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Of Gold and Green

[BokuAka-Day]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin seit ein paar Monaten mit BokuAka infiziert und habe dann eher zufällig heraus gefunden, dass heute der BokuAka Day ist (ein paar "zelebrieren" ihn zwar lieber am 5.4., aber für mich ergibt es tatsächlich mehr Sinn, ihn am 4.5. abzuhalten). Ein paar Recherchen haben dann außerdem ergeben, dass heute in Japan der Tag des Grüns ist, ein Bestandteil der Goldenen Woche. Also habe ich das alles miteinander verknüpft und einen kleinen BokuAka-OS geschrieben.

Der OS ist eine Art Prequel zu einer längeren Haikyuu!-Fic, die ich irgendwann schreiben möchte. Dementsprechend sind in diesem OS die Parteien sehr bewusst so verteilt, wie sie jetzt sind. Wann ich mal damit anfangen können werde, die große Fic zu schreiben - vom Upload ganz zu schweigen -, kann ich aber noch nicht sagen. Ich bin zur Zeit zu sehr mit meinen FT-Projekten involviert.

Ich hoffe, ich habe die Charaktere nicht zu sehr verhunzt. Das ist mein allererster Versuch, etwas zu BokuAka zu schreiben und Bokuto und Akaashi sind nicht unbedingt die einfachsten Charaktere. Konoha und Kuroo haben übrigens großen Spaß gemacht. Ich freue mich total darauf, in der Haupt-Fic Bokuroo und AkaKono als Broships weiterhin dabei zu haben! *~*
(Übrigens bin ich kein KuroKen-Shipper und Hinata tanzt hier auch nicht durchs Bild, um mit Lev oder Kenma oder Kageyama verkuppelt zu werden. BokuAka ist bisher das einzige Shonen-Pair, von dem ich bei Haikyuu! überzeugt bin. Aber wie ihr das alles lest, ist natürlich eure Entscheidung.)

Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank im voraus für jeden Kommentar!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

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„Wenn ich’s dir doch sage, sie hat mich angelächelt!“

Neben Akaashi seufzte Konoha leise und schloss seinen beängstigend dicken Lernordner mit einem dumpfen Laut, aber ihr Freund und Kommilitone Sarukui beachtete das nicht einmal, sondern beteuerte Komi weiterhin, dass es zwischen ihm und der neuen Laborantin kräftig funken würde.

Wie er es alle paar Wochen im Zusammenhang mit einer neuen Frau tat. Nicht dass er tatsächlich mal mit einer von ihnen ausgehen würde. Er schwelgte einfach nur eine Zeit lang in dem Gedanken, wie beliebt er anscheinend beim anderen Geschlecht war, bis die betreffende Frau einfach nicht mehr von sonderlichem Interesse für ihn war. Seine Aufmerksamkeitsspanne hielt bei solchen Dingen nie besonders lange an.

„Wahrscheinlich stand jemand hinter dir“, mutmaßte Komi mit seinem üblichen schelmischen Unterton, was Sarukui einen weinerlichen Protestlaut entlockte.

Akaashi verdrehte die Augen ob dieser Possen, blickte jedoch nicht von seinen eigenen Unterlagen auf, er hielt nicht einmal darin inne, sich wichtige Schlagwörter von den Unterlagen auf kleine Lernkarten abzuschreiben. Zu seiner anderen Seite schnaufte Washio und raschelte mit dem Stapel Arbeitsblätter, die er gerade durchging.

Mit einem Wälzer von einem Chemiebuch lag Onaga neben ihm im Gras und war wohl der Erfolgreichste von ihnen bei dem Versuch, ihre Spaßvögel zu ignorieren – er hatte sich klugerweise Kopfhörer in die Ohren gesteckt und blickte nun nur von seiner Lektüre auf, wenn er einen Schluck aus seiner Wasserflasche nehmen wollte.

„Wir waren ganz alleine im Labor!“, versicherte Sarukui eifrig. „Und sie hat so süß den Kopf schräg gelegt und mit ihren Haaren gespielt. Du weißt schon!“ Nur zu gut hatte Akaashi die übertrieben lebhafte Gestik und Mimik seines langjährigen Freundes vor Augen, aber er hielt den Blick noch immer strikt auf seine Karten gesenkt.

„Vielleicht hat sie Läuse“, murmelte Washio so leise, dass nur Akaashi und Konoha ihn hören konnten.

Das entlockte Konoha ein lautes Schnauben. Der dicke Ordner landete im Gras neben ihm und er streckte sich ausgiebig, ehe er sich hinterrücks ins Gras fallen ließ, die Arme unter seinem Kopf verschränkt.

Damit war er schon der Dritte, der den Kampf gegen die Versuchung aufgab, den sonnigen Maitag einfach zu genießen. Sarukui und Komi hatten ihre Lernunterlagen gar nicht erst mitgebracht und hatten ihre Freunde empört darauf hingewiesen, dass sie gar nicht in den Park gehen müssten, wenn sie sowieso nur lernen wollten. Die Beiden wollten wohl selbst während ihrer letzten Goldenen Woche als Studenten die Ferien lieber als solche genießen, statt jetzt schon auf die Abschlussprüfungen hin zu arbeiten, die ihnen Anfang nächsten Jahres bevorstanden.

Beinahe bereute Akaashi es, dass er sich zu diesem Treffen hatte überreden lassen, aber am Tag des Grüns hatten alle Universitätsgebäude, inklusive der Bibliothek und der Labore, zu seinem Bedauern geschlossen und seine winzige Studentenwohnung war mit ihrer Lage direkt über einem kleinen Markt zu unruhig, um vernünftig lernen zu können. Er hatte allerdings gehofft, seine Freunde würden etwas länger durchhalten.

Auch wenn sie erst im vorletzten Semester waren, sie hatten sich allesamt ausgerechnet für das komplexe Feld der Mikrobiologie entschieden und damit viel mehr Lernarbeit, als ein Normalsterblicher eigentlich bewältigen konnte. Akaashi hatte neben seinem Bett noch ein Dutzend dicker Standardwerke liegen, die er in diesem Semester lesen wollte oder musste, aber das war schwer unterzubringen bei allem anderen, was noch anstand – die Laborseminare, die Vorlesungen, die Kolloquien, zwei noch ausstehende Praktika und dann auch noch sein Job als Studentische Hilfskraft für seinen potenziellen Doktorvater Professor Yamiji. Deshalb wollte er den Tag lieber effektiv nutzen, als sich im Gras herum zu fläzen, wie seine geschwätzigen Freunde das gerade taten.

Ein Seitenblick auf Onaga verriet ihm, dass dieser die Wange auf sein geschlossenes Buch gebettet hatte und döste. Washio stierte noch tapfer auf seine Arbeitsblätter, aber es war schon eine ganze Weile her, dass er umgeblättert hatte.

Akaashi seufzte leise und konzentrierte sich wieder auf seine eigenen Unterlagen. Oder er hätte es getan, wenn in diesem Moment nicht zwei Schatten auf ihn gefallen wären.

„Warum wundert es mich nicht, dass Akaashi-senpai am längsten durchhält?“

Nun blickte der Genannte doch auf zu den letzten beiden Mitgliedern ihrer Lern- und Freundesgruppe. Suzumeda, die Sprecherin, grinste verschmitzt und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, während sie den Blick über die jungen Männer schweifen ließ.

„Hey, was soll das denn heißen?!“, protestierte Komi lautstark, während Sarukui beleidigt die Wangen aufblies.

„Das bedeutet, dass keiner von uns so ein Monster ist wie Akaashi“, gähnte Konoha unbeeindruckt.

Shirofuku legte abwägend den Kopf schief. „Es könnte auch heißen, dass ihr alle keine Disziplin habt.“

„Oder Akaashi zu viel“, murmelte Washio und stopfte seine Arbeitsblätter in seine Tasche.

„Ein Monster, sag’ ich doch“, sagte Konoha und grinste zu Akaashi hoch, der ungerührt zurück blickte.

Was sollte er schon dazu sagen? Seine Freunde nannten ihn alle Nase lang so, er war das schon längst gewohnt. Insbesondere von Konoha, der nie müde wurde, ihn damit aufzuziehen, wie verbissen er doch wegen seines Studiums sei. Dabei würde Akaashi selbst es eher so bezeichnen, dass er sein Studium einfach ernst nahm.

Mit ihrem typischen müden Grinsen legte Shirofuku den Kopf schräg und ließ beide Finger kreisen. „Wenn wir Essen gehen wollen, sollten wir lieber jetzt als später gehen. In einer Stunde werden die Restaurants sicher alle voll sein, weil dann bei den meisten Events Mittagspause gemacht wird.“

„Dann lasst uns jetzt Essen gehen!“, rief Sarukui sofort und war schon im nächsten Moment auf den Beinen. „Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen.“

Washio brummte zustimmend und boxte Onaga in die Seite, um ihn zu wecken. Der blinzelte tatsächlich sogar verschlafen und gähnte. „Habe ich etwas verpasst?“

„Wir gehen Essen“, erklärte Konoha, der sich in einen Schneidersitz hoch gestemmt hatte und Akaashi von der Seite fragend ansah.

Der unterdrückte ein Seufzen. Im Grunde war ihm ja klar gewesen, dass seine Freunde heute nicht viel lernen wollten. Dafür waren das Wetter und die Rabattaktionen in den Restaurants zu gut. Aber Akaashi konnte es nicht leiden, seine Arbeit zu unterbrechen. Dass darunter auch sein Schlaf- und Essrhythmus regelmäßig litten, war ihm bewusst, das riefen ihm seine Freunde nur allzu oft in Erinnerung – nicht dass es irgendetwas ändern würde.

„Komm’ schon, Akaashi, du arbeitest schon seit dem Morgen an diesen Karten!“, quengelte Komi und robbte über das Gras zu ihm, um ihm eine der Lernkarten abzunehmen. Stirn runzelnd entzifferte er die Kanji darauf. „Selbst das lernst du? Das war doch nur ein hypothetisches Beispiel in Professor Yamijis Vorlesung. Das kommt doch sicher nicht in den Prüfungen dran.“

„Was denn?“, fragte Suzumeda und beugte sich neugierig über Akaashis Schulter.

Zu seiner anderen Seite tauchte Shirofuku auf und auch Konoha rückte näher. Nur mit Mühe unterdrückte Akaashi ein Augenrollen ob des herdenartigen Verhaltens seiner Freunde.

„Die Zombie-Hypothese? Ernsthaft? Akaashi, übertreib’s nicht“, schnaubte Konoha und verdrehte offen die Augen.

„Es geht nicht nur um die Prüfungen“, erwiderte Akaashi ruhig und zog Komi die Karte aus der Hand, um sie wieder auf den Stapel beschriebener Lernkarten zu legen. „Das ist in Fachkreisen immer noch ein ernstes Thema. Sogar im Militär gibt es strategische Modellübungen mit diesem Szenario.“

„Das sind doch nur Übungen“, lachte Sarukui lax und stemmte die Hände in die Hüften. „Reine Gedankenspiele. Als ob irgendjemand tatsächlich von so einer Bedrohung ausgehen würde.“

„Es kann dennoch nicht schaden, sich ernsthaft mit solchen Fragen auseinander zu setzen.“

„Du willst also lieber deine Zombie-Karten vervollständigen, als mit uns Essen zu gehen?“, schlussfolgerte Shirofuku und Komi legte sich theatralisch eine Hand aufs Herz.

„Ihr macht mir die Wahl gerade sehr einfach“, gab Akaashi trocken zu.

Konoha legte den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft und nach einigen Augenblicken stimmten die Anderen ein. Das war es, was Akaashi an ihnen dann doch wieder so schätzte. So unterschiedlich sie alle auch waren, sie akzeptierten die Eigenheiten der jeweils Anderen. Viele an der Universität störten sich an Akaashis unverblümter Art, aber nicht seine Freunde. Im Kreis seiner Freunde wurde er so angenommen, wie er war.

„Also gut“, kicherte Konoha und stand auf. „Dann lassen wir dich mit deinen geliebten Zombie-Theorien alleine. Sollen wir dir etwas mitbringen?“

„Onigiri“, sagte Akaashi sofort und hörte Shirofuku hinter sich genau dasselbe flüstern, während Suzumeda schon wieder kicherte.

„Was für eine Überraschung“, lachte Konoha und schlug Akaashi auf die Schulter.

Die Anderen sammelten ihre Sachen ein und standen ebenfalls auf. Nach einigen weiteren neckenden Kommentaren verließen sie Akaashi. Der nahm sich einen Moment Zeit, um ihnen hinterher zu blicken. Onaga schlurfte immer noch gähnend hinter den Anderen her, während Sarukui – blinder Vollidiot, der er auf diesem Gebiet war – nun Suzumeda von seiner Theorie bezüglich der neuen Laborantin erzählte. Sie lächelte darauf nur unverbindlich und nickte gelegentlich. Akaashi war sich sicher, dass Shirofuku sich das nicht sehr lange tatenlos mit ansehen würde.

Konoha im Zentrum der Gruppe blickte noch einmal über seine Schulter. Als sein Blick dem Akaashis begegnete, schlich sich ein fuchsartiges Grinsen auf seine Züge und er formte mit den Lippen das Wort Monster. Akaashi zuckte nicht einmal mit der Wimper, was Konoha nur noch breiter grinsen ließ, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg richtete.

Dann war Akaashi alleine. So alleine, wie man am Tag des Grüns in einem der kleineren Parks der Stadt eben sein konnte. In seinem Umkreis gab es einige Picknickdecken mit Familien und Freundesgruppen und etwas weiter entfernt zu seiner Rechten standen einige Campingtische, allesamt belegt, neben einigen standen sogar transportable Grills. An einem Tag wie heute zog es alle, die tatsächlich frei hatten, in die Natur. Wer es sich finanziell oder zeitlich nicht leisten konnte, die Stadt zu verlassen, suchte zumindest einen der Parks auf, die heute freien Eintritt versprachen.

Zu seiner Linken konnte Akaashi ein paar Männer in seinem Alter bei dem Versuch beobachten, zu fünft ein passables Volleyballmatch auf die Reihe zu bekommen. Neben der faltbaren Zähltafel und dem großen Haufen Taschen saß ein kleines Mädchen von vielleicht sieben oder acht Jahren, das anscheinend bei jedem Punkt ans Umblättern erinnert werden musste, weil es so begeistert vom Zusehen war. Trotz des unausgewogenen Mannschaftsverhältnisses hatte die Gruppe offensichtlich – und unüberhörbar – Spaß an der Sache. Nun, da er nicht mehr Sarukuis und Komis Geplauder um sich herum hatte, bekam Akaashi sehr viel mehr von ihnen mit. Dem Team mit nur zwei Spielern schien ein Steller zu fehlen, aber das machten sie mit ihrem lautstarken Enthusiasmus und vollem Körpereinsatz wieder wett.

Akaashi fühlte sich an seine Schulzeit erinnert, als er selbst noch mit Konoha im Volleyballteam gewesen war. In der Anfangszeit des Studiums hatten sie auch noch im Universitätsteam gespielt und so Sarukui und die Anderen kennen gelernt, aber das Team war in Akaashis fünften Semester von der Universitätsleitung weg rationalisiert worden, um dem prestigeträchtigen Baseballteam, das erstmalig bei den Meisterschaften gewonnen hatte, mehr Gelder zukommen zu lassen. Ein Großteil der Mannschaft hatte sich danach zerstreut, aber zu Sarukui und den Anderen hatte Akaashi über Konoha den Kontakt gehalten und sie waren zu einem festen Freundeskreis zusammen gewachsen.

Langsam wandte Akaashi seine Aufmerksamkeit wieder seinen Unterlagen zu. Manchmal vermisste er das regelmäßige Volleyballtraining. Das Gefühl des Leders an seinen Fingerspitzen, der Nervenkitzel bei einem Block, die Euphorie bei einem Punkt, die völlige Verausgabung des Körpers… Aber letztendlich hatte er sowieso keine Zeit mehr dafür. Er war mit seinem Studium, seiner Anstellung als Studentische Hilfskraft bei Professor Yamiji und den gelegentlichen Treffen mit Konoha und en Anderen bereits voll ausgelastet.

„Achtung!“

Der Ruf ließ Akaashi wieder aufblicken. In einem hohen Bogen kam der Volleyball beinahe direkt auf ihn zugeflogen, ein missglückter weicher Block oder vielleicht auch ein gezielter Wipe, vermutete Akaashi. Ohne richtig darüber nachzudenken, warf er seine Unterlagen ins Gras und stand auf, die Hände bereits erhoben, die Finger erwartungsvoll gespreizt. Sein Blick huschte für einen Sekundenbruchteil zum Spielfeld. Einer der Männer des Zweierteams lief auf ihn zu, doch der andere stand noch am Netz.

Für die Dauer eines Herzschlags blickte Akaashi in die Augen dieses Spielers und hatte dabei genug Zeit, sich über die außergewöhnliche Farbe dieser Augen Gedanken zu machen, ehe er ihm knapp zunickte. Woher auch immer das kam, irgendwie wusste er, dass er dem Anderen den Ball so stellten konnte, dass dieser ihn richtig spiken konnte. Mehr als das – er wollte es…

Dann war der Ball bei ihm, wurde von seinen Fingern empfangen, die dem Schwung wie bei einer Sprungfeder kontrolliert nachgaben, ehe sie genau im richtigen Winkel zurück schnellten. Der Ball flog direkt auf den Spieler am Netz zu, der bereits einige Schritte zurück getreten war und nun loslief und absprang, die rechte Hand bereits erhoben.

Der Knall, als die Hand den Ball traf und über das Netz auf den gegnerischen Boden schmetterte, verursachte eine Gänsehaut bei Akaashi, die er schon lange nicht mehr in dieser Intensität gespürt hatte. In seiner Magengegend verspürte er eine merkwürdige Leichtigkeit und ein kleiner Teil von ihm wollte einstimmen, als der Angreifer landete und dann mit einem lauteren „HEYHEYHEY!!!“ beide Fäuste in die Luft stieß, als es für einen normalen Menschen eigentlich möglich sein sollte.

Dann wirbelte der Spieler herum und rannte auf Akaashi zu, wobei er den kleineren Spieler überholte, der auf halber Strecke staunend stehen geblieben war. Direkt vor Akaashi blieb er stehen und hob beide Hände für ein High Five, das er jedoch nicht beantwortet bekam. Denn alles, was Akaashi tun konnte, war, diese wandelnde Naturkatastrophe zu betrachten.

Der Mann war etwas größer als er und hatte deutlich breitere, sehr muskulöse Schultern, war allgemein unter der lockeren Sportkleidung durchtrainiert und muskulös. Sein Gesicht war breit und kantig, aber auf eine sehr attraktive Art, die ausgezeichnet mit den grau-schwarzen Haaren, die zu einer hörnerartigen Frisur nach oben gestylt waren, und den honiggoldenen Augen harmonierte. Wäre da nicht dieses euphorische, beinahe manische Grinsen gewesen, hätte das Gesicht des Mannes an eine Eule erinnern können.

„Heyheyhey! Das war cool! Bist du etwa ein Steller? Spielst du in einer Mannschaft? Hast du Lust, mit zu spielen?“ Es sprudelten noch gefühlt tausend andere Fragen aus dem Mund des Mannes, aber Akaashi hatte Mühe, überhaupt irgendetwas zu verstehen. Die Ekstase des Mannes wegen eines so simplen Zuspiels war… verwirrend, beängstigend geradezu und irgendwie überwältigend.

„Oya! Bo, lass’ den Mann doch mal zu Wort kommen!“

Einer der Männer des Gegnerteams war heran getreten und hatte einen Arm um den Hals des Angreifers gelegt, um ihn in einen kameradschaftlichen und doch groben Schwitzkasten zu nehmen. Er war noch ein paar Zentimeter größer und hatte einen schwarzen Mob von Haaren, bei dem Akaashi sich nicht sicher sein konnte, ob er gewollt oder nur das Ergebnis einer seltsamen Schlafposition war, und sein Gesicht, inklusive des überheblichen Grinsens, erinnerte an eine Katze auf der siegesgewissen Pirsch.

„Kuroooooo, nicht meine Haare!“, protestierte der Angreifer, als die grau-schwarzen Hörner beim entstehenden Gerangel durcheinander gebracht wurden.

Während Akaashi das Treiben der beiden Freunde noch mit einem skeptischen Stirnrunzeln beobachtete, kamen auch die anderen Spieler heran. Das Mädchen hängte sich an den Arm eines fast zwei Meter großen, schlanken Mannes mit grauen Haaren und grünen Katzenaugen, hatte jedoch sehr viel mehr Ähnlichkeit mit dem Mitspieler des Angreifers. Die Geschwister – zumindest hielt Akaashi sie für welche – waren Beide von niedriger, schlaksiger Statur und hatten orangefarbene, zottelige Haare und große, braune Augen. Sogar das begeisterte Funkeln darin und das strahlende Grinsen waren beinahe identisch. Die beinahe noch jugendlichen Züge der orangehaarigen Mannes ließen Akaashi vermuten, dass er der Jüngste in der Gruppe war – von dem Mädchen mal abgesehen. Der letzte der Männer war um ein paar Zentimeter größer als der Orangehaarige und hatte blondierte Haare mit einem deutlich zu erkennenden schwarzen Ansatz, die ihm bis zum Kinn reichten, und katzenartige, goldene Augen, die sich jedoch auf sein Smartphone konzentrierten, das er aus einem der Rucksäcke neben der Zähltafel gezogen hatte, statt sich seinen Kameraden anzuschließen.

„Oya!“, sagte der Schwarzhaarige wieder mit diesem breiten Grinsen, das Akaashi irgendwie auf die Nerven ging. „Das war ein verdammt gutes Zuspiel! Ich hätte ja eher gedacht, dass du ausweichen würdest.“ Sein viel sagender Blick ging auf die Lernkarten hinunter, die sich im Gras verteilt hatten. Akaashi verzog keine Miene. Wenn dieser Typ ihn damit aufziehen wollte, dass er während der Goldenen Woche eben nicht die ganze Zeit auf der faulen Haut lag, musste er sich schon etwas anderes einfallen lassen.

Als hätte er Akaashis Gedanken erraten, winkte er immer noch grinsend ab. „Ich bin Kuroo Testuro. Der Langhans hier ist Haiba Lev, der Shrimpo ist Hinata Shoyo und die kleine Lady ist Hinata Natsu.“

Während Haiba das Gesicht verzog und Hinata lautstark erklärte, dass er kein Shrimp sei, kicherte das Mädchen geziert und ließ von dem genannten Langhans ab, um sich stattdessen an Kuroos freien Arm zu hängen und schwärmerisch zu ihm aufzublicken, woraufhin er ihm ein charmantes Lächeln schenkte, was es gleich noch mehr kichern ließ. Ugh. Ein Weiberheld auch noch. Als ob der Kerl nicht auch so schon unausstehlich wäre.

„Der Puddingkopf da hinten ist Kozume Kenma“, fuhr Kuroo erhaben grinsend ob dieser kindlichen Bewunderung fort und deutete zu dem Mann, der mittlerweile mit seinem Smartphone neben den Rucksäcken im Gras saß, ehe er endlich den einarmigen Schwitzkasten löste, damit der andere Mann sich wieder aufrichten konnte. „Und unsere Comiceule hier ist Bokuto Koutarou.“

Wie um den Vergleich zu bestätigen, zog Bokuto einen Schmollmund in Richtung seines Freundes. So sah er mehr denn je wie eine Eule aus. Eine kindische, aber irgendwie niedliche Eule. Akaashi fragte sich, woher auf einmal dieses Adjektiv in seinen Gedanken gekommen war.

„Wenn, dann bin ich eine richtige Eule!“, erklärte Bokuto lautstark und schlug sich mit der Faust auf die Brust, ehe er sich ruckartig an Akaashi wandte und dem die Hand zum Gruß hinhielt.

Obwohl er sich sicher war, es zu bereuen, hielt Akaashi sich an seine gute Kinderstube, deutete seinen Namen murmelnd eine Verbeugung an und ergriff dann die starke, schwielige Hand. Die Fingerkuppen des Anderen waren rau, ebenso der Handballen. Das Ergebnis von mehr hartem Training als nur Freizeitvolleyball, nahm Akaashi an. Der Händedruck war fest und kräftig auf eine stürmische und doch angenehme Art, auch wenn Akaashi im nächsten Moment das Gefühl hatte, als würde ihm der Arm ausgekugelt werden, weil Bokuto seine Hand so überschwänglich schüttelte.

„Dein Zuspiel war perfekt!“, rief Bokuto so laut, dass Akaashi sich sicher war, man könnte ihn noch am anderen Ende der Stadt hören. „Wie lange spielst du schon? In welcher Mannschaft bist du? Gibst du mir noch einen Ball?“

„Ich will auch einen Ball von ihm spiken!“, meldete sich Hinata fast genauso lautstark zu Wort, seine Augen vor Begeisterung leuchtend, sein Körper regelrecht vibrierend vor Aufregung.

Kuroo grinste Akaashi über Bokutos Schulter hinweg herausfordernd an. „Vielleicht solltest du mit uns spielen, damit Bokuto und Shrimpo ausnahmsweise mal eine Chance gegen uns haben.“

„Die haben wir immer, Kuroo!“, protestierte Bokuto schon wieder mit diesem ärgerlichen Schmollmund. „Wir sind besser als ihr! Aber mit Akaashi würden wir euch erst recht platt machen!“ Prompt schnellte sein Kopf zurück und er setzte einen Bettelblick auf, gegen den jeder Welpe kalter Kaffee war.

Wie gut, dass Akaashi keine besondere Schwäche für niedliche Dinge hatte. Normalerweise ließ ihn so etwas tatsächlich kalt. Allerdings musste er sich eingestehen, dass es schwer war, auch nur daran zu denken, Nein zu Bokuto zu sagen. Das Leuchten der goldenen Augen war regelrecht hypnotisierend. Und seine völlige Hingabe für ein einfaches Spiel wirkte eine gewisse Faszination auf Akaashi aus. Er erinnerte sich wieder daran, wie gut es sich angefühlt hatte, Bokuto den Ball zu stellen, und was für eine Befriedigung es in ihm ausgelöst hatte, als das Leder den gegnerischen Boden berührt hatte – trotz zweier schier riesiger Blocker.

„Ich habe seit drei Jahren nicht mehr richtig gespielt“, erklärte Akaashi ruhig und schaffte es endlich, Bokuto seine Hand zu entziehen, auch wenn er es im nächsten Moment bedauerte. Irgendwie war es angenehm, von Bokutos warmer, starker Hand berührt zu werden.

„Wirklich?!“ Bokutos Augen weiteten sich ungläubig.

„Wirklich. Mein Team wurde aufgelöst. Ich habe an der Uni gespielt.“

„Aber du bist. So. Gut!“

„Du übertreibst, Bokuto-san“, sagte Akaashi monoton. „Wenn er regelmäßig mit euch spielt, ist Kozume-san sicher besser als ich.“

„Nah... Kenma ist gut, aber er ist nicht so begeistert dabei. Wir müssen ihn jedes Mal anbetteln, mit uns zu spielen“, erklärte Bokuto mit heftig wedelnden Armen. Akaashi war sich sicher, ein abwesendes Seufzen aus Kozumes Richtung zu hören, das etwas von wegen „zu laut, Bokuto“ bedeutete.

„Weil Akaashi ja auch so begeisterungsfähig aussieht“, wandte Kuroo grinsend ein.

„Das verstehst du nicht!“, verkündete Bokuto nur mit einer wegwerfenden Handbewegung in Richtung des Schwarzhaarigen und schenkte Akaashi dann ein breites Grinsen.

Dessen Haut begann bei diesem intensiven Blickkontakt zu kribbeln und er musste schon wieder daran denken, was für ein gutes Gefühl es gewesen war, endlich wieder den Ball zu berühren, und wie sicher er sich während dieses kurzen Blickkontakts mit Bokuto vorhin gefühlt hatte. Irgendwie hatte er einfach gespürt, dass der Athlet den Ball treffen würde. Als gäbe es zwischen ihnen eine Verbindung…

Was völliger Blödsinn war, immerhin kannten sie einander erst seit ein paar Minuten und Akaashi hatte noch nie zu den kontaktfreudigen Leuten gehört. Ohne Konoha wäre er wohl auch nicht mit Komi und den Anderen so warm geworden. Und ein einziger Blickkontakt war nun wirklich nicht das, was tiefes Vertrauen schaffte. Glaubte er zumindest.

Und dennoch gelang es Akaashi nicht, sich einfach von Bokuto abzuwenden. Diese ausdruckstarken, goldenen Augen hielten ihn regelrecht gefangen.

„Spiel’ mit uns“, sagte Bokuto noch mal, etwas leiser dieses Mal, die Stimme um eine Nuance tiefer, die ausreichte, um Akaashi einen weiteren Schauder den Rücken herunter zu jagen.

„Ich glaube, Akaashi muss lernen“, mischte Kuroo sich schon wieder ein und deutete auf die Lernkarten und den Ordner mit den Mitschriften im Gras hinunter.

Bokuto schien das Durcheinander tatsächlich erst jetzt zu bemerken und für einen Moment wirkte er einfach nur verwirrt, ehe sich erst Begreifen, dann Schuld und zuletzt maßlose Enttäuschung auf seinen Zügen abmalte. Beinahe wirkte es, als hätte man seinen größten Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Offensichtlich hatte Bokuto einen Hang zu Stimmungsschwankungen.

„Oh… also dann… Wir wollten nicht stören“, nuschelte er zutiefst niedergeschlagen und schleppte sich mit hängendem Kopf zurück zum Spielfeld.

Verwirrt folgten Hinata und Haiba ihm. Natsu winkte Akaashi noch mal arglos lächelnd zu und hüpfte dann zurück zur Zähltafel, um sich dicht neben Kozume zu hocken und ihn beim Spielen zu beobachten. Akaashis Aufmerksamkeit galt jedoch weiterhin Bokuto, der sich unweit von Kozume ins Gras hatte sinken lassen und lustlos an seiner Wasserflasche nuckelte.

„Er hat sich wirklich darauf gefreut, mit dir zu spielen“, sagte Kuroo und als Akaashi sich dem Schwarzhaarigen zuwandte, erkannte er dessen amüsiertes Grinsen. Irgendwie hatte Akaashi das Gefühl, als würde hinter dieser simplen Feststellung noch etwas anderes stecken. Dieser Kuroo war eine richtige Nervensäge.

„Viel Spaß dir noch“, verabschiedete sich endlich auch Kuroo und trabte zurück zu seinen Freunden.

Hinata und Haiba pritschten einander den Ball über das Netz hinweg zu, während Bokuto noch immer zu schmollen schien. Kuroo ließ ihn in Ruhe und schien stattdessen wohl lieber Kozume nerven zu wollen.

Um sich endlich nicht mehr von ihnen ablenken zu lassen, drehte Akaashi ihnen den Rücken zu und begann, seine Unterlagen einzusammeln. Es dauerte eine Weile, bis er nicht nur die Karten, sondern auch die drei Stifte wieder gefunden hatte, aber als alles wieder ordentlich vor ihm lag und darauf wartete, dass er mit seiner Arbeit weiter machte, konnte er nicht mehr tun, als stumpf darauf zu starren. Hinter sich konnte er weiterhin nur die Rufe von Hinata und Haiba hören. Obwohl die Beiden es an Enthusiasmus gewiss nicht mangeln ließen, war es im Park ohne Bokutos Stimme doch auf einmal verstörend leise…

Das Vibrieren seines Smartphones riss Akaashi aus seinen Gedanken. Eine Nachricht von Konoha. Das Restaurant, in das sie wollten, war bereits ziemlich voll. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie zurück waren. Akaashi sah es schon kommen, dass seine Freunde heute überhaupt nicht mehr zum Lernen kommen würden. Wahrscheinlich würden sie das auf den freien Tag morgen verschieben…

Ganz langsam klappte Akaashi seinen Ordner zu, schob die Lernkarten in die dafür vorgesehene Folie und steckte alles in seinen Rucksack, ehe er ihn schulterte und zum Volleyballfeld ging. Mittlerweile lümmelten sich dort alle im Gras, Kozume noch immer in sein Spiel vertieft, beobachtet von den Geschwistern, die ihn immer wieder anfeuerten, Haiba im Gras dösend. Kuroo hatte ein Buch hervor gezogen, blickte jedoch als Erster auf, als Akaashi die Gruppe erreichte. Bei seinem Grinsen hatte Akaashi das Gefühl, als hätte der Schwarzhaarige bereits mit ihm gerechnet. Er schenkte ihm nur einen ausdruckslosen Blick und suchte dann den Blickkontakt mit Bokuto, der deprimiert einige Grashalme zerrupfte.

Als Bokuto ihn endlich bemerkte, hellte sich seine Miene sofort hoffnungsvoll auf und seine Haltung richtete sich merklich auf. Die goldenen Augen begannen wieder zu leuchten und in Akaashis Magen rumorte etwas Unbestimmtes.

„Ich muss mich noch aufwärmen und vernünftig dehnen, aber dann würde ich gerne mit euch spielen, Bokuto-san“, erklärte er steif.

Ehe er sich versah, war Bokuto auf einmal auf den Beinen und stand vor ihm. Als seine Hände auf Akaashis Schultern nieder schlugen, ging er beinahe in die Knie.

„Heyheyhey! Ich freue mich schon, mit dir zu spielen, Akaashi!“, rief Bokuto wieder so laut, dass es in Akaashis Ohren klingelte.

Aber irgendwie – und bei diesem Gedanken konnte Akaashi sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren – war es ein angenehmes Klingeln. Ganz unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass er bei Bokuto nichts dagegen hätte, wenn seine Ohren noch oft klingeln würden…



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