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Jay wollte mehr über sie erfahren und fragte sie daher über ihr früheres Leben aus. Luan nahm das mit Humor, wie er erfreut feststellte. Und wie Jay heraus fand, war sie schon damals abenteuerlustig gewesen. Auch ihre lebhafte Art zog ihn förmlich an. „Genug von mir“, entschloss Luan. „ Was ist mit dir? Du hast bestimmt einige spannende Geschichten zu erzählen.“ Ihm war klar, dass sie irgendwann mehr wissen wollte, was sich bei ihm als Problem heraus kristallisierte. „Ich“, begann Jay zögerlich. „Um ehrlich zu sein, fällt mir nichts ein. Außer die Storys, die du wahrscheinlich schon von Jules kennst.“ „Wie kommt das?“, ihr Mund blieb vor Erstaunen offen stehen. „Es ist kompliziert. Im Kino habe ich ja bereits angedeutet, dass meine Vergangenheit so eine Sache ist, die mich sichtlich geprägt hat. Ich weiß kaum noch Sachen aus meiner Kindheit oder Jugend. Das mag sonderbar klingen, aber ich lüge dich nicht an. Es ist leider die Wahrheit. Ich denke, dass es eine Art Schutzmechanismus ist.“ Luans Augen fixierten ihn. Ihr katzenhafter Blick hatte etwas Magisches, dem er sich kaum entziehen konnte. „Keine Sorge. Ich dränge dich nicht.“
 

Luans Hand legte sich in seine. Jay spürte die Körperwärme, die von ihr ausging und nun auch ihn erfüllte. „Ein spezielles Erlebnis hat dafür gesorgt“, erklärte Jay. „Irgendwann werde ich es Jules und dir erzählen. Leider weiß er es nämlich ebenfalls nicht.“ „So wie ich ihn einschätze, lässt er dir alle Zeit, die du brauchst.“ Erstaunlich wie gut Luan seinen Freund mittlerweile kannte. „Hey, wie wäre es mit Musik?“, sie schnippte mit den Fingern. „Keine schlechte Idee.“ „Sehr gut.“ Begeistert stand sie auf und legte eine CD in ihren Player ein. Er lächelte amüsiert vor sich hin. In dieser Sache war Luan wohl ein wenig altmodisch. Jedoch empfand er dies keineswegs als störend. Es machte Luan umso sympathischer. Der Beat des Songs setzte ein und sofort erkannte Jay den Titel. „Dr. Dre“, rief er. Sein Körper machte sich selbstständig, schoss in die Höhe und er begann sich zu bewegen. Luan ließ ihn nicht aus den Augen. Langsam ging sie auf ihn zu. Rhythmisch umkreiste sie ihn und er ließ sich darauf ein. Die Unsicherheit der beiden verschwand. Spätestens als Jay ihre Hände nahm und diese auf seine Schulter legte. Luan hielt sich an ihm fest. Lächelnd sahen sie einander an. „Ich wusste doch, dass du gut tanzen kannst“, äußerte Luan. „Du bist besser als ich.“
 

„Einigen wir uns darauf, dass wir es beide drauf haben.“ „Du gibst nicht gerne nach oder?“, er grinste. „Ich bin bisher nie jemanden wie dir begegnet und das ist durchaus als Kompliment gemeint.“ „Und Jules?“ „Er ist auch anders. Ihr beide unterscheidet euch grundlegend, von den Menschen, die ich bisher kannte. Ich glaube, ihr seid die Einzigen, die mich verstehen können.“ Eine Hand suchte nach der seinigen und er spürte, dass sie keine Scheu mehr ihm gegenüber verspürte. Sie verschmolzen im Takt der Musik zu einem Bündel. Es fühlte sich richtig und befreiend an. Luan schmiegte sich an ihn. Seine Hände lagen nun mehr auf ihrer Taille. Dennoch hatte Jay hierbei keine Hintergedanken. Tanzen war für ihn ein Ausdruck von Leben und Freiheit. Luan sah das genauso. Viel zu oft agierte man eingeschränkt oder traute sich nicht aus sich heraus zu kommen. Für Jay war Musik, das Sprengen seiner Fesseln. Er vergaß für einen Moment Flo, den Leistungsweis und andere Sorgen, die auf ihm lasteten. Eine langsamere R&B-Nummer setzte ein.
 

Luan bewegte sich im Takt auf und ab. Ihr Po rieb sich an Jays Schritt, der sich auf ihr Spiel einließ. Sie waren Akteure der Musik, sich treiben lassend und offen für einen neuen Morgen. Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Jay stellte sich vor gemeinsam mit Jules und Luan am Strand zu verweilen. Vor ihnen der Sonnenuntergang, der ihre Umgebung in ein sanftes Rot tauchte. Alle Menschen waren ausgelassen. Sie sprangen enthusiastisch empor und lösten sich von ihren erdigem Dasein. So musste sich der Himmel anfühlen, dachte Jay. Jules strahlte wie schon lange nicht mehr. Sein Glück bedeutete ihm mehr als alles andere. Allmählich wurde Jay sich dessen bewusst. Er dirigierte Jules, zu ihnen zu kommen. Zu dritt tanzten sie nun, die letzten Strahlen der Sonne auf ihrer Haut spürend. Sie versanken ineinander und verloren sich. Als gäbe es nur noch sie.
 

Jays Lider öffneten sich. Vor ihm Luan, deren Gesicht nur ein paar Millimeter entfernt war. Ihre Nasenspitzen berührten sich. „E-entschuldige“, stotterte sie. „Hey, ganz ruhig.“ Er versuchte Luan zu beruhigen. Mit einem Mal zog sie Jay an sich und schlang ihre Arme um seinen Körper. Er fragte nicht, was dies zu bedeuten hatte. Viel mehr ahnte Jay, dass Luan ihn gerade brauchte. Daher folgte er ihr und legte seine Hände ebenso um ihren Körper. Bewegungslos verharrten sie in der Position.
 

*****
 

Jules lag schon im Bett als er endlich das ersehnte Klicken des Schlosses hörte. Zur Sicherheit hatten sie Jay bereits einen Schlüssel anfertigen lassen. „Hey, Süßer“, er beugte sich über Jules und gab ihm einen Kuss. „Entschuldige, dass es später geworden ist.“ „Kein Problem.“ Er lauschte, wie Jay aus seiner Baggypants schlüpfte und noch einmal ins Bad ging, um sich fürs Schlafengehen fertig zu machen. Wenig später kam er wieder. Sachte kroch Jay zu Jules ins Bett. „War dir langweilig?“, erkundigte er sich nach dem Tag seines Freundes. „Ich war mit Unisachen beschäftigt.Das nahm mehr Zeit in Anspruch als ich dachte. Danach habe ich ein paar Runden gezockt. Wie war es bei euch?“ „Wo soll ich da nur anfangen?“ Gespannt hörte er den Erzählungen seines Freundes zu. „Luan scheint es dir angetan zu haben“, schlussfolgerte Jules. „Aber es freut mich, dass ihr euch versteht.“ „Ich habe ihr vieles zu verdanken“, gestand der Schwarzhaarige. „Zum Beispiel, dass ich jetzt weiß, wie falsch es war, sich mit Flo anzufreunden. Im Grunde brauche ich nicht viele Menschen um mich herum sondern die Richtigen!“ Jules erstaunte dieser Satz seines Partners. In vergangenen Zeiten war er sehr auf seinen Ruf bedacht gewesen.
 

„Außerdem hatte ich einen seltsamen Tagtraum“, flüsterte Jay. „Magst du mich in diesen einweihen?“ „Klar, aber lach mich bitte nicht aus. Versprochen?“ „Du hast mein Wort“, gab Jules mit leiser Stimme zurück. „Na ja, ich habe mir vorgestellt, wie es wäre mit euch beiden Urlaub zu machen. Dieser Gedanke hat etwas. Jedoch weiß ich nicht, wie du dazu stehst. Keine Sorge, ich mische mich nicht in eure Beziehung ein.“ „Wir haben keine Beziehung“, er machte eine Pause. Eigentlich hatte er sich nach einem Urlaub mit Jay gesehnt. Und zwar nur mit ihm. Andererseits mochte er Luan. Sie waren schließlich allesamt befreundet. Trotzdem verwirrten ihn seine Gefühle, die sich langsam entwickelten. In ihm saß die Angst, einen der beiden verlieren zu können. Warum musste Jules auch so kompliziert sein? Als ob die Transidentität nicht reichte, war er auch noch pansexuell und polygam. Hin und wieder kam in ihm der Wunsch, einfach angepasst zu sein.
 

Doch was bedeutete schon Normalität? Dieser Begriff war dehnbar. Vielleicht machte er sich völlig umsonst so viele Sorgen. Jules ächzte missmutig auf. „Falls du es nicht möchtest, kann ich das absolut nachvollziehen“, meinte Jay. „Lass uns das mit Luan besprechen“, sprach Jules müde. „Ist in Ordnung. Dann schlaf gut, Schatz.“ Jay gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. Sein Körper rückte näher zu dem des Blonden, der es kaum glauben konnte, dass Jay inzwischen solche Worte an ihn richtete. Vor Monaten war dies kaum denkbar gewesen. „Du auch“, raunte er in die Dunkelheit des Zimmers. Wenig später versank Jules in seine Träume. Am nächsten Morgen konnte er sich nur noch schwach an diese erinnern. „Hmm“, gab ein schlafender Jay von sich. Jules grinste und rüttelte sanft an ihm. „Hey, Schnarchnase. Zeit aufzuwachen.“ Davon ließ sich Jay jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Du Schlafmütze“, Jules zwickte ihn, was der einzige Weg war, ihn wach zu bekommen. Sofort schellte Jay empor. „Autsch“, maulte er. „Tut mir leid, aber du warst ja förmlich im Koma.“ „Tss. Du liebst es eben mir weh zu tun.“ „Waaas?“, Jules wurde lauter.
 

„Das war Spaß. Ach Mensch, wäre heute doch bloß keine Uni.“ „Leider kann man sich das nicht aussuchen. Aber ehe du dich versiehst, ist der Tag sowieso vorbei.“ Nörgelnd stand Jay auf. Er war schon immer ein Morgenmuffel gewesen. Um seiner Laune entgegen zu wirken, ging Jules in die Küche und machte ihnen Frühstück. Nach dem ersten Schluck Kaffee, wurden seine Lebensgeister endlich geweckt. Er half Jules mit dem Abwasch und gemeinsam verließen sie das Haus. Unterwegs sprachen und scherzten sie über vielerlei Sachen, unter anderem über Jays Gebrabbel, während er geschlafen hatte. „Erinnere mich bloß nicht daran“, er gluckste. „Das ist mir echt peinlich.“ „Ich finde es süß.“ Jules lächelte. Sein Freund sagte nichts. Manche Sachen waren ihm eben unangenehm. Umso mehr überraschte es Jules, als er hinab blickte und erst jetzt realisierte, dass Jay die ganze Zeit über seine Hand gehalten hatte. Er ließ sie nicht einmal los, als sie das Gelände der Universität betraten.
 

„Jay, ich“, flüsterte er. „Ich weiß genau, was ich tue. Wir haben uns viel zu lange versteckt“, äußerte Jay entschlossen. Vor seinem Seminarraum machten sie Halt. „Ich muss zur Vorlesung“, Jules ließ Jays Hand los, doch dieser zog ihn zu sich. Leidenschaftlich küsste er seinen völlig überrumpelten Partner. „Bis später“, zischte Jay in sein Ohr. Jules nickte. Lächelnd ging er in Richtung des Vorlesesaals und streifte dabei Flo, der ihn entsetzt und mit offenem Mund anstarrte. Gekonnt ignorierte er ihn. „Was zum?! Was genau hat das jetzt zu bedeuten?“, hörte er Flo schreien. Der arme Jay. Nun musste er sich auch noch mit diesem Rowdy auseinander setzen.



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