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Nicht Zu Spät

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Beinhaltet Hinweise auf die zweite Erinnerung (da Zelda darin nicht vorkommt) und Revalis Tagebuch, die dritte Erinnerung und Zeldas Tagebuch.
Ich freue mich einfach nur auf die Kapitel nach den nächsten Erinnerungen. Wenn es endlich los geht damit, dass sich Beide gegenseitig öffnen. Habt also noch ein bisschen Geduld. Das nächste Kapitel dürfte spannender werden. Ich danke all den liebenswerten Kommentatoren. Lasst euch sagen, dass ihr allein der Grund seid, wieso ich dieses Kapitel nicht in die Ecke geschmissen habe. Nur euretwegen beeile ich mich mit dem Schreiben. Für mich selbst würde ich mir wohl mehr Zeit lassen. Also, ich weiß jedes einzelne Wort zu schätzen. Bin unendlich dankbar. Freue mich wie eine Schneekönigin und zerschmelze vor Vergnügen. :) Natürlich seid ihr nicht verpflichtet zu kommentieren. Aber ich sehe das ein bisschen als Energieaustausch. Und je mehr das hier gewertschätzt wird, desto motivierter bin ich und desto schneller gehts mit dem Schreiben voran. Viel Spaß also nun. Komplett anzeigen

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Kapitel 5

Link wählte einen Weg abseits der Straße. Und wie gern hätte Zelda seine Führung ignoriert und wäre auf der Straße geblieben, die vom westlichen Ende von Hyrule Stadt durch die Todbringer Schlucht nach Hebra führte.

Doch wahrscheinlich hatte der Name dieser Schlucht nicht nur rein historische Bedeutsamkeit. Vor Wegelagerern wurde auf der ganzen Strecke gewarnt. Selbst eine so kurze Distanz von den Stadtmauern entfernt, mit den ständigen Patrouillen der Garde, war Hyrule längst nicht mehr so sicher, wie es vor einigen Jahren der Fall gewesen war.

Zelda ergab sich also seufzend ihrem Schicksal. Sie hatte ihren Willen bereits darin durchgesetzt, dass sie ohne Pferde reisten.
 

Eine lange Strecke. Mit dem Nachteil, dass Zelda sie mit ihm verbringen würde. Alleine.

Aber sie sehnte sich nach der Freiheit des Landes. Der frischen Luft der Ebenen und Wälder.

Seit sie von der Reise zum Dorf der Zoras zurückgekehrt war, hatte sie das Schloss nicht verlassen. Und all ihre Lebensgeister schienen hinter den Mauern und unter der Erwartung ihres Vaters zu verkümmern. Auch wenn sie dort zumindest ein bisschen Frieden in der Erforschung der antiken Relikte fand.

 

Die frische Luft brannte ihr in den Lungen. Um die Siedlung am Weg zur Schlucht zu umgehen, kam man um ein bisschen Kletterei nicht herum. Zelda zwang sich weiter zu gehen. Hinter sich konnte sie die Schritte ihres Leibwächters kaum ausmachen, so leise bewegte er sich. Aber sie wusste, dass er da war.

Ein paar Schritte hinter ihr. Die ganze Zeit schon, seit dem heutigen Morgen.

Anders als sonst, hatte er nicht im Verborgenen ausgeharrt, sondern war aufgetaucht, sobald sich Zelda von ihrem morgendlichen Gebet erhoben hatte.

Als wollte er verhindern, dass sie ohne ihn abreiste. Was ihr in den Sinn gekommen war. So hirnrissig und aussichtslos es auch war.

 

Sie kamen nicht sehr schnell voran.

Zelda hatte den Schimmel, den ihr Vater für sie hatte züchten lassen, nicht aus den königlichen Ställen hatte holen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich mit dem temperamentvollen Pferd vollkommen vor Link blamiert hätte, war einfach zu groß. Nach zwei Jahren in ihrem Besitz, hatte das Tief immer noch sporadische Anflüge von Pferdewahnsinn, oder was auch immer es war, das Storm ständig dazu brachte so nervös zu sein.

 

Es näherte sich die Mittagsstunde und sie hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht. Allerdings würde der Weg in der Gegend um die Harzblutsümpfe leichter werden und sie bestimmt zügiger voran kommen.

Zelda hatte Link mitgeteilt, dass sie plante die Nacht in einer Herberge vor der Tabantha Brücke zu verbringen, um es dann am nächsten Tag bis zum Dorf der Orni schaffen zu können. Zelda mochte die Wildnis, aber sie schlief lieber in einem Bett.

Ihr Leibwächter hatte schweigend dazu genickt. Er schien nichts daran auszusetzen haben, allerdings war es auch die logischste Aufteilung der Strecke.

Dass er eigene Gedanken bezüglich ihres Weges hatte, wurde klar, all er sie nach Überquerung der Corok Brücke überholt und die Hügel von West Hyrule hinauf getrieben hatte. Und zwar nur mit einem knappen „Prinzessin!“ und einer Geste zum Berg hinauf.

Vielleicht sollte Zelda sich schämen, dass sie nicht ein bisschen Widerstand gezeigt hatte. Ein aufstampfender Fuß. Ein Augenrollen. Ein schlichtes Nein.

Sie hätte auch einfach weiter gehen können. In die andere Richtung.

Aber wem sollte das etwas nützen. Und außerdem war die Schlucht gefährlich.

Und die Gegend vor den Hügeln dicht besiedelt. Selbst ohne ihre royale Robe und das Diadem war Zelda gerade hier viel zu bekannt und viel zu leicht zu erkennen. Der Weg durch das Dorf hinter der Brücke hätte sie unnötig aufgehalten.

 

Und so stampfte sie den Berg hinauf. Sich nur zu bewusst, welch lächerlichen Anblick sie von hinten bieten musste. Mit den kleinen Verschnaufpausen und den ungelenken Schritten.

Sie versuchte sich damit abzulenken, die Landschaft zu betrachten. Die Bäume, die Pflanzen. Versuchte die Insekten zu identifizieren, die, von ihren Schritten gestört, aus dem dichten Pelz aus knöchelhohem Gras aufstoben.

Spürte den Wind in ihrem Haar, auf ihrem Gesicht. Versuchte die Sonne zu genießen. Und es funktionierte. Zumindest ein wenig. Beinahe stellte sich so etwas wie Entspannung ein, nachdem sie den Anstieg hinter sich gebracht hatte.

Eine Losgelöstheit, die damit zusammenhing, dass sie die Zivilisation für einen kleinen Augenblick hinter sich lassen konnte.

Die weichen Stiefel und die Hosen halfen ebenfalls.

Hier, auf den grauen Hügeln Hyrules, konnte sie einfach Zelda sein. Entdeckerin. Forscherin.

Und der schweigsame Hylianer hinter ihr war … ihr Assistent.

 

Zelda stockte in der Montage ihres Fantasiebildes.

Nein. Das passte nicht.

 

Ihr … sie suchte nach einer passenderen Rolle für ihren Schatten.

 

Er war ihr stiller Begleiter.

 

Ihre Brauen zogen sich zusammen.

 

Ihr … ihr … ihr Leibwächter.

 

Verdammt!

 

Zelda verzog das Gesicht. Ihr Schritte verlangsamten sich und sie warf einen verärgerten Blick über die Schulter.

Sie sah blaue Augen, die sich ihr in den Rücken bohrten.

Na toll.

Scheinbar war sogar ihre Phantasie davon überzeugt, dass sie einen Leibwächter benötigte. Sie konnte sich nicht einmal eine andere Rolle für ihn ausdenken.

 

Nach diesem Rückschlag fiel es Zelda nicht mehr ganz so leicht, den Ritter hinter sich zu vergessen. Dann und wann sah sie sich nach ihm um, da sie seine Schritte auf dem Grasteppich nicht hören konnte. Es war gruslig wie leise er war.

 

Natürlich war er immer da. Eine Manneslänge hinter ihr. Den Blick starr geradeaus gerichtet. Er verzog keine Miene, auch wenn Zeldas eigene immer missmutiger wurde.

Selbst als sie ihre Gedanken den alten Inschriften auf den Schreinen zuwandte, die sie katalogisiert hatte, seit die Ausgrabungen noch zahlreicher geworden waren, fiel ihr die Konzentration schwer.

 

Immer schwerer war auch das leere Gefühl in ihrem Bauch und die zunehmende Unlust ihrer Füße zu ignorieren.

So langsam bereute Zelda die Entscheidung ihr Pferd zurück gelassen zu haben.

Sie befanden sich in der Gegend der Harzblutsümpfe und die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten. In der Ferne konnte Zelda die riesigen, pilzartigen Felsformationen ausmachen.

Es war Zeit für eine Pause. Und zwar dringend.

 

Ungefähr eine halbe Stunde lang – die Zelda unendlich viel länger vorkam – rang sie mit sich und ihrem Bedürfnis, sich einfach auf den Boden fallen zu lassen.

Aber sie wollte nicht diejenige sein, die zuerst eine Pause verlangte. Gleichzeitig fragte sie sich, wem sie eigentlich etwas vormachen wollte. Man musste kein Weissager sein, um zu wissen, wie dieser imaginäre Wettkampf ausgehen würde.

Zelda seufzte und blieb stehen. Sie öffnete den Mund, um lautstark eine Pause zu verlangen, doch Link unterbrach sie, bevor die Worte sich formen konnte.

„Da vorne“, sagte er und deutete zu einer Baumgruppe am Horizont.

Zeldas Lippen schnappten zu. Irritiert gestattete sie, dass er sie überholte, an ihr vorbeilief und dann nach einigen Schritten wieder stehen blieb. Sich zu ihr umsah.

Sie gab sich keine Mühe ihre Unzufriedenheit zu verbergen. Hatte er von Anfang an dort eine Pause geplant? Oder reagierte er nur auf Zeldas fehlende körperliche Ausdauer und hatte aus seinem Repertoire passender Rastplätze den nächstbesten aus dem Ärmel geschüttelt? Sie war kurz davor nun doch mit den Augen zu rollen.

Sich bewusst, dass er sie immer noch ansah, setzte Zelda sich in Bewegung. Mit erhobenem Kinn und einigermaßen blasierten Gesichtsausdruck, für den sie sich später schämen würde. Eventuell.

Link ließ sie vorbeigehen, um dann seinen Platz hinter ihr einzunehmen, eine Manneslänge entfernt. Absolut schweigsam.

 

Sie musste sich irgendetwas einfallen lassen, um damit zurechtzukommen. Sonst würde sie früher oder später durchdrehen.

 

Link führte sie zu einer kleinen Lichtung zwischen mehreren Baumgruppen, die von ein paar großen, von Moos überzogenen Felsen vor Blicken von der Straße aus geschützt war, die sich unweit von hier, am Sumpf vorbei schlängelte.

Zelda ließ sich auf den Boden fallen, wenig elegant, doch sie versuchte sich einzureden, dass Links Urteil über sie sowieso keine Rolle spielte. Noch eine Sache in der sie sich etwas vormachte.

 

Bevor sie nach ihrer Tasche fragen konnte, die Link an sich genommen hatte, als sie am Schloss aufgebrochen waren, hatte er ihr schon eine Feldflasche gereicht. Und etwas, das in weißes Tuch eingeschlagen war und absolut himmlisch duftete.

Wie genau er es anstellte, dass er große Gepäckstücke und Unmengen von Waffen einfach verschwinden lassen konnte, ohne dass sie tatsächlich verschwanden, war ein Rätsel, das Zelda in naher Zukunft zu lösen gedachte.

 

Ihr erster Impuls war beides abzulehnen, doch der Geruch vernebelte ihr kurzerhand die Zurechnungsfähigkeit. Sie griff nach Flasche und Wegzehrung, darauf bedacht, ihn dabei nicht zu berühren.

„Danke“, murmelte sie, denn sie mochte verärgert sein, aber nicht manierenlos, und schlug die Augen nieder.

Es kam keine Antwort.

Oder vielleicht doch. In Form einer winzigen Veränderung seines stoischen Gesichtsausdrucks, des Luftdrucks oder auch seiner Haarfarbe. Aber Zelda war zu sehr damit beschäftigt durstig die Feldflasche anzusetzen und sich das angenehm kühle Wasser über die Kehle rinnen zulassen. Dieses Mal konnte es ihr gar nicht egaler sein.

 

Während sie das Tuch öffnete und das darin verborgene Stück flach ausgebackenen Teiges an die Nase hob, sah sie zu, wie Link sich ebenfalls setzte.

Oder zumindest so etwas Ähnliches tat. Er hockte, mit beiden Füßen auf dem moosigen Boden, als wäre er jeder Zeit dazu bereit aufzuspringen.

Wahrscheinlich, so überlegte Zelda, während sie von dem süß riechendem Fladen probierte, war genau das auch der Fall.

Sie beobachtete die kleinen Bewegungen seiner Augen, mit denen er die Umgebung absuchte. Die permanenten Drehungen seines Kopfes, die introvertierte Art in der er kaute.

Der sahnige Geschmack ihres Mittagsmahl überflutete ihre Zunge im selben Moment wie die Erkenntnis ihren Geist.

Er lauschte.

Nicht mal während einer Pause ließ er sich von seiner Aufgabe ablenken. Wahrscheinlich schlief er tatsächlich kaum.

Geheime Shiekah Techniken und all das.

 

Die Erkenntnis war nicht leicht für sie.

 

Sie hatte keine Ahnung was er von ihr dachte. Und dennoch handelte er mit einer Loyalität, die Zelda, da sie nicht wusste woher sie stammte, kaum ertragen konnte.

 

Sie betrachtete ihn schweigend, während sie kaute. Er aß schnell, aber ordentlich. Ein, zwei, drei von den süßen Fladen verschwanden, bevor Zelda sich dazu durchgerungen hatte zu sprechen.

 

„Das ist gut“, sagte sie und gestikulierte kurz mit der halb verzehrten Mahlzeit auf ihrer Handfläche. Link folgte ihrem Blick, dann begegnete er kurz dem ihrem. Zuckte mit den Schultern und nickte einmal.

Dann holte er einen Apfel aus seiner seltsamen Tasche hervor.

Sie verfolgte die Bewegung. Sah die weißen Zahnreihen, die sich knackend in die Frucht bohrten. Betrachtete seine Lippen.

Schnell sah sie nach unten.

„Was ist das?“, fragte sie und hielt den Fladen erneut hoch. Beobachtete ihn unter den Lidern hervor.

Link kaute und schluckte. „Crêpe“, antwortete er knapp und biss erneut in den Apfel.

Es überraschte sie, wie befremdlich der Klang seine Stimme für ihre Ohren war. Er sprach so selten, dass Zelda jedes Mal ein wenig geschockt war, wenn er es dann tat. Mit dieser Stimme, die zu rau schien, um wirklich zu ihm zu gehören.

 

Den Rest ihrer Pause verbrachten sie schweigend, aber es war nicht einvernehmlich. Zumindest nicht für Zelda, die befangen an ihrem Crêpe – wie sie nun wusste – herum knabberte, bis nichts mehr davon übrig war. Sie leerte die Hälfte ihrer Flasche und versuchte sich damit abzulenken, die restliche Route mental durchzugehen.

„Nach dem Überqueren der Tabantha Brücke, werden wir hoffentlich schneller voran kommen als heute“, begann Zelda, als sie die Stille nicht mehr ertragen konnte. „Sonst schaffen wir es nicht bis zum Dorf, bis die Nacht hereinbricht.“

 

Zelda hatte wenig Lust im Freien zu kampieren.

Sie sah zu Link, darauf gefasst keine Antwort zu erhalten. Dementsprechend überrascht war sie, als sie ihn Luft holen sah. Doch dann schien er seine Kiefer gegen die Worte zu sperren, die er offensichtlich sagen wollte. Wie bereits einmal zuvor, konnte sie dabei zusehen, wie er sich in sich selbst zurückzog.

Es war so schnell gegangen, sein scheinbarer Impuls zu antworten, dass Zelda es sich auch hätte einbilden können.

So unberührt wie er einen zweiten Apfel vertilgte. Die Umgebung immer genau im Blick.

Aber sie hatte es sich nicht eingebildet. Er hatte etwas sagen wollen. Hatte etwas zu sagen gehabt.

Etwas, das er zurück gehalten hatte.

Anspannung kroch Zelda den Nacken hinauf.

Was? Was hatte er sagen wollen? Was war so unangebracht, dass er es hatte hinunter schlucken müssen?

Zeldas Phantasie ließ einen bunten Straß der Paranoia erblühen, als sie versuchte, auf diese Fragen eine Antwort zu finden.

Hatte er sie darauf hinweisen wollen, dass sie besser zu Pferde hätten reisen sollen?

Dass sie diejenige war, die zu langsam war?

Dass es ihre eigene Schuld war, wenn sie es bis morgen Abend nicht zum Dorf der Orni schaffen würden?

 

Zelda wollte auf die imaginären Anschuldigungen antworten. Etwas Verteidigendes erwidern, doch sie konnte sich nicht sicher sein, dass es das war, was er dachte.

Immerhin war es genauso gut möglich, dass er etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Und sie würde sich fürchterlich blamieren, wenn sie ihn jetzt auf eine reine Vermutung hin anblaffte.

Zelda entschied sich zu tun, worin sie sich seit ihrem sechsten Lebensjahr übte. Sie verbarg Worte und Gefühle hinter einer Maske der Unberührtheit.

Sprach weder während sie sich erhob und die kleinen Büschel getrockneten Moos' von ihrer Hose strich, noch als sie den Weg fortsetzten, sie vorne weg und Link hinter ihr; eine Manneslänge.

Und sie blieb schweigsam, bis sie den warmen Schimmer von Fenstern in der Ferne wahrnahm, die in der hereinbrechenden Abenddämmerung schwach leuchteten.

 

*

 

Erleichtert seufzte Zelda.

Ihre Füße taten weh, sie hatte Hunger und der Anstrengung, sich ihre aufbrausenden Gefühle nicht anmerken zu lassen, verdankte sie einen schlimmen Kopfschmerz.

Die Gedanken an den morgigen Tag – dasselbe noch einmal – sollte sie lustlos, wenn nicht sogar verzweifelt stimmen, aber sogar dazu fehlte ihr die Kraft. Sie sehnte sich nach einem Bad und einer warmen Mahlzeit. Und heute würde sie die Abendandacht auslassen. Sie würde die Tür ihres Zimmers verriegeln und ihr Leibwächter hätte nicht die Spur einer Chance herauszufinden, was sie dahinter trieb. Oder nicht trieb. Also würde auch ihr Vater davon nichts erfahren.

 

Zelda kannte das Gasthaus bereits von ihren früheren Reisen nach Hebra – Revali war der Recke gewesen, der sich mit seiner Antwort am meisten Zeit gelassen hatte. Am Ende hatte sich Zelda dazu herabgelassen, ihn anzubetteln.

 

Es war ein großes Steingebäude, mit zwei Nebenbauten und einem Stall. Mehrere Tische standen auf einer Veranda rund um das Haus herum. Fast alle Fenster waren beleuchtet und aus dem Kamin waberten lustige Rauchwolken in den grau werdenden Abendhimmel.

 

Man begrüßte sie feierlich – natürlich war sie den Gastleuten bekannt – und führte sie die zwei Treppen hinauf in die Gemächer, die sie auch die letzten Male hier bewohnt hatte. Zwei schöne, gemütlich eingerichtete Räume, die zwar nicht prunkvoll, dafür aber heimelig waren. Und eine angrenzende Kammer, in der man den Nachttopf benutzen konnte.

Zelda wollte sich gerade bei der Gastwirtin bedanken, als Link sich an ihr vorbei schob. So schnell, dass ihr die Worte in der Kehle stecken blieben, ebenso wie die Luft, die sie gerade hatte einatmen wollen.

Überrumpelt sah sie ihm zu, wie er die Räume inspizierte. Die Fenster überprüfte, in Schränke, hinter die Kommode und unter Tisch und Bett schaute.

„Link“, fauchte sie, so leise wie es ihr möglich war, in Anwesenheit der Gastwirtin, die ihren Leibwächter ebenfalls überrascht bei seinem Vorgehen beobachtete. Sein Vorgehen implizierte Misstrauen in die Fähigkeiten der Gastleute. Es kam einer Beleidigung gleich. Und auch wenn die Gastwirtin das nicht so zu empfinden schien, war es Zelda unangenehm.

Sie musste an sich halten, um ihn nicht an ihre Seite zurückzuschnippen wie einen Hund.

Dabei war er genau das. Ihr Wachhund.

Beinahe hätte sie über den Gedanken gelacht.

Dann klopfte Link an die Wände. Und die kurz aufgetauchte Belustigung, wehte mit Zeldas schnaufendem Ausatmen davon.

Mochte sein, dass sie hier überreagierte. Aber es war erste Mal, dass er sich wie ihr Leibwächter benahm. So richtig zumindest. Und nachdem sie beinahe zwei Wochen davon verschont worden war, konnte Zelda nun nicht gut damit umgehen.

 

Sie wandte sich der Gastwirtin zu. Einer etwas rundlichen Hylianerin, die ihr Haar unter einem Tuch verborgen hatte, ähnlich wie es Zeldas zwei Hofdamen taten.

„Ich bin überzeugt dass Sicherheit in diesem Haus hoch gehandelt wird“, sagte sie in entschuldigendem Ton zu der Wirtin. „Er“, sie deutete auf Link „ist nur dafür bekannt, sehr gründlich zu sein. Selbst dann“, sie sah hinüber zu dem Recken, der nun den Kopf in die Toilettenkammer hinein steckte, „wenn es absolut unnötig ist!“ Die letzten Worte hatte sie mit aufeinander gepressten Zahnreihen ausgesprochen, um ihnen eine deutliche Botschaft beizulegen.

 

Doch Link schien sich wie immer nicht daran zu stören, dass Zelda aufgebracht war. Vielleicht bemerkte er es auch gar nicht. Konnte man nur für Gefahren aufmerksam sein, nicht aber für die Gefühle anderer? Implizierte das eine nicht das andere? Man musste doch ein Gespür für Aggressivität, für Anspannung haben, um einschätzen zu können, wann eine Situation womöglich aus dem Ruder geriet.

Scheinbar zufrieden mit seiner Inspektion, trat Link an die Tür. Er nickte Zelda zu und trat zur Seite.

Dieses Mal konnte sie sich ein Augenrollen nicht verkneifen.

Wie befriedigend es sich anfühlte, sollte sie wohl niemandem erzählen.

 

Lächelnd, wenn auch ein wenig gequält lächelnd, sah sie wieder zur Wirtin.

„Ein Bad. So schnell wie es sich einrichten lässt. Dafür wäre ich unendlich dankbar“, sagte sie und die Wirtin nickte.

„Aber natürlich, Euer Hoheit. Und ich werde Euch Eintopf und Brot hinauf schicken lassen.“

Zelda bedankte sich ebenfalls nickend und die Wirtin verschwand.

Dann widmete sich Zelda dem Problem von Links Schlafplatz. Eine plötzliche Vermutung ließ sie erstarren.

„Du schläfst doch nicht etwa auch hier?“ Man konnte die Panik deutlich in ihrer Stimme hören.

Doch Link schüttelte nur den Kopf. Dann deutete er auf den Boden vor Zeldas Füßen.

„Was?“, fragte sie irritiert und sah zur Stelle auf die er gezeigt hatte.

„Mein Leben gehört Euch, Prinzessin“, antwortete er, als würde das alles erklären. Zelda blinzelte.

Dann schob er sich an ihr vorbei. Kurz roch sie frische Luft und Metall. Dann stolperte sie einen Schritt in das Zimmer hinein, um der plötzlichen Nähe zu entfliehen. Unnötigerweise, denn Link stand bereits einige Schritte von der Tür entfernt im Flur und sah sie unbewegt an.

Dann regte er sich. So überraschend in diesem seltsamen Moment zwischen Verwirrung und beinahe-Körperkontakt, dass Zelda erschrocken zusammen zuckte. Nicht viel, aber sie war sicher dass er es bemerkte, denn ihre Tasche, die er aus seinem Gepäck hervorzog, wurde ihr mit beinahe schmerzlicher Langsamkeit gereicht.

Zelda nahm sie entgegen und fühlte sich unwillkürlich an die Nacht auf der Mauer erinnert, als er ihr erst vor ein paar Tagen die Decke gegeben hatte.

„Danke“, sagte sie und hörte die Frage in ihrer Stimme. Eine Frage auf so vieles.

Link nickte und drehte sich dann um. Wandte ihr und ihrer Tür den Rücken zu. Trat einen Schritt zur Seite, um direkt neben dem Eingang zu ihrem Zuhause für diese Nacht stehen zu bleiben. Er lehnte sich nicht mal an die Wand, oder verschränkte die Arme. Stand einfach nur da.

Hatte er vor, die ganze Nacht dort zu stehen? Hatte er das gerade gemeint?

 

Zelda biss sich auf Lippe. Dann legte sie ihre Tasche auf dem bereitstehenden Tisch ab und ging die wenigen Schritte zu Tür, um sie sanft zu schließen.

 

Ihm Bad kam und ging. Es war herrlich heiß und unendlich entspannend. Aber sie hätte es mehr genossen, wenn sie nicht die ganze Zeit an Link hätte denken müssen, der vor ihrer Tür in der Kälte stand und wohl tatsächlich keinen Schlaf finden würde.

Hätte sie ein Zimmer für ihn ordern sollen? Hätte er das überhaupt zu gelassen? Müsste sie morgen Abend, wenn sich die Situation wiederholen würde, einfach darauf bestehen?

 

Zelda aß einen Teller warmen Eintopf und kaute einen Kanten Brot im Stehen, während sie aus dem Fenster hinaus, auf die dunkel daliegende Schlucht blickte, über die sich die lange Holzbrücke spannte.

Sie schlüpfte in ihr Nachthemd, bürstete ihr Haar und kämpfte währenddessen die ganze Zeit gegen den Impuls die Tür zu öffnen. Ein Kampf den sie am Ende verlor.

Die gut geölten Scharniere gaben keinen Laut von sich, als sie die Tür einen Spalt breit öffnete. Der Flur und das Treppenhaus waren schwach beleuchtet, vom Schein des Feuers, das in einem Kamin unten im Eingangsbereich brannte.

Und so sah sie seinen hellen Haarschopf sofort.

Er hockte am Boden. In derselben Haltung die er auch während ihrer heutigen Pause eingenommen hatte. Bei der Zelda bestimmt nach kurzer Zeit die Füße eingeschlafen wären.

Die Hände hatte er vor seinen Knien gefaltet und er bewegte den Kopf nicht, schien einfach nach vorne zu blicken.

Doch als Zelda die Tür wieder schloss, war sie sich dennoch sicher, dass er sie bemerkt hatte.

 

 

 

Die nächste Etappe der Reise verlief ereignislos. Zelda sprach kaum, viel zu tief in Gedanken versunken, um etwas anderes zu tun, als vor sich hinzustarren. Sie behielt ihr Gepäck für diesen Teil der Wegstrecke bei sich, kramte zwischendurch einige Notizen hervor und besah sich die alten Schriftzeichen. Doch es kam ihr kein bahnbrechender Gedanke.

Dennoch fühlte Zelda das Prickeln der Euphorie, als sie von dem Grad, den sie gerade überquerten, den steil aufragenden Felsen sehen konnte, um den das Dorf der Orni herum gebaut war.

Der vogelähnliche Schrei Vah Medos, der geruhsame Kreise darüber hinweg flog, ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie beschleunigte ihre Schritte. Also hatte Revali es geschafft. Er steuerte den vogelähnlichen Titanen. Und das scheinbar mit einigem Können.

 

Sie erreichten das Dorf mit dem schwächer werdenden Licht des Nachmittags. Eher als gedacht, jedoch auf Kosten von Zeldas Füßen. Der Anblick Medohs hatten ihr scheinbar Flügel verlieren. Eine Ironie die komisch genug war, um sie lächeln zu lassen.

 

Beinahe stolperte sie, als Zelda versuchte den Titanen nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig die Hängebrücke zu überqueren, die über die inselartigen Felsformationen zum Dorf führte.

Sie fing sich rechtzeitig. Schnappte nach Luft und stieß ein ächzendes Geräusch aus. Weniger wegen des beinahe Sturzes, sondern ihrer mangelnden Kenntnis an Schimpfwörtern, mit denen sie die Situation hätte angemessen verfluchen können.

Als sie sich wieder aufrichtete, ein wenig wacklig auf den Beinen – es ging ganz schön weit hinunter – zog Link im selben Moment seine Hand zurück. Zelda bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel. Sah erst seinen Arm, dann sein Gesicht an.

Wie immer wirkte er wenig berührt von der Gesamtsituation, wäre da nicht eine gewisse Intensität in seinem Blick gewesen.

 

Zelda sah wieder nach vorne. Ignorierte ihn und setzte einen Fuß vor den anderen. Vorsichtig. Mit der Hand am Geländer. Die Augen auf die Planken gerichtet, nicht in den Himmel.

Und dachte daran wie seltsam es war, dass sie sich einbildete in dem Wenigen, das Link ausdrückte, Botschaften lesen zu können.

Entweder begann ihre Wahrnehmung sich auf ihn einzustellen, oder sie litt an Wahnvorstellungen.

 

Sie erreichten die kleine Herberge im Dorf ohne Zwischenfälle, auch wenn Zelda sich sehr dazu zwingen musste, nicht jedes Mal den Kopf in den Nacken zu legen, wenn Vah Medoh über ihnen sein Mark durchdringendes Kreischen ertönen ließ.

 

Die Wachposten im Dorf begrüßten sie respektvoll und zuckersüße Orni Mädchen versuchten sich gegenseitig darin zu übertreffen, selbst gereimte Lieder über ihre Ankunft zu singen.

Zelda versuchte für alle ein nettes Wort parat zu haben, trotz ihrer Müdigkeit.

 

Die Herberge selber, war auf ihr erwartetes Eintreffen hin geräumt worden, so dass sie Zelda allein zur Verfügung stand, so wie bei ihrem letzten Besuchen.

Ebenso wie die Ritter, die sie die letzten Male begleitet hatten, wurde Link ein Lager auf dem Boden vor der Herberge errichtet, deren Eingang für Zeldas Privatsphäre mit Tüchern verhangen worden war. So konnte sie nicht sehen, ob ihr Leibwächter die temporäre Bettstatt überhaupt benutzte.

Als sie sich, erschöpft von der Reise und dem selbstauferlegten Tempo der letzten Wegstrecke, in die weiche Federmatratze kuschelte, hörte sie leise gesungene Melodien durch die kühle Abendluft wehen. Und gedämpfte Stimmen die nicht weit entfernt miteinander sprachen. Rau und sanft.

Der Klang wiegte Zelda in den Schlaf.

 

*

 

„Im Namen der Gemeinschaft der Orni, danke ich Euch, Prinzessin.“

Der Dorfälteste spreizte seine massigen Flügel in großer Geste. „Möge Vah Medoh mit Eurem Segen über dieses Dorf wachen, wie es ein Orni Mädchen aus längst vergangener Zeit tat.“

Der Wind frischte auf und fuhr durch das prachtvolle Gefieder des eindrucksvoll großen Orni, ließ es in allen Farben des Regenbogens aufleuchten.

Zelda senkte den Kopf.

Sie stand in der Mitte des luftigen Hauses am höchsten Ende des Dorfes. Um sie herum reihten sich die anderen Ältesten und Wichtigen des Dorfes, deren Gestalten allerdings eher der Revalis glichen. Weniger der ihres riesenhaften Anführers.

Seit Sonnenaufgang hatten sie gesprochen. Die alte Geschichte Medolies in Liedern gehört, Respektsbekundungen und Versprechen ausgetauscht.

Als Zelda wieder aufsah, neigten die anderen Orni ebenfalls ihre schönen Köpfe.

Die Zeremonie war beendet.

 

Tiba, der Orni der bei der Ernennung der Recken im Schloss anwesend gewesen war, begleitete sie zurück zum Flugplatz.

„Wo ist Revali?“ Zelda sah hinauf in den Himmel, konnte Vah Medoh jedoch nicht entdecken. Den ganzen Morgen über hatte er sie mit seinem lauten Kreischen verhöhnt.

Vermutlich befand er sich jetzt auf der anderen Seite des Ornifelsens.

„Bei Medoh“, antwortete der Orni und machte eine Geste mit seinem Flügel. Wegen des Windwiderstands fiel sie lang aus und elegant.

„Er kommt kaum noch herunter“, fuhr Tiba fort. An seinem Tonfall war schwer auszumachen, ob er an dieser Tatsache etwas auszusetzen hatte.

„Nicht mal der Älteste kann ihn dazu bewegen, häufiger hier vorbei zu schauen.“

Er schwieg eine Weile, während sie langsam die Stufen hinabstiegen. Noch eine Drehung der gewendelten Treppe und der Flugplatz würde in Sicht kommen.

„Er hatte den Kleinen versprochen, ihnen bei den Übungen im Bogenschießen zu helfen.“

Seine Stimme verriet immer noch kein Gefühl, die Wortwahl und die Härte seines Blicks dafür umso mehr. Hier war jemand nicht gut auf den eigenen Recken zu sprechen.

Zelda schwieg und sah hinunter auf die hölzerne Treppe. Die Worte wühlten sich in ihr Gewissen und zerrten etwas Dunkles hervor. Es war ihre Schuld, dass Revali so viel Zeit im Titanen verbrachte. Hätte sie ihre Siegelkräfte, würde alle Hoffnung Hyrules nicht mit so einer Verzweiflung auf den Titanen ruhen.

 

Sie seufzte und sperrte sich gegen die Wolke aus Schwermut, die ihr die Sonne verdunkeln wollte.

Es war Revalis eigene Entscheidung. Wie es aussah, kam er mit der Steuerung prima zurecht. Wenn er mehr Zeit bei Medoh verbringen wollte als bei seinem Volk, dann geschah das nicht auf Zeldas Befehl hin.

Dennoch, vielleicht wäre er nicht mit so einer Begeisterung bei der Sache, wenn er mehr Vertrauen in Zeldas Fähigkeiten hätte.

 

„Er scheint sehr gut mit Vah Medoh zurechtzukommen.“

Der Orni antwortete nur mit einem Schulterzucken und einem Schnauben.

Gern hätte Zelda nachgehakt. Hätte mehr über Revali und den Titanen gefragt; in Erfahrung gebracht, wie die Orni der Verheerung gegenüber eingestellt waren.

Aber sie hatten den Treppenabsatz erreicht, auf dem der Flugplatz sich auftat und mit der Sichtung von Link, der genau dort stand, wo sie ihn zurückgelassen hatte, verschwand auch Zeldas Lust zu sprechen.

Sie hatte die Stunden ohne ihn genossen. Wie sehr, bemerkte sie erst jetzt.

 

Er stand vom Felsen abgewandt, den Kopf in den Nacken gelehnt und sah in den Himmel. Hoch zum Titanen, den man von diesem Standpunk nun sehen konnte.

Zeldas Schritte verlangsamten sich, als würde sich die Luft verdichten und es ihr physisch erschweren, die Distanz zwischen ihnen zu verkleinern.

Er musste sie bemerkt haben, so laut wie Zeldas Schuhe auf dem Holz waren, aber er bewegte sich nicht.

Tiba neben ihr seufzte und lockerte seine Schultern mit einer rollenden Bewegung.

„Ich werde mal hinauffliegen und ihm sagen, dass Ihr ihn sprechen wollt“, sagte er. Zelda bezweifelte, dass er begeistert von der Idee war. Genauso wenig wie Revali es sein würde. Aber sie musste wirklich mit ihm sprechen.

„Danke“, antwortete sie leise und lächelte. Sah dem Orni hinterher, als er sich vom Ende der Plattform in die Tiefe fallen ließ und kurze Zeit später in die Höhe schoss. Sie hörte die kräftigen Flügel Luft zerteilen.

Sie fragte sich, ob die Fähigkeit zu fliegen irgendwie freier machte.

 

Link hatte sich von dem Abgrund abgewandt und war ihre einige Schritte entgegen getreten. Sie versuchte seinem Blick auszuweichen. Wehrte sich gegen die unangenehme, geladene Stille die sich augenblicklich zwischen ihnen auftat.

Sie kratzte sich am Ellenbogen. Kaute auf der Unterlippe. Sah überall hin, nur nicht zu ihrem Leibwächter.

Die Zeit verging. Und nichts veränderte sich. Außer, dass Zelda immer unruhiger wurde.

 

Irgendwann ließ sie die Hände an die Seiten fallen.

„Es lief gut“, zischte sie schließlich. „Alles Bestens.“

Links Augenbraue wanderte nach oben. Ob wegen ihres Tonfalls oder der Information als solcher, war nicht zu sagen.

Dann nickte er. Schien zufrieden. Als hätte er tatsächlich die Frage gestellt, auf die sie geantwortet hatte.

Zelda verschränkte die Arme und sah zu Seite.

Sie hörte dass er sich wieder umdrehte. Einige Schritte tat, sich entfernte.

 

„Er war hier“, hörte Zelda ihn auf einmal sagen. „Eben.“

Sie drehte den Kopf so schnell, dass ihr ein wenig schwindlig wurde.

„Was? Revali?“ Sie machten einen Schritt nach vorne, ein wenig kopflos vor Überraschung, dass er die Information von sich aus preisgab. Zelda konnte sich nicht erinnern, dass er jemals von sich aus mehr zu ihr gesagt hatte.

„Wann?“, wollte sie wissen, bevor er die erste Frage beantwortet hatte. Wahrscheinlich hätte er es ohnehin nicht getan. Und es gab nicht wirklich Zweifel, dass er von dem Orni Recken gesprochen hatte. Seine Augen waren immer noch auf die Flugbahn des Titanen geheftet.

„Was hat er gesagt?“, fragte Zelda und verzog dann den Mund. Sie klang beinahe hysterisch.

Link warf ihr einen Blick über die Schulter hinweg zu und sie bemühte sich um eine neutrale Miene. Unnötigerweise, denn er sah fast augenblicklich wieder in den Himmel.

Die Muskulatur in seinen Wangen arbeitete. Als müsste er sich daran hindern, Worte auszusprechen, die ihm auf der Zunge lagen.

Wie am Tag zuvor.

Es dauerte eine Weile bis Zelda begriff, dass er nicht antworten würde.

 

*

 

Sie erreichten die Torstadt am Fuße des Plateaus nach Einbruch der Dunkelheit. Viel später als es Zelda lieb gewesen wäre.

Doch als Link nach Verlassen des Orni Dorfes auf den Mietstall zugehalten hatte, war sie stur weiter gegangen. Wenn sie schon ihr eigenes Pferd nicht vor ihm reiten wollte, würde sie es erst recht nicht mit einem fremden versuchen und sich dann doch vor ihm blamieren.

 

Und so war der Weg zum Plateau beinahe unerträglich gewesen. Lang und anstrengend, drückend still und einfach nur eine grauenhaft.

Zelda hatte irgendwann angefangen zu plappern, weil sie das aufgeladene Schweigen nicht mehr hatte ertragen können.

Hatte die Landschaft kommentiert. Die Beschaffenheit des Weges. Hatte darüber philosophiert, wie lange sie noch zu laufen hatten und wann sie wohl am Plateau eintreffen würden.

 

„Es wird knapp, aber ich bin zuversichtlich, dass wir es vor dem Abend bis zur Zitadelle der Zeit schaffen werden.“

 

Bis zum Mittag hatten sie nicht einmal die Hälfte der Strecke bewältigt, aber mit sonnigem Optimismus hatte Zelda die Stille zwischen ihnen zu erhellen versucht.

 

„Und selbst wenn wir in der Stadt am Tor übernachten und den Weg auf das Plateau am nächsten Morgen starten, wir werden sicher ankommen.“

 

Als es immer düsterer wurde und Link nicht mehr nur eine Manneslänge hinter ihr, sondern so nah war, dass sie seinen Atem hören konnte, hatte sie einfach von etwas anderem gesprochen.

 

„Dort liegt der Satori Berg.“ Obwohl sie wusste dass ihm das sicherlich bekannt war. Er hatte das Land nämlich tatsächlich bereist. „Die Gegend ist bekannt für ihre schmackhaften Pilze.“

 

Sorgenvoll hatte Zelda die Sonne dabei beobachtet, wie sie am Horizont immer tiefer sank. Den Himmel in leuchtende Rottöne färbte und schließlich unterging. Das letzte Licht mit sich nahm.

Das war der Moment in dem Link eine Fackel entzündete und ihr in die Hand drückte. Mit zitternden Fingern nahm Zelda sie entgegen. Er hingegen, hatte das Schwert gezogen. Was Zelda mehr als alles andere beunruhigte.

Rechnete er mit einem Angriff? Oder war es nur eine reine Vorsichtsmaßnahme?

Sollten sie von der Straße runter, oder war die gerade noch sicher? Würde eine Fackel Angreifer nicht anlocken?

Wieso, oh bei der Göttin, wieso nur hatte sie so stur sein müssen und nicht reiten wollen?

Zelda ermahnte sich tief durchzuatmen, einfach weiter zu gehen und ihrem Leibwächter zu vertrauen. Das war seine Aufgabe. Und bisher schien es nichts zu geben, dass er nicht bravourös meisterte.

Also würde sie ihm vertrauen. Es blieb ihr sowieso nichts anderes übrig.

 

Zelda wurde vor Erleichterung beinahe schwindlig, als sie in der Ferne die Lichter der Stadt sah. Die schimmernde Glocke aus hellem Dunst, die über den Gebäuden hing und die Umgebung erhellte.

Die Torstadt war geräumig. Nicht so groß wie Hyrule Stadt, aber beinahe.

 

Als sie die ersten Häuser und Wachposten passiert hatten, nahm Link ihr die Fackel aus der Hand.

Zelda zuckte zusammen, als ihre Hände sich kurz berührten. Doch die Sensation war von so kurzer Dauer, dass es eher die Überraschung, als die tatsächliche Empfindung war.

Link schien es nicht einmal bemerkt zu haben, denn er verstaute die Fackel in seinem Gepäck und wies ihr mit der Hand vorzugehen. Zelda folgte der Richtung in die er zeigte mit dem Blick und setzte sich dann in Bewegung.

Das Gasthaus am Hauptplatz.

 

Lieber hätte Zelda in den königlichen Residenzen an der Zitadelle übernachtet, aber wegen ihrer Dickköpfigkeit, konnte sie das für diese Nacht vergessen.

Sie hatte sich in Gefahr gebracht.

Und bewiesen, dass ihre Entscheidungen nicht verantwortungsbewusst, sondern von kindlichem Trotz und anderen unreifen Gefühlen getrieben waren.

Reuevoll und mit bitterer Selbstverachtung ging Zelda auf das hell erleuchtete Gasthaus zu.

Sie sollte sich entschuldigen. Sie hatte Links Aufgabe entschieden erschwert und ihm nicht einmal eine Chance gelassen das Richtige zu tun.

Was hätte er an diesem Morgen auch anderes tun können, als den Stall hinter sich zu lassen und ihr zu folgen?

Sie auf ein Pferd zerren? Oder sie fesseln?

Zelda konnte sich schwer vorstellen, dass er so etwas tun würde. Und sie war froh darüber.

 

Link bestellte ein Zimmer. Zelda war dankbar, dass sie nicht sprechen musste. Sie war unendlich müde. Ihre Füße schmerzten. Die Tunika klebte ihr am Körper.

Aber vor allem brannte heiße Scham in ihr und sie hatte Angst, dass sie versuchen würde sich zu erklären, wenn sie einmal den Mund aufmachte. Und zu so einer Offenbarung war Zelda nicht bereit. Trotz aller Schuldgefühle. Schließlich war nichts Schwerwiegendes geschehen. Und der Muskelkater, an dem sie ohne Zweifel am nächsten Morgen leiden würde, wäre Strafe genug.

 

Der Gastwirt führte sie in großräumige Gemächer im obersten Stockwerk des Hauses. Mehrere Räume, eine Kammer für Bedienstete eingeschlossen, die Link zuerst durchsuchte und dann abnickte.

Sie musste sich das eingebildet haben, aber für einen Moment hätte sie schwören können, dass ihr Leibwächter die Wände beschnüffelte.

 

Gern hätte Zelda die Ereignisse der letzten Tage niedergeschrieben. Den schweren Gefühlen Raum gegeben, die ihre Brust einengten, ihr die Luft zum freien Durchatmen nahmen. Es waren erst drei Tage. Doch das beinah ununterbrochene Zusammensein mit Link, lastete heute schwer auf ihr.

Doch Zelda war zu müde, um zu schreiben. Viel zu müde.

 

Sie riss sich die Kleider vom Leib, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Stolperte auf das weich aussehende Bett zu und war eingeschlafen, bevor sie die drückenden Emotionen auch nur noch einmal hätte Revue passieren lassen können.

 

 

*

 

Eine Gänsehaut bildete sich auf Zeldas Armen, als sie in den kühlen Schatten des Durchgangs trat, der in die steile Felswand des Plateaus gehauen war. Unwillkürlich schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. Statt ihrer blauen Tunika, trug sie das weiße Gewand der Hohepriesterin und fröstelte ein wenig, hier, in dem ewigen Schatten des Berges.

Die Kälte war nur von kurzer Dauer, dann trat sie in den warmen Sonnenschein des späten Vormittags, der über die Stufen flutete, die zur Zitadelle hinaufführten.

Zelda war den Weg unzählige Male gegangen. Doch heute stellte sich das bekannte Gefühl nicht ein, das sie sonst immer überkam, wenn sie das opulente Gebäude erblickte.

 

Zelda hatte nicht gut geschlafen und sie fühlte sich kein bisschen ausgeruht. Ein Klopfen an der Tür hatte sie heute Morgen wecken müssen. Links Klopfen wahrscheinlich, Zelda hatte nicht nachgefragt. Doch wer sollte es sonst gewesen sein …

Wegen der fortgeschrittenen Stunde, hatten sie nicht unbemerkt zum Plateau aufbrechen können und nun folgte ihnen ein bunter Haufen aus Stadtbewohnern.

 

Genau das was Zelda an einem solchen Morgen gebrauchen konnte. Publikum.

Die Untertanen ihres Vaters, ihr Volk, das ihr dabei zusah, wie sie erneut scheiterte.

Auch wenn es für die Schaulustigen vielleicht nicht so deutlich zu erkennen war.

Wie sollte Zelda an diesem Tag die nötige Feierlichkeit aufbringen, die gebotene spirituelle Ergebenheit.

Wenn sie doch nicht mal rechtzeitig hatte aufstehen können.

 

Sie faltete die Hände und versuchte wenigstens einigermaßen feierlich auszusehen. Hinter ihr hörte sie aufgeregtes Stimmengemurmel. Sie unterdrückte den Impuls einen verärgerten Blick nach hinten zu werfen.

Was glaubten die Leute denn? Dass die Göttinnenfigur in der Zitadelle zum Leben erwachen würde? Dass Hylia selbst durch die bunt beschienen Fenster hinein schweben und sie alle mit ihrer Herrlichkeit blenden würde?

 

Zelda kam gern auf das Plateau. Anders als an den Quellen, hatte sie hier immer ein wenig vom Geist der Göttin und der vergangenen Zeiten spüren können. Zumindest bildete sie sich das ein. Außerdem fiel es ihr hier besonders leicht, sich an ihre Mutter zu erinnern.

 

Zelda atmete tief ein. Schloss die Augen, während sie einige vorsichtige Schritte die Stufen hinauf tat. Versuchte die Anspannung hinter sich zu lassen. Am Fuße des Plateaus. Fern von der Zitadelle der Zeit, diesem heiligen Ort, der Geschichte mit Legende verband.

Versuchte Kontakt aufzunehmen, mit den verborgenen Kammern geheimer Spiritualität in ihrem Inneren.

Als sie die Augen wieder öffnete, ging ihr Atem ruhiger. Sie war sich der Vogelstimmen in der Luft gewahr, des kaum wahrnehmbaren Windes. Hörte die Stimmen hinter ihr kaum noch.

 

Sie überquerte den Vorplatz der Zitadelle, schritt an den königlichen Gebäuden vorüber, stieg die letzte Treppe empor.

Und stand schließlich vor dem Eingangstor.

Hinter ihr tat Link seinen letzten Schritt und kaum mit kaum wahrnehmbaren Geklirr seiner Waffen zum Stehen.

 

„Warst du schon einmal hier?“, fragte sie ihn. Er hatte den Blick nach oben gerichtet, zum endlos in den Himmel aufragenden Turm. Er senkte den Kopf, als sie sich zu ihm umdrehte.

Ihre Blicke trafen sich und für einen kurzen Augenblick verspürte Zelda tiefen Frieden.

Dann nickte Link und der Moment verflog.

Es schien mehr hinter diesem Nicken zu stecken. Doch Zelda wusste nicht, wie viel sie in seine stummen Blicke und Gesten hinein interpretierte.

Ohne noch einmal etwas zu sagen betrat sie den stillen, kühlen Ort. Ließ Link und seine stoische Verschlossenheit hinter der Tür zurück.

 

*

 

 

Zelda verbrachte den Tag zu den Füßen der uralten Göttinnenstatue im Inneren des Zitadellenschiffes. Sie spürte weder den harten Boden, noch den kühlen Stein. Lauschte nur ihrem eigenen Herzschlag. Versuchte sich zu öffnen. Wie immer.

Für die Göttin. Für die Ströme von Energie, die ihre Mutter hier gespürt hatte.

Versuchte irgendetwas zu fühlen.

 

Sie erhob sich lange nach Sonnenuntergang. Wankte ein wenig, aber fühlte sich ruhiger als am Morgen und geerdeter als in den letzten Tagen. Auch wenn eine Antwort auf ihre Gebete ausgeblieben war, so hatte Zelda dennoch viele Stunden in tiefer Andacht aushalten können, ohne dass ihre Gedanken abgeschweift waren. Eine Art Befriedigung erfüllte sie, als sie auf die Tür zuging. In der Leere der Zitadelle hallten ihre Schritte in dutzenden Echos.

 

Sie weigerte sich verzweifelt zu sein. Versuchte das Positive an der Erfahrung zu fühlen. Die Zeit hatte sich aufgelöst, während sie gebetet hatte. Das war ein gutes Zeichen, nicht wahr? Es sprach von einer Trancetiefe, die Zelda selten erreichen konnte und wenn, dann nie für so lange Zeit.

Außerdem würde sie sich nun ohne störendes schlechtes Gewissen der Arbeit an Rudania widmen können.

Ein Lächeln stahl sich auf Zeldas Gesicht.

Vielleicht würde sie heute Nacht besser schlafen können.

 

*

 

Sie nahmen den Weg vorbei am Komolo See. Abseits von den Wegen, aber immer in deren Nähe.

Ausgeruhter als sie es gewesen war, seit sie vom Schloss aufgebrochen waren, legte Zelda ein eher gemütlicheres Tempo vor.

Nun, da sie ihre Pflicht in der Zitadelle erfüllt hatte, wartete nur noch Rudania auf Zelda. Und auch wenn sie es kaum erwarten konnte, mehr von Daruks Erfahrungen zu hören, so fühlte sie das erste Mal sei dem Start ihrer Reise keinen Zeitdruck.

 

Wäre da nicht Link gewesen.

 

Sie versuchte sich die Zeit zu vertreiben, in dem sie auf dem Shiekah Stein herum drückte. Ihn auf alle möglichen Pflanzen und Gesteinsformationen hielt und das Bild betrachtete, das durch den Stein entstand. Doch es nützte nicht viel. Zelda spürte seinen Blick stärker als je zuvor in ihrem Nacken. Zwischen ihren Schulterblättern. Hörte den Rhythmus seiner Schritte. Leise zwar, aber gleichmäßig und ganz nah. Immer eine Manneslänge hinter ihr.

Sie unterdrückte den Impuls schneller zu laufen.

Als ob sie vor ihm wegrennen könnte. Früher oder später würde er sie einholen.

 

„Als nächstes gehen wir nach Goronia“, sagte Zelda bevor sie sich zurück halten konnte. Ein Versuch das ewige Schweigen zu brechen, nicht wirklich um ein Gespräch zu beginnen. Er würde ohnehin nicht antworten.

„Es gibt viel zu tun!“, plapperte sie. „Ich muss an dem Titanen dort arbeiten, damit Daruk ihn besser steuern kann. Auch wenn wir zahlreiche Tests durchgeführt haben, ist es trotzdem eine Gleichung mit vielen Unbekannten.“

Sie klang zuversichtlicher als sie sich fühlte.

„Aber fest steht, diese Relikte wurden von unseren Vorfahren erschaffen. Das heißt, wir können sie verstehen und herausfinden, wie sie funktionieren.“

Warum erzählte sie ihm das?

Versuchte sie sich zu rechtfertigen? Ihm zu versichern, dass sie doch zu etwas zu gebrauchen war und wenn auch nur dafür, um die hinterlassenen Technologien ihrer Vorfahren wieder nutzbar zu machen?

„Du wirst schon sehen“, hörte sie sich sagen. „Wir werden die Verheerung... wir werden Ganon damit besiegen. Dafür sorge ich!“

 

Ja.

Ja, es war eindeutig eine Rechtfertigung.

 

Aber die Relikte waren tatsächlich Zeldas große Hoffnung. Wenn es ihr nicht gelang, die Kräfte des Siegels zu erwecken, dann war das ihre einzige Chance im Kampf gegen Ganon zu gewinnen.

 

Wieso nur hatte die Göttin sie so gut darin gemacht, Dinge herauszufinden. Rätsel zu lösen. Wieso war sie so gut in etwas, das nicht von ihr verlangt wurde und so schlecht in der einen Sache, für die sie eigentlich geboren worden war?

 

Es wurde Zeit dass Zelda einige gute Schimpfwörter lernte, ihr momentaner Wortschatz reicht nicht aus für die derzeitige Tiefe ihrer Depression.

 

Und Link? Welche Hoffnung bot er? Was wusste er überhaupt über die Legenden? Ihre Vorfahren. Über das heilige Schwert, das ihn auserwählt hatte?

 

Zeldas Schritte verlangsamten sich und sie ließ den Shiekah Stein sinken.

Bis sie schließlich ganz stehen blieb.

Hinter ihr hörte sie Links Schritte verstummen. Auch er war stehen geblieben. Er schwieg. Wie immer. Seine Präsenz jedoch war ohrenbetäubend.

 

„Sag mir“, begann Zelda, ohne dass es ihr möglich gewesen wäre die Worte zurückzuhalten. Über ihre Schulter hinweg, sah sie nach hinten, wählte eine Formulierung, die ihn dieses Mal direkt aufforderte zu antworten.

„Hat das heilige Bannschwert seine Geheimnisse mit dir geteilt? Die Stimme … die seinem Stahl innewohnt. Kannst du sie wirklich hören, Held?“

 

Es war nicht ihre Absicht gewesen den Ehrentitel mit solch einer Verachtung auszusprechen. Doch er war so emotional geladen. So vermessen.

Machte ihn das Führen des Schwertes wirklich zum Helden?

 

Wirklich fragten wollte Zelda, was die Stimme über sie zu sagen hatte. Was er über sie dachte. Ob er sie für ihre Unfähigkeit verachtete, ihre Fixierung auf die Titanen, die alten Technologien als Zeitverschwendung ansah. Ob er ihr die Schuld daran gab, dass sie nutzlos war.

 

Doch sie tat es nicht. Natürlich nicht.

 

Er blinzelte, das Gesicht wie immer bar jeder Emotion. Zelda wartete. Sie würde darauf beharren, dass er ihr antwortete.

 

„Ein wenig“, sagte er. So lange nachdem sie die Frage gestellt hatte, dass es Zelda überraschte dass er sprach.

„Ich höre keine Stimme. Aber ich spüre …“ Er hielt inne. Suchte nach Worten. Oder nach einem Weg ihrer Frage auszuweichen. Woher sollte sie das schon wissen. Es waren die meisten Worte, die sie ihn je hatte sprechen hören.

Es“, schloss er. Ließ Zelda im Ungewissen was Es genau war. Das Schwert? Die Stimme? Was?!

Doch die Art wie sich sein Kiefer verhärtete, sprach deutlich davon, dass er alles gesagt hatte, wozu er bereit war.

Mehr würde sie nicht erfahren.

Und wieso sollte er auch mehr sagen? Er musste sich nicht rechtfertigen. Er hatte sich bereits bewiesen. Sie war die Versagerin. Eine Belastung.

 

Und er war dazu verpflichtet, ihr zu dienen. Sie zu beschützen, wenn sie doch selbst dazu in der Lage sein sollte.

Verpflichtet durch seinen Herrscher und mit einem Eid gebunden. Gezwungen den Kopf zu beugen vor jemanden, vor dem er unmöglich Respekt haben konnte. Unmöglich echte Loyalität empfinden konnte. Nur wegen des Zufalls der Geburt.

 

Vielleicht war sie ein Fehler. Nicht die richtige Prinzessin Zelda. Bei der Geburt ausgetauscht und Links Aufgabe war es, die wahre Zelda zu finden. Hyrule zu retten und sie als eine Hochstaplerin zu entlarven.

 

Würde sie etwas anderes empfinden als pure Erleichterung? Nicht zum ersten Mal fragte Zelda sich, ob das wirklich das Leben war, für das sie bestimmt war. Doch diese Gedanken führten nirgendwo hin.

 

Zelda versuchte nicht noch einmal mit ihm zu sprechen. Sie setzten den Weg in dem gemächlichen Tempo fort, das sie am Morgen angeschlagen hatte und erreichten am Abend die Sümpfe in der Nähe des Zora Gebietes. Eine kleine Herberge im Dorf hatte nur ein kleines Zimmer frei, doch Zelda störte sich nicht daran. Ein unruhiges Kribbeln überkam sie, wenn sie daran dachte, dass Link in den letzten Nächten womöglich die Räumlichkeiten mit ihr geteilt hatte. Wenn auch durch Wände und Türen getrennt. Es schien zu intim.

Intimer selbst, als wenn er auf dem Flur vor ihrer Tür Wache hielt, obwohl es dann sogar nur eine Wand war, die sie trennte.

So wie jetzt, da er denselben Platz einnahm, wie bei ihrer Reise nach Hebra.

Wahrscheinlich würde er wieder nicht schlafen.

 

Ihr Körper hatte sich an die Wegstrecken gewöhnt, zumindest fühlte sie sich nicht ganz so erschöpft wie zuvor.

Deswegen zog Zelda ihr Tagebuch aus der kleinen Tasche an ihrem Gürtel, die sie Link nicht noch einmal zur Verwahrung überlassen hatte.

Sie ließ sich mit einem undamenhaften Stöhnen auf das schmale Bett fallen und begann den Tag in einem wortkargen Guss aus reinem Selbstmitleid zusammenzufassen.

 

 

Wir sind auf dem Weg nach Goronia, um an Vah Rudania zu arbeiten. Die ganze Zeit spüre ich seinen Blick in meinem Nacken. Er ist wirklich schwer zu durchschauen. Kann er nicht einmal deutlich sagen, was er denkt? Die Vorstellung quält mich, was der vom Bannschwert auserwählte Held wohl von mit halten könnte. Die Prinzessin von Hyrule, die ihre Kräfte der Versieglung nicht gebrauchen kann... Ob er mich im Stillen verachtet?

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  FairyZelda
2018-03-04T07:46:55+00:00 04.03.2018 08:46
Tolles Kapitel!
Ich habe mich sehr gefreut als ich gesehen habe das ein neues Kapitel drausen ist. ^^
Mir hat sehr gefallen das du die Zitadelle der Zeit mit eingebunden hast und das der Ort für Zelda ein kleiner Lichtblick war.
Von:  Feuermalerin
2018-02-28T09:28:02+00:00 28.02.2018 10:28
Mäh, ich seh kaum ob du was Neues gepostet hast, weil du als einzige auf meiner Favoliste aktualisierst :)

Dabei bin ich doch soo, sooo, soo gespannt.

Ich fiebere auf die Kapitel nach dem Yigaangriff. Aber wie du diese Spannung aufbaust, ist so fantstisch.


Von:  InukiLucy
2018-02-27T17:35:23+00:00 27.02.2018 18:35
Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich gesehen habe, dass das neue Kapitel online ist.... Und wurde wieder einmal nicht enttäuscht. Sehr gut gelungen!
Antwort von:  scippu
28.02.2018 10:25
<3
Ich danke dir. Das ist unendlich schön zu lesen und lässt mich schneller und motivierter arbeiten!
Von:  obelix
2018-02-27T13:59:11+00:00 27.02.2018 14:59
Hi

Das was ich alles gelesen habe ist sehr interessant und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel

Mfg obi
Antwort von:  scippu
28.02.2018 10:25
Das ist schön zu lesen :) Ich danke dir!


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