Verbrüderung
Es lagen vier ruhige Wochen hinter Kakashi, vier Wochen in denen er Zeit gehabt hatte zu entspannen, sich neu zu sortieren und all die Dinge zu erledigen, die in seinem Shinobi Alltag eben einfach auf der Strecke blieben. An diesem Samstag war der Jonin wieder einmal unterwegs, um seine Einkäufe zu erledigen. Normalerweise wäre er dafür einfach die Straße runter gegangen und hätte in dem Gemüseladen eingekauft, danach hätte er noch dem Metzger drei Straßen weiter einen Besuch abgestattet und dann schließlich den Tag zuhause auf dem Sofa verbracht. Doch es kam anders, Yamato hatte eine Grippe und hatte Kakashi gebeten in der Apotheke seiner Tante, einige Medikamente für ihn abzuholen. Natürlich konnte der Hatake seinen Kollegen diesen Gefallen nicht abschlagen. Er hatte nicht geahnt, dass er dafür quer durch ganz Konoha laufen durfte, doch er war kein Unmensch. Als die Sonne gerade den Zenit überschritten, hatte der Jonin die Apotheke, am anderen Ende des Dorfes gefunden und sogar einen kleinen Einkaufsladen, den er nach seiner Besorgung besuchen würde.
Eine geschlagen halbe Stunde später hatte Kakashi die Apotheke von Yamatos Tante verlassen, in der Tasche ein riesiges Care-Paket und einen Kopf voller Anekdoten von „Tantchen Nori“ über den kleinen Yamato.
Da der Hatake eigentlich schon auf seinem Sofa mit einem Buch verbringen wollte, ein alter Freund von ihm hatte ihm eine Ausgabe seines neuen Buches „Flirtparadis“ gegeben und schon der flüchtige Blick über den Buchrücken hatte Kakashis Neugierde geweckt. Auch wenn er es nie zugab, er hatte eine Schwäche für dramatische Liebesromanzen, er hatte schon duzende solcher Bücher verschlugen.
Der kleine Laden direkt gegenüber der Apotheke, war alles in allem etwas eng, dicht an dicht stapelte sich das Gemüse, in Regalen türmten sich Konserven und in der Frischetheke verdeckte ein Angebot das nächste. Kakahsi hatte gerade eine besonders schöne Dorade entdeckt, als im plötzlich von hinten etwas anrempelte. Als er herumblickte sah er einen Jungen vor sich. Er war etwa sechs oder vielleicht sieben Jahre alt, er hatte Augen schwarz wie die Nacht und sein Haar stand den in nichts nach.
„Entschuldigung.“, stammelte er und kratzte sich verstohlen den Kopf.
„Na du hast es aber besonders eilig. Hilfst du deiner Mutter bei den Einkäufen?“, sprach Kakashi mit heiterer Stimme. Der kleine Junge schien vor lauter Übereifer ihn wohl übersehen zu haben.
„Ich helfe meinem großen Bruder, für meine Mama die Einkäufe zu erledigen.“, kicherte er und schien plötzlich hinter Kakashi etwas bemerkt zu haben. n
„Sasuke, ich hatte dir doch gesagt, dass…“, mischte sich eine Stimme ein, die direkt verstummte, als der Jonin sich zu ihr umdrehte.
Kakashi musste grinsen, zwar konnte man dies unter seiner Maske nicht sehen, doch sicherlich spürte sein Gegenüber es.
„Ich wusste gar nicht, dass du einen kleinen Bruder hast.“, sprach Kakashi und musterte Sasuke und dann Itachi.
„Ja, er ist wie mein Schatten.“, sprach der Uchiha und drücke seinen kleinen Bruder ein Bund von Karotten in die Hand, die er kleine hastig in den Einkaufskorb legte.
„Das sieht man, ich vermute mal du magst später einmal auch ein Shinobi werden?“, sprach Kakashi zu dem kleinen Sasuke, der strahlte und zustimmend nickte.
„Er ist schon sehr eifrig dabei. Na ja wir werden mal weiter gehen. Also dann…“, Itachi schien dem ganzen Gespräch nun ein Ende schaffen zu wollen. Der Uchiha hatte sich schon zum Gehen gewandt, als in Kakashi plötzlich wieder etwas meldete, etwas was er verdrängt hatte und nun endlich zu Tage geführt werden musst. Er dachte zwar es würde nicht gerade zwischen Tiefkühlfisch und Dosenmais geschehen, allerdings regten sich die Menschen zu oft über das Wie auf. Im diesen Fall spielte es nämlich keine Rolle.
Der Kopierninja packte Itachi am Arm, dieser wirbelte erschrocken herum, dann musterte er Kakashi.
„Du hattest Recht.“, Stille. Beide sahen sich einfach nur an. Dann nach einer gefühlten Ewigkeit gingen beide ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln. Ein neutraler Beobachter hätte wahrscheinlich sich gefragt, was dieser Aufwand überhaupt sollte, oder warum zwei junge Männer überhaupt so eine Tiefgründigkeit in Gang 3 des Supermarktes brachten, allerdings hab es diesen neutralen Beobachter nicht. Keiner hatte es mitbekommen, allerdings hatte dieser eine Satz, diese drei banalen Worte, für diese beiden Seelen, verloren zwischen Wocheneinkauf und Feierabendangeboten, ein Friedensangebot.
Es war ein Akt gegenseitiger Anerkennung, ein Akzeptieren des Gegenübers und ein Zugeständnis der Unvollkommenheit des Lebens und der Bestimmungen der Shinobi.
Einfach gesehen waren es Worte, welche Kakashi hätte schon vor einigen Wochen hätte sagen sollen. Vielleicht könnte man nun denken, dass es zu spät für Zugeständnisse, aber mit Nichten. Für diese beiden Individuen war es der perfekte Zeitpunkt, denn es geschah genau dann, als sie beide nicht damit gerechnet hatten und keine Gelegenheit hatten ihren Geist dafür zu verschließen.
Beide gingen ihre Wege nach Hause, keine redete ein Wort. Allerdings war beiden bewusst, dass nun eine Tür aufgetreten wurde. Allerdings war das Leben, welches dahinter lag noch im Dunkeln verborgen Ein Abendteuer hatte begonnen, beide hatten nun entschlossen aufeinander zuzugehen. Kakashi ahnte noch nicht, dass dieser Satz Folgen mit sich ziehen würde, Folgen die Jahre später hier und jetzt in diesem Zimmer, mitten in der Nacht ihm immer noch Fragen ließen ob er wirklich noch einen Uchiha eine Chance geben sollte. So hatte es in seinem Leben bereits zwei Uchihas gegeben, die sein Leben in den Grundfesten verändert hatten. Würde er dies überhaupt ein drittes Mal schaffen?