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„Was für ein überheblicher Kerl“, Luan runzelte genervt die Stirn. „Du meinst Flo oder?“, hackte Jules nach. „Natürlich. Hast du gemerkt, dass er mich sofort angebaggert hat? Dabei ist er überhaupt nicht mein Typ.“ „So ist er halt. Einfach ignorieren.“ „Das fällt mir schwer bei solch aufgeblasenen Wichtigtuern.“ „Ich kann dich da absolut verstehen, aber ich kenne ihn länger. Man sollte ihm nicht noch großartig Beachtung entgegen bringen.“ Sie ließ sich auf einer Bank nieder. „Möchtest du etwas vom Kiosk haben? Kaffee? Cola? Was auch immer es ist, ich gebe es dir aus.“ „Da nehme ich doch glatt eine Hinfahrt zum Mond ohne Rückflug für diesen Flo.“ „Damit kann ich leider nicht dienen“, Jules lächelte schwach. „Kaffee“, antwortete sie. „Alles klar. Ich bin gleich wieder bei dir.“ „Bis gleich.“ Er beeilte sich. Ein wenig ärgerte sich Jules über Flo. Man konnte ihn jedoch nicht ändern. Zudem war es doch klar, dass er eine Schönheit wie Luan bezirzen wollte.
 

„Dein Kaffee“, er reichte ihr einen Pappbecher. „Merci“, Luan versuchte ein fröhlicheres Gesicht zu ziehen. Um sie aufzumuntern wechselte Jules das Thema. Nichtsdestotrotz ließ sie diese Sache nicht los. „Jules“, flüsterte Luan. „Ja?“ „Es fällt dir bestimmt schwer darüber zu sprechen, aber was ist da genau zwischen Flo und dir? Er scheint dich ja regelrecht zu hassen.“ Abwiegend wie er beginnen sollte, schwieg er bis er sich gesammelt hatte. „Zuerst war er an sich ganz okay zu mir. Das war wo er dachte ich sei eine cis Frau“, bei ihr konnte Jules diese Wörter verwenden, da er Luan in die Materie bereits eingeführt hatte und sie recht schnell mit den dementsprechenden Begriffen zurecht kam. „Irgendwann begriff er, dass ich anders war. Mein Aussehen wandelte sich immer mehr zum Männlichen. Insbesondere durch die Hormone. Selbstverständlich entging Flo nicht, dass ich auf die Männertoilette ging. Zuerst meinte er, dass ich pervers sei. Ein Spanner oder Fetischist. Als ich ihm erklärte, dass ich trans bin war es völlig aus zwischen uns. Erst recht als er mitbekam, dass ich Kontakt zu Jay habe. Ich hatte Flo einige Zeit vor ihm kennengelernt.“
 

„Lass mich raten“, sie vollführte eine galante Handbewegung. „Flo will euren Kontakt unterbinden?“ „Ganz genau“, lautete die ernüchternde Antwort. „Er meint, ich sei eine Abart der Natur und tue Jay nicht gut. Zusätzlich zu den homophoben Witzen, die er über mich reißt.“ „Ekelhaft“, resümierte Luan. „Ich hasse solche Menschen. Das geht ihn doch absolut nichts an!“

„Du bist die Beste“, er schmunzelte. Durch sie vergaß er, dass ihn Flo nicht nur einmal gedroht hatte. Mittlerweile war Jules es leid. Tief in seinem Inneren spürte er aber, dass die Sache nochmals ausarten würde. Luan lehnte sich an ihn. „Vergiss diesen Sparten“, sprach sie. „Ich versuche es“, Jules seufzte auf. „Was hältst du eigentlich von Jay?“ „Hmm“, Luan nippte an ihrem Pappbecher.
 

„Vom ersten Eindruck her nett. Andererseits habe ich eine gewisse Unruhe bei ihm bemerkt.“ „So?“, Jules blinzelte. „Mir scheint als ob er sich eine Menge aus der Meinung anderer Leute macht.“ Sie hatte damit genau ins Schwarze getroffen. Ihre Menschenkenntnis war ausgesprochen gut. „Du wiederum scheinst einen positiven Einfluss auf ihn zu haben“, stellte Luan fest. „Ich will es hoffen.“ „Wie lange seid ihr schon befreundet?“ Bei dieser Frage ihrerseits, hielt er inne. Es waren jetzt über zwei Jahre, in denen jedoch viel passiert war. In diese Erlebnisse konnte er sie aber noch nicht einweihen. „Eine lange Zeit“, Luan pfiff als Jules ihr antwortete. „Merkt man aber auch.“ „Um ehrlich zu sein ist Jay mein einziger Freund. Jedenfalls hier an der Uni. Flo ist nicht gänzlich unschuldig an dieser Situation.“ „Du hast etwas vergessen“, Luan zwinkerte. „Ich studiere schließlich ebenso an dieser Uni und ich zähle dich längst zu meinen Freunden dazu.“ „Danke“, ein wenig war es ihm peinlich, dass sie ihn da zuvor gekommen war. „Pff, das nehme ich dir jetzt übel.“
 

Sie spielte die Beleidigte. Bei Luan erkannte er allerdings sofort, dass dies ein Spaß war. In jener Sache unterschied sie sich stark von Jay, der manchmal einem versiegeltem Buch glich „Entschuldige, ich habe mit meinen Mitmenschen nicht sonderlich gute Erfahrungen gemacht“, erklärte Jules. „Kein Ding“, zeigte sie sich verständnisvoll. „Mir geht es da ähnlich. Bei dir habe ich dennoch ein gutes Gefühl.“ Ihr Kuss kam Jules wieder in den Sinn. Luan war die erste Frau, die ihn auf diese Art und Weise behandelte. Teils musste Jules das erst einmal realisieren. Normalerweise nutzten die meisten Frauen, die er bisher getroffen hatte, ihn eher dafür aus um an Jay heran zu kommen. An ihn selbst entwickelten oftmals skurrile Leute Interesse, die sich nicht selten in Fetischkreisen bewegten. Und wenn Jules etwas hasste, dann fetischisiert zu werden. Solche Personen sahen ihn nicht einmal als Menschen an sondern viel mehr als obskures Objekt ihrer Begierde. Die Erinnerungen daran wollte Jules am liebsten verdrängen. „Kommst du kurz mit?“
 

Luan hatte ihn ins Hier und jetzt zurück geholt. „Ich muss in die Bibliothek. Unser Dozent hat uns heute die Bücherliste gegeben. Da wollte ich nachschauen ob einige der Literaturvorschläge eventuell zu bekommen sind.“ „Na, worauf wartest du noch?“, Jules sprang dankbar darüber, dass sie ihn aus seiner Misere befreit hatte auf. „Lass uns gehen.“ Die Universitätsbibliothek strahlte eine ungemeine Ruhe aus. Flo mied diesen Ort. Das wusste Jules von Jay, den man zum Besuch der Bibliothek ebenfalls überreden musste. Er allerdings mochte die Stille und Arbeitsatmosphäre dort.

Früher war er Flo so aus dem Weg gegangen. „Weißt du, wo ich die finden könnte?“, Luan hielt ihm ihre Liste unter die Nase. „Mal schauen“, Jules ging die einzelnen Titel durch. Auch wenn sie die Bibliothek mittlerweile umgebaut hatten, fand er sich recht schnell zurecht und konnte Luan behilflich sein. „Du bist ein Schatz“, lobte sie Jules Leistung. Sie hatten fast die Uhrzeit außer Acht gelassen. Er schnappte sich den Stapel Bücher. „Nicht, dass Jay denkt wir hätten ihn vergessen“, bemerkte Jules. „Soll ich dir nichts abnehmen?“ Sie eilte hinter ihm her. „Quatsch. Alles gut“, dementierte er. „Hey, wenn wir beim Thema Gleichberechtigung sind“, Luan ließ sich nicht abwimmeln und griff ihm ein paar Exemplare weg. „Wenn schon dann richtig.“ „Du bist schlimm.“ „Nö“, Luan grinste. „Ich weiß nur, was ich will.“ „Ich weiß und zugegeben beeindruckt mich das.“
 

Sie kamen rechtzeitig an. Sogar noch einige Minuten, bevor Jays Dozent das Seminar beendete. Als die Schar letztendlich durch die Tür hinaus in die Freiheit stürmte, konnte er die Erleichterung in den Augen seines Freundes erkennen. „Geschafft“, äußerte Jay seine Freude. „Ihr wart fleißig, wie ich sehe?“ Er deutete auf die Bücher. „Ja, Dank Jules konnte ich endlich ein paar Sachen erledigen.“

„Er kann eben ein echter Motivator sein“, Jay lächelte ihm zu. „Ihr übertreibt“, meinte Jules. Er wollte ihnen ein wenig Raum einräumen, sich kennenlernen und trat daher ein paar Schritte zurück. Sein Wunsch war es, dass sich die beiden verstanden. Immerhin waren sie ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Eine Hand legte sich auf Jules Schulter. Er wand sich hastig um und blickte direkt in Flos Gesicht, das vor Abneigung ihm gegenüber geradezu einer verzerrten Fratze glich. „Das könnte dir so passen, nicht wahr?“, zischte er. „Ich habe keine Ahnung auf was du genau hinaus willst.“
 

„Spiele nicht den Unwissenden! Ich rede von ihr. Weiß sie von deiner Abnormalität? Bestimmt verschweigst du es nur um sie hinters Licht zu führen“, unterstellte ihm Flo. „Zu deiner Information“, Jules schnaufte. „Luan ist meine Transidentität vollkommen gleichgültig. Nicht jeder ist so oberflächlich wie du, Flo.“ Sein Atem wurde schneller. Innerlich genoss Jules diesen Moment. Es kam selten vor, dass er über ihn triumphierte. „Denke bloß nicht, dass es das gewesen war“, drohte ihm Flo. „Noch fühlst du dich sicher, was wahrscheinlich an deinem Bodyguard liegt. Aber glaube mir … so bald du alleine bist, wirst du dein blaues Wunder erleben.“ Ein fieses Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen. Er wurde von purem Hass dominiert, wie Jules geschockt feststellte.
 

Zu Beginn seines Studium war dies ganz anders gewesen. Flo hatte ihm sogar in dem ein oder anderen Bereich geholfen. Umgedreht genauso. Dies lag jedoch lange hinter ihnen. Seitdem Jules offen als Mann auftrat, bekam er seine Abneigung stets zu spüren. Besonders schlimm wurde es mit der ersten Operation. Und nun standen sie hier. „Warum hasst du mich eigentlich so?“, fragte Jules. Flo wich zurück, überrascht von seiner Erkundigung. „Alles klar bei dir?“, Luan trat nun auf sie zu.



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