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Red Silver

Vampire AU
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hello ihr Lieben!
Seit Juli ist bei mir wieder arbeiten angesagt, (Gott sei Dank), und nach langen vier Monaten Abwesenheit, musste ich erstmal weider reinkommen. Trotzdem habe ich mich an diese FF gesetzt und fleißig in die Tasten gehauen.
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Blood

Durst.

Es war das Erste, an das er denken konnte. Nichts Anderes.

Nur dieses brennende Gefühl, das dieses Mal nicht nur in seinem Hals brannte, sondern in seinem gesamten Körper. Es zerfraß ihn von innen. Als ob Glut durch seine Adern floss.

Er schlug die Augen auf.

Erst war alles verschwommen, dann innerhalb von Sekunden kristallscharf. Aus reinem Instinkt bewegte er die Glieder. Als etwas ihn hinderte, blickte er hinab auf seine Arme und Beine. Sie waren mit dicken Stahlseilen festgebunden, genauso wie sein kompletter Torso und sein Hals. Wut fuhr ihm durch den Körper wie ein Lauffeuer. Er stärkte seine Muskeln bis ans Äußerste, spannte sie an und riss sich dann mit aller Gewalt los. Wie ein ausgebüxtes Tier sprang er auf und blickte wild um sich. Seine Sinne sagten ihm, dass er alleine war. Alleine in einem kleinen, fremden Raum. Aber irgendetwas kam ihm vertraut vor.

Doch vor lauter Durst, hatte er keine Augen für seine Umgebung und stattdessen sandte ihm sein Körper nur einen Gedanken in den Kopf:

Blut.

Blut.

Er brauchte Blut!

Oder er würde sterben.

Mit rot leuchtenden Augen blickte er gehetzt um sich, bis er die Tür an der Seite entdeckte. Mit einem gezielten Tritt war sie ohne Widerstand aus den Angeln, zerbarst an der gegenüberliegenden Wand und hätte beinahe den Kopf eines Mannes mit langen schwarzen Haaren zerschmettert.

Er würdigte den fremden Mann nur eine Sekunde.

Er war ein Vampir, kein Mensch.

Keine Mahlzeit.

Kein Blut.

Folglich ignorierte er die Person und hetzte weiter. Dabei folgte er seiner Nase und schnüffelte in der Luft wie ein Hund.

„Verdammt nochmal…! Izaya! Komm zu dir! Verfluchte Scheiße…“

Er reagierte nicht, denn er war schon lange außer Reichweite. Wie ein Blitz schnellte Izaya durch verschiedene Gänge, Räume, Treppen und Absätze, bis er plötzlich vor einer bestimmten Tür stand und ihn ein so betörender Geruch in die Nase stieg, dass er kaum noch klar denken konnte. Unbewusst zog er scharf die Luft ein. Sein gesamter Körper bebte.

Dort.

Da war ein Mensch.

Blut!

Nur noch von einem Instinkt geleitet, rammte Izaya die Tür. Der Duft im Raum selbst war noch betörender. Wie ein Parfum legte es sich um seinen Körper, bettelte ihn geradezu an, ihm zu folgen. Izayas Blick landete bei einem blonden Mann auf einer Liege. Wie magnetisch angezogen, führten ihn seine Beine dorthin, ohne dass er blinzelte. Doch bevor er ihn überhaupt berühren konnte, lag er plötzlich auf dem Boden. Ein schweres Gewicht hielt ihn auf den Boden fest. Dann zwei starke Hände, die seine Arme hinunter drückten.

„Komm endlich zu dir, Izaya!“, rief wieder jemand. Es war dieselbe Stimme wie vorhin.

Doch aus Izayas Munde kamen nur knurrende Geräusche als Antwort.

Blut!

Er brauchte Blut!

„Er ist im Blutrausch! Siehst du das nicht? Von selbst wird er nicht zurückkommen!“, ertönte eine weibliche Stimme.

Izayas rot glühender Blick fuhr nach oben.

Dort…

Dort war der Arm dieses Menschen!

„Meinst du, ich weiß das nicht?!“, blaffte die männliche Stimme zurück, „Aber es ist Izaya! Ich glaube an ihn. Er schafft es, sich zu beherrschen!“

„Das sieht doch jeder Frischling, dass er völlig benebelt ist!“, rief nun eine weitere fremde Stimme. „Selbst Izaya Orihara ist nicht unfehlbar! Du siehst ja, was für ein Biest er geworden ist!“

Ein fast unmenschliches Knurren kam als Antwort.

Unterstehe dich Ori-chan zu beleidigen.“, kam es eiskalt von der fremden Stimme über ihn.

„Es…i-ich wollte nicht-“

„Tch. Halt die Klappe.“, zischte er, „Er braucht nur Zeit um-“

„Yukio, pass auf!“, rief die weibliche Stimme, doch es war bereits zu spät.

Mit einem gewaltigen Energieschub befreite sich Izaya ruckartig aus dem Klammergriff und schleuderte seinen Angreifer von sich. Der gesamte Raum erbebte vor roher Energie.

Nur noch ein paar Meter!

Ein Mädchen mit blonden Haaren stellte sich ihm in den Weg, doch Izaya schlug sie mit der bloßen Faust zur Seite. Izayas Augen glühten noch stärker, als der Duft noch intensiver wurde.

So lecker! Oh ja, das würde ein Festmahl werden!

Izayas Finger waren kaum einen Zentimeter von dem Arm entfernt. Er senkte bereits den Kopf um die Zähne in das zarte Fleisch zu schlagen. Da legte sich eine Hand auf seinen Kopf und plötzlich war da nur Schmerz. Überall nur Schmerzen.

„Tut mir leid, Ori-chan…mir bleibt keine andere Wahl.“

Izaya kreischte.

Seine Muskeln, sein Herz, seine Sinne, einfach alles krampfte sich zusammen. Wie ein Neugeborenes lag er auf den Boden und wandte sich hin und her. Irgendwann ließ der Schmerz nach und die Dunkelheit legte sich um ihn wie eine sanfte Decke.

 

Als Izaya das nächste Mal die Augen öffnete, erwartete ihn eine Welt der Dumpfheit. Alles pochte irgendwie und es fühlte sich an, als ob sein Körper durchlöchert wäre.

Eine weiße Decke war das einzige, das er sah.

Mehr konnte er nicht erkennen, denn er konnte keinen einzigen Muskel bewegen. Und doch war das Schlimmste nicht der Schmerz. Sondern der Durst. Dieser unerträgliche Durst…

Wo war er hier?

Was war passiert…?

Ein paar Blitze durchzuckten seinen Kopf, dann trommelten die Erinnerungen auf ihn ein, wie ein Hagelsturm. Bilder flogen durch seinen Kopf.

Er war ein Tier gewesen.

Ein gottverdammtes Biest, das sich nicht mehr unter Kontrolle hatte!

Und Yukio…beinahe hätte er seinen Schädel mit der Tür getroffen. Und auch Rosi-chan…er hatte sie geschlagen. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, dass sie beide es geschafft hatten vor der Regierung zu fliehen. Und was tat er stattdessen? Verletzte seine Verbündete…

Scham überkam ihn.

Izaya kniff die Augen zu.

Nicht nur das, er hatte sogar fast von Shizuo getrunken…wäre Yukio nicht gewesen, wüsste er nicht, ob dieser Muskelprotz überhaupt noch leben würde…

„Izaya…?“

Der Informant verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Als hätte der andere ihn gehört. Er musste bereits die ganze Zeit im Raum gewesen sein.

Verschwinde Yukio…“, knurrte Izaya den anderen an. Doch der ließ sich davon gar nicht beirren.

„Ha! Ich wusste, du schaffst es, Ori-chan. Alle anderen meinten du wärst hinüber.“

Izaya antwortete ihm nicht.

„Willkommen zurück! Wie fühlst du dich?“

Izaya atmete tief ein, als er seine kalte Wut zügeln musste.

„Kannst du es im Zaum halten?“

„Brauchst du wirklich eine Antwort?“, knurrte der Informant und wandte nun den Kopf zur Seite, um sich den anderen ansehen zu können. Doch als er in die Augen des anderen sah, bemerkte er erst, in was für einem Zustand sein Kamerad war. Oshiro sah wirklich müde aus, seine Haut hatte einen ungesunden Grauton angenommen, während seine Augen nicht mehr dunkelbraun, sondern hellrot leuchteten. Was war bloß passiert, während er…

„Yukio…“, murmelte Izaya überrascht und eine unausgesprochene Frage hing zwischen ihnen im Raum. Doch der andere verstand, was Izaya wollte.

„Es gibt viel zu berichten, Ori-chan…“, sagte er und seufzte. Dann trat er einen Schritt näher, sodass Izaya noch besser seinen schlechten Zustand begutachten konnte.

Izaya fluchte leise.

„Wir konnten dich und Shizuo Heiwajima aus dem Hauptquartier befreien. Du glaubst gar nicht, was für ein Abenteuer das war! Dieser Hasaki ist ganz schön hartnäckig gewesen.“, berichtete Oshiro und schüttelte den Kopf. „Aber um ehrlich zu sein, stand es um euch beide überhaupt nicht gut. Und die Regierung war uns bereits auf den Fersen. Sie ein zweites Mal abzuwimmeln, hat leider nicht ganz geklappt.“

„Was meinst du damit?“, hinterfragte Izaya.

„Sie sind uns bis zur Grenze an Yūbari gefolgt. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis sie unser Zuhause finden…“

Izaya blinzelte erst überrascht, dann lachte er auf.

„Keine Sorge, Yukio. Das lass mal meine Sorge sein. Ich habe euch in Schwierigkeiten gebracht, also werde ich sie auch wieder los.“

Oshiro lächelte halb, bevor er den Kopf schüttelte.

„Sieh dich doch an, Ori-chan…du hattest zwei Kugeln im Bauch. Dein Körper schafft es doch kaum, sich selbst zu heilen. Und du musst immer noch unglaubliche Schmerzen verspüren…“

Das dies stimmte, musste er dem anderen ja nicht unter die Nase reiben.

„Wäre dein Freund nicht gewesen…ich wüsste nicht, was ich getan hätte…“

„Welcher Freund?“, fragte Izaya scharf und verengte die Augen.

„Deine Sekretärin gab mir eine Telefonnummer, die mir helfen würde. Sie war von einem Kerl namens-“

„Shinra Kishitani.“, unterbrach Izaya. „Ja, ich hätte es mir denken können.“

Er seufzte und ahnte bereits, was für Unsummen an Operationskosten auf ihn zukämen.

Oshiro blickte ihn belustigt an.

„Er ist einer deiner Lieblingskontakte unter den Menschen, richtig?“

Izaya schnaubte halbherzig.

„Er ist einer meiner wichtigsten Geschäftspartner. Er weiß was er tut, das muss ich ihm lassen. Es war richtig von Namie, dir seine Handynummer zu geben. Und? Was denkt ihr über Celty? Hat er euch ihre besten Eigenschaften aufgelistet?“

„Wer zum Teufel ist Celty?“

Oshiro hob fragend eine Augenbraue.

Izaya begann halbherzig zu grinsen.

„Schon gut, vergiss es. Ihr habt es zu Shinra geschafft. Hat Namie dich mit meiner Bitte erreicht oder wie kam ich zu der Ehre von deinem Clan gerettet zu werden?“

„Oh, das hat sie. Ich konnte erst nach ein paar Tagen das Handy wieder benutzen. Ich musste ganz sicher gehen, dass die Regierung mir nicht auf den Pelz rückt. Und naja, was soll ich sagen. Bereits nach fünf Minuten rief sie mich an.“

„Das hätte ich nun nicht erwartet…“, murmelte Izaya.

„Was meinst du?“

„Dass sie meinem Befehl tatsächlich Folge leistet.“

Izaya machte eine schulterzuckende Geste, doch die ging in dem Gewirr von Stahlseilen unter und kam nicht zur Geltung.

„Sie ist dir unterstellt, was soll sie denn sonst tun? Außerdem ist sie genauso in Gefahr wie du auch, wenn die Regierung oder die Bruderschaft dich dran kriegt.“

Oshiro strich mit dem Finger am Hals entlang, um die Bedeutung seiner Worte zu verstärken. Izaya gab ein heiseres Lachen von sich, während Oshiro sich einen der gepolsterten Stühle heran zog und sich neben Izaya setzte.

„Deine Sekretärin war wirklich sauer. Und ehrlich gesagt kann ich sie gut verstehen. Wie konntest du nur so dumm sein und einfach in das Hauptquartier der Bruderschaft einbrechen? Selbst mit Shikis Männern wart ihr lachhaft in der Unterzahl! Das konnte doch nur schief gehen!“

Izaya lachte auf, als Yukios besorgte Stimme durch den Raum hallte.

„Ich war nicht ganz auf mich allein gestellt. Aber ich konnte nicht warten. Der alte Sack hat Shizuo im Hauptquartier gefangen gehalten. Mir blieb kaum eine andere Wahl.“

„Doch. Du hättest abwarten sollen! Auf uns warten sollen!“, rief Oshiro.

Warten? Solange warten, bis dieser senile Sack Shizu-chan umbringt? Er weiß, dass ich von ihm abhängig bin. Also hätte er sein Vorhaben auch in die Tat umgesetzt, wenn ich nicht erschienen wäre. Das konnte ich nicht zulassen. Du weißt genauso gut wie ich, dass Muroko-san schon lange dem Wahnsinn verfallen ist.“

Oshiro seufzte daraufhin.

„Dass Muroko Akaguchi langsam aber sicher völlig bekloppt wird, ist aber auch deine eigene Schuld.“, sagte Oshiro und Izayas Blick wurde dunkel.

„Ich weiß…“, knurrte der Informant, „das ist mir an diesem Tag besonders aufgefallen. Aber ich konnte mein Projekt nicht beenden, weil Shizu-chan mich abgelenkt hat.“

Izayas Augen nahmen eine noch rötlichere Farbe an und eine mörderische Aura legte sich um den gefesselten Vampir. Oshiro zuckte aus Reflex zurück. Mit dieser Aura war nicht zu spaßen. Er hatte sie schon sehr lange nicht mehr gespürt. Dass sie nun wieder ausbrach war gar nicht gut…

„Ori-chan…“, murmelte Oshiro und setzte ganz langsam und behutsam seine Fähigkeit ein. Von Sekunde zu Sekunde wurde Izayas Blick ruhiger. Bis er mehrmals blinzelte und zu Oshiro sah.

„Vielleicht war es ganz gut so, dass Shizuo Heiwajima dich abgelenkt hat. Ich will mir nicht ausmalen, was Muroko sonst-“

„Was ist eigentlich aus dem alten Sack geworden? Ich hoffe ja sehr, dass er immer noch von den Albträumen geplagt wird, die ich ihm ins Gehirn gesetzt habe…“

Izayas Aura wurde wieder stärker und auf seinem Gesicht legte sich ein bösartiges Grinsen.

Oshiro verzog das Gesicht.

Gar nicht gut.

Das lag sicherlich am Blutmangel.

Izaya musste dringend wieder ein Mahl einnehmen! Sonst würde er noch…

Oshiro schüttelte den Kopf.

Dann berichtete er von einer Neuigkeit, die dem Informanten mit Sicherheit gefallen würde.

„Ob du es glaubst oder nicht: Wir konnten Muroko Akaguchi mitnehmen. Er hockt bei uns im tiefsten Verlies.“

Dieses Mal war die Reaktion explosionsartig.

„Hahaha! Wirklich? Das ist ja absolut grandios!“, lachte der Vampir und rüttelte unbewusst an den tausend Stahlseilen, die ihn immer noch auf der Liege festbanden. Dabei schoss die bösartige Aura in die Höhe.

Nun konnte er ihn leiden lassen!

Ihn bestrafen!

Ihm Schmerzen zufügen!

Oshiro musste sich dieses Mal anstrengen, den anderen mithilfe seiner Fähigkeit zu beruhigen. Er legte zur Unterstützung seine Hand auf Izayas Stirn. Es dauerte fast fünf Minuten, bis Izaya wieder bei sich war.

„So grandios ist das gar nicht. Deswegen ist die Regierung noch immer in Yūbari und sucht nach uns! In ein paar Tagen wird hier die Hölle los sein!“, sagte Oshiro eindringlich und lehnte sich ein Stückchen weiter nach vorne. Seine langen schwarzen Haare fielen wie ein Vorhang nach vorne.

„Oh doch, Yukio. Ich muss sagen ich bin beeindruckt von eurer Leistung. Ihr habt nicht nur mich und Shizu-chan aus unserer misslichen Lage gerettet, nein, ihr habt es auch noch geschafft, Muroko zu verschleppen!“

Izaya lachte wieder.

Aber es war nicht sein übliches Lachen.

Es war dieses bösartige Lachen, dass nichts Gutes versprach.

Oshiro verzweifelte immer mehr.

Izaya brauchte dringend sein Mahl…

„Es war nicht einfach, das kann ich dir sagen! Wir mussten eine ganze Nacht bei diesem Arzt bleiben, weil du dich erst ein wenig erholen solltest, bevor wir weiter reisen durften.“

„Wie kommt es, dass ich davon nichts mitbekommen habe?“, fragte Izaya.

„Ist das dein Ernst, du Bastard? Du hattest zwei Kugeln in deinem Bauch, eine davon war sogar schon dabei, dein Herz zu Asche zu verkohlen!“

Izaya grinste ihn daraufhin nur an, während Oshiro ungläubig den Kopf schüttelte.

„Außerdem haben wir dir genügend Betäubungsmittel injiziert, um dich flugtauglich zu machen. Dasselbe galt für den alten Sack. Bei Shizuo Heiwajima hingegen…“

Oshiro brach ab.

„Was ist mit Shizu-chan?“

Plötzlich grinste Izaya nicht mehr dümmlich, sondern blickte ihn konzentriert an.

„Er ist seit dem Vorfall noch nicht aufgewacht.“

„Noch nicht aufgewacht? Shizu-chan? Das ist unmöglich. Dieses Biest ist widerstandsfähiger als ein altes Nokia Handy.“, sagte Izaya und schnaubte.

Oshiro bemerkte, dass Izayas Aura langsam aber sicher verschwand. Er atmete erleichtert aus.

„Laut Shinra Kishitani fehlt ihm nichts, er war nur unterernährt. Ihm fehlten ein paar wichtige Nährstoffe, sowie natürlich Blut. Der Doc sagte uns, wenn wir in Yūbari ankommen, sollten wir ihm eine weitere Transfusion geben und ihn ansonsten ruhen lassen. Dein Menschenfreund Herr Doktor ist wirklich nützlich. Er hat uns genügend Bluttransfusionen mitgegeben, um Shizuo Heiwajima auch hier behandeln zu können. Momentan kümmert sich Fukuyama-kun um ihn.“

Fukuyama-kun? Das waren gute Neuigkeiten.

Er war einer der seltenen Watcher in ganz Yubari und ein hervorragender Arzt dazu. Dass er sich um Shizuo Heiwajima kümmerte – einen fremden Mann aus Tokyo – war sehr erfreulich.

„Und wie lange sind Shizu-chan und ich hier schon in Yūbari und genießen eure Gastfreundschaft?“

Gastfreundschaft…? Ori-chan, ich sagte doch bereits, dass die Familie Oshiro dir beistehen würde, wenn es hart auf hart kommt. Du gehörst praktisch mit zur Familie, klar?“, sagte Oshiro mit einer Tonlage, die keine Widerworte zuließ und drückte Izaya seinen Zeigefinger in die Wange. Izaya verzog das Gesicht.

„Nimm deine Griffel weg, oder ich beiß sie dir ab.“

„Schon gut. Meine Finger würden dir eh nicht schmecken.“, lachte Oshiro und zog seine Hand weg.

Zum Glück schien Izaya wieder fast der Alte zu sein…

Wie lange, Oshiro-kun?“, wiederholte Izaya seine Frage.

Oshiro seufzte.

„Ihr seid seit genau zwei Tagen, zwölf Stunden und neununddreißig Minuten hier und könnt auch solange bleiben wie ihr wollt.“

Izaya verzog das Gesicht.

Oshiro konnte spüren, dass es ihm gar nicht in den Kram passte.

„Was genau ist mit mir passiert, während ich weg war?“, kam es dann von dem gefesselten Vampir und Oshiro senkte den Blick. Irgendwann hätte er dies gefragt, dachte er sich, doch es zu beantworten fiel ihm nicht leicht.

„Beim Doc hast du unter höllischen Schmerzen gelitten, erinnerst du dich?“

Höllischen Schmerzen…?

„Was hat Shinra dieses Mal falsch gemacht? Hat er das Skalpell unnötig in mein Auge gestochen?“, witzelte Izaya. Doch Oshiro ging nicht auf seine Spielereien ein.

„Er hat sein Bestmögliches getan, okay?“, rief er lauter als notwendig, weshalb Izaya verblüfft blinzelte. „Es war sehr qualvoll mit anzusehen. Ich dachte wirklich, du würdest jeden Moment zu Staub zerfallen…“, murmelte der andere Vampir und für einen Moment war Izaya versucht, seinen Freund aufzuziehen, doch als er seinen missmutigen Ausdruck im Gesicht sah, ließ er es sein.

„Aber hier bin ich! Quicklebendig und immer noch eine Qual!“

„Quicklebendig würde ich auch nicht gerade sagen…du warst zwei Tage lang im Blutrausch. Carlo-san, Manju-kun, Benjamin-san und Hana-chan haben zusammen mit mir und meiner Schwester Wache gehalten.“

Izayas Blick verdunkelte sich. Selbst Hana-chan hatte ihn in diesem Zustand so gesehen…ach was dachte er sich denn? Der ganze Clan musste Bescheid wissen!

„Deshalb siehst du so fertig aus. Hast du überhaupt trinken können in der ganzen Zeit?“, fragte Izaya, nur um nicht mehr an den gesamten Yūbari Clan zu denken. Doch auch diese Entscheidung war keine gute. Izayas Hals brannte, als er nur ans Trinken dachte.

„Sehe ich etwa nicht gut genug für dich aus, huh?“, rief Oshiro gespielt empört.

„Im Thema Aussehen machst du gerade den Menschenleichen ernsthaft Konkurrenz.“, antwortete Izaya.

„Im Prinzip sind wir fast wie Menschenleichen.“

„Hm, stimmt. Hast auch wieder Recht.“, gab sich der Informant geschlagen. „Aber mal ernsthaft, Yukio…geh jagen. Wenigstens du solltest es tun, solange du noch kannst…“, murmelte Izaya und zuckte zusammen, als der Durst unerträglich zu brennen anfing. Izaya atmete tief ein, so als würde die abgestandene Luft, seinen Brand löschen. Für einen Moment blickten sich die beiden Vampire nur stumm an. Bis sich Yukio zurücklehnte und die Arme verschränkte.

„Das werde ich auch tun. Und du wirst auch bald wieder trinken können. Aber erst, wenn sich dein Seelenverwandter erholt hat!“

Izayas Blick verdunkelte sich.

Seelenverwandter…ja klar.

„Glaub ja nicht, dass ich dich aus den Augen lasse, nur damit du wieder heimlich deinen Shizu-chan anknabbern kannst!“

Erst wusste Izaya nicht ob er lachen oder wütend sein sollte. Doch dann dachte er zurück an seinen Ausbruch. Als er wie ein wildes Biest versucht hatte, an Blut zu kommen. Als er die Tür zerschmettert hatte, als er Rosi-

Izaya blinzelte.

„Wie geht es eigentlich Rosi-chan…? Ich glaube, ich habe sie während meines…Blutrausches…“

Izaya verstummte beschämt.

„Dafür dass du sie überhaupt verletzt hast, müsste ich dich höchstpersönlich durch die Hölle schicken.“, erwiderte Oshiro mit kalter Stimme und Izaya spürte einen Anstieg seiner Aura. Wenn es um seine Schwester ging, konnte er wirklich wütend werden.

„Du weißt, ich habe aus reinem Instinkt gehandelt. Es tut mir leid.“, sagte der Informant.

„Sag das Rosi persönlich, wenn du wieder auf den Beinen bist.“

„Also geht es ihr gut?“

„Von gut kann nicht die Rede sein. Aber ich habe dich lange genug spüren lassen, was es bedeutet Schmerzen zu empfinden. Ich glaube das war Strafe genug.“

„Oh ja…daran erinnere mich…“, murmelte Izaya grinsend.

Stille legte sich in den Raum und beide Vampire hingen ihren Gedanken nach.

Es war unglaublich.

Wirklich unglaublich.

Shizu-chan lebte.

Er war hier.

Das bedeutete automatisch, er konnte auch überleben.

Und das Sahnehäubchen der Extraklasse war Muroko Akaguchi! Dieser alte Sack war wirklich hier? Er konnte es nicht fassen, dass sie ihn entführen konnten. Besser ging es ja gar nicht! Nun hatte er etwas in der Hand!

Izayas Grinsen vertiefte sich.

Diese Chance sollte er sich nicht entgehen lassen.

Aus Reflex bewegte der Informant seine Arme und Beine, doch da erinnerte er sich daran, dass er ja festgehalten wurde.

„Yukio…wann befreist du mich endlich von diesen Stahlseilen?“

Oshiro zögerte.

„Vorerst wirst du damit leben müssen. Die anderen sind dir gegenüber misstrauisch geworden, seitdem du…deinen Blutrausch hattest.“

Irgendwo konnte er die anderen verstehen. Doch es war eine Tortur. Erst dieser schreckliche Durst, der ihn wahnsinnig machte und nun die Bewegungsunfähigkeit.

Dieses Mal legte sich auf Izayas Gesicht ein falsches Lächeln.

„Warte ab, bis du den Durst verspürst, den ich verspürt habe. Den ich immer noch verspüre. Und dann sprechen wir uns wieder.“

„Ich glaube den spüre ich schon.“, sagte Oshiro halb ernst und packte sich an den Hals.

„Ich werde nun gehen, Ori-chan. Sobald Shizuo Heiwajima aufwacht, wirst du wieder trinken können. Und dann wirst du bald ganz der Alte sein.“

„Du sprichst von mir, als säße ich in der Klapse.“

„Danach aussehen tut es ja zumindest, oder?“, neckte Oshiro mit einem Blick auf die Gurte.

„Bist du immer so lustig?“, knurrte Izaya.

„Nur wenn ich vor Hunger umkomme.“

„Willkommen im Club…“, zischte Izaya gereizt, was Oshiro zum Lachen brachte. Ein paar Sekunden vergingen, dann sprach der Informant wieder.

„Lasst mich wenigstens meinem Clan Bescheid geben.“

„Keine Chance, Izaya. Dafür müsste ich dir Bewegungsfreiheit schenken. Und das geht nun mal nicht.“

„Natürlich nicht~…“, säuselte Izaya genervt.

„Aber keine Sorge, ich kümmere mich höchstpersönlich darum, dass Namie Yagiri in Kenntnis gesetzt wird.“

Oshiro wandte sich zum Gehen, während der Informant nur die Augen verdrehte.

Doch als er die Tür erreicht hatte – die nur notdürftig repariert worden war – sprach Izaya erneut.

Oshiro-san…“

Izayas Stimme war eisig.

Er blieb stehen.

Der ganze Raum schien durch Izayas Aura zu vibrieren. Für einen Moment dachte Oshiro, der andere würde wieder sein unheimliches Grinsen aufgesetzt haben. Doch als sein Blick auf seinen Kindheitsfreund landete, sah er noch etwas viel Schlimmeres. Einen dürstenden Izaya Orihara. Seine Augen waren nun leuchtend rot und glommen unheimlich in dem verdunkelten Raum.

„Du weißt, dass mich diese Stahlseile nicht aufhalten werden, wenn ich es nicht mehr zurückhalten kann… Ihr solltet Shizu-chan schnellstmöglich bereithalten. Sonst kann ich für nichts garantieren…“

Oshiro konnte ihn gut verstehen. Wenn man einen so heftigen Durst hatte, zusammen mit einem nur langsam heilenden Körper und der stetigen Schmerzen…wie sollte man da nicht verrückt werden? Es war erstaunlich, dass Izaya bereits nach einem Tag zu Sinnen gekommen war.

„Ich weiß, Ori-chan. Wir werden dich aufhalten, wenn es hart auf hart kommt.“

Damit wandte er sich endgültig um und verließ das dunkle Zimmer. Schlagartig wich Izayas Aura aus seinem Körper. Noch viel länger hätte er nicht ausgehalten.

Oshiro seufzte tief.

Er sollte nun wirklich erst sein Mahl einnehmen.

Und dann würde er sich um Shizuo Heiwajima kümmern. Es wurde wirklich Zeit, dass er aufwachte.

Er gab ihm noch zwei Tage Zeit, wenn er bis dahin nicht aufwachte, würde Izaya ihn in Stücke reißen.



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