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Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

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Locant second

Die nächsten Tage verschanzte Harry sich in der Bibliothek. Hermine und Ron waren zunächst skeptisch gewesen, aber er brauchte ihnen nur zu erzählen, dass er seine Noten etwas verbessern wollte und schon hatte er seine Ruhe. Hermine war sofort begeistert von dieser Idee und wollte wohl nicht glauben, dass es eine Lüge sein könnte. Ron dagegen war erst sehr misstrauisch gewesen, weil Harry ja nun nicht gerade für seinen Lerneifer bekannt war. Aber nachdem er schnell das Angebot mit ihm zusammen in die Bibliothek zu gehen und mit ihm gemeinsam zu lernen, ausgeschlagen hatte, – er hätte ja wirklich ausversehen etwas lernen können – ließ er Harry doch lieber in Ruhe.

 

Bereits am zweiten Tag fand Harry, was er gesucht hatte. Es war nur sehr wenigen Zauberern bekannt, dass Harrys und Voldemorts Zauberstab eine Verbindung hatten. Die Kerne ihrer Stäbe bestanden aus jeweils einer Phönixfeder desselben Vogels. Aber genau diesen Umstand wollte er für sich nutzen. Es musste doch möglich sein, den Zwilling seines Zauberstabes ausfindig zu machen.

Und tatsächlich fand er einen sogar ziemlich simplen Zauberspruch dafür. Eigentlich war er dafür gedacht, verlorene Socken oder Schuhe wiederzufinden. Denn manchmal verschwand einfach der linke oder der rechte, aber nie beide zusammen. Der Zauber bewirkte, dass eine magische Spur zwischen diesen beiden zueinander gehörenden Gegenständen entstand, die von verschiedenen Tieren, wie zum Beispiel Eulen oder Katzen, verfolgt werden konnten. Diese mussten aber direkt in den Spruch miteinbezogen werden. ‚Perfekt!‘, freute sich Harry. Und Hedwig würde sich auch freuen, mal wieder etwas Ausflug zubekommen.

Er hatte erst überlegt, ob es wirklich eine gute Idee wäre, seine Schneeeule zu nutzen. Immerhin war Voldemort unberechenbar. Aber er sah ein, dass er auch in diesem Punkt keine andere Wahl hatte. Er musste schon von vorne herein den Beweis erbringen, dass wirklich er es war und man ihm keine Falle stellen wollte. Und so zeigte er auch, dass er es ernst meinte. Immerhin schickte er seine Hedwig, seine beste Freundin. Hoffentlich würde er das nicht bereuen.

 

Am folgenden Tag stand Harry sehr zeitig auf. Er schnappte sich verschiedene Sockenpaare und Schuhe und seinen Feuerblitz und schlich sich heimlich aus dem Schlafsaal und aus dem Schloss. Die Ländereien von Hogwarts waren weit und dadurch ideal, um den neuen Zauberspruch zu üben.

Die eine Hälfte seiner Sachen steckte Harry in einen Sack und versteckte diesen in einem Baum in der Nähe des verbotenen Waldes, den man vom Schloss aus nicht sehen konnte. Die anderen versteckte er mit Hilfe seines Besens überall auf den Ländereien von Hogwarts. Eine Socke ließ er sogar in den Großen See fallen, wo diese prompt vom Riesenkraken verspeist wurde.

 

Zufrieden mit sich ging er in den Gemeinschaftsraum zurück. Nach dem Unterricht heute Nachmittag würde er mit seiner Eule zusammen den Zauber üben können und wenn alles klappte, würde er bald mit Voldemort sprechen und danach hoffentlich noch leben.

 

„Harry, wo warst denn?“, fragte Ron überrascht, als Harry mit seinem Feuerblitz in den Schlafsaal trat. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Alter! Erschreck mich doch nicht so!“

Harry setzte ein freches Grinsen auf. „Entschuldige, Ron. Ich konnte nicht mehr schlafen und da dachte ich, ich flieg noch ein paar Runden vorm Frühstück.“

„Ach so! Leg das nächste Mal doch wenigstens eine Nachricht hin. Ich dachte schon, Sonstwas ist passiert, da man dich ja normalerweise früh kaum aus dem Bett bekommt.“

„Ja, werde ich. Noch mal sorry. Wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“ Seine Gedanken gingen aber in eine völlig andere Richtung. ‚Ein Wunder, dass es ihm überhaupt aufgefallen ist, da er in letzter Zeit ja nur noch Augen für Hermine hat.‘

 

Er seufzte stumm, räumte seinen Besen an seinen Platz und ging mit den anderen Gryffindors in die Große Halle zum Frühstück. Ron und Hermine schienen sich heute ausnahmsweise zu verstehen und so verlief das Frühstück relativ ruhig. Der einzige Wermutstropfen war ein blonder Slytherin, der Harry unablässig böse Blicke zuwarf, worauf dieser aber nur genervt die Augen verdrehte, was besagten Slytherin nur noch wütender machte. Glücklicherweise hatten sie heute nicht ein Fach mit dem befeindeten Haus zusammen und so wurde der Tag noch richtig angenehm.

 

Nachdem die letzte Stunde – Kräuterkunde – vorbei war, schnappte Harry sich seine Sachen, verabschiedete sich hastig von seinen Freunden mit der vagen Begründung, dass er noch etwas vorhabe, und stürmte dann ins Schloss, um seine Schulsachen loszuwerden und seinen Besen zu holen. Danach rannte er hoch in den Westturm, in dem sich die Eulerei befand, wo Hedwig augenblicklich auf ihn zu geflogen kam und sich dem nach Luft ringendem Harry auf die Schulter setzte.

Als Harry endlich wieder zu Atem gekommen war und überprüft hatte, dass ihn hier keine belauschte, erklärte er seiner Freundin in Ruhe, was er vorhatte.

Diese drehte ihren Kopf leicht schräg und schaute ihn skeptisch aus ihren klugen Augen an.

„Ich weiß, dass es ein ziemliches Risiko für uns beide ist. Aber ich habe einfach keine andere Idee, wie ich sie beschützen kann. Ich hoffe, du hilfst mir.“, flüsterte er.

Hedwig knabberte wie zur Bestätigung kurz an Harrys Ohrläppchen und erhob sich dann in die Lüfte.

Harry schaute seiner Freundin kurz dankbar hinterher und startete dann ebenfalls mit seinen Besen und zusammen flogen sie zu dem Baum, wo Harry seine Sachen versteckt hatte.

 

„Okay! Der Spruch heißt „locant second“. Die Betonung liegt jeweils auf dem „o“. Mit dem Zauberstab muss ich dabei das Unendlichkeitszeichen beschreiben, ein Wort eine Hälfte, und zum Schluss ein Schlenker nach außen. Die Bögen sollen jeweils das Tier und den Zwilling – so stand es zumindest in dem Buch – einkreisen. Erst der Helfer, dann der Gegenstand. Hmpf! Die haben glücklicherweise eine Zeichnung in das Buch gemacht. Nur die Beschreibung und ich hätte nicht gewusst, was ich machen soll.“

Er übte kurz die Worte mit der Bewegung ohne Zauberstab, bis er sich sicher war. Immerhin wollte er seine Freundin nicht ausversehen verletzen, nur, weil er zu ungeduldig war.

„Wollen wir’s versuchen?“, fragte er seine Hedwig, die ihn schon die ganze Zeit gespannt beobachtete.

Ein Schuhu und Harry schnappte sich seinen Zauberstab und zog aufs gerade Wohl eine Socke aus dem Sack.

 

„Locant second.“

Harry war sich sicher, alles richtig gemacht zu haben. Aber Hedwig sah ihn einfach nur an und schien immer noch auf etwas zu warten.

Dann, als er sich schon seufzend seinen Fehlversuch eingestehen wollte und sich auf den Rasen gesetzt hatte, flog Hedwig plötzlich los.

Der Junge war so perplex, dass es einige Sekunden dauerte, bis er begriff, dass der Spruch doch gewirkt hatte. Schnell schwang er sich auf seinen Besen und flog der weißen Eule hinterher.

 

Er hatte sie gerade eingeholt, als sie im Sturzflug auf den Boden sank und gekonnt eine Socke aus einem Gebüsch hervorzottelte. Sie flog zurück zu Harry und er nahm ihr die Socke ab.

„Ja. JA! Das ist die Richtige!“ Er strahlte über das ganze Gesicht. „Das hast du wahnsinnig toll gemacht, meine Schöne. Lass uns zurückfliegen. Am Baum warten ein paar leckere Eulenkekse auf dich.“

Harry war sehr stolz auf seine Schneeeule. Und auf sich. Er hätte nicht gedacht, dass er diesen Zauber gleich beim ersten Mal hinbekommen würde. Wie leicht lernen doch war, wenn einen niemand ablenkte.

 

Zurück am Baum wurde Hedwig erstmal mit dem versprochenen Eulenkeks belohnt und Harry beobachtete sie aufmerksam. „Geht’s dir auch wirklich gut? Gibt es irgendwelche Nachwirkungen?“ Als Antwort wurde er in den Finger gezwickt.

„Ja, ja! Schon gut.“, lachte er. „Ich will doch nur, dass dir dabei nichts passiert.“

Sie schauten sich kurz stumm an.

„Lust auf noch eine Runde?“

Ein begeistert klingendes Schuhu kam als Antwort.

Harry lächelte. Er hatte einfach die beste Eule, die es auf der Welt gab.

„Na dann los! Aber bitte tu mir einen Gefallen und mach nicht noch mal so eine Sturzflugaktion. Nicht, dass du dich doch noch verletzt. Das würde ich mir nie verzeihen.“

Bei diesen Worten flog Hedwig auf seine Schulter, zwickte ihn kurz ins Ohrläppchen und kuschelte sich dann an Harrys Wange, bevor sie sich wieder von ihm löste und sich neben den Schuh setzte, der ihr nächstes Versuchsobjekt sein sollte.

 

Sie verbrachten die nächsten 2 Stunden damit, Harrys Sachen wieder zusammenzusuchen und Harry hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Auf seinem Besen fühlte er sich frei und unbezwingbar. Der Zauberspruch gelang ihm jedes Mal und Hedwig fand immer auf Anhieb den richtigen Gegenstand. Nur bei der Socke, die der Kraken verschluckt hatte, gab’s Probleme. Der Spruch schien zwar zu wirken, weil Hedwig sich kurz in die Lüfte erhob, kreiste aber nur kurz 3 Meter über der Erde und kam dann wieder zu ihm hinunter. Aber auch das konnte er als Erfolg verbuchen. Denn so wusste Harry, falls dieser Zauber doch nicht bei seinem und Voldemorts Stäben funktionieren würde, würde seine Eule wenigsten nicht auf ewig umherirren.

Jetzt hatte er nur noch 2 kleine Probleme zu lösen, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. 1. Er musste einen Brief an seinen Todfeind schreiben;

2. Da sein Zauberstab den Platz des Gegenstücks bei dem Spruch einnehmen musste, brauchte er einen anderen Zauberstab.

Aber darüber würde er sich später den Kopf zerbrechen. Jetzt musste er sich erstmal beeilen, dass er noch pünktlich zum Abendessen kam, sonst würde er nur unnötigen Verdacht erregen.

 

Harry brachte seine Hedwig noch zurück in den Eulenturm und rannte dann in die große Halle.

Hermine und Ron hatten sich wohl mal wieder gestritten, denn zwischen ihnen auf der Bank klaffte ein großes Loch. Seufzend setzte er sich zwischen sie und verstaute seinen Besen erstmal unter den Tisch. Unschlüssig schaute er seine beiden Freunde an und wusste nicht, was er sagen sollte oder wen er zuerst ansprechen sollte.

Das laute Knurren seines Magens nahm ihn fürs Erste die Entscheidung ab. Wenn die beiden sich schon ignorierten, dann konnte er auch erstmal in Ruhe essen.

Er unterhielt sich mit Dean, Neville und Seamus über die Hausaufgaben, die sie noch für morgen zu erledigen hatten und war froh, mal wieder auf andere Gedanken zu kommen.

 

Das Essen ging leider viel zu schnell vorbei und sie mussten zurück in den Gryffindorturm. Ron und Hermine gingen in einem größeren Abstand der Gruppe hinterher, weigerten sich aber immer noch miteinander zu reden oder wenigsten sich anzuschauen.

So kam es dann auch, dass die beiden sofort in ihre Schlafsäle verschwanden und jeder seine Hausaufgaben für sich allein machte. Die vier Jungs blieben allein im Gemeinschaftsraum zurück und hatten es tatsächlich bis 22:00 geschafft, ihre kompletten Hausaufgaben nicht nur für den morgigen Tag, sondern auch schon ein paar Aufgaben, die sie für die folgende Woche aufbekommen hatten, zu erledigen. Zufrieden zogen sich dann drei der vier in ihren Schlafraum zurück. Nur einer blieb noch sitzen und meinte, er sei noch nicht müde und wolle noch etwas lesen.

 

Harry war froh, als er endlich allein war. Jetzt konnte er endlich diesen Brief schreiben.

Er kramte einen Bogen Pergament hervor, strich ihn auf dem Tisch glatt und starrte darauf.

‚Was soll ich schreiben?‘ Unpassender Weise kamen ihm solche Begrüßungen wie „Lieber Voldemort“, „Tach auch Voldi“, „Hi Tommyboy“ oder auch „Liebster Todfeind“ in den Kopf. ‚Oh je! Wenn ich sowas schreibe, findet er eine Möglichkeit, wie er mich mit Gedanken töten kann.‘

Er hätte nie gedacht, dass es so schwer sein könnte, einen Brief zu schreiben. Er hatte ja nicht nur mit der Anrede zu kämpfen, sondern mit seinen gesamten Formulierungen. Was konnte er ihm überhaupt schreiben, was durfte er auf keinen Fall erwähnen? Es war zum Verzweifeln.

Aber nach endlosen zwei Stunden, hatte er ein paar Zeilen verfasst, die hoffentlich gehen würden.

 

Sehr geehrter Lord Voldemort,

Sehr geehrter Herr Riddle

Hallo Tom,

An Tom Marvolo Riddle

An Lord Lord Lord Voldemort,

 

Sie wundern sich bestimmt, warum ich Ihnen schreibe.

Ich möchte Sie um eine Unterredung bitten.

Ich habe viel nachgedacht.

Ich möchte mich mit Ihnen treffen.

Das übernächste Wochenende

Am übernächsten Samstag werde ich mich allein um Punkt 10:00 in Hogsmeade in der kleinen Gasse hinter dem Eberkopf befinden.

Ich möchte mich den Ihren Todessern Ihnen anschließen.

Meine Beweggründe

Es hat sich viel verändert.

Sie hatten mir ja bereits einmal das Angebot gemacht, mich ihnen anzuschließen. Ich hatte abgelehnt. Habe aber in der Zwischenzeit meine Meinung geändert.

Keine Falle.

 

Hochachtungsvoll

Mit freundl

Harry Potter

 

Ja! Das würde gehen. Kurz und prägnant. Alles Weitere würden sie dann im Gespräch klären. ‚Wenn ich bis dahin überlebe.‘, dachte er verbittert.

Er schrieb den Brief noch mal ordentlich ab und warf das Original in den Kamin, in dem nur noch die restliche Glut glimmte.

Das Pergament nahm schnell die Hitze der Glut auf, fing Feuer und wurde von den Flammen verzehrt.

Harry vergewisserte sich, dass wirklich nichts von dem Brief übriggeblieben war, was darauf hinweisen könnte, was er getan hatte oder was er noch zu tun beabsichtigte.

Erst dann ging er in den Schlafsaal, versteckte den Brief in seinem Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

 

Am nächsten Morgen wachte Harry mit Kopfschmerzen auf.  Er hatte nicht gut geschlafen und war immer wieder schweißgebadet aufgewacht. Ein Alptraum jagte den nächsten und so fühlte er sich noch viel erschöpfter als am Abend zuvor. Hinzu kam, dass er noch immer nicht wusste, wie er an einen zweiten Zauberstab kommen sollten. Er hatte überlegt, nachts sich einfach einen von seinen Freunden auszuleihen. Aber was sollte er machen, wenn sie dann aufwachten und merkten, dass 1. der Zauberstab weg war und 2. er selbst auch nicht mehr in seinem Bett lag. Wie sollte er das erklären?

Er hatte natürlich auch überlegt, alle mit einem Schlafzauber zu belegen. Aber das Problem dabei war, dass er keinen solchen Zauber kannte. Nur einen Trank. Und da er nun mal keine Leuchte in Zaubertränke war, darüber hinaus keine Zutaten und keine Zeit hatte, fiel das leider auch aus.

Aber eigentlich könnte er selbst einen Schlaftrank gebrauchen, so schlecht hatte er die letzten Nächte geschlafen.

‚Na klar! Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“, mental schlug er sich gegen die Stirn.

 

Es war noch sehr früh – mal wieder – und alle seine Mitschüler schliefen noch selig in ihren Betten. Harry stand leise auf, nahm seine Sachen und ging ins Bad, um sich fertig zu machen.

Dass er so zeitig schon wach war, würde sein Anliegen noch glaubhafter machen. In dem Bemühen besonders bemitleidenswert auszusehen, schlich er sich aus den Turm und hinunter zum Krankenzimmer.

 

Madam Pomfrey sah auf, als zu so früher Stunde die Türen zu ihrem Reich geöffnet wurden. Normalerweise lagen jetzt noch alle in ihrem Betten. Neugierig legte sie ihr Buch „Heilung magischer Brüche aller Art (Herzen ausgeschlossen) für Profis“ zur Seite und wartete geduldig, bis der Besucher ihr Büro erreicht hatte.

Ein völlig erschöpft aussehender Harry Potter stand ihr gegenüber, obwohl ‚stand‘ eine eher optimistische Formulierung war. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.

Erschrocken rannte sie sofort zu ihm, um ihn zu stützen und auf einen Stuhl zu helfen.

„Was ist denn passiert, Mr. Potter? Sie sehen ja furchtbar aus. Welchen Fluch haben sie abbekommen? War es wieder dieser Malfoy-Spross? Sie müssen endlich lernen, sich zu vertragen!“

 

Harry musste bei diesem Ausbruch unwillkürlich lächeln, hatte sich aber schnell wieder im Griff, bevor die besorgte Heilerin etwas bemerkte.

„Nein, mich hat kein Fluch getroffen. Ich kann nur seit einigen Nächten nicht mehr richtig schlafen. Und langsam macht sich wohl der Schlafmangel bemerkbar.“

Sie schaute ihn erst skeptisch an, bevor ihr Blick weicher wurde.

„Haben Sie wieder Alpträume?“

Ein schwaches Nicken war die Antwort.

„Sie hätten früher zu mir kommen sollen.“

Kurzerhand machte sie auf dem Absatz kehrt, ging zu einem Schrank, vor dem sie mit ihrem Zauberstab ein paar komplizierte Schnörkel zog und leise etwas murmelte, worauf hin die Türen sofort aufsprangen. Unbeirrt nahm sie 2 Phiolen, schloss den Schrank wieder auf die gleiche Weise und ging zu Harry zurück.

 

Das erste Fläschchen wurde entkorkt und Harry in die Hand gedrückt.

„Das ist ein Stärkungstrank, damit sie den Tag heute noch überstehen. Morgen ist ja Wochenende. Nutzen Sie die Zeit, um sich richtig zu erholen.“

Harry schüttete sich den Trank in den Rachen. Schaden würde er ihm nicht, und ein bisschen erschöpft war er ja wirklich.

„Das hier ist der Schlaftrunk. Den kennen Sie ja bereits.“ Wieder dieser nachsichtige Blick.

„Den nehmen Sie heute Abend vor dem Schlafengehen und morgen früh sollte es Ihnen dann wieder viel besser gehen.“

„Danke, Madam Pomfrey.“ Und er schaffte es tatsächlich, sie dankbar und schüchtern anzulächeln.

„Ich werde Dumbledore informieren, dass sie wieder Alpträume haben. Viell…“

„NEIN!“ Harry riss geschockt die Augen auf. Dieser alte Mann würde am Ende noch herausfinden, was Harry vorhatte.

Madam Pomfrey sah Harry irritiert an. Mit so einem Ausbruch hatte sie nicht gerechnet.

„Ich meine, …“, er seufzte. „Ich will nicht, dass Direktor Dumbledore sich noch meinetwegen Sorgen machen muss. Er hat doch zurzeit sowieso genug zu tun und ich habe nur ein paar Alpträume. Die werden bestimmt bald wieder vorbei sein.“

 

Sie sah zweifelnd auf den sichtlich nervösen Jungen hinunter. Konnte sich aber auf sein Verhalten keinen Reim machen. Eigentlich war sie verpflichtet, Dumbledore Bescheid zu geben. Nicht nur, weil Harry wieder Alpträume hatte, sondern weil der Direktor ihr aufgetragen hatte, ihn jedes Mal zu informieren, sollte Harry ihre Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Egal, worum es ging.

Aber sie mochte diesen Jungen. Und es war ihm sichtlich unangenehm. Es schien ihm wichtig zu sein, dass Dumbledore nichts davon erführe, auch wenn sie absolut nicht nachvollziehen konnte, was daran so schlimm sein sollte. Aber sie würde ihm diesen Gefallen tun.

„In Ordnung. Aber nur unter einer Bedingung. Das nächste Mal suchen Sie mich bitte früher auf, wenn es wieder Probleme gibt und nicht erst, wenn sie vor Erschöpfung kaum noch laufen können.“

Harry schenkte ihr daraufhin ein zurückhalten charmantes Lächeln.

„Versprochen.“

„Gut. Dann können sie jetzt wieder gehen. Und vergessen Sie nicht: ab heute Abend wird sich erholt!“

 

Harry lächelte sie noch einmal dankbar an und verließ dann die Krankenstation. Er musste zugeben, er hätte nicht erwartet, dass es so einfach werden würde. Klar, als sie meinte, sie würde den alten Direktor informieren, dachte Harry schon, alles ist vorbei, aber das konnte er glücklicherweise noch abwenden. Nur gut, dass die Heilerin ihn mochte und ihm vertraute. So hatte sie nicht einmal einen Diagnosespruch angewendet, um seine Behauptungen zu überprüfen.

Heute Abend konnte er also seine Mitschüler betäuben, sich einen fremden Zauberstab ausleihen und seinem Todfeind einen Brief schicken, ohne dass jemand etwas bemerken würden.

Ein diabolisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

 

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Der Tag verlief widererwarten ruhig. Harry war zurück im Gemeinschaftsraum der Gryffindors, bevor seine Kameraden aufgewacht waren und so hatte niemand seine Abwesenheit bemerkt.

Nach dem Frühstück ging er zusammen mit Ron und Hermine – sie hatten wohl mal wieder einen Waffenstillstand – zum Unterricht. Sie hatten Verwandlung zusammen mit – wie sollte es anders sein – den Slytherins. Aber selbst Malfoy schien an diesem milden Frühlingsmorgen keine Lust zu haben, Harry zu provozieren. Und so kam der Abend ereignislos näher.

 

Die Gryffindors saßen fröhlich schwatzend beim Abendessen, während Harry überlegte, wie er seinen Freunden den Trank verabreichen sollte.

„Harry! Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“, fragte Ron mit vollem Mund und Harry konnte zerkauten Rollbraten auf dessen Zunge erkennen.

Angewidert drehte er sich weg.

„Wäh, Ron! Kannst du nicht erst dein Essen runterschlucken, bevor du redest? Das ist so widerlich!“

Hermine war sichtlich pikiert über Rons Tischmanieren.

„Mit dir rede ich doch überhaupt nicht. Also geht dich das auch überhaupt nichts an. Du musst deine Nase nicht immer in fremde Angelegenheiten hineinstecken.“

Harry rollte mit den Augen. Hatte er nicht gerade noch überlegt, dass es heute den ganzen Tag über so ruhig gewesen war? Wie ging das Muggel-Sprichwort noch mal? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Es war Abend. Aber es gab anscheinend immer noch ein Noch-später.

„Ich muss doch deine Visage ertragen, also ist es doch meine Angelegenheit. Und wenn ich wegen deines Anblicks nichts essen kann und mir kotzübel wird, habe ich ja wohl das Recht, was zu sagen.“

„ES REICHT!“, donnerte Harry. „Wir haben alle begriffen, dass ihr zwei momentan nicht miteinander klar kommt. Aber macht das gefälligst unter euch aus und zieht uns nicht mit runter. Und anstatt, dass ihr euch entweder ankeift oder anschweigt, könntet ihr mal versuchen, miteinander zu reden, so dass bei uns endlich mal wieder ein bisschen Ruhe einkehrt!“

Harry war sauer! Er wollte seine Wut über seine beiden Freunde eigentlich nicht so hinausschreien, so dass alle es mitbekamen. Aber er hatte es getan und es hat sich gut angefühlt, endlich mal seinen Frust rauszulassen; wenigsten ein bisschen von dem, was ihn in letzter Zeit beschäftigte.

 

Es wurde auffällig still in der großen Halle. Hermine und Ron sahen ihn nur mit weit aufgerissenen Augen und aufgeklappten Mündern an. Ihm reichte es und verließ mit schnellen Schritten die Halle und wollte sich nur noch schnell in seinem Bett verkriechen.

Aber natürlich war ihm das nicht vergönnt. Noch bevor er die Treppen erreicht hatte, wurde er an der Schulter festgehalten, herumgewirbelt und gegen eine Wand gepresst. Er sah in zwei kalte graue Augen.

„Was soll das Malfoy?“, fragte Harry abfällig. „Ist dir aufgefallen, dass wir uns heute Morgen nicht in den Haaren hatten und hast jetzt Entzugserscheinungen oder was?“

Der Slytherin zog seine Augen zu Schlitzen zusammen, ließ aber den kleineren Jungen nicht los.

„Pah! Das hättest du wohl gerne. Im Gegensatz zu anderen, brauche ich nicht die Aufmerksamkeit, des großen Harry Potters.“

„Das sieht aber gerade ganz anders aus.“, konterte Harry kühl.

Malfoy zog seinen Zauberstab und setzte seine Spitze unter Harrys Kinn.

„Pass auf, was du sagst! Es könnte dir hinterher leid tun.“ Ein bösartiges Funkeln schlich sich in seine Augen. „Immerhin ist niemand von deinem Fanclub hier. Du bist mir also schutzlos ausgeliefert. Was ich nicht alles mit dir anstellen könnte. Mmmhhh!“ Ein genießerischer Ausdruck trat jetzt in sein Gesicht. „Es gibt so viele Flüche, die ich gerne mal ausprobieren würde. Du wärst dafür das ideale Versuchsobjekt.“

Malfoy blickte zufrieden auf sein verunsichertes Opfer und flüsterte ihm ins Ohr: „Na, Angst, Potter?“

Es schien, als ob er extra jedes Quäntchen Hass, das er für Harry empfand, in diesen kurzen Satz einfließen ließ.

Aber Harry antwortete schon fast gelangweilt mit seinem Standardsatz für diese Situationen. „Träum weiter, Malfoy.“

 

In diesem Moment hörten sie, wie sich ihnen mehrere Stimmen näherten und Malfoy ließ sofort von Harry ab. „Noch mal Glück gehabt, Potter!“, flüsterte er und verschwand, bevor die Gryffindors sie beide zusammen sehen konnten.

Harry wollte weg, bevor die anderen ihn sahen, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen und leicht zitternd blieb er an der Wand gelehnt, bis seine Freunde ihn erreicht hatten.

„Harry, was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte Seamus sofort, der Harrys Zustand sofort erkannt hatte.

„Ja.“, sagte Angesprochener widerwillig. Er hätte das ganze lieber für sich behalten, aber leugnen konnte er nichts, da man ihm offensichtlich ansah, dass etwas nicht stimmte und ihm wollte auf die Schnelle auch keine glaubhafte Lüge einfallen.

„Malfoy hat mich abgefangen.“

„Oh, Mist! Was hat das Arschloch gemacht? Welchen Fluch, hast du abbekommen?“

„Es ist alles in Ordnung. Er hat nur versucht, mich einzuschüchtern. Ihr habt ihn vertrieben, bevor er irgendetwas machen konnte. Mir geht’s gut, wirklich.“ Er schaute in zweifelnde Gesichter.

„Leute, es ist alles klar! Er hat mich nur überrumpelt. Es war eine anstrengende Woche und ich habe nicht sehr gut geschlafen in letzter Zeit und habe einfach nicht aufgepasst. Er hat mich lediglich überrascht. Das passiert mit Sicherheit nicht noch mal.“

 

Mit der Erklärung zufrieden, gingen sie nun gemeinsam in den Gryffindorgemeinschaftsraum.

Harry hatte sich langsam wieder beruhigt. So etwas durfte ihm nicht noch einmal passieren. Wenn er sich so überraschen ließe, würde bei seinem Treffen mit Voldemort ganz schnell von einem grünen Blitz getroffen werden. Aber eins nach dem anderen. Jetzt musste er sich erst einmal was einfallen lassen, wie er seinen Freunden den Schlaftrunk einflößen sollte.

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb dann an einem rothaarigen Jungen hängen, der sich in einem Sessel vor dem Kamin eingerollt hatte. Ron sah sehr mitgenommen aus.

Harry spürte kurz, wie sich sein Gewissen meldete. War er etwas zu hart zu dem Jungen gewesen?

Er ging zu seinem Freund und setzte sich gegenüber.

„Hey, Ron!“, sagte er vorsichtig. „Es tut mir leid. Ich hätte euch nicht so anfahren dürfen.“

„Schon okay, Harry!“, entgegnete dieser müde. „Du hast ja recht. Wir benehmen uns zurzeit wirklich wie kleine Kinder.“

Diese Einsicht überraschte Harry nun doch.

„Ich will ihr ja sagen, was ich für sie empfinde. Ganz ehrlich! Aber ich weiß einfach nicht wie. Und ich habe Angst, dass sie mich zurückweist.“

Ron seufzte gequält und Harry konnte sehen, dass er sich eine Träne verkneifen musste.

Jetzt hatte er wirklich Mitleid mit seinem Freund. Harry wusste ganz genau, wie es war, jemanden zu lieben und sich sicher zu sein, niemals eine Chance auf ein gemeinsames Glück zu bekommen. Aber Ron hatte sie. Da war sich Harry sicher. Man konnte den beiden schließlich ansehen, was sie füreinander empfanden. Und da hatte er plötzlich eine Idee. Es war perfekt! Es würde Ron und Hermine näherbringen und ihm gleichzeitig bei seinen Plänen helfen.

„Warum fragst du sie nicht einfach, ob sie mit dir nächsten Samstag nach Hogsmeade geht? Ich werde mir etwas einfallen lassen, warum ich keine Zeit habe, und ihr könntet endlich mal in Ruhe reden.“

Ron war bei diesen Worten hellhörig geworden und strahlte Harry nun aus großen Augen an.

„Das wäre wirklich in Ordnung für dich? Ich meine, wir vernachlässigen dich ja ohnehin schon sehr.“

Jetzt musste Harry laut lachen.

„Mach dir deswegen mal keine Sorgen. 1. Ist es ja mein Vorschlag und 2. Gehe ich davon aus, dass ihr zwei, wenn ihr endlich zusammen seid, noch weniger Zeit für mich haben werdet. Aber das ist okay. Solange ihr mich nicht völlig vergesst. Und so habe ich immerhin mehr Zeit zum Lernen.“

Nun musste auch Ron grinsen und somit war es beschlossene Sache. Ron würde Hermine nach einem Date fragen und Harry konnte sich unauffällig zu seinem Treffen mit Voldemort begeben.

 

„Na, habt ihr euch wieder vertragen?“, fragte Neville, der sich sichtlich freute, dass wenigsten ein Streit geklärt war. Dieser ruhige, schüchterne Junge, mochte einfach keine Auseinandersetzungen.

„Jupp, alles geklärt.“, sagten die beiden Freunde gleichzeitig.

„Na wenn das kein Grund zum Feiern ist.“, setzte Dean nach.

„Ja, das würde ich auch so sehen.“, kam jetzt auch Seamus dazu. „Ich habe noch ein paar Flaschen Butterbier in unserem Schlafraum. Die würde ich zur Feier des Tages sponsern.“

Harrys Augen leuchteten auf. Hatte er gerade eine verdammte Glückssträhne?

„Na dann wäre das doch geklärt!“

Seamus stand auf und scheuchte seine vier Freunde in ihren gemeinsamen Schlafsaal.

 

Seamus hatte leicht untertrieben mit seinen „paar Flaschen“, wie Harry überrascht feststellte.

Das war genug Butterbier, um das ganze Wochenende im Rausch zu verbringen und das will was heißen, wenn man bedenkt, dass da kaum Alkohol enthalten ist.

Im Nachhinein hätte er sich aber auch dafür schlagen können, dass er nicht auf die Idee gekommen war, einfach alle betrunken zu machen. Aber praktisch war es schon. So brauchte er weniger von dem Trank für jeden, da Alkohol die Wirkung des Trankes verstärken würde.

Ja, er hatte wirklich mal was in Snapes Unterricht gelernt. Egal welchen Trank du einnehmen willst, nie zusammen mit Alkohol. In den meisten Fällen kommt es nur zu einer Verstärkung der Wirkung, weil Alkohol den Kreislauf anregt, aber er könnte auch unter Umständen mit dem Trank reagieren und seine Wirkung pervertieren. Und was dann dabei herauskommen könnte, mochte man doch lieber nicht austesten.

 

Es wurde immer später und die 5 Freund schwatzten fröhlich und alle schienen ihre Sorgen, was Liebesleben und Schularbeiten anging, vergessen zu haben. Soviel Glück hatte Harry natürlich nicht. Im Moment konnte er es sich nicht leisten, sich gehen zu lassen. Immerhin hatte er noch eine Aufgabe zu erfüllen. Und darum musste er sich jetzt langsam mal kümmern.

Er beobachtete seine Freunde genau und wartete den richtigen Zeitpunkt ab. Fast gleichzeitig hatten sie ihre Gläser geleert.

Perfekt.

Harry stand auf und holte eine neue Flasche. Er goss sich sichtbar einen ordentlichen Schluck ein und füllte die angebrochene Flasche dann flink und unbemerkt mit dem gelblichen Inhalt der kleinen Phiole auf. Er schwenkte die Flasche ein paar Mal, damit sich der Trank gut verteilen konnte und ging dann zu seinen Freunden, die so in ihr Gespräch vertieft waren, dass sie von all dem nichts mitbekommen hatten.

 

Ja, er hatte ein schlechtes Gewissen als er seinen Freunden das mit Schlaftrunk versetzte Butterbier einschenkte. Ja, er fühlte sich mies, als er sich wieder auf seinen Platz setzte und gespannt die kleine Gruppe beobachtete, die nichts ahnend und ihm vertrauend aus ihren Bechern tranken. Und ja, er wusste, dass er einen Schritt zu weit gegangen war, als vier jung Zauberer bewusstlos zu Boden sanken.

Aber nein, er hatte keine andere Wahl gehabt. Er hatte sich entschieden.

 

Jetzt musste er nur noch überlegen, wessen Zauberstab er sich ausleihen sollte. Das war gar nicht so einfach, denn keiner glich seinem auch nur ansatzweise. Sein Stab bestand aus Stechpalmenholz. Nevilles und Seamus‘ aus Kirschholz, Rons aus Weidenholz und Deans‘ aus Mahagoni. Und auch keiner von ihnen hatte eine Phönixfeder als Kern.

Also würde er es so machen, wie ihm es Ollivander damals gezeigt hatte. Und der Stab, mit dem er am wenigsten Schaden anrichtete, der sollte es werden.

 

Als erstes ging Harry zu Ron, atmete einmal tief durch und nahm den fremden Zauberstab in die Hand und begann, ihn zu schwingen. Ein roter Blitz zuckte aus der Spitze und traf die gegenüberliegende Wand. ‚Okay, das wird er wohl nicht.‘

Der nächste war Nevilles. Dieser Versuch endete damit, dass alle Gegenstände in diesem Raum anfingen zu zittern und Harry den Stab lieber sofort fallen ließ, um Schlimmeres zu vermeiden.

Nun würde er Deans testen. Zweifel machten sich in Harry breit. Was, wenn nun kein Zauberstab geeignet war? Bei dem Versuch mit einem störrischen Stab, könnte er Hedwig verletzen oder/und seinen Zauberstab zerstören. Es musste einfach ein geeigneter dabei sein.

Er nahm Deans Stab in die Hand. Das dunkle rotbraune Mahagoni war glattpoliert und schimmerte sanft. Der Stock war elastisch und 10 Zoll lang. ‚Einhornhaar‘, glaubte Harry, sich zu erinnern.

Er schwang kurz das Holz und aus seiner Spitze brach ein sanftes Licht hervor, das ihn einhüllte und wärmte. Er fühlte sich geborgen. Auch wenn er nicht verstand, warum das so war. Aber es spielte auch keine Rolle. Der Zauberstab hatte ihm seine Zustimmung gegeben, ihn für heute Nacht, aber nur für heute Nacht zu nutzen, damit er seine Liebe beschützen konnte.

 

Das Licht verblasste und Harry war unglaublich erleichtert. Jetzt konnte er den Zauber wirken, der Hedwig hoffentlich erlaubte, seine Nachricht zu überbringen.

Er holte schnell den Brief, verstaute die Karte des Rumtreibers und Deans Zauberstab, warf sich den Tarnumhang über, ignorierten das verschlafene Protestgemurmel der fetten Dame, als er durch das Portraitloch schlüpfte, und lief schnell zur Eulerei.

 

Sein Glück sollte noch die restliche Nacht anhalten, denn er begegnete niemanden auf seinem Weg. Auch war niemand auf oder in der Nähe des Turms, wie er seiner Karte entnehmen konnte. So war er auch vor unliebsamen Überraschungen sicher.

 

Hedwig war sofort hellwach als sie ihr Herrchen wahrnahm und flatterte sofort auf seine Schulter.

„Hallo, meine Schöne!“, sagte er leise und genoss für einen Moment ihr weiches Gefieder an seiner Wange. „Es ist soweit. Bist du bereit?“

Ein zustimmendes Schuhu war die Antwort.

„Du musst sehr vorsichtig sein. Ich glaube zwar nicht, dass er dir etwas tut, immerhin wird er viel zu neugierig sein, was ich von ihm will, aber mach dich darauf gefasst, dass er dich nicht wieder zurückfliegen lässt. Aber sei geduldig. Wenn alles gut läuft, hole ich dich in einer Woche wieder ab.

Ich bin dir sehr dankbar, meine Schöne, dass du Risiko für mich auf dich nimmst.“

Er streichelte ihr noch kurz über die weißen Federn und wurde mit einem sanften Zwicken ins Ohr belohnt. Dann holte er die beiden Zauberstäbe heraus. Vorsichtig legte er seinen auf den Boden und Hedwig setzte sich daneben. Er holte den Brief heraus, überflog noch einmal die wenigen Worte, die so wichtig waren und befestigte ihn an das Bein, welches seine Eule ihm entgegenstreckte.

 

Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Das hier war zu wichtig. Deans Zauberstab lag warm und ruhig in seiner Hand und wartete auf seinen Einsatz.

Harry musste sich auf die Phönixfeder als Kern eines Zauberstabs konzentrieren. Sonst würde seine Schneeeule womöglich noch direkt zu Fawkes fliegen. Zu Dumbledore. Mit dem Brief.

Na und? Dann könnte er sich immer noch herausreden, dass er eine Idee gehabt hatte und diese erstmal testen wollte. Der alte Mann würde ihm eh glauben. Zumal er schon vor Monaten darum gebettelt hatte, bei der Suche nach Voldemort mithelfen zu dürfen. Es wäre also glaubwürdig.

Er hoffte, dass er es nicht austesten musste.

 

Es war soweit. Harry öffnete seine Augen, nickte seiner Hedwig noch einmal zu, lächelte sie zuversichtlich an, hob den geborgten Zauberstab und sprach: „Locant second!“

Es war perfekt. Er konnte direkt spüren, wie sich die Worte mit seinen Handzeichen verbanden, sich um seinen Stab und seine Eule legten und der Zauber sich ausdehnte, immer weiter, um sein Ziel zu suchen, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Ein paar Minuten stand er einfach nur da und genoss dieses Gefühl.

Dann hörte er ein Schuhu von seiner Freundin, die vom Boden abhob, noch eine Runde um Harry flog und dann in den Nachthimmel verschwand, um seinen Brief an seinen Bestimmungsort zu bringen.

 

An Lord Voldemort,

 

am übernächsten Samstag werde ich mich allein um Punkt 10:00 Uhr

in Hogsmeade in der kleinen Gasse hinter dem Eberkopf befinden.

Ich möchte mich Ihnen anschließen.

Keine Falle.

 

Harry Potter

 

Zwei Raben mit großen schwarzen Schwingen begleiteten die schöne Schneeeule ein Stück auf ihren ungewissen Weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yamis-Lady
2020-01-02T20:20:59+00:00 02.01.2020 21:20
thehe, cooler harry!
ich mag deinen stil und wie du die charaktere beschreibst. nur weiter so~
mal sehen wie es weiter geht 😁
Antwort von:  CruelLamia
02.01.2020 21:54
Musste jetzt noch mal schnell das Kapitel überfliegen. 😅

Ich hoffe immer, dass die Figuren nicht zu OOC werden. Ich mag überhaupt nicht, wenn sie plötzlich verweichlichen.

Freue mich sehr über dein Feedback.
Vielen, vielen Dank.

LG Lamia 🐱
Von:  Sandy
2017-06-09T21:22:36+00:00 09.06.2017 23:22
Huhu ich bin es sandy, ich wollte nur sagen echt klasse Kapitel weiter so... Das andere hab ich schon dir geschrieben wollte einfach ein Kommentar hinterlassen. LG sandy
Antwort von:  CruelLamia
10.06.2017 12:42
Hi,

das ist echt lieb von dir. Freu mich riesig. 😁

Dann hier auch noch offiziell: herzlichen Glückwunsch für das Finden meines kleinen Easter-Eggs. 🏆
Bin total happy, dass es entdeckt wurde.

LG Lamia


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