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Life is not that easy

Und erst recht keine Soap!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jay! Ich bin wieder da! Sorry, Leute, das ging nicht früher. Ich habe so viele neue Verpflichtungen im RL, das gibt es gar nicht.
Bin jetzt Schöffin im Gericht für die nächsten Jahre (Yay for me!) und noch so ein paar Sachen.
Anyway, in diesem Kapitel widme ich mich Tsunade. Haltet schon mal die Taschentücher bereit, es wird traurig. Aber auch schön. Hm, und Neji ist nicht zu Hause. Seid gespannt!

As usual: Enjoy reading this,
Marron (マッロン) Komplett anzeigen

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Neji:
 

Als ich vorsichtig die Tür öffnete und durch den entstandenen Spalt sah, fiel mir das Bild sofort ins Auge:

Naruto lag auf dem Rücken, beide Arme weit ausgebreitet. Sein Schnarchen war nur zu erahnen. Meine Cousine hatte sich an ihn gekuschelt, ihr Kopf lag auf seiner Brust. Ein Musterbeispiel eines glücklichen Paares kurz vor dem Aufstehen.
 

Ich schüttelte den Kopf, schloss die Tür und ging die Treppe hinunter. „Sagen Sie meiner Cousine bitte, dass ich heute aushäusig esse. Ich werde vermutlich erst spät abends wiederkommen“, informierte ich das Personal und sah ein Dienstmädchen nicken. Ich wusste nicht mehr, wann ich angefangen hatte, alle von ihnen zu Siezen, aber es kam gut an. Ich gab mir mehr Mühe, sie als Menschen zu sehen, nicht bloß als stumme Arbeitskraft. Meine Jacke überstreifend ging ich zur Tür hinaus, mit nur einem Ziel vor Augen.
 

Tenten kam erst beim zehnten Klingeln zur Tür. Hoffentlich hatte ich sie nicht aus ihrem Tiefschlaf gerissen. Die Art, wie sie viel zu schwungvoll an dem Holz riss, machte mir klar, dass sie schlechte Laune hatte. Na, das konnte ja was werden.
 

„Sagtest du nicht was von heute Abend?“, fragte sie anstatt einer Begrüßung und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich zuckte mit den Schultern und sah an ihr vorbei. „Darf ich rein?“ Sie ging zur Seite und ich betrat ihre Wohnung.

Wie immer war alles sauber aufgeräumt, nirgendwo konnte ich etwas entdecken. Typisch Tenten eben. „Ich habe dich nicht geweckt?“, fragte ich leise nach. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand offen und ich sah die Falten im Bettzeug. Sie rollte mit den Augen. „Nein, ich war gerade aufgestanden. Warum bist du so früh dran?“

Ich entschied mich für die Wahrheit: „Ich bin auch neugierig, wie es gelaufen ist“ Sie blinzelte, besann sich dann aber und nickte. „Danke“, sagte sie leise, „Das bedeutet mir viel“ Ich nickte ebenfalls. Natürlich, Tenten war aus einer anderen Stadt mit ihren Eltern hergezogen. Eltern, die viel zu früh gestorben waren. Nun lebte sie schon so lange allein, aber ihren Traum hatte sie nie aufgegeben. Ich wusste, dass sie unbedingt zum Militär wollte, unbedingt so ihr Land schützen wie ihre Eltern. Sie behauptete immer, kämpfen sein das einzige, was sie wirklich gut könne. Ich war anderer Meinung, hielt mich aber zurück damit, sie laut auszusprechen.
 

Tenten holte den Brief, während ich mich an den Esstisch im Wohnzimmer setzte. Ihre Wohnung war nicht sonderlich groß, aber sie hatte allemal ausgereicht, wenn wir Freundestreffen veranstaltet hatten. Wurde die Gruppe größer als sieben Personen, wurde eben alles nach draußen in den Garten verlagert. Oder zu Naruto, seine alte Wohnung war zwar winzig, aber die restlichen Wohnungen drum herum standen damals leer und wir hatten einfach die restlichen Räume mitgenutzt. War ja nicht so, als hätte sich jemand beschwert. Im Laufe der Jahre waren die Treffen dann bei uns zu Hause gewesen und wir hatten uns zurückhalten müssen, weil mein Onkel sonst alles verboten hätte. In dieser Zeit entdeckte ich, wie unglaublich gut Tenten unseren Lee im Griff hatte. Sie schien nicht nur zu spüren, wann er genug Alkohol intus hatte, um einen Affen aus sich selbst zu machen – nicht, dass er das nicht sonst auch tat – sondern sie wusste ebenfalls, wie sie ihn wieder nüchtern bekam. Immer, wenn Lee das Gelände wieder verließ, glaubte man beim ersten Blick, er sei absolut nüchtern. Ich hatte nie verstanden, wie sie das schaffte.
 

Ein Briefumschlag, groß genug um ein komplettes Buch zu enthalten, der vor mir auf den Tisch sauste, riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf das braune Papier, hob dann den Kopf. „Du hast ihn wirklich noch nicht aufgemacht?“ Sie setzte sich hin und machte eine Bewegung mit der Hand.

Ich nahm den Brief, öffnete ihn und sofort fiel mir eine Masse an Papier entgegen. Ich ordnete alles, las mir die ersten zwei Blätter durch und schwieg danach einige Minuten. Währenddessen rutschte Tenten auf ihrem Stuhl hin und her und sah aus, als würde sie am liebsten an ihren Fingernägeln knabbern. Aber so etwas machte sie nicht, dafür hatte sie zu viel Stil.
 

Ich hob den Kopf und kontrollierte meine Mimik. „Tut mir Leid, Tenten“, sagte ich. Sie stöhnte auf und sackte in sich zusammen. Sekunden später sprang sie auf und fuchtelte wild mit den Händen herum. „Ich hab's geahnt!“, rief sie, offensichtlich wütend und enttäuscht, „Sie schicken mir einfach nur meine Unterlagen zurück, nicht wahr?!“ Sie fixierte mich, als wäre ich der Übeltäter.

„Ich-“, setzte ich an, kam aber nicht weiter. „Ich fasse es nicht! Braucht man echt so lange für 'ne Absage?!“ Sie riss sich noch zusammen, aber ich wusste, dass sie mit den Tränen kämpfte. „Tenten-“, begann ich erneut, aber sie hörte nicht zu. Stattdessen lief sie vor dem Tisch auf und ab. „Oh, ich hatte es schon im Gefühl! Was soll's, ich hab eh nicht wirklich damit gerechnet. Ich meine, meine Noten sind auch nicht so toll“ Ich seufzte. „Tenten!“ Sie machte einfach weiter: „Und ich bin ja auch nur eine Frau, die haben bestimmt viel mehr Interesse an Männern, die zehnmal so viel Kraft haben wie ich. Was hab ich mir bloß gedacht?!“
 

Ich hatte genug und stand auf, wobei ich meine Hand auf den Tisch knallen lies. Sie zuckte zusammen und blieb endlich einmal stehen. Ich legte das Schreiben auf den Tisch und zog mit der anderen Hand an ihrem Arm. Als meine Lippen auf ihre trafen, spürte ich ein winziges bisschen Genugtuung aufkommen, gemischt mit Freude.

Ich entließ sie kurz darauf und sah ihr fest in die Augen. „Ich wollte dir nicht sagen, dass sie dich nicht nehmen würden“, sagte ich fest. Sie starrte zurück, als begreife sie nicht. Ich seufzte erneut, ich war wirklich nicht für solche Sachen gemacht. „Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich so lange gebraucht habe, um mir über alles klar zu werden. Es wird wohl auf eine Fernbeziehung hinauslaufen“ Ich trat einen Schritt zurück, während sie versuchte, meine Worte zu verstehen.

Verwirrt blickte sie in mein Gesicht, dann auf den Brief. Sie drehte sich von mir weg und nahm die Bögen auf. Ich konnte sehen, wie ihre Augen von Zeile zu Zeile huschten.
 

„Neji!“, hauchte sie dann. Beinahe knickte sie ein, aber ich schlang einen Arm unter ihren Ellbogen und stützte sie. Dann hielt sie mir das Schreiben vor die Nase, als wisse ich den Inhalt nicht. „Ich bin angenommen!“ Ich nickte. „Das bist du“, bestätigte ich. Sie jubelte laut los, warf den Brief zurück auf den Tisch und sprang mir in die Arme. Unsicher versuchte ich, einen Sinn dahinter zu finden, dass sie mir zwar einerseits ihre Arme um die Schultern geschlungen hatte, andererseits aber auf und ab hüpfte. Wollte sie nun umarmt werden oder nicht?!

„Angenommen!“, rief sie und mir klingelte mein linkes Ohr, was ich aber ignorierte, „Ich bin tatsächlich dabei!“ Ein Lächeln zupfte an meinen Mundwinkel. Ich gab nach, beugte mich vor und traf ihren Mund mit meinen Lippen. Endlich mal ein paar Sekunden Ruhe.
 

Ich hatte erwartet, dass sie ruhig bleiben würde. Hatte erwartet, dass sie nach einigen Sekunden sich zurückziehen würde. Aber sie überraschte mich erneut, sie seufzte zufrieden auf und schmiegte sich noch näher an mich. Ihre Hände fanden mein Gesicht, ich schlang meine Arme um ihre Hüfte.

Erst, als ich mit der Zungenspitze ihre Unterlippe berührte, schien sie sich wieder zu sammeln. Sie beendete die Zärtlichkeit und strahlte mich an. Gleich darauf blinzelte sie und wurde rot. „Uh, das war...neu“, bemerkte sie. Ich nickte.

„Du...willst also wirklich?“ Ein erneutes Nicken meinerseits. Wirklich, was sollte ich auch anderes tun? Sie trat zurück. Ich lies sie. Hektisch fuhr sie sich mit einer Hand über die Stirn, die andere war in ihre Hüfte gestemmt. „Also, das kommt echt zum blödesten Zeitpunkt!“ Ich lachte auf. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. „Trotzdem“, sagte ich fest, „Ich will das wirklich versuchen. Wenn du das auch noch willst“ Ich hatte sie sicherlich lange genug warten lassen. Sie war nicht Hinata, wie konnte ich schon erwarten, dass sie jahrelang Single bleiben würde?
 

Doch sie strahlte mich an, als hätte ich ihr tatsächlich ein Geschenk gemacht. „Also, gemeinsam? Als gleichwertige Partner?“ Hatte ich ihr bisher das Gefühl gegeben, dem wäre nicht so? „Aber sicher. Glaubst du, ich würde dich deiner Eigenständigkeit berauben?“ Sie trat näher, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ganz sanft meine Stirn.

Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Das hatte schon seit über zehn Jahren keiner mehr getan. Von jetzt an würde diese Stelle nur für sie reserviert sein. „Wie lange kannst du bleiben?“, fragte sie. „So lange du willst, ich hab den ganzen Tag Zeit“, antwortete ich und spürte, wie die Freude wie eine Welle meinen Körper ergriff. Tenten lächelte. „Dann lass uns mal klären, wie das von jetzt an laufen soll, Mister Firmenchef!“
 

Sakura:
 

Ich starrte wie hypnotisiert auf den Stab in meinen Fingern. Das konnte doch echt nicht sein. Ich meine, ich hatte doch immer...oh! „Mist!“, fluchte ich leise vor mich hin. Diese blöde Schmerztablette, das war es gewesen.

Ich legte den Kopf in den Nacken und hob die Arme über meinen Kopf. „So ein Mist! Das passt mir gar nicht!“ Die Worte waren so laut gesprochen, dass sie im Zimmer wieder hallten.

„Was passt nicht?“, fragte eine andere Stimme und ich sprang vor Schreck beinahe auf. „Tsunade-sama!“ Meine Mentorin in der Medizin stand in der Tür zum Ruheraum und betrachtete mich misstrauisch. Ich senkte meine Hände und wedelte abwehrend damit herum. „Nichts“, sagte ich hastig, „Absolut gar nichts! Ich hab jedenfalls nirgendwo Mist gebaut, es ist alles gut!“ Ich hatte völlig vergessen, was ich in den Fingern hielt – bis es bei einer schwungvollen Bewegung aus eben jenen Fingern glitt und mit lautem Getöse auf den Boden fiel und zu meiner Mentorin rutschte.

Ich wurde knallrot, während Tsunade sich bückte und meinen positiven Schwangerschaftstest aufhob.

Sie blickte lange darauf, dann lächelte sie. „Weiß er davon?“ Ich schüttelte den Kopf und hob die Schultern. Sicher, Sasuke und ich hatten darüber gesprochen, Kinder zu haben, aber doch nicht so früh. Ich steckte mitten in der Ausbildung, bald würde meine Prüfung sein. Sollte ich da etwa hochschwanger auftauchen? Und wie sollte ich den Stress jetzt bewältigen? In mir türmten sich die Fragen auf.
 

„Na schön“, sagte die Blondine vor mir einfach, scheinbar gut gelaunt, „Dann rede mit ihm, bevor er wieder eine Auslandsreise für seinen Vater macht. Wir wollen doch nicht, dass er in Suna ist, wenn der Nachwuchs kommt, oder?

Und wir kürzen dann später deine Schichten, ich werde sehen, ob ich dir die leichteren Fälle geben kann, die müssen immerhin auch behandelt werden“ Ich hob eine Hand. „Stopp mal!“ Sie hielt inne und wartete auf meine Reaktion.

„Du hast nichts dagegen?“, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. „Du lebst, was ich immer haben wollte“, informierte sie mich. Okay, ich wusste, dass ihr Mann gestorben war, bevor sie Kinder haben konnten. Aber sie hatte das gewollt? Auf mich hatte Tsunade immer gewirkt, als sei sie glücklich so. Hm, wie man sich täuschen konnte.
 

Sie setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf ein Bein. „Sakura“, begann sie ruhig, „Ich werde dir jetzt etwas erzählen, von dem ich will, dass du es für dich behältst“ Ich nickte vorsichtig.
 

„Vor einigen Jahren war ich genau wie du. Jung, idealistisch und frisch verheiratet. Was du ja nun auch bald sein wirst.

Mein Mann und ich, wir machten die verrücktesten Pläne. Ich sah mich schon als Mutter einer talentierten Tochter, die mir in allem nacheifern würde. Natürlich hätte sie den Optimismus ihres Vaters. Ich wollte jeden retten und vor allem hatte mein Leben gerade erst angefangen“

Sie schluckte schwer. „Aber dann ging alles schief. Ein Freund von mir, Orochimaru, lief aus dem Ruder“ Ich machte große Augen. Dieser Mann war in der Ärzteschaft bekannt für seine illegalen Experimente. Er testete wahnsinnig gerne noch nicht zugelassene Medikamente an Menschen, die darüber keine Ahnung hatten. Er war vor Jahren aus der Forschungsgemeinschaft geworfen worden, was ihn jedoch nicht daran hinderte, munter im Untergrund weiter zu machen. Und den hatte die unglaublich starke Tsunade, die Königin der Medizin, die Meisterchirurgin, mal gekannt?!
 

„Ja, du kannst es ruhig glauben. Es klingt absurd, aber auch er war einmal nur ein kleiner Junge. Aber er hatte furchtbar an Hatakes Freunden Rin und Obito gehangen. Als das arme Mädchen an Krebs erkrankte und niemand ihr helfen konnte, wollte er etwas tun. Er schaffte es nicht und sie siechte dahin. Es war schlimm.

Hatake kam damit nicht klar, er distanzierte sich, um seine eigene Seele zu schützen. Aber Obito, der schon so lange für Rin schwärmte, war Tag und Nacht an ihrer Seite.

Als sie starb, folgte er ihr wenige Tage später. Keiner hatte gemerkt, dass er völlig entkräftet war und schon lange nicht mehr richtig gegessen hatte. Für Orochimaru waren zwei Kinder gestorben, die alles noch vor sich gehabt hatten. Er verzweifelte daran, wollte unbedingt ein Mittel finden, dass Krebs heilen kann. Aber er kam nicht weiter. Und so ging er immer weiter, was dann letzlich zu viel war“ Sie verstummte und sah mich an.

„Man muss irgendwann akzeptieren, dass man nicht alle retten kann. Und wenn du in zehn Jahren einen Weg findest, jemanden zu retten, der dir heute noch unter den Fingern wegstirbt – dann musst du auch das akzeptieren. Die Medizin ist nichts für zu Mitfühlende!“ Ich nickte ernst, ihr Rat war hart, aber die Wahrheit. Erst neulich hatte ich einem Ehepaar von über sechzig Jahren sagen müssen, dass der Mann Parkinson hatte und wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten würde. Die Tränen der Frau waren mir immer noch im Gedächtnis. Aufmunternd drückte Tsunade mein Knie.
 

„Dan war auch Polizist, weißt du? Warum alle Männer dahin wollen, ist mir nicht ganz klar, aber nun gut.

Als die Sache mit Madara passierte, war er ebenfalls vor Ort. Er versuchte sein Bestes. Und ich wartete im Krankenhaus auf die unvermeidlichen Fälle, die eingeliefert werden würden. Was auch passierte. Es war furchtbar, Sakura. Ich habe noch nie so viele Verletzte auf einem Haufen gesehen“ Ein Schauder lief ihren Körper hinab, als würde sie die Erinnerung erneut durchleben. Ich konnte nur ahnen, wie es gewesen sein musste. Ein von innen angeleiteter Anschlag der Mafia war nichts, was man als leicht bezeichnen konnte.
 

„Und ich wirbelte herum, versuchte, an allen Orten gleichzeitig zu sein. Bis der Notruf kam, dass bei Narutos Mutter die Wehen eingesetzt hatten“ Ich fuhr zusammen. Mit meinem besten Freund hatte ich in dieser Geschichte absolut nicht gerechnet. Tsunade lächelte nachsichtig. „Ja, ich war die betreuende Ärztin während ihrer Schwangerschaft. Ob du's glaubst oder nicht, Jiraya hatte mich empfohlen“ Ich grinste. Schien fast so, als hätte auch der alte Schwerenöter mal eine gute Seite gehabt. „Während ich mich fertig machte, um zu Kushina zu eilen, kam ein weiterer Patient“ Ihr Grinsen erlosch, als hätte man einen Schalter umgelegt. Jetzt kam wohl der schlimmste Teil der Geschichte. „Es war mein Mann“ Sie sah weg und hob die Schultern, als wolle sie sich schützen. Ihre Hand glitt von meinem Bein und blieb zwischen uns liegen.

„Ich lies alles fallen und behandelte ihn selbst. Ich war damals bekannt als diejenige, die am meisten Erfahrung und am kreativsten war. Ich hatte schon ganz andere Fälle gerettet.

Aber nicht meinen eigenen Mann. Ich habe versagt“ Sie seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Ich schwieg betroffen.

Wenn ich daran dachte, Sasuke wäre auf meine Kenntnisse angewiesen und ich würde es nicht schaffen...Ich schauderte unwillkürlich. „Was ist passiert?“, wisperte ich betroffen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was schief gelaufen sein konnte.
 

„Ich habe eine Naht vergessen“, flüsterte sie und starrte geradeaus, „Eine einzige, winzige Naht, die ich wieder hätte lösen müssen. Ich hatte mich nach der OP verzählt“ Sie lies den Kopf hängen.

Ich starrte sie an, als würde mein Blick es ungeschehen machen. Was war das für ein Unglück! Aber wir waren doch alle Menschen, oder nicht? Ich schluckte schwer.

„Lag das daran, dass du vorher so viel zu tun hattest?“ Sie nickte schwer, dann straffte sie sich. „Ja. Ich war völlig übermüdet, ich hatte zwei Schichten hintereinander geschoben. Und ich habe einfach einen Fehler gemacht“ Sie schüttelte sich, als wäre dieser Satz ein unangenehmes Insekt, das sie loswerden wollte. „Danach war ich fertig mit der Medizin. Überhaupt, mit der ganzen Welt. Bei jeder neuen OP wurde ich regelrecht manisch, ich kontrollierte zehn Mal, ob ich nichts vergessen hatte. Ob alles am richtigen Platz war. Ich konnte es nicht stoppen, immer wieder ging ich alles durch. Es dauerte immer länger, bis ich meine Operationen beendete. Und dann brauchte ich einmal zu lange und der Patient starb aufgrund der Belastung. Er hatte ein schwaches Herz gehabt und ich war angewiesen worden, so schnell wie möglich zu arbeiten. Aber ich hatte das völlig verdrängt, ich war wie gefangen“ Sie sah mich an. „Ich habe mich danach beurlauben lassen und dem Krankenhaus den Rücken gekehrt. Ich konnte nicht mehr“ Traurig nickte ich, ich konnte sie verstehen.
 

Plötzliuch lächelte sie sanft. „Bis ich auf Naruto traf. Hatake hatte mich gerufen, weil dein Freund krank war – und er überfordert. Wir kannten uns ja. Als ich ihn behandelte, erinnerte er mich an die vielen Menschen, die ich vorher noch hatte retten können. An all diejenigen, die mich brauchten. Er zeigte mir, dass ich nicht weglaufen darf. Naruto hat den Anstoß gegeben, dass ich wieder hier bin, denke ich“ Sie grinste, was sie um Jahre jünger aussehen lies. „Aber wehe, du sagst ihm das!“

Ich lachte noch, als sie meine Hände in ihre nahm und drückte. Verblüfft hielt ich inne.

„Was ich damit sagen will, Sakura: Du bist auf dem Weg zu etwas ganz Großem. Leb dein Leben und denke immer zuerst an dich und dann an die Arbeit. Wenn du dich nur in deiner Aufgabe verlierst, hast du nachher nichts und niemanden mehr, der dich auffängt. Du wirst dieses Kind bekommen und ich werde euch voll unterstützen, so sehr ich kann. Verschiebe sowas nicht ewig nach hinten, sondern leb dein Leben jetzt!“ Überwältigt nickte ich, befreite meine Hände und fiel ihr in die Arme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-11-27T14:35:16+00:00 27.11.2018 15:35
Tolles Kapitel. Gut geschrieben. Sehr emotional. Dans Tod konntest du wirklich gut einbauen und auf deine Geschichte ummünzen. Gefällt mir.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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