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Rot wie Herbstlaub

von

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„Pika…“

„Und dann hat er gesagt, ich soll mich nicht so anstellen! Ihr klebt doch fast jeden Tag online aneinander, jetzt tu nicht so, als wäre sie plötzlich ein anderer Mensch, nur weil sie vor dir steht.“

Lilly blies die Wangen entrüstet auf, wirbelte zu Fünkchen herum, doch der nächste Protest blieb ihr im Halse stecken. Ihr Pikachu hatte beide Pfötchen vor die Schnauze gedrückt und versuchte offensichtlich, sein Lachen zu ersticken. Unwillkürlich musste Lilly auch lachen. Sie ging in die Hocke und stupste mit der Fingerspitze gegen ein rotes Pikachu-Bäckchen.

„Ich weiß. Meine Gladio-Imitation ist furchtbar.“ – „Pika!“, erwiderte Fünkchen, und jetzt lachte es wirklich, machte sich nicht mehr die Mühe, es zu unterdrücken. Die Freude ihres kleinen Partners beruhigte Lilly, ohne dass sie es bewusst merkte – sie stellte nur irgendwann fest, dass ihr Herzschlag sich normalisiert hatte und dass der Blick in den Spiegel ihr keine Panik mehr bereitete.

 

Vorhin hatte sie sich fast wie damals gefühlt, als sie vor Bill gestanden hatte, um ihn um ein Heilmittel für ihre Mutter zu bitten.

 

Natürlich hatte sie Angst gehabt. Er war ihre große Hoffnung gewesen, und was, wenn er nicht helfen könnte–? Bis zu dem Moment, an dem Bill ihr lächelnd seine Hilfe zugesagt hatte, war es furchtbar gewesen, Lillys Herz hatte gegen ihren Brustkorb gehämmert, dass es wehtat, und ein dicker Kloß im Hals hatte ihr den Atem geraubt.

Danach war alles besser geworden. Wissend, dass ihre Mutter in guten Händen war, und wissend, dass auch unsichtbare Wunden Zeit brauchten, um zu heilen, war Lilly losgezogen. Nach Alabastia. Zu Professor Eich. Um mit klopfendem-aber-nicht-schmerzendem Herzen in seinem Labor zu stehen und einem dicken, aufgeregten Kloß im Hals, während ihr Magen fröhliche Purzelbäume schlug. Ein Pokédex. Ein Pokémon. Ein kleines, hübsches Glumanda, das fröhlich gekiekst hatte, als es sie das erste Mal gesehen hatte, vertrauensvoll die dicken Stummelärmchen nach ihr ausstreckte.

 

Jetzt fühlte sich die Aufregung in ihrem Inneren wieder mehr an wie die freudige Erwartung, die sie verspürt hatte, als sie Flämmchens Pokéball das erste Mal geöffnet hatte.

 

„Pika!“

 

Sie schrak zusammen, als Fünkchen sie aus ihren Gedanken riss. Blinzelnd sah sie im Spiegel zu ihrem kleinen Partner, der aufgeplustert hinter ihr stand, die Ärmchen in die Hüfte gestemmt.

„Pika!“

Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, was Fünkchen von ihr wollte. Einen Moment und einen zufälligen Blick auf die Uhr, der ihre Augen riesig vor Schreck werden ließ.

„Oh nein, ich komm zu spät! Fünkchen, wieso hast du denn–?“ – „Pika!!!“

Hab ich wohl. Du hast mir nur nicht zugehört, du Träumerin!

So schnell sie konnte überprüfte sie, dass sie auch nichts vergessen hatte. Portemonnaie, Pokédex, Pokébälle. Ein letzter Blick in den Spiegel bestätigte, dass ihre Frisur noch saß, die sie in aufwändiger, stundenlanger Arbeit sorgfältig hochgesteckt und mit hübschen Spangen und Haarnadeln verziert hatte, und auch der Kimono, den sie mit der Hilfe ihrer Mutter ausgesucht hatte, saß noch immer, genau wie der aufwändig gebundene Obi, der im Rücken eine hübsche Schleife formte.

Das klassische Kirschblütenmuster mochte nicht unbedingt zur Jahreszeit passen, aber die rosa Blüten hatten Lilly und ihrer Mutter gefallen, genauso wie der Stoff, der einen sehr hübschen Farbverlauf von Weiß bis zu einem strahlenden Himmelblau hatte. Es war, als hätte man den Frühlingshimmel zu einem Stoff gesponnen.

Weil Fünkchen ihr so sehr damit in den Ohren gelegen hatte, durfte es Lilly außerhalb seines Pokéballs begleiten; es war klein genug, dass es die Festivalbesucher nicht stören dürfte, außerdem hatte Lilly gehört, dass wohl viele Leute ein freilaufendes Pokémon dabeihaben würden – es gehörte einfach dazu. Auch Fünkchen trug einen hübschen Kimono, den es selbst ausgesucht hatte, und an seinem Ohr war ein dazu passender Haarschmuck befestigt.

Lilly warf noch einen Blick in den Spiegel. Hinter ihr schnaufte Fünkchen entnervt. Sie blinzelte es entschuldigend an, dann holte sie tief, tief Luft.

 

„Los geht’s.“

 

 

 
 

***

 

 

 

Das jährliche Erntefest in Teak City war weltbekannt. Es fand im Herbst statt, wenn der unzählige Fächerahorn rings um die Stadt herum in grellem Rot erstrahlte, bevor die herbstliche Regenzeit einsetzte und die Herbstsonne die ganze Welt noch in Gold tauchte.

Jedes Jahr lockte das Fest unzählige Besucher, nicht nur aus ganz Johto, sondern aus der ganzen Welt. Die Herbergen in Teak City waren teilweise schon Monate vorher für diesen Zeitraum ausgebucht, und zum Fest selbst waren die großen Straßen so vollgepfropft mit Menschen und ihren Pokémon, dass man nichts mehr sah als bunte, traditionelle Kleidung und hübschen Haarschmuck.

 

Das erste Mal davon gehört hatte Lilly, als sie durch Kanto gereist war, um Pokémon zu fangen und Arenen herauszufordern.

Es war Jahre her. Damals hatte sie eine hübsche, junge Trainerin aus Johto getroffen, die ihr davon erzählt hatte. Für einen kurzen Zeitraum waren sie Weggefährten gewesen, bevor sie sich wieder voneinander verabschiedet hatten. Lillys Ziel war Prismania City gewesen, während ihre kurzzeitige Kameradin weiter in den Süden der Region wollte.

Damals hatte Lilly schon beschlossen, dass sie das Fest mit eigenen Augen sehen wollte. Sie war nur einfach nie dazu gekommen bisher. Und dann hatte Moon erzählt, dass sie im Sommer nach Johto reisen würde, weil das als nächstes auf ihrer Liste an Regionen stand, die sie besuchen wollte, um die dortige Pokémonliga herauszufordern.

 

Es war die perfekte Gelegenheit und Lilly hatte sie sofort beim Schopf gepackt und sich mit ihr verabredet.

 

Sie war schon seit einigen Tagen in der Stadt, und sie hatte die Vorbereitungsarbeiten des Festivals gesehen. Wie die Holzbuden auf den Straßen aufgestellt wurden. Wie die große Bühne auf dem Marktplatz gezimmert wurde. Im Tanztheater gab es Einführungskurse in die klassischen Tänze, die beim Fest getanzt werden würden. Lilly hatte an einem der Kurse teilgenommen, aber zu ihrem Leidwesen feststellen müssen, dass ihr das Tanzen in den eng gewickelten Kimonos überhaupt nicht lag, und was an den ausgebildeten Tänzerinnen und sogar vielen der Neueinsteiger wunderschön fließend und elegant aussah, war bei Lilly ein ungelenkes Herumhopsen, weil sie viel zu sehr darauf bedacht war, nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern.

Spaß gemacht hatte es trotzdem und sie freute sich darauf, irgendwann im Laufe des Tages zur Bühne zu schlendern und zuzusehen, wie die Tänzer, Musiker oder Trommler, wer auch immer gerade auf der Bühne stand, ihr Handwerk präsentierten.

Noch am vorigen Abend hatte sie eine letzte Runde durch die Straßen gedreht, hatte sich umgesehen und die noch leblosen Buden in ihrer Vielzahl bestaunt, hatte sich die Bühne angesehen und sich vorgestellt, wie sie aussehen würde, wenn unzählige Menschen sich um sie versammelten und die Tänze, die sie im Theater schon gesehen hatte, hier aufgeführt wurden. Sie war einmal die Hauptstraße entlanggelaufen, die breit genug war, um trotz der Buden links und rechts Raum für eine Parade zu lassen, die am Nachmittag losziehen und mit dem Sonnenuntergang enden würde.

Hier und da hatte sie Dekorationen gesehen, doch es war nur wenig gewesen. An einigen Häusern hingen aufwändig dekorierte Papierlampions und andere Dinge, die in den schönsten Herbstfarben erstrahlten. An einigen der Buden hing schon ein bisschen Zierde, und zwischen einigen Häusern waren die Straße entlang lange Schnüre gespannt, an denen über den Köpfen der Menschen ebenfalls Papierlaternen und andere Papierdekorationen hingen, die sacht im Herbstwind schaukelten.

 

Sie hatte unterschätzt, wie sehr die letzte Nacht und der frühe Morgen des Festivals die Stadt noch verändern würden.

 

Inzwischen war die Dekoration überall. Jede kleine Holzbude war reich dekoriert, es waren Werbetafeln aufgestellt worden, die die angebotenen Waren anpriesen. Überall hingen Papierlaternen und -Lampions. Über den Straßen. Zwischen den Buden, wo sie nicht direkt aneinanderkuschelten. Alles war bunt und farbenfroh geschmückt worden.

Gestern war schon mehr auf den Straßen losgewesen als es üblicherweise wohl normal war. Heute war es noch viel schlimmer: Überall waren nur noch Menschen. Menschen in bunten Kimonos, begleitet von Pokémon, die größtenteils auch in kunterbunte Kleider gehüllt waren. Aus der Ferne schon hörte Lilly die Trommeln, deren steter Rhythmus gerade vom Marktplatz heranwehte.

Es war wunderschön. Es war so atemberaubend, dass ihr das Herz bis zum Halse schlug, während sie ihre ersten, zögerlichen Schritte zwischen die Feiernden machte. Sie war spät dran, entsprechend hielt sie sich kaum damit auf, die bunten Büdchen zu betrachten, sondern eilte direkt zu dem Treffpunkt, den sie mit Moon ausgemacht hatte – die alte Turmruine im Westen der Stadt. Es dürfte auch hier nicht unbedingt menschenleer sein, aber das Festival selbst sollte die meisten Schaulustigen anziehen und damit von der makabren Sehenswürdigkeit ablenken.

 

Die Rechnung ging auf. Die Menschenmasse war überschaubar, als Lilly mit eiligen kleinen Trippelschritten heraneilte. Die Turmruine ragte vor ihr in die Höhe. Sie war geschmückt worden, passend zum Fest; es sah seltsam deplatziert aus, die bunten Laternen und Papierdekore an der teilweise immer noch rußschwarzen Fassade zu sehen, die im Bereich des ersten Stockwerkes abbrach.

Lilly wurde langsamer, als sie den Eingangsbereich der Ruine erreichte, sah sich um. Sie entdeckte Moon zwischen den Schaulustigen nicht, doch wenn sie ganz ehrlich war, war sie sich gar nicht sicher, dass sie ihre Freundin ohne weiteres erkennen würde. Sie war sicher auch in einen Kimono und aufwändigen Haarschmuck gekleidet.

„Hilf mir suchen“, bat sie an Fünkchen gewandt. Sie lächelte.

„Du weißt noch, oder? Sie hat Miku dabei. Es sieht ein bisschen aus wie du, das findest du sicherlich.“

Fünkchen pikapite bestätigend und reckte sich auf ihrer Schulter, so hoch es konnte, während es sich umsah, ein kleines Pfötchen über den Augen, um sich gegen die Sonne zu schützen.

 

Sie fand Moon noch immer nicht. Sie entdeckte auch das Mimigma des Mädchens nirgendwo, so oft sie auch die Pokémon absuchte, die die fremden Menschen mit sich führten. Es waren so viele unterschiedliche! Und genug, die Lilly im Leben noch nicht selbst gesehen hatte. Da schwebte ein Flauschling neben einem kleinen Mädchen mit blonden Locken. Das rosa Pokémon war mit einem knallbunten Obi umwickelt. Eine junge Frau und ein junger Mann, die offensichtlich gemeinsam hier waren, hatten ein Plusle und ein Minun bei sich, die im Partnerlook gekleidet waren. Sie sahen so liebenswert zusammen aus, dass Lilly ihnen einen Augenblick länger hinterher sah, als nötig gewesen wäre, ehe sie sich mit einem verträumten Lächeln abwandte. So hübsch! Träumte nicht jedes Mädchen von Partnerlook mit seinem Partner?

Aber sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen! Sie hatte etwas Wichtigeres zu tun als zu träumen.

Reiß dich zusammen, Lilly!

Sie schüttelte entschlossen den Kopf und wandte den Blick wieder auf die bunte Menge an Menschen vor der Turmruine.

Keine Moon. Immer noch nicht. Plötzlich erklang hinter ihr ein Lachen. Lilly stockte, ihr Magen hüpfte aufgeregt. Sie erkannte die Stimme, hörte sie sie doch fast täglich beim Telefonieren. Ehe sie sich umdrehen konnte, hatten sich zwei Arme um ihre Taille geschlungen und drückten sie an einen fremden Mädchenkörper.

Moon lachte noch einmal auf, und sie klang auf eine vertraute Art selbstzufrieden dabei.

 

„Überraschung! Hier bin ich!“

 

 

 
 

***

 

 

 

„Jedenfalls. Ich bin ein bisschen früher angekommen, als ich geplant hatte, also dachte ich – hey, bis Lilly kommt, steh ich mir sonst nur die Beine in den Bauch, da kann ich mir auch die Turmruine ansehen! Es ist wirklich beeindruckend! Dass man überhaupt noch rein darf… Na ja. Die brüchigen Bereiche sind alle abgeriegelt, so gefährlich ist es also nicht. Und stell dir vor: Im Keller haben sich einige wilde Pokémon eingenistet!“

Lilly lächelte still, während sie Moons Geschichte lauschte. Seit sie ein paar kurze Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hatten, war ihre Freundin jetzt dabei, sorgsam Bericht zu erstatten, was sie seit ihrem letzten Telefonat erlebt hatte – es war viel, so wie jedes Mal. Lilly verstand nicht, wie Moon das schaffte, aber ihr Leben schien immer doppelt so aufregend zu sein wie Lillys eigenes.

Ihr Blick wanderte gedankenverloren von Moons strahlendem Gesicht weiter, während sie erzählte, welche Pokémon sie unten in der Ruine entdeckt hatte. Sie hatte das schwarze Haar größtenteils unfrisiert behalten. Eine riesige Haarspange mit typischem Zierrat war über ihrem linken Ohr befestigt, die kräftigen Rot- und Orangetöne des Haarschmucks erinnerten Lilly an die typische Mütze, die das Mädchen sonst fast immer trug. Ihr Kimono war in passenden Farben gehalten – ein orangeroter Untergrund mit einem wunderschönen, herbstlichen Laubmuster und entspannenden Schnörkeln, die dem ganzen Motiv eine seltsame Ruhe verliehen.

Es war unheimlich hübsch, genau wie das kleine Mimigma, das an Moons Seite war. Miku trug, genau wie Fünkchen, einen Kimono und bunten Schmuck am Ohr. Zufällig ähnelte die Kleidung des Pokémons dem, was Fünkchen sich ausgesucht hatte – Miku wirkte glücklich damit. Die beiden Pokémon führten inzwischen ihr ganz eigenes Gespräch, auf das Lilly gern einen Blick warf, aber sie nicht unterbrechen wollte.

„Zu schade, dass ich keine Spuren von den legendären Raubkatzen gefunden habe…“

 

Lilly merkte auf, hob die Augenbrauen. Sie hatte natürlich von den legendären Raubkatzen gehört, die die Johto-Region durchstreifen sollten, und sich nur den allerallerwenigsten Trainern überhaupt zeigten. Mit legendären Pokémon, hatte sie gelernt, war es eigentlich überall gleich. Die großen, mystischen Kreaturen waren so selten, dass sie oftmals nur noch für Legenden gehalten wurden, doch sie wurden tief verehrt und die Menschen glaubten ohne Ausnahme an ihre Macht. Es erinnerte Lilly immer wieder an Alola und seine Schutzpatrone.

„Weshalb hättest du dort Spuren finden wollen?“

Moon sah sie an, legte den Kopf schief. Dann weiteten sich ihre Augen.

„Oh! Hast du noch nie davon gehört, wie die Raubkatzen entstanden sind?“

Lilly schüttelte den Kopf. So sehr sie sich für Pokémon und ihre Geschichten interessierten, sie kannte lange noch nicht alle.

„Da hast du was verpasst. Dann kennst du also auch die Hintergründe der Turmruine nicht. Okay! Das ändern wir!“

Moon grinste. Sie hob zum Sprechen an, hielt dann aber plötzlich inne, grinsend. Lilly sah sie verwirrt an.

 

„Wenn wir etwas zu essen haben. Ich sterbe vor Hunger! Ob Tali sich wohl immer so fühlt?“

 

Sie lachten beide.

 

Bei dem schieren Übermaß an Angebot war es nicht schwer, etwas zu finden, das man essen konnte. Weil sie einfach so niedlich aussahen, hatten die Mädchen sich schnell für Taiyaki entschieden – karpadorförmige Küchlein, die mit Rote-Bohnen-Paste gefüllt waren. Einige Minuten spazierten sie schweigend nebeneinander her, mit ihrem Essen beschäftigt, während sie die Stände links und rechts bewunderten. Lilly entdeckte wunderschöne, gläserne Windspiele, die wie Palimpalim aussahen. Es gab überhaupt so viel zu entdecken! Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte.

„Also“, begann Moon schließlich. Sie putzte sich gerade noch die Finger an ihrer Serviette ab. Vom Marktplatz wehten leise Klänge herüber, die Lilly aus dem Tanztheater kannte. Eine langsame, mystische Melodie.

„Die Raubkatzen. Es heißt, dass bei einem Brand im Bronzeturm – das ist die Turmruine –, der drei Tage wütete, drei namenlose Pokémon umgekommen sein sollen. Sie waren die einzigen Opfer des Brandes, und niemand konnte sich erklären, woher die Pokémon kamen, oder warum sie da waren. Niemand hatte solche Pokémon je gesehen. Zum großen Erstaunen der Menschen, die gerade dabei waren, die Überreste des Turms zu sichten, erschien plötzlich Ho-Oh. Ho-Oh kennst du?“

Lilly nickte. Sie wusste zumindest grob, dass Ho-Oh ebenfalls ein legendäres Pokémon war, das hauptsächlich mit der Johto-Region assoziiert wurde.

„Es heißt, Ho-Oh habe die drei namenlosen Pokémon zu neuem Leben erweckt. Seitdem existieren Entei, Raikou und Suicune und streifen durch das Land. Manchmal sollen sie zu ihrer Geburtsstätte zurückkehren… tja. Heute nicht.“

Es war eine schöne Geschichte, fand Lilly. Im ersten Impuls natürlich traurig, hatten die Pokémon ihr Leben lassen müssen, doch umso schöner, dass sie zurückkehren durften. Lilly lächelte, sah in die Ferne, wo sie die Turmruine vermutete. Nach einem kurzen Moment wandte sie sich wieder entschlossen an Moon um.

„Du wirst ihnen begegnen.“

Moon lachte.

„Meinst du?“ – „Ganz sicher. Wenn es jemanden gibt, dem ein legendäres Pokémon freiwillig erscheint, dann bist das du, Moon. Denk an Kapu-Riki!“

 

Es war so einfach.

Lilly verstand inzwischen gar nicht mehr, wieso sie überhaupt nervös gewesen war bei dem Gedanken, Moon zu treffen. Jetzt war es, als wären sie nie auseinander gewesen. Der rege Kontakt und die beinahe täglichen Telefonate halfen, dass Lilly heute noch genauso vertraut mit ihrer Freundin war wie damals, als sie streckenweise gemeinsam durch Alola gereist waren.

Sie waren älter geworden. Und gewachsen. Inzwischen überragte Moon sie ein bisschen, ein Anblick, der im allerersten Augenblick fast seltsam gewesen war, Lilly nun aber gar nicht mehr störte.

Sie war immer noch Moon. Bewegte sich wie Moon, sprach wie Moon, und hatte immer noch diesen leisen Nachhall vom Kanto-Dialekt, den sie in Alola nie ganz hatte ablegen können. Sie hatte es auch gar nicht gewollt, hatte sie Lilly einmal verraten. Ein Stückchen alter Heimat bei sich zu haben sei doch etwas Schönes, meinte sie.

Lilly hatte, diese Worte nie vergessen, schlussendlich auch nicht versucht, ihren eigenen Dialekt abzulegen, als sie losgezogen war.

Sie hatten sich natürlich trotz aller Vertrautheit beide verändert. Lilly war mutiger geworden. Moon erwachsener. Nicht mehr ganz so unbedacht darin, mit dem Kopf durch die Wand vorzupreschen, um da Richtige zu tun, sondern hatte Besonnenheit gelernt, nichts zu überstürzen. Hilfe zu suchen, auch wenn die Zeit drängte, wenn die Alternative eine zu große Gefahr war. Es waren Veränderungen, in die sie gemeinsam hineingewachsen waren wie in ein Paar Schuhe, das ihre Mütter absichtlich eine Nummer zu groß gekauft hatten, damit es länger hielt. Veränderungen, die längst vertraut geworden waren, und eigentlich auch nie fremd gewesen waren, weil sie so ein schleichender Prozess gewesen waren.

Lilly war immer noch Lilly.

Moon war immer noch Moon.

Lilly warf einen Blick auf ihre Freundin, die gerade vor Miku auf dem Boden hockte und ihr das kleine Windspiel zeigte, das sie gerade gekauft hatte. Es erinnerte an ein Tentacha. Die Art, wie Moon beim Sprechen gestikulierte, erinnerte Lilly noch an die allerersten Gespräche, die das Mädchen mit ihrem Bauz, Herr Eule, geführt hatte.

 

Gladio hat Recht gehabt, dachte sie sich schmunzelnd. Aber das werde ich ihm nicht sagen!

Lilly wünschte sich, die Zeit würde einfach stillstehen.

Dass sie ewig über dieses Fest spazieren konnten, fremde Menschen und Pokémon in den buntesten Kleidern bewundern, die Stände betrachten, überlegen, ob sie dieses niedliche kleine Souvenir gerade wirklich haben wollten oder sich ihr Geld lieber doch aufsparten, weil vielleicht noch viel Schöneres auf ihrem Wege lag.

Sich ewig unterhalten. Sie hatten längst damit abgeschlossen, sich auf den neuesten Stand ihres jeweiligen Lebens zu bringen, und viele der Geschichten, die jetzt im Wechsel hin– und herflogen, kannte Lilly schon, doch das machte sie nicht weniger aufregend, nicht weniger wunderbar. Moon hatte so eine lebhafte, bunte Art zu erzählen, wenn sie einmal wirklich anfing, dass Lilly ihr ohnehin stundenlang zuhören könnte. Jetzt neben ihr herzulaufen und zu lauschen erinnerte Lilly an die unzähligen Abende der letzten Jahre, die sie telefoniert hatten, an all die fremden Betten, in denen sie gelegen und ihrer Freundin zugehört hatte auf ihrer Reise.

Es machte ihr nur noch mehr bewusst, wie weit sie gekommen war, seit sie damals mit Wölkchen weggelaufen und bei Professor Kukui untergekommen war.

So viel war passiert.

 

Und immer war Moon da gewesen.

 

Zuerst aktiv. Hatte sie und Wölkchen beschützt, behütet, unterstützt. Mut zugesprochen, wenn Lilly nicht mehr weiterwusste. War ein Vorbild geworden in ihrer ganzen Art, ein Wegweiser, an dem Lilly sich orientieren konnte, um nicht verloren zu gehen. Und selbst, als sich ihre Wege schließlich getrennt hatten, war Moon immer noch immer da gewesen. Sie rief an, und wenn Lilly zu lange nichts von sich erzählte, dann fragte sie nach. Nach ihrer Reise, nach den Pokémon, die sie getroffen hatte, danach, wie es ihrer Mutter ging. Hatte sie in letzter Zeit von Tali oder Gladio gehört? Wie gut kam sie mit dem Ordensammeln voran?

Ohne Moon, da war sich Lilly sicher, wäre sie heute nicht ansatzweise, wo sie sich befand. Vielleicht wäre es trotzdem kein schlechtes Leben, aber Lilly wollte um keinen Preis der Welt ihre Freundin für irgendetwas eintauschen.

Sie seufzte zufrieden, während sie näher zu dem Mädchen trat, das sich gerade an einem Spiel versuchte, bei dem man kleine Nachbildungen von Wasserpokémon mit einem Kescher aus einem Becken angeln musste. Der Kescher war aus Papier und entsprechend instabil, weshalb es einiges an Geschick, Geduld und Ruhe erforderte, um wirklich einen Preis zu erzielen.

Lilly verstand, dass Moon sich entschlossen hatte, es zu versuchen – die kleinen Figuren waren wunderschön gearbeitet!

Sie hatte es auch selbst einmal versucht, aber schnell aufgegeben. Für solche Alles-oder-Nichts-Szenarien war sie einfach immer noch zu nervös, das überließ sie lieber anderen Leuten, wenn es möglich war.

 

Das Zusehen war für Lilly ohnehin spannender. Moon, laut und lebhaft, plötzlich einmal ganz still und fokussiert, hochkonzentriert auf ihre Aufgabe. Sie hatte es auf ein rotes Garados abgesehen. Der nette Herr, der die Bude betrieb, hatte ihnen erzählt, dass das Garados eine Hommage an einen Vorfall war, der schon viele Jahre zurücklag. Am See des Zorns habe Team Rocket damals irgendwelche Experimente durchgeführt, die dazu geführt hatten, dass die armen Karpador gezwungen wurden, sich zu entwickeln – und dabei war das rote Garados aufgetaucht. Der junge Trainer, der dem Treiben damals ein Ende gesetzt hatte, hatte das Pokémon gefangen, erzählte man sich heute, und führte es immer noch mit sich.

Heute war es glücklich.

Deshalb hatte der Budenbesitzer auch beschlossen, ein kleines rotes Garados anzufertigen. Ein Symbol für eine glückliche Zukunft, egal, wie hässlich die Ausgangssituation gewesen sein mochte. Lilly mochte es.

 

Der Kescher brach.

 

Moons unzufriedenes Schnaufen riss Lilly aus ihren Gedanken. Sie lachte leise, als ihre Freundin aus ihrer gebeugten Haltung auffuhr und dem Herren hinter dem Becken noch ein paar Münzen hinstreckte.

„Nochmal!“, forderte sie. Der Mann lächelte gutmütig und reichte ihr noch einen Papierkescher.

„Wie viel macht das jetzt?“, fragte Lilly, ehrlich interessiert. Sie hatte zwar zugeschaut, aber in allem Träumen dabei sicherlich nicht mitgezählt. Moon stöhnte leidend – „Frag doch nicht!“, meckerte sie, aber Lilly hörte an ihrem Tonfall, dass es nicht halb so schlimm war – und dass sie ihre Antwort trotzdem bekommen würde. Moon schnaufte noch einmal, schüttelte den Kopf, empört über ihr eigenes Versagen vermutlich.

„Das war der siebte, der da eben hopsgegangen ist.“

Lilly lachte, klatschte zufrieden in die Hände. Moon sah sie verwirrt an. Verwirrt, nicht böse – sie vertraute völlig darauf, dass Lilly sie nicht auslachte, und die Erkenntnis ließ Lilly ganz warm werden vor Freude.

 

„Dann kann es doch jetzt nur besser werden“, erklärte sie, hob vier Finger beider Hände, „beim achten Versuch kann doch nur etwas Gutes passieren!“

 

Moon blinzelte einen Moment verdutzt, dann lachte sie herzlichst.

„Das sagt Mama auch immer.“

Sie klang belustigt, und ein bisschen wehmütig. Nostalgisch. Sie schüttelte amüsiert den Kopf.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hättest nie woanders als in Kanto gelebt“, kommentierte sie dann heiter. Schnaufte noch einmal, stemmte dann die Hände in die Hüften.

„Also gut! Mit der Kraft der Acht werde ich dieses Garados jetzt da rausangeln!“

 

Es erstaunte Lilly nicht, dass sie es schaffte. Moon erstaunte es dafür umso mehr.

 

„Ich hab’s dir doch gesagt!“, zwitscherte Lilly vergnügt.

Dass sie selbst nur einen Atemzug später entsetzlich erstaunt war und ihrer Freundin verdutzt nachblickte, als sie zur nächsten Bude weitereilte, war allein der Tatsache geschuldet, dass Moon ihr ihren neuen Schatz mit einem Strahlen in die Hand gedrückt hatte und verkündet hatte „Es passt zu dir!“

 

Lilly umklammerte das kleine Schmuckstück gerührt. Sie musste Tränen wegblinzeln, ehe sie Moon endlich folgen konnte.

 

 

 
 

***

 

 

 

Letztlich stand die Zeit nicht still. Viel zu bald näherte sich der Moment, zu dem die Parade beginnen sollte. Vorbei war es mit dem Herumschlendern zwischen den Buden, dem Erkunden und beobachten. An einer letzten Bude auf dem Weg zu dem Platz, den sie sich schon vor Stunden zum Paradeanschauen ausgesucht hatten, hielten sie an, weil Moon noch etwas entdeckte: Kleine, aus weißem Stoff gefertigte Teru Teru Bozu an Schlüsselanhängern. Sie kaufte zwei und drückte eines Lilly in die Hand.

„Man sagt doch, es bringt gutes Wetter, sie ans Fenster zu hängen. Ein Fenster haben wir zwar nicht unbedingt bei uns, aber es hilft sicher auch, sie an unsere Taschen zu hängen!“

Lilly mochte den Gedanken. Gutes Wetter und Sonnenschein in allen Situationen. So viel anstrengendes Wetter, wie sie Zeit ihrer bisherigen Pokémonreisen mitbekommen hatte, war das wirklich eine attraktive Aussicht.

 

Mit den beiden kleinen Stoffgeistern ging es nun also los zu ihrem Aussichtspunkt. Wie viele andere hatten Moon und Lilly die Hauptstraße gewählt, die den Großteil der Paradenroute ausmachte. Es waren unzählige Menschen hier, doch die Straße war lang, und ganz wie sie gehofft hatten, hatte sich der Großteil der Menge mehr in Richtung Marktplatz versammelt, wo das Ende der Parade sein würde und damit ihr Höhepunkt. So war es trotz Belebtheit nicht schwierig, einen Platz zu finden, von dem aus es möglich war, die reich geschmückten Wägen und ihre bunt gekleideten Begleiter zu sehen, wenn sie erst vorbeizogen.

Es war natürlich trotzdem schade. Lilly hätte sehr, sehr gern den Höhepunkt der Parade gesehen, aber letztlich hatte weder Moon noch sie selbst Lust gehabt, sich über einen langen Zeitraum die Beine in den Bauch zu stehen, um sich auf dem Marktplatz noch einen guten Platz zu sichern. Dafür war der Rest des Festes auch viel zu interessant gewesen! Und Lilly bereute es nicht.

Sie hatte unheimlich viel Spaß gehabt.

 

Als die ersten Trommelschläge erklangen und damit den Start der Parade schon aus weiter Ferne ankündigten, kletterte Fünkchen aus Lillys Armen hoch auf ihre Schulter, neugierig und erpicht darauf, so schnell wie möglich einen Blick zu erhaschen auf das, was kommen würde. Miku war ruhiger, aber auch Moon setzte sich ihren kleinen Begleiter auf die Schulter, und dort oben wirkte das kleine Mimigma gleich noch glücklicher.

Es war aufregend. Noch war von der Parade in der Ferne nichts zu sehen, doch das stete, rhythmische Trommeln kam hörbar näher, und es wehten die begeisterten Rufe der Zuschauer heran. Lilly reckte sich auf Zehenspitzen, in der Hoffnung, einen Blick auf das zu erhaschen, was da vor ihnen lag. Sie war so gespannt! Obwohl sie während ihrer Reisen schon das ein oder andere Fest besucht hatte, half das nichts gegen die Aufregung, die jedes Mal von ihr Besitz ergriff. Es war einfach etwas ganz Besonderes – die ganze Stimmung eines großen Festes war so mitreißend und berauschend, wie könnte man da kein Herzklopfen bekommen?

Moon sah auch gespannt aus. Sah aus großen Augen mit der Aufmerksamkeit eines Raubvogels die Straße hinunter. Die Intensität ihres Blickes wäre fast unheimlich, wäre sie Lilly nicht so sehr vertraut aus all den Malen, die sie Moon bei ihren Pokémonkämpfen beobachtet hatte.

Noch etwas, das sich über all die Jahre nicht verändert hatte.

 

„Pikaaaaaaaaaaa!“

 

Es brauchte schlussendlich wirklich Fünkchens Ruf, damit Lilly bemerkte, dass die Parade in Sicht kam. Ihr Herz machte einen großen, fast schmerzhaften Hüpfer, als sie sich hektisch von Moons Anblick losriss. Die ersten Ausläufer der Parade waren Tänzer, bunt gekleidet in leuchtenden, flammenden Herbstfarben. Als sie näherkamen, erkannte Lilly, dass die Tanzgruppe angeführt wurde von den Besitzerinnen des Tanztheaters, deren Eleganz und Schönheit ohne jede Konkurrenz alle anderen überstrahlten.

Die Leichtigkeit, mit der jeder der Tänzer den Rhythmus und das Tempo hielt, war faszinierend. Keine Fehler, perfekte Synchronität, und in jeder Bewegung schien eine Botschaft zu stecken, jeder Schritt eine Geschichte zu erzählen, auch wenn die Sprache dahinter Lilly fremd war. Sie verfolgte den gesamten Tanz mit riesigen Augen, bis die feurigen Gewänder schließlich Platz machten für den ersten Wagen. Unter dem tiefen, rhythmischen Dröhnen der Trommeln, deren Träger links und rechts der Wägen entlangmarschierten, fuhr er im Schneckentempo vorbei.

Dass die Parade zu einem Erntefest gehörte, zeigte sich sofort in der Gestaltung der Wagen.

Die ersten Wägen erzählten die Geschichte vom Saatgut, das gepflanzt wurde, gepflegt, von Regen und Sonnenschein genährt, und schließlich geerntet. Es war unglaublich faszinierend mit anzusehen. Die kleine Geschichte endete in einem Wagen, der reich mit den Ausbeuten der Ernte geschmückt war – oder vielmehr, überlebensgroßen Nachbildungen eben dieser. Er leuchtete in den schönsten Herbstfarben, üppig und überladen, ein klares Symbol für Wohlstand und eine gute Ernte – all die Dinge, die man zu einer solchen Gelegenheit eben feierte und ehrte.

 

Auf die kleine Geschichte folgten Pokémon. Ein Wagen trug ein riesiges, sich wiegendes Knofensa an ihnen vorbei – ein Geschenk von Viola City und dem dortigen Knofensaturm. Ein weiterer trug ein gigantisches Garados an ihnen vorbei; seit dem Vorfall am See des Zorns waren Garados in der ganzen Region berühmt geworden. Lilly strahlte, als sie sich an das kleine rote Garados erinnerte, das sicher verstaut in ihrer Tasche darauf wartete, einen ganz besonderen Platz zu bekommen. Denn dass es einen ganz besonderen Platz brauchte, das stand außer Frage!

Es folgten ein Wagen, der einige typische Pokémon der Region präsentierte. Lilly entdeckte ein Hoothoot, ein Wiesor, ein Webarak, aber sie war so mit der detaillierten Arbeit beschäftigt, so eingenommen von der Schönheit der Figuren, dass sie es gar nicht schaffte, den Wagen in seiner Gänze zu bewundern, da war er schon wieder fort.

 

Der nächste Wagen zeigte drei Pokémon, die so abstrakt dargestellt waren, dass Lilly sie nicht erkannte.

„Die Raubkatzen“, flüsterte Moon neben ihr. Die Raubkatzen. Ein blaues, ein gelbes und ein rotes Geschöpf, die tatsächlich vage Ähnlichkeiten mit einer riesigen Katze hatten. Über ihnen türmte eine weitere Gestalt auf, riesig und weiß, mit Schwingen, die mehr als den ganzen Wagen umspannten. Es hatte neben Ho-Oh einmal ein zweites großes fliegendes Pokémon gegeben, das in Teak City gelebt habe, hatte Lilly gehört. Doch es war verschwunden, irgendwann – genau, wie die drei Raubkatzen.

 

Eine Erinnerung an die Legenden, die die Stadt verloren hatte.

 

Inzwischen waren die Trommeln ohrenbetäubend laut. Lillys Herz fühlte sich an, als würde es im Takt schlagen, ein bisschen zu schnell, ein bisschen zu hart. Der letzte Wagen fuhr vor, das Herzstück der Parade: Ein gigantisches Ho-Oh hockte auf dort, die riesigen Schwingen weit ausgebreitet und den Schnabel zu einem lautlosen Ruf geöffnet. Es war wunderschön, atemberaubend. Und verdammt respekteinflößend. Von den Seiten des Wagens hingen bunte Federn herab, genauso überlebensgroß wie Ho-Oh selbst, und in den gleichen, strahlenden Farben. Lilly sah dem Spektakel länger nach als es wohl nötig gewesen wäre, mit klopfendem Herzen und sprachlos vor Ehrfurcht. Die große Trommlergruppe, die inzwischen vorbeizog und das Ende der Parade markierte, bemerkte sie nur aus dem Augenwinkel. 

 

„Faszinierend, nicht wahr?“

 

Es war eine fremde Männerstimme, die Lilly aus ihrer Starre riss.

Der Mann, der sie angesprochen hatte, sah auf den ersten Blick freundlich aus. Blond, er trug ein Stirnband, und sein Grinsen wirkte irgendwie ein bisschen träge. Lilly lächelte scheu, sah sich instinktiv nach Moon um – ihre Freundin stand immer noch neben ihr, und sie grinste, ihre Augen leuchteten.

„Sehr! So eine tolle Parade habe ich noch nie gesehen! Und ich hab viel gesehen“, fügte sie lachend an ihre Worte hintenan. Sie reckte den Kopf, um noch einen letzten Blick auf Ho-Ohs riesige Gestalt zu werfen.

„Auch wenn der Wagen wirklich übertrieben pompös ist, oder? Mit diesen ganzen bunten Federn obendrein… Reicht denn Ho-Oh nicht?“

Lilly hörte, dass Moon aus ehrlichem Interesse fragte, und nicht aus Unhöflichkeit oder Spott – sie war sich aber nicht sicher, ob ihr Gegenüber das auch verstand. Der Mann lachte nur gutmütig. Wenn er böse war, dann verbarg er es sehr gut.

 

„Ihr seid nicht von hier, hm? Die Buntschwingen haben eine besondere Bedeutung für uns hier in Teak City. Man sagt, wer eine Buntschwinge findet und dann den Glockenturm besteigt, für den wird, wenn er reinen Herzens ist, die Glocke läuten – und mit ihrem Klang wird Ho-Oh erscheinen, um sich dieser Person zu zeigen.“

Er seufzte amüsiert. In seinen Augen leuchtete ein Glanz, der Lilly unabsichtlich in seinen Bann zog – er hatte Charisma.

„Es klingt wie eine naive Legende, nicht wahr?“

Sein Blick wanderte, hoch zu besagtem Turm, der sich in der Ferne über grellroten Ahornbäumen erhob, und sein Lächeln wurde noch breiter.

„Es ist wahr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Leider war nicht ich es, dem Ho-Oh erschienen ist.“

 

An seiner Seite tauchte wie aus dem Nichts ein Nebulak auf. Fünkchen quiekte erschrocken, Lilly stieß einen spitzen Schrei aus. Als sie zu Moon sah, bemerkte sie, dass Miku sich erschrocken in ihre Arme geflüchtet hatte. Der Mann mit dem Nebulak lachte.

„Entschuldigt. Mein Freund wollte mir nur an meine Pflichten erinnern. Ich muss los. Bis zum Feuerwerk ist noch einiges an Zeit – seht euch den Glockenturm an, er ist wirklich eine Besichtigung wert. Und so eine Gelegenheit bekommt ihr so schnell nicht wieder.“

 

Er hob die Hand zu einem Abschiedsgruß, dann verschwand er in der Menge, genauso lautlos und jäh wie sein Nebulak. Als hätte er sich selbst genauso in Luft aufgelöst.

Im Gegensatz zur Turmruine lag der Glockenturm etwas außerhalb der Stadt. Ein Tor versperrte üblicherweise die schmale Allee, die gesäumt von Fächerahorn dorthin führte. Heute, als einzige Ausnahme des Jahres, stand das alte, massive Tor einladend offen. Normalerweise, erklärte ein freundlicher Mönch, als Lilly vorsichtig fragte, wurde das Tor nur denen geöffnet, die eine Verbindung zu Ho-Oh nachweisen konnten – die eine Buntschwinge mit sich führten also.

Einmal durch das Tor getreten, hatte Lilly den Eindruck, sie wäre in einer anderen Welt. Mit einem Schlag war alle Zivilisation verschwunden und zu beiden Seiten des Weges waren nur noch Bäume. Der Boden war mit einem dicken Teppich aus herbstrotem Laub bedeckt, das im Sonnenlicht, das in Sprenkeln durch die Baumkronen fiel, wie verzaubert leuchtete.

Es war wunderschön.

Moon in ihrem orangeroten Kimono mit dem Laubmuster verschmolz beinahe mit der Umgebung, bot ein so harmonisches Bild, als würde sie einfach hierhergehören.

Lilly fühlte sich fast fehl am Platze in ihrem Weiß und Rosa, und sie zögerte nach wenigen Schritten schon, wirklich weiterzugehen. Moon bemerkte es viel zu schnell. Drehte sich zu ihr um und hob die Augenbrauen, fragend. Still. Manchmal war Moon still, und das waren die Momente, in denen sie eigentlich schon wusste, was gerade in Lilly vor sich ging – sie brauchte nicht nachfragen, und Lilly brauchte nicht erklären. Sie schüttelte nur schwach den Kopf, woraufhin Moon lächelte und ihr eine Hand hinstreckte. Ein Blatt segelte träge durch die Luft und verfing sich in Moons Haarschmuck. Miku, das seine Trainerin aufmerksam beobachtete, bemerkte es und wollte sie mit einem Laut darauf hinweisen. Es war ausgerechnet Fünkchen, das seinen neuen Freund mit einer Geste davon abhielt, dann grinste das Pikachu zu Lilly auf, breit und fröhlich und aufmunternd.

 

Lilly atmete tief durch, dann ergriff sie entschlossen Moons Hand und ließ sich von ihr mitziehen.

 

„Es ist lange her“, kommentierte Moon nach kurzem Schweigen. Sie fischte ein Ahornblatt aus der Luft und wedelte gedankenverloren damit, sah dann zu Lilly hinüber, „nicht wahr? Seit wir das letzte Mal an einem solchen Ort waren. Gemeinsam.“

An einem solchen Ort – Lilly wusste genau, was Moon meinte. Ein Ort, der so sehr von der Präsenz eines besonderen Pokémon durchdrungen war, dass ihnen schauderte. Sie nickte, und mit jedem Schritt wurde ihr Herzschlag ein bisschen lauter, ein bisschen spürbarer, ein bisschen schneller.

„Wer weiß, was wir finden“, fuhr Moon fort. Sie klang abenteuerlustig, erwartungsvoll. Lilly lächelte flüchtig, ein bisschen schief. So, wie der Mann vorhin es erklärt hatte, würden sie gar nichts finden. Keine Buntschwinge – kein legendäres Pokémon. Es war schade. Lilly hätte es ihrer Freundin gegönnt. Sie wusste, dass Moon ein großartiger Mensch war und eine Bereicherung für jeden, der sie kennenlernte, ob Mensch oder Pokémon. Ho-Oh würde sie lieben, wenn es ihr denn erscheinen würde. Vielleicht irgendwann. Sie wollte so gern daran glauben.

Und bis dahin wollte sie den wunderschönen Anblick genießen. Die friedliche Stille hier draußen außerhalb der Festlichkeiten, denn obwohl es eine einmalige Gelegenheit war, schien kaum jemand interessiert zu sein, sich den Glockenturm anzusehen; scheinbar zogen die Leute es vor, auf dem Marktplatz zu bleiben und dort das Bühnenprogramm zu bestaunen und auf den Ausklang der Parade zu warten. Oder vielleicht nahmen sie noch ein entspanntes, spätes Mittagessen ein, damit sie den Sonnenuntergang und damit das Paradenende nicht zu verpassen. Oder sie warteten auf das Feuerwerk, und wollten so lange noch ausruhen. Letztlich boten auch die unzähligen Buden so viel zu sehen, dass Lilly sicher war, sie hätte Tage durch die Stadt streifen können, und wäre trotzdem nicht fertig geworden.

Es hätte noch genug zu tun gegeben.

 

Lilly war trotzdem lieber hier. Sie seufzte leise, zufrieden.

„Manchmal kann ich kaum fassen, wie viel passiert ist, nur, weil du damals Wölkchen auf der Brücke vor den Habitak gerettet hast“, murmelte sie verträumt. Ihr Blick wanderte hinauf in die Baumkronen, die trotz Herbst noch dicht belaubt waren. Zwischen den Blättern glitzerte das Sonnenlicht hindurch, als hätte man Edelsteine dort versteckt. Moon antwortete mit einem sanften, nachdenklichen Laut. Als Lilly zu ihr hinüberschielte, sah sie, dass auch ihre Freundin den Blick schweifen ließ. Von den Bäumen und ihrem Herbstkleid hinab zu ihren Pokémon. Fünkchen las beim Laufen gerade besonders schöne Blätter auf.

Es dauerte einige Augenblicke, doch schließlich sprach Moon wieder, lenkte Lillys Aufmerksamkeit damit wieder von den Pokémon weg und zu sich selbst hin. Ihr Profil wirkte golden von den warmen Sonnenstrahlen, die langsam begannen, sich mit dem herannahenden Sonnenuntergang zu färben.

„Ist es nicht viel unfassbarer, wie viel noch vor uns liegt deswegen? Die Geschichte ist noch nicht zu Ende, Lilly!“

Sie strahlte, heller als die Sonne. Lillys Mundwinkel hoben sich ganz ohne ihr Zutun. Sie sah hinauf in den Himmel, strahlend blau und wolkenlos. Noch. Die Regenzeit würde früh genug kommen.

 

„Hmhm. Es ist gut so. Ich freu mich! Du hast mich so oft gerettet. Wenn die Geschichte schon vorbei wäre, hätte ich ja nie Gelegenheit, mich zu revanchieren!“

 

Moon lachte nur. Sie hatten das Thema einige Male angeschnitten, und jedes Mal hatte Moon nur gelacht.

„Es ist doch reiner Eigennutz“, meinte sie jedes Mal, „Ich wäre viel zu traurig, wärest du nicht mehr da. Also helfe ich dir.“

So sehr das stimmen mochte, und so dankbar Lilly war, sie wollte trotzdem auch etwas für ihre Freundin tun können. Irgendwann. Sie war kein kleines, verängstigtes Mädchen mehr, das sich nicht selbst verteidigen konnte. Sie war eine junge Frau mit eigenen Pokémon, mit mehr Arenaorden, als sie jemals für möglich gehalten hätte, und im letzten Jahr erst knapp daran vorbeigeschlittert, Champion der Pokémon-Liga in Kanto zu werden.

Und wenn es Ewigkeiten dauern würde, irgendwann würde sie für Moon da sein können statt umgekehrt.

 

„Ich will einfach auch einmal ein Held sein, weißt du?“, fügte sie noch lachend hinzu. Moon schüttelte nur den Kopf und schnippte ihr gegen die Stirn, wortlos, grinsend, liebevoll. Lillys eigenes Grinsen fiel schief und verlegen aus, und sie sah lieber woanders hin, ehe Moon das Ausmaß ihrer Verlegenheit an ihrer Nasenspitze ablesen konnte.

 

Fünkchen hatte die Blätter, die es aufgelesen hatte, inzwischen als hübsches, herbstrotes Bündel an Mikus Kimono befestigt.

 

 

 
 

***

 

 

 

Ihnen begegnete auf dem Rest des Weges nahezu niemand. Ein Pärchen kam ihnen entgegen, und gerade, als sie den Platz erreichten, auf dem der Glockenturm erbaut war, kam eine kleine Gruppe junger Trainer mit ihren Pokémon heraus. Sie schwatzten und lachten. Das erste, was Lilly aus ihrer Richtung hörte, war „Und was machen wir jetzt?“

Sie schienen den Turm nicht so spannend gefunden zu haben.

Auf dem Platz selbst, der ebenfalls von einem dicken Teppich aus Laub bedeckt war, standen eine junge Frau, die Fotos vom Turm machte, und ein Mann mittleren Alters, der gerade angeregt mit einem kleinen Jungen und seinem Pokémon, einem etwas dicklichen Wiesor, sprach. Alles in allem war wirklich wenig los, und Lilly bezweifelte, dass es im Inneren des Turms anders sein würde. Sie war aber auch nicht unglücklich darüber; einem Ort wie diesem sollte man mit dem nötigen Respekt begegnen, und dafür eignete sich ein Menschenauflauf eben einfach weniger.

 

Nachdem sie die Umgebung ausgiebig genug betrachtet hatte, hob Lilly den Blick zum Glockenturm. Das alte Gebäude ragte weit in den Himmel hinauf, seine dunkle Fassade wirkte wie in Gold getüncht vom spätnachmittäglichen Sonnenlicht. Jetzt aus der Nähe sah der Turm noch so viel imposanter und riesiger aus als aus der Stadtmitte heraus betrachtet.

Und wunderschön.

Lilly konnte sich vorstellen, dass ein Pokémon gern auf seiner Spitze leben würde. Das ganze Land überblickend… es musste atemberaubend dort oben sein, da war sie sich sehr sicher.

„Von hier aus das Feuerwerk sehen wäre der Hammer, oder?“

Moons Stimme neben ihr klang ehrfürchtig, aber heiter. So, wie Moon immer war – sie hatte Respekt, ließ sich davon aber nicht einschüchtern. Lilly musste leise lachen. Sie nickte.

„Es wäre umwerfend.“

Und unrealisierbar, aber das war auch okay. Moon zupfte auffordernd an ihrer Hand, sah sie grinsend an.

„Gehen wir rein?“

Einen Moment war Lilly so verdutzt davon, dass sie sich immer noch an den Händen hielten – sie hatte es gar nicht gemerkt! –, dass ihre Antwort ein bisschen zu verspätet kam:

„Natürlich!“

 

Was auch sonst? Sie waren schließlich genau deshalb hergekommen!
 

Im Inneren des Turmes war es mit einem Schlag viel dunkler; goldgelbe Strahlen zeigten, wo das Licht durch die Fenster hineinfiel. In der Luft tanzte Staub. Es roch nach altem, trockenem Holz und tausend Dingen, die Lilly gar nicht so recht zuordnen konnte. Einiges kam vermutlich von den Räucherstäbchen, die die örtlichen Mönche hier gewiss öfter anzündeten.

„Wir sollten vorsichtig sein“, mahnte Moon, als sie die ersten Schritte über den alten, knarzenden Holzboden machten, „Es kann sein, dass sich auch hier Pokémon eingenistet haben, wenn so selten Menschen herkommen. Nicht unbedingt hier unten, aber je weiter wir nach oben kommen…“

Je weiter sie von der Zivilisation entfernt waren. Lilly nickte verstehend, wappnete sich innerlich schon dafür, dass es passieren könnte, dass sie über ein Hoothoot oder ein Zubat stolperten, das sie aus seinem Schlummer rissen.

Im Eingangsbereich hielten sich ein paar Mönche auf. Sie begrüßten sie freundlich und boten ihnen weitere Erzählungen über den Turm an, historischen Kontext, Legenden. Moon und Lilly lehnten nach kurzem Überlegen ab und beschlossen, die Informationsveranstaltung lieber auf später zu verschieben, wenn sie den Turm ausgiebig erkundet hatten – falls ihnen dann bis zum Feuerwerk noch die entsprechende Zeit blieb. Das wollten sie schließlich beide um keinen Preis verpassen!

 

Die gesamte Fläche des Turms war ein einziger, riesiger Raum. Er war beinahe vollständig leer bis auf einen kleinen Altar, der gerade überquoll mit Opfergaben. In einem kunstvollen Halter steckten einige Räucherstäbchen, deren Duft sich mit den anderen Gerüchen in der Luft vermischte.

Darüber hinaus gab es nur eine Treppe, die ins nächste Geschoss führte – und die Treppe flankierend zwei wunderschöne, aufwändige Statuen, die Ho-Oh darstellten, der Treppe zugewandt, die Flügel in einem eleganten Bogen gehoben, als mache es sich gerade zum Abflug bereit. Eine ganze Weile blieben sie vor den Statuen stehen und bewunderten sie. Moon machte Fotos, die sie ihrer Mutter zeigen wollte, dann ging es schließlich weiter hinauf.

Das nächste Stockwerk bot ein ähnliches Bild. Leer bis auf einige üppige Statuen und die Treppen, die hinauf und hinunter führten. Hier wirkte die Stützsäule in der Mitte, die durch den ganzen Turm hinaufragte, aber um ein Vielfaches beeindruckender als im Erdgeschoss noch; still schaukelnd saß sie einfach dort in der Mitte des Raumes, umgeben von einem Geländer, das Besucher daran hinderte, in das Loch zu fallen, das rings um die Säule ihr den nötigen Platz gab für ihre hypnotisierenden Bewegungen.

Wie genau die Säule überhaupt funktionierte, war Lilly schleierhaft. Moon auch, auch wenn sie die gleiche Konstruktion auch schon im Knofensaturm gesehen hatte. So richtig erklären zu können schien es niemand, und heutzutage nahm man einfach hin, dass es funktionierte; Architektur einer längst vergangenen Kultur, die noch die Ewigkeit überdauern würde, solange niemand ihr gewaltsam etwas antat.

 

Auf den höheren Stockwerken änderte sich das Bild plötzlich: Lilly verstand nicht, wieso, doch der Boden hier war überall unterbrochen von gezielten, sauberen Löchern, die aussahen, als wären sie bewusst hineingeschnitten. Es machte das Vorankommen schwerer, aber nicht unmöglich, zumal sich überall Geländer befanden, die vor einem unliebsamen Sturz schützten. Es sah hübsch aus, aber merkwürdig fremdartig.

„Was wohl der Nutzen hiervon ist?“, fragte Lilly sich laut, während sie sich interessiert umsah. Als Assistentin von Professor Kukui hatte sie früh schon gelernt, dass es nicht verkehrt war, Dinge zu hinterfragen, und der alte Forscherreflex, den sie sich von ihm angewöhnt hatte, hatte sich auch nie ganz abstellen lassen wollen. Moon neben ihr machte einen fragenden Laut, zuckte mit den Schultern. Sie trat näher an ein Geländer heran und sah hinunter, hob aber schnell genug den Kopf wieder – Lilly versuchte es gar nicht erst. Sie mochte es nicht, in die Tiefe zu blicken, das wusste sie, ohne es je ausprobieren zu müssen.

„Wer weiß?“, seufzte Moon schließlich, „Vielleicht eine Prüfung? Die Geländer sehen neuer aus als der Rest des Bauwerks, also sind die wohl nachträglich zur Sicherheit hinzugefügt worden… es erscheint aber irgendwie sehr radikal, nicht?“

Lilly nickte unwohl. Vielleicht wollte sie das Geheimnis des merkwürdig löchrigen Bodens gar nicht lösen, wenn es bedeutete, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, mit was für einer gnadenlosen Moral er konstruiert worden war. Sie stieß langsam die Luft aus.

„Hauptsache, inzwischen ist es sicher, nicht wahr?“ – „Genau! Uns passiert nichts! Wir können ganz bequem hoch zur Turmspitze, uns umschauen, und dann wieder runterkommen und zum Feuerwerk gehen. Außerdem!“

Moon grinste. Sie zog an Lillys Hand, die sie immer noch festhielt. Lilly lächelte mit der Erleichterung, die die Geste mit sich brachte, ein Lächeln, das in Verlegenheit umschlug, als Moon ihre eigenen jähen Gedanken einfach verbalisierte:

 

„Ich bin da. Dir kann gar nichts passieren.“

 
 


 

***

 

 

 

„Wiesor, nein!“

 

Das kleine, rundliche Pokémon legte eine beeindruckende Geschwindigkeit an den Tag, als es zwischen Lilly und Moon hindurchhüpfte. Es sprang auf das nächste Geländer und von dort aus über einen Spalt im Boden auf eine kleine Plattform, die völlig vom Rest des Stockwerks abgeschnitten war. Ihre Kanten waren ungerade und zerbrochen, sie hatte kein Geländer – offensichtlich ein ungeplanter Unfall, und man hatte sich nie die Mühe gemacht, es zu reparieren. Hatte lieber die Bruchkanten auf dieser Seite begradigt und ein Geländer hochgezogen, weil das unbegehbar gewordene Stück Boden ohnehin nicht relevant war.  

Und jetzt saß da dieses kleine, pummelige Wiesor und sah aus, als würde es nie wiederkommen wollen.

Ein kleiner Junge kam von hinten angelaufen. Lilly erkannte in ihm das Kind, das sie vor dem Turm mit seinem Vater beobachtet hatte. Stolpernd eilte er bis zum Geländer, krallte sich daran fest, als er sich dem Pokémon entgegenreckte. Völlig fruchtlos, denn den nächsten Meter erwartete ihn nur gähnende Leere.

 

„Wiesor, komm zurück!“

Wiesor quiekte unleidig. Behutsam kam es näher, doch als es sich dem brüchigen Boden näherte, schüttelte es hektisch den Kopf und zog sich in die hinterste Ecke zurück. Der kleine Junge sackte verzweifelt in sich zusammen. Er schien Lilly und Moon überhaupt nicht zu bemerken. Moon räusperte sich, und mit einem erschrockenen Auffahren wandte sich der Junge zu ihr um. Sie lächelte beruhigend.

„Hey. Kann man dir helfen?“

Der Junge nickte wie wild. In seinen Augen standen Tränen.

„Mein Wiesor hat sich so doll vor einem wilden Zubat erschreckt, dass es panisch weggelaufen ist. Und jetzt komm ich nicht mehr zu ihm!“

„Ich könnte Herr Eule rüberschicken, um es zu holen“, schlug Moon sofort nachdenklich vor. Sie sah über das Geländer hinweg zu dem kleinen Pokémon, dann zu dem Jungen.

„Wie klingt das? Du sagst deinem Wiesor, dass es keine Angst haben braucht, und dann schick ich mein Silvarro rüber, um es zu holen.“
 

Statt sich zu freuen sah der Junge mit einem Mal noch mehr aus, als wolle er losheulen. Er schüttelte den Kopf.

„Das geht nicht“, murmelte er dann, schniefte, „Wiesor hat ganz dolle Angst vor fremden Pokémon. Wenn da eines allein auf es zukommt, dann ist egal, was ich sage, es wird panisch Reißaus nehmen. Wahrscheinlich müsste ich mitkommen, damit das nicht passiert…“

Es war Moon anzusehen, dass ihr der Gedanke nicht gefiel, den Jungen dort rüberzuschicken. Lilly gefiel der Gedanke auch nicht, aber sie mussten etwas tun, um das kleine Pokémon zu retten – und das, ohne dass es vor Schreck noch einen Herzinfarkt bekam!

„Ich hab Piepmatz dabei“, begann sie schließlich. „Wir könnten–“

„Okay, ich hab nen Plan!“

Moon ließ sie gar nicht ausreden. Das Mädchen grinste, stemmte die Hände in die Hüften.

„Also, pass auf, Kleiner. Lilly wird uns ihr Tauboss leihen, und das wird dich rüber zu Wiesor bringen. Damit nichts schiefgeht, komme ich mit meinem Silvarro mit. Immerhin ist da drüben alles unbefestigt. Klingt das besser?“

 

Der Junge nickte, die Augen groß vor Erleichterung, ein Strahlen in seinem Blick, als wäre Moon eine Superheldin – und irgendwo war sie das auch. Lilly strahlte selbst, als sie Piepmatz aus seinem Pokéball befreite. Das war ein guter Plan!

 

Es war ein wirklich guter Plan. Alles klappte – wohl vor allem den hohen Decken gedankt, die es den Pokémon überhaupt erst möglich machten, hier loszufliegen. Moon und Herr Eule kamen kurz nach dem Jungen und Piepmatz auf der anderen Seite des Abgrunds an, und der kleine Junge brauchte nur ein paar Sekunden, um sein Pokémon so weit zu beruhigen, dass es sich auf Piepmatz‘ Rücken traute, um so mit seinem Trainer zusammen wieder rüber zu fliegen.

 

Es war der Moment, in dem der große Vogel sich kraftvoll vom Boden abstieß, um loszufliegen, als der morsche, brüchige Boden nachgab.

„Piepmatz!“

Piepmatz strauchelte, verlor den Halt, doch es konnte sich in der Luft abfangen. Ihm ging es damit besser als Moon und Herr Eule – die waren so unvorbereitet vom Einbrechen des Bodens betroffen worden, dass sie mitsamt dem morschen Holz abstürzten.

 

Lilly schrie.

 

Der kleine Junge schrie. Für einen quälend ewiglangen Moment schien die Zeit stillzustehen, Lillys Kopf war leer bis auf die panische Angst, die sich in ihr ausbreitete. Schreckliche Bilder, die mit Sicherheit völlig überzogen waren, aber sie waren da, und sie verstörten Lilly über alle Maße. Erst das laute Weinen des Jungen riss sie aus ihrer Schockstarre.

Sie musste etwas tun. Sie musste–

Sie musste zu Moon. Jetzt. Sofort.

Es kostete sie unfassbar viel Überwindung, den Jungen nicht anzuherrschen, sondern Ruhe zu bewahren, während sie ihm erklärte, dass er den Turm verlassen und zu seinem Papa laufen sollte. Das Kind gehorchte, und kaum, dass es außer Sichtweite war, klammerte sich Lilly an Piepmatz fest und ließ sich hinuntertragen, bis wo auch immer ihre Freundin nun gelandet war.

 

Ein Stockwerk unter dem, aus dem sie gestürzt waren, fand Lilly Herr Eule. Das Pokémon hielt sich den Flügel, der scheinbar verletzt war. Es sah mitgenommen aus, aber vor allem unfassbar wütend auf sich selbst, weil es nicht weiterfliegen konnte. Das Geländer zu seiner Linken war eingebrochen, ein Stück des Bodens mit herausgerissen. Von Moon keine Spur. Lilly rief Sternchen, ihr Piepi, heraus, drückte ihm einige Tränke in die kleinen Stummelärmchen und forderte es auf, sich um Herr Eule zu kümmern. Dann ließ sie sich mit Piepmatz weiter hinabsinken.

 

Moon lag still und reglos am Boden, inmitten der Trümmer.

Lilly wartete nicht, bis Piepmatz sicher gelandet war, sondern ließ sich in ihrer Panik schon vorher von seinem Rücken plumpsen, stürzte, schlug sich die Knie auf dem trümmerübersäten Boden auf. Sie spürte es gar nicht. Sie sah nur Moon.  Moon, die sich nicht bewegte. Moon, die nicht reagierte, als Lilly ihren Namen rief. Moon, die die Brust nicht hob und senkte, um zu atmen.

In Lillys Ohren rauschte Blut. Sie hörte sich selbst nicht, aber sie wusste, dass sie schrie, denn ihr Hals schmerzte von der schieren Anstrengung. Als sie Moon endlich erreichte, hatte sie Holzsplitter in den Händen und Knien, doch es kümmerte sie nicht. Sie fasste ihre Freundin bei den Schultern, hob ihren Oberkörper an. Wie eine schöne Puppe hing Moon in ihrem Griff, ohne jede eigene Körperspannung. Nichts.

 

„Nein. Nein. Nein nein nein nein nein nein.“

 

Ihr Blickfeld verschwamm unter Tränen. Sie blinzelte, spürte, wie etwas von ihrem Gesicht tropfte, aber es half nicht, um die Sicht zu klären. Piepmatz neben ihr gurrte leise, tröstend. Lilly schüttelte den Kopf. Es gab keinen Trost. Es gab– gar nichts. Es gab gar nichts.

„Wir müssen sie hier rausbringen“, plapperte sie schließlich, wischte sich schniefend und schluchzend die Tränen vom Gesicht, „Und zum Arzt. Dann wird alles wieder gut. Wir müssen–“

Piepmatz unterbrach sie mit einem lauten Ruf, der sie bis ins Mark erschütterte. Erschrocken sah sie zu ihrem Begleiter, doch der sah sie überhaupt nicht mehr an. Sein Blick war nach oben gerichtet. Lillys Blick folgte automatisch, und sie sah, wie Herr Eule sich schwerfällig hinabgleiten ließ. Er strauchelte, als er landete, plumpste mehr als alles andere, aber es schien ihm besser zu gehen. Sternchen saß auf seinem Rücken und krabbelte jetzt umständlich von ihm herunter. Es plumpste mitten in den Trümmerhaufen, löste eine kleine Schuttlawine damit aus, mit der es herunterrollte und direkt gegen Lillys Hüfte.

 

Mitten in den Trümmern lag etwas. Ein Stoffstreifen, dachte Lilly zuerst, und sie wollte nur danach greifen, weil sie automatisch davon ausging, dass er zu Moon gehörte. Moon würde ihren hübschen Kimono sicher flicken lassen wollen, wenn es ihr besserging.

 

Als sie es hervorzog, hielt sie eine Feder in der Hand.

 

 

 
 

***

 

 

 

Die Entscheidung fiel spontan, beim Anblick der bunten Feder, die so sehr an Ho-Ohs Federkleid erinnerte. Mit einer der zahllosen Stoffstreifen, die ihren üppigen Obi ausmachten, band Lilly Moon an Herr Eules Rücken fest. Sternchen in seinen Pokéball zurückgerufen kletterte Lilly auf Piepmatz‘ Rücken. Beide Vögel hoben schließlich ab, und jetzt war Lilly dankbar um die merkwürdigen Löcher im Boden, denn die machten es erheblich leichter, bis zum obersten Stockwerk des Turmes zu kommen und zwischendrin Miku und Fünkchen einzusammeln, die völlig verängstigt gewartet hatten. Beim Anblick der bewusstlosen Moon hatte Miku schon fast das Weinen angefangen, doch Fünkchen schaffte es, das Mimigma zu beruhigen.

Erst einmal.

Lediglich die Treppe im letzten Stock mussten sie zu Fuß nehmen, aber das schafften sie mühelos, Herr Eule mit Moon auf dem Rücken und Lilly mit Miku und Fünkchen auf den Armen, die Buntschwinge, die sie gefunden hatte, fest an die Brust gepresst.

 

Es musste eine Buntschwinge sein.

 

Auf dem Dach des Turmes war eine riesige Glocke angebracht. Wenn die Glocke läutete, würde Ho-Oh kommen. Hatte der Mann das nicht gesagt?

„Fünkchen“, sagte sie, sehr, sehr leise und kontrolliert. Sie musste aufpassen, dass ihre Stimme sich nicht überschlug und ihre Sorge wieder hörbar wurde. Sie musste stark sein. Fünkchen sah zu ihr auf und Lilly erwiderte seinen Blick sehr, sehr ernst.

„Ich möchte, dass du für mich diese Glocke dort läutest. Eisenschweif, los!“

Fünkchen gehorchte. Sprang aus ihren Armen, und traf mit seinem Eisenschweif perfekt die riesige Glocke. Einen Wimpernschlag lang glaubte Lilly voller Schrecken, dass es nicht reichte, dass die Glocke sich nicht Bewegung setzen würde, dass alles verloren war, denn sie hatte kein Pokémon bei sich, dass einen kräftigeren Schlag hatte als Fünkchens Eisenschweif. Wenn Flämmchen nur schon entwickelt wäre…

 

Dann schlug die Glocke.

 

Der erste Glockenschlag war so laut, so nah, so unerwartet, dass Lilly vor Schreck zusammenfuhr. Der zweite vibrierte nur noch in ihrem ganzen Körper nach. Sie hielt die Luft an. Die Feder immer noch an ihre Brust gepresst sah sie zu, wie die Glocke träge vor und zurück schwang und bei jedem Schwung ein neuer, dröhnender Ton ihr fast das Trommelfell zerriss.

„Komm“, flüsterte Lilly. Über den Lärm der Glocke hörte sie ihr eigene Stimme überhaupt nicht.

„Komm.“

Sie presste die Feder fester an sich, presste die Lippen zusammen.

 

Irgendwann verklang der letzte Glockenschlag. Ein Schrei ertönte, gerade in dem Augenblick, als die Stille unerträglich laut wurde. Lilly sah aus Reflex auf, sah auf einen riesigen Vogel, dessen weite, bunte Schwingen im Licht des Sonnenuntergangs glänzten wie Gold.

Ho-Oh sah auf sie hinunter, sah sie an, mit einem ernsten, ruhigen Blick, abwartend, so als wolle es fragen Was willst du, Mensch?

Lilly holte tief, bebend Luft. Sie hielt die Buntschwinge umklammert, reckte sie Ho-Oh entgegen.

„Du musst mir helfen!“, begann sie schließlich. Mit zitternden Knien trat sie einen Schritt vor, näher zu Ho-Oh. Es war zu früh für Erleichterung, und trotzdem flaute das Adrenalin ab, Tränen schossen Lilly in die Augen und ließen den imposanten Vogel vor ihr verschwimmen wie ein Aquarellgemälde.

„Du musst ihr helfen, bitte.“

Sie flüsterte, erdrückt von der Last der Tränen. Ho-Oh schrie erneut, dann erhob es sich. Lillys Augen weiteten sich vor Schreck, sie streckte die Arme aus, um nach dem Pokémon zu greifen.

 

Es floh nicht.

 

Es kam hinab, zu ihr, landete mit einer unwirklichen Leichtigkeit und Eleganz neben Herr Eule. Es schrie noch einmal, bewegte mit einem Ruck den Kopf, auffordernd. Lilly brauchte einen Augenblick, um zu verstehen. Sie brauchte noch viel länger, um die Knoten zu lösen, die Moon an ihrem Pokémon festhielten, doch schließlich war das Mädchen befreit und lag ruhig auf dem Boden.

Sie sah aus, als würde sie schlafen. Friedlich. Etwas verschmutzt, und ihre Kimonoärmel waren tatsächlich zerschlissen, aber darüber hinaus… Sie sah aus, als könnte sie jederzeit die Augen wieder öffnen.

 

Bitte, mach die Augen auf.

 

Moon ignorierte ihre Bitte. Ho-Oh beugte sich zu ihr vor, langsam, und berührte mit dem Schnabel schließlich ihre Stirn. Es war eine ganz sanfte, zärtliche Berührung, die Lilly die Luft anhalten ließ, während sie zusah, wie erst das Pokémon von einem goldenen Schimmer umhüllt wurde, und dann ihre Freundin.

Ho-Oh erhob sich wieder. Das Leuchten erblasste. Moons Brust hob sich. Senkte sich. Dann noch einmal.

 

Lillys Knie gaben nach.

„Oh mein Gott“, wisperte sie, schlug die Hände vors Gesicht, während Tränen über ihre Wangen strömten.

„Oh mein Gott.“

Sie wusste nichts zu sagen. Nichts zu tun. Sie konnte nur starren, und plötzlich kam ihr der Gedanke, dass Moon noch nie so schön ausgesehen hatte wie in diesem Moment, in dem sie einfach nur hier auf dem Dach des Glockenturms lag und atmete.

 

Ho-Ohs Schrei erst erinnerte sie daran, dass der legendäre Vogel noch da war. Lilly hob den tränennassen Blick zu dem Wesen, hob zögerlich die Hand, die noch immer die Feder festhielt.

„Danke“, flüsterte sie ehrfürchtig, „Ich danke dir, Ho-Oh.“

Das Pokémon gab einen leisen, fast sanft klingenden Laut von sich. Dann schnappte es die Feder mit seinem Schnabel, trat zurück und erhob sich wieder in die Luft. Lilly sah ihm nach, während es mit dem feurig roten Abendhimmel verschmolz, und erst, als Ho-Oh längst fort war, zog sie ihre Hand aus der Luft zurück, sah hinunter auf ihre leere Handfläche. Ein schiefes Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln.

 

Ich hätte dich gern wiedergesehen. Und Moon vorgestellt. Du würdest sie mögen, wirklich.

Epilog

Der Sonnenuntergang ergoss sich in Gold und Rottönen über den Glockenturm. Lilly sah ihm schweigend zu, Moons Kopf auf ihren Schoß gebettet, Fünkchen und Miku beide an ihrer Seite. Herr Eule saß bei ihnen. Piepmatz hatte sich inzwischen zurück in seinen Pokéball begeben.

Wie lange sie so da saß, konnte Lilly im Nachhinein nicht sagen. Zu lange. Die strahlenden Farben des Sonnenuntergangs wurden blasser und blasser, wichen schließlich einem blassblauen Himmel, der immer dunkler wurde. Bald ging das Feuerwerk los. Lilly wandte langsam den Blick vom Himmel, strich behutsam über Moons Stirn. Sie lebte. Sie atmete. Es war alles gut.

„Du könntest trotzdem bald aufwachen, weißt du?“

 

Ob Moon sie hörte, oder ob Moon sich einfach nur an der Berührung störte, sie regte sich tatsächlich. Zog die Nase kraus und die Augenbrauen zusammen, ehe sie blinzelnd die Augen öffnete. Im letzten Licht des vergangenen Tages wirkte ihre Iris gespenstisch schwarz.

„…Lilly?“

Lilly nickte. Plötzlich hatte sie wieder einen dicken, schweren Kloß im Hals.

„Ich bin hier“, flüsterte sie. „Ich bin hier. Du bist hier.“

Und dann lachte sie, überfordert, aber glücklich, und Tränen füllten ihre Augen, aber es war okay, denn Moon war noch da, und Moon sah sie an, als wäre sie verrückt geworden, und auch das war okay. Und kaum, dass Lilly sich wieder beruhigt hatte, stellte Moon die Frage, die natürlich früher oder später hatte aufkommen müssen:
 

„Was ist passiert?“

 

Lilly erzählte. Es war eine langsame, zögerliche Erzählung, weil die schreckliche Erinnerung immer noch schmerzte. Es klang eigentlich sogar nur noch furchtbarer, jetzt, wo es vorbei war. Jetzt, wo Lilly die Ruhe hatte, sich wirklich bewusst zu machen, dass Moon– dass Moon zumindest so gut wie tot gewesen war.

Als sie fertig war, verfielen sie in Schweigen, während der Himmel sich über ihnen verdunkelte und verdunkelte. Schließlich, nach einer ganzen Weile, stieß Moon langsam die Luft aus, ein langgezogener, nachdenklicher Laut. Sie erhob sich vorsichtig, streckte Lilly dann eine Hand hin, als wolle sie ihr aufhelfen. Lilly zögerte, sie zu ergreifen, immerhin wollte sie Moon nicht überanstrengen.

„Du hast mich gerettet.“

Aus Moons Mund klang das so simpel. Eine einfache, banale Feststellung, wie etwas Alltägliches.

Eine Selbstverständlichkeit.

 

Wie all die Dinge, die Moon immer tat.

 

Lilly schwieg. Schluckte schwer einen Kloß in ihrem Hals herunter und die Erkenntnis, die sich in ihr breitmachte. Dann ergriff sie Moons Hand doch, ließ sich aufhelfen und klopfte sich den Kimono ab.

„Reiner Eigennutz“, echote sie die Worte, die ihre Freundin so oft gesagt hatte. Ihr wurde heute erst bewusst, wie viel Wahrheit in ihnen steckte. Moon lachte selbstzufrieden.

„Hab ich doch immer gesagt.“

 

Ehe Lilly noch etwas erwidern konnte, bemerkte sie im Augenwinkel einen jähen, bunten Lichtschauer. Verdutzt wandte sie den Blick, gerade rechtzeitig, um das Explodieren einer zweiten, bunten Rakete zu sehen.

 

Das Feuerwerk.

 

Moon neben ihr lachte.

„Tja. Jetzt sehen wir es wohl doch von hier.“

Sie klang kein bisschen bedauernd dabei, und wenn Lilly ehrlich war – sie fühlte sich auch nicht nach Bedauern. Eher im Gegenteil.

„Komm. Wenn wir schon so viel Platz für uns haben, lassen wir unsere Pokémon alle raus!“

Die Idee war so typisch Moon, dass Lilly ganz warm wurde. Sie folgte dem Plan natürlich, und bald waren sie umreiht von ihren Gefährten, standen da auf dem Dach des Glockenturms und sahen auf die Welt hinunter, auf die Lichter der Stadt in der Ferne, und auf das Feuerwerk, das in den schönsten Farben und Formen den Himmel zum Strahlen brachte.

Hier aus der Ferne war es nicht einmal so extrem laut.

 

Es war wunderschön.

 

Und trotzdem bemerkte Lilly irgendwann, als sie zu Moon hinüberschielte, dass der Blick ihrer Freundin auf ihr ruhte. Sie blinzelte, hob fragend die Augenbrauen. Moon lachte.

„Du hast da was“, kommentierte sie, deutete auf Lillys Haarschmuck. Ohne abzuwarten hob Moon die Hand und fischte was-auch-immer aus Lillys Haar, um es ihr hinzuhalten. In einem neuen, explosiven Lichtschauer erkannte Lilly schließlich sogar, was es war:

Eine Feder.

Ho-Oh musste sie beim Abflug verloren haben.

„Jetzt kannst du es ja doch wiedersehen!“, rief Moon sofort freudig aus, als sie selbst erkannte, worum es sich handelte. Lilly lachte sanft. Sie umfasste Moons Hand samt Feder mit ihren eigenen Händen.

 

„Nächstes Jahr. Gemeinsam. Wir kommen wieder her, ja?“

 

Moon grinste, strahlte dabei heller als das Feuerwerk.

„Klar. Das ist ein Versprechen!“ – „Genau. Ein Versprechen!“

 

Es kostete Lilly einige Mühe, sich von dem Anblick ihrer Freundin loszureißen, doch sie bereute es nicht – das Feuerwerk wurde immer üppiger, immer aufwändiger, der ganze Himmel schien ein Kunstwerk aus glitzerndem Gold werden zu wollen. In diesem Moment war Lilly glücklich, trotz der Turbulenzen der letzten Stunde. Sie hatte Moon immer noch bei sich.

Sie hatte ein Versprechen, dass sie wieder herkommen würden. Ein kleines Ritual, das hoffentlich nie sein Ende finden würde, und das heute seinen Anfang nahm.

 

„Weißt du“, begann Moon nachdenklich. Lilly sah kurz zu ihr, wurde dann aber wieder von dem goldenen Schauer im Nachthimmel abgelenkt, „Du gibst eine gute Heldin ab. Aber…“

Sie brach ab. Absichtlich. Lilly hörte es in ihrer Stimme, dass sie wollte, dass sie nachhakte.

„Aber?“, hakte sie also nach, zu neugierig, um es nicht zu tun – und zu glücklich und erleichtert, als dass sie Moon nicht gerade alles hätte durchgehen lassen. Moon drehte sich zu ihr herum, und in ihren Augen funkelte das Gold des Feuerwerks.

„Fortgelaufen, um ein kleines Pokémon zu retten. Mutig genug, ganz Alola zu bereisen, ohne sich verteidigen zu können. Der eigenen Mutter die Stirn bieten…“

Lilly errötete, doch sie wich Moons strahlendem Lächeln nicht aus. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

 

„Für mich bist du schon immer eine Heldin gewesen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: Rizumu
2018-06-09T12:33:32+00:00 09.06.2018 14:33
Hallo Mei,
 
Düsseldorf der 8.5.2018 äh, ne 9.6.2018, aber Düsseldorf stimmt. Kennst du das: Du willst wissen wie es weiter geht und gleichzeitig auch nicht. Eigentlich habe ich gar nicht weiterlesen wollen, weil ich noch so fertig vom 3. Kapitel war, aber ich wollte dich gar nicht mehr so lange warten lassen und nun sieh mich an. Es ist doch noch ein Monat vergangen.
 
Meine erste Notiz war vom 8.5. und lautete „Was kann nach dem 3. Kapitel eigentlich noch großartig kommen?“ und dann habe ich die FF auch erst am Tag darauf wieder weitergelesen, weil ich das sonst nicht konnte. Die Dramatik aus Kapitel 3 wiegen schwer und wurden auch noch in den Epilog mitgebracht, es war wundervoll, was durch den Text für Emotionen gezaubert wurden. Ich war so froh, dass aus Lilly eine Heldin geworden ist!
Und obwohl ich extra nen Tag gewartet habe, war ich wieder am weinen!
Dir ist ein wunderbares Ende gelungen, so grandios und rund, besonders nach all der Spannung und Dramatik in Kapitel 3, war es so ein wundervoll angenehmes Ende.
Das Feuerwerk (welches ich fast komplett vergessen habe) und all die Pokémon, die sich zum Schluss zu ihnen gesellen durften, aber vor allem Moons Abschlussworte waren so grandios und trugen zu dem unglaublichen Ende der Geschichte bei.
 
Danke für diese Berg und Talfahrt an Emotionen in dieser Geschichte 100 von 10 möglichen Rizu-Punkten. Danke für diese Geschichte!


Liebe Grüße,
Rizumu
Von: Rizumu
2018-06-09T12:15:30+00:00 09.06.2018 14:15
Hallo Mei!

Mein versprochener Kommentar zu Kapitel drei! Meine Notizen stammen vom 7.5., falls dich das interessiert an welchem Tag ich es gelesen habe. Wobei ich es nicht geschafft habe, es in einem Rutsch zu genießen, sondern auch den 8.5. dafür gebraucht habe. Du siehst, ich bin bei meinen Notizen sehr detailreich. Ob meine Kommentare dann auch so Inhaltreich sind, weiß ich nicht.
 
Wir fangen mit einer wundervollen Erwähnung des Titels an. Die Erwähnung vom „Herbstrotem Laub“ hat mich gefreut und komplett zum Schmunzeln gebracht. Wobei ich sagen musste, dass die FF eigentlich durchgehend den „Ahh“-Faktor hatte, bis auf ab einer Stelle, aber später dazu.
Es gibt so viele Dinge über die ich mich gefreut habe, die ich wahrscheinlich gar nicht mehr so gut zusammen kriege, aber ich gebe mir große Mühe. Wie gesagt, so gut wie alles hatte den „Ahh“-Faktor und mich regelrecht zum Schwärmen gebracht. Beschreibungen wie die von Moons orangerotem Kimono, oder die Stille Interaktion von Lilly und Moon ♡. Dann war da Fünkchen, das Miku davon abgehalten hat, die beiden zu stören. Und argh!
All die wundervollen Beschreibungen, vor allem am Glockenturm, ich hätte so weinen können. Ich habe diese Szene so gerne gelesen und mir gewünscht, dass sie nie wieder den Schauplatz wechseln. Gewünscht habe ich mir außerdem, dass die beiden Mädchen Ho-oh begegnen können.
Und ich muss sagen: Du hast mir Lust auf mehr von Lilly geschenkt. Lilly in der Pokémon Liga würde ich gerne sehen, ob in einer FF, oder in einem Spiel. Ich würde gerne weiterverfolgen, wie sich Lilly weiterentwickeln wird und wie sie an ihren Herausforderungen wächst und stärker wird. Vielleicht sollte ich doch mal ne FF schreiben, sobald ich Ultra Sonne beendet habe.
Allein in deiner FF ist es wundervoll zu lesen, wie sie sich verändert hat. Sie hat im positiven Sinne keine Ähnlichkeit mehr mit der Lilly, die der man damals begegnet ist. Damals, als man Wölkchen vor den Habitak beschützt hat. Das macht wirklich Lust auf Lilly als Heldin einer Geschichte.
Und ein ♡ für Lillys Verlegenheit!
Und für Fünkchen x Miku ♡
 
Darf ich erwähnen, dass ich bei all den wunderschönen Details Angst hatte irgendetwas zu verpassen? Ich mein, sie haben die ganze Zeit Hände gehalten! Es ist einfach so unbeschreiblich schön gewesen, alles zu verfolgen, auch im Turm. Ich habe mich auf ein kleines Abenteuer und eine Prüfung ihrer Freundschaft gefreut und ein Festival der Emotionen bekommen! Ein Drama! Ich habe erwartet, dass sie Zusammenhalten und erkennen, wie sehr sie sich vertrauen, auch wenn sie sich so lange nicht mehr gesehen haben und dann hast du mich fast schon umgebracht!
Ganz zu schweigen, dass ich bei Moons „Ich bin da“ Gänsehaut bekommen habe. ♡♡♡
Das war dann auch der Punkt an dem ich Pause machen musste und ich weiß nicht warum, aber ich hatte es im Gespür, dass irgendetwas passieren wird, was ich nicht will, oder eher, was mein Herz nicht ertragen wird!
Aber erstmal muss ich betonen, wie sehr ich auf den Namen „Herr Eule“ stehe ♡ Alle lachen mich aus, aber er ist so wundervoll. Es ist schön den hier zu lesen.
Aber kommen wir mal zurück zur Story. Schon als ich das erste Mal von dem Jungen gelesen habe, dachte ich mir „Merk dir den. Der wird wichtig sein, sonst würde sie den nicht erwähnen.“ Und ja. Er begegnet uns noch mal. Natürlich will Moon ihm sofort helfen, was ich vollkommen verstehe, denn kein Held könnte da wegsehen. Hoffentlich wird Lilly davon nicht überrumpelt. Moon hat schließlich komplett überhört, was Lilly für Einwände hat.
Die Rettungsaktion wirkte da noch recht harmlos, auch wenn ich mich gefragt habe, wie Groß Herr Eule denn bitte ist. Ich denke am mangelnden VM Fliegen war mir nie bewusst, dass ein Mensch auf Silvarro fliegen könnte.
Und dann bricht auch noch der Boden weg. Die Dramatik die aufgebaut wird, hat mir die ganze Zeit die Tränen in die Augen getrieben, zu Recht. Die ganze FF war bisher wundervoll Beschrieben und einzigartig gelungen, aber diese Szene ist noch mal besonders gewesen. Ich habe mitgefiebert, geweint und war hin und her zwischen Weiterlesen und einfach aufhören. Weil wenn ich Dramatische Sachen nicht lese, passieren sie nicht.
Deswegen beende ich FFXIV auch nicht. Wenn ich es nicht zu Ende spiele, werden auch alle einfach weiter leben, ohne dramatische Ereignisse. Ich rieche sowas quasi.
Lilly reagiert so wundervoll und ich bin so glücklich, dass sie eine Heldin sein kann und ist. Ohne zu zögern, obwohl das alles für sie so viel schlimmer sein muss, wie für mich als Leser. Ich habe so gebetet, dass die Feder die sie findet eine Buntschwinge sein muss. Es MUSS einfach sein. So kann Lilly doch nicht verbleiben!
All die Zeit bis hin zur Auflösung war so Nerven zerreißend und auch danach wurde mein Herz einfach nicht ruhig. Alles war so emotional und traurig und mitreißend, dass ich einfach mal nicht auf die Grammatik und Rechtschreibung achte um meine Emotionale Berg und Talfahrt am 8.5. zu unterstreichen 8D
 
Ich hätte niemals mit all den Geschehnissen am Anfang der FF und auch nicht am Anfang des Kapitels gerechnet. Du hast da einen unglaublichen Kontrast hingelegt, der einfach so wundervoll war. Außerdem muss ich gerade schauen, ob ich erwähnt habe, wie sehr ich weinen musste.
Ich musste so sehr weinen, unglaublich. Das hat eine FF noch nie so „leicht“ geschafft.
Mit einer Wendung habe ich gerechnet. Auch mit etwas Drama, aber nicht mit sowas. Ich hätte mit Ho-oh gerechnet, aber nicht so! Es war so unglaublich alles und ich kann auch nur noch sagen, dass die Geschichte wunderbar war und meinen kleinen Kommentar nur mit einem Satz abschließen kann:

„Ich habe gar keine Worte zu den Geschehnissen in diesem Kapitel.“


Liebe Grüße,
Rizumu
Von: Rizumu
2018-04-02T12:53:47+00:00 02.04.2018 14:53
Puuuh, das wird schwer dir für das Kapitel noch mal ein Feedback zu geben, weil sich eigentlich gar nichts geändert hat. Ich bin auch hier vollkommen Begeistert von der kleinen Welt, die du geschaffen hast. Die Beziehung zwischen Lilly und Moon und die Parade, dem Fest allgemein. Es ist alles so wundervoll bezaubernd geschrieben. Ich liebe es. Vollgepackt mit tollen Sachen, ohne dass es überfüllt wirkt.
Ich finde es toll wie du Bezug auf Reds Abenteuer in Johto genommen hast und wie sich das alles widerspiegelt. Ob in „Erzählungen“ oder in den Wagen der Parade. Vielleicht fangirle ich viel zu sehr, einfach weil Rot/Blau/Gelb/Silber/Gold/Kristall zu meiner Kindheit und meinen wichtigsten Pokémon-Erinnerungen gehört, aber mit diesen kleinen Sachen, hast du mich an einer Stelle getroffen, die ich selber noch nicht kannte. Ich hätte nie gedacht, dass mich solche Details so glücklich machen würden. (Hahm ich will einen Anime zu Lilly, der nach Sonne/Mond spielt. Oder eine ganze FF. Ich will ihre Abenteuer verfolgen und miterleben wie sie wächst.) Beim Lesen wurden so viele Gefühle in mir geweckt, ich kann das gar nicht alles beschreiben.
Wie die Freundschaft hier (erneut) dargestellt wird, gefällt mir sehr. Es zeigt das eine Freundschaft nicht an einer (extremen) räumlichen Trennung scheitern, sondern noch mehr wachsen kann. Es gefällt mir wie sehr sich die beiden vertrauen, obwohl sie sich nur noch am Telefon gehört haben. Es ist einfach bezaubernd kitschig und ich habe so darum gebetet, dass Moon ihr das rote Garados schickt, einfach weil ich dem zustimme: Es passt so unglaublich zu Lilly. <3 Und bin ich die einzige, die bei den „Teru Teru Bozu“ nicht nur an das Wetter, sondern bei den beiden an „Immer gute Laune“ denkt? Habe ich das nun falsch interpretiert, oder war das deine Absicht? :D
Der Auftritt von dem Herrn Arenaleiter war wunderbar! Ich erinnere mich gerade auf Teufel komm raus nicht an den Namen des Jungen Mannes, aber ich hatte ihn sofort vor Augen und fand es einfach klasse, wie und das du ihn überhaupt eingebaut hat. Das Miku sich anscheinend vor Nebulak erschreckt hat, finde ich im übrigen sehr, sehr niedlich :D
 
So, Kapitel drei ist ja etwas länger, aber ich hoffe, dass ich es schaffe es in einem Rutsch zu lesen und es nicht auf zwei Tage austeilen muss. Das wäre grausam. Q_Q
Von: Rizumu
2018-03-04T21:32:30+00:00 04.03.2018 22:32
Yosh, ich habe noch einmal das erste Kapitel gelesen um mir noch mal Notitzen zu machen.
Meine Meinung hat sich immer noch nicht geändert, außer das ich es noch niedlicher finde. Das Kapitel ist sehr, sehr niedlich udn ich erfreue mich immer noch über all die beschriebenen Detail, durch die ich mir alles wirklich vorstellen kann. Ich sehe Lilly regelrecht wie sie durch Teak-City läuft und das Fest bestaunt. Das Kapitel ist vollgestopft mit all den wundervollen Details, ohne das es überladen wirkt, sondern liebevoll und großartig kitschig. Genau mein Geschmack.
Auch die Art wie Moon über die Raubkatzen erzählt hat (sicherlich haben wir alle oft genug davon gehört/in den Spielen gelesen), war wunderbar erfrischend. Ich hätte so gerne an ihren Lippen gehängt und verträumt ihrer Erzählung geöauscht. Überhaupt hatte ich das Gefühl nicht im Zug, sondern bei den Mädchen zu sitzen. Oder sie saßen vor mir im Zug. Hihihi.
Die Interaktion mit den Pokémon und auch unter den Zweien, war wundervoll und besonders Lillys Verhalten war purer Zucker. Ich will sie behalten und immer wiedr betrachteh und anherzen.
 
Yosh, ich fangirle schon beim ersten Kapitel so, freue mich so auf den Rest und andersherum, will ich auch gar kein Ende haben. Puuh. Aber dennoch. Dienstag lese ich das zweite Kapitel (weil cih da alleine Zug fahre und nicht zugequatscht werde. Kihihihi.)

Bitte sei mir nicht böse, weil cih dich so warten lasse. Es ist nicht bös gemeint ;_;"
Aber ich bin schlecht im Zeitmanagement.
Antwort von:  Puppenspieler
05.03.2018 09:51
Oh, wow, das war jetzt eine schöne Überraschung!!! Vielen lieben Dank für den tollen Kommentar! >w< Ich freue mich, dass die FF dir die Zugfahrt verschönert hat!
Und ich bin echt froh, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. :) Das erleichtert mich immens, nachdem ich normalerweise eher in andere Richtungen schreibe.

Ich hoffe, der Rest wird dir auch noch genauso gut gefallen! >w< Und ich wünsche dir eine ruhige Zugfahrt am Dienstag!!! XD

Es ist okay! :3 Ich bin nicht böse. Ein bisschen ungeduldig, aber ich weiß ja, dass da noch etwas kommt! °^° Da kann ich warten.
Von:  _Delacroix_
2018-02-20T11:50:29+00:00 20.02.2018 12:50
Eine sehr schöne Geschichte.
Ich mochte die Beschreibungen des kunterbunten Festivals sehr gerne und auch wie du Ho-Oh in die Geschichte eingebracht hast, ohne das es seinen Charme als legendäres und vor allem wildes Pokémon einbüßen musste. Die Mädels waren süß, wie auch schon im Spiel und es war auch sehr angenehm, dass auch ihre Pokémon eine größere Rollen spielen durften. Ich finde es immer nett, wenn Pokémon einen Charakter haben und in der Story mitmischen dürfen. Immerhin machen sie ja auch den Reiz des Fandoms mit aus.

Großes ❤ für Mimigma. 
Antwort von:  Puppenspieler
20.02.2018 12:52
Großes ❤ für dich, Ro! Und vielen lieben Dank für den Kommentar ;w;
Es freut mich, dass die Geschichte Anklang findet! Motiviert mich definitiv dazu, öfter mal mit Mädels zu schreiben in Zukunft.
Von:  nils1292
2018-02-20T05:44:43+00:00 20.02.2018 06:44
Wow was für eine schöne Geschichte ich hoffe du schreibst noch ein paar neue zum Thema Pokemon. Deine Art zu schreiben und zu beschreiben und auch die Gefühle rüberzubringen ist echt Hammer auch das Ende der Geschichte gefällt mir wirklich gut. Ich finde es nur etwas schade das es hier endet. LG Nils
Antwort von:  Puppenspieler
20.02.2018 12:26
Wow! Vielen Dank für den lieben Kommentar. :)
Das motiviert mich definitiv, mich mal wieder schreiberisch ins Pokémon-Fandom zu verirren. Da kommt in Zukunft bestimmt noch einmal etwas!
Antwort von:  nils1292
20.02.2018 15:25
Das hoffe ich wirklich denn deine Art zu schreiben gefällt mir gut😊


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