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Airandogāru

Insel Mädchen
von

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Kitsune

Still und dunkel lagen die weitläufigen Gänge der Universitätsbibliothek da. Eine große und viel zu laut tickende Wanduhr zeigte an, dass es 10 vor 10 war. Das Rascheln einer Seite unterbrach die Stille. In einer kaum beleuchteten Ecke saß eine einsame Studentin umgeben von Büchern und Ordnern. Das Gesicht müde in eine Hand gestützt versuchte sie durch immer weiter zufallende Augen sich den Inhalt des dicken Wälzers vor sich einzuprägen. Sie wollte gerade den Mund zu einem ausgedehnten Gähnen aufreissen, als ein ohrenbetäubender Knall die Wände erzittern ließ. Die Studentin zuckte zusammen und sprang dann, mit einem Schlag hell wach von ihrem Stuhl auf, einen roten Fächer in der Hand.

"AIJI!", plärrte eine wohl vertraute Stimme durch den Raum. Aiji rollte mit den Augen und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

"Ich bin hier", rief sie bedeutend leiser. 2 Paar Schuhe näherten sich ihr. Als erstes bog Minami, gut gelaunt wie immer, um eine Ecke, gefolgt von Jijo, wie immer mit versteinerter Miene.

"Hockst du immer noch hier? Wir wollten doch essen gehen!" Minami warf einen Blick auf die Wanduhr. "Vor 3 Stunden!", fügte sie vorwurfsvoll hinzu. Aiji lächelte halb und seufzte.

"Es tut mir leid Mi-chan. Aber... die Prüfungen..." Und sie wieß hilflos auf den Stapel Bücher.

"Die erst in 3 Monaten sind", warf Jijo ein, eine Augenbraue hochziehend. Minami nickte beifällig dazu. Aiji seufzte wieder.

"Ja, aber ich fang lieber früher an. Wenn wieder Yokais auftauchen, werd ich vielleicht nicht rechtzeitig fertig." Jijo schaute nach wie vor zweifelnd und Minami zeigte ihr unverholen einen Vogel.

"Du hast sie nur einfach nicht mehr alle!" Und sie packte Aiji´s Arm und zog sie vom Stuhl hoch.

"Hey! Meine Sachen!", protestierte Aiji.

"Ach die liegen da morgen immer noch. Außer dir kommt doch hier derzeit eh keiner hin", winkte Minami ab und zog sie erbarmungslos mit.

"Du solltest vielleicht den Fächer wegstecken", riet Jijo, wärend sie unbeeindruckt der fortstapfenden Minami und der jammernden Aiji hinterher ging.

"Stimmt! Warum hast du das Ding überhaupt raus geholt?", fragte Minami den Kopf wendend.

"Weil ihr einen Heidenlärm veranstaltet und mich erschreckt habt!", rechtfertigte sich Aiji und gab den aussichtslosen Kampf auf sich aus Minamis Griff zu befreien. Im Kalligraphieclub schienen sie nebenbei auch noch Gewichte zu stemmen.

"Ich hab gesagt wir sollten ihr einfach eine Nachricht schicken", meinte Jijo.

"Ach die schaut doch eh nie auf ihr Handy", wehrte Minami ab.

"Redet nicht über mich als wäre ich nicht da!", beschwerte sich Aiji. Und so verließen sie schwatzend die Bibliothek und das Unigebäude. Aiji sah sich suchend um.

"Ist Raina gar nicht mit euch gekommen?"

"Nein, die wollte kochen."

"Aber... Raina kann nicht kochen."

"Wann hat sie das jemals davon abgehalten etwas zu tun?"

Plötzlich flackerte die Straßenlaterne unter welcher sie gerade hindurch gegangen waren. Alle 3 Mädchen wandten sich zu ihr um.

"Vielleicht nur eine kaputte Glühbirne?", schlug Minami vor und zuckte mit den Schultern. Da fing die Laterne vor ihnen ebenfalls an zu flackern.

"Wohl eher nicht", brummte Jijo. Da brach unter lautem Krachen aus den Büschen neben der Straße eine grotesk entstellte Kreatur und kam schlitternd vor ihnen zum stehen. Ihr Kopf ähnelte dem einer Kuh, nur mit unnatürlich riesigen und wild hin und her rollenden Augen. Aus ihrem weit aufgesperrten Maul ragten bräunliche, gefährlich aussehende Hauer und eine unnatürlich rote Zunge hing fast bis auf den Boden hinunter. Der Körper wiederrum war der einer riesigen, pechschwarzen Spinne, deren fetter, hinterer Leib vor Erregung pulsierte. Als die Kreatur die Mädchen erblickte stieß sie einen heißeren Schrei aus und hob angriffslustig ihre vorderen 2 Beine. Die Mädchen jedoch waren keinen Schritt zurück gewichen.

"Eine Ushioni! Jijo, du lenkst sie ab! Mi-chan geh auf die Beine!", erteilte Aiji Anweisungen und zog ihren roten Fächer wieder hervor.

"Immer ich die Ekelbeine", beschwerte Minami sich halblaut, die bereits einen gelben, langstiehligen Pinsel in der Hand hielt. Jijo nickte nur knapp und zog einen weißen, wunderschön bemalten Schirm hervor. In einer fließenden Bewegung klappte Aiji den Fächer auf, woraufhin ein einzelner glockenklarer Ton eines Shamisen erklang und alle anderen Geräusche verstummten. Der Fächer leuchtete in einem noch intensiveren rot und tauchte alles in sein betörendes Licht. Aiji ließ den Fächer so geschickt durch die Luft tanzen, dass es aussah wie ein Blatt im Wind. Sie hob ihn hoch über ihren Kopf und erneut erklang das Shamisen. In weit ausholenden Bewegungen ließ sie den Fächer an sich herunter gleiten. Wie ein roter Schleier folgte das Licht dem Fächer und hüllte bald ihren ganzen Körper ein. Nur noch ihre Silhouette war zu erahnen, als der Fächer bei ihren Füßen ankam. Und genauso elegant führte Aiji die Bewegung rückwärts aus. Der Fächer enthüllte den Schleier aus rotem Licht. Zuerst kamen rote Getas zum vorschein, gefolgt vom Saum eines ebenfalls roten Kimonos. Schließlich führte sie den Fächer an ihrem Gesicht vorbei. Ihre schwarzen, offenen Haare waren zu zwei Zöpfen aufgesteckt und überreich mit Pfingstrosen geschmückt. Das Gesicht war komplett weiß geschminkt, ihre schwarzen nachgezeichneten Augenbrauen bildeten harte Kontraste dazu. Ihre Augen und Lippen wurden von roter Farbe geschmückt. In einer letzten anmutigen Bewegung ließ sie den Fächer sinken und das rote Licht verblasste.

Jijo öffnete ihren Schirm und der dumpfe Schlag auf einer Taiko erfüllte alles. Weißes Licht strahlte von dem Schirm ab bis jeder Schatten verschwunden war. Sie hielt ihn mit beiden Händen über sich und senkte ihn dann langsam hinab, bis er ihr Gesicht und dann ihren Oberkörper bedeckte. Er begann sich zu drehen, das Muster verwischte zu abstrakten Formen und Jijo ging langsam in die Knie. Als der Schirm sie komplett bedeckte erklang erneut der Taiko-Schlag und plötzlich stand der Schirm still. Er erhob sich wieder, weiße Getas kamen zum vorschein, gefolgt vom Saum eines weißen Kimonos.



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