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Nimm meine Hand

Der Weg aus der Einsamkeit
von

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Der Weg aus der Einsamkeit

Ein Nebel hatte sich in den Straßen von Kirigakure gelegt. Er war ungewöhnlich dick um diese Jahreszeit und erschwerte mir deutlich das Atmen. Vorsichtig tastete ich mich die Wände entlang, da man nicht einmal die Hand vor der Nase erkennen konnte.
 

Etwas an diesem Nebel war merkwürdig. Er wirkte unnatürlich und schmeckte süßlich.

Ich hätte nicht in die Stadt gehen sollen, der Kauf von Soja-Soße hätte auch morgen erledigt werden können. Doch wie so oft, wollte ich alles sofort gemacht haben.
 

Erschrocken fuhr ich zusammen, als eine starke Windböe durch die Gasse zog und den Nebel verwehte. Verwundert blieb ich stehen und sah mich um. Es war keine Menschenseele auf der Straße vorzufinden.
 

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und meine Nackenhaare stellten sich auf. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Mein Herz schlug fest gegen die Brust. Ich sollte hier unbedingt schnell weg. Mit geschärften Sinnen schlich ich langsam in die Richtung, die mich aus der Stadt führen würde.
 

Meine Schritte hallten durch die Straße und die Wände warfen ein viel zu lautes Echo zurück. Normalerweise war die Stadt um diese Uhrzeit noch sehr lebendig. Doch nun waren nicht einmal Vögel auf der Straße zu sehen, die am Boden irgendwelche Reste aufsammelten.
 

Ängstlich sah ich hoch zum Himmel, der wie eine pechschwarze Decke über mir hing. Ich konnte keinen einzigen Stern am Himmel entdecken. Alles hier schrie nach Gefahr.

Ich beschleunigte meine Schritte.

Irgendwann setzte ich zum Laufen an.
 

Plötzlich hörte man von irgendwo her den markerschütternden Schrei einer Frau. Entsetzt blieb ich stehen und sah mich um. Verwirrt drehte ich mich im Kreis. Der Schrei schien durch das Echo von überall herzukommen. Gerade als ich einen Schritt in die Richtung machen wollte, aus der ich den Schrei vermutete, tauchten Shinobi auf den Dächern über mir auf.
 

Das Klirren von aufeinander treffenden Klingen erfüllte die Luft. Ein Mann wurde getroffen und fiel auf unnatürliche Weise vom Dach. Sein Kopf landete zuerst auf dem gepflasterten Weg, was mir einen erstickenden Laut entlockte, ehe ich mir die Hände vor den Mund schlug. Zum einen aus Angst, die Shinobi könnten mich bemerken, zum anderen wollte ich dem Bedürfnis mich zu übergeben entgegenwirken. Meine Sicht verschwamm plötzlich und als ich blinzelte, spürte ich eine Träne meiner Wange herunter bahnen.
 

„Kommen Sie. Sie müssen hier weg!“ befahl mir eine Frau, doch ich konnte den Befehl nur verzerrt wahrnehmen. Alles um mich herum schien sich zu drehen.
 

Das hier war alles nur ein schlimmer Traum. Gleich würde ich aufwachen und in meiner normalen, heilen Welt sein. Wo ein Tag voller Alltagsprobleme, Freude und Wut auf mich wartete.

Das hier durfte nicht real sein. Konnte es nicht!
 

Plötzlich flogen Kunai an meinem Kopf vorbei und ich erstarrte aus Angst. Meine Hände fingen an viel zu stark zu zitterten und auch mein Atem ging viel zu schnell. Ich war kurz davor zu hyperventilieren. Wie paralysiert starrte ich immer noch den toten Shinobi vor mir an.
 

Wie konnten Menschen sich so etwas nur gegenseitig antun? Mit welchem Recht nahmen sie das Leben eines anderen?

Das Bild vor meinen Augen veränderte sich plötzlich und alles was ich sah, war die Farbe braun. Überrascht ging ich einen Schritt zurück und prallte gegen eine Wand. Als ich erkannte, dass die Farbe zu einer Shinobi-Weste gehörte, hob ich meinen Blick und sah auf das Stirnband.
 

Iwagakure.
 

Der Mann, welcher mir gegenüber stand, grinste mich schelmisch an.
 

„Bitte nicht“, flüsterte ich unter Tränen. „Lasst mich in Ruhe. Bitte.“
 

Doch der Mann lächelte nur. Er war dem Blutrausch verfallen und beleckte sich die Zähne. Er genoss die Macht, einem Menschen das Leben zu nehmen.

Ich verschloss meine Augen vor dem Grauen. Darauf hoffend, dass dies nur ein böser Traum sei und ich bald aufwachen würde.
 

„Yuki!“
 

Panisch riss ich die Augen auf, denn diese Stimme wollte ich an diesem Ort nicht hören. Innerlich schrie ich ihn an, dass er weglaufen solle, sofort! Doch als ich ihn ansah, lächelte er mir aufmunternd zu.
 

„Renn weg Kleines. Hier ist es zu gefährlich. Du musst leben, hörst du! Für mich … für sie!“
 

Verwirrt sah ich ihn an. Warum redete er mit mir, als wäre das unser Abschied.

Noch bevor ich zu einer Antwort ansetzten konnte, fiel er plötzlich auf die Knie und spuckte eine beängstigende Menge an Blut auf den Boden.
 

„Oh Gott.. Nein. Oh Gott. Bitte nicht.“ Ich ging in die Hocke und versuchte die Ursache für diese Menge an Blut auszumachen. Aber es war aussichtslos. Selbst ich wusste, dass diese Menge an ausgetretenem Blut zu viel war. Viel zu viel.
 

„Yukiko. Lauf! Hörst du! Passt auf euch auf. Ich liebe d …“ Seine Augen starrten mich in diesem Moment entsetzt an und ich erkannte ein weiteres Kunai, dass plötzlich in seinem Hinterkopf steckte.

„Nein. Nein. Nein. … Bitte nicht.“
 

Vorsichtig fing ich meinen Retter auf, bevor er auf den Boden fiel und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich auch, hörst du. Ich … liebe dich.“ Meine Schultern fingen an zu beben und in diesem Moment verabscheute ich alle. Diese kranke Welt. Menschen, die sich aus Habgier gegenseitig umbrachten.
 

Und am meisten diese Marionetten dieser Verbrecher. Wie konnte jemand, der bei Sinnen war, freiwillig ein Shinobi werden.

Doch dann sah ich zu dem Mann auf meinen Knien. Ich durfte nicht so denken. Nicht jeder war so. Manche taten es aus Liebe für ihre Mitmenschen.
 

Sein Tod sollte nicht umsonst gewesen sein. Vorsichtig löste ich sein Stirnband und nahm es als Andenken an mich, ehe ich ihm einen letzten Kuss auf die Lippen drückte und um mein Leben rannte.
 

Bei einer alten Hütte am Waldrand hielt ich inne und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Noch nie hatte ich so viel rennen müssen. Verwirrt blieb ich stehen, als ich die offene Tür sah. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, stürmte ich hinein und sah mich in dem kleinen Zimmer um.
 

„Arisu? Arisu wo bist du? Wir müssen von hier weg. Sofort!“ Hektisch rannte ich in dem kleinen Zimmer herum und packte kleine Andenken an diese Zeit hier in den erstbesten Rucksack, den ich finden konnte.
 

Als noch immer keine Antwort von Arisu kam, ging ich mit zittrigen Knien zum Schlafzimmer. Etwas stimmte hier ganz offensichtlich nicht. Oder war Arisu in den Wald geflohen? Ich hoffte, dass es letzteres war. Doch als ich die Tür öffnete und ich mir der Situation klar wurde, gaben meine Knie nach.
 

Fassungslos riss ich die Augen auf und sah zu der alten Frau auf dem Boden. Eine riesige Blutlache umrandete sie und das kleine Bündel, welches ebenfalls am Boden lag.
 

„Bitte nicht. Arisu?“ Wimmernd kroch ich zu ihnen und nahm das kleine Bündel in die Arme. „Nein. Nein. Kleines. Nein.“

Ein hysterischer Schrei gefolgt von einem Schluchzen brach aus mir heraus, als ich in die blauen Augen des kleinen Babys sah.
 

Leere blaue Augen …
 


 

Das Licht kitzelte sie an der Nase, weshalb sie diese genervt kraus zog, ehe sie anfing zu blinzeln. Yukiko war zu müde, um schon aufzustehen, Dennoch richtete sie sich auf und rieb sich die Augen wach. Noch immer im Halbschlaf sah sie sich prüfend um. Sie hatte im Wald übernachten müssen, da sie in der Nähe keine Herberge gefunden hatte. Wahrscheinlich war das Dorf, in welches sie wollte, schon in der Nähe.
 

Bei der Aussicht bald anzukommen, zog sich ihr Magen zusammen. Sie war so nervös davor. Was wenn alles schief laufen würde? Was wenn es einem Außenseiter nicht gewährt war, dort zu leben? Erst recht nach den Anschlägen.

Nachdenklich biss sie sich in ihre Unterlippe und stand auf. Ihre Gelenke protestierten mit einem lauten Knacksen, weshalb sie genervt die Augen verdrehte. Die Nächte wurden kühler und nach dem gestrigen langen Marsch wurde ihr Körper immer träger.
 

Gähnend holte sie ihre Trinkflasche aus dem Rucksack und nippte daran, während sie an den Traum zurück dachte. Es war nichts Neues für sie, von den Geschehnissen zu träumen. Nichts Neues aus dieser Verzweiflung aufzuwachen und von der Einsamkeit umarmt zu werden. Jeden Tag aufs Neue musste sie versuchen mit dem Verlust zu leben. Sie hatte keine Familie, die sie trösten konnte. Keinen Beruf, dem sie nachgehen konnte und ihren Schmerz im Alltagsstress zu vergessen. Nichts davon hatte sie, um wieder in ein normales Leben zurückkehren zu können.
 

Jeden Tag musste sie ihr Herz auf ein Neues zusammenfügen und darauf hoffen, dass es die Nacht überstand. Vergeblich. Denn wenn sie aus diesem Albtraum erwachte, mit dem Wissen, dass es nicht nur ein schlimmer Traum, sondern die bittere Realität war, zerbrach es auf ein Neues.
 

Ob sie jemals damit zu leben lernen würde?
 

Nachdenklich sah sie zum Himmel, welcher ihr einen weiteren Stich ins Herz versetzte. Heute würde ein warmer Tag werden, denn er hatte dieses hell strahlende Blau, dass sie in ihren Träumen verfolgte. Die leeren blauen Augen.

Müde von ihren Gedanken schüttelte sie den Kopf und machte sich auf den Weg nach Konohagakure.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hatte diese Geschichte vor langer Zeit mal veröffentlicht, sie aber dann wieder gelöscht.
Nach 6 Jahren bin ich soweit, dass ich sie erneut hochlade - Hierbei handelt es sich um eine Trilogie ...
und die Updates sollten regelmäßig jeden Donnerstag erfolgen :)

LG mickii Komplett anzeigen

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