme und begann sie so zu fixieren.

Super. Und ich muss diese Schwachsinn, als ihr Verlobter ertragen. Was ist, wenn sie sich doch zu früh wieder erinnert?“

Wird sie nicht. Keine Sorge. In ihrem Unterbewusstsein ist die Prinzessin schon ein Stück erwacht. Sie darf sich nur so weit erinnern, dass sie mit uns kämpfen kann. Allerdings darf sie sich nicht an ihre Vergangenheit, als Usagi Tsukino erinnern. An die Zeit, die sie mit den Sailor Kriegerinnen und dem Erdenprinzen verbracht hat. Aber dafür werde ich schon sorgen.“

Laut lachend spielte Mamiko dabei mit ihrem Amulett zwischen ihren Fingern herum und verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung.

 

Schnaufend fuhr er sich durch seine Haare. War doch kein Wunder, wenn er jetzt müde war, wenn sie ihn die halbe Nacht wach hielt. Stöhnend betrat er das Wohnzimmer, doch von dem Prinzeschen weit und breite keine Spur. Wo steckte sie? Sofort verließ er das Zimmer und suchte die Wohnung nach ihr ab. Doch egal, in welchem Zimmer er nach ihr suchte, sie war nirgends zu finden.

Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Panik überrannte ihn.Was war, wenn sie sich doch erinnert hatte und abgehauen war? Seine Schwester würde ihm das nicht verzeihen.

Kopflos lief er den Flur auf und ab. Fieberhaft überlegte er, wie er es Mamiko beibringen konnte, als er ein Knacken im Türschloss hörte. Ruckartig drehte er sich zur Haustür und er konnte sehen, wie Usagi die Wohnung betrat. Aufgebracht stürmte er zu ihr.

„Wo warst du?“

Sofort zog sie sich die Schuhe aus und ging ein Stück auf ihn zu.

„Es tut mir leid. Ich hätte ein Zettel hinlegen sollen. Ich wollte dich nicht wecken und bin im Park spazieren gegangen.“

„Spinnt du? Der ist doch dreißig Minuten zu Fuß entfernt. Du sollst doch nicht so lange laufen, bevor du wieder richtig fit bist! Geschweige denn alleine irgendwo herumlaufen!“

Schnaufend drehte er sich herum und ging ins Wohnzimmer. Das war zum Glück noch mal gut gegangen. Auf den Schreck musste er sich jetzt ein Mal setzen und so ließ er sich auf das Sofa fallen. Er konnte im Augenwinkel sehen, wie sie langsam auf ihn zu ging und sich nun neben ihn setzte. Keiner sagte ein Wort.

„Bist du … bist du böse auf mich?“

Kopfschüttelnd ließ er sich in die Kissen fallen und versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Das hätte auch anders ausgehen können. Seine Schwester hätte ihm nie verziehen, wenn sie unter seiner Aufsicht abgehauen wäre.

„Du, Kenta …“, riss sie ihn wieder aus seinen Gedanken und so sah er zu ihr, „Ich … ich würde gerne zur Polizei gehen. Bevor die beiden nicht gefasst sind, werde ich keine Ruhe finden können. Mir müssen sie einfach glauben.“

Innerlich stöhnte er auf. Er hatte so etwas schon kommen sehen. Für den Fall hatten Mamiko und er aber auch schon etwas ausgetüftelt.

„Bevor deine Entführer nicht gefasst sind, werde ich auch nicht ruhig schlafen können. Du bist aber noch viel zu geschwächt, um dich um die ganze Sache zu kümmern.“

Er gab sich große Mühe so besorgt, wie möglich zu klingen.

„Ich werde mich zusammen mit Mamiko darum kümmern. Ich werde alles aufschreiben und du brauchst dann nur noch deine Unterschrift darunter setzen. Morgen werde ich es dann zur Polizei bringen. Doktor Yamamoto werde ich auch beauftragen. Er soll ein Attest ausstellen, dass du gesundheitlich nicht in der Lage bist, deine Angelegenheiten zu regeln.“

 

Stumm nickte sie. So schlecht fühlte sie sich doch gar nicht, stimmte aber zu, da der Gedanke daran, ihre zwei Peiniger wiedersehen zu müssen, ihr auch nicht gefiel.

Und so schrieb Kenta alles fein säuberlich auf und gab es ihr, damit sie es unterschreiben konnte.

 

Die nächsten Tage verliefen immer ähnlich. Sie verbrachten den Tag mit Mamiko oder alleine, sahen sich irgendwelche Sehenswürdigkeiten, wie Touristen an oder verbrachten den Tag zu Hause. Abends ging sie dann erschöpft auf dem Sofa schlafen.

Nachts träumte sie zwar weiterhin vom Mond, dem Palast und dem Kristall, aber machte sich da keine weiteren Gedanken mehr zu. Es war bloß eine Geschichte, entsprungen ihrer Fantasie …



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  G-Saite
2018-06-26T10:26:02+00:00 26.06.2018 12:26
Die Sache mit der Polizei war aber eine clevere Idee von Dir.
Als Leser sitze ich halt da und denk mir die ganze Zeit, wie einfach sie davonlaufen könnte. Fragt sich, wer hier das Stockholmsyndrom hat. Die Leser oder Usagi?
Antwort von:  Fiamma
26.06.2018 17:36
Ja, theoretisch könnte sie einfach weglaufen, da sie aber gar nicht daran denkt, dass da irgendetwas Faul sein könnte und sie nicht da hin gehört, bleibt sie natürlich da, ohne zu wissen, dass sie in Gefahr ist :/
Von:  mondhas
2018-05-31T14:07:28+00:00 31.05.2018 16:07
vielen dank für die neuen kap.bin sehr gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  Fiamma
31.05.2018 21:56
Huhu,
vielen Dank für deinen Kommi :)

Liebe Grüße,
Fiamma^^


Zurück