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Red Silver

Vampire AU
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hello ihr Lieben!
Ich war mal wieder fleißig am Schreiben und bin tatsächlich schneller fertig geworden als ich dachte... lol
Izaya wird heute eine bittere Erfahrung machen...
Die Handlung fürs nächste Kapitel ist bereits durchgeplant und ich habe jetzt schon gewaltig Lust drauf es zu schreiben. Es wird euch gefallen! (♡´艸`)

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Perfidy

Er richtete seine Plüschjacke, danach checkte er zum vierten Mal seine drei Handys in seiner Jackentasche. Alles ersetzbare Exemplare und genau für solche Operationen vorgesehen. Auf allen Geräten waren Antworten. Positive Antworten seiner Klienten.

Izaya grinste, während er gemächlich voran ging.

Bereits nach nur zwanzig Metern auf dem besagten Gelände konnte Izaya im Inneren des Hauptquartiers die Alarm-Sirenen hören.

Du meine Güte…er war ja noch nicht mal im Gebäude. Zwei Sekunden später kamen ihm bereits Rekruten entgegen gelaufen, die sich so unsicher bewegten, als begegneten sie zum ersten Mal einem Vampir. Etwas mitleidig sah Izaya dabei zu, wie sie unbeholfen ihre Pistolen auf ihn richteten. Aber der Informant ließ sich nicht davon beirren, sondern stolzierte weiter Richtung Eingang. Er wusste sogar von einem geheimen Seiteneingang, doch dieser wurde beinahe noch besser bewacht als der große Haupteingang. Also machte es keinen Unterschied welchen er nahm.

„Bleib stehen!“, rief einer von ihnen mutig über den Asphalt. Wenn sie sich trauten ihn so anzusprechen, dann mussten es wirklich Neulinge sein. Doch anstatt zu gehorchen, ging Izaya einfach weiter und winkte ihnen spielerisch zu. Der verdutzte Ausdruck in den Gesichtern der Söldner war es allemal wert.

Izaya kicherte.

„Ich kann leider nicht mit euch spielen~“, flötete der Informant völlig entspannt. „Ich habe einen wichtigen Termin mit eurem Chef.“

„Er darf nicht hinein kommen.“, raunte der zweite Rekrut dem anderen leise zu, aber Izaya hatte es natürlich gehört. Er wandte den Kopf.

Dann fiel der erste Schuss.

Izaya hüpfte leichtfüßig zur Seite, während die Munition in Zeitlupe an ihm vorbei flog und statt ihn, traf die Kugel einen unschuldigen Baum.

„Ich würde euch empfehlen, eure Silberkugeln zu sparen, meine Herrschaften~“, sagte der Vampir grinsend. Der Rekrut, der geschossen hatte blickte ihn ungläubig an, bevor er direkt danach noch einen Schuss abfeuerte. Doch dieser traf genauso wenig sein Ziel, wie der erste Schuss.

„Habt ihr es etwa mit den Ohren?“, fragte Izaya und hob eine Augenbraue.

„Verschwinde von hier!“, rief der zweite Rekrut. Er schien etwas mehr Grips zu haben als sein Kollege, denn er blieb mit seiner Schrotflinte weit entfernt stehen. Dennoch…

„Ich habe einen Termin mit Muroko-san. Und ihr solltet ihm lieber Bescheid sagen, dass Izaya Orihara ihn erwartet, anstatt zu versuchen mich mit euren armseligen Waffen zu treffen.“, sagte Izaya kopfschüttelnd, „Sonst kann ich nicht für euer Leben garantieren.“

Den letzten Satz sprach er in einer anderen Tonlage aus.

Beide Rekruten schienen plötzlich zu realisieren.

Zu verstehen, mit wem Sie es zu tun hatten.

Izaya liebte diese vielfältigen Gesichtsausdrücke. Geweitete Augen, schneller Atem, nervöses Schlucken. Beide Herzschläge wurden schneller, wilde Blicke wurde getauscht, bevor einer von ihnen zum Funkgerät griff und hinein sprach.

„Mutsu-sama, e-er ist hier.“

Ah.

Also war der arrogante Kerl immer noch angestellt. Izaya verzog das Gesicht.

Er wandte sich von den beiden Neulingen ab und ging weiter.

Beide taten nichts, um ihn davon abzubringen.

Ein letztes Mal blickte Izaya auf seine mitgebrachten Wegwerf-Handys. Kine-san hatte ihm irgendwann nicht mehr geantwortet. Aber das musste nicht zwingend heißen, dass er den Job nicht annahm. Meistens ließ er ihn extra zappeln, nur um ihn damit einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Izaya blickte auf sein anderes Handy.

Mamiya-san hatte ihm lediglich einen Daumen-nach-oben-Smiley zurückgeschickt. Izaya grinste, dann steckte er die Handys zurück in seine Plüschjacke.

Was Mikage betraf, so war er sich sicher, dass sie mit ihrem Team bereits in Stellung war.

„Orihara!“, ertönte plötzlich eine laute Stimme vom Gebäude her und Izaya erkannte Mutsu bereits an seiner dominanten Stimme. „Willkommen! Trete ruhig ein in deine persönliche Hölle.“

Die Stimme kam aus einem der unscheinbaren Lautsprecher des Außengeländes.  Izaya konnte sein Grinsen fast sehen, auch wenn er nur seine Stimme hörte.

Die nächsten Minuten vergingen wie auch schon das letzte Mal, als er vor Ort war: Das große stählerne Eingangstor öffnete sich zur wohl größten Werkshalle, die Shibuya beherbergte. Wie ein tonnenschweres Gewicht fuhr es langsam nach oben und rastete mit einem ohrenbetäubenden Knacken ein. Dahinter begann das, was vielen Vampiren unter dem Namen Bruderschaft geläufig war. Er selbst nannte es lieber potenzielle Snackgrube.

Im Erdgeschoss lag die Façade des Hauptquartiers: Eine Limousinen Leihfirma. Als Izaya schließlich die Schwelle übertrat, sah er nichts als dunkle Autos. Tausende schwarze Limousinen reihten sich Glied an Glied, kein Rekrut war zu sehen. Nur Mutsu-san war anwesend, der ihm am Ende der Eingangshalle mit erhobenen Händen entgegen kam. Izaya lief auf ihn zu.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich auftauchst, Blutsauger.“, rief der glatzköpfige Mann ihm entgegen und Izaya setzte sein Fake-Lächeln auf.

„Du bist noch kahler geworden, als sonst, Mutsu-san.“, entgegnete Izaya lässig, „Lass mich raten…das Wundermittel deiner Tochter hat nicht seine erwünschte Wirkung gezeigt, korrekt?“

Für einen Moment verzog sich Mutsus Gesicht, doch er riss sich in der nächsten Sekunde zusammen.

„Heute geht es nicht um meine Glatze, sondern darum, dass wir dich heute gefangen nehmen werden!“

„Natürlich“, erwiderte der Vampir, als wäre er damit einverstanden. Inzwischen standen sie sich zwei Meter gegenüber.

„Komm, du wirst bereits erwartet.“, sagte Mutsu, geleitete ihn wie selbstverständlich zu den Aufzügen, die in die unteren Stockwerke führten. Izaya lief hinter ihm her, als wäre er bei einem normalen Meeting in einem Bürogebäude. Mutsu und Izaya standen auf der großen Platte, die auf Knopfdruck hinunter fuhr.

„Ich hoffe, ich muss nicht schon wieder meine Kräfte einsetzen, so wie beim letzten Mal…“, erwähnte Izaya beiläufig, während Mutsu den Knopf ins Untergeschoss bestätigte. Der Mann blickte ihn grimmig an, doch sein schneller Herzschlag verriet ihn.

„Das wird nicht nötig sein.“, sagte er.

Izayas dunkelrote Augen verengten sich.

„Wenn du das sagst~…“, flötete Izaya vergnügt, als gerade der Boden in die Tiefe verschwand und die beiden Männer von Schwärze umhüllt wurden.

Das erste Untergeschoss war der Eingang zu der wohl größten Vampirjägerschaft in ganz Japan. Dort waren die Neulinge und die Waffen untergebracht. Der Boden vibrierte kurz auf, dann waren sie angekommen. Die Wand fuhr hoch und künstliches Licht flutete den Fahrstuhl, aus dem Izaya und Mutsu nun traten.

Es war jedoch nur der Vorraum.

In dem kontrolliert wurde.

Izaya kannte das Prozedere sehr gut.

Mehr als zehn Rekruten mit Pistolen konnte Izaya zählen, als er mit seinen Vampiraugen innerhalb von einer Sekunde den gesamten Raum erfasste. Sie alle zielten auf ihn.

„Ach ihr Lieben, was für eine Begrüßung. Da geht einem ja glatt das Herz auf!“, säuselte Izaya theatralisch und legte spielerisch die Hand auf seine Brust.

Mutsu verdrehte die Augen.

„Du weißt wie der Hase läuft, Orihara. Waffen und technische Geräte müssen hier bleiben.“

Izaya tat überrascht, machte große Augen und blickte ungläubig in die Runde.

„Davon hat mir der Gute aber nichts erzählt!“, sagte Izaya gespielt entrüstet. „Ich bin lediglich zu einem Kaffee-Kränzchen eingeladen~“

Ein unangenehmes Ziehen lag in der Luft, als sich die Rekruten anspannten. Sie bemerkten Izayas Verweigerung und machten sich bereit zu schießen. Doch sie wussten alle: Eine falsche Bewegung und sie könnten tot sein.

Izayas Grinsen vertiefte sich.

„Ach, ich scherze doch nur!“, witzelte Izaya und wedelte mit der Hand, „Ich habe keine Dinge dabei, die gegen die Regeln verstoßen.“

Mutsu blickte ihn mit gehobener Augenbraue an und glaubte ihm offensichtlich kein einziges Wort.

„Na dann. Beweise es und geh durch den Scanner.“

Izaya lachte.

„Na schön, ist ja gut!“, sagte der Informant beschwichtigend und stolzierte mit erhobenen Händen durch den Scanner. Sofort begann das Gerät warnende Geräusche von sich zu geben. Die Rekruten spannten sich an und zielten nun ernsthaft auf den Vampir. Mutsu blickte auf den Bildschirm des Scanners und gab dann tadelnde Geräusche von sich.

„Orihara…dachtest du wirklich du könntest gleich drei Handys hinein schmuggeln?“

Der Informant holte ohne Aufforderung eines seiner Handys hervor und entsperrte es.

„Ich wollte nur ein paar Selfies mit Muroko-san schießen. Ist das etwa verboten?“

Mädchenhaft legte der Vampir den Kopf schief und erntete damit erneut unruhige Blicke der Rekruten.

„Und dafür brauchst du gleich drei Handys?“

Mutsu musste inzwischen etwas ahnen, denn Izaya hielt sich in dem Prüfungsraum nicht länger als nötig auf. Er ließ jedes Mal sein Handy gleich Zuhause. Dass er gleich drei Exemplare mit sich führte, war natürlich verdächtig.

Izaya grinste.

Umso witziger war es, was Mutsu darüber dachte. Aber nach seinem ernsten Gesichtsausdruck zu urteilen, war er nicht mehr in der Laune einen Spaß zu vertragen. Denn der Mensch griff langsam in seine Jackentasche. Dort wo er seine Waffe trug. Izaya verengte seine Augen. Er sollte sich wohl besser beeilen…

„Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit mich länger mit euch zu beschäftigen, so witzig es auch ist.“

Izaya neigte den Kopf zu nach links unten, Richtung Kragen.

„Es geht los, Barry-tan~!“

Mutsus Augen weiteten sich, als Izaya in ein geheimes Mikro sprach. Direkt danach drückte der Informant auf einen bestimmten Knopf an seinem Handy und warf es davon. Die Explosion die folgte, war so stark, dass sich die Stahlwände aus ihrer Verankerung lösten und in den nächsten Raum geschleudert wurden. Zusätzlich wurde der Fahrstuhl beschädigt, denn überall spritzten wilde Funken in die Luft.

Genau wie geplant.

Fehlten nur noch die Treppen.

Dann wären sie wirklich eingesperrt wie die Maden.

Izaya lachte laut auf.

Als nur noch leichte Rauchschwaden durch die Luft waberten, entfernte Izaya sein Schutzschild, stieg mühelos über die toten Rekruten hinweg, als wären sie Abfall, in den er nicht hinein treten wollte. Plötzlich konnte er nicht weiter gehen, weil sich eine Hand in sein linkes Bein krallte. Wild fuhr Izayas Kopf nach unten und er blickte in die furios funkelnden Augen von Mutsu.

Erstaunlich.

„I-Ich…lasse dich…nicht-“

Seine Worte wurden durch den Rauch zu einem Hustenanfall.

Mehr kam nicht von ihm.

Izayas Gesicht verzog sich.

Gelangweilt von ihm schnappte er sich Mutsus Handgelenk und brach es in einer schnellen einfachen Bewegung, sodass sein Bein befreit war. Mutsus Geschrei erstarb, als er in die Ohnmacht versank.

Izaya prüfte blitzschnell die Lage.

Hier und da hörte er Husten, lautes Befehlsgebrüll, vermutlich von Hasaki Daichi. Die Alarmanlage war wieder zum Leben erweckt worden und innerhalb von Sekunden war er umstellt. Mehrere Hundert Rekruten mussten es sein, die ihn mit ihren Waffen bedrohten, sich jedoch nicht trauten ihn anzugreifen. Witzige Kerlchen…

Als Izaya schließlich tief einatmete und den beißenden Menschengeruch wahrnahm, kam sein Durst wie eine Fontäne zurück. Brennend heiß loderte er in seiner Kehle.

Zu schade, dachte sich Izaya. Er konnte sich hier keinen Snack gönnen…

Izaya klopfte sich in aller Seelenruhe den Staub von seiner Jacke.

Und die war gerade erst frisch aus der Wäsche…

„Orihara! Was wollen Sie damit bezwecken?“, kam eine dunkle Stimme aus der Höhe. Izaya blickte grinsend hinauf und entdeckte Hasaki Daichi. Der Informant winkte ihm spielerisch zu.

„Daichi-kun! Schön Sie zu sehen!“

Der Mann ignorierte Izayas albernes Gehabe.

„Sie haben gerade Ihren eigenen Fluchtweg blockiert. Das war nicht sehr schlau.“

Izaya zuckte lachend mit den Schultern.

„Da es euch ja so schwer fällt, mich gefangen zu nehmen, dachte ich mir, ich helfe euch mal ein wenig auf die Sprünge~“, flötete der Vampir vergnügt.

Hasaki verzog sein Gesicht.

„Ihr Hohn wird Ihnen nicht helfen. Sie sind von mehr als dreihundertfünfzig Rekruten umzingelt.“, sagte er selbstbewusst. Izaya lachte laut.

„Hmm, vielleicht gelingt es euch ja, wenn ihr noch weitere fünfzig hinzufügt?“, höhnte der Informant weiter. Doch ehe Hasaki etwas dazu sagen konnte, schoss der Informant nach vorne, direkt auf den erstbesten Rekruten drauf zu. Unvorbereitet weiteten sich dessen blauen Augen, ehe Izaya ihm mit einem gezielten Griff den Kopf vom Rumpf trennte. Blut spritzte ihm ins Gesicht, verteilte sich auf seiner Plüschjacke und den Metallplatten.

Izaya hob den Kopf, seine dunkelroten Augen funkelten mörderisch.

„Ich habe keine Zeit mich mit Ihren dreihundertfünfzig Rekruten zu beschäftigen, Daichi-kun.“, sagte Izaya eisig, „Wenn Ihnen ihr Leben etwas wert ist, sollten Sie besser den Zugang zum nächsten Untergeschoss frei geben.“

Die Rekruten in den vorderen Reihen waren wie in Schockstarre, als sie hinunter auf ihren toten Mitrekruten starrten. Keiner bewegte sich.

Hasaki Daichi blickte zuerst überrascht, doch anschließend gleichgültig zu ihm hinunter, als wäre gar nichts passiert.

„Meine Rekruten wurden ausgebildet, um gegen Vampire zu kämpfen. Nur deswegen sind sie hier. Wenn sie das nicht können, sind sie nichts wert.“, sagte er. Und erst dachte Izaya, diese stumpfen Worte würden die Rekruten empören, doch sie alle blickten plötzlich mit einer anderen Art von Inbrunst empor.

„Na los! Schnappt ihn euch!“, rief Hasaki mit Gebrüll hinunter, wodurch die Menge nur noch stärker angeheizt wurde. Izaya hatte ihn unterschätzt.

Dann grinste der Informant.

„Na schön, Daichi-kun…“, murmelte er, ehe er der wütenden Menge entgegen hastete. Izaya hätte gerne ein paar Minuten länger diese absolut emotionalen Gesichtsausdrücke genossen, aber sein Durst löschte sich nicht von selbst.

Agil wie ein Leopard wandte er sich von einem Rekrut zum anderen, brach dem einen das Genick, dem anderen schnitt er die Kehle durch, während er ihren Angriffen auswich, als wäre es nichts weiter aus eine Aufwärmübung. Doch der Durst übernebelte allmählich seine Sinne. Er musste sehr bald trinken, oder er würde…

Als ein besonders geschickter Rekrut mit einem Messer seine Plüschjacke an der Seite zerschnitt, hätte er diesen beinahe aus Reflex gebissen. Ein tödlicher Fehler, den er ganz sicher nicht begehen wollte, solange er von Rekruten umzingelt war. Zudem begannen nun die Scharfschützen auf ihn zu zielen.

Er sollte so langsam ins nächste Untergeschoss vordringen…

Genervt blieb der Informant ganz plötzlich still stehen und holte sein zweites Handy hervor. Sein Schutzschild legte sich wie ein Schleier um ihn, während er in völliger Gelassenheit eine Nummer aus seinem Telefonbuch anwählte. Der Empfang schien gerade so zu reichen…

Die Kugeln der Fernschützen prallten an dem Schutzschild ab, wie Papierflieger, die durch eine Windböe zu Boden stürzten.

Es läutete.

Dann nahm jemand ab.

„Ah, Mikage-chan? Bist du soweit?“

„Wieso rufst du an?“, kam es irritiert von der Frau, „Ich wäre in fünf Minuten runter gekommen. Auch ohne deinen Anruf.“

Izaya grinste.

„Es warten dreihundertfünfzig Rekruten hier unten auf euch.“, erklärte Izaya, „Ach nein warte, es sind ja jetzt nur noch dreihundertvier-“

„Halt die Klappe.“

Dann legte sie auf.

Fast schon ein wenig beleidigt blickte Izaya auf sein Handy. Da wollte er sie doch nur vorwarnen…

Diese borstige Frau und ihre Launen.

Izaya sah zu Hasaki Daichi, welcher immer noch am Geländer stand und die Situation von oben herab beobachtete. Izaya verengte die Augen, während er das Handy zurück in seine Jacke verstaute.

Es war bislang viel zu leicht.

Wo lag die Falle?

Vermutlich weiter unten. Bei Muroko und Shizuo.

Und je weiter er nach unten vordrang, desto schwieriger wurde es, zu entkommen. Als er ein letztes Mal auf sein Handy blickte, wusste er, dass es jeden Moment soweit sein musste.

Als hätte man seine Gedanken gehört, tat sich plötzlich etwas über ihnen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm, brach schließlich ein Teil der Decke auf den Boden und begrub gleich mehrere Rekruten unter sich. Darauf landeten mehrere Vampire. Shikis Männer. Unter ihnen war Mikage.

Izaya grinste freudig und hob winkend die Arme.

„Mikage-chan~!“, rief er euphorisch, doch sie würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen warf sie sich direkt ins Getümmel und kratzte dem nächstbesten Rekruten die Augen aus.

Izaya grinste.

Er sollte wohl besser zu Hasaki gelangen und mit ihm von Auge zu Auge sprechen.

Während er sich wieder vorwärts bewegte, brach langsam Chaos aus, denn die nächste die erschien war Manami Mamiya. Eine junge Vampirin, die erst seit Kurzem für ihn arbeitete. Mit ihren dunkelblonden, kurzen Haaren und kindlichem Gesicht, wirkte sie nicht wirklich bedrohlich. Doch ihre Überredungskünste waren nicht zu unterschätzen. Die Schülerin entdeckte Izaya und hüpfte leichtfüßig über die Rekruten hinweg, wich dabei sogar noch einem messerscharfen Katana aus, ehe sie direkt neben Izaya landete.

„Hast du die Software?“, fragte Izaya beiläufig, während er sein Schutzschild auf sie erweiterte.

„Natürlich.“, erwiderte sie, als sie ihm das Gerät reichte, dass aussah wie ein Smartphone. „Es fehlt nur noch der Fingerabdruck.“

„Gute Arbeit. Dann lass uns mal den lieben Daichi-kun einen Besuch abstatten.“, murmelte Izaya grinsend, preschte wie eine Rakete vorwärts. Manami folgte ihm wie ein Schatten. Doch bereits nach einigen Metern, stellten sich ein paar mutige Rekruten in den Weg. Izaya wollte bereits angreifen, doch da sprang Manami dazwischen.

„Lass mich das erledigen.“, sagte sie.

Izaya grinste ihr zu.

Sie war wirklich eine der nettesten Vampire mit denen er zusammen arbeitete.

Schon fast zu nett.

„Viel Spaß~“, flötete Izaya ihr zu, ehe er nach oben zum Geländer über ihnen sah und dann hoch sprang.

Hasaki Daichi hatte kaum eine Sekunde Zeit, zu registrieren was passierte, da saß Izaya bereits auf dem Geländer vor ihm, die Beine übereinander geschlagen und lächelte ihn unschuldig an. Die Luft vibrierte gefährlich, während im Hintergrund immer mehr Schreie seiner Rekruten zu hören war.

„Ne, Daichi-kun? Bitte verraten Sie mir doch, wo sich Muroko-san gerade aufhält. Ich habe eine dringende Angelegenheit mit ihm zu klären.“

Der Mann schnappte nur kurz nach Luft, bevor sich sein Ausdruck verdunkelte.

Eine Reihe von Scharfschützen umringten Hasaki und begannen sogleich zu schießen. Doch Izaya blickte ihnen gelangweilt entgegen, während die Munition an seinem Schutzschild abprallte, wie Wasser an einer Fensterscheibe.

„Schick deine Bodyguards lieber nach unten. Dort können sie mehr Schaden anrichten.“, sagte Izaya und wedelte mit der Hand. Einen Moment schien der Mann noch zu überlegen, dann hob der Stellvertreter die Hand und die Schüsse hörten auf.

„Unterstützt die anderen.“, befahl er.

„A-Aber Sir-“

„Geht!“, rief er. Dann huschten sie alle eilig nach unten, als ob es dort etwas umsonst gab. Izaya kicherte. Ohne zu zögern, zückte der Stellvertreter nach seinen zwei Messern und hielt sie vor sich, um sich zu verteidigen.

„Danke, sehr freundlich~“, flötete Izaya.

Endlich Auge um Auge…

„Er sagte, dass Sie kommen würden.“, meinte Hasaki plötzlich, während er mit seinen scharfen Augen genau beobachtete, wie Izayas gespieltes Grinsen langsam aus seinem Gesicht verschwand.

„Es ist also wahr…“, murmelte der Mann, doch er klang nicht wirklich überrascht, „Sie sind tatsächlich von einem Menschen abhängig…“

Izayas dunkelrote Augen blitzten gefährlich auf.

„Wollen Sie mich etwa testen? Ich könnte gerade einen kleinen Snack gebrauchen~“, murmelte Izaya dunkel und richtete seine rot leuchtenden Augen auf Hasakis Hals.

„Aber dieser Snack wird Sie nicht sättigen, stimmt‘s?“, wagte Hasaki zu kontern und Izaya war überrascht. Er entschied abzulenken.

„Sagen Sie, Daichi-kun…wie geht es Ihrem todkranken Sohn?“

Auf diese Frage schien der andere nicht vorbereitet zu sein, denn seine Augen weiteten sich.

„Ja ich weiß~“, trällerte Izaya und gestikulierte mit seinen Händen in der Luft, „Muroko-san verspricht seinen Söldnern immer das Gleiche. Volle Anonymität.“

Izaya sprang das Geländer runter und trat gemächlich auf den Stellvertreter zu. Dieser verlagerte seine Position und umklammerte seine Messer fester.

„Aber sagen sie mir, Daichi-kun? Habe Sie wirklich geglaubt, Muroko-san könnte Ihre Familie beschützen?“

Sein Blick und seine Haltung blieben unverändert. Sein Herzschlag jedoch nicht. Wie ein Marathonläufer schien es auf einmal zu sprinten. Izayas Grinsen vertiefte sich, als er immer näher trat.

„Muroko-san bietet seinen Rekruten allerlei Dinge an. Erfüllt ihnen ihre Herzenswünsche. Bei dem einen ist es das Geld, bei dem anderen geht es um Rang und Macht, bei dem anderen um Akzeptanz. Aber keines dieser Dinge ist so wichtig wie der Schutz der Familie, hab ich Recht?“

Izaya sprach in aller Seelenruhe, während unter ihnen die Schlacht fort fuhr. Markerschütternde Schreie von Rekruten drangen zu ihnen nach oben und Izaya konnte sehen, dass es Hasaki Daichi gar nicht so sehr am Allerwertesten vorbei ging, wie er behauptete.

„Er kann sie nicht beschützen. Weder Ihre Ex-Frau noch Ihren kranken Sohn. Nein! Solche Versprechen kann niemand einhalten.“

Zwei Sekunden lang sagte Daichi nichts, dann seufzte er.

„Das weiß ich, denn ich habe ihm nie geglaubt.“, beichtete der Mensch wie aus heiterem Himmel, was den schwarzhaarigen Vampir innehalten ließ. „Und ich wusste, worauf ich mich einlasse. In den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, dass ich nur hier meine Fertigkeiten zum Wohle der Menschheit einsetzen kann.“

Izaya lachte.

„Ich wüsste noch ganz andere Organisationen, die Ihre Fertigkeiten als nützlich empfinden würden…“

Hasaki Daichi war einer der einzigen Menschen in der Bruderschaft, die mit einem höherrangigen Vampir mithalten konnten. Seine Technik, Angriffe vorauszusehen, war mehr als interessant. Zudem konnte er mit seinen silbernen Messern umgehen wie kein Zweiter. Unter den Vampiren war Hasaki Daichi als der „Menschenvampir“ bekannt.

„Für mich gibt es nur die Bruderschaft.“, gab der Stellvertreter von sich.

„Und Ihr Sohn?“, zwitscherte Izaya theatralisch und legte den Kopf schief. „Der ist Ihnen egal?“

Hasaki Daichi verkrampfte offensichtlich.

„Mein Sohn wird gut versorgt.“, gab er fast knurrend von sich.

Izaya schüttelte den Kopf.

„Daichi-kun…Sie kennen mich. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, was ich beruflich mache.“, erklärte der Vampir, „Also können Sie mir glauben, dass Ihr Sohn momentan nicht gut versorgt wird.“

Es dauerte nur eine Sekunde, doch Izaya hatte es gesehen. Den Funken an Zweifel in Hasakis Augen.

„Oh ja, ich kenne Sie. Aus Ihrem Mund kommen nur Lügengeschichten.“

Izaya lachte lauthals.

„Ich wäre ein Lügner, wenn ich behaupten würde, ich würde nie lügen.“

Izayas Blick verdunkelte sich.

„Aber glauben Sie mir. Meine Spitzel sind authentisch und ganz sicher keine Lügner. Ich handle mit Informationen. Wären diese nicht fundiert, könnte ich Sie nicht verkaufen.“

„Was wollen Sie, Orihara?“

„Immer die gleichen Fragen…“, meckerte der Vampir und schüttelte den Kopf. „Denken Sie nach! Ich habe bereits danach verlangt.“

Ein besonders lauter Schrei war mitten in der Konversationspause zu hören. Hasaki Daichi nahm trotzdem nicht die Augen von Izaya.

„Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie wissen wollen.“

„Das ist aber schade.“, jammerte Izaya, „Dann muss ich mir wohl selbst helfen.“

„Manami-chan.“, befahl Izaya.

Die junge Vampirin war plötzlich das Geländer hochgehüpft wie ein Flummi und stellte sich neben Izaya, als hätte sie nur auf den Befehl gewartet.

„Bitte geben Sie mir Ihre Hand.“, sagte die Vampirin höflich und trat auf Hasaki Daichi zu.

Dessen Augen weiteten sich auf einmal, denn er schien zu merken, dass plötzlich etwas nicht stimmte. Denn ohne es wollen, steckte er eines seiner Messer weg und streckte tatsächlich seine Hand nach ihr aus.

Izaya grinste.

Er konnte ein anderes Mal in seinen Kopf hinein schauen…

Zuerst sollte er schauen, wo Kine-san blieb…

Izaya wandte sich von den beiden ab, holte sein zweites Handy hervor und checkte die Nachrichten.
 

„Eine solche Operation verlangt nach mehr Geld. Sobald sich mein Kontostand erhöht, bin ich in fünf Minuten am besagten Einsatzort.“
 

Izaya schnaubte.

Als ob er es in fünf Minuten bewerkstelligen konnte, hier zu sein. Aber wie Izaya ihn kannte, hatte er schon alles vorbereitet, um jederzeit die Operation zu starten.

Er brauchte ihn jetzt.

„Wenn du in einer Minute hier bist, zahle ich dir das Doppelte.“, schrieb Izaya ihm grinsend zurück. Danach tippte der Informant auf seine Online-Banking-App und überwies ihm eine ordentliche Summe als Vorschuss.

Hinter sich hörte Izaya plötzlich ein wütendes Schnauben.

Als er sich umdrehte, saß Manami auf Hasakis Rücken und drückte gerade seinen Daumen auf den Fingerabdruckscanner.

„Damit wirst du nicht durchkommen!“, knurrte der Stellvertreter wütend. Izaya hockte sich vor ihm hin und lehnte sich näher Richtung Hals. Hasaki Daichi verkrampfte und begann zu strampeln, doch Manami verstärkte ihren Griff um seinen Hals.

„Halt still.“, sagte sie und wie von Zauberhand, hörte er auf, sich zu wehren.

„Wissen Sie was, Daichi-kun?“, flüsterte Izaya an seinem Ohr, „Ich gebe Ihrem Sohn einen weiteren Monat. Einen ganzen Monat, um weiter zu leben. Wenn Ihnen etwas an seinem Leben liegt, dann melden Sie sich innerhalb der nächsten dreißig Tage bei mir. Ansonsten…“

Izaya fuhr zurück und zeigte ihm seine Fangzähne.

„Nein…nein! Das werden Sie nicht tun! Alles bloß das nicht!“

Inzwischen war Hasakis Ruhe völlig verschwunden. Wütend und zeitgleich verzweifelt funkelten seine dunkelbraunen Augen. Izaya kicherte dunkel.

Er liebte diese Spielchen viel zu sehr.

Und so sehr Izaya ihn auch am Liebsten persönlich bekämpft hätte, um die Gerüchte um den „Menschenvampir“ zu bestätigen, musste das leider warten.

Izaya fasste sich an den Hals. Denn der Drache in seinem Hals schien jeden Moment Feuer spucken zu wollen…

Gerade als Manami ihm das Smartphone mit dem Fingerabdruck überreichte, bebte plötzlich der Boden und die Lampen über ihren Köpfen begannen zu flackern. Es dauerte nur zwei Sekunden, dann war plötzlich der gesamte Strom aus. Dunkelheit legte sich über die gesamte Halle wie ein Schleier. Die Vampire waren auch hier klar im Vorteil. Selbst im Dunkeln konnten sie deutlich besser sehen, als Menschen.

Perfekt.

Kine-san schien es doch noch geschafft zu haben…

„Tut mir leid, aber es ist an der Zeit mich zu verabschieden. Wir sehen uns, Daichi-kun…“

Izaya lächelte ihm boshaft zu, ehe er hinab ins Getümmel sprang.

Galant landete er auf dem Rücken eines Rekruten.

„Sorry~!“, rief Izaya gespielt, dann hüpfte er auch schon eilig weiter. Sein Ziel: Das Tor zur unteren Etage. Als er ankam, sprach er in sein Mikro.

„Gibt jemand bitte Kine-san einen Kopfhörer? Der arme Kerl weiß sonst nicht, was er tun soll.“

„Wird erledigt.“, antwortete eine dunkle Stimme.

Ah.

Shikis Mann, den Izaya Barriton genannt hatte, schien noch wohlauf zu sein. Während er auf seinen Mann wartete, beobachtete Izaya den Kampf. Nun wo es dunkel war, schienen die Vampire die Oberhand zu gewinnen. Vorher sah es nämlich so aus, als ob es ein langer Kampf werden würde. Denn die meisten aus seinem Team konnten sich nicht einfach durch ein Schutzschild vor derartige Silberkugeln schützen, wie es der Informant vermochte.

„Oi, ich erwarte meine Bezahlung noch heute, Orihara.“, rauschte plötzlich die Stimme von Kine durch den Kopfhörer und Izaya grinste. „Wenn wir erfolgreich wieder hinaus kommen, gerne.“, versprach der Vampir, „Aber bring zuerst den Strom für die Türen wieder ans Laufen. Ich muss Muroko schließlich noch einen Besuch abstatten…“

Kine zischte, doch tat schließlich wie verlangt. Ein paar Sekunden später erwachte der Fingerabdruckscanner vor ihm zum Leben und Izaya hielt grinsend das Gerät an den Scanner.

Kine-san.“

Izayas Stimme wurde dunkel, während die Tür plötzlich grün leuchtete und nach oben fuhr. Geräuschvoll verschwand sie in die Wand.

Izaya hörte, wie Kine schluckte.

„Ich habe keine Lust eine Übernachtungsparty zu feiern, so gerne ich die Bruderschaft auch habe~“, säuselte Izaya in sein Mikro, dann eine bedeutende Pause. „Also vermassle es nicht.“

Kine brauchte zwei Sekunden, um sich zu sammeln.

„Ohne deinen Hintern, gibt es kein Geld. Hab schon verstanden.“, grummelte er dann.

Izaya war seine Unverschämtheit gewohnt, also sagte er nichts weiter. Denn wenn er tatsächlich bis in die unterste Etage musste, war Kine die Schlüsselfigur, um wieder reibungslos abhauen zu können.

„Mikage.“, sprach er in sein Mikro, „Ich bin so weit.“

Bereits nach drei Sekunden sah er, wie die borstige Frau sich zu ihm durchkämpfte. Blutflecken besudelten ihr Gesicht und ihr weißes Bandeau.

„Oh, sehr reizend.“, trällerte Izaya mit Blick auf ihre Kleidung.

Sie erwiderte nichts, als sie neben ihm zum Stehen kam und Izaya erweiterte sein Schutzschild auf ihren Körper. Ihr genervter Blick, ließ Worte überflüssig werden.

„Was ist mit Barry-tan?“, fragte der Informant stattdessen.

„Gönnt sich `nen Snack wenn er hier fertig ist, hat er gesagt.“

Izaya lachte, doch so wirklich genießen konnte er es langsam nicht mehr. Der Drache war beinahe so weit. Er wollte Feuer speien. Der Vampir packte sich an den Hals.

Verdammt.

„Beeilung.“, sagte Izaya so leise, als würde er es nur zu sich selbst sagen. Mikage hatte es natürlich gehört und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. Sie folgte ihm dennoch, als er begann zu rennen.

Das zweite Untergeschoss war mit Abstand einer der Schwersten durchzukommen. Die Veteranen hatten hier ihr Lager und so wie er Muroko kannte, hatten sie bereits Fallen aufgestellt. Sie durften sich keinen Fehltritt leisten.

Izaya roch die Rekruten bereits, bevor die erste Kugel in seine Sichtweite gelangte. Sie hatten gerade den ersten Fuß in die nächste Halle gesetzt und schon wurde auf sie geschossen. Verschwendung von Munition nannte man das, dachte sich Izaya amüsiert unter seinem Schutzschild. Alleine hätte er ihnen spielerisch ausweichen können. Doch Mikage war noch lange nicht so flink wie er. Deshalb schnappte sich der Informant unter Protest ihren Arm und hetzte hinter einen Container. Sein Schutzschild konnte er nicht ewig aufrechterhalten. Und schon gar nicht über zwei Personen gleichzeitig. Er musste zugeben: Er hatte mit keinem Beschuss gerechnet. Immerhin war es stockfinster in der Halle. Die Söldner mussten eine Art Nachtsicht Gerät verwenden…

„Es sind fünfundzwanzig. Und hinten sind noch mehr, die sich irgendwo verstecken.“, analysierte Mikage und entriss sich seinem Griff. Währenddessen war der Informant damit beschäftigt, auf seinem Handy zu tippen.

„Wir müssen nach oben.“, sagte Mikage irgendwann und zupfte an ihrem Bandeau herum.

„Du willst wirklich abhauen? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.“, neckte Izaya, ohne seine Augen von seinem Handy zu nehmen.

Mikage verdrehte die Augen.

„Nach oben zu den Verstecken der Scharfschützen. Die Chancen stehen so besser, dass sie nicht nur uns, sondern auch ihre Kameraden mit ihren beschissenen silbernen Kugeln treffen.“, erklärte Mikage weiter und stand bereits auf. Nun nahm Izaya seine Augen von dem leuchtenden Bildschirm.

„Guter Einfall, Mikage-chan~! Ich liebe es, wenn sie sich gegenseitig abschlachten!“, lachte Izaya euphorisch, „Aber so sehr ich das ausprobieren möchte…ich habe eine schnellere Lösung.“

Mikage verengte ihre Augen. Die Ideen ihres Clanleiters waren nie gut.

Zu gefährlich, zu unüberlegt.

Egoistisch.

„Wieso habe ich nur das Gefühl, wir stecken ziemlich tief in der Scheiße…“, erwähnte die borstige Frau und schüttelte den Kopf, als sie Izayas Grinsen entdeckte.

„Das wirst du gleich herausfinden~“, säuselte der Informant.

Die Kugeln der Rekruten trafen immer noch hier und da den Container, doch die Menschen hatten sich in Bewegung gesetzt; begannen sie einzukreisen.

„Ich wäre soweit, Orihara.“, rasselte es durch das Mikro in seinem Ohr. Kine klang genervt.

„Sehr gut. Es-“

Izaya unterbrach sich selbst, als plötzlich im gesamten Gebäude der Strom zum Leben erwachte. Die plötzliche Helligkeit blendete für einen Moment die beiden Vampire und sie kniffen schmerzhaft die Augen zusammen. Die Notversorgung…?

Mikage hatte sich wieder in die Hocke begeben und blickte Izaya fragend an. Etwas stimmte nicht. Eigentlich sollte Kine dafür gesorgt haben, dass der Strom nur anging, wenn er es wollte. Hatte der Vampir Schwierigkeiten bekommen?

„Komm raus, Orihara. Wir können dich sehen.“, rief jemand genervt, dann wandelte sich die Stimme, „Sorry, aber so eine Chance bekomme ich nie wieder. Es wäre wirklich dumm von mir, sie nicht zu ergreifen.“

Izayas Augen weiteten sich, während er nach oben sah.

Oben am Geländer, direkt neben einigen Rekruten stand er.

In aller Seelenruhe.

Kine.

Sie griffen den Vampir weder an, noch beachteten sie ihn.

Ein einziges Wort tauchte in Izayas Gedanken auf.

Verrat.

Es schmeckte jedes Mal bitter und schmerzhaft. Wie ätzende Säure, die plötzlich durch seine Adern floss. Aber er mochte es bitter. Schon immer. Es war die einzige Emotion, die er schon jahrelang fühlte. Vertrauen war noch nie da gewesen. Und dennoch war dies nun undenkbar ungünstig.

Er hätte damit rechnen müssen.

Es voraussehen müssen.

Eiskalte Wut auf ihn selbst, flammte auf.

Dann lachte Izaya plötzlich laut, kam hinter dem Container hervor und hob gespielt abwehrend seine Hände. In beiden Händen hielt er seine verbliebenen Handys. Mikage blickte ihm aus ihrem Versteck fordernd hinterher. Als sie sich zu ihm bewegen wollte, ließen rubinrote Augen sie spüren, dass sie bleiben sollte, wo sie war. Sie stoppte gehorsam, doch ihre Augen weiteten sich.

„Bist du dir sicher, Kine-san? Willst du das wirklich tun?“, fragte der Informant nun grinsend nach oben, „Deine ganze Existenz aufs Spiel setzen?“

Eine einzelne Sekunde lang zögerte der andere, dann sprach er laut.

„Mit Geld kannst du mich nicht kaufen, Orihara.“

„Was bieten sie dir denn schon Besseres an, hm? Eine Position in der Regierung? Macht? Ist es das? Oder dich in Ruhe zu lassen, wenn du es schaffst, mich gefangen zu nehmen und ihnen auszuliefern?“

Kine blieb dieses Mal stumm, blickte ihn allerdings grimmig entgegen.

So willst du also spielen.

Er verzog das Gesicht.

„Schlag dir diese Illusionen aus dem Kopf, Kine-san! Du weißt genauso gut wie ich, dass sie dich töten werden. Nur falls du es vergessen hast: Du bist ein Vampir. Und du weißt schon, wo du hier bist?“, rief Izaya immer lauter und lachte hysterisch, „Sie werden dich foltern um an weitere Informationen zu gelangen, so lange, bis sie entscheiden, dass du nutzlos geworden und in ihren Augen nur ein Blut trinkendes Monster bist! Und dann lassen sie dich verhungern!“

In seinen Worten lag heiße Wut, die durch seine Adern strömte. Vermischt mit dem Verlangen Blut zu trinken. Und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer.

„Als ob du nicht dasselbe mit mir machen würdest, sobald ich dir nicht mehr nützlich bin.“, entgegnete Kine völlig gelassen und mit einer seltsamen Ruhe in seiner Stimme. Ungläubig hob Izaya die Augenbrauen.

„Du denkst, ich würde meine Verbündeten foltern und verhungern lassen? Nach fünf Jahren Zusammenarbeit ist das deine Ansicht von mir?“, fragte Izaya laut, während die Kugeln der Rekruten immer noch an seinem Schutzschild abprallten. Dann lachte Izaya hysterisch und spürte plötzlich, wie sein gesamter Körper kämpfen wollte. Er wollte Blut sehen.

„Das wäre mein eigener Untergang, Kine-san. Ich hätte dir mehr zugetraut, als mich auf diese Art und Weise zu verraten.“

„Meine Zusammenarbeit mit dir wird langsam gefährlich.“, sagte er lediglich, als würde dies alles erklären.

Izaya verengte die Augen.

„Gefährlich? Du weißt aber schon, wo wir hier leben, oder?“, lachte Izaya und deutete darauf hin, dass es nirgends in Tokyo sicher war.

„Außerdem habe ich da so einiges gehört.“, erklärte Kine weiter, ohne auf Izayas Geplänkel einzugehen.

„Gehört?“ Izaya schnaubte. „Du verlässt dich auf irgendwelche Gerüchte? Darauf stützt du deine These, dass es gefährlich ist, mit mir zusammen zu arbeiten?“

Immer noch ungläubig, konnte der Informant nicht anders als den Kopf zu schütteln.

„Oder warst du von Anfang an auf deren Seite und ich war zu blind um es zu bemerken?“

„Du wirst von ihr verfolgt, und das schon seit einigen Wochen. Ein paar deiner Spione sind schon drauf gegangen. Ich habe nicht vor mein Leben für dich zu geben, kapiert?“

Izayas Grinsen verschwand von seinen Lippen.

Eine eiskalte Aura machte sich in der Luft breit.

Kein Rekrut bewegte sich, keiner schoss mehr.

Kine war selbst ein Spion, weshalb es Izaya nicht wunderte, dass er davon wusste. Trotzdem…wenn er es schon wusste…dann war es kein geheimer Krieg mehr. War er wirklich auf Kasane Kujiragis Seite gewechselt? Nein…daran glaubte er nicht. Denn Kine war ein Freigeist und noch nie an keinen Clan gebunden. Etwas, dass seine Überlebenschancen verminderte, jedoch Freiheit für ihn bedeutete.

„Du zweifelst daran, ob du die richtige Seite gewählt hast.“, stellte Izaya kalt fest.

„Ich stand noch nie auf einer „Seite“. Aber wenn es um mein Leben geht und ich wählen müsste…es wäre nicht deine Seite.“, sagte der Vampir und Izaya schnaubte.

Lächerlich.

„Ich weiß, Kine-san…wir haben uns noch nie richtig verstanden und du nimmst es mir sicher immer noch krumm, dass ich deinen Anzug aus Witz einem Obdachlosen geschenkt habe…aber die Seite der Bruderschaft?“, erwiderte Izaya ungläubig, „Nun…das nenne ich wahren Verrat. Verrat an die eigene Spezies.“

„Es ist der einzige Weg, wie ich von dir los komme.“, erwähnte er salopp und der Verrat schmeckte nur noch bitterer.

Erbärmlich.

Widerlich.

Wie hatte Izaya sich so in diesen Vampir täuschen können? Er war alles andere als interessant. Er war zehnmal bitterer als sein schwarzer Kaffee.

„Ich sag dir mal was…“, sagte Izaya gerade dunkel, während sich seine Lippen zu einem boshaften Lächeln verzogen, „Wenn das alles hier vorbei ist und die Bruderschaft dich foltert, und das werden sie, dann bin ich derjenige, der gleich um die Ecke steht. Bereit, dich am Leben zu erhalten, wenn du eigentlich nichts anderes willst, als zu sterben.“

Angstgeruch verbreitete sich in Sekundenschnelle in der großen Halle. Und es kam von keinem Menschen. Izaya hatte es gesehen. Gesehen, wie Kine einen Schritt rückwärts gegangen war, obwohl sie weit genug auseinander standen.

Sein Grinsen vertiefte sich.

„Ich werde dich aus ihren Krallen reißen und an einen Ort bringen lassen, an dem dich niemand finden wird. Dir Schmerzen zufügen, die du noch nicht einmal kanntest. Ich werde dich spüren lassen, was es bedeutet Izaya Orihara verraten zu haben.“

Kines Angst war nun überdeutlich in seinem Gesicht erkennbar.

Die gesamte Atmosphäre vibrierte gefährlich.

Als Izaya verstummte, wurde ihm bewusst, dass dies womöglich die einzige Chance sein würde.

Er konnte nicht noch länger warten.

Auf niemanden.

„Tut mir leid, Mikage-chan~“, murmelte er leise in ihre Richtung. „Ich würde lieber abhauen, wenn ich du wäre. Es wird hier gleich ziemlich ungemütlich…“

Ihr Blick wurde zum ersten Mal unsicher, als sich seltene Emotionen in ihnen widerspiegelten. Sie wollte etwas sagen, doch Izaya schüttelte den Kopf. Dann warf Izaya seine beiden Handys mit Schwung auf den Boden unter sich und die Sicht in der Halle verschwamm in einer Druckwelle aus Explosionen und feuerroten Flammen.



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