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Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

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Teffen bei Nacht

Es war kurz vor Mitternacht als Harry endlich in seinem Bett lag und bereit war, in die Welt der Träume abzutauchen. Er musste sich keine Sorgen mehr über Alpträume machen. Seit Voldemort ihn bei ihrem Treffen mit dem Heilzauber Episkey geholfen und damit ihre jahrelange Feindschaft beendet hatte, wurde er nicht mehr unter Schmerzen in den Geist des Dunklen Lords gesogen, wenn dieser unter extremen Gefühlsschwankungen litt. Aber er konnte sie immer noch spüren. Voldemort hatte anscheinend ein genauso ungestümes Temperament wie Harry selbst. Eine von vielen Gemeinsamkeiten, wie Harry zum wiederholten Male seufzend feststellte.

 

Seit er in seinem zweiten Jahr herausgefunden hatte, dass er genau wie sein (ehemaliger) größter Erzfeind Parsel sprechen konnte, waren ihm systematisch immer mehr und mehr Ähnlichkeiten zwischen ihnen beiden aufgefallen. Und Dumbledore hatte das sogar bestätigt und ihm erklärt, dass bei dem missglückten Todesfluch, den Harry als Baby in dieser schicksalshaften Halloweennacht aufgrund des Opfers seiner Mutter überlebt hatte, Voldemort ein paar seiner Kräfte auf ihn übertragen hatte. Aber es waren ja die Entscheidungen, die einem zu dem machten, was man war, und nicht die die Fähigkeiten, die man besaß. Nicht wahr?

Das hatte zumindest der Alte gesagt, nachdem der zwölfjährige Harry befürchtet hatte, dass er genauso werden würde, wie der blutrünstige dunkle Zauberer, der seine Eltern ermordet hatte. Nun… Eine Entscheidung hatte er auf jeden Fall getroffen. Aber irgendwie brachte diese nur noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen zum Vorschein. Ob das nun allerdings gut oder schlecht war, ob er sich vielleicht wirklich dazu verdammt hatte, ebenfalls ein blutrünstiger dunkler Zauberer zu werden, musste sich erst noch zeigen. Es brachte nichts, jetzt darüber nachzudenken.

 

Gerade wollte Harry sich in seine Decke kuscheln als ein heftiger Schmerz in seinem rechten Oberschenkel ihn aus seinem leichten Dämmerzustand riss. Es brannte genau dort, wo sich sein Dunkles Mal befand. Er brauchte nicht lange, um zu verstehen, was diesen Schmerz verursacht hatte. Voldemort rief seine Todesser zu sich. Und er war das neueste Mitglied.

‚Nein! Ich soll wohl heute Nacht gar nicht mehr zur Ruhe kommen.‘

Harry überlegte angestrengt, wie er mitten in der Nacht unbemerkt das Schlossgelände verlassen sollte. Das Mal zog und zerrte an ihm, drängte ihn … wohin zu kommen? Hogsmeade? Wie praktisch, dass mit dem Schmerz gleich sein Zielort übermittelt wurde. ‚Eine Eule hätte es auch getan.‘, dachte er verbittert. Und er hätte mehr Zeit gehabt, sein Verschwinden vorzubereiten. Er hoffe, dass keiner seiner Mitschüler wach wurde und sich frage, wo er geblieben war.

 

Das Mal brannte weiter. Überdeutlich konnte er die Konturen der Schlange auf seinem rechten Oberschenkel spüren – als würde es erneut eingebrannt, nur dieses Mal tiefer als zuvor. Es würde wahrscheinlich erst aufhören, wenn er an seinen Bestimmungsort angekommen wäre. Der Schlaf würde wohl noch etwas auf ihn warten müssen.

 

Ein lautloser Seufzer verließ seinen Mund. Je schneller er bei Voldemort wäre, umso eher würde er sich wieder in seinem Bett verkriechen können.

Er sollte sich wohl nicht beschweren. Er selbst hatte um ein Treffen gebeten. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass es so schnell stattfinden würde.

Nur… Wie hinkommen? Mit seinem Tarnumhang könnte er ungesehen das Schloss und das Gelände verlassen. Aber zu Fuß nach Hogsmeade? Das würde eindeutig zu lange dauern. Und wenn der Dunkle Lord schon extra seinetwegen herkam, wollte er ihn nicht auch noch warten lassen.

‚Wie komme ich also am schnellsten zu meinem Lord?‘ Er musste sich bei diesem Gedanken kurz schütteln. Es würde lange dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, Voldemort als ‚seinen‘ Lord zu bezeichnen.

 

Harry hatte sich aufgesetzt und sah sich im Schlafsaal um. Seine Kameraden schliefen immer noch seelenruhig, nicht ahnend, welche Gefahr sich unweit der sicheren Mauern Hogwarts‘ versammelte; und noch weniger, dass diese Gefahr mit ihm, Harry, nun auch bis in diese schützenden Mauern vorgedrungen war.

Ein neues, bisher unbekanntes Gefühl der Macht durchfloss ihn bei diesem Gedanken und er musst unwillkürlich lächeln. Er hätte niemals erwartet, dass er sich trotz seines Verrates -  oder gerade deswegen? – so gut fühlen würde.

 

Der Schmerz in seinem Bein holte ihn zurück in die Gegenwart und erinnerte ihn daran, dass er eine „Verabredung“ hatte. Er musste sich beeilen. Instinktiv schnappte er sich seinen Tarnumhang, die Karte des Rumtreibers und seinen Besen und verließ so schnell und leise wie möglich den Schlafsaal und den Gryffindor-Turm.

Zielsicher brachten ihn seine Füße in die Eulerei. Schnell setzte er sich auf seinen Besen, überprüfte, ob der Tarnumhang richtig saß und sowohl ihn als auch seinen Besen verdeckte und schwang sich in die Lüfte. Ein paar der Eulen schienen ihn begleiten zu wollen, verschwanden dann aber in unterschiedliche Richtungen, nachdem sie ihn nicht mehr orten konnten.

 

Das Fliegen tat gut, machte seinen Kopf frei und Harry genoss für einen kurzen Moment die Stille. Er ließ den Wind alle negativen Gedanken und Gefühle fortwehen, bis nur noch er, sein Besen und die Stille existierten. Dann beschleunigte er, wurde schneller und schneller bis das beruhigende Säuseln des Windes zu einem ohrenbetäubenden Rauschen wurde, und mit seinen Gedanken und seinen Gefühlen auch sein ganzes Sein hinfort gerissen wurde und nichts mehr blieb als pure Freiheit.

 

Leider viel zu kurz.

 

Schon kurze Zeit später war Harry in Hogsmeade angekommen. Er landete ein Stück hinter dem Dorf und sah sich um. Aber hier schien niemand zu sein. Zumindest konnte er niemanden sehen. Hatte er sich geirrt? Nein! Harry war sich absolut sicher, dass er hierhin sollte. Dieses unterbewusste Drängen und auch die Schmerzen hatten aufgehört, also musste er hier richtig sein. Außerdem konnte er die Anwesenheit von 5 Zauberer spüren. Einer davon war eindeutig Voldemort.

Alarmiert betrachtete er die Gegend, ob er irgendetwas Verdächtiges sehen konnte. Seinen Tarnumhang behielt er vorsichtshalber an, den Besen darunter verborgen.

 

Auf einmal veränderte sich etwas. Es war wie ein leichtes Sirren. Harry konnte es nicht wirklich benennen, es war nichts Greifbares, mehr ein Gefühl. Und dann bemerkte er nur ein paar Meter vor ihm eine kleine Fluktuation in der Luft.

Neugierig ging er ein Stück darauf zu. Je näher er kam, desto verschwommener wurde die Landschaft vor ihm. Dunkle Schatten begannen sich formen, hoben sich stärker und immer klarer von ihrer Umgebung ab, bildeten Formen und Konturen. Dann erst spürte er die Barriere.

Überrascht blieb er stehen. Er hatte spüren können, wie die Magie dieser unsichtbaren Mauer ihn aufhalten wollte und ihn zurück gedrängt hatte, während sie gleichzeitig sanft, beinahe zärtlich über seinen Körper geglitten war, als ob sie etwas suchen würde. Das Dunkle Mal! Und sie hatte es gefunden und ihm dann Einlass gewährt. Fantastisch! Ein Schutzschild, der nur die hindurchlässt, die sich als Anhänger Voldemorts ausweisen konnten. Es musste so ähnlich funktionieren, wie die Schilde von Hogwarts.

 

In stiller Bewunderung nahm Harry dann seine neue Umgebung näher in Augenschein. Hier waren also die Todesser, die er zuvor gespürt hatte. Sie versteckten ihre Gesichter hinter kunstvoll verzierten Masken und die schwarzen Roben mit Kapuze verdeckten den Rest ihrer Körper, so dass ihre Identität hinter der Gestalt des auf Erden wandelnden Todes verborgen blieb. Aber Harry konnte dennoch einen davon identifizieren. Lucius Malfoy. Er hatte ihn bei seinem ersten Treffen mit Voldemort gesehen und seine Aura, die seinem Sohn so ähnlich war, hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt.

 

Und einen anderen Todesser konnte Harry ebenso erkennen. Er war nicht zu verwechseln. Er trug weder die Maske, noch den Umhang wie die anderen. Peter Pettigrew. 

Ein eisiger Schauer überlief Harry und die Wut und der Hass, die er für dieses Nagetier empfand, nahmen ihm für einen Moment den Atem. Wurmschwanz. Wie sehr er diesen Verräter doch verabscheute. Selbst jetzt, da er selbst zum Verräter geworden war, konnte er ihm nicht vergeben. Er widerte ihn an. Diese unwürdige Kreatur hatte aus Angst und Eifersucht und purem Eigennutz seine Eltern zum Tode verurteilt. Irgendwann, das schwor er sich, würde er den Körperteil, der ihm seinen Spitznamen gab, auf schmerzvolle Art entfernen. Alle beide!

 

Nur schwer konnte er seine Gefühle wieder beruhigen und den Blick von dieser jämmerlichen Gestalt nehmen. Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie Lucius und die beiden ihm unbekannten Todesser ihre Zauberstäbe gezogen hatten und deutlich angespannt die Gegend absuchten, während Voldemort in ihrer Mitte mit seinem Stab genau auf Harry zielte und mit seinen rotglühenden Augen versuchte, den unbekannten Eindringling auszumachen.

Schnell nahm Harry seinen Tarnumhang ab, immer bereit einem plötzlich gesprochenen Fluch auszuweichen. Aber zu seinem Glück waren diese Todesser nicht so impulsiv, wie ihre zukünftigen Kameraden.

Er hatte sich doch tatsächlich von diesem dämlichen Nagetier ablenken lassen, wodurch seine Aufmerksamkeit gesunken war. Sein Temperament würde ihn wirklich irgendwann noch den Kopf kosten. Er wusste es genau, aber er lernte es einfach nicht. Natürlich hätte er daran denken müssen, dass Voldemort wahrscheinlich spüren konnte, wenn jemand seine Barriere durchschritt.

Harry sollte wohl dankbar sein, dass nicht sofort ein Fluch aufs Geradewohl in seine Richtung geschossen wurde. Er war sich nicht sicher, ob er ihn rechtzeitig bemerkt hätte. Sicher, er konnte die meisten Flüche, sogar schwarzmagische, abwehren, dafür hatte er einen speziellen Schild, aber es gab leider nicht einen Zauber, der in der Lage war die drei Unverzeihlichen Flüche zu blocken. Deswegen waren sie ja unverzeihlich.

 

„Mr. Potter!“

Als Voldemort ihn erkannte, senkte dieser augenblicklich seinen Stab. Seine Begleiter taten es ihm gleich, aber ihre Nervosität und Unsicherheit konnte man ihnen in ihrer Haltung ansehen.

„Ich hatte noch niemanden so früh erwartet. Ich bin überrascht, dass du schon da bist.“

 

Leicht irritiert schaute Harry auf seinen Lord und ging dann auf die kleine Gruppe zu. Angekommen neigte er seinen Kopf zu einer leichten Verbeugung und sah dann direkt in die glühenden Augen. Von den anderen vernahm er ein überraschtes Aufkeuchen. Aber ein scharfer Blick ihres Herren ließ sie verstummen.

„Du hast gerufen und ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte… Mein Lord.“ Ob er sich wohl je an die Anrede gewöhnen würde?

 

„Und das in einer beeindruckenden Zeit. Ich hatte dich frühestens in einer halben Stunde erwartet, genau wie die anderen auch.“

 

Harry betrachtete kurz den Besen in seiner Hand. Er hatte ihn instinktiv gegriffen und sich auf den Weg gemacht. Einen Weg zu nutzen, der länger gedauert hätte, wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Obwohl, wenn er seinen Tarnumhang nicht gehabt hätte, hätte er sich das sicher nicht gewagt.

„Ich nehme an, es wäre zu auffällig, wenn plötzlich ein dutzend Slytherins auf ihren Besen durch die Nacht fliegen würden. Vorausgesetzt, es hätte jeder einen.“

 

„Außer sie hätten einen so beeindruckenden Tarnumhang wie du.“, entgegnete Voldemort und kurz flackerte ein gieriger Blick in seinen scharlachroten Augen auf. „Ansonsten gibt es wirklich keinen schnelleren Weg. Ich bin mir dieses Umstandes durchaus bewusst. Deswegen toleriere ich in eurem Fall diese kleine Verzögerung. Für alle anderen gibt es keine Entschuldigung für ein verspätetes Erscheinen nach meinem Ruf.“

 

„Wäre nett gewesen, wenn ich das früher gewusst hätte.“, brummte Harry und Voldemort lachte leise.

 

Voldemort setzte sich in Bewegung und bedeutete Harry, ihm zu folgen.

„Wie dem auch sei. Dein überraschend frühes Erscheinen gibt uns die Gelegenheit, noch ein wenig zu plaudern.“

Der Haltung der Todesser war immer noch eine Mischung aus Verwirrung und Unglauben anzusehen, trotz der Masken, die jede Regung ihrer Gesichter verbargen.

 

~Ich habe den Eindruck, deine Speichellecker sind mit der Situation etwas überfordert.~, begann Harry ihr Gespräch in Parsel. Es war schon praktisch, dass sie eine gemeinsame Sprache teilten, die sonst niemand verstand. Niemand würde sie belauschen können. Und es würde die Todesser nur noch mehr irritieren. Was Harry, wie er zugeben musste, ein beinahe sadistisches Vergnügen bereitete.

 

~Und das verwundert dich?~, entgegnete Voldemort belustigt. ~Harry Potter, der Junge, der lebt, taucht plötzlich wie aus dem Nichts auf – und das ist nicht auf deinen Auftritt von eben bezogen – und anstatt ihn zu verfluchen oder gefangen zu nehmen, sind sie dazu verdammt, stumm zuzusehen, wie er in einem lockeren Plauderton mit ihrem Lord spricht. Keinen Kniefall, keine ehrfürchtige Haltung und dazu keine Bestrafung für diesen Mangel an Respekt. Wie würdest du an ihrer Stelle reagieren? Wie, frage ich dich, wenn von einem Tag auf den anderen dein Feind zu deinem Verbündeten wird?~

Harry sah Voldemort mit einer nach oben gezogenen Augenbraue teils fragend, teils ungläubig an.

~Ich meine natürlich, ohne dass du die Hintergründe kennen würdest. Ich muss wahrscheinlich aufpassen, dass die anderen nicht deine schlechten Eigenschaften übernehmen.~

 

~Nichts, was sich nicht wieder durch einen gut platzierten Cruciatus in Ordnung bringen ließe.~

 

Ein bösartiges Lachen entrang sich Voldemorts Kehle.

~In der Tat.~

 

~Allerdings ist deine Kreativität beeindruckend. Sich mit Besen und Tarnumhang aus dem Schloss zu stehlen, ist eine vorzügliche Idee. Ich war schon sehr gespannt, wie du es schaffen würdest. Die Möglichkeit mit den anderen Slytherins zu kommen, war dir ja nicht gegeben.~

 

~Mmhhh… Ich hätte auch einen Geheimgang nehmen können. Aber dann wäre ich nicht so schnell hier gewesen. Und ich bin ja davon ausgegangen, dass ich so schnell wie möglich hier zu sein habe.~

 

~Du kennst den Geheimgang nach Hogsmeade?~, fragte Voldemort und Harry konnte deutlich sehen, dass dieser beeindruckt war. Aber schnell war diese Emotion wieder abgeschüttelt und die Schlangenfratze wieder kalt und ausdruckslos. ~Das sollte mich wohl nicht überraschen. Du scheinst viele Geheimnisse zu besitzen, Harry Potter. Es wird mir ein Vergnügen sein, diese nach und nach zu ergründen.~

 

~Das kann ich nur zurückgeben. Diese Barriere ist beeindruckend.~ Harry machte eine ausschweifende Geste mit seiner Hand, die die gesamte Fläche umfasste, die durch das diffuse Schillern der fast unsichtbaren Grenze umschlossen wurde. ~Die einzigen anderen Schutzzauber, die ich kenne und die zwischen einzelnen Personen selektieren können, sind zum einen der Blutschutz meiner Mutter, den Dumbledore noch erweitert hat, und der Fidelius-Zauber. Aber hier sind noch mehr Schutzzauber enthalten. Ich würde sagen: Bannkreise, ein Desillusionierungszauber und nach deiner Reaktion zu urteilen, als ich vorhin die Grenze überschritten hatte, der Heimlichkeits-Aufspürzauber.~

 

~Wie scharfsinnig. Es kommt noch ein Muffliato hinzu. Der sorgt dafür, dass uns niemand belauschen kann. Außerdem habe ich die Zauber für die Bannkreise so verändert, dass sie Zauberer und Hexen, die ein Dunkles Mal tragen, hindurchlassen. Ich gebe zu, das stellte eine kleine Herausforderung dar, aber es hatte sich letztendlich gelohnt, wie du selbst sehen kannst. Du könntest als Malträger sogar direkt in den Kreis apparieren.~

 

~Praktisches kleines Ding.~, sagte Harry mehr zu sich selbst als zu Voldemort. Dieses kleine schwarze Mal würde ab sofort sein Leben bestimmen. Aber tat es das nicht sowieso schon immer? Jetzt stand er nur auf der anderen Seite und musste nicht mehr tagtäglich um sein Leben fürchten.

~Willst du wissen, wie es funktioniert?~

 

Harry bemerkte, dass Voldemort es genoss, seine Überlegenheit zu demonstrieren und das anscheinend nicht nur, indem er mit Flüchen um sich warf. Und dass er sich gerne selbst reden hörte, war ihm schon bei dessen Auferstehung vor zwei Jahren aufgefallen. Aber in diesem Fall musste Harry ihn enttäuschen.

~Nein.~, antwortete er. ~Das weiß ich bereits. Du hast das Mal mit dem Proteus-Zauber belegt. Wenn du eines veränderst, dann verändern sich alle anderen mit. Hermine Granger, eine sehr intelligente Muggelgeborene aus meinem Haus, hat letztes Jahr diesen Zauber benutzt, um die Treffen zu organisieren, in denen wir und ein paar Mitschüler Verteidigung gegen die Dunklen Künste üben konnten. Umbridge hatte uns nur theoretisch unterrichtet. Das hätte uns ja wohl kaum auf einen Kampf gegen dich und deine Todesser vorbereitet. Und so musste ich ran und sie unterrichten.~

 

Abschätzend blickte Voldemort auf den Jungen herab. Sicher hatte er letztes Jahr bei ihrem Kampf im Ministerium mitbekommen, dass ein paar von Potters Freunden überdurchschnittliche Fähigkeiten in Defensivzauber besaßen – zumindest wenn man den Bildungsstandard dieser Schule betrachtete – aber er hätte nie gedacht, dass sie sich organisiert hatten und hinter dem Rücken dieser schlechten Entschuldigung einer Hexe geübt hatten. Aber dass Potter sie unterrichtet hatte, erklärte ihr langes Durchhaltevermögen in der Mysteriumsabteilung.

 

~Mich würde nur interessieren, wie du die Differenzierung zwischen deinen Todessern und den Babytodesser geschafft hast. Ich gehe nicht davon aus, dass du alle zu dir rufst und dann die, die du nicht brauchst, wieder wegschickst, nur, weil du die Schüler sprechen willst. Außerdem wäre es doch sehr problematisch, wenn sie bei jedem Treffen, dass du abhalten willst, versuchen, aus dem Schloss zu kommen. Irgendwann würde das mit Sicherheit auffallen.~

 

~Babytodesser? Mir gefällt dein Sinn für Humor.~ Ein dunkles, gehässiges Lachen erfüllte die Ebene, um gleich darauf von einer dröhnenden Stimme abgelöst zu werden. „WURMSCHWANZ!“

 

Angesprochener zuckte zusammen, als sein Name laut die süße Ruhe der klaren Nacht durchbrach. Er beeilte sich, dem Ruf seines Meisters nachzukommen. Nur schnell, ganz schnell, um ja keinen Fluch abzukommen, weil er zu langsam gewesen ist.

„J… Ja, M… M… Meister?“ Mit zittriger Stimme und immer und immer wieder verbeugend kam Pettigrew mehr kriechend als laufend auf sie zu.

 

‚Wie erbärmlich!‘. Harrys Gesicht verzog sich zu einer angeekelten Grimasse.

„W… W… Was kann ich… kann ich für Euch tun, Herr?“

„Deinen Arm, Wurmschwanz!“

Zögerlich hob Angesprochener seine linke Hand. Voldemort grollte verärgert und griff brutal nach dem Arm, zog ihn zu sich und legte das Dunkle Mal, das sich schwarz von der ungesund aussehenden, fast gelblichen Haut abhob, frei.

 

~Hier!~ Er deutete auf den Schädel, während Wurmschwanz vor Schmerzen wimmerte.

~Dieser Teil des Mals ist bei all meinen Todessern gleich. Egel, ob voll ausgebildeter Zauberer oder noch Schüler. Wenn ich diesen Teil benutze, werden ausnahmslos alle zu mir gerufen. Wie du bereits selbst festgestellt hast, wäre dies sehr problematisch für euch, die ihr Hogwarts nicht so leicht verlassen könnt. Deswegen habe ich diesen Teil modifiziert.~

Er zeigte dabei auf den Schlangenteil des Mals.

~So sieht er bei euch Schülern aus.~

 

Neugierig schaute Harry auf den schwarzen Schlangenkörper. Er musste zugeben, dass er sich nie so intensiv mit dem Dunklen Mal auseinandergesetzt hatte. Es war halt ein Totenkopf, durch den sich eine Schlange wand. Natürlich wusste er genau, wie seines aussah – er hatte stundenlang darauf gestarrt – und erkannte es in dem wieder, welches Voldemort ihm gerade zeigte. Aber als er versuchte, sich das Mal der anderen Todesser in Erinnerung zu rufen, scheiterte Harry. Er konnte den angedeuteten Unterschied nicht erfassen.

 

Voldemort holte unterdessen seinen Zauberstab heraus und zielte auf die Schlange auf Wurmschwanz‘ Unterarm. Die kleinen Schweinchenaugen weiteten sich vor Schreck. Pettigrew versuchte, sich aus den harten Griff seines Lords zu lösen. Aber der hielt ihn unnachgiebig fest, verstärkte seinen Griff sogar noch etwas und genoss den Schmerzensschrei, den dieser Schädling ausstieß.

Harry musste Lächeln als ihn dabei ein boshaftes Gefühl der Genugtuung durchfuhr und unbewusst befeuchtete er seine Lippen.

 

Ein kurzer Schlenker des Zauberstabes und Harry beobachtete fasziniert, wie die Schlange anfing, sich zu bewegen. Sie schlängelte sich ein paar Mal beinahe liebevoll um die Schädel, während sie langsam verblasste. Kurz nachdem sie völlig verschwunden war, kam sie auch schon wieder zurück. Blass und ohne klare Konturen schlang sie sich um den grinsenden Schädel, nahm nach und nach Gestalt an und wurde dabei immer dunkler. Dann hatte sie wieder ihre alte Position eingenommen.

‚Moment!‘ Harry besah sich die Schlange etwas genauer. ‚Das ist nicht die gleiche Schlange.‘

Und tatsächlich. Sie war größer und dunkler. Wirkte im Vergleich zu vorher… ausgewachsen.

 

~Und das ist das Mal, dass die anderen Todesser tragen.~, kommentierte Voldemort, nicht ohne eine Spur Stolz in seiner Stimme.

 

Also hatten die Schüler wirklich Babyschlangen in ihrem Dunklem Mal. Ein fieses Grinsen verzerrte kurz Harrys Mund. Anscheinend hatten sie auch noch den gleichen Sinn für Humor.

~Das gefällt mir.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yamis-Lady
2020-01-07T20:53:10+00:00 07.01.2020 21:53
haha, babytodesser 😂
zu herrlich!

ich liebe deine FF total!!
bin sehr gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  CruelLamia
08.01.2020 21:14
🥰 Danke schön.

Hoffe, dass ich dich weiterhin so begeistern kann.

LG Lamia 🐱
Von:  Sandy
2017-08-04T21:52:16+00:00 04.08.2017 23:52
Huhu ich bin es Sandy und heute ist Freitag wieder, das heißt ein neues Kapital ist da.
War echt toll und sehr ruhig muss schon sagen aber trotzdem war es toll.
Auch wenn es sehr gewöhnungsbedürftig war das Harry vor Voldi kriescht.
Aber war Interessant mit den schutzbanner und das mit den Schlangen von den dunklen mahl und das komplette Gespräch von harry und voldi war echt toll weiter so.
Hat Harry auch eine Erwachsene Schlange nicht wie die anderen Schüler von Hogwarts die haben Babys schlangen wie harry erwähnt hatte hihi oder?
Weiter so freue mich schon sehr auf Kapitel 11.
Ist draco auch dabei auf den Treffen der totesser???
Tolles Kapitel war es wieder und auch sehr interessant.
Bin gespannt wie es weiter gehen wird bei Kapitel 11 freue mich schon sehr auf nächsten Freitag bis dann
LG sandy
Antwort von:  CruelLamia
05.08.2017 09:25
Huhu!

Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. 😀

🤤 Harry kriecht doch nicht vor Voldie! Im Gegenteil! Die beiden sind fast ebenbürtig. Es ist ja immer wieder beschrieben, dass sie sich ähneln. Und Harry muss nicht vor ihm auf die Knie fallen. Klar, muss Harry ihm ein bisschen Respekt zollen, aber das ist doch nicht kriechen.
Und Harry ist nun mal sehr neugierig und wissbegierig und Voldie ein großartiger Zauberer. Das lässt sich nicht leugnen. 🤔
Schade, dass du es so empfunden hast. 😔
Aber ich denke, im nächsten Kapitel wird es deutlich, dass Harry nicht vor Voldie kriecht.

Aber ich freue mich, dass dir das Gespräch als Ganzes gefallen hat. Ich tue mich mit Dialogen sehr schwer. 😔

Äh, nein. 😅 Harry hat auch eine BABYschlange. Er ist ja auch Schüler. Sonst wäre das System mit den zwei verschindenen Schlangen wieder sinnlos und es treten die Probleme auf, die in dem Kapitel benannt sind.

Draco wird auch bei dem Treffen dabei sein. Ich habe mich bei der Funktionsweise des Mals an den Proteus-Zauber gehalten, wie er auch in den Büchern vorkommt. Dabei gibt es keine Selektierung. Es werden ausnahmslos alle gerufen, die das gleiche Mal haben. Also auch Draco.

Verspreche, dass nächste Kapitel hat wieder mehr Spannung und Action und in zwei Wochen starten dann endlich auch Harry und Draco. 😁

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße.
Lamia 😸


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