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Manus manum lavat

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lang ist es her. I'm sorry! Geht nun weiter und das direkt mit einem ewig langen Kapitel (so kommt es mir zumindest vor, weil ich über fünf Tage gebraucht hatte, es zu korrigieren) :< Komplett anzeigen

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Hunde die bellen, beißen doch

Wenn Sie ein Bild von der Zukunft haben wollen, so stellen Sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt. Unaufhörlich.

- George Orwell / 1984

 
 

~*~

 

- Kapitel zwölf -


 

Der Kuss zwischen den beiden unterschiedlichen Saiyajins hatte zur Folge, dass ein hörbares Raunen durch die Runde ging, wovon sich Vegeta aber nicht beirren ließ. Wie auch? Dieser irreführende Körperkontakt zu ihr tat sein übriges, um Vegetas Wahrnehmung über Bord zu werfen. Im Moment war nichts interessanter, nichts animalischer als die Berührung ihrer Lippen – was allerdings ein erneutes Problem darstellte. Vegeta verfolgte ein Ziel: sie psychisch anzugreifen, sie in die Enge zu treiben und vor ihren Freunden zu kompromittieren.
 

Das war zumindest sein Plan gewesen.

 

Dass der Kuss – der hinterhältig geplant war – ihn jedoch berührte, ihn selbst zum Abgrund trieb, das hatte er nicht im Entferntesten erwartet, denn das war das genaue Gegenteil von dem, was er bewirken wollte. Innerlich hatte er damit gerechnet, dass es ihm gefallen könnte... Ja, könnte. Dass es ihm gefiel, aber nicht, dass er selbst aus der Bahn geworfen wurde, aufgrund dieser Banalität, die ihn früher auch nie interessiert hatte. Doch mittlerweile verunsicherte es ihn – so sehr, dass er seine Augen aufschlug, um kurzerhand in ihr erschrockenes Gesicht sehen zu können, das seine Zweifel noch mehr bekräftigten.

 

Vegeta, der sowohl distanzierte, als auch stolze Saiyajin-Prinz sah Emotionen in ihrem Gesicht, die er nicht zuordnen konnte. Worte wie Trauer, Verzweiflung und Schwäche – Dinge, die in ihrem Gesicht geschrieben standen – kannte er nicht. Sie existierten in seiner Welt nicht, da es mit Attributen in Verbindungen gebracht wurde, die er verachtete und doch sah er in ihren geweiteten Augen die Abneigung ihm und der Nähe gegenüber, die er zu ihr aufgebaut hatte.

 

Aber auch davon durfte er sich nicht beirren lassen. Schließlich wollte er zurück in seine Zwischenwelt – fernab der Realität –, in der er Bulma eng umschlungen in seinen Armen hielt, während der Kuss intensiver und leidenschaftlicher wurde. In Vegetas Welt waren sie miteinander verbunden, ihre Schweife – sofern das blauhaarige Saiyajin-Mädchen einen gehabt hätte – ineinander verflochten, sodass sie sich nicht verloren. Jedweder andere, negative Gedanke, so gab Vegeta mürrisch zu, wäre ein Verrat seiner eigenen Wahrnehmung ihr gegenüber gewesen.

 

Ja, denn er wollte sie unbedingt küssen.

 

Weiterhin nahm er inmitten seiner nebulösen Gedanken wahr, dass seine Hände schemenhaft, unerlaubt und unaufgefordert über ihren zierlichen Rücken glitten, bis seine zitternden Hände ihre Taille erreichten, in der sich seine Finger festkrallten – nur um sicherzustellen, dass sie nicht entkommen konnte. Allerdings hatte das weniger mit Zärtlichkeiten zu tun. Im Gegenteil: Vegeta wollte Macht ausüben. Macht über Bulma und ihren hilflosen Körper, weil sie sich gegen ihn nicht wehren konnte.

 

Hinzu kam, dass ihm das nicht genügte. Der eigensinnige Prinz wollte mehr - bedeutend mehr. Infolgedessen zwang er seine Sinne, seine einst festgefahrenen Finger weiterzuschicken - erneut ihren Rücken hinauf, um über ihre Oberarme zu ihrem Gesicht zu gelangen, das er zwischen seinen Händen festhalten wollte. Dahingehend war es beinahe beängstigend, wie sanftmütig seine Fingerkuppen über ihre Wangen strichen, die jedoch noch genügend Druck auf ihr Gesicht ausübten, so dass sie wusste, dass er derjenige war, der sowohl den Ton, als auch den Rhythmus vorgab.

 

Und doch störte ihn etwas. Die ganze Zeit schon, in der Vegeta das eingeschüchterte Mädchen ansah. Normalerweise hätte er Freudensprünge machen müssen, angesichts dieses Erfolgs. Aber es breitete sich kein Glücksgefühl aus... Stattdessen entflammte ein Bild vor seinem inneren Auge. Ein so klares Bild, das schrecklicher nicht sein konnte.

 

Folglich erstarrten kurzzeitig seine Finger, die über ihre Wange strichen - wie ein Reh, das plötzlich im Lichtkegel einer Attacke auftauchte und starr vor Schreck stehen geblieben war. Jedoch gehörten die leuchtenden Augen im Schein seiner Attacke keinem Reh, sondern Bulma...

 

Es waren ihre traurigen Augen, die Vegeta sah. Es war ihrer trüber Blick, der ihr Entsetzen nicht im Ansatz auszudrücken vermochte, Vegeta diesen allerdings umso besser deuten konnte... Denn das war etwas, das Vegeta kannte. Die Angst in den Augen seiner Gegner zu sehen. Diesem Glanz, diesem Sturm, der regelrecht in den Augen tobte, war es zu verdanken, dass Vegeta ohne Rücksicht auf Verluste weitermachte.

 

Aber er wollte nicht mehr. Der blutrünstige Saiyajin entdeckte ihre glasigen Augen, er erblickte ihre Iriden, die in einem Meer aus Tränen schwammen und er wusste, hätte das Mädchen die Kraft, sie hätte Vegeta just in diesem Moment von sich gestoßen, ihn vermutlich zum Teufel gejagt - zurecht hätte sie das.

 

Und doch fehlte ihre wieder einmal besagte Kraft, um sich Vegetas Macht entgegenzustellen. Dementsprechend konnte Vegeta auch noch ihre Nähe genießen, wenngleich es ihn massivst zu stören schien, dass sie - ausgerechnet dieses Mädchen - ihn nicht mochte, geschweige denn wollte.

 

Stattdessen hatte er ihre Ausweglosigkeit, sowie den eisernen Käfig - der Bulma verbot, sich Vegeta zu widersetzen - eiskalt ausgenutzt, um jetziges Szenario herbeizuführen.

 

Und es war ihm egal... Ja, sowas von egal, dass er sie in diese prekäre Situation hineinmanövriert hatte. Schlussendlich durfte es ihn nämlich gar nicht interessieren, wie sie sich gefühlt hatte. Einem Prinzen der Saiyajins war das Wohlbefinden anderer schlichtweg egal. Uninteressant. Bedeutungslos. Dass er sie infolge dieses Kusses in Erklärungsnot brachte, hatte ihn genauso wenig zu stören, wie der Gedanke daran, dass das arglose Mädchen ihn überhaupt nicht leiden konnte.

 

Vegeta selbst mochte sie auch nicht, oder?

 

Er mochte sie nicht, nein.

 

Ebenso die Blicke, die beide auf sich gezogen hatten. Aber das war eines der Übelkeiten, die Vegeta verschmerzen konnte, im Gegensatz zu dem anhaltenden Gedanken, sie zu wollen.

 

Wieso rückte dieser Gedanke immerzu in den Vordergrund, wohingegen der Gedanke, seine Rache gestillt zu haben, zusehends im Hintergrund verschwand? Wieso? Warum schaffte es dieses Mädchen, sich Zutritt zu seinen Gedanken zu verschaffen? Warum beschäftigte sie ihn überhaupt?

 

Je intensiver er darüber nachdachte, umso ungeduldiger wurde er, weil Vegeta keine Antwort fand. So sehr er sich anstrengte und nach einer Lösung suchte - er fand keine, die plausibel klang. Zudem vernahm er ein erschreckendes Geräusch, das seine Aufmerksamkeit erregte.

 

„Was zur -“

 

Erst die darauffolgenden Worte ermöglichten zumindest Bulma, ihre Starre abzuwerfen und den Kuss - diesen bitterbösen, schändlichen Kuss, der sie zusätzlich in Misskredit gebracht hatte - zu lösen, indem sie ihre Hände gebrauchte und gegen Vegetas stählerne Brust schlug, wodurch dieser wiederum einen Schritt zurückgehen musste. Die klirrenden Scherben gaben Bulma den nötigen Impuls, endlich Abstand zu diesem widerwärtigen Saiyajin aufzubauen, aber es war zu spät.

 

„Was... Was soll das?“

 

Reflexartig hätte sie geantwortet, aber sie wollte sich nicht zu der Stimme umdrehen, welche den zerbrochenen Scherben zuzuordnen war. Indessen verspürte sie mehr und mehr den Drang, Vegeta eine schallende Ohrfeige zu verpassen, aufgrund seines postpubertären Verhaltens. Zu ihrem Bedauern war es aber immer noch Vegeta, der vor ihr stand. Demzufolge war es logisch, dass dieser vorbildlich reagieren und ihre herannahende Hand nahezu mühelos abfangen und ihren Körper abermals zu sich heranbringen konnte.

 

„Fräulein“, flüsterte er bedrohlich. „Wag es nicht noch einmal, die Hand gegen mich zu heben.“ Er klang wütender als er war, denn noch immer war er benebelt. Wäre er bei klarem Verstand, hätte es ihn wahrlich erschrocken, dass sie ihn geschlagen hätte - und wieder zurecht. „Hast du das verstanden?“ Ihr falscher Mut, der sie dazu verleitete und ihr fälschlicherweise das Gefühl gab, ihm ebenbürtig zu sein, schockierte ihn ebenfalls. Denn genau das war sie nicht. Bulma würde immer unter Vegeta stehen und nachdem er sie grinsend von sich gestoßen hatte, leckte er sich abschließend geradlinig über seine noch feuchten Lippen, um ihren Geschmack noch einmal schmecken zu können - etwas, das Bulma angeekelt zur Kenntnis nahm.

 

Oh ja, jenes Verhalten war ein weiterer Schuss auf das hochentzündliche Pulverfass, das Bulma symbolisierte.

 

Ferner - auch, um Vegetas Farce nicht länger mit ansehen zu müssen - wollte Bulma sich kopfschüttelnd wegdrehen. Sie wollte jemanden ansehen, der ihr keine verächtlichen Blicke zugeworfen hätte und doch erblickte sie in der Saiyajin-Menge den Mann, den sie aus Scham nicht ansehen wollte...

 

Turles...

 

Ihm und... und diesem statischen Blick wollte sie partout nicht ausgesetzt sein und doch musste sie hinsehen. Des Weiteren erspähte sie vor seinen Füßen einen zerbrochenen Bierkrug, dessen Inhalt sich davor erstreckte, ehe die Flüssigkeit sich ihren eigenen Weg nach vorne bahnte. Parallel wanderte ihr Blick zurück zu Turles, neben dem Son Goku stand. Auch ihm blickte sie demütig entgegen, bevor sie zu Kuririn und Lunch sah, die ebenso verwundert zurückblickten und nichts zu erwidern wussten.

 

„Ich... Son Goku, ich... ich weiß nicht, was -“ Trotz ihrer Bemühungen, brachte sie keinen vernünftigen Satz zustande. Es fühlte sich an, als würde man ihr die Luft abschnüren. Als würden Vegetas Hände ihren Hals umschlingen... Hinzu kamen die Blicke, die man Bulma zuwarf und gleichzeitig dafür Sorge getragen hatten, das beklommene Mädchen in ein moralisches Dilemma zu befördern. Schließlich hatte Bulma bis zuletzt gehofft, in verständnisvolle Gesichter zu sehen, doch wurde diese Hoffnung hemmungslos zerschlagen. Ja, man betrachtete die Saiyajin, als wäre sie ein Schandfleck, den man schleunigst ausbrennen sollte, weshalb sie sich auch so hilflos fühlte.

 

Es glich einem grausamen Bild. Ein Bild, auf dem Bulma in der Mitte stand - umringt von Saiyajins, die sie auslachten und ihr das Gefühl gaben, nicht zu ihnen zu gehören.

 

Ein Szenario, vor dem sie sich schon zu Lebzeiten auf der Erde gefürchtet hatte - irgendwann alleine zu sein.

 

Aber es war gar kein Bild. Nein, das Trugbild entsprach der Realität: Bulma gehörte nicht zu ihnen. Nur das schadenfrohe Gelächter fehlte, was durch ihren Skeptizismus ausgeglichen wurde, der ein weiteres Indiz dafür war, dass sie dieses idiotische Fest nur besuchte, weil sie sich - dumm und naiv wie sie war - mehr Zeit mit Turles erhofft hatte.

 

Schlimmer noch: Selbst Vegeta erkannte, dass Bulma nur hier war, um jemandem zu gefallen... Inwiefern hatte sie sich demnach schon verändert, dass sie sogar so weit ging und gegen ihre Prinzipien verstieß, indem sie ein Fest aufsuchte, dessen Hintergrund sie verabscheute? Tatsächlich nur, um Turles zu gefallen? Ihm mit ihrer Präsenz zu zeigen, dass sie eine wahre Saiyajin war, die es zusätzlich wert war, von ihm wahrgenommen zu werden und den Erwartungen entsprach, die ein Saiyajin zu erfüllen hatte?

 

Was Turles wohl gerade dachte? Der sonst eher furiose Turles - den man nicht so leicht in die Knie zwingen konnte - musste dem schweigsamen Turles weichen...

 

Ob er sie verachtete? Der Gedanke daran ließ Bulma schlucken. Indes waren ihre verschwitzen Hände stockend nach oben zu ihren wässrigen Augen geschlittert, wo sie ihre Finger fest hineingraben wollte, nach wenigen Sekunden aber bitterlich zu schluchzen anfing, ehe sie sich einen Weg durch die dichte Menge bahnte - ganz gleich, ob ihr angerempelte Saiyajins wütend oder mit Drohgebärden nachsahen. Aber es war ihr egal.

 

Viel mehr dachte sie an Turles. An ihn und seinen Blick, den Bulma nicht mehr vergessen konnte. Wie erschrocken er zu ihr gesehen hatte, nachdem sie sich von Vegeta loseisen konnte... Und genau diese Erinnerung - Turles' Blick - ging ihr nahe, weil sie anfing, den fremden Saiyajin zu mögen, der Son Goku so ähnlich war. Bulma begann Hirngespinsten nachzujagen und immer dann, wenn Turles nicht da war, dachte sie an ihn. Immer dann, wenn sie ihn nicht sah, schloss sie die Augen und stellte sich vor, wie er seine Hand nach ihr ausstreckte, die Bulma freudestrahlend nahm.

 

Kurz und knapp: Sie sehnte sich nach Turles. Nach einem Mann, der sie vor drei Monaten noch in Angst versetzt hatte und genau diese Hürde überwand sie - was ein deutliches Zeichen war, oder? Man verzieh niemandem, der etwas so grauenvolles tat, wenn nicht etwas liebenswürdiges in demjenigen stecken würde, oder? Man sehnte sich auch nicht grundlos nach jemandem - und Bulma schon gar nicht, da sie das beklemmende Gefühl kannte, wenn man jemanden von Herzen vermisste...

 

Fernab dieser Achterbahnfahrt der Gefühle, verschwand Bulma immer tiefer im angrenzenden Wald... Weit weg von Turles. Weit weg von Son Goku, Kuririn und Lunch. Und... noch weiter weg von... von Vegeta.

 
 

~*~

 

 

Geschockt von den Vorkommnissen, schaffte es Son Goku nur mühevoll, sich von Bulmas Antlitz, das in der Menge immer kleiner geworden war, abzuwenden und daraufhin den Prinzen mit abstoßenden Blicken zu würdigen. „Vegeta, was zur Hölle sollte -“

 

„Halt den Rand, Kakarott“, erwiderte Vegeta lakonisch, bevor er lächelnd die Arme vor der Brust verschränkte.

 

„Was?“, richtete der Angesprochene daraufhin brüsk die Worte an Vegeta, der für das Gefälle der bisher harmonischen Stimmung verantwortlich gewesen war.

 

„Du hast mich schon verstanden.“

 

Turles hingegen nutzte die Auseinandersetzung, um sich umzudrehen und dem Mädchen nachzusehen, das seit geraumer Zeit in seinen Gedanken auftauchte.

 

„Und ich will wissen, was das sollte?“, entfuhr es Son Goku erneut. „Hast du den Verstand verloren?“ Hinter ihm stand Kuririn, der nichts weiter tun konnte, als an Son Gokus Hüften vorbeizusehen und den Saiyajin-Prinzen mit offenem Mund anzustarren.

 

„Was das sollte, willst du wissen? Nun“, fuhr er sardonisch grinsend fort. „Das geht dich, Kakarott, einen feuchten Scheiß an, klar?“ Um die Situation noch mehr ins Lächerliche zu ziehen, beschloss er, seinem Gegenüber blasiert entgegen zu feixen. Einfach, um Radditz' kleinen Bruder noch ein wenig mehr zu provozieren.

 

„Vegeta, bist du auch in der Lage, dich vernünftig zu unterhalten?“ Er war fassungslos, hinsichtlich dieser Scheißegal-Einstellung, die der Hochwohlgeborene Vegeta an den Tag legte.

 

„Ob ich in der Lage bin?“ Zweifelte der Sohn eines elenden Versagers an seiner Perzeption? Unterstellte ihm dieser Idiot, dass er sich nicht eines Saiyajins würdig artikulieren konnte? Deutete dieser Dreckskerl mit seiner Äußerung an, dass er - Vegeta! - ein Feigling war, der nicht zu seinen Handlungen stand?

 

„Ja, oder bist du taub? Genau das habe ich dich gefragt.“ Noch immer konnte er nicht das verarbeiten, was eben passiert war, aber er war wütend genug, um sich zumindest auf den Störfaktor, in Form von Vegetas Anwesenheit, zu fokussieren. „Und ich möchte endlich eine Antwort. Wieso hast du das getan?“

 

„Was genau meinst du?“

 

„Ach so, heute fahren wir also diese Schiene, Vegeta. Okay, auch gut.“ Persifliert hatte Son Goku mit den Achseln gezuckt, um nicht gänzlich seine Fassung zu verlieren, denn die musste er behalten. „Dann nochmal für dich, Prinz Vegeta“, spottete er nahtlos weiter. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Zeitgleich wurde in seinem Körper eine Wut entzündet, die sich ungebremst nach oben befördern wollte, nachdem er Vegetas unergründliche Dreistigkeit erkannte. Dass Vegeta diesen absurden Weg wählte, indem er versuchte, Son Goku zu verspotten und alles zu bagatellisieren, entzog sich seinem Verständnis, aber er musste auch Vegetas rabenschwarze Beweggründe nicht verstehen. Einzig die Tatsache, dass Vegeta zu weit gegangen war, war von Relevanz.

 

Inzwischen war es Turles gelungen, sich von den Streithähnen zu entfernen - jedoch nicht ungesehen. Während Kakarott ihm skeptisch nachsah, verwandelten sich Vegetas Züge von freundlich zu sauer. Doch statt sich noch mehr darüber aufzuregen, verbarg er seinen aufkeimenden Zorn, denn auch er wollte die Chance nutzen und kommentarlos gehen, da sein Plan aufgegangen war und er heilloses Chaos hinterlassen hatte.

 

Vor allem in Bulmas Leben. Dort hatte er einen gigantischen Scherbenhaufen herbeigeführt, welchen er fein säuberlich aus seinem in das ihrige gefegt hatte. Aber das war das, was er wollte - ihr Leben auf den Kopf stellen, weil er unschuldige Saiyajins für seine Taten büßen lassen wollte, weil... weil er seine eigenen Fehler nicht sehen wollte.

 

Aber was waren schon Fehler in Vegetas Leben? Schließlich war er der Prinz - unantastbar und fehlerfrei. Er machte niemals Fehler, weshalb er die Strafe seines Vaters - ihn zu fremden Leuten zu schicken - damit sühnte, indem er das Leben derer, die seine Anwesenheit ertrugen, zur Hölle werden ließ. Außerdem wollte er endlich fortfahren und von hier verschwinden, doch hatte er die Rechnung ohne Kakarotts Reflexe gemacht.

 

„Wohin soll's denn gehen?“

 

Gerade als sich Vegeta umdrehte, um seinen Weg fortzuführen, war Kakarott vor ihm erschienen. Ganz plötzlich. So schnell, dass Vegeta gar nicht wusste, wie schnell dieses Kretin vor ihm aufgetaucht war.

 

„Du wirst nicht einfach verschwinden, Vegeta. Wir haben noch was zu klären.“ Dass er sich gegen den Prinzen dieses Planeten auflehnte, das... das wusste Son Goku und er selbst war es, der Bulma warnte, nicht überstürzt zu handelt. Genau das sollte auch er beherzigen, aber er war so zornig. „Und das klären wir jetzt, Hoheit!“

 

„Seit wann nehme ich“, betonte er scharf, „Befehle eines dahergelaufenen Idioten entgegen? Willst du mich wirklich aufhalten, Kakarott?“ Auch Radditz' kleiner Bruder schien größenwahnsinnig geworden zu sein. Ansonsten wäre er nie auf den Gedanken gekommen, sich mit Vegeta auf eine Stufe zu stellen. „Niemand, und schon gar nicht du, Kakarott, wird mich davon abhalten können.“

 

„Du bist ganz schön selbstsicher, was?“, pfefferte Son Goku genauso herausfordernd zurück, wohingegen Kuririn und Lunch immer kleiner wurden und hofften, dass sie heil aus diesem Schlamassel herauskamen.

 

„Du nicht?“

 

„Nein“, kommentierte der größere Saiyajin abschätzig. „Ich muss mich mit meinen Kräften nicht profilieren, Vegeta.“

 

Zwischenzeitlich war Kuririn langsam an die beiden Saiyajin herangetreten, jedoch hielt er es für klüger, erneut hinter seinem Freund zu verschwinden. „Son... Son Goku, lass... lass ihn doch gehen“, flüsterte er daraufhin furchtsam. „Wir... Wir werden zurückgehen und -“

 

„Genau. Hör auf deinen kleinen Affen, der – jämmerlich wie er ist – dir am Rockzipfel hängt“, entgegnete Vegeta, der die Aussage des kleinen Saiyajins belustigt mit angehört hatte. Eigentlich hätte er sich – angesichts der Feigheit des Kleinen – echauffieren müssen, doch das tat er schon genug; sich über labile, nicht kampfbereite Saiyajins aufzuregen. Er sollte, so befand er, sich mehr über deren Dummheit amüsieren.

 

„Nein, Kuririn, ich lasse ihn nicht gehen. Erst, wenn wir das geklärt haben.“
 

Verdammt. Kuririn schlug sich missmutig mit der Faust in seine Handinnenfläche. Hatte er Son Goku nicht noch gewarnt? Dass das Mädchen nur Ärger bringt? Ja, aber niemand wollte auf ihn hören. Niemand. „Son Goku, bitte sei doch vernünf-“

 

„Ich sagte nein, Kuririn“, unterbrach Son Goku ihn barsch.

 

„Kakarott, ich versichere dir, dass ich nicht davor zurückschrecke, dir zu zeigen, wer das schwächste Glied in der Kette ist, kapiert?“, fauchte Vegeta schroff zurück, da ihm allmählich die Geduld flöten ging. Um dies zu kompensieren, schlug er schnaufend seinen Umhang zurück, ehedem er an Kakarott vorbeimarschierte. Oh ja, er musste weg. Schleunigst. Der Saiyajin wusste, was alles auf dem Spiel für ihn stand, wenn hiesige Situation eskalierte und die Gefahr war drastisch angestiegen, dass er sich bald vergessen würde. Irgendwann, wenn die Zeit gekommen wäre, würde er sich für diese Drohung revanchieren - ganz sicher.

 

„Vegeta!“, blaffte Bardocks Sprössling gereizt und doch wurde seine Stimme gekonnt ignoriert. „Vegeta, du sollst stehen bleiben!“

 

Mit jedem weiteren Schritt nach vorne, bäumte sich sein Umhang hinter ihm unheilvoll auf. Und jeden weiteren Schritt den er tat, hoffte Vegeta, das Mädchen vor Turles zu finden - der mit Sicherheit ebenfalls nach ihr suchte.

 
 

~*~

 

„Grundgütiger, was war das denn?“, flüsterte Kuririn, der immer noch perplex neben seinem alten Freund stand und zu ihm nach oben sah, wo er den verzerrten Ausdruck wahrnahm, welcher Son Gokus Gesicht umrahmte und Kuririn zeitgleich mitteilte, was dieser vorhatte. Daraufhin sprach er weiter: „Du... Du willst ihm doch nicht etwa nachgehen, oder?“ Unmöglich könnte er das wollen? „Oder? Nein, das... das willst du nicht, Son Goku?“

 

Ehe der Angesprochene zu Kuririn hinab sah, veränderte sich seine Mimik abermals. „Doch, Kuririn. Doch, genau das werde ich.“ Nickend blickte er seinem verängstigten Freund ins Gesicht, bevor er zur ebenfalls eingeschüchterten Lunch sah – für die es ganz untypisch war, zaghaft die Situation in sicherem Abstand zu beobachten. „Wartet hier. Es wird nicht allzu lange dauern“, versicherte er erbost, um anschließend denselben Weg wie Vegeta einzuschlagen.
 

„Nein! Nein, mach das nicht.“ Hastig war Kuririn an Son Gokus Seite erschienen. „Ich bitte dich als Freund, Son Goku, mach das nicht.“

 

Berührt von der Sorge seines Freundes, lächelte der großgewachsene Saiyajin aufrichtig, nachdem er seine Hand brüderlich auf Kuririns Schulter platzierte. Im selben Moment spürte er die Vertrautheit – sie war anders als zu seinem Bruder Radditz. Ihr Band war lange nicht so stark wie das, was ihn mit seinen Freunden verband. „Mach dir keine Sorgen. Mir wird nichts passieren.“

 

„Du verstehst nicht. Das... Das ist immer noch Vegeta, dem du dich gegenüberstellen willst.“

 

„Vegeta ist auch nur ein Saiyajin, der... der ein Ventil sucht“, rechtfertigte Son Goku die fragwürdigen Aussetzer des Prinzen. Ferner blickte er zurück in die Ferne – dorthin, wo Vegeta verschwunden war, bevor er mehr zu sich selbst als zu Kuririn sprach: „Ja... ein Ventil.“

 

„Aber Son Goku, er -“

 

„Nein!“, entfuhr es ihm zorniger als beabsichtigt. „Das wird geklärt, oder war es in Ordnung, Bulma in diese Lage zu bringen? Hast du nicht gesehen, wie verletzt sie war?“ Ja, er erwartete Verständnis – für sich, sein bevorstehendes Handeln, aber auch für Bulma.

 

„Doch, natürlich, aber -“

 

„Es gibt kein aber, Kuririn“, fuhr Son Goku fort und hob die Hand, woraufhin Kuririn schwieg. „Du verstehst nicht, wie nah Bulma und ich uns stehen. Wie sehr wir uns vertrauen. Sie war... Sie war das erste Mädchen, das ich in meinem Leben sah.“ Demütig sank sein Kinn gegen seine Brust, als er von der ersten Begegnung mit Bulma sprach, doch rasch hatte er wieder den Kopf gehoben. „Bulma bedeutet mir unendlich viel, dass ich es nicht ertrage, sie leiden zu sehen, während wir schweigsam daneben stehen.“

 

„Aber -“

 

„Nein, es reicht. Wir beenden diese Diskussion jetzt.“ Unmittelbar darauf marschierte er los – auch, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren und Vegeta schlussendlich aus den Augen zu verlieren. Entschuldigend und oftmals mit gehobenen Armen zwängte er sich an den Saiyajins vorbei, die ihm im Weg standen, bis er sich letzten Endes, als er die Menge überwand, erneut neben Kuririn wiederfand, der zögerlich zu ihm hinauf lächelte. Daneben stand Lunch, die – schon wieder untypisch für sie – ebenso ehrlich lächelte. „Ich sagte doch“, begann er demzufolge kopfschüttelnd, aber schmunzelnd, „dass ihr warten sollt.“

 

„Ja“, bestätigten beide synchron. „Aber Bulma ist auch unsere Freundin“, endete Kuririn, dessen schlechtes Gewissen mehrmals auf ihn eingeschlagen hatte, als er daran dachte, dass er Son Goku vor Bulma und ihren Drang zur Tollpatschigkeit gewarnt hatte. Parallel entfernten sie sich immer weiter vom Fest – die Stimmen der Saiyajinmasse wurde immer gedämpfter, immer leiser, wohingegen Vegetas Umrisse immer deutlicher vor den dreien zum Vorschein kam. Geradewegs lief der Prinz zum Dorf zurück, in dem sie alle – Kuririn, Lunch, Son Goku, Bulma und auch seit kurzem Vegeta – lebten. Anscheinend wollte Vegeta ihnen suggerieren, dass er nach Hause wollte, aber die anderen wussten es besser – Vegeta legte bloß eine falsche Fährte, weil er von seinen Verfolgern wusste.

 

Und das verdeutlichte er auch, nachdem er den Feldweg verließ und die gepflasterte Straße betrat und stehen geblieben war – ohne sich jedoch zu ihnen zu drehen. Stattdessen fingen seine Schultern zu beben an, ehe das spöttische Lachen aus seinem Mund zu hören war.

 

„Was gibt es zu lachen, Vegeta?“

 

Den Kopf über die Schulter geneigt, hob er seine Hand, um sich spielerisch mit dem Handrücken über den Mund zu wischen. „Ich soll mich wohl geschmeichelt fühlen, weil ihr euch nicht von mir lösen könnt?“

 

„Ganz und gar nicht“, offenbarte Son Goku und ärgerte sich, dass Vegeta scheinbar die ganze Zeit wusste, dass er verfolgt wurde. Insofern zeigte er mit diesem arglosen, selbstsicheren Verhalten doch nur, wie wenig er sich draußen – zudem noch alleine – fürchtete. Wahrscheinlich wollte er seinen Verfolgern auch noch aufzeigen, wie bedrohlich er war, im Hinblick auf seine gespielte Nachlässigkeit und der daraus folgenden Gefahr, angegriffen zu werden. „Wir wollen dir bestimmt nicht schmeicheln.“

 

„Oh doch“, äußerte er lapidar. „Scheint ja nur für mich und meine grenzenlose Macht zu sprechen.“

 

„Tatsächlich?“, knurrte Son Goku.

 

„Aber ja“, feixte er und wandte sich zu seinen Verfolgern um. „Da laufe ich alleine in euer schäbiges Dorf zurück, biete dir somit die beste Möglichkeit, mich anzugreifen und doch gelingt es dir nicht, Kakarott. Wie erbärmlich manche Saiyajins sind.“

 

„Erbärmlich, ja? Weil wir nicht alles mit Gewalt lösen?“ Hörte er das gerade wirklich? Es klang so surreal in seinen Ohren. „Macht uns das erbärmlich?“

 

Ihr?“, höhnte Vegeta. „Ja, das macht dich und diese beiden jämmerlichen Figuren, die scheinbar deine Verstärkung sind, erbärmlich, Kakarott.“

 

„Vorsicht, Vegeta. Sie sind härter als du denkst.“

 

„Lächerlich.“ Das Gras am Rande des Weges war kniehoch gewachsen. Durch den leichten Windzug, der durch das Dorf jagte, wurden die Halme hin und her geweht, die Vegeta wiederum am Bein kitzelten. Das war allerdings kein Grund, sich ablenken zu lassen. „Du kommst zu einem Messerkampf, den du anzettelst, mit einer Waffe, Kakarott. Das ist ganz schön frech, findest du nicht?“

 

„Ich habe nicht die Absicht, mich mit dir zu prügeln“, entgegnete er entschlossen. Keineswegs wollte er einen Streit zwischen Vegeta und sich hinaufbeschwören. Son Goku wollte lediglich mit ihm sprechen – nichts weiter, da er sowohl die Macht, als auch die Kraft des Königssohn nicht unterschätzte.
 

„Nicht?“ Betroffen fuhr sich Vegeta an sein Herz. Allerdings verwandelte sich die gespielte Betroffenheit schnell in einen undefinierbaren Ausdruck, der einem dem Wahnsinn verfallenen Irren glich. „Wozu dann dieser klägliche Etat, der dir im Übrigen nicht helfen kann?“

 

„Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen“, erwähnte er siegessicher bevor er beide Hände auf die Schultern seiner beiden Begleitet legte.

 

„Gewiss, Kakarott. Gewiss.“

 

„Sieh du lieber zu, dass du nicht noch einmal ein Mädchen gegen ihren Willen... küsst.“ Vorsichtig war er einen Schritt nach vorne gegangen. „Oder ist das normal?“

 

Angesichts dieser haltlosen Behauptung, blieb Vegeta nichts anders übrig, als weiterhin zu lachen. Wie sonst hätte er Kakarotts Forschheit übertrumpfen können? „Gegen ihren Willen?“

 

„Ja, verdammt. Gegen ihren Willen, Vegeta. Ich kenne Bulma und -“

 

„Kannst du beweisen, dass ich sie unerlaubterweise geküsst habe? Vielleicht ist deine Bulma“, spuckte er ihm entgegen, „gar nicht so harmlos wie du denkst?“ Die Entrüstung in den Gesichtern der niederen Saiyajins erheiterte Vegetas Gemüt. Es musste furchtbar sein, so etwas anormales über ihre Freundin zu hören. „Vielleicht wollte die kleine Göre es ja auch? Schon mal auf den Gedanken gekommen?“

 

„Ha, das glaubst du doch selbst nicht. Niemals hätte Bulma dich geküsst. Niemals! Ich kenne sie und weiß, dass -“

 

„- dass sie was?“, raunte Vegeta. „Gar nichts weißt du, Kakarott. Gar nichts. Und bevor ich gänzlich die Geduld verliere, solltet ihr zusehen, dass ihr Land gewinnt.“ Indessen glitt seine geballte Faust entsetzlich langsam nach oben vor seine Brust. Darauffolgend spreizte er die Finger – welche er präzisiert auf die drei Saiyajins richtete –, so dass man zwischen den Schlitzen das aufkeimend goldene Licht einer herannahenden Attacke erahnen konnte. „Ich warne dich, Kakarott, ich bin äußerst unduldsam und sehr leicht zu reizen.“

 

„Und trotzdem: Sie würde dich nicht küssen. Egal, wie oft du es dir einredest.“

 

„Ge- Genau!“, mischte sich Kuririn zögerlich ein, dessen Selbstbewusstsein minimal gestiegen war, nachdem er um Son Goku gewandert und mutig zu ihm aufgesehen hatte. „Das... Das würde -“

 

„Schnauze!“ Als ob er jonglieren würde, warf er die Attacke von der einen zur anderen Hand, während er Kuririns versuchten verbalen Angriff mit schnalzender Zunge unterband. Daher verwunderte es ihn auch nicht im Geringsten, dass der glatzköpfige Junge sich entgeistert zurückzog. „Ihr wisst nichts, und doch wollt ihr euch mit mir messen.“ Knurrend zerquetschte er die goldene Kugel in seiner Hand, ohne den Funken – die zu Boden rieselten – nachzusehen. „Ihr begebt euch in eine Schlangengrube, aber mir soll's egal sein. Also: Was soll's? Greift mich an!“

 

Der Prinz war sich seiner Kraft bewusst, zweifelsohne. Dennoch war er überrascht, dass niemand zum Angriff überging.

 

„Worauf wartet ihr? Wer von euch Pfeifen will sich zuerst mit mir anlegen?“
 

Schweißgebadet war Lunch ebenfalls einen Schritt vorgetreten, doch bevor sie handeln konnte, war es Son Gokus Arm, der vor ihrem Körper aufgetaucht war – doch statt sie anzusehen, ihr mit Blicken mitzuteilen, was er vorhatte, richtete er die Worte aus seinem Mund gezielt an Vegeta. „Das ist doch nur ein Vorwand, um uns zu provozieren!“

 

„Ist es so?“
 

„Ja!“, antwortete er, ehe er sich schützend vor Lunch stellte. „Mir erschließt sich nur nicht, wieso du das tust?“
 

„Weil ich es kann, Kakarott, und im Gegensatz zu anderen nicht aufpassen muss, was ich tue, nicht wahr?“ Gut gelaunt verschränkte er die Arme vor der Brust. „Es muss wahnsinnig ätzend sein, jeden seiner Schritte zu kontrollieren, oder? Es würde mich nerven.“
 

„Was?“ Ertappt vergrößerten sich die schwarzen Iriden des Saiyajins, weil er nicht fassen konnte, was Vegeta gesagt hatte.

 

„Du hast mich schon verstanden. Wenn man nicht mehr frei heraus handeln kann, muss es schon einen triftigen Grund für diese Konsequenz geben“, erläuterte Vegeta – gehässiger, noch spöttischer als zuvor. „Richtig?“
 

„Du... Du warst bei Radditz!“, schlussfolgerte er panisch. Es konnte nur so sein. Weshalb sonst hätte Vegeta einen derart komprimierten Bezug herstellen sollen, wenn er nicht genau Bescheid wusste? Aber statt ihm zu antworten, hüllte sich der königliche Bastard in Schweigen. „Antworte mir! Warst du bei Radditz?“ Indes schlich sich die blanke Entrüstung in sein Gesicht, angesichts des Verrats, den sein großer Bruder ihm gegenüber begangen hatte und Son Goku sich fragen musste, was er nur im Leben falsch gemacht hatte, dass Radditz diesen Weg gegangen war?

 

Hatte er nicht immer gehorcht? Doch. Son Goku hatte sich seinem Schicksal – zurück nach Vegeta-Sei zu kommen – widerstandslos gebeugt. Er war seinem Bruder nach Hause – dort, wo seine Wurzeln lagen – gefolgt, aber für welchen Preis?

 

Und wieso interessierte sich Vegeta ausgerechnet für seinen Diebstahl in die königliche Vorratskammer, wenn es nichts gab, woraus Vegeta seinen Vorteil ziehen könnte?

 

Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Es war nicht seine Strafe, die den Prinzen interessierte, sondern Bulmas...

 

„Ist das so wichtig? Es würde nichts ändern, wenn du die Wahrheit kennst. Du kannst die Zeit eben nicht zurückstellen“, informierte er Radditz' jüngeren Bruder verlustiert, woraufhin sich dessen Nasenflügel aufblähten. „Aber ich gehe davon aus, dass du das gar nicht wollen würdest, oder? Schließlich sind Saiyajins stolze Krieger, die zu ihren Taten stehen.“

 

„Ach, wirklich? Du auch, Vegeta?“

 

„Clever, aber nicht clever genug, Kakarott.“ Als ob er sich dazu verleiten ließ, aufgrund der Provokation, diesem vermenschlichten Saiyajin zu sagen, was er getan hatte und ob er dazu stand. Nicht in diesem Leben. Zwar würde Vegeta gerne die Zeit zurückdrehen, jedoch nur, um marginale Dinge zu verändern. Er müsste zukünftig eben vorsichtiger sein, um Situation zu vermeiden, die ihn in Bredouille brachten und zwangen, sich zu rechtfertigen. „Und da ihr zu feige seid, mich anzugreifen“, erzählte er plaudernd, während er auf sie zuging und erneut die Hand hob, „werde ich diese unnötige Diskussion endgültig beenden.“

 

Lunch und Kuririn waren es, die zuerst die Gefahr erkannten. Doch trotz ihrer Angst, trotz... trotz der Gefahr, die von Vegeta ausging, blieben sie reglos neben Son Goku stehen. Sie würden ihm treu zur Seite stehen, obwohl ihnen die Angst im Nacken saß.

 

„Vegeta!“

 

„Mir reichts, Kakarott!“

 

„Vegeta, tu das nicht. Um Himmels Willen!“ Von der Angst umnachtet, versuchte Son Goku ihn dennoch zu kalmieren, wenngleich es einem Versuch gleichkam, einem Schimpansen Tischmanieren beizubringen. Demzufolge sah er mit an, wie sich Vegetas Hand weiter nach oben hob, die goldene Kugel zurückkehrte und er die Ausrichtung seiner Hand präzisierte, gleichlaufend aber auch Son Goku perfide entgegen grinste. „Vegeta!“, skandierte er daraufhin zum wiederholten Mal. Ebenso schien ihn die Angst – die die drei Saiyajins ausströmten – zu motivieren. „Mach keinen Blödsinn!“

 

Aber jedes weitere Wort schien Vegeta noch mehr zu erzürnen und Son Goku musste – ja, er musste – akzeptieren, dass es in der Welt des Thronfolgers nicht den Frieden gab, den sowohl er, als auch Bulma und ihre Eltern kannten.

 

„Das... Das ist Wahnwitz. Los, wir müssen verschwinden.“ Als er jedoch die Hände von Lunch und Kuririn packen wollte, raste Letzterer schreiend an Son Goku vorbei.

 

„Rennt... Rennt weg!“, hechelte Kuririn unterdessen, während er zielorientiert auf Vegeta zuraste. „Schnell!“ Er fokussierte den Prinzen, hob seine Hand zum Gegenschlag aus und schrie weiter: „Sucht Bulma! Ich werde ihn -“

 

Ihr Name reichte aus, um Vegetas Mimik zu verändern. Das einstige Feixen in seinem Gesicht war verschwunden. Infolgedessen hob auch Vegeta die Faust, um den kleinen Wicht mit einem einzigen Hieb niederzureißen. „Schluss jetzt!“, bemerkte er anschließend abfällig, bevor er angewidert neben Kuririns Kopf – dessen Gesicht im Staub lag – spuckte. „Du hetzt mir tatsächlich diesen Schwachkopf auf den Hals?“

 

„Kuririn!“ Son Goku blieb nicht die Zeit, zu realisieren, was gerade mit Kuririn passiert war, da er schon im Augenwinkel das nächste Unheil bevorstehen sah, als Lunch sich einmischte.

 

„Hier, friss das, du arroganter Wichser!“ Flink hatte Lunch aus ihrem zurückgedrehten Oberschenkelholster eine geladene Pistole gezogen, die sie übergangslos auf Vegeta richtete. „Das“, schrie sie weiter, während sie das gesamte Magazin auf ihn abfeuerte, „ist für jede beschissene Beleidigung, die du Son Goku, Kuririn, Bulma und mir an den Kopf geworfen hast!“ Abschließend keuchte sie auf, ließ die Waffe in ihrer von Schmauchspuren übersäten Hand sinken und... und sah zu Vegeta, vor dessen Gesicht ihre abfeuerten Kugeln schwebten. „Nein, das... das ist unmöglich“, japste sie erschrocken und trat zurück.

 

„Willst du mich verarschen, Mädchen?“ Mit einem Augenschlag krachten die Kugeln, welche er mithilfe seiner Sinne aufgehalten hatte, zu Boden. „Beleidige nicht meine Intuition, Fräulein. Du wirst keinen einzigen Saiyajin mit diesem Spielzeug in die Flucht schlagen, das garantiere ich dir.“ Im Anschluss setzte er etwas seiner Energie frei, deren Kraft jedoch schon ausreichte, um Lunch zu Boden zu befördern.

 

„Lunch, ist alles in Ordnung?“ Augenblicklich war Son Goku an ihrer Seite, legte einen Arm um ihre Schulter und sah auf ihren nach unten gerichteten Kopf. „Lunch?“

 

„Und jetzt gebe ich euch fünf Sekunden.“

 

„Was? Aber Vegeta!“ Fassungslos hatte Son Goku die vergeblichen Mühen seiner Freunde beobachten müssen und nun lagen sie da – gedemütigt und verletzt am Boden. „Das kann nicht dein -“

 

„Schnauze, Kakarott. Ich habe mir das Schauspiel lange genug mit ansehen müssen.“ Das hatte er, ja. Vermutlich hatte Turles sie schon längst gefunden, während er sich mit dümmlichen Kinderstreichen – die jeder zweijährige Saiyajin im Keim ersticken konnte – herumärgern müssen. „Eins!“, fing er folglich zu zählen an – gefolgt von seinem Zeigefinger, der die Anzahl der verbleibenden Zeit symbolisieren sollte. „Zwei!“, fügte er rasch und deutlich lauter hinzu.

 

„Hör auf, Vegeta!“

 

„Drei!“ Amüsiert sah er dabei zu, wie Kakarott dem Weib auf die Beine half und sich vergewisserte, dass sie alleine stehen konnte, bevor er hastig zu dem bewusstlosen Glatzkopf rannte und sich nach dessen Befinden erkundigte. „Ich würde euch zur Eile raten“, schlug er nach wenigen Sekunden latent vor und ließ den goldenen Ball in seiner Hand noch heller erstrahlen, so dass sich der goldene Schimmer nach und nach zu einer festeren Form manifestierte.

 

Diese kleine Ki-Attacke konnte erheblichen Schaden anrichten, das wusste Vegeta, aber er fürchtete die Ausmaße nicht. „Vier!“

 

Zur selben Zeit klemmte Son Goku den Körper des ohnmächtigen Kuririn zwischen seine Hüfte und seinen Arm, wonach er mit der anderen Hand nach Lunchs Handgelenk griff, um mit ihr zu flüchten.

 

„Viel zu langsam.“ Gewissenlos verzichtete Vegeta auf die letzte Zahl. Er schoss rücksichtslos in ihre Richtung, ganz egal, was geschehen würde. Und es war ein mächtiges Gefühl, nicht derjenige gewesen zu sein, der angstvoll davonrannte.

 

Oh Nein, Vegeta hatte sich ihnen gestellt, obwohl sie in der Überzahl waren und es dennoch nicht fertig brachten, ihn zu bezwingen. Jenes Gefühl verlieh ihm Stärke. Dass Kakarott indessen einen Ausweg fand, indem er mit letzter Kraft Lunch nach links, sowie sich selbst und Kuririn nach rechts stieß, sodass die Attacke nur knapp zwischen ihnen durchflog, schmälerte seine Freude keinesfalls. Seine Mundwinkel zuckten sogar, als er den Umstand wahrgenommen hatte.

 

„Das passiert, wenn man sich mir widersetzt“, flüsterte Vegeta, nachdem er den Abstand zu den am Boden liegenden Saiyajins geschlossen hatte. Doch noch ehe er sich vom Boden abstieß und über den herausragenden Baumwipfeln verschwand, warf er einen letzten abschätzigen Blick auf die drei Gefallenen.

 

„Verdammt“, wisperte Son Goku, als er seinen Körper mühevoll zur Seite drehte, sich aufrecht hinsetzte und mit einer Hand einen sicheren Sitz gewährleistete. Abschließend schirmte er die glühende Sonne vor seinen Augen ab und sah zu de Bäumen, hinter denen Vegeta verschwunden war. „Grundgütiger, was für eine Energie. Ich... Ich habe ihn unterschätzt“, ergänzte er seine Erkenntnis, während er sich keuchend den Schweiß aus seinem Gesicht wischte. Danach berührte er vorsichtig seine Schulter, die schmerzlich pochte. „Lunch? Lunch, geht es dir gut?“

 

Nuschelnd konnte er sie antworten hören, ehe er schwankend auf die Beine kam und zu Kuririn ging, da dieser wohl noch einige Minuten bräuchte, bis er wieder zu sich kam.

 

 
 

~*~
 

Seit der letzten Biegung hatte Bulma nahezu ihre komplette Orientierung verloren, aufgrund der Tränen, die ihre Sicht trübten. Viel zu traurig war sie, um sich überhaupt Gedanken zu machen, wie sie den Weg nach Hause finden sollte, aber sie war nun einmal so sauer. So verzweifelt. So... So niedergeschlagen. Und selbst wenn sie sich auf ihre Umgebung fixiert hätte, wäre ihr spätestens nach der zweiten Kreuzung aufgefallen, dass es sowieso überall gleich aussah.

 

Ja, alles sah gleich aus. Auch die Vögel. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie gaben denselben Laut von sich wie die Vögel, deren Zischlaute sie schon vor zehn Minuten gehört hatte. Aber sie war zu sehr von ihren dämlichen Gefühlen übermannt, welche ihre Rationalität auslöschten und das Mädchen immer weiter in den Wald trieben – in der Hoffnung, niemandem zu begegnen, damit sie mit ihrer Scham alleine sein konnte.

 

Und Schuld daran war Vegeta. Ihr Zorn. Ihre Traurigkeit. Und Vegeta. Ihre Sensibilität. Ihr Bauchgefühl, das sagte, das sie alles unter Kontrolle hatte. Und Vegeta!

 

„Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dass ich einmal glücklich sein könnte?“ Missmutig kickte sie einen Stein vor ihren Füßen weg. „Ha, auf Vegeta-Sei? Ich muss dumm gewesen sein, das geglaubt zu haben. Niemand wird hier je glücklich werden.“ Seufzend sah sie nach oben gen Himmel. Sie musste bereits die Augen zusammenkneifen, um das Blau des Himmels zu sehen, da die Bäume immer dichter beieinanderstanden und zeigten, dass sie immer tiefer im Wald verschwand. „Nein, niemand wird auf diesem Planeten sein Glück finden.“
 

Ach, verdammt!

 

Nach etwa zwanzig Minuten begannen auch ihre Füße zu schmerzen. „Auch das noch. Blöde Schuhe.“ Entnervt steuerte sie einen kleinen Felsen an, auf dem sie sich niederlassen und ihre hinderlichen Schuhe ausziehen konnte, um den restlichen Weg dann eben barfuß zu meistern. Aber bevor sie sich erhob, genoss sie noch einen Moment die Stille. Nirgends hörte man Stimmen. Nirgends sah sie jemanden, der au sie herabschaute.

 

Es war himmlisch und doch schniefte sie, als die Erinnerungen wieder über sie hineinbrachen. Alles war so kompliziert geworden, seit sie auf Vegeta-Sei lebte. Darüber hinaus rieb sie zermürbt ihre Hand über ihre noch feuchten Augen und es war ihr egal, dass sie den Kajalstift verschmierte, dessen schwarze Farbe nunmehr an ihren Fingern haftete.

 

Und so, wie die Fingerkuppen aussahen, so fühlte sie sich – furchtbar, schmutzig und katastrophal.

 

„Ist doch sowieso alles sinnlos.“ Ihren Oberkörper nach vorne gebeugt, stützte sie konsekutiv ihre Ellenbogen auf ihre angewinkelten Beine, um ihr Kinn schnaufend auf ihre nach oben haltenden Hände zu platzieren. Nicht einmal das Blätterrascheln beruhigte sie und das Zwitschern der Vögel machte sie schier wahnsinnig. Sie konnte nicht anders, wenngleich sie jedes Tier respektierte, aber sie musste böse nach oben zum Blätterdach sehen. Ja, sie schaute so böse nach oben, als wären die kleinen Geschöpfe an ihrem Elend Schuld, aber es nützte nichts – sie trällerten fröhlich weiter. Als plötzlich auch noch das Gebüsch hinter ihr zu rascheln begann, verlor sie völlig die Contenance.

 

„Wer ist da?“, rief sie unsicher, als sie sich – noch immer auf dem Stein sitzend – herumdrehte. „Hallo?“ Scheinbar lauerten auch dort sekkante Vögel, um ihren Gesang noch besser an Bulma heranzutragen, um sie noch ein wenig mehr zu ärgern.

 

Allerdings kam aus dem Gebüsch kein Zwitschern, weshalb sich Bulma entschied, selbst nachzusehen. Umsichtig erhob sie sich und näherte sich vorsichtig den Zweigen. „Hallo?“ Vergessen waren auch ihre Schuhe, die sie am Stein zurückgelassen hatte.
 

Aber wieso näherte man sich immer einer augenscheinlichen Gefahr? Wieso rannte man nicht einfach weg? Nun, weil einige Saiyajins – zu denen wohl auch Bulma zählte – unendlich neugierig waren. Nachdem sie die störrischen Äste zur Seite geschoben und den Ursprung des Rascheln entdeckt hatte, schlich sich auch heimlich ein strahlendes Lächeln, das immer größer wurde, auf ihren Mund. Ja, es kroch fast anmutig über ihre Züge.

 

„Hey, na ihr?“, murmelte sie erfreut. „Was macht ihr denn hier?“ Strahlend zwängte sie sich durch das Gebüsch hindurch, um dem – was sie erblickte – näher zu kommen und beinahe hätte sie, aufgrund ihrer Freude, die Hand zum Gruß gehoben, aber das wäre doch albern gewesen, wenn sie zwei spielende Welpen begrüßt hätte, oder? Zumal die Kleinen aufgehört hatten, herumzutollen und miteinander zu spielen, nachdem Bulma scheinbar ihr Heim betreten hatte. „Wer seid ihr denn? Seid ihr Hundekinder? Oder doch eher Wolfskinder?“

 

Hechelnd kam eines der Jungen zu Bulma getapst, was Bulma ein Kichern entlockte, ehe sie in die Hocke ging und vorsichtig eine Hand nach dem mutigen Welpen ausstreckte. Allerdings erschreckte das den näher kommenden Welpen – der just stehen blieb und die junge Frau interessiert musterte –, woraufhin die blauhaarige Saiyajin behutsam sprach: „Ssshh, ihr müsst keine Angst vor mir haben. Ich werde euch nichts tun, versprochen. Ich werde mich hier hinsetzen und warten, bis ihr zu mir kommt, einverstanden?“, erklärte sie unnötigerweise und tippte neben sich auf die Erde, was der Welpe prompt ausnutzte und sich nochmals in Bewegung setzte.

 

Das war doch richtig, nicht? Dass sie selbst den Abstand wahrte, bis die Tiere sich freiwillig entschlossen, zu ihr zu kommen, oder? Offensichtlich schon, denn es funktionierte ja. „Seid ihr schon die ganze Zeit alleine? Wo ist denn eure Mama?“ Besorgt reckte Bulma daraufhin ihren Kopf in die Höhe, auf der Suche nach Hinweisen, die auf die Dauer der Abwesenheit des Muttertiers hindeuten könnten. Während sie das tat, bemerkte sie gar nicht, wie der Hund näher kam – bis dieser schlussendlich sein weiches Köpfchen gegen ihre Handinnenfläche stieß.

 

„Du bist aber mutig“, honorierte sie die Tapferkeit des Kleinen, was innerhalb weniger Augenblicken mit einem aufgeregten Bellen und einem wedelnden Schwanz belohnt wurde. „Und du? Bist du auch so mutig, Kleiner?“, fragte sie den anderen Welpen, der das Verhalten seines Geschwisterchens skeptisch und aus sicherer Entfernung beäugte. „Oder... bist du in demselben Maße ängstlich wie ich? Wenn ja, dann... dann verstehe ich das. Ich fürchte mich auch des Öfteren, leider.“

 

Ihre Freude, bezüglich der zahmen Hunde, währte jedoch nur kurz, da sie sich bewusst wurde, wie lächerlich sie sich gerade gemacht hatte. „Was mache ich hier überhaupt? Ich rede mit kleinen Hundewelpen, die vermutlich kein einziges Wort verstehen.“ Klagend legte sie ihr Gesicht in ihre Hand, während die andere die weichen Ohren des Hundes kraulte. „Ihr habt es gut, ihr seid noch klein. Ihr müsst euch noch keine Sorgen machen oder euch mit der harten Welt da draußen auseinandersetzen.“

 

Ja, die Realität war oft hart, sie schlug Bulma oftmals erbarmungslos ins Gesicht und die Realität verspottete Bulma, in jeder Situation, in der sich die neunmalkluge Saiyajin verängstigt zurückzog.

 

Der Welpe schien Bulmas Gemütsschwankungen unwiderleglich zu bemerken, da er traurig zu jaulen anfing, auf Bulmas Schoss sprang und sich noch enger an ihren wärmenden Körper schmiegte. „Ach herrje, du bist ja lieb, aber Hunde waren schon immer anhänglich und sehr treu, nicht?“ Kurz konnte die junge Frau ihre Sorgen vergessen, als sie in das hübsche Gesicht des Hundes blickte. Ein Hund würde auch niemals die Hand beißen, die ihn zuvor gefüttert hatte, was ihr den himmelweiten Unterschied zwischen dem Hund und einem saiyajinischen oder menschlichen Wesen aufzeigte. Selbst die kalte Schnauze eines Hundes war bedeutend wärmer, als die Kaltschnäuzigkeit mancher Saiyajins...

 

„Ihr habt bestimmt Hunger und wartet auf eure Mama, die auf Nahrungssuche ist. Hätte ich erahnen können, auf welch nette Gesellschaft ich hier stoße, hätte ich euch etwas mitgebracht.“ Nochmals wandte sie unsicher ihren Kopf zur Seite. „Wo bleibt eure Mama bloß? Euch einfach hier zurücklassen kann ich nicht. Aber mitnehmen geht wiederum auch nicht.“

 

Gemeinsam mit ihrem neuen tierischen Freund überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte. Ihren Ellenbogen stützte sie auf ihren Oberschenkel ab, die linke Hand ruhte unter ihrem Kinn, während Daumen und Zeigefinger grübelnd ihre Mundpartien entlangfuhren. „Oder soll ich euch mitnehmen? Dann könnt ihr etwas essen und danach bringe ich euch zurück. Wäre das ein Kompromiss?“

 

Das freundliche Bellen des Welpen schien Bulma zum Anlass zu nehmen, ihren Vorschlag umzusetzen. „Abgemacht. So wird's gemacht.“ Natürlich verstanden sie ihre Worte nicht, aber Bulma fühlte sich sehr viel wohler, wenn sie mit den Hunden sprach, statt schweigsam vor ihnen zu stehen und über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. So fühlte es sich immerhin an, als hätte sie die Kleinen vorgewarnt.

 

Nachfolgend stand Bulma auf, ehe sie sich mit knackenden Knien hinabbeugte, um den Welpen auf den Arm zu nehmen. Allerdings wurde ihr Vorhaben unterbrochen, als... als sie hinter sich ein unheilvolles Knurren vernahmen.

 

Wie von einer Tarantel gestochen, schreckte Bulma herum. „Oh... Oh nein... Bitte nicht“, stammelte sie aufgebracht, bevor sie sich stockend zu ihrer vollen Größe aufrichtete und ihr zwei pechschwarze Augen entgegensahen, sowie einer nassen Nase, die zu einem noch viel größeren Hund gehörte – alles andere als freudig gestimmt. „Oh je. Das... Das ist bestimmt... eure Mama, richtig?“, leitete sie ab, nachdem die beiden Welpen – auch der, der die ganze Zeit schüchtern war – fiepend zur Mutter gerannt waren und ihren Köpfe gegen ihren drückten. Hechelnd beschnupperte diese ihre Kinder, bevor sie wieder ihren Kopf hob – doch dieses Mal langsamer, zähnefletschend und mit einem bösen Blick im Gesicht, der Bulma signalisierte, dass sie nicht Willkommen war.

 

„Bitte... Ich... Ich hatte nichts böses vor. Wirklich nicht.“ Wie zu anfangs, versuchte Bulma sich möglichst ruhig zu verhalten, um den Hund bei Laune zu halten. Ja, bloß keine hektischen Bewegungen, die Bulma als Beute darstellen könnte. „Ich hatte keine bösen Absichten. Glaub mir, bitte. Ich... Ich würde keinem Lebewesen Schaden zufügen.“

 

Kurz sah es so aus, als würde das Muttertier sie verstehen. Sie senkte denk Kopf, allerdings um sich darauf knurrend Bulma zu nähern. Nachdem sie ihr Maul öffnete, hätte Bulma – hätte sie die Zeit gehabt – jeden einzelnen Zahn abzählen können. Oh ja, aber sie konnte auch so erahnen, dass ihr ein ausgeprägtes, starkes Gebiss entgegen starrte. Ebenso das folgenreiche Belle unterschied sich von dem der kleinen Welpen.

 

Die warmen Tränen auf ihren Wangen spürte sie nicht, da ein warmer, feuchter Stem ihre Kniekehlen streichelte, woraufhin sie sich erschrocken umdrehte und...

 

„Oh... Oh bitte nicht!“ Hinter ihr war ein weiterer Hund erschienen – offenbar der Vater der Kleinen, der sich danach verzehrte, seine Fangzähne in ihre Haut zu rammen. Scheinbar hatten sie Bulma und die Welpen so lange beobachtet, bis die blauhaarige Saiyajin beschlossen hatte, die Welpen mitzunehmen. Das schien den Beschützerinstinkt der Eltern aktiviert zu haben und Bulma gleichzeitig in den Wahnsinn zu treiben. Das, was gerade geschah, war jenseits von Gut und Böse – noch schlimmer, als das, was auf dem Fest passiert war. Ja... Ja, noch viel schlimmer. Unter einem tosenden Aufschrei nahm sie ihre Beine in die Hand und spurtete los – vorbei an der Mutter, immer weiter in den Wald hinein und sie wusste nicht, wie es ihr gelang, aber sie überwand jeden Stein, jeden Baumstamm, sowie jedes Hindernis, das sie zu Falle hätte bringen können.

 

Hauptsache weg von hier. Diplomatisch wäre sie sowieso nicht weitergekommen. Die Tiere verstanden sie nicht. Das würden sie auch nie. Stattdessen rannte sie schreiend davon – weg von der Gefahr. Sie wollte auch keinen einzigen Blick nach hinten riskieren, aber sie wollte wissen, ob sie von den Hunden verfolgt wurde.

 

Sollte sie einen Blick wagen? Nur einen einzigen?

 

„Nein, ich... ich hätte“, keuchte sie bereits erschöpft, „es wissen müssen.“ Das hätte sie, denn die Tiere waren ihr auf den Fersen – dicht hinter ihr. „Wieso... Wieso muss... mir das... passieren? Hilfe!“, schrie sie das letzte Wort aus Leibeskräften. Sie zwängte diese notwendigen Worte, wenngleich ihre Kehle staubtrocken war, aus ihrem brennenden Mund. „Hilfe! Ich... Ich brauche Hilfe! Son... Son Goku!“ Aber weit und breit war nichts von einem rettenden Son Goku zu hören, abgesehen von den dumpfen Laufgeräuschen, die sie, sowie die Pfoten der Hunde verursachten. „Son Goku, hilf mir. Ich... Ich bitte dich!“

 

Es kam niemand! Bulma sah bloß die Bäume. Sie sah die Vögel, die weit oben – fernab jeglicher Gefahr – auf den Ästen saßen und die wilde Verfolgungsjagd zu beobachten schienen. Das Dickicht um sie herum wurde noch dichter, nichts deutete darauf hin, dass sie sich dem Dorf näherte – gar nichts. Überall waren Büsche zu sehen, wilde Sträucher und Bäume, deren Zweige ihr ins Gesicht peitschen und sicher den einen oder anderen Kratzer in ihrem Gesicht hinterließen. Der Weg wurde hinderlicher und Bulma wurde immer müder. Ihr taten die Lungen weh, ihre nackten Füße schmerzten von den kleinen Steinchen, die sich in ihre Haut pressten, sobald sie auf diese trat. Hinzu kam die Orientierungslosigkeit, die alles umso gefährlicher machte und Bulma daher nicht abschätzen konnte, wie weit sie schon in den Wald gelaufen war. Außerdem... ihr... ihr Tempo verlangsamte sich rapide.

 

Ebenfalls etwas, das lebensbedrohlich war, angesichts der Situation, in der sich Bulma befand.

 

„Nein... Das... Das darf jetzt nicht... passieren“, entfuhr es ihr heiser. „Bulma, halte... halte durch. Dir darf jetzt nicht... die Luft wegbleiben. Nicht... jetzt, verdammt!“, animierte sie sich und ihren Überlebenswillen, der sekündlich sank – sich nach und nach von ihr verabschiedete. Trotzdem wollte sie auf Nummer sicher gehen und nichts unversucht lassen, weshalb sie noch einmal brüllte: „Son Goku!

 

Alleine durch ihren Aufschrei, wurde ihre Ausdauer noch mehr verkürzt, was eines der Tiere eiskalt ausnutzte. Mit einem Satz war das Tier, dessen graues Fell nach Unheil und Tod stank, in Bulmas schmerzenden Rücken gesprungen, was zur Folge hatte, dass Bulma das zusätzlich Gewicht nicht tragen konnte und mitsamt dem Hund zu Boden fiel. Glücklicherweise – sofern man es Glück nennen konnte – gelang es der Saiyajin, den Sturz mit ihren Händen zu bremsen. Allerdings spürte sie schon, wie sich ihre Haut aufschlitzte, aufgrund des sandigen Bodens, der sich wie Rasierklingen in ihre Haut schnitt. Dennoch schaffte sie es, sich auf den Rücken zu rollen, das Tier von sich abzuwerfen, aber nur, um sich Sekunden später unter dem Hund wiederzufinden, der rasch über sie gesprungen war und knurrend seinen Kopf zu ihrem Gesicht neigte. Warmer, dickflüssiger Speichel – der langsam aus dem Maul lief – tropfte folglich auf Bulmas Wange, was sie zusätzlich in Angst versetzte und sie zwang, die Augen zu schließen. All die Angst trieb das Mädchen dazu, zu Gott auf der Erde zu beten, von dem Son Goku ihr schon einmal erzählt hatte, dass er ein gütiger Gott sei, der stets darauf achtete, die Menschheit zu schützen.

 

Ob das auch für Saiyajins galt?

 

Anscheinend nicht. Aus dem Mund des Hundes kam ihr ein Geruch entgegen, der Bulma sagte, dass sie nicht die erste Beute für heute wäre. „Das... Das ist mein Ende“, wimmerte sie wehrlos. So schwach es auch klang, Bulma schloss bereits mit allem ab. Sie konnte nicht einmal mithilfe ihrer Ellenbogen wegrobben, um eventuell erneut die Chance zur Flucht zu ergreifen. Nein, diese Chance wurde ihr verwehrt und sie sah schon die gewaltigen Zähne... Wie... Wie diese an ihren Sehnen zerrten, die Bulma förmlich zerrissen. Sie konnte sich schon verzweifelt schreien hören. Niemand sonst würde sie hören...

 

Abschließend hoffte sie, dass sie nicht zu lange leiden würde, woraufhin sie wieder die Augen fest zusammenschloss und die Tränen über ihre Schläfen, hinein in ihr Haar kullerten.

 

Plötzlich vernahm sie das schreckliche Jaulen des Hundes. Augenblicklich waren ihre blauen Augen offen, um der Ursache auf den Grund zu gehen und Bulma konnte nicht glauben, was sie sah. Über ihrem Körper war kein Hund ersichtlich – was sie nutzen sollte. Völlig egal, was passiert war. Sie sollte gefälligst ihrem ausgemerzten Kadaver befehlen, sich zu erheben und wegzulaufen – so, wie es jeder vernünftige Mensch tun würde. Ächzend rollte sie sich auf den Bauch, um sich torkelnd mit ihren Beinen und ihren Händen vom Boden abzustoßen, jedoch wurde sie sogleich gehindert, das Weite zu suchen.

 

„Nein, nicht!“, flüsterte eine raue Stimme, deren dazugehörige Hand sanft nach Bulmas Schulter griff, um sie vorsichtig auf den Boden zurückzudrücken. „Keine hektischen Bewegungen, Onna. Das treibt sie an.“

 

„Was?“, stöhnte sie aufgebracht zurück, ehe sie ihren Kopf zur Seite drehte und konsterniert feststellte, dass Vegeta in die Knie gegangen war, und seinen stählernen Körper schützend über ihren beugte. „Vegeta?“ Bulma konnte sehen, wie Vegeta permanent zur ihr hinab, sowie zu den Hunden sah, von denen einer verwundet am Boden lag, während dessen Gefährte die blutende Kopfwunde beschnupperte.

 

„Kannst du aufstehen, Onna?“

 

„Aufstehen?“, gab sie perplex zurück.

 

„Ja, aufstehen. Oder...“ Ihm war es sichtlich unangenehm, den Satz fortzuführen. „Oder soll... ich dich tragen?“, endete er knurrend und behielt weiterhin die Hunde im Visier. Infolgedessen legte er unbewusst die Hand auf ihren Rücken, während er anschließend ihren Körper inspizierte, auf der Suche nach offenen Verletzungen.

 

„Vegeta, was... was machst du hier?“ Ihre Sicht war noch nicht klar, weswegen sie sich die Tränen aus den Augen wischen musste, bis sie Vegetas Konturen klar vor Augen hatte. „Wie hast du -“

 

„Lass uns gehen, Onna.“ Er wollte ihr nicht die Möglichkeit geben, ihn mit weiteren Fragen zu löchern. „Sonst besinnen sich die beiden schneller als uns lieb ist und greifen womöglich nochmal an.“ Fürsorglich griff er unter ihren Arm, nachdem er aufgestanden und sich zu ihr hinabgebeugt hatte, um ihr auf die Beine zu helfen. Würden die Viecher es in Erwägung ziehen, sie nochmal anzugreifen, würde Vegeta nicht davor zurückschrecken, sie ins Jenseits zu befördern. Er hatte sogar jetzt einen guten Grund, die Biester zu eliminieren, allerdings hielt ihn eine Sache davon ab.

 

Bulma...

 

Vegeta sah, versteckt hinter einem Baum, wie rührend sie sich um die kleinen Hundewelpen gekümmert hatte. Den Tod der Hunde, die seinen und Bulmas Tod billigend in Kauf genommen hätten, würde die junge Saiyajin sicherlich bestürzen, weswegen er davon absah, ihnen etwas anzutun. Dass er Zeuge ihrer unbegrenzten Tierliebe wurde, verschwieg er dagegen, weil er dieses Wissen mit niemandem – nicht einmal mit ihr – teilen wollte.

 

Und nachdem er sicherstellte, dass sie alleine stehen konnte, ließ er ihren Arm ruckartig los, als hätte er sich an ihr verbrannt. „Können wir gehen?“

 

„Ja.“ Wie er sie gefunden hatte, das würde Bulma nie erfahren – wieso also danach fragen? Es war nur etwas befremdlich, dass Vegeta etwas selbstloses tat. Das verunsicherte die blauhaarige Saiyajin, die noch leicht wackelig auf den Beinen stand und ihre zerzausten Haare mit ihren Fingern aus ihrem Gesicht kämmte.
 

Vegeta schien überrascht. Er rechnete mit einem Ausbruch ihrer Gefühle, damit, dass sie ihn schlug, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen blickte sie ihn fragend an – vermutlich wartete sie darauf, dass er voranging, weil sie den Weg nicht kannte? „Du kannst froh sein, dass ich meinen Scouter dabei hatte, Fräulein. Ansonsten hätte ich nur noch deine Überreste gefunden.“ Was schlichtweg gelogen war. Natürlich hatte er sie schon viel früher entdeckt, aber er war noch immer Vegeta, der es genoss, Salz in die offenen Wunden zu reiben. „Das hier“, erklärte er weiter, als er voranschritt und sah, dass sie ihm folgte, „hätte böse ausgehen können. Das ist dir hoffentlich klar?“

 

„Ja, ich weiß und -“ Sekunde! Wollte Bulma sich gerade bedanken? Nach all dem, was passiert war? Bei ihm? Bei Vegeta?

 

„Beende deinen Satz, Onna. Du kannst dich ruhig bei mir bedanken.“
 

„Bitte?“ Nun kehrte auch ihre Wut zurück, sie überwog all die Traurigkeit, die bis gerade eben noch in ihr wohnte. „Hättest du -“
 

„Hätte ich was?“ Die Spannung fiel von ihm ab. Vegetas Herzschlag beruhigte sich, der eben noch gigantische Anschläge erreichte, als er das Weib unter dem Tier erblickte. Grundgütiger, er dachte schon, er wäre zu spät gewesen... Mit hochgezogenen Augenbrauen überkreuzte er die Arme vor seiner Brust und wartete gespannt darauf, wie sie seinen Kuss – auf den sie sicher anspielte – umschreiben würde.
 

„Hättest du mich nicht überrumpelt, wäre ich gar nicht weggelaufen!“
 

Ach, überrumpelt hatte er sie? Interessant. „Ach so. Dann frage ich mich, wieso du den Kuss nicht unterbrochen hast?“, sprach er amüsiert weiter und hob die Hand, als Bulma protestieren wollte. „So schlecht kann er ja nicht gewesen sein.“
 

„Ich war geschockt!“, empörte sich die junge Frau mit erhobener Stimme. „Ich... Ich musste mich erst mal akklimatisieren.“
 

„Wäre mir neu, dass dich etwas – im Bezug auf mich – schockieren könnte.“

 

„Ich war es aber“, klärte sie ihn unermüdlich auf, während sie den Wald durchquerten.

 

„Ist klar. Wärst du bei Turles auch schockiert gewesen?“

 

„Das geht dich gar nichts an. Turles ist -“

 

„- nervig? Zügellos? Ein Arschloch? Ein... Saiyajin?“, betonte er scharfzüngig. „Wir wissen beide wieso du auf dem Fest warst, Onna. Ich sah meine Chance und das zwischen uns ist passiert, weil ich es so wollte. Ich wollte mich revanchieren. Für alles. Sogar für die Dinge, für die du nicht einmal verantwortlich bist.“ Da dachte Vegeta doch wirklich, sein Herz hätte sich beruhigt... Pustekuchen. Wieder schlug es ihm bis zum Hals, weshalb er sich auch brummend von ihr entfernte, um den Heimweg anzutreten. Allerdings blieb er doch noch einmal kurz stehen. „Denk nicht, dass mir der Kuss gefallen hat. Ich wollte nur meine Rache!“

 

Ihm bedeutete der Kuss gar nichts – einzig und allein seine ausgeübte Rache war ihm wichtig. Punkt. Genau. Ja. Der Kuss war belanglos, langweilig – gar nicht erwähnenswert.
 

„Du wolltest“, entkam es ihr angriffslustig, „mich vor Turles bloßstellen?“ War ja klar. Sie ahnte etwas derartiges schon. Doch Vegeta antwortete ihr nicht, sondern ging weiter seiner Wege, was Bulma rasend machte. Sie lief ihm nach, packte nach seiner Schulter und wollte ihn aufhalten, ihn anschreien, damit er ihr endlich zuhörte, ohne jedes ihrer Worte herabzusetzen. „Ist es das, was du -“
 

„Hey!“ Gleichermaßen aggressiv, schlug er während seiner Drehung ihren Arm von seiner Schulter. „Fass mich“, knurrte er bedrohlich, „nicht noch einmal an, Onna!“
 

„Dein Motiv war Rache? Spinnst du, Vegeta?“ Sie ging gar nicht auf seine Aufforderung ein. „Was habe ich dir getan, dass -“

 

„Das fragst du noch?“ Klar fragte sie. Woher sollte sie auch wissen, dass er sie insgeheim anziehend fand, obwohl er das alles gar nicht wollte? Woher sollte sie wissen, dass sein Körper ihn verriet, seine Triebe ihn unberechenbar machten und er selbst nicht erklären konnte, wieso er sie wollte? „Ich bin ein Gefangener in eurer Drecksbude. Ich bin der Prinz der Saiyajins und werde gezwungen -“

 

„Von deinem Vater! Nicht von meinem, Vegeta!“

 

„Richtig. Von meinem Vater.“ Gegen den ich chancenlos bin und ich deswegen keinen Ausweg mehr sah, als meinen Frust an dir auszulassen... Das hätte er noch hinzufügen müssen, doch war das bloß seine innere Stimme, die Bulma nicht hören konnte.

 

„Aber was kann ich dafür? Wieso machst du mir mein Leben zur Hölle?“

 

Gar nichts konnte sie dafür. Verdammte Scheiße, das wusste Vegeta – wie so vieles, das er wusste und doch das Gegenteil tat. „Weil -“ Ja, er wollte ihr erklären, dass er sie nicht mochte und er sie tyrannisierte, weil sie eben das passende Ventil war, um seinen Ballast abzuwerfen. Doch etwas hatte seine Sinne gestört – ihn regelrecht gewarnt, endlich von hier zu verschwinden.

 

„Weil was?“

 

„Gar nichts. Ich verschwende bloß meine Zeit mit dir, du undankbares Weib.“

 

„Aber -“

 

„Nochmal zum Mitschreiben: Lass mich zufrieden, Onna. Versuch nicht, die Situation zu zementieren und komm auch nicht auf die Idee, dass du auch nur einen Hauch von Interesse in mir geweckt hättest – dem ist nicht so! Meine Absicht, und das sage ich dir jetzt zum letzten Mal, war es, dich seelisch zu treffen!“, flüsterte er abschließend, da er wusste, dass sie nicht mehr lange alleine wären. Mit Sicherheit wollte er nicht, dass der Ankömmling von Vegetas wahren Absichten erfuhr.

 

Und endlich gelang ihm die Flucht. Ja, sie schaffte es, dass er flüchtete – vor ihr. Vor einer Saiyajin, die... die so schön war, verdammter Saiyajin-Mist! Hinzu kam, dass er sich mit dieser Aktion selbst ins Fleisch geschnitten hatte und damit meinte er nicht, dass Turles sauer sein könnte. Turles, sowie dessen Gefühle, sofern er mehr als unverdautes Mammutfleisch in sich trug, waren Vegeta sowas von Wurst! Nein, er hatte sich selbst ins Fleisch geschnitten, weil... weil er sich selbst eingestehen musste, dass er sie nochmal küssen würde, wenn er die Gelegenheit bekäme.

 

Schnaubend wandte er sich gänzlich von ihr ab, stieß sich noch inmitten seiner Drehung vom Boden ab, sodass er schnell an Höhe gewann und verschwand.
 

Niedergeschlagen ging Bulma daraufhin in die Knie, ließ sich auf ihren Hintern fallen und sah Vegeta nach, der in Windeseile nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne war und ehe sie sich nach hinten auf die Wiese, die sie mittlerweile erreicht hatten, fallen ließ, neigte sie ihre Kopf noch einmal nach hinten, doch dieses Mal war kein Hund hinter ihr her, worauf sie sich unbekümmert ins Gras fallen ließ und den blauen, klaren Himmel bestaunte.

 

„Was für ein Idiot!“, murmelte sie im Anschluss gekränkt.
 

„Ich hoffe, du redest nicht von mir!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seredhiel
2018-04-02T18:50:09+00:00 02.04.2018 20:50
Was für ein passender Kapiteltitel *weglacht*

einfach tolles Kapitel und wie vermutet hat sich Vegeta mal wieder selbst sein Grab geschaufelt *weglacht*
Hmm das kann doch nur Turles sein, der sie erreicht hat *schmunzelt* Wie wird sie wohl reagieren XD
bin gespannt wie es weitergeht

Das warten lohnt sich allemal!!11!!! ^^
Antwort von:  Dracos-Princess
15.04.2018 11:32
Haha, ja. Der Titel passte doch ganz gut zum Kapitel ;)

Ich muss gestehen, dass mir das Kapitel - auch nach der Überarbeitung - nicht gefällt. Aber es gehört dazu und es muss auch in die Geschichte rein. Und klar schaufelt Vegeta sich sein Grab :D So einfach darf der Lümmel es ja nu auch nicht haben ;) Der soll mal schön zappeln.
Antwort von:  Seredhiel
15.04.2018 12:24
Hehe, der Titel ist super und lass den ruhig so :D

Vegeta soll genauso leiden wie sie, wobei ich mir zu gut vorstellen kann wie viel mehr er leiden wird xDDDD
Bulma ist einfach ein Charakter der gerne mal ausflippt, aber sie ist auch schnell über eine Sache hinweg und die Einstellung: Einfach Lächeln ist zu göttlich :D
Antwort von:  Dracos-Princess
15.04.2018 15:30
Haha, gut so.
Vegeta soll genauso leiden wie Bulma? :D Oh... Ich möchte dir den Verlauf der Geschichte nicht spoilern, daher hüte ich mich vor Tipps und dergleichen ;P Dahingehend möchte ich natürlich gaaar nicht eigennützig sein und dich ganz dezent auf das neue Kapitel hinweisen *kicher
Antwort von:  Seredhiel
15.04.2018 22:37
hehe, ich möchte auch keine Spoiler *fg*
ich warte geduldig bis wieder was on ist und neues Kapitel auch wieder verschlungen *fg*

einfach *weglacht* ^^


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