Zum Inhalt der Seite

Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erinnerungen

Harry stand etliche Minuten einfach nur da und starrte gedankenverloren auf die untergehende Sonne. Erst als diese sich endlich der Nacht gebeugt hatte und die Dämmerung einsetzte, konnte er sich aus seiner Erstarrung reißen. Er streichelte seine schneeweiße Eule, die sich das gurrend gefallen ließ.

Nach weiteren fünf Minuten war er endlich in der Lage, den Brief an Hedwigs Bein zu befestigen und sie mit einem gemurmelten Danke auf ihre Reise zu schicken.

Während sich das letzte Licht des Tages verflüchtigte, ließ Harry zum wiederholten Male die letzten Tage Revue passieren. Angefangen mit seiner Entdeckung, dass seine große Liebe ein Todesser war, seine daraus resultierende Verzweiflung und die damit einhergehende Überlegung zum Selbstmord, wobei er glücklicherweise noch rechtzeitig wieder zur Vernunft gekommen war. Weiter mit seinem Entschluss, sich seinem Todfeind anzuschließen; seine Recherchen, das Wissen und die Fähigkeiten, die er sich dadurch in so kurzer Zeit angeeignet hatte; das Treffen mit dem Dunklen Lord, die Qualen, als Voldemort versucht hatte, Harry seine Geheimnisse zu entreißen; das Dunkle Mal, welches er als Zeichen seines Verrates und seiner Treue gleichermaßen trug; die Horkrux-Erinnerung; Dumbledore; die Slytherins; Draco…

„Nein!“ Leise aber bestimmt drang dieses einzelne Wort über seine Lippen. Unwirsch schüttelte er die Erinnerung der letzten Stunden ab. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Sonst würde er sich womöglich noch zu irgendeiner nicht zu vertuschenden Dummheit hinreißen lassen.

Wie würde es morgen weitergehen? Er war jetzt ein anderer. Aber niemand würde hinter seine Fassade schauen können, wenn er es nicht wollte. Nicht mal Dumbledore hatte etwas bemerkt. Wie sollten es da die anderen Lehrer? Professor McGonagall, seine Lehrerin in Verwandlung und Hauslehrerin von Gryffindor, vertraute viel zu sehr auf seine naive Gutgläubigkeit. Dabei hatte er diese schon am Ende seines zweiten Jahres in Hogwarts auf schmerzliche Weise verloren, als er blind einem Jungen aus einem Tagebuch vertraut hatte.

Hagrid, Wildhüter, Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe und Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, sah in ihm immer noch den elfjährigen Jungen, der teils fasziniert, teils ungläubig in die Welt der Zauberei eintrat und nicht verstehen konnte, dass er etwas Besonderes, ein Zauberer sein sollte. Niemals würde der sanfte Halbriese ihm zutrauen, ein schlechtes Wort auch nur zu denken.

Snape, sein verhasster Lehrer für ehemals Zaubertränke, jetzt Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Hauslehrer von Slytherin, sah in ihm eh nur einen Abklatsch seines angeblich ach so arroganten Vaters, den Harry nicht einmal kennengelernt hatte. Wenn er wirklich mitbekommen sollte, dass Harry sich verändert hatte, würde er es wahrscheinlich einfach als Bestätigung seiner bisherigen schlechten Erwartungen ansehen. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass Voldemort ihn von seinem Wechsel unterrichten würde, aber in diesem Fall müsste er sich erst recht keine Sorgen machen, dass dieser sein Geheimnis verraten würde. Ehrlich! Harry glaubte keinen Moment daran, dass Snape wirklich auf Dumbledores Seite stand.

Firenze war wohl der einzige, dem Harry es wirklich zutrauen würde, dass er etwas bemerken würde. Nicht an Harry selbst oder seinem Verhalten. Sondern eher durch dessen Fähigkeit die Zukunft in den Sternen lesen zu können. Immerhin ist er ihr Lehrer für Wahrsagen – neben der Trelawney – und ein Zentaur. Aber er würde niemals versuchen, die in den Gestirnen beschriebene Vorbestimmung zu ändern. Dafür war ihm sein Eid zu wichtig. Und wer weiß, vielleicht hatte er ja schon von Anfang an gewusst, dass Harry sich eines Tages den Dunklen Mächten anschließen würde.

Madam Pomfrey war zwar keine Lehrerin, aber auch sie hatte mehr mit Harry zu tun, da er schon fast ein Dauergast im Krankenflügel war und sich die Heilerin immer sehr aufopfernd um ihn gekümmert hatte. Sie hatte ihn durch seine schlimmsten Zeiten begleitet, die Auswirkungen der schwarzen Flüche gesehen, mit denen die Dunkle Seite ihn belegt hatte. Hatte gesehen, wie sehr Harry unter Voldemort und dessen Grausamkeit litt, sowohl körperlich als auch geistig. Die fürsorgliche Poppy würde unter keinen Umständen vermuten, dass ausgerechnet er sich dem Monster anschließen würde, das so viel Leid über ihn gebracht hatte.

Die anderen Lehrer dagegen kannten ihn nicht gut genug. Sie hatten sich nie mit der Person ‚Harry Potter‘ auseinandergesetzt, um mögliche Nuancen veränderten Verhaltens erkennen zu können.

Und Slughorn zu guter Letzt... Erstens kannte er Harry sowieso noch nicht lange. Und zweitens war dieser so besessen von seiner Idee, den Jungen, der lebt, als Trophäe zu bekommen, dass er über jedes merkwürdige Verhalten hinwegsehen würde. Hauptsache, er könnte sich einbilden, den Auserwählten zu formen und dafür in der Zukunft viele kleine Annehmlichkeiten einzuheimsen, die er zweifellos erwartete. Genauso wie von allen anderen, die die zweifelhafte Ehre hatten, in der Vergangenheit und Gegenwart seinem besonderen Club anzugehören. Slughorns Unvermögen, den wahren Charakter anderer richtig einzuschätzen, war in der Vergangenheit zu seinem Verhängnis geworden und wird es in naher Zukunft wieder sein.

Und da glaubt dieser, seine Fehler vertuschen zu können, indem er seine Erinnerungen so schlecht manipuliert, dass man die Veränderungen gar nicht übersehen kann und dann hat diese aufgedunsene Spinne nicht mal die Courage, seine Fehler zuzugeben.

‚Er ist so völlig anders als Dumbledore.‘ Harry konnte absolut nicht nachvollziehen, was diese beiden ungleichen Zauberer zu so etwas wie Freunde gemacht haben sollte.

 

Vor seinem inneren Auge blitzte kurz ein Bild auf, wie die beiden im Büro des Alten saßen und sich Tee und Zitronendrops bzw. kandierte Ananas – die Lieblingsnascherei von Slughorn, wie dieser sehr gerne und sehr häufig erwähnt hatte – schmecken ließen. Sie unterhielten sich und Dumbledore bedankte sich bei Slughorn, dass dieser endlich dazu bereit gewesen war, die echte Erinnerung von den Horkruxen und Tom Riddle herauszugeben, wobei der Zaubertränkeprofessor ihn nur verwundert ansah.

 

Harry schlug sich die Hand vor sein Gesicht. ‚Keine gute Vorstellung. Keine gute Vorstellung! Wie konnte ich das bloß übersehen? Wie dämlich kann man denn sein? Früher oder später wird der Alte bestimmt zu Slughorn rennen und dann kommt raus, dass es nicht dessen Erinnerung war, die ich ihm gebracht habe. Er wird sofort wissen, dass es die Erinnerung von Voldemort ist. Dann fliegt alles auf. So ein Mist. Mist! MIST!‘

Harrys Gedanken rasten. Es musste eine Lösung her und zwar so schnell wie möglich. Am besten noch schneller.

 

Unstet ließ er seinen Blick über den Wald schweifen, als könnten die dort im Verborgenen lebenden Kreaturen, ihm im schwindenden Tageslicht die Antworten geben, nach denen er suchte. Sein Blick glitt zurück, blieb kurz an Hagrids Hütte hängen. Dahinter, im Garten, entdeckte er zwei riesige schwarze Schatten, die normalerweise nicht da waren, konnte aber im Zwielicht nicht erkennen, um was es sich dabei handelte. Er schaute weiter am Ufer des Sees entlang und blieb dann an einem riesigen Mann hängen, der sich ein wenig schwerfällig in Richtung des Verbotenen Waldes bewegte.

Harry beobachtete kurz seinen alten Freund und eine innere Ruhe überkam ihm. Es brachte nichts, jetzt in Panik zu verfallen. Er war schon so weit gekommen, hatte Lösungen gefunden, wo er gar keine Probleme vermutet hatte. Und auch dieses Mal würde er einen Weg finden. Da war er sich sicher.

Plötzlich überkam ihm ein leichter Stich der Sehnsucht nach seinem alten Freund, der, im Gegensatz zu allen anderen, nie irgendwelche Erwartungen in ihn gesetzt hatte, nie Unmögliches von ihm verlangt hatte, sondern ihm immer nur mit offener Freundlichkeit entgegengekommen war. So beschloss Harry erstmal seine Gedanken an Slughorn beiseite zu schieben und verließ die Eulerei, um mal wieder seit langer Zeit einen Tee bei Hagrid zu trinken.

 
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Als Harry kurze Zeit später an Hagrids Vordertür anklopfte, war gänzlich alles Sonnenlicht der Nacht gewichen und abgesehen von dem blassen Kerzenschein, der aus den Fenstern der Hütte des Wildhüters, drang, war es stockfinster. Er musste nicht lange warten, bis sich die alte Holztür unter leichtem Protest öffnete und ein überdurchschnittlich großer und breiter Mann mit langen schwarzen Haaren, die genauso kraus wie sein ebenso langer Bart waren, in dem Durchgang erschien.

„Harry! Was machst du denn so spät noch hier draußen? Du solltest nicht so spät noch unterwegs sein. Es ist doch gleich Ausgangssperre. Na, komm rein, bevor dich jemand sieht!“

Harry blickte dankbar zu seinem alten Freund hinauf. Dieser hatte sich in den fünfeinhalb Jahren, in denen sie sich jetzt kannten, kaum verändert. Sicher, Hagrid war ein wenig älter geworden und man konnte immer mehr graue Haare in der dunklen Mähne erkennen und er wirkte jetzt auch müder und abgekämpfter als früher, aber das war zu erwarten, wenn man bedachte, was der sanftmütige Riese in der Zwischenzeit alles erlebt hatte. Aber trotz allem blickten seine schwarzen Augen noch genauso lieb und freundlich, wie am ersten Tag. Harry fühlte sich in seiner Gegenwart immer ein klein wenig überwältigt, aber auch geliebt und beschützt, ein Gefühl, das er nicht kannte, bis der Wildhüter ihn von seinen Verwandten weggeholt hatte. Und dafür war Harry ihm dankbar und würde es für immer sein.

„Danke, Hagrid!“, sagte er und schlüpfte an ihm vorbei in das chaotisch wirkende Zimmer. Auf seinem Weg zu dem riesigen Tisch mit den etwas zu großen Stühlen musste er mehreren Schinken, die von der Decke hingen, ausweichen und wäre fast auf dessen Hund Fang getreten, als dieser unter den Tisch kriechen wollte.

 

„Also, was hast du auf dem Herzen? Geht es schon wieder um diesen Malfoy-Jungen?“, fragte Hagrid, während er eine riesige Tasse mit frischgebrühten Tee vor Harry abstellte.

Harry verkrampfte sich sofort bei dieser Frage und kurz schoss ihm durch den Kopf, woher der Halbriese das wissen konnte, bevor sein Gehirn wieder anfing, zu arbeiten und er die Frage darauf zurückführen konnte, dass er und Draco ja schon seit der ersten Klasse Auseinandersetzungen hatten und Hagrid mehr als eine davon direkt mitbekommen hatte. Statt einer Antwort schüttelte er nur leicht den Kopf und schloss seine Finger, um den heißen Becher. Harry konnte sofort spüren, wie die Wärme über seine Hände und Arme hinauf wanderte. Er hatte gar nicht bemerkt, wie kalt ihm war. Der Schock vorhin hatte ihm körperlich wohl mehr zugesetzt, als er angenommen hatte.

„Nein, nicht direkt. Es ist in letzter Zeit viel passiert und ich wollte mal wieder etwas abschalten und zur Ruhe kommen. Und ich hatte mal wieder Lust, dich zu besuchen.“, antwortete er so nah an der Wahrheit wie möglich und brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande. Er hätte nicht gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, Hagrid zu belügen. Schnell überlegte er, wie er das Thema unauffällig wechseln konnte, als ihm wieder die beiden Schatten hinter der Hütte einfielen, die ihm vorhin aufgefallen waren. Entschlossen stand er auf und ging zu dem Fenster, durch das er einen Blick in den Garten werfen konnte. Es war schwierig in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er konnte Konturen von etwas Großem ausmachen. Und plötzlich erkannte er, was da draußen war, was der riesige Schatten war. Entsetzt stürzte Harry nach hinten, riss einen Stuhl um, stolperte und landete unsanft auf seinen Hintern.

„Ha… Hagr… Hagrid…“, stammelte er, unfähig seine aufkeimende Angst in Worte zu fassen.

„Ja, es ist furchtbar, nicht wahr?“, betrübt starrte der Halbriese vor sich hin. Harry verstand ihn nicht. Da draußen in seinem Garten saß eine riesige Acromantula und könnte jeden Moment über sie herfallen oder zumindest über Harry, wenn es dabei um Hagrids Haustier Aragog oder eines seiner Abkömmlinge handelte. „Ich hatte meine größte Mühe, Aragog dort wegzuholen. Normalerweise fressen Acromantulas ihre Toten auf. Aber ich konnte das doch nicht zulassen. Er sollte doch eine richtige Beerdigung bekommen.“ Der Wildhüter schluchzte laut auf und schnäuzte geräuschvoll in ein Taschentuch. Erst jetzt begann Harry langsam zu begreifen, was hier passiert ist. Er rappelte sich auf und ging noch mal zum Fenster, zwang sich genauer hinzusehen. Und ja, jetzt fiel es ihm auf. Nicht nur, dass die riesige Spinne sich nicht bewegte, nein, sie lag sogar verkehrt herum, ihre langen Beine merkwürdig gekrümmt. Wie hatte er das übersehen können? „Jetzt lassen mich die anderen Spinnen nicht mehr auch nur in die Nähe ihrer Netze. Es ist das erste Mal, dass ich irgendwo im Wald nicht willkommen bin. Sie sind richtig bösartig geworden. Haben mich wohl wirklich nur wegen Aragogs Befehl in Ruhe gelassen.“

Harry wunderte das nicht. Aber er verstand, dass das für Hagrid ein großer Schock gewesen sein musste. Für ihn waren alle Lebewesen, egal ob Mensch, Tier oder Monster von Grund auf gut. Er war es nicht gewöhnt von irgendwelchen Kreaturen angegriffen zu werden. Und wenn doch mal etwas passierte, hatte er immer eine Ausrede für das entsprechende Wesen gehabt. Und nun wurde einfach so sein Weltbild zerstört. Sein ältestes und liebstes Haustier starb und plötzlich wurde er von dessen Nachwuchs angegriffen. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie.

 

Stumm starrte Harry auf den toten Körper der Acromantula. Er erinnerte sich daran, wie Ron und er ihr in ihrem Zweiten Jahr begegnet waren, als sie die Wahrheit über die seltsamen Übergriffe in der Schule herausfinden sollten. Tom Riddles Tagebuch hatte damals die Spur zu Hagrid und dessen Haustier geführt, obwohl dieser selbst der eigentliche Schuldige war und als Erbe Slytherins den Basilisken auf die muggelstämmigen Schüler gehetzt hatte. Aber das war jetzt vorbei. Der Basilisk war tot und Voldemort nicht länger sein Feind. Und trotzdem lief es ihm kalt den Rücken runter, als er sich daran erinnerte, wie sie in Aragogs Senke angekommen waren und sich dieser riesigen Spinne gegenübersahen. Ihm war damals schon aufgefallen, dass die riesige Spinne schon sehr alt gewesen war. Die eigentlich schwarzen Haare waren ergraut gewesen und die acht Augen waren allesamt blind. Doch er konnte kein Mitgefühl entwickeln. Nur zu genau erinnerte er sich daran, wie dieses riesige Vieh nichts getan hatte, als dessen Kinder sich auf Ron und ihn stürzten. Er konnte nicht traurig sein, dass diese Kreatur tot war.

 

„Was hast du jetzt mit ihm vor?“

„Ich wollte ihm im Garten vergraben. Habe sogar schon ein Loch ausgehoben, hinterm Kürbisbeet.“

‚Das war also der andere Schatten gewesen.‘

„Wollte ich eigentlich schon gestern machen. Aber Professor Slughorn kam vorbei und wir haben geredet und auf Aragog angestoßen.“

Überrascht drehte sich Harry zu Hagrid um. Slughorn war hier gewesen? Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass der selbstverliebte Zaubertränkeprofessor so viel Anteilnahme an dem Tod eines Monsters nehmen würde. Seine Neugierde war geweckt. „Was wollte denn Professor Slughorn hier?“

„Naja! Er wollte Aragog die letzte Ehre erweisen, wie er sagte. Er meinte, dass er solche Geschöpfe verehren würde.“

Harry unterdrückte ein Schnaufen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Slughorn an diesem Monster verehrte. Der hatte bestimmt heimlich der toten Acromantula eine Menge Gift abgezapft.

„Ich kann’s verstehen, weißt du. Es gibt nicht viele, die zu schätzen wissen, wie schön diese Wesen sind.“ Es war immer wieder überraschend, wie jemand, der so groß und kräftig war wie dieser Halbriese, ein so sanftes Gemüt haben konnte und tatsächlich über den Tod eines Monsters weinen konnte. Aber genau das tat Hagrid.

Der Gryffindor schaute sich kurz hilflos um, wusste nicht, was er tun sollte, ging dann aber zu seinem Freund und legt ihm in einer beruhigenden Geste eine Hand auf die Schulter und sprach beruhigend auf ihn ein. Nach kurzer Zeit hatte sich der ältere Mann wieder beruhigt.

„Danke, Harry. Es ist ganz lieb von dir, dass du da bist. Aragog hätte das gefallen.“

Oh, da war er sich sicher. Diese Riesenspinne hatte ihn ja auch zum Fressen gern gehabt.

„Und warum haben du und der Professor Aragog nicht gestern Abend schon beerdigt?“

„Das wollten wir ja. Aber dann haben wir erstmal auf den Kleinen“ – ‚Kleinen?‘ – „angestoßen. Der Professor hatte extra Elfenwein mitgebracht. Und naja… Wir haben uns über Aragog unterhalten und dann noch über andere magische Wesen. Professor Slughorn war sehr interessiert. Und der Elfenwein hat auch einfach zu gut geschmeckt. Waren dann irgendwann beide nicht mehr in der Lage, den Zauber zu sprechen. Weiß nicht genau. Kann mich nicht genau erinnern. Auch nicht, wann der Professor eigentlich wieder gegangen ist. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war ich auf jeden Fall alleine.“

Harrys Gedanken rasten. Die aufgedunsene Spinne – und er meinte nicht die, die tot hinter der Hütte lag – hatte sich also ausgerechnet gestern Abend betrunken. Da waren seine Erinnerungen doch bestimmt durch den Alkohol ein wenig, wenn nicht sogar sehr getrübt. Immerhin hatte sogar Hagrid einen Filmriss und der vertrug viel. Bestimmt viel mehr als dieser vornehm tuende Aufschneider. Vielleicht könnte er das zu seinem Vorteil nutzen. Es wäre doch gar nicht so unwahrscheinlich, wenn er ihn im betrunkenen Zustand abgefangen hätte und ihm in diesem Zustand die Erinnerung abgeschwatzt hätte. Harry müsste ihm nur ein, zwei falsche verschwommene Erinnerungen einpflanzen und schon wäre sein Problem gelöst. Aber leider hatte der Junge noch keine Idee, wie er das anstellen sollte. Also würde er mal wieder eine Nachtschicht in der verbotenen Abteilung einlegen müssen. Aber er bezweifelte sowieso, dass er diese Nacht schlafen konnte.

„Harry… Harry? Hörst du mich?“

„Hä? Ja?“ Angesprochener schüttelte schnell seine Gedanken ab. „Entschuldige bitte, Hagrid. Ich war gerade mit meinen Gedanken ganz woanders. Was hattest du gesagt?“ Er bemühte sich, ein bisschen verlegen auszusehen und lächelte den Halbriesen schüchtern an.

Der war damit zufrieden und wiederholte bereitwillig seine Frage. „Würdest du mir vielleicht helfen, Aragog zu beerdigen? Ich weiß, es ist schon dunkel, aber alleine schaffe ich das einfach nicht.“

„Natürlich, Hagrid.“, sagte er sanft. Auch wenn der Gryffindor nicht nachvollziehen konnte, wie man so ein Monster lieben konnte, konnte er doch verstehen, dass sein Freund dabei nicht allein sein wollte. Ja, das konnte er sehr gut nachvollziehen. „Lass es uns dann aber gleich machen, bevor noch irgendetwas dazwischen kommt.“ Dass er eigentlich lieber ganz schnell in die Bibliothek wollte, sagte er natürlich nicht.

 

Schweigend gingen sie in den Garten. Harry starrte auf das riesige Ungetüm, welches von dem schwachen Licht aus dem Inneren der Hütte angestrahlt wurde. Und obwohl es eindeutig tot war und auf dem Rücken lag, bereitete ihn der Anblick großes Unbehagen. Er schluckte. Hagrid blieb neben seinem ehemaligen Haustier stehen, streichelte es über die grauen Beine und weinte stumme Tränen, die sich in seinem Bart verfingen und ihn noch älter wirken ließen.

„Mach’s gut, Aragog.“, sagte der Wildhüter nur leise und trat dann ein paar Schritte zurück.

Harry wollte die andächtige Stille nicht stören und bediente sich deswegen Ungesagter Zauber, um die Acromantula erst in das Loch zu legen und dann mit Erde zu überschütten. Kurz blieben sie noch vor dem Grab stehen, bevor sie wieder in die Hütte hineingingen. Zu seinem Bedauern musste Harry feststellen, dass sein Tee in der Zwischenzeit völlig kalt geworden war. Er hätte jetzt wirklich etwas Wärmendes gebrauchen können. Zwar hätte er ihn auch mit einem Zauber wieder aufwärmen können, aber durch Magie aufgewärmter Tee schmeckte einfach widerlich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yamis-Lady
2020-01-06T20:23:43+00:00 06.01.2020 21:23
aragog... uhh...
ich hasse spinnen. somit kann ich harrys kühle art gegenüber diesem tier sehr gut verstehen! xD
Antwort von:  CruelLamia
07.01.2020 18:29
Ich habe Angst vor Spinnen. Ich wäre schon bei dem kleinen Aragog aus Toms Erinnerungen/Tagebuch tot umgefallen. 😵

Aber er durfte nicht fehlen. 🕸

LG Lamia 🐱
Antwort von:  Yamis-Lady
09.01.2020 19:45
haha, ja, ich auch 🤣🤣
spinnen und alles was gelb/schwarz gestreift ist, ist unglaublich widerlich und ich mache einen großen bogen darum.

ich liebe die FF weiterhin und freue mich jeden abend darauf weiterlesen zu können 😂😚
Von:  Sandy
2017-07-14T14:09:49+00:00 14.07.2017 16:09
Huhu hier bin ich wieder Sandy,
heute ist mal wieder Freitag das heißt ein neues Kapital ist raus gekommen das 7.
huhu
Dieses Kapitel war echt toll wieder trotz das es ruhig war!
Schon der Wildhüter Hagrid war da, wirklich sehr toll und Harry und Hagrid hatten ein ruhige Unterhaltung!
Oh Nein Hagrids Haustier die Spinne Aragón ist tot dazu ist Hagrid traurig der arme!
Aber Harry hat noch Einfühlungsvermögen und ist nicht eingestunft weil er Totesser ist!
toll das er Hagrid getröstet hat ist sehr schön weiter so...
Bin auf jedenfalls sehr gespannt wie harry das schaffen will slughorn die Erinnerung zu manipulieren?!

Weiter so... Bis zur nächste Woche wieder zum 8 Kapital ^^
LG sandy
Antwort von:  CruelLamia
14.07.2017 17:08
Huhu,

danke schön für deinen lieben Kommentar. ^-^~

Ja, Harry weiß ganz genau, wer es wirklich immer ernst mit ihm gemeint hat. Und Hagrid kann man nun wirklich nichts Böses nachsagen. Oder?

Das nächste Kapitel wird wieder ein bisschen mehr Spannung haben. Ich hoffe, dir wird Harrys Lösung des Slughorn-Erinnerungen-Problems gefallen. ^^

LG Lamia


Zurück