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Unverhofft kommt oft

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben ^^

Dank meiner Urlaubswoche habe ich es endlich geschafft, das Kapitel fertig zu bekommen. Bei so Dialog-lastigen Kapiteln brauch ich leider ewig, bis ich alles aufgeschrieben hab und damit zufrieden bin.
Falls ich ansonsten zum Thema "Sorgerecht" einen Fehler gemacht haben sollte, seht es mir bitte nach, da ich mich damit zuvor noch nie auseinandersetzen musste und mich daher eher nur grob informiert habe. Und dann auch nur was die deutschen Regelungen anbelangt... <.<'

Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß damit und lasst mir bei Gelegenheit einen aufbauenden Kommentar da. :) Komplett anzeigen

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Papierkram und andere Ärgernisse

Wie üblich ragte der Kaiba-Tower imposant in den strahlendblauen Himmel, doch dafür hatte Joey heute einfach keinen Blick. Dank Kaiba, dem Penner, hatte er ewig nicht mehr einschlafen können, sodass er schließlich gegen 4 Uhr schweren Herzens seinen Wecker gestellt hatte, damit er auch wirklich nicht zu spät kommen und dem eingebildeten Pinkel somit eine weitere Vorlage liefern würde. Das war doch echt beschissen, an einem Sonntag nicht mal ausschlafen zu können!

Missmutig steuerte er auf den Haupteingang des Firmengebäudes zu, nachdem er sein treues Rad an einem naheliegenden Fahrradständer angekettet hatte und sah dabei auf seine Armbanduhr. Ja, er hatte so etwas Altmodisches noch. Zwar hätte er ebenso gut sein Handy nutzen können, aber wer wollte das Teil denn jedes Mal extra aus der Hosentasche pfriemeln, wenn er einfach nur auf sein Handgelenk schauen musste?

Es war jetzt 12:27 Uhr und wie versprochen sah er den Sicherheitsmann hinter den Glastüren auf ihn warten. Natürlich handelte es sich dabei um ein Modell der Marke „Schwarzenegger“, da der „Kaufhaus-Cop“-Typ hier sicher nie einen Job bekommen hätte.

Als der Bodybuilder ihn bemerkte, schloss er eine der Türen auf und trat zu dem Blonden hinaus ins Freie. Dabei hielt er ein Smartphone in der Hand, wobei sein Blick zwischen diesem und Joey hin und her huschte.

„Straßenköterblonde, zerzauste Haare, braune Augen, schmächtige Gestalt, zerschlissene Klamotten, durchgelatschte Turnschuhe.“, las der Mann laut vor und nickte bei jedem Punkt bestätigend, was den Gemeinten empört nach Luft schnappen ließ.

„Und jetzt bitte einmal bellen.“, forderte der Hüne auch noch zusätzlich zu den ganzen Beleidigungen.

„Was?!“, fuhr Joey den Typen ungeachtet ihres Größen- und Staturunterschiedes an und ballte wütend beide Hände zu Fäusten. Natürlich beeindruckte das den Koloss vor sich kein Stück.

„Ich folge nur meinen Anweisungen. Wenn Sie also bitte bellen würden? Dann kann ich Sie auch rein lassen.“, erklärte der Sicherheitsmann und sah zumindest so aus, als würde er hieran auch keinen Spaß haben.

Normalerweise hätte Joey sich jetzt, mit einer saftigen Beleidigung auf den Lippen, einfach umgedreht und wäre wieder nach Hause gegangen. Schließlich hatte der Brünette gewollt, dass der Jüngere hier heute, an einem Sonntag!, bei ihm angetanzt kam und nicht, weil der Blonde so große Sehnsucht nach diesem hatte. Aber höchstwahrscheinlich ging es um Yuuki, sonst würde der Saftarsch seine Zeit sicher auch anders verbringen, als sich ausgerechnet mit ihm zu treffen. Für seine Kinder brachte man eben Opfer… Aber natürlich war sich Mister Ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt nicht zu fein, sich den Tag mal wieder auf seine Kosten zu versüßen! Dieser elende Kotzbrocken!

Das würde er noch bereuen, schwor sich Joey und zähneknirschend gab er ein geknurrtes „Wuff“ von sich. Kaum war die Demütigung perfekt, trat der Security-Typ auch schon beiseite und tippte noch kurz auf seinem Gerät herum, während er den Kleineren durchließ.

Durch diese Aktion inzwischen völlig angepisst, stapfte Joey an dem großen Kerl vorbei ins Gebäude und steuerte zielsicher die Aufzüge an. Während er wartete, merkte er, wie sich der Sicherheitsmensch neben ihn stellte und ebenfalls die Anzeige für die Stockwerke anstarrte.

„Ist noch was?“, wollte der Blonde daher wissen, und schaute genervt zu dem Anderen hoch.

„Ich bringe Sie natürlich noch zum Chef, damit Sie Ihre Hundeschnauze nicht zufällig in Sachen stecken, die Sie nichts angehen. Seine Worte, nicht meine.“, wiegelte „Arnold“ lässig ab, als der Braunäugige zornig einen Schritt auf diesen zutrat.

„Auch die Beschreibung vorhin sollte ich laut vorlesen.“, erklärte er noch, als der Fahrstuhl endlich bei ihnen ankam und die Türen lautlos aufglitten.

„Sie machen wohl alles, was der „Chef“ sagt?“, wollte Joey, mit ätzendem Unterton und das vorletzte Wort besonders spöttisch betonend, wissen und trat in die Kabine.

„Da er mich gut dafür bezahlt, ja.“, antwortete der Riese zufrieden grinsend und drückte den Knopf für die oberste Etage.

Augenrollend wandte der Jüngere seinen Blick wieder der Anzeige zu. Was sollte man dazu noch sagen? War das so ein Fall von „viel Muskeln, wenig Hirn“? Und Kaiba hielt ihn für beschränkt… Dabei würde Joey niemals alles für Geld tun. Und für Kaiba schon aus Prinzip nicht!

Oben angekommen, führte der Schrank von einem Mann den Blonden zu einer großen Doppeltür aus massivem Holz, auf der unverkennbar die goldenen Initialen „SK“ prangten. Als ob nicht jedem klar wäre, zu wem diese Tür mit den zwei in das Holz geschnitzten weißen Drachen darauf führte…

„Du bist zu spät.“, begrüßte Joey die gelangweilte Stimme seines Lieblings-Großkotzes, kaum dass der Blonde eingetreten war und Mister Gewissenlos-und-dabei-glücklich die Tür wieder hinter ihm geschlossen hatte. Das Klopfen hatten sie sich gleich mal gespart, da der Jüngere ja eh erwartet wurde.

„Bin ich nicht. Ich war pünktlich“, entgegnete der Braunäugige säuerlich, da der Herr es nicht mal für nötig hielt, von seiner Arbeit aufzusehen.

„Ich sagte ja wohl, dass du halb in meinem Büro sein sollst. Jetzt ist es bereits zwei nach.“

„Ich wäre ja rechtzeitig hier oben gewesen, aber irgendjemand wollte ja, dass ich da unten eine Hundeshow abziehe!“, platzte es lautstark aus Joey heraus und mit großen Schritten näherte er sich dem Schreibtisch vor der allumfassenden Fensterfront.

Jetzt sah der Firmenchef doch endlich auf, nur um im nächsten Moment nach seinem Handy zu greifen.

„Ah ja. 12:29 Uhr hab ich die Datei mit deinem Foto und dem Bellen bekommen.“, gab der Brünette zu und zu Joeys großem Entsetzen, konnte er kurz darauf seinen geknurrten Bell-Laut hören, als Kaiba diesen auch gleich abspielte.

„Verdammt! Wieso hast du das? Und warum gibt es dazu überhaupt ein Foto?“, wollte der Jüngere doch ziemlich schockiert wissen. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass beides aufgenommen worden war.

Kurz schaute Kaiba den Blonden beinahe mitleidig an, bevor er erklärte:

„Masaru ist einer meiner besten Leute. Trotz seiner enormen Größe ist er überaus geschickt darin, Dinge unauffällig zu erledigen. Und irgendwoher brauch ich doch einen geeigneten Klingelton, jetzt wo ich dich notgedrungen zu meinen Kontakten hinzufügen muss.“

Mit einer fließenden Handbewegung nahm der Größere einen kleinen Zettel aus einem Schubfach seines Schreibtisches und schob ihn zu dem Blonden hinüber.

„Das ist meine Nummer und sie ist natürlich nur für Notfälle da, verstanden?“, ermahnte der Brünette den Anderen eindringlich.

Perplex starrte Joey das kleine Stück Papier einen Moment an, bevor er es gegen seinen Willen beinahe ehrfürchtig aufnahm und die fein säuberlich geschriebenen Zahlen darauf anstarrte. Kaiba gab ihm tatsächlich seine Nummer. Und das auch noch freiwillig… Verdammt! Jetzt fiel es ihm doch tatsächlich schwer, dem Größeren noch wegen der Aktion von vorhin böse zu sein. Nicht, dass er das jetzt einfach vergessen würde. Aber wer konnte schon von sich behaupten, Seto Kaibas private Nummer zu haben?!

„Verbrenn den Zettel, sobald du sie übertragen hast.“, forderte der Ältere noch, bevor er sich erhob und zu einer Wand hinüberging, deren Verkleidung nach einem kurzen Knopfdruck beiseite glitt. Zum Vorschein kam eine Bar mit verschiedenen alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken, die immer frisch aufgefüllt wurde. Kaiba wählte aus dem umfangreichen Angebot jedoch nur eine Wasserflasche und brachte diese mit 2 Gläsern zum Schreibtisch, um sich auch sogleich etwas davon einzuschenken.

Entgegen aller Meinungen war der Brünette kein Kaffeetrinker, da es für ihn von Schwäche zeugte, nur mit Hilfe dieses Getränks den Tag überstehen zu können und er wollte soweit wie möglich keine Schwächen in seinem Leben zulassen. Die einzigen Ausnahmen stellten sein Bruder Mokuba und jetzt wohl auch sein Sohn Yuuki dar. An diesen Gedanken hatte er sich immer noch nicht gewöhnt, was nicht verwunderlich war, da er den Jungen erst gestern kennengelernt hatte.

Plötzlich erklang wieder Wheelers Bellen und mit einem amüsierten Grinsen sah der Firmenleiter zu dem Jüngeren, der leicht rot geworden war.

„Ich wollte nur sichergehen, dass du mir auch die richtige Nummer gegeben hast.“, erklärte der Blonde bissig und ärgerte sich über sich selbst, weil er den Klingelton ausgelöst hatte. Wer konnte denn auch ahnen, dass der Geldsack diesen sofort einrichten würde… Schnell steckte er sein Handy zurück in die Hosentasche, damit er nicht etwa noch auf Wahlwiederholung kam und sein angepisstes Gesicht zu dem Bellen gleich noch einmal auf dem Display des Anderen sehen musste.

„Hast du mal ein Feuerzeug?“, fragte er den Älteren, der sich gerade wieder in seinen Bürosessel sinken ließ. Mit einem schnellen Griff in die gleiche Schublade wie zuvor, beförderte Kaiba eine Packung Streichhölzer zu Tage und warf sie dem Blonden zu.

Verwundert begutachtete der Braunäugige diese und sah fragend zu dem Älteren.

„Mokubas Idee. Seiner Meinung nach sind sie umweltfreundlicher.“, erklärte der Brünette und zuckte kurz gleichgültig mit den Schultern.

„Wow! Der Kleine fährt ja voll die Öko-Schiene, was?“, grinste Joey und entzündete eines der kleinen Hölzer, um das Papier mit Kaibas Nummer daran zu halten. Er wartete, bis auch die letzte Ziffer verbrannt war, bevor er die Flamme auspustete und seinem Gegenüber den übrigen Schnipsel samt Streichhölzern zurückgab.

Nachdem der Blauäugige den Abfall entsorgt und die Streichhölzer wieder an ihren Platz zurückgelegt hatte, schob er dem Blonden dieses Mal eine Mappe über den Tisch zu.

„Für die Beantragung des Sorgerechts benötigt das Jugendamt lediglich eine Einverständniserklärung von uns beiden, die du darin findest.“, erklärte der CEO und wies auf die Unterlagen.

„Des Weiteren werden wir die Bestimmungen für diese…Elternschaft besprechen und vertraglich festhalten.“

Mit einer auffordernden Handbewegung gebot er dem Blonden, Platz zu nehmen und nahm einen Schluck Wasser, um den schalen Geschmack dieses befremdlichen Wortes los zu werden.

„Hätte ich mir ja denken können, dass du einen Vertrag aus dem Ärmel schüttelst. Ich bin nur überrascht, dass du mich nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellst.“, gab Joey zu und setzte sich in den ihm zugewiesenen Stuhl, während er gleichzeitig nach der Mappe griff und die Einverständniserklärung zu lesen begann.

„Sagen wir es mal so: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nichts bringt, dir etwas überhelfen zu wollen, an das du dich dann eh nicht hältst. Und da es hierbei nicht um unsere sonstigen kleinen Streitereien geht, bin ich bereit, deinen Wünschen Gehör zu schenken.“, erklärte der Größere und öffnete schon einmal die entsprechende Datei für den Vertrag auf seinem Computer.

Durchaus angenehm überrascht, nickte der Braunäugige anerkennend und tippte dann mit dem Finger auf das Dokument vor sich.

„Warum steht da, dass Yuuki deinen Namen bekommt? Ist es gesetzlich nicht so geregelt, dass Kinder immer den Namen der Mutter erhalten, wenn die Eltern nicht verheiratet sind?“, wollte er dann wissen und sah den Älteren neugierig an.

„Wheeler, in diesem Fall gibt es keine richtige Mutter und ansonsten kann man auch bestimmen, dass das Kind wie der Vater heißt. Da der Junge bei mir wohnen wird, bekommt er natürlich meinen Namen.“, stellte Kaiba klar und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Sessel zurück.

Kurz neigte der Blonde überlegend seinen Kopf zur Seite.

„Ja, klingt logisch.“, nickte er schließlich und gab somit sein Einverständnis. Kurz las der Jüngere weiter, bevor ihm noch etwas Wichtiges einfiel.

„Wie willst du der Öffentlichkeit eigentlich erklären, dass du plötzlich ein Kind hast?“, war er neugierig zu erfahren und griff nach der Wasserflasche, um sein Glas ebenfalls zu füllen.

Leicht runzelte der Ältere die Stirn.

„Gar nicht.“, meinte er nur kurz angebunden und damit war die Sache für ihn scheinbar erledigt. Doch da für Joey „Subtilität“ nur ein Fremdwort war, hakte dieser selbstverständlich nach.

„Wie „gar nicht“? Wie willst du das verhindern?“ Verwundert sah der Blondschopf den Größeren an. Als dieser den Blick nur weiter stumm erwiderte, fuhr er fort:

„Sobald wir die Sorgerechtserklärung einreichen, wird doch spätestens am nächsten Tag die Presse Wind davon bekommen haben. Wie kannst du dir also sicher sein, dass sie nichts davon erfahren werden?“

Auffordernd starrte Joey über den Tisch und verschränkte ebenfalls die Arme, um dem Anderen klar zu machen, dass er eine Antwort verlangte. Ging doch nicht an, dass Mister Unnahbar so wichtige Geheimnisse vor ihm hatte!

Nachdem ihr stummes Blickduell jedoch bereits mehrere Sekunden anhielt, konnte der Jüngere die Stille nicht länger ertragen.

„Ach, komm schon! Du wolltest auf meine Wünsche eingehen.“, erinnerte er den Brünetten schon beinahe verzweifelt an dessen Worte von zuvor.

„Falsch. Ich sagte, ich schenke ihnen lediglich Gehör und nicht, dass ich sie auch erfüllen würde.“, stellte Kaiba klar und zeigte damit wenigsten wieder eine Reaktion.

Missmutig runzelte Joey die Stirn.

„Findest du das echt fair? Du hast mir immerhin ein Bellen abgepresst und wirst mich höchstwahrscheinlich bis ans Ende meines Lebens damit schikanieren und ich bekomme nicht einmal eine Antwort auf diese einfache Frage? Dabei weiß ich nicht mal, was so schlimm an dieser sein soll, dass du plötzlich so auf stur schaltest.“, beschwerte sich der Blonde und war langsam ziemlich verärgert über die Reaktion des Anderen.

Seinerseits verstimmt über die Sturheit des Blonden, schloss Kaiba kurz die Augen und führte seine Hand an die Nasenwurzel, um kurz darüber zu reiben.

„Je weniger du weißt, desto besser für dich.“, sagte er schließlich und sah den Jüngeren wieder an. Dieser wurde jedoch sofort hellhörig und wollte ganz im Gegenteil noch mehr darüber erfahren.

„Ist es etwa was Illegales?“, fragte er daher mit gesenkter Stimme und beugte sich zum Ausgleich weiter über den Tisch.

„Du musst nicht flüstern, Wheeler. Mein Büro ist schallisoliert und somit abhörsicher.“, informierte der Konzernchef den Braunäugigen und schloss genervt wieder für einen Moment die Augen.

„Und es handelt sich eher um eine Grauzone. Da du es aber ungeachtet deiner zahlreichen Vorstrafen unbedingt genau wissen willst: Ich kenne Jemanden beim Jugendamt, für dessen Lieblings-Verein ich mich bereit erklärt habe, zu spenden und er behandelt die Sache dafür mit der nötigen Diskretion und wird aus gegebenem Anlass ebenso den Vorgang beschleunigen.“, erklärte der Brünette schließlich widerwillig und sah den Braunäugigen verärgert an, einfach weil dieser ein penetranter Idiot war.

„Ah, verstehe. Es ist nicht verboten, einem Verein etwas zu spenden.“, nickte Joey und sah sein Gegenüber dann ernst an.

„Aber nur damit das klar ist: Ich wurde nie verurteilt, sondern nur ein paar Mal verhaftet und auch das ist schon ewig her.“, musste er noch klarstellen, bevor der Ältere anfing, zu schlecht von ihm zu denken und sich das mit dem Sorgerecht doch lieber noch einmal überlegte.

„Warum willst du den Kleinen überhaupt verstecken? Mit deinem Nachnamen fliegt es doch eh früher oder später auf.“, meinte Joey und wunderte sich darüber, dass der Größere das scheinbar noch nicht bedacht hatte.

Als Kaibas Blick sich daraufhin verdunkelte und seine Augen schmal wurden, wusste der Jüngere, dass er wohl etwas Falsches gesagt hatte.

„Wheeler…“, begann der Angesprochene finster und an seiner Stimme konnte man schon hören, für wie idiotisch er die Frage des Anderen hielt. Unwillkürlich lief dem Blonden ein kalter Schauer über den Rücken, sodass er schwer schlucken musste.

„Hast du auch nur die geringste Ahnung, was los sein wird, sobald die Medien von ihm oder seiner Entstehung erfahren? Keiner von uns wird irgendwo hingehen können, ohne dass diese Aasgeier versuchen werden, Fotos zu bekommen oder die wildesten Spekulationen verbreiten. Willst du wirklich so einen Start für ihn?“, erkundigte sich der Brünette mühsam beherrscht und sah den Jüngeren dabei durchdringend an.

„Und was den Namen betrifft: Ob du es glaubst oder nicht, Mokuba und ich sind nicht die einzigen in der Stadt, die so heißen. Wir sind nur diejenigen, die alle kennen. Von daher ist es für Yuuki von Vorteil, dass er mehr nach dir kommt, da so die Verbindung zu mir nicht sofort ersichtlich ist.“

Joey nickte folgsam, da ihm klar geworden war, dass der Brünette Recht hatte. Es würde auch für ihn selbst schwierig werden, seinen Alltag zu bestreiten, wenn er ständig der Presse aus dem Weg gehen müsste.

„Da du eh nicht wirklich berühmt für deine unbedeutenden Errungenschaften bei Duell Monsters bist, wird es wahrscheinlich sowieso keinen interessieren, ob du ein Kind hast oder nicht.“, fügte der Ältere noch höhnisch lächelnd hinzu, was den Blonden dann doch auffahren ließ.

„Hey, die sind nicht unbedeutend! Außerdem hab ich sicher irgendwo Fans, die sich fragen würden, mit welcher Schlampe ich ihn zusammen habe.“, begehrte er auf und blickte den Brünetten mürrisch an. Nicht, dass er den Älteren für eine Schlampe hielt… Würde dieser sich hemmungslos durch die Betten von Frauen vögeln, hätte er sicher davon gehört. Außerdem war der Andere so misstrauisch, dass Joey ihn als eher vorsichtig in dieser Hinsicht einschätzte. Schließlich gab es sicher genug blöde Schnepfen, die gern ein Kind von ihm wollten, nur um ordentlich Unterhalt abgreifen zu können.

Als der Kleinere die hochgezogene Augenbraue des Blauäugigen aufgrund seiner Äußerung bemerkte, räusperte er sich schnell.

„Mit.ähm..Schlampe..meinte ich natürlich nicht dich.“, wiegelte er schnell ab und schaute etwas verlegen zur Seite, um den Anderen bereits kurz darauf wieder anzusehen.

„Aber dann wirst du doch gar nicht als sein Vater angesehen. Stört dich das nicht?“, wollte Joey wissen, da ihn selbst das hart treffen würde. Doch Kaiba schüttelte nur kurz den Kopf.

„Nein. Die wichtigsten Personen wissen es und nur darauf kommt es an.“, erklärte er und der Blonde bewunderte insgeheim die erwachsene Haltung des Anderen.

„Daher werden wir mit in den Vertrag aufnehmen, dass mit niemandem darüber gesprochen wird, wer der jeweils andere Elternteil ist.“, fuhr der Ältere auch schon fort und wandte sich jetzt wieder etwas entspannter seinem Computer zu.

„Bleib also gefälligst unverbindlich, falls jemand fragen sollte.“, ordnete Kaiba an und begann auf seiner Tastatur zu tippen, um dies gleich schriftlich festzuhalten.

Der Kleinere wurde ein bisschen blass um die Nase.

„Ähm…“, begann er und der Blauäugige schaute stirnrunzelnd zu ihm herüber.

„Du hast es bereits jemandem gesagt.“, stellte er missbilligend fest und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück, um den Jüngeren noch etwas intensiver mit seinem Blick zu taxieren.

„Ich hab es nur Tris erzählt und ihm gesagt, dass er es nicht weitersagen soll, weil ich nicht wusste, wie du vorgehen willst.“, sprudelte es aus dem Blonden fast schon panisch heraus, wobei er hektisch mit seinen Händen durch die Luft wedelte.

Noch einen Moment ließ der Ältere ihn zappeln, bevor er darauf reagierte.

„Sollte Taylor doch geplaudert haben, werde ich ihn wegen Verleumdung verklagen.“, stellte Kaiba ohne Umschweife fest und wandte sich wieder seiner begonnenen Tätigkeit zu.

Schuldbewusst senkte der Jüngere den Kopf wieder zu dem Schriftstück vor sich, nahm dieses aber nicht wirklich wahr.

„Kann ich es denn wirklich nicht mal meinen Freunden sagen? Und was ist mit meiner Schwester?“, wollte er wissen und sah wieder zu dem Blauäugigen hinüber. Dieser hielt kurz im Schreiben inne und erwiderte nachdenklich den Blick.

„Nur wenn du sicher sein kannst, dass diese Leute den Mund halten können und sich auch nicht bei der nächstbietenden Gelegenheit bestechen lassen.“, lenkte Kaiba schließlich ein und sah das eifrige Nicken des Blonden nur noch aus dem Augenwinkel, da er sich bereits wieder seinem Text widmete.

Beruhigt wandte sich der Braunäugige erneut seinem Blatt zu, um es zu unterschreiben, als er sich an etwas Wichtiges von gestern erinnerte, das ihm noch immer Bauchschmerzen bereitete.

„Ähm…du hattest was von Unterhalt gesagt?“, fragte Joey zögerlich und schaute verlegen zu seinem ehemaligen Mitschüler, der sich diesmal jedoch nicht die Mühe machte, seine Arbeit erneut zu unterbrechen sondern nur belustigt schnaubte.

„Mach dich nicht lächerlich, Wheeler. Mir ist durchaus bewusst, dass du dir das nicht leisten kannst und ich bin wahrlich nicht darauf angewiesen.“, erklärte er und warf nun doch einen kurzen Seitenblick auf den Anderen.

„Außerdem benötigen Kinder eher wirkliche Zuwendung als Geld und soweit ich das richtig verstanden habe, bist du bereit, ihm diese zu geben. Damit sehe ich die Sache als erledigt an.“

Zu sagen, Joey wäre erleichtert gewesen, wäre die Untertreibung des Jahrtausends! Wahrscheinlich konnte selbst der Brünette den fetten Brocken hören, der dem Jüngeren gerade vom Herzen gefallen und die 30 Etagen hinuntergestürzt war.

Normalerweise konnte es dem Braunäugigen egal sein, ob Kaiba gerade seinen sozialen Tag hatte oder nicht. Aber in diesem Fall, hatte er einfach das dringende Bedürfnis, sich bei dem Größeren zu bedanken.

Gerade als er Luft holen wollte, bemerkte er etwas Seltsames. Kritisch beobachtete der Blonde den Firmenchef beim Tippen, da ihm auffiel, dass dieser immer wieder mal die Augen zusammenkniff.

„Danke.“, nuschelte er daher eher halbherzig, bevor er auf das Eigentliche zu sprechen kam, das ihn beschäftigte.

„Sag mal, stimmt irgendwas nicht? Du guckst so komisch.“, fragte er den Älteren und erntete dafür einen unwilligen Blick aus blauen Augen.

„Ich weiß nicht, was du meinst. So schau ich nun mal.“, antwortete sein Gegenüber und schrieb unbeirrt weiter.

„Nein, das denk ich nicht.“, widersprach Joey und beäugte den Brünetten noch etwas intensiver, während er nachdachte. Plötzlich weiteten sich seine Augen überrascht, als ihn die Erkenntnis traf.

„Oh mein Gott, du brauchst eine Brille!“, entfuhr es dem Blonden und er biss sich grinsend auf die Unterlippe, während ihm das Bild des älteren Kaibas in Erinnerung kam.

„Erzähl keinen Unsinn! Warum sollte ich eine Brille brauchen?“, reagierte der Größere überraschend ungehalten, bemühte sich aber weiterhin, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.

„Mir kannst du nichts vormachen. Du kneifst die Augen zusammen und fasst dir immer wieder an die Nasenwurzel, weil du Kopfschmerzen bekommst.“, kombinierte der Jüngere und zeigte bekräftigend mit dem Finger auf die genannten Stellen.

„Die Kopfschmerzen hab ich bereits, seit du den Raum betreten hast.“, erwiderte Kaiba verärgert und versuchte so, die Diskussion vom Tisch zu wischen. Allerdings gab er es auf, sich auf die Ausformulierung konzentrieren zu wollen,, da Wheeler eh gleich wieder dazwischenquatschen würde, weshalb er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und abweisend die Arme vor der Brust verschränkte.

„Jetzt red dich nicht raus. Ich wette, dass du bereits eine Brille hast und sie nur nicht trägst, weil du es mal wieder für Schwäche hältst.“, behauptete Joey und verdrehte genervt von der ewigen Attitüde des Älteren die Augen.

„Da du mich ja so gut kennst,“, spottete der Brünette, „was macht dich da so sicher, dass ich eine Brille habe? Laut deiner Aussage, würde ich schließlich gar nicht erst zum Augenarzt oder Optiker gehen.“ Mit gehobener Augenbraue beobachtete er interessiert den Kleineren, der jedoch siegessicher zurückgrinste.

„Mokuba.“, beantwortete der Blonde die Frage kurz und knapp, war aber so nett, dies weiter auszuführen.

„Er würde niemals zulassen, dass du aus Eitelkeit deine Gesundheit schädigst. Und da dir seine Meinung wichtig ist, hast du dich schlussendlich breit schlagen lassen.“, beendete Joey triumphierend seine Ausführung und zeigte dem Älteren weiter sein Strahlemann-Lächeln. Kaibas finsterer Gesichtsausdruck sprach hingegen Bände und bestätigte somit die Vermutungen des Jüngeren.

„Jetzt setz sie schon auf. So schlimm wird’s ja wohl nicht sein.“, versuchte Joey den Firmenchef zu ermutigen.

„Wenn du lachst, sorge ich dafür, dass du dieses Büro nicht lebend verlässt, um irgendjemandem davon erzählen zu können.“, warnte der Größere und taxierte den Braunäugigen mit einem grimmigen Blick, bevor er wieder zu der altbekannten Schublade griff.

„Ja, ja, nun mach schon.“, forderte der Blonde völlig unbeeindruckt von der Mordandrohung. Schließlich hatte der Ältere ihm in der Vergangenheit schon vieles in Aussicht gestellt und doch war es nie dazu gekommen.

Bedächtig zog Kaiba ein Etui aus dem Fach und öffnete dieses missmutig. Eigentlich wollte er das blöde Ding nicht benutzen, aber leider hatte Wheeler Recht und seine Augen schmerzten bereits von der Anstrengung, die die Bildschirmarbeit mit sich brachte. Und jetzt, wo der Blonde es eh schon wusste, brauchte er sich nicht mehr unnötig selbst zu quälen, bloß um sein Gesicht zu wahren.

Also wickelte er das feindrahtige Gestell aus dem Tuch und setzte die Brille resignierend auf seine Nase. Als er zu dem Jüngeren sah, biss dieser sich unwillkürlich auf die Unterlippe und wurde kurz darauf rot.

Stirnrunzelnd beobachtete der Firmenleiter diese Reaktion und war sich nicht sicher, ob der Andere sich aufgrund seiner Androhung so sehr das Lachen verkniff, dass er sogar seine Gesichtsfarbe wechselte.

Schnell erkannte Joey an Kaibas ärgerlich zusammengekniffenen Augen, was dieser dachte und wedelte abwehrend mit den Händen.

„Nein, nein, ich lache nicht!“, schwor er hastig.

„Vielmehr sieht es…ziemlich..gut aus.“, stotterte er ein wenig unbeholfen, bevor er hastig nach seinem Glas griff und dieses in einem Zug leerte, nur um den Brünetten nicht länger ansehen zu müssen.

Er hatte es ja bereits gewusst, aber verdammt! Den Kerl entstellte einfach nichts. Eher im Gegenteil! Die Brille lenkte den Blick jetzt noch viel mehr auf diese intensiven, blauen Augen und kleidete den Firmenleiter wirklich unglaublich gut. Dadurch wirkte der Andere noch erwachsener und intelligenter und trotzdem wollte Joey einfach kein anderes Wort als „heiß“ dazu einfallen. Das konnte doch nur mit dieser dämlichen Zukunftsvision zusammenhängen, da er eigentlich überhaupt nicht auf Männer stand. Immerhin hatte er zwei Jahre Zeit gehabt, sich intensiv darüber Gedanken zu machen! Er hoffte nur, dass sie die weiteren vertraglichen Regelungen schnell über die Bühne bringen konnten, damit er nicht länger als nötig in Kaibas Gegenwart bleiben musste, solange dieser das Gestell auf der Nase trug.

Der Ältere brummte nur kurz als Zeichen, dass er diese Antwort bewilligte und wandte sich nun wieder seinem Bildschirm zu.

„Ich bin dafür, dass Yuuki Zuhause unterrichtet wird.“, teilte der Brünette dem Jüngeren plötzlich mit, da auch er heute noch fertig werden wollte.

Überrascht schaute der Braunäugige wieder zu dem Älteren. Immer cool bleiben. Wäre doch gelacht, wenn er sich durch ein schlichtes Drahtgestell doch noch von Kaiba in die Knie zwingen ließ!

„Warum? Ich finde, er sollte in eine Kita gehen. Yuuki ist immerhin schon Drei und hat noch nie mit anderen Kindern gespielt, wenn ich das gestern richtig mitbekommen habe.“, sprach sich Joey für die öffentliche Einrichtung aus und sah den Anderen erwartungsvoll an.

„Zuhause könnte er viel besser gefördert werden. Die Kita ist doch nur ein Spaßverein, der die Kinder beschäftigt, bis die Eltern wieder Zeit für sie haben.“, erwiderte der Brünette nur geringschätzig.

„Ja und? Darum geht es doch, wenn man ein Kind ist. Um Spaß!“, begehrte der Kleinere auf und wedelte bekräftigend mit einer Hand durch die Luft, als ihm plötzlich eine Idee kam. Unvermittelt beugte er sich ein Stück nach vorn und stützte seine Ellenbogen auf den Knien ab.

„Wie wär’s? Wir machen für beide Varianten eine Pro- und Kontra-Liste und sehen einfach, was besser ist. Jeder vertritt dabei seinen Standpunkt, weshalb ich für die Kita die Pro-Seite nennen werde und für den Privatunterricht das Kontra.“, schlug Joey selbstsicher lächelnd vor und fühlte sich dabei fast wie bei einem ihrer Duelle.

Interessiert hob der Ältere eine seiner Augenbrauen.

„Das ist für deine Verhältnisse ein überraschend vernünftiger Vorschlag.“, meinte der Firmenchef fast schon anerkennend.

„Wie willst du den Gewinner bestimmen? Schließlich gibt es zwei Listen.“, gab der Blauäugige zu bedenken und riss einen Zettel von seinem Notizblock ab, um auf jeder Seite eine der beiden Möglichkeiten zu notieren.

Nachdenklich kratzte sich der Blonde am Kopf.

„Ich würd sagen, bei wem es mehr Pros gibt, der hat gewonnen. Falls da aber Gleichstand sein sollte, dann gewinnt derjenige, der zusammen mehr Pro- und Kontra-Antworten hatte.“

Zustimmend nickte Kaiba, hatte aber auch noch etwas anderes im Sinn.

„Wenn wir schon mal dabei sind, können wir auch gleich den Einsatz etwas erhöhen.“, unterbreitete der Größere seinerseits einen Vorschlag.

„Der Gewinner hat einen Wunsch bei dem Anderen frei. Wann er diesen einlöst, ist ihm natürlich selbst überlassen.“

Überrascht sah Joey den Älteren an.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte er wissen, da er mit so etwas nicht gerechnet hatte.

Selbstsicher lächelte der Brünette und lehnte sich entspannt in seinem Bürosessel zurück.

„Man kann nie wissen, wann man einen Gefallen braucht, nicht wahr?“, meinte er nur und ließ seine Arme locker auf die Lehnen sinken.

Kurz überlegte der Braunäugige, bevor er nickte.

„Meinetwegen. Aber er sollte erfüllbar und moralisch vertretbar sein.“, stimmte er schließlich unter diesen Bedingungen zu, da er ja irgendwas aus der Geschichte mit Duke gelernt haben musste.

„Also schön.“, gab Kaiba seinerseits sein Einverständnis dazu.

„Womit willst du anfangen?“

„Wir können gerne mit deiner Idee beginnen. Dafür müssten wir aber noch klären, wer Yuuki unterrichten würde. Gehst du da von dir aus oder würdest du einen oder gar mehrere Lehrer kommen lassen?“, wollte der Jüngere noch wissen, da das einen entscheidenden Unterschied für seine Verteidigungsstrategie machte.

Kurz dachte der Brünette nach. So gern er selbst Yuuki alles beibringen wollte, würde er einfach nicht die Zeit dafür haben.

„Es würde zunächst ein fester Privatlehrer sein.“, beantwortete er schließlich die Frage und der Blonde nickte verstehend.

„Gut. Da du in diesem Fall die Pro-Seite vertrittst, fängst du an.“, erklärte Joey und rutschte wieder tiefer in seinen Stuhl. Das versprach spannend zu werden, jetzt wo Kaiba auch noch einen Wunsch in Aussicht gestellt hatte. Wäre doch gelacht, wenn er nicht endlich mal gegen diesen eingebildeten Fatzken gewinnen konnte!

„Wie bereits erwähnt, könnte Yuukis Intelligenz Zuhause entsprechend gefördert werden.“, begann der Größere mit dem bereits bekannten Punkt und notierte diesen bei Pro.

„Genau da finde ich, dass das Lernen zu sehr im Vordergrund stehen würde. Er ist schließlich ein Kind und sollte Spaß haben dürfen, bevor der Ernst des Lebens mit der Schule und den Hausaufgaben beginnt.“, hielt der Braunäugige dagegen und beobachtete genau, dass der Ältere das auch ja aufschrieb.

„Der Lernstoff könnte aber individuell auf ihn zugeschnitten werden, sodass es nicht zu viel für ihn werden muss.“

„Ich kann mir aber vorstellen, dass so ein Privatlehrer mehr kostet, als die Betreuung in der Kita.“

„Als ob Geld für mich eine Rolle spielen würde. Wichtiger ist: Wenn der Junge Zuhause bleibt, erregt er auf jeden Fall keine Aufmerksamkeit.“

Irritiert runzelte der Jüngere die Stirn.

„Aber dafür weiß dann der Lehrer ganz genau, zu wem er gehört. Und das wolltest du doch vermeiden.“, gab Joey zu bedenken, sodass Kaiba dies jetzt ebenfalls stirnrunzelnd den vorangegangenen Punkten hinzufügte, da ihm der Gedanke tatsächlich nicht gefiel.

„Dafür sparen wir uns den Zeitaufwand für den Hin- und Rückweg.“, fuhr er anschließend fort.

„Aber es gibt bei euch keine anderen Kinder zum Spielen, was Yuuki sicher sehr traurig machen wird.“, versuchte der Blonde an das Mitleid des Älteren zu appelieren. Dieser sah ihn hingegen nur missbilligend an, bevor er noch einmal kurz die angesprochenen Ansichten überflog.

„Hast du dann noch etwas dagegen? Sonst steht es bis jetzt 4 zu 4.“

„Nein, wir können gleich bei der Kita weitermachen.“, informierte der Jüngere den CEO und begann auch gleich mit dem ersten Punkt, während Kaiba seinen Zettel umdrehte.

„Wie ebenfalls schon mehrfach erwähnt, gibt es in der Kita andere Kinder, mit denen er spielen kann.“

„Diese von dir viel gepriesenen Kinder könnten ihn aber auch ärgern, da er mit den blonden Haaren und blauen Augen ganz besonders herausstechen wird. Das sollte ich vielleicht noch bei Pro für den Privatunterricht vermerken.“, bemerkte der Brünette und wollte das kleine Blatt noch einmal wenden. Doch der Jüngere schnellte plötzlich aus seinem Stuhl nach vorne und knallte seine Hand auf dieses.

„Vergiss es! Diese Seite haben wir abgehakt.“, knurrte er den Anderen fast schon an und sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herüber. Egal wie gut dieser Bastard mit Brille auch aussah, er ließ sich doch nicht von ihm seinen Gleichstand ruinieren!

Mit ebenfalls verengten Augen schaute der Blauäugige zurück.

„Fein. Dann mach weiter.“, meinte er nur monoton, löste seine Hand von dem Zettel und rückte seine Brille mit Daumen und Zeigefinger an einem Bügel etwas zurecht. Insgeheim ärgerte es ihn aber schon, dass er die Chance auf die Führung verpasst hatte.

Zufrieden setzte sich Joey wieder richtig hin und legte einen Fuß auf das andere Bein.

„Natürlich sind Kinder manchmal gemein. Deshalb finde ich es ja so wichtig, dass Yuuki in die Kita geht und dort lernt, mit ihnen umzugehen. Ich bin mir allerdings auch sicher, dass er dort positive Erfahrungen machen wird.“, lächelte der Braunäugige zuversichtlich.

„Die Kita hat nicht immer geöffnet.“, warf der Ältere als nächstes in den Raum und notierte dies auf der Kontra-Seite.

„Und? Du willst ihn doch am liebsten eh gleich Zuhause lassen.“, erwiderte der Blonde nur augenrollend.

„In der Kita kann er jedenfalls ein ganz normales Kind sein, was du ja wohl erreichen willst, indem du seine Verwandtschaft mit dir versteckst.“, meinte Joey und hoffte, dass das zog. Doch der Andere zeigte nicht die geringste Regung und notierte nur das Gesagte, bevor er sein Gegenargument vorbrachte:

„Die Kita ist ein regelrechter Brutherd von Keimen. Wer weiß, wie oft er dort krank werden und uns alle anstecken wird.“

„Das stimmt wohl. Aber dafür könntest du ihn nachmittags selbst unterrichten, da du Zeit für deine Arbeit gehabt hättest und Yuuki noch nicht erschöpft vom Lernen wäre.“, spielte der Blonde grinsend diese Karte aus und wusste, dass das dem Älteren gefallen würde. Dessen Augen zuckten auch sofort in seine Richtung, doch wie immer wollte er nicht zu viel von seinen Gefühlen preisgeben, weshalb der Brünette nur erwiderte:

„Das Personal wird gelegentlich unterbesetzt oder auch überfordert sein.“

„Mag sein. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Kleine sich wahnsinnig auf deine Lerneinheiten am Nachmittag freuen wird, wo er dort den ganzen Tag doch nur körperlich statt geistig gefordert wurde.“, schlug der Jüngere noch einmal in die gleiche Kerbe.

„Dann bleibt immer noch die Sache mit dem Zeitaufwand für den Hin- und Rückweg.“, erinnerte der Größere und drehte den Stift zwischen seinen Fingern, nachdem er seinen Einwand vermerkt hatte.

„Das ist aber gar nicht nett, dass du den vorherigen Pro-Punkt jetzt noch einmal bringst.“, entgegnete der Blonde und sah den Älteren tadelnd an.

„Du haust mir doch auch die ganze Zeit „die anderen Kinder“ um die Ohren, obwohl du ihr Fehlen vorher noch bemängelt hast.“, erwiderte Kaiba unbeeindruckt und verschränkte demonstrativ die Arme vor dem Körper.

„Hm, stimmt.“, gab Joey nach kurzem Überlegen dem Anderen Recht.

„Ist aber egal, denn jetzt kommt mein Lieblings-Grund: Yuuki sollte eine Kita besuchen, damit ich ihn abholen und Zeit mit ihm auf dem Heimweg verbringen kann!“, verkündete er schließlich triumphierend, da das für ihn das Totschlagargument überhaupt war.

Etwas überrascht sah der Ältere ihn an.

„Du möchtest ihn abholen? Jeden Tag?“, fragte er noch einmal nach, um sicher zu gehen, dass er das richtig verstanden hatte.

Nachdrücklich nickte der Blondschopf.

„Sicher doch. Immerhin wird er größtenteils mit Mokuba und dir zusammen sein, da er bei euch wohnen wird. So kann ich ihn wenigstens auch regelmäßig sehen und ihr müsstet euch nicht um die Abholung kümmern. Laut deiner liebenswürdigen Aussage von vorhin, wird es ja eh kein Schwein interessieren, wenn ich das tue.“

Nachdenklich legte der Brünette eine Hand an sein Kinn, während er den Jüngeren beobachtete und dessen Euphorie auf sich wirken ließ.

„Das klingt tatsächlich vernünftig. Aber schaffst du das zeitlich überhaupt zwischen Ausbildung und Nebenjob?“, wollte der Größere noch wissen, damit es hinterher keine bösen Überraschungen gab.

„Das ist kein Problem.“, versicherte der Braunäugige.

„Ich hab gestern schon mit dem Chef wegen meiner Arbeitszeiten gesprochen und in Absprache mit den anderen Aushilfen ist eine Verschiebung nach hinten machbar, sodass ich genug Zeit haben werde, den Kleinen abzuholen und auch noch ein bisschen was mit ihm zu machen. Und ansonsten gibt es ja noch das Wochenende, an dem ich vorbeikommen kann.“, berichtete Joey völlig zufrieden mit seiner Organisation.

Mit einem kurzen Nicken deutete der Firmenleiter seine Zustimmung an.

„Also gut. Aber wenn du ihn enttäuschst, wirst du das bitter bereuen, Wheeler.“, versprach Kaiba und sah den Braunäugigen warnend an.

„Hey, das musst du mir nicht extra sagen! Ich will ihn genauso wenig unglücklich sehen wie du.“, entgegnete der Hitzkopf beleidigt und erwiderte den Blick des Älteren mit ebenso schmalen Augen. Doch dann besann er sich auf den derzeitigen Stand und grinste den Älteren frech an.

„Damit steht es dann wohl 6 zu 5 für mich.“, erklärte Joey triumphierend, da er nicht nur seinen Vorschlag durchgesetzt sondern auch noch gegen den Anderen gewonnen hatte.

„Komisch, bei mir steht es 5 zu 5.“, erwiderte der Blauäugige nur und tat verwundert.

„Das liegt wohl daran, dass du den letzten Punkt noch gar nicht aufgeschrieben hast, Geldsack!“, informierte der Jüngere den Firmenchef angesäuert. Dass der einem aber auch immer den ganzen Spaß verderben musste…

„Na sowas.“, meinte der Angesprochene hämisch grinsend, holte dies aber sogleich nach.

„Dann sind wir uns also einig und Yuuki geht in die Kita?“, wiederholte Joey noch einmal ihre Absprache, um klarzustellen, dass er tatsächlich gewonnen hatte.

„Da wir offensichtlich beide etwas davon haben werden, stimme ich dem zu.“, nickte der Ältere und begann, diese Vereinbarung schriftlich festzuhalten.

„Hast du bereits eine Kita im Sinn?“, erkundigte er sich noch und sah den Jüngeren fragend an.

„Nein. Die Entscheidung überlass ich ganz dir, da du ja auch die Kosten an der Backe haben wirst.“, meinte der Blonde, fühlte sich aber schon etwas schlecht deswegen.

„Wird denen denn nicht auffallen, dass du die Rechnung für ein Kind bezahlst, das den gleichen Nachnamen wie du hat?“, fiel ihm dabei noch siedend heiß ein und erschrocken blickte er zu dem Größeren, der jedoch unbeirrt weiterschrieb.

„Wird es nicht.“, meinte der Brünette nur gelassen.

„Ich habe bereits gestern mit einem befreundeten Anwalt besprochen, dass er jegliche Geldtransaktionen für Yuuki als eine Art Patenonkel durchführen wird. Das beinhaltet ebenso, dass das Kindergeld zu ihm überwiesen wird.“

Erleichtert atmete Joey die automatisch angehaltene Luft wieder lautstark aus und sah anerkennend zu dem Älteren.

„Wow, da hast du ja echt an alles gedacht.“

„Eben. Und deshalb gibt es noch ein paar grundlegende Regeln für den Aufenthalt in meiner Villa.“, kündigte Kaiba an und reichte dem Blonden ein weiteres Schriftstück, bevor er sich wieder in seinem Bürosessel zurücklehnte.

„Ich fasse dir noch einmal kurz die wichtigsten Punkte zusammen, damit ich sicher sein kann, dass du auch alles verstanden hast, bevor du unterzeichnest.“

„Was denn? Unterschreiben soll ich das auch noch?“

Missmutig glitt der Blick des Jüngeren von dem Papier zu Kaiba. Dieser stützte gerade die Ellenbogen auf den Armlehnen ab und verschränkte lässig seine Finger ineinander.

„Sicher, das ist Bestandteil des Vertrages. Schließlich muss ich etwas Nachweisbares in der Hand haben, falls du dich nicht daran halten solltest.“, erklärte der Firmenchef und schlug ein Bein über das andere.

Resignierend warf der Blonde das Blatt wieder auf den Schreibtisch zurück, schob seinen Stuhl ein ganzes Stück nach hinten, bevor er sich tiefer darin sinken ließ, um kurz darauf die Beine auszustrecken und die Arme vor dem Körper zu verschränken.

„Bin ganz Ohr.“, gab er schließlich das Startsignal, als er damit fertig war, es sich bequem zu machen.

Kurz beäugte der Brünette ihn noch kritisch, um sicher zu gehen, dass er auch ganz sicher die Aufmerksamkeit des Anderen hatte.

„Zunächst einmal haben andere Leute oder Kinder nur nach vorheriger Absprache mit mir Zutritt, damit ich zuvor deren Hintergrund prüfen kann.“, begann er, wurde aber bereits jetzt von dem Jüngeren unterbrochen.

„Was glaubst du denn, wen ich alles kenne?“, empörte sich dieser sofort und sah ärgerlich zu dem Größeren.

„Du warst in einer Gang. Man weiß nie, welche Schatten der Vergangenheit einen manchmal heimsuchen.“, erklärte der Blauäugige gelassen und spielte damit auf seine eigene überraschende Begegnung mit Gozaburo in der Cyberwelt an.

Mürrisch nickte der Blonde verstehend, da er diese Sorte alter Bekannter auch ungern in der Nähe seines Sohnes sehen wollte.

Da der Jüngere scheinbar mit seinem Einwand fertig war, machte der Firmenchef mit dem nächsten Punkt weiter:

„Des Weiteren dürfen keine Fotos vom Gebäude oder der Überwachsungseinrichtung gemacht werden. Von Personen nur mit deren Genehmigung, wobei auch hier das Verkaufen strengstens untersagt ist und umgehend zur Anzeige gebracht wird.“

„Wow! Das klingt, als würde ich dich ausspionieren wollen.“, meinte der Kleinere doch ganz schön beleidigt, als er dies hörte. Das Wort „Vertrauen“ existierte im Wörterbuch des Anderen wohl tatsächlich nicht…

„Keine Sorge, dabei handelt es sich um eine Standard-Klausel, die auch alle meine Angestellten in ihren Verträgen zu stehen haben. Was mich gleich dazu bringt, dass das Personal nicht wegen irgendwelcher unsinnigen Belange von ihrer Arbeit abgehalten werden darf.“, fuhr der Brünette fort, hielt aber gleich darauf wieder inne, weil der Jüngere sich meldete, um anzuzeigen, dass er etwas sagen wollte.

„Frage: Was zählt deines Erachtens nach als unsinnig?“

„Wie schön, dass du fragst.“, meinte der Firmenchef süffisant.

„Dazu zählt beispielsweise, wenn die Bediensteten zum Verstecken spielen angehalten werden sollten oder womöglich auch als Bühnenbild missbraucht werden. Eben alles, was nicht mit ihrer Arbeit zu tun hat.“, erklärte der Größere und wurde mit einem verstehenden Nicken seines Gegenübers belohnt.

„Einen Saft dürfen sie mir aber schon holen, oder?“

„Das zählt durchaus zu ihren Aufgaben, ja. An Alkohol brauchst du aber nicht mal zu denken. Zigaretten und Drogen sind ebenfalls in meinem Haus untersagt.“, ging es mit den Regeln auch schon weiter, jedoch nicht ohne einen drohenden Unterton in Kaibas Stimme.

Abwehrend hob Joey die Hände.

„Sieh mich nicht so an. Entgegen meiner Gang-Vergangenheit hab ich mit allen drei Dingen nichts am Hut. Da ist bei zu vielen, die ich kenne, einfach zu viel Scheiße passiert.“, erklärte er und der Ältere nickte kurz zufrieden.

„Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass ausschließlich Türen zum Betreten und Verlassen von Räumen genutzt und keine Gegenstände entwendet werden.“

„Warum hast du es dann gerade doch erwähnt?“

„Weil ich es kann.“, kam die prompte Antwort des Älteren.

„Natürlich, warum hab ich nur gefragt?“, warf der Braunäugige resignierend die Hände in die Luft.

„Ist mir auch immer wieder schleierhaft.“, meinte Kaiba dazu nur trocken.

„Ansonsten gibt es nur noch zu erwähnen, dass du nur Zutritt zu gestatteten Räumen hast und diese bitte auch wieder ordentlich hinterlässt.“

Etwas irritiert blinzelte der Blonde.

„Gestattete Räume?“, wiederholte er ungläubig, da er sich nicht sicher war, ob er den Sinn dahinter richtig interpretiert hatte.

„Ich weiß, darunter kannst du dir nichts vorstellen, da du dich ja ganz gern über solche „Kleinigkeiten“ hinwegsetzt. Damit ist gemeint, dass du nur nach Aufforderung oder im Beisein eines Bewohners oder Bediensteten einen Raum betreten darfst.“, erklärte der Brünette liebenswürdigerweise.

„Findest du das nicht etwas übertrieben? Ich werd schon nicht durch’s ganze Haus stromern und in deinen Sachen rumschnüffeln.“, meinte Joey genervt mit den Augen rollend. Der Ältere war ja mal wieder so was von paranoid!

„Wäre besser, weil ich dich sonst an die Leine legen werde.“, schmunzelte der Ältere belustigt, weil Wheeler jetzt schon selbst Hunde-Assoziationen erwähnte. Dieser knurrte daraufhin mürrisch, da ihm plötzlich auch aufgefallen war, dass er gerade eine gute Vorlage für den Größeren geschaffen hatte.

„Haben wir’s dann?“, erkundigte sich Joey, da er heute ja noch mehr vorhatte.

„Sobald du alles unterschrieben hast. Das betrifft die Einverständniserklärung für das geteilte Sorgerecht, die Hausordnung und unsere Vereinbarungen, die wir bei Gelegenheit noch weiter ausbauen können.“, erinnerte Kaiba den Blonden und griff zu seinem Drucker hinüber, um den frisch ausgegebenen Vertrag daraus zu entnehmen und seine eigene schwungvolle Unterschrift darunterzusetzen, bevor er sie dem Anderen hinüberschob.

Schnell las sich der Jüngere noch einmal alles durch, um sicherzugehen, dass der Brünette nichts vergessen oder gar abgeändert hatte. Wer war jetzt paranoid…?

Kaiba wartete geduldig, bis der Jüngere mit Lesen fertig war, da er selbst es nicht anders gehandhabt hätte.

„Es sollte alles enthalten sein:

 

1. Yuuki bekommt den Nachnamen „Kaiba“.

 

2. Wir sprechen mit keinem, dem wir nicht vertrauen, über die ganze Sache oder auch nur über die Beteiligten.

 

3. Statt Unterhalt zu zahlen, verbringst du deine Zeit mit dem Kleinen.

 

4. Yuuki geht in eine Kita, die ich noch aussuchen werde.

 

5. Du holst ihn täglich ab und bringst ihn zu uns nach Hause.

 

6. Du darfst uns unglaublicher Weise auch an den Wochenenden belästigen.

 

7. Jeden Nachmittag innerhalb der Woche und wann immer Yuuki sonst Lust hat, bekommt er Unterricht von mir.

 

8. Mein vertrauter Anwalt übernimmt die Zahlungen als „Patenonkel“, um die Verwandtschaft geheim zu halten und erhält auch das Kindergeld.“

 

, ratterte der Blauäugige alles aus dem Gedächtnis runter.

Bei jedem vorhandenen Punkt hatte Joey zustimmend genickt, musste nun aber doch noch etwas bemängeln:

„In der Aufzählung fehlt eigentlich nur noch, dass ich einen Wunsch bei dir frei habe.“

„Das kannst du dir doch sicher auch so merken.“, meinte der Ältere und konnte ein Augenrollen nicht vermeiden.

„Ich schon. Aber ich fürchte, bei dir könnte das Gedächtnis im entscheidenden Moment nachlassen.“, meinte der Blonde bestimmt und musterte den Anderen misstrauisch.

Mühsam um Fassung bemüht, schloss der CEO seine Augen und atmete einmal tief durch.

„Wheeler…unterstellst du mir gerade allen Ernstes, ich würde meine Versprechen nicht halten?“

Der Blick, der den Jüngeren diesmal aus den blauen Augen traf, ließ diesen hart Schlucken, zumal selbst die Brille diesem nichts von seiner Schärfe  nehmen konnte.

„Das nicht unbedingt.“, meinte Joey schnell und leckte sich etwas nervös über die trockenen Lippen.

„Aber ich weiß, wie du meist auf meine Person reagierst. Und da die Sache mit dem Wunsch nur ein Zusatz war und nicht wirklich etwas mit Yuuki zu tun hatte, fällt er für mich eher in die Kategorie „Unsere sonstigen kleinen Streitigkeiten“, wie du es vorhin so schön genannt hast.“, rechtfertigte er seine Äußerung und sah dem Größeren dabei fest in die Augen.

Der Firmenchef atmete noch einmal kontrolliert aus, bevor er das Wort an den Blonden richtete.

„Wie es scheint, sollte ich für unsere zukünftigen Aufeinandertreffen etwas klarstellen: Wenn ich ein Versprechen gebe, dann gedenke ich dieses auch einzuhalten, egal um wen es sich dabei handelt oder welchen Umgang ich normalerweise mit demjenigen pflege. Verstanden?“, wollte der Brünette mit schneidender Stimme und eisigem Blick wissen. Offensichtlich war er mächtig angepisst, weil der Jüngere seine Integrität in Zweifel zog.

Etwas widerwilligt nickte der Jüngere, da er Standpauken schon in der Schule gehasst hatte. Und diese war auch noch von Kaiba! Aber gut. Vielleicht hatte der Ältere ja Recht und er hätte ihm etwas mehr Anstand zutrauen sollen. Aber hey! So undurchsichtig wie Kaiba sich immer gab und so ätzend wie er sich ihm oftmals gegenüber verhalten hatte, woher hätte er das da bitte wissen sollen? Bloß weil der Größere vorher einigermaßen zuvorkommend gewesen war, bedeutete das schließlich nicht, dass dieser Zustand auch bis zum Schluss anhielt.

„Fein. Also kann ich davon ausgehen, dass du dich noch daran erinnern wirst, wenn ich dann mal deswegen auf dich zukomme.“, schlussfolgerte Joey und unterschrieb die drei Schriftstücke.

„Ja.“, erwiderte der Brünette kurz angebunden und sah den Jüngeren weiterhin mehr als verstimmt an.

„Gut, dann werd ich jetzt gehen. Ich will wie versprochen noch zu Yuuki.“, teilte der Braunäugige dem Größeren um Frieden bemüht mit und stand auf, um sich erst mal ausgiebig zu strecken. Die ganze Sitzerei hatte seine Glieder ordentlich ermüdet.

„Hattet ihr eigentlich gestern noch Probleme mit dem Radio?“, erkundigte sich Joey ehrlich interessiert.

„Nein. Mein einziges Problem bist du.“, entgegnete der Brünette trocken und war ganz offensichtlich noch nicht dazu bereit, über den Fauxpas des Jüngeren hinwegzusehen.

Kurz erwiderte Joey stumm den Blick des Älteren, bevor er sich umdrehte und auf die gewaltige Bürotür zuging.

„Du wirst mich trotzdem nicht mehr los.“

„…Ich weiß.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  kurai_hana
2018-07-13T00:35:52+00:00 13.07.2018 02:35
Hallöchen,

Super story bis hierhin ^____^ ist echt mal was anderes!

Ich hoffe, du bist immer noch dran an der ff???? O.o will unbedingt wissen, wie sich das weiterentwickelt! :)
Alle Charaktere sind bis jetzt sehr sweet, allen voran natürlich yuuki *_* auch bleiben sie sehr nahe an ihrem original-charakter! Das gefällt mir! ;-)

Ich hoffe, bis bald! LG
Antwort von:  Miisha
19.07.2018 07:06
Hallo kurai_hana,

ich freue mich, dass du den Weg zu mir gefunden hast und über das dicke Lob. -^^-
Bei Kaiba muss ich immer etwas aufpassen, dass er nicht zu kindisch wird. Aber schön zu wissen, dass ich die Charaktere wohl doch ganz gut hinbekomme. :)

Aufgegeben hab ich die FF nicht, aber im Moment finde ich so gut wie keine Zeit zum Schreiben. Ich hoffe aber, dass sich das demnächst wieder ändern wird. ^^
Von:  solty004
2018-06-15T11:42:15+00:00 15.06.2018 13:42
Hey
Sorry das so lang ging mit Kommentar.

Das super wie du es gemacht das Gespräch zwischen den beiden Väter. Auch die Entscheidung ist richtig das der kleine in eine öffentlich Einrichtung geht wegen den Kontakten zu anderen. Die für Kinder so wichtig sind ob es gut Erfahrungen sind wie auch schächte den das formt den späteren Erwachsenen.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Antwort von:  Miisha
19.07.2018 06:59
Hi solty,

vielen Dank für deinen lieben Kommentar. ^^
Ich finde auch, dass man Kinder nicht voneinander isolieren sollte, weshalb Joey gewonnen hat. XD
Und Kaiba hat ja auch was davon.

Ich hoffe, dass ich bald wieder zum Schreiben komme, da ich den Verlauf der nächsten Kapitel bereits geplant habe. Allerdings werde ich gerade privat etwas stark eingenommen.

Bis hoffentlich bald. :)
Von:  Onlyknow3
2018-05-29T14:04:14+00:00 29.05.2018 16:04
Also die Story gefällt mir, muss mir unbedingt noch OS dazu lesen.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Miisha
29.05.2018 21:45
Hey, vielen Dank!
Ich freu mich über jeden neuen Leser. Vor allem, wenn er mir einen Kommentar da lässt. ;)
Aber ich kann mir vorstellen, dass manches recht verwirrend war, wenn du den OS noch nicht gelesen hattest. Ich hoffe aber, dass dieser dir genau so gut gefallen wird. ^^
Von:  einfach_Antonia
2018-05-28T16:00:32+00:00 28.05.2018 18:00
Huhu :)
Mal wieder ein gelungenes Kapitel. Man merkt gar nicht, dass du (wie oben erwähnt) Schwierigkeiten mit den Dialogen hattest. Mir gefallen diese nämlich sehr gut.

Ich hätte mit mehr Streiterei zwischen den Beiden gerechnet, aber du hast das mit der Pro und Contra Sache ja sehr diplomatisch geregelt und unsere beiden Streithähne sind ja auch irgendwo ein Stück erwachsen geworden ;)

Jetzt freue ich mich sehr auf das nächste Kapitel und den Alltag mit unserer kleinen Familie *-*

Bis bald
Antwort von:  Miisha
28.05.2018 21:59
Hi,

vielen Dank für den aufbauenden Kommi. :)
Die Dialoge sind weniger das Problem. Eher kostet es mich viel Zeit, das ganze Drumherum so auszuformulieren, dass es sich flüssig liest und häufig gebrauchte Wörter sich nicht so schnell nacheinander wiederholen, sodass es noch gut klingt.

Ich denke, auch ohne zu viel Streit, hatte Kaiba gerade zu Beginn seinen Spaß. XD Und irgendwann mussten die Beiden sich ja einigen, da sie nicht den ganzen Tag damit verbringen wollten, in Kaibas Büro zu hocken und sich gegenseitig anzustarren. Obwohl das unter den richtigen Umständen sicher seinen Reiz hat. ;)

Ich kann nicht versprechen, dass das nächste Kapitel schneller als das jetzige kommt, aber ich arbeite daran. ^^
Antwort von:  einfach_Antonia
29.05.2018 15:08
Hey :)

Ah okay. Ja, das fällt mir teilweise auch etwas schwer. Ich glaube auch da macht Übung den Meister ;)

Immer mit der Ruhe :D Ich werde als Leser nicht weglaufen. Und ich gaube die anderen auch nicht.
Von:  Erika6
2018-05-27T18:15:26+00:00 27.05.2018 20:15
Wiedermal ein tolles kappi, bin gesapnnt wie es mit den 3 weiter geht :D
Antwort von:  Miisha
28.05.2018 21:37
Hey,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. ^^
Ich bin auch gespannt, was mir alles noch so für die Beiden einfällt. XD
Manches entwickelt sich ja tatsächlich erst beim Schreiben.


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