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Rise of the Dark

von

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Reinheit ist alles

Er war Hals über Kopf aufgebrochen, ohne einen Plan, ohne sein Handeln zu durchdenken. Dabei hatte nur eines gezählt, weg von ihr. Wütend pfefferte er seinen Koffer in den Staub und trat mit Schwung dagegen. Er ekelte sich so dermaßen, sein Magen krampfte sich zusammen, bittere Galle stieg in ihm hoch, er schmeckte den sauren, faden Geschmack, bevor er sich geräuschvoll in das nächstbeste Gebüsch übergab. Schwer atmend stützte er sich auf seine Knie, die Haare fielen ihm in die Stirn und er spürte den kalten Schweiß in seinem Nacken. Er war zur Gefahr geworden, schon wieder! Das durfte nicht mehr passieren. Und um sie zu schützen, war er geflohen. Und um ihr nicht wieder in die Augen sehen zu müssen. Er war so dumm, ja überheblich gewesen. Jetzt zahlte er den Preis dafür. Schnaubend richtete er sich auf und sah sich um. Das graue, kalte Anwesen lag da wie immer. Eigentlich wollte er nicht hierhin zurück, doch es gab keinen anderen Ort, an den er hätte gehen können. Seufzend packte er seinen Koffer und schritt die lange Einfahrt zum Malfoy Manor entlang. Hier musste sich dringend etwas ändern. Das ganze Anwesen und auch die Parks strahlte etwas Dunkles, Gefährliches aus. Dabei war das Gebäude alt und schön. Eine alte englische Residenz, erbaut von seinen Vorfahren, in dessen Schatten er nicht mehr stehen wollte. „Reinheit ist alles“ prangte in lateinischer Sprache auf dem Familienwappen. Verächtlich schnaubte er. Hermine Granger hatte gezeigt, dass es keine Rolle spielte, ob man ein Reinblut war. Sie war so begabt, so schön und ihre Seele so unschuldig und rein… Draco stoppte, ging langsam einige Schritte zurück und las das Wappen am schmiedeeisernen Tor noch mal: „Reinheit ist alles“. Sein Vater legte das Motto grundsätzlich in Richtung der Reinheit des Blutes aus, aber das musste es ja gar nicht zwanghaft bedeuten. Draco überlegte und tippte sich mit den Fingern gegen sein Bein. So weit er wusste war Armand Malfoy der Gründer seiner Familie, ein Franzose, der mit Wilhelm, dem Eroberer nach England gekommen war. Er hatte sich im Dienste des Königs als wertvoll erwiesen und dieses Lang hier erhalten. Mehr war über den Gründer allerdings nicht bekannt. Draco spürte ein plötzliches unstillbares Verlangen, das Geheimnis um sein Familienmotto zu lüften und es schien ihm fast so, als ob es ein Wink des Schicksals war. Mit neuem Mut schritt er die Einfahrt entlang und betrat das Anwesen.

Ein alter Hauself verbeugte sich prompt vor ihm und piepste: „ Guten Morgen junger Herr! Soll ich Sie bei Ihren Eltern anmelden? Diese befinden sich bereits im Salon.“ Draco winkte ab: „Danke, ich finde den Weg allein“, und rauschte bereits an dem kleinen Wicht vorbei. Als er den Salon betrat, bot sich ihm ein bekanntes Bild. Das Frühstück stand angerichtet auf einem Sideboard, sein Vater stand missmutig am Fenster und blickte hinaus, seine Mutter saß vor dem Kamin, bereits ein Glas Wein in den Händen. Obwohl sie begnadigt worden waren, haderten sie mit ihrem Schicksal. Seine Mutter war keine echte Anhängerin des Dunklen Lords gewesen, sie lebte nur für die Familie. Sein Vater hingegen…bei dem Gedanken kam ihm erneut bittere Galle hoch. Er räusperte sich, trat ganz in den Raum und begrüßte seine Eltern förmlich: „Guten Morgen Vater, Mutter!“ Er nickte ihnen abwechselnd zu. Seine Mutter fuhr aus dem Sessel hoch, stellte das Weinglas ab und rauschte beinahe auf ihn zu. Ihre bleichen, trotz des Kamins kalten Hände umschlangen seine Wangen und sie unterzog ihn einer eingehenden Betrachtung. „Draco! Geht es dir gut? Was ist passiert, dass du hier in aller Früh mitten im Schuljahr auftauchst?“ Besorgnis huschte über ihr Gesicht, dass zahlreiche Falten vom Krieg davongetragen hatte. Sein Vater hob nur eine Augenbraue und wartete auf die Antwort. Darüber hatte Draco gar nicht nachgedacht. Resigniert seufzte er und gestand: „Ich brauchte eine Pause, deshalb komme ich das Wochenende nach Hause.“ Auch wenn er nicht vor hatte, nach dem Wochenende nach Hogwarts oder besser gesagt zu ihr zurückzukehren, mussten das seine Eltern zunächst nicht erfahren. „Außerdem“, fuhr er fort, „wollte ich mehr über unsere Familiengeschichte herausfinden. Professor Bins hat einen kurzen Schlenker zu Wilhelm, dem Eroberer, gemacht und da musste ich einfach in unserer Bibliothek mehr drüber erfahren. Der erste unseres Stammbaums kam doch mit ihm nach hier?“ Er blickte seinen Vater an. Lucius Malfoy nickte und trat näher an seine Frau und seinen Sohn heran. „Warum dein plötzliches Interesse?“, fragte er und seine Stirn lag in zahlreichen skeptischen Falten. Draco ballte die Fäuste. „Unser Ruf ist dahin, wir sind neuerdings der Abschaum. Ich möchte mehr über meine Familie erfahren, um besser zu verstehen was „Reinheit ist alles“ bedeutet.“ Das Zitieren des Familienmottos ließ Lucius und seine Frau zusammenzucken. Draco meinte sogar Angst in ihren Blicken zu sehen. Doch warum sollten seine Eltern Angst haben? Sie waren doch immer der Meinung gewesen, dass Muggelstämmige Abschaum sind? Doch bevor Draco seine Überlegungen vertiefen konnte, forderte sein Vater ihn auf mitzukommen. Er führte ihn aus dem Salon, aber nicht wie Draco erwartet hatte in die Bibliothek, sondern in den Keller darunter. „Die Dokumente über Armand Malfoy lagern im unteren Teil der Bibliothek, da alles chronologisch sortiert ist“, erklärte sein Vater. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er die Leuchten an der Wand aufleuchten und tauchte das alte Gewölbe in ein fahles Kerzenlicht. Draco war überrascht. Hier unten war er noch nie. Fast schon andächtig schritt er die Reihen mit alten Follianten, Briefen, Büchern, Karten und Kisten entlang. Das meiste hatte eine dicke Staubschicht. Scheinbar wischten die Hauselfen hier nicht Staub. Als ob sein Vater seine Gedanken lesen könnte, sagte er: „Ich weise die Elfen an, den Staub zu entfernen. Dann kannst du deine Recherchen ungestört fortsetzen.“ Und dann ging er hinauf.

Wenige Augenblicke später sausten bereits drei Hauselfen durch das Gewölbe und schnipsten hier und dort. Nach kurzer Zeit war alles vom Staub befreit.

Die Sortierung der Bibliothek war phantastisch. Er ging bis in den hintersten Winkel und zog die erste Kladde hervor, die im Regal stand, ging in die Mitte des Raumes an den alten Eichentisch und schlug sie auf. Heraus fielen einige Briefe, Zeichnungen und die Besitzurkunde des Grundstückes, ausgestellt von Wilhelm, dem Eroberer persönlich an den ersten Malfoy. Vorsichtig legte der jüngste Malfoy das Dokument zur Seite und sein Blick fiel auf einen Brief. Er war nicht mehr sehr gut erhalten und Draco hielt das dünne Pergament näher ans Licht, um die Buchstaben und Wörter zu entziffern. Als er den Inhalt endlich entziffert hatte, klappte ihm regelrecht der Mund auf. Das hier war ein Briefverkehr zwischen Salazar Slytherin und seinem Urahn! Doch der Inhalt war noch erstaunlicher als es die beiden Adressaten vermuten ließen. Der Brief war datiert auf das Jahr 1070, also vier Jahre nach dem Bau des Malfoy Manors. Draco überlegte. Hogwarts wurde erst kurz vorher gegründet und unterrichtete nun seit etwa 75 Jahren junge Hexen und Zauberer. Der Streit der Gründer war nur bruchstückhaft überliefert und es gab keine genauen Jahreszahlen. Dieser Brief hier grenzte es aber sehr ein! Armand schrieb:

 

„Ich teile deine Auffassung, dass nur reine Seelen die Zauberei studieren sollten. Doch lieber Salazar du unterliegst einem gewaltigen Irrtum. Stelle dir jene Frage erneut „Was ist Reinheit?“ Du magst soweit Recht haben, dass magisches Potential sehr viel eher in Familien erblüht, die nur aus Zauberern und Hexen bestehen. Aber soll das deine Grundlage sein, es jenen anderen zu verschmähen? Bedenke die Auswirkungen deiner Gesinnung! Was ist Reinheit? Was ist Magie? Die Muggel haben keine Magie. Entspricht das der Wahrheit? So schaffen sie Träume und Welten, wie auch wir Magier. Sie können die Kräfte nicht nutzen, doch manches mal eben doch. Und ist nicht ein Gefäß, dass nicht durch Vererbung mit Magie gefüllt wurde, noch viel reiner als jene, die es von Mutter und Vater bekamen? Hat sich die Magie nicht selbst ihr Gefäß gesucht? Reinheit ist alles, und das werde ich mir zum obersten Geleitspruch machen. Doch mein lieber Freund beschränke es nicht auf das Blut!“

 

Je öfter Draco den Inhalt las, desto erstaunlicher fand er ihn. Alles worauf seine Familienwerte aufgebaut waren, war falsch. Ein Nachfolge von Armand musste seine Idee völlig verdreht haben! Draco legte den Brief zurück in die Kladde und wollte sich auf die Suche machen, ab wann der Leitspruch eine veränderte Bedeutung bekommen hatte. Doch dann stockte er und ihm fiel noch etwas auf: „So schaffen sie Träume und Welten“. Ob Armand auch von den Welten wusste, in denen Hermine und er im Traum wandelten? Scheinbar hatte der Drang in seiner Familiengeschichte zu suchen doch tatsächlich zu einer Spur geführt.

Neu motiviert in zweifacher Hinsicht griff Draco erneut Kladde um Kladde heraus. Und im ersten fall wurde er auch sehr zügig fündig. Das hatte er auch erwartet, da die verkorksten Werte seiner Familie so festgefahren waren, dass sie lange zurück liegen mussten. Er fand eine Abschrift einer Strafandrohung der Internationalen Vereinigung für Zauberer. Darin wurde Nicholas Malfoy vorgeworfen unzählige Muggel unter dem Deckmantel der Pest getötet zu haben. Das passte dann doch schon eher zum Bild seiner Familie.

Draco suchte weiter, doch langsam überkam ich die Müdigkeit. Er hatte begriffen, dass hier unten nur die Familiengeschichte gelagert war, aber keine Romane oder Fachbücher aus den jeweiligen Jahrhunderten. Er beschloss sich zunächst auszuruhen und dann im oberen Bereich der Bibliothek weiter nach einer Lösung des Problems zu suchen. Beflügelt von seiner Arbeit machte er sich auf in sein Zimmer. Doch mit jedem Schritt wurde ihm bewusst, was „ausruhen“ bedeutete. Nachdenklich schaute er auf seine Hand. Der Zauber hielt an. Die Linien waren immer noch sichtbar. Da hatte sein Weglaufen ja viel gebracht, wenn er nun wieder auf sie treffen würde. Dazu hatte er aber nicht die Kraft. Er rief nach einem Hauselfen und fragte nach einem Traumlostrank. Der Hauself nickte eifrig. „Wir haben welche?“, fragte Draco verwundert. „Oh ja, Mister Malfoy! Ihre Eltern benötigen sie jeden Abend.“ Und damit verschwand er und kehrte kurz darauf mit dem gewünschten zurück. Noch mehr Rätsel, doch dazu hatte Draco jetzt keine Lust mehr. Zuerst musste er schlafen. Dann kümmerte er sich um seine Familiengeheimnisse.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: KatieBell
2020-08-18T20:15:10+00:00 18.08.2020 22:15
Hi =)
Ich hab deine Geschichte schon ein bisschen länger in der Favoritenliste und war erstaunt, dass ein neues Kapitel kam.
Da dachte ich mir, ich hinterlasse dir ein paar nette Worte :3

Du hast einen sehr angenehmen Schreibstil und verpackst die Gedanken der Charaktere sehr detailgetreu, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Das gefällt mir denke ich, am meisten :D

Schön, dass du dich aufgerafft hast und nach zwei Jahren hier dran weiterschreibst.
Hoffe bis bald!

Lg Katie :3
Antwort von:  DarkAzura
19.08.2020 19:43
Danke für dein Kommi! Ja, in den letzten beiden Jahren war viel los. Ich war schwanger (der Weg dahin nicht besonders einfach) und dann war das Baby da. Und da meine Süße Maus seeehr viel in großer Lautstärke erzählt, war es nicht so einfach :-D
Doch nun wird langsam aber sicher alles besser und ich finde die Zeit weiter zu arbeiten. Es steckt so viel Herzblut in der Story, ich mag sie selber sehr und sie wird fertig. Wann? Keine Ahnung, aber ich schreibe weiter :)


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