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Zweisamkeit

von

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Den Schlitten packen

„Bist du bald fertig?“, erkundigte Malcolm sich bei seinem Lebensgefährten, der immernoch ratlos vor dem aufgeklappten Koffer stand, der auf dem Bett lag und gerade mal bis zur Hälfte gefüllt war. Und die bereits gepackten Kleidungsstücke waren ausschließlich die des engagierten Anwalts. Wolf indessen hatte gerade mal zwei Sockenpaare hineingelegt und war sich uneinig was den Rest anging. Malcolm stand mit verschränkten Armen daneben und besah sich das Spektakel nun schon eine ganze Weile. „Schatz, es hat dort um die neunzehn Grad, da wirst du doch wohl etwas zum anziehen haben.“ Dieser warf ihm einen kurzen Blick zu und schnaubte. „Schon, ich will aber auch einen guten Eindruck machen und von daher sollte ich mein Hemd mit den Dackeln und das mit den grinsenden Ananas wohl hierlassen.“, knurrte er halb ernst, halb belustigt zurück. Mit Schwung schob er ein paar der Bügel im Schrank beiseite, streckte den Kopf hinein und begann herumzukramen und ein paar Kleidungsstücke hinter sich auf das Bett zu werfen. Malcolm konnte nicht anders als still vor sich hin zu lächeln, das war mal wieder typisch Wolf.
 

Vorgestern Abend hatten sich seine Eltern gemeldet und angefragt, ob der Sprössling nebst Lebensgefährten vielleicht Lust hätte sie in den Wochen vor Weihnachten zu besuchen. Und die besinnliche Zeit vor den Festtagen mit ihnen zu verbringen. Wolf war sofort einverstanden gewesen, denn er hatte die Eltern seines Schatzes sehr ins Herz geschlossen und diese schienen den flippigen Schriftsteller wirklich gern zu haben. Also war die Sache beschlossen und Malcolm hatte sich gleich rangesetzt um für sie beide einen Flug nach Mesa zu buchen. Dieser würde schon früh am Sonntagmorgen gehen, aber das hieß das sie den Samstag noch ganz für sich haben würden. Reichlich zerzaust tauchte Wolf wieder aus dem Schrank auf und schien mit sich zufrieden, denn auf dem Arm hatte er einen kleinen Stapel Hemden und ein paar dünne Pullover. „Da haben wir ja den spießigen Kram...ich denke davon wird’s was tun.“, kommentierte dieser seine Ausbeute, die er ohne viel Federlesens im Koffer verstaute. Nach kurzer Überlegung warf Wolf nun auch noch ein paar Jeans und ein Knäuel an Unterwäsche hinterher ohne sich die Mühe zu machen die Klamotten zusammenzulegen. Innerlich sah Malcolm sich schon dabei die Kleidung seines Liebsten ordentlich zu falten um Platz zu sparen. Augenscheinlich sehr von dieser 'Anstrengung' erschöpft, ließ Wolf sich auf das Bett plumpsen, zog die Beine an sich heran und beobachtete den Rothaarigen dabei, wie dieser sich darum bemühte Ordnung in ihren gemeinsamen Koffer zu bringen.
 

Unterdessen streckte sein Zuschauer den Arm aus um die Packung filterlose Zigaretten von seinem Nachttisch zu nehmen um sich eine anzustecken. Doch kaum hatte er eines der Glimmstäbchen aus der Packung gefischt, fing er sich einen drohenden Blick des Anwalts ein. „Geh nach draußen!“, wies er ihn unwirsch zurecht, denn Malcolm konnte es nicht leiden wenn im Haus geraucht wurde. Generell schätzte er es nicht, das sein Schatz rauchte. Und das Haus war auch wirklich der einzige Ort wo man Wolf kaum mit einer Zigarette im Mundwinkel antraf, denn kaum setzte er einen Fuß vor die Tür konnte man sicher sein, das er nur wenig später eine brennende Zigarette zwischen den Fingern halten würde. Folgsam kam dieser dem Wunsch seines Lebensgefährten nach und schlich sich durch das bereits weihnachtlich geschmückte Haus hinaus nach draußen in den Garten, wo er ein wenig umherwanderte um sich warm zu halten. Sein Weg führte den Schriftsteller um eine Ecke des Gebäudes herum, wo er durch das Fenster einen Blick in das Schlafzimmer erhaschen konnte, wo Malcolm zur Zeit damit beschäftigt war, wieder Ordnung in ihre Kleidung für die Reise zu bringen. Grinsend legte Wolf den Kopf schief, denn ihm war soeben eine Idee gekommen. Die Zigarette in den Mundwinkel geschoben bückte er sich und begann einen gleichmäßigen runden Ball aus Schnee zu formen. Sein Opfer ahnte noch nichts bis ein dumpfes Geräusch aus Richtung Fenster ihn aufschreckte, perplex schaute er zu der Stelle, von der er den Aufprall vernommen hatte, sah Wolf, wie dieser sich die Hände an der Jeans trockenrieb und schüttelte den Kopf. „Kannst du nicht mal produktiv sein?“, rief er hinaus zu dem verspielten Autor, der jedoch nur lächelnd die Schultern zuckte und sich auf den Rückweg zum Haus machte, wobei er nicht vergaß die Zigarettenkippe im Aschenbecher zu lassen. Drinnen lenkte Wolf seine Schritte in die Küche, wo er begann ein wenig herumzuwerkeln und nach Sahne und Marshmallows zu suchen. Ein kurzes Weilchen später balancierte er vorsichtig eine Tasse mit dampfend heißer Schokolade in Richtung Schlafzimmer, die von einem Sahnehäubchen und leicht angerösteten, kleinen Marshmallows gekrönt wurde. Als Malcolm die sich nähernden Schritte vernahm schaute er auf und zog eine Augenbraue nach oben als er sah, was sein Schatz ihm da brachte. Irgendwie konnte man ihm ja nicht böse sein... Lächelnd stellte Wolf die Tasse ab und gab dem Rothaarigen einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Für dich, Bambi. Und keine Sorge, du bekommst ihn ohne Schuss.“ Behutsam strich Malcolm seinem Partner eine der widerspenstigen Haarsträhnen aus der Stirn und lächelte liebevoll. Wolf drückte kurz seine Hand, ehe er sich wieder dem, nun sorgfältig gepackten, Koffer zuwandte und kurz überlegte, ehe er rasch hinüber in sein Arbeitszimmer ging, wo er ein schmales Büchlein mit einem bunt bedruckten Einband vom Regal nahm und es oben auf die Kleidung legte, bevor er den Koffer schloss. Malcolm, der mittlerweile seine Tasse in der Hand hielt und ein pustete um die heiße Schokolade abzukühlen, sah ihm dabei zu. „Wolf, doch nicht etwa das Buch?“ Sachte schüttelte dieser den Kopf. „Da kommst du nicht drum herum, deine Mutter mochte den vorherigen Band schon so gern. Da kann ich ihr auch den zweiten mitbringen.“ Schicksalsergeben seufzte der Rothaarige auf, ehe er einen Schluck von dem süßen Getränk in seiner Hand nahm. Den nun beinahe vollen Koffer wuchtete Wolf unterdessen vom Bett und schob ihn nahe an die Wand, wo er bis zum nächsten Morgen nicht stören würde. Malcolm schaute ihm dabei zu, trank seinen Kakao in kleinen Schlucken und dachte über den morgigen Flug nach.
 

„Wir sollten heute früher Zubettgehen. Sonst kommst du morgen wieder nicht in die Gänge.“, wies er seinen Lebensgefährten auf den Umstand hin, das dieser es gern vermied früh aufzustehen, wenn er konnte und so seine lieben Schwierigkeiten damit hatte, hochzukommen. Wolf nickte knapp, denn leider hatte sein Schatz damit Recht. Er war kein Frühaufsteher, nie gewesen und von daher sollten sie, wenn sie am nächsten Morgen nicht in Hetze geraten wollten wirklich an diesem Abend eher schlafen gehen. Während Malcolm seine heiße Schokolade trank, machte Wolf sich daran die restlichen notwendigen Dinge zusammenzusuchen. Zirka eine Stunde später hatten es sich die beiden im Bett bequem gemacht und aneinandergekuschelt um noch ein wenig die Nähe des Partners zu genießen. Wolf hatte durchgesetzt das die Lichterkette über dem Fenster angeschaltet blieb und so wurde das Schlafzimmer in warmes Licht getaucht, während man draußen den Schnee fallen sehen konnte. An Malcolms Schulter gelehnt schaute Wolf hinaus und merkte, wie ihm langsam die Augen zufielen.
 

Am nächsten Morgen klingelte unbarmherzig der Wecker und riss die beiden Männer aus dem Schlaf. Malcolm war wie gewohnt schnell auf den Beinen, duschte sich kurz und machte sich und Wolf dann ein leichtes Frühstück zurecht, damit sie nicht mit leerem Magen zum Flughafen reisen mussten. Wenig später fasste er seinen Schatz an der Schulter, der den Kopf unter das Kissen geschoben hatte um dem nervigen Weckerklingeln zu entgehen und noch ein wenig weiterdösen zu können. Verschlafen blickte er auf. Milde lächelnd beugte Malcolm sich vor und gab seinem Schatz einen sanften Kuss. „Steh auf, es ist Zeit. Ich hab dich schon etwas länger liegen lassen.“ Murrend setzte Wolf sich im Bett auf und fuhr sich durch das zerstrubbelte Haar, ehe er ausgiebig gähnte. Sein Partner ließ ihn erstmal allein um den Koffer in den Flur zu tragen, während Wolf ins Bad tappste um es ihm gleichzutun was duschen und frischmachen anging. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, da saß er neben Malcolm am Frühstückstisch und machte sich über eine Schale Müsli her. „Das Taxi kommt auch bald, damit wir noch pünktlich sind.“
 

Und der Staatsanwalt sollte Recht behalten. Nicht ganz eine Stunde später saßen die beiden in dem Wagen, der sie zum Flugplatz bringen sollte. Ein leises Seufzen konnte Wolf nicht unterdrücken. „Weißt du? Eigentlich wäre ich ja viel lieber mit dir daheim geblieben und hätte die nächste Kerze auf dem Kranz angezündet als mir jetzt diesen Stress zu machen.“ Malcolm nahm seine Hand und drückte sie kurz. „Ich denke das der Stress schon bald vergessen sein wird wenn du dir mit meiner Mum über die selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen hermachst.“ Sein Lebensgefährte grinste, denn er wusste, das es genau so kommen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Izaya-kun
2023-08-09T09:20:43+00:00 09.08.2023 11:20
Oh dieses Kapitel ist so ganz anders als das Erste... Es liest sich viel flüssiger.
Ich glaube, hier warst du deutlich tiefer drin im Schreibfluss.
Ich mag Wolfs zynische Art :) Sehr erfrischend! Und auch hier sticht wieder deine Wortgewandtheit hervor...
Auch wenn ich nicht weiß, ob jemand wirklich "Wir sollten zubettgehen" sagt xD
Ich rate dir Acht zu geben, dass die "erhabene Art" des Autors nicht auch auf die Personen abfärbt.

Was auch auffällt, ist, dass Wolf Malcom immer - durch den Autor - als "Schatz" bezeichnet. Das macht es noch einmal liebevoller und betont die Beziehung der Charaktere...
Man muss aber auch hier aufpassen, dass es nicht zu viel wird, denn dann wird es schnell kitschig.

Ich bin gespannt, ob du diese Gratwanderung schaffst!
Es liest sich nämlich sehr gut und macht neugierig auf mehr! :D
Und ich liebe das Feeling der beiden... So harmonisch ♥





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