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i wouldn't last one night alone, baby

von

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Ein bitteres Raunen entwich dem amerikanischen Eiskunstläufer Leo de la Iglesia, als er am Tag nach den FCC Finale aufwachte. Das Erste was er wahrnahm, war der brennende Schmerz in seiner Leiste und stechende Kopfschmerzen. Und dass er am Boden lag. „Uuugh.“, er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht während plötzlich ein weißes Schaf an ihm vorbeilief?!, und blinzelte erstmal um die unbekannte Umgebung abzuchecken, während er sich achtlos einer rosa Federboa entledigte die um seinen Hals lag. Oh Gott.
 

Er befand sich in einer großen, teuren und modernden Hotelsuite. Allerdings befand sich diese in einem beeindruckenden Zustand der Verwüstung und Demontage. Die Einrichtung war völlig zerstört, die Minibar offen und geplündert, der Boden übersät mit Überbleibseln der letzten Nacht: Leere Champagnerflaschen, von der Decke hängende Eislaufschuhe, zerfetzte Kissen, Konfetti, jede Menge Teller mit Zimmerservice-Essen, ein Cowboy-Hut, halb aufgegessene geschälte Mangos, eine Holzfälleraxt und so weiter.
 

„Whoah. Was ist den hier passiert…?“, murmelte Leo müde und richtete sich erstmal wackelig auf. Das war wirklich äußerst uncharakteristisch für ihn, mit einem Filmriss aufzuwachen. War ihm das überhaupt schonmal passiert…? „Autsch…“, rieb er sich die schmerzende Leiste, während er durch die Suite taumelte auf der Suche nach Überlebenden.
 

„Guten Morgen Leo!“, Guang-hongs Stimme glich der eines Engels in Leos Ohren und er blickte auf. Ebenfalls ziemlich fertig, aber frisch geduscht in einem flauschigen Bademantel und einer Tasse Kaffee und einer Packung Schokokekse, saß sein chinesischer Eiskunstläuferfreund an der Küchenbar. „Morgen Guang-hong,“ erwiderte Leo erleichtert. Ihm schien zumindest nichts zu fehlen. Guang-hongs Blick entgleiste kurz als sich ihre Augen trafen, doch schnell kehrte sein warmes Hamsterlächeln zurück, und Leo war gleich um einiges entspannter, nun da der sympathische Chinese in der Nähe war. „Was für ein Chaos, hmm?“
 

„Das kannst du laut sagen. Und ich kann mich an nichts mehr erinnern“, erwiderte Leo und kratzte sich am Kopf. „Ich auch nicht, aber muss wild gewesen sein“, erwiderte Guang-hong mit leichter Sorge und einem Blick über die Verwüstung, bevor er zu Leo zurückblickte und die Tasse anhob. „Willst du zuerst mal Kaffee?“, lächelte er aufmunternd, einen Keks in seiner Hamsterbacke.

Leo nickte seufzend. „Kaffee ist eine gute Idee.“
 

„Für mich auch bitte!“, bestellte Austin, ihr australischer Konkurrent, der gerade um einiges frischer aussehend als der Rest aus dem Schlafzimmer spaziert kam, oder vielleicht war es einfach sein apfelgrünes Haar das die Illusion von Frische unterbreitete. Er setzte sich ganz relaxed zu Guang-hong an die Bar. „Keine Ahnung was hier gestern los war, aber ich glaube wir hatten Spaß!“, schmunzelte er, die Ruhe weg, und streichelte das Schaf das sofort auf ihn zuraste um sein grünes Haar zu essen, was Austin anscheinend nichts ausmachte. Wenn man von Kindheit an gegen Haie, Krokodile und Killerspinnen kämpfen musste, verlor man wohl nicht mehr so schnell die Nerven.
 

„Morgen“, kam es plötzlich von Seung-gil, ihrem koreanischen Rivalen, und alle drei drehten sich um. Seung-gil richtete sich grade auf der Couch auf, auf der er geschlafen hatte, und saß nun in relativ entspannter Pose auf der völlig ramponierten federnüberströmten Couch, deren Polsterung kaputt war. „Guten Mor…“ Erst beim zweiten Mal hinsehen fiel Leo auf, dass der Koreaner ein saftiges blaues Auge hatte, seine Kleidung völlig zerrissen war, und er auch sonst aussah als hätte ihn ein LKW überfahren. „…gen. Ist… alles okay bei dir…?“
 

Seung-gil zuckte mit den Schultern während ein Schwall flauschiger Daunenfedern auf ihn herabrieselte.
 

„Erstmal Kaffee“, besann sich Leo leise, denn davor schien sein Hirn noch nicht funktionieren zu wollen. Etwas wackelig stieg Leo über die Spuren der Verwüstung am Weg zu Guang-hong. „Oh man“, murmelte er, „das ist ja das reinste Chaos hie…---?“ Plötzlich stolperte Leo über einen Haufen am Boden.
 

„AUUUU!“, schrie der Haufen. „Go off me! I pain!” Schlechtes Englisch, das musste Aguri sein, der Eiskunstläufer aus Japan.
 

“Entschuldigung!”, rief Leo schnell und sprang zur Seite, um einen bekannten rosa Haarschopf unter einer dicken Decke zu identifizieren. Murrend rieb Aguri sich erstmal ausgiebig die Augen und gab ein leidendes Geräusch von sich. „Ich will weiterschlafen.“ Kurzerhand legte er sich schlaftrunken wieder hin und kuschelte sich in das neben ihm am Boden liegende Kissen das… aber kein Kissen war.
 

Leos Miene erfror ein wenig. Er schluckte. „Ähm, Aguri?“
 

“Yo.”
 

„Ehm…“ Leicht irritiert starrte Leo auf die Szene, unentschieden wie er es formulieren sollte, also deutete er einfach hin. „Gehört der da hin…?“ Erst jetzt schien Aguri ebenfalls zu merken, dass eine friedlich schnarchende Person mit ihm unter der Decke lag, und riss panischen Blickes die Decke weg: Es war niemand anderes als Jean-Jacques Leroy, das kanadische Figure Skating Ass, der da so friedlich und nur in Boxershorts bekleidet mit seinem perfekt durchtrainierten Körper an Aguri gekuschelt döste, während das weiße Schaf liebevoll an seinen Haaren knabberte.
 

„YOU FUCKER“, schien der Japaner plötzlich der englischen Sprache erstaunlich mächtig und wich reflexartig zurück, um so weit wie möglich von dem Kanadier wegzukommen; allerdings hing er fest und wurde ruckartig zurückgezogen, was ihn schmerzhaft zurück auf den Boden beförderte.
 

„A-Aguri,…“, fing Leo beruhigend an. „Huh!?“, erst jetzt fiel dem leicht hysterischen Aguri auf, dass er mit Handschellen an das Handgelenk des schlafenden Kanadiers gekettet war. „Was soll…“ In einem Anflug von Verzweiflung, fing Aguri an daran zu ziehen und unerbittlich daran zu rütteln.
 

„Was ist passiert?!“, er schien den Tränen nahe. Leo hatte ziemliches Mitleid mit ihm; er schien ebenfalls keine Erinnerung zu haben; und noch dazu war es ein seltsamer Anblick, da Aguri normalerweise unzertrennlich an JJs Landsmann, Henri Lee klebte. Mit Kopfschmerzen aufzuwachen, war immerhin besser als in Boxershorts und mit Handschellen an einen Mann gekettet, vor allem wenn es ein selbstgefälliger Arsch war wie JJ, der einen mit Sicherheit für die nächsten 100 Saisonen damit aufziehen würde. „Also, Aguri, wir sollten…“, versuchte Leo zögerlich die Situation zu schlichten.
 

„Guten Morgen Bonbon~“, wachte JJ nun ebenfalls auf und blinzelte, bevor er breit zu grinsen anfing als er die Handschellen sah. „Oha…! Wusste nicht, dass du auf sowas stehst.“ Er lachte sonnig. „Die JJ Girls machen in ihrer Verzweiflung ja auch oft krasse Dinge, aber das ist noch keinem eingefallen.“
 

Aguri reagierte nicht, sondern zog und zerrte weiter panisch an den Handschellen, als würde jede weitere Sekunde die er angekettet mit dem Kanadier verbrachte seine Lebenszeit drastisch verkürzen. Leider ließen die sich nicht mit Gewalt lösen. „Ich muss die loswerden. Ich muss sofort zu Henri“, schnaufte Aguri verzweifelt, und sein Blick blieb bei der Suche nach einer Lösung an der Baumfälleraxt hängen.
 

„Aguri! JJ!“, schritt Leo nun doch ernst ein bevor hier noch Blut floss. „Jetzt beruhigt euch doch erstmal. Ihr macht meine Kopfschmerzen grade nur noch schlimmer!“, erhob er leicht genervt die Stimme und nahm dankbar den Kaffee an, den Guang-hong ihm in die Hand drückte. „Wir müssen einfach nur den Schlüssel für die Handschellen finden, okay? Der wird schon noch auftauchen. Das ist jetzt wirklich das geringste Problem. Es gibt viel Wichtigeres zu besprechen…“
 

„Yep“, stimmte JJ zu, der sich umgedreht hatte, und tippte grinsend auf seine eigene Wange. „Du bist tätowiert, Burgerland. Sieht nett aus.“
 

„Ja, JJ, sehr witzig“, verdrehte Leo kurz die Augen und ließ sich auf keine Diskussion ein. Für einen kurzen Moment herrschte eine seltsame Stille im Raum. Man hörte eine Grille zirpen.
 

Leo fuhr sich unbeirrt durch sein zerzaustes braunes Haar. „Also, versuchen wir erstmal zu rekonstruieren, was gestern passiert ist. Gestern war das FCC Finale. Danach war das Banquett. So weit weiß ich es noch. Nur dann… Was ist dann passiert?“
 

Alle starrten sich fragend und schulterzuckend an. „Keine Ahnung.“ Leo seufzte schwer. „Nichts? Niemand weiß mehr etwas? Das kann doch nicht wahr sein.“
 

„Ich weiß zumindest eins.“
 

Plötzlich stand ein ihnen allen bekannter Kasache in der Tür zum Suite-Badezimmer und alle drehten sich um. Otabek Altin lehnte, mit einer Hand cool am Rahmen abgestützt, in der Tür. Doch er sah wüst aus: Er war voller Schrammen und blauen Flecken, sein dreckiges Shirt und Hose waren in Fetzen gerissen. Eine Hand hielt seine Rippen, wo wohl ein paar gebrochen sein mussten. Seine Lippe war blutig geschlagen, Blut tropfte auf den Parkettboden. Leo hielt den Atem an. Man brauchte nicht lange überlegen, um schlusszufolgern welche zwei Personen hier im Raum sich gestern gegenseitig vermöbelt hatten. Die beiden hatten schon seit Anfang des FCC einen Konflikt der gestern wohl eskaliert war. Leos Blick wanderte rüber zu Seung-gil, der plötzlich ziemlich verkrampft auf der Couch saß.
 

Du warst das“, schlussfolgerte Otabek mit einer derartig bebenden Stimme, dass es trotz seines coolen Pokerfaces unglaublich bedrohlich klang und Leo ein ungewollter kalter Schauer über den Rücken lief. Uhhh, mit Otabek sollte man lieber nicht anlegen. Normalerweise war der so ruhige Otabek ein ziemlich beherrschter und friedlicher Kerl, aber so wachte wohl niemand gerne auf. Leo starrte Stirnrunzelnd von der Badezimmertür zu Otabek und wieder zurück, irgendjemand sollte wohl das Thema wechseln bevor hier tatsächlich Blut floss. „Otabek, sag mal hast du in der Badewanne…“
 

Das war einmal zu viel.“, war die einzige Warnung die vom geladenen Otabek kam bevor er sich vom Türrahmen abstieß und mit langen, bedrohlichen Schritten an Leo vorbei auf den Koreaner zuging. Leo hob beschwichtigend die Hände. „Leuuuute, kommt schon…“
 

„Dann komm doch“, scheinbar unentschlossen ob er fliehen oder in Kampfhaltung gehen sollte, war Seung-gil halb abgewandt, doch mit erhobenen Händen von der Couch aufgesprungen und ging ebenfalls auf Otabek zu, und im nächsten Moment wurde er schon hart geschubst und taumelte zurück. „Fass mich nicht…“ Er versuchte Otabek einen Kinnhaken zu verpassen, bevor Otabek ihn am Kragen packte, und im nächsten Moment fielen sie übereinander her, während die verkaterten Zuseher im Raum alle anfingen ihnen begeistert zuzurufen und live zu kommentieren („Rechter Haken! Vierfacher Rittberger! Jetzt Knie in den Magen!“ – „Dieser Tritt von Otabek! Perfekte technische Ausführung, Presentation Pluspunkte für die hohe Händeposition“) und Wetten über den Sieger abzuschließen.
 

Leo klatschte die Hand vors Gesicht. Alle außer ihm und dem besorgten Guang-hong (der trotzdem weiter Kekse mampfte) schienen kein Problem mit der Schlägerei zu haben, bis Guang-hong jedoch einschreiten wollte, doch Leo hielt ihn zurück. Die beiden waren es wirklich nicht wert, dass Guang-hong auch noch in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Leuuteee!“, schrie Leo stattdessen kopfschüttelnd mit geschlossenen Augen durch das Chaos aus johlenden Anfeuerungs-Zurufen. „Wir haben jetzt keine Zeit für Schlägereien. Viel wichtiger ist: Wisst ihr, wer gestern die Goldmedaille gewonnen hat…!?“
 

Plötzlich hielten alle still; Aguri mit erhobener Axt über JJ; Austin der über den Rand einer smuttigen Haikyuu-Fanfiction mit mildem Interesse die Szene überblickte; das Schaf das mitten im Kauen der rosa Federboa innehielt; Guang-hong der vor Schreck die geschälte Banane in seiner Hand fallen ließ (es gab wohl keinen Moment wo Guang-hong mal nicht ans Essen dachte?), Otabek der gerade versuchte Seung-gil mit Einsatz seines gesamten Körpergewichtes zu erwürgen. Alle blickten auf. Eine vernichtende Spannung lag in der Luft.
 

„Was für eine Frage!“, lachte JJ schließlich. „Meinst du das ernst, Burgerland?! Wie kannst du das nur vergessen! Die Goldmedaille hab natürlich ich gewonnen, niemand anderes als eure Majestät Quadsmachine the KING Le…“
 

„Das gibt’s doch nicht.“, schüttelte Leo den Kopf und wedelte mit seinem Handy. „Niemand weiß es? Ich hab hier in Taipeh kein Netz, wir müssen hier raus und jemanden fragen.“ Wie konnten sie nur alle so dermaßen verkatert und mit Filmriss in einer fremden Suite aufwachen? Und wo war der Rest der Eiskunstläufer? „Sind wir überhaupt noch in Taipeh?“, ging Leo gleich mal vom Worst Case aus und ging zum Fenster um einen Blick raus zu werfen. Die Morgensonne brannte in seinen müden Augen. Oder war es Smog? Ja, graue Wolkenkratzer, Smog, alles sah noch einigermaßen nach Taipeh aus. Die Aussicht war ziemlich beeindruckend von hier oben. Das war ja schonmal `ne gute Nachricht. Immer optimistisch bleiben. Als Leo erleichtert lächelnd den Blick senkte, fiel dieser jedoch auf den Hotelpool, in dem seelenruhig Otabeks Motorrad schwamm. Leo kniff die Augen zusammen. Ohje. Der arme Otabek. Er machte schon den Mund auf, beschloss dann aber es ihm lieber erst zu sagen, wenn sich alle ein wenig beruhigt hatten.
 

Ein aufgeregtes Plappern riss Leo aus den Gedanken. „Ich hab grad mit Henri telefoniert“, quiekte Aguri. „Es geht ihm gut. Er wartet unten in der Lobby.“
 

„Gut. Hoffentlich weiß der mehr. Jetzt hört auf zu zanken, zieht euch was an, machen wir erstmal dass wir hier rauskommen.“, beschloss Leo pragmatisch, wie immer der einzige der einen Überblick über die Situation hatte, und stieg über eine umgestürzte Stehlampe. „Durchsucht nochmal alles, damit wir niemanden hier einsperren. Ich schaue mal ob im Schlafzimmer noch jemand rumlie…“
 

Kaum hatte er die Tür geöffnet knallte er sie auch schonwieder zu.
 

Hatte er da gerade wirklich ein Eisbär im Schlafzimmer gesehen? Betreten sah Leo zu Boden. Erstmal tief durchatmen. Ganz ruhig Leo, you got this. Nochmal die Tür einen Spalt auf.
 

„Hallo, ich bin Rafa“, sagte der Eisbär freundlich.
 

Leo machte behutsam die Tür wieder zu, und lehnte sich sachte mit dem Rücken dagegen.
 

„Gehen wir“, sagte Leo nüchtern.
 

„Ich hab hier im Kleiderschrank noch Harry Styles gefunden“, verkündete Austin gutgelaunt, dem wohl der Eisbär im Schlafzimmer gar nicht weiter seltsam aufgefallen war – typisch Australier… – und hatte einen unbekannten One Direction Sänger am Arm.
 

„Ich hab Hunger“, fiepte Guang-hong.
 


 


 

***
 


 

Wenig später fand sich die Gruppe Eisläufer, das Schaf und der aus dem Nichts aufgetauchte One Direction Sänger den sie mitgenommen hatten in der Lobby ein. Dort erwartete sie bereits ein äußerst verärgerter Henri, der einen maßgeschneiderten, eleganten anthrazitgrauen Anzug mit schwarzem Hemd darunter trug, und dampfend auf die Gruppe zustapfte.
 

„Wo sind meine Scheiß Sachen?“, keifte er armwedelnd durch die Hotellobby. „Mein Handy, mein Geld, mein Pass, meine Schlüssel, alles ist weg. Schon wieder. Ich wache am Hotelgang auf, nur in Badehose, und kann mich an nichts von gestern Nacht erinnern. Wer von euch Idioten hat meine Sachen geklaut?! Und meine ganzen Anziehsachen sind auch weg, nun muss ich so rumlaufen!“
 

„Henri! Es geht dir gut!“, rannte Aguri freudenstrahlend alsdann gleich auf Henri zu um ihn zu umarmen. „Gruppenumarmung!“, stimmte JJ grinsend gezwungenermaßen mit ein, da er an den Handschellen mitgezogen wurde, und umarmte die beiden in ihrer dramatischen Wiedersehensumarmung gleich mit. Henri drückte Aguri sofort weg und blickte mit einem Anflug von Mordlust in den Augen von den Handschellen, zwischen Aguri und JJ hin und her. „Was zur Hölle…“
 

„Es ist nicht, wie es aussieht!“, weinte Aguri.
 

„Kann ich nicht bestätigen“, grinste JJ und zuckte nur ein kleines bisschen als Ugly einen dreifachen Flip auf JJs Fuß landete.
 

Indessen gab es leider keine guten Nachrichten an der Rezeption.
 

„Ein weiterer Gast hat gestern mit Ihnen eingecheckt“, sagte die chinesische Dame und starrte auf ihren Bildschirm. „Ein gewisser Phichit Chulanont.“
 

„Oh nein.“ Leo fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, während Guang-hong neben ihm sofort Phichits Nummer wählte. Hinter ihnen war das wütende Gezanke vom ausgeraubten Henri nicht zu überhören. „Hebt nicht ab.“, sagte Guang-hong besorgt.
 

„Dann müssen wir ihn zuerst suchen...“, beschloss Leo nicht minder besorgt und ging zurück zur wartenden Gruppe. „Leute, schlechte Nachrichten. Phichit ist verschwunden und er geht nicht ans Telefon. Gott weiß was ihm passiert sein könnte. Wir müssen sofort los und alles nach ihm absuchen.“
 

„Whatever. Ich kenne Phichit doch kaum. Viel wichtiger ist, dass ich meinen Scheiß Pass und mein Geld wiederfinde“, knurrte Henri. „Ich hab einen Flieger zu erwischen und morgen früh einen wichtigen Termin.“
 

„Ich auch“, sagte Aguri nervös.
 

„Ach komm schon Leute.“, lachte Leo irritiert. „Was könnte denn wichtiger sein als Phichit wiederzufinden?“
 

Aguri und Henri wechselten einen Blick.
 

„Seht mal“, fiel es Guang-hong auf, der neben Leo als einziger klar denken zu können schien. Er hob seine Hand. „Wir haben alle Armbänder von derselben Bar.“ Sie alle besahen ihre Handgelenke: Tatsächlich, alle hatten dieselben neongelben Bänder.
 

„Danke Guang-hong.“, strahlte Leo ihn an und breitete die Arme aus. Er hätte ihn küssen können…! …Doch dazu war nun grade keine Zeit. Phichit könnte immerhin in Lebensgefahr schweben, oder noch schlimmer, er könnte ohne Handy sein. Leo räusperte sich. „Das ist perfekt. Nun haben wir einen ersten Ansatzpunkt. Wir suchen diese Bar, und schauen ob wir dort weitere Hinweise finden.“
 

Tatsächlich hörte die ganze Gruppe auf ihn. Leo war einfach cool, und behielt in solchen Momenten kühlen Kopf, was ihn zum perfekten Anführer machte (und Guang-hong kam nicht umhin ihm verstohlene beeindruckte Blicke zuzuwerfen). Leo und Guang-hong hinterher verließen sie erstmal alle zusammen das Luxushotel. Draußen begrüßte sie ein sonniges Taipeh mit sommerlichen mindestens 27 Grad.
 

„Wie sollen wir vorgehen?“, fragte Guang-hong stellvertretend für die Gruppe.
 

Leo blieb natürlich cool. „Naja, also…“, fing er an, bevor er realisierte, dass er sich das zuerst selber noch überlegen musste. Doch dazu kam er gar nicht mehr, denn im nächsten Moment fuhr ein Polizeiwagen direkt vor ihnen vor dem Hoteleingang vor, was Leo kurz ablenkte.
 

Im nächsten Moment stieg ein Hotelpage aus. „Hier ist Ihr Wagen, Officers“, war alles was er sagte, bevor er einfach von dannen ging. Er ließ die verdutzten Männer mit dem Fahrzeug zurück.

„Was?“, murmelte Leo verwirrt.
 

„Hat der grade…“, versuchte Henri das Ganze zu prozessieren.
 

Leos Gedanken rasten. Das war alles mehr als bizarr; und warf noch viel mehr Fragen darüber auf was gestern passiert sein musste. Doch dann wiederum, brauchten sie im Moment dringend einen Wagen.
 

„Alle einsteigen“, beschloss er atemlos einfach die Gelegenheit zu nutzen.
 

Sie alle zögerten nicht lange und hörten auf Leo; und binnen weniger Sekunden waren sie alle im Polizeiwagen, allerdings nicht ohne Streit da nicht genug Platz für alle war und sie sich ewig nicht entscheiden konnten wer auf wessen Schoß sitzen würde. Leo saß am Steuer und schluckte. Bevor sie alle Gelegenheit haben würden wieder zur Vernunft zu kommen, startete er den Wagen und gab Gas.
 

Während er und Guang-hong durch chinesische Straßen versuchten zu jener obszönen Bar zu navigieren, spielte es sich auf der Rückbank ziemlich ab.
 

„Das ist so eng hier!“, maulte Aguri, der auf Henris Schoß gelandet war. „Leo, fahr schneller!“
 

„Und du bist zu schwer. Das kommt von deinen ganzen Kirschbonbons“, beschwerte sich Henri nicht minder unerfreut.
 

„Hier ist noch genügend Platz!“, scherzte JJ und deutete auf seinen leeren Schoß vor dem sich alle sofort in Sicherheit gebracht hatten, was Aguri nur ein verächtliches Schnauben abverlangte. „Ahh, nicht so kalt, Prinzessin. So wie es aussieht, haben wir letzte Nacht geheiratet“, lachte JJ und rüttelte an den Handschellen, „In denen sind unsere Namen eingraviert. Kein Grund also so schüchtern zu sein.“ JJ schien das ganze ziemlich entspannt zu sehen, er war in Höchstlaune da er immer noch davon ausging, dass er gestern die Goldmedaille gewonnen hatte. Als Aguri nun ebenfalls die eingravierten Namen Aguri und JJ erblickte, fiel ihm vor Entsetzen nicht mal eine böse Antwort ein und er starrte nur leidend geradeaus, bevor er wütend zischte,
 

„Das warst doch alles nur du. Du hast es schamlos ausgenutzt. Ich würde dich doch nie im Leben heiraten, nicht mal betrunken. Eher sterbe ich.“
 

„Ach Prinzessin, wehr dich nicht gegen deine Gefühle. Ich weiß dass du mich willst.“, lachte JJ unbeirrt. „Weißt du, ich bin eigentlich ein ziemlich netter Kerl. Netter als du denkst!“
 

Henri blickte ganz ruhig neben sich zu seinem Landsmann. „Wenn das alles vorbei ist, brech ich dir irreparabel die Kniescheiben,“ sagte er.
 

„Könnt ihr mal die Musik lauterdrehen? One Direction rockt“, sagte Austin neben ihnen, gähnte und streckte sich ausgiebig, sodass jeder im Wagen für einen Moment Austins Hände und Füße im Gesicht hatte. Guang-hong drehte zögerlich One Direction ein bisschen lauter. (Auch er war insgeheim ein Fan.)
 

Während die anderen vor Hitze schwitzten herrschte eisige Kälte zwischen Otabek und Seung-gil, die mit verschränkten Armen nebeneinander saßen, aber dennoch versuchten so weit wie nur möglich voneinander entfernt zu sitzen, was zu äußerst ungemütlich aussehenden Sitzpositionen führte. Durch die Schlägerei hatten sie beide nun noch einige zusätzliche Verletzungen aufzuweisen und schwiegen sich feindselig an. Die Stimmung hier war wirklich alles andere als entspannt, stellte Leo innerlich seufzend fest.
 

„Es ist so verdammt eng und heiß wie in einer Sauna und ich hab Wolle im Gesicht!“, regte sich Henri auf. „Warum musstet ihr das verdammte Schaf mitnehmen!?“
 

„Wir lassen keine Tiere zurück.“, murmelte Guang-hong vom Beifahrersitz. „Yuuri ist ganz brav.“
 

„Warum hast du dem Schaf einen Namen… Ach, whatever.“, regte sich Henri auf. „Ich hab es satt dass mir ständig alle Sachen geklaut werden. Wie ich mein Glück kenne, hab ich gestern das Gold gewonnen und das verdammte Schaf hat meine Medaille gefressen.“
 

Da hellte Leos Gesicht auf. „Ach, verdammt. Nun haben wir vergessen an der Rezeption zu fragen wer nun eigentlich gewonnen hat.“
 

Wieder kehrte angespannte Stimmung ein. „Kannst du nicht mal eben anhalten und wir fragen irgendeinen Chinesen? Davon laufen hier genug herum.“, schlug Harry vor.
 

Leo biss unentschlossen auf der Lippe herum. Eigentlich hatten sie keine Zeit – sie mussten doch so schnell es ging Phichit finden…! Dann wiederum… wüsste er es schon auch gerne… Nachdem sie so lange gefiebert hatten, sollten sie vielleicht ganz kurz…?
 

„Ihr braucht nicht nachzufragen. Habt ihr schon vergessen wer euch alle beim Short Program vernichtet hat? Morgenstund‘ hat JJ Gold im Mund!“, im nächsten Moment schien JJ ohne zu überlegen, ruckartig sein JJ Fingerzeichen machen zu wollen, was in einem schrillen Schmerzensschrei von Aguri überging. „Pass doch auf, meine scheiß Hand…!“
 

Leo wollte bei so vielen Flüchen schonwieder ein Mahnwort sprechen, doch dazu kam er nicht mehr, denn im nächsten Moment passierte das Unmögliche: Ein ohrenzerfetzender Knall ließ sie alle zusammenzucken.
 

„Was war das?!“, japste Leo.
 

Dann wieder: Ein Knall der sie alle aufschrecken ließ und das Auto zum Erzittern brachte.
 

„Schüsse“, sagte Otabek plötzlich kalt.
 

„Warte was… Wir stehen unter Beschuss????“, wiederholte Leo leicht panisch auflachend.
 

Und im nächsten Moment explodierte Guang-hongs Beifahrerscheibe in hunderte Scherben.
 

„VERDAMMT“, völlig panisch trat Leo mit aller Kraft auf die Bremse und brachte den Wagen mit quietschenden Reifen in einer Seitengasse zum Stehen. „Guang-hong!!!!!“ Guang-hong saß zusammengekauert wie ein Hamster am Beifahrersitz, die Arme schützend übern Kopf. „Ist alles okay…!?!?!“ Leo zog mit rasendem Herzen Guang-hongs Arme weg. Der Chinese blinzelte auf.
 

„J-ja, alles okay…“
 

„Oh Gott, oh Gott, oh Gott“, flüsterte Leo völlig außer sich und schnallte sich ab. „Keiner von euch rührt sich, ich klär das.“ Er atmete kurz durch und stieg sofort mit erhobenen Händen aus. „Nicht schießen!“, rief er und zwang sich dazu ruhig zu bleiben als er sah, dass sie von einem Dutzend chinesischer Mafiosi umzingelt waren, die allesamt aus ihren Wagen ausgestiegen waren und ihre Waffen auf Leo richteten. Dieser Tag konnte nicht mehr schlimmer kommen.
 

„Wir sind Eiskunstläufer. Friedliche Eiskunstläufer…!“, versuchte Leo anzufangen, realisierte aber recht bald, dass diese Mafiosi nur chinesisch verstanden. Er blinzelte irritiert in ihre Sonnenbrillen, und fing dann etwas ungelenk an Eiskunstlauf pantomimisch darzustellen. „Eiskunstlauf“, wiederholte er, führte ein paar Eiskunstläuferische Tanzbewegungen aus, bevor er einfach aus dem Stand einen zweifachen Rittberger sprang, was jedoch keine gute Idee war, denn eine Welle des Klickens verriet, dass die Mafiosi gerade ihre Waffen entsperrt hatten.
 

„Nein! Nicht schießen!“, wiederholte Leo ernst. „Wir haben kein Geld! Was wollt ihr überhaupt?!“
 

„Leo…“, hörte er auf der anderen Seite, wo nun Guang-hong ausgestiegen war. Leo sprang fast. „Geh sofort zurück in den Wagen!“, bat er ihn inständig, doch Guang-hong warf ihm nur einen für Guang-hong uncharakteristisch leeren Blick zu, warf die Autotür zu und wandte sich ab.
 

„Sie wollen mich. Deswegen sind sie hier“, seufzte Guang-hong und setzte sich in Bewegung. „Mach dir keine Sorgen, Leo, ja? Ich erklär dir alles später. Geht erstmal Phichit suchen, ich komm später nach…!“
 

„Was…?! Guang-hong, bist du übergeschnappt…?!“
 

Leo verstand die Welt nicht mehr und konnte nichts tun während Guang-hong mitten auf die Gangster zuging, sich ihnen freiwillig stellte und ganz ruhig etwas auf Chinesisch zu ihnen sagte, woraufhin diese plötzlich… tatsächlich alle die Waffen sinken ließen!?
 

Binnen weniger Sekunden hatten sie Guang-hong gepackt, auf den Rücksitz eines der teuren Autos gezerrt, die Tür zugeknallt und fuhren davon. „NEIN!“, schrie Leo ihnen nach und wollte schon fast nachrennen vor Schock, bevor er so schnell es ging zurück zum Polizeiwagen hastete und sich auf den Fahrersitz schwang. „Scheiße! Sie haben Guang-hong geklaut!!!!!“

„Fahr ihnen nach!“, schrie Aguri, das ließ sich Leo nicht zweimal sagen und gab Vollgas, dass die Reifen nur so durchdrehten.

„Da vorn sind sie!“, rief Henri. „Fahr näher ran!!“ Leo fuhr so nahe ran wie es nur ging, seine Hände zitternd am Lenkrad. „Was jetzt?!!? Was soll ich tun?!“, schrie er zurück, normalerweise zwar die Coolness in Person, aber mit Verfolgungsjagden hatte er wahrhaftig keine Erfahrung. „Soll ich sie rammen?!“, spekulierte er verzweifelt.
 

Plötzlich legte ihm jemand eine Hand auf die Schulter. Es war Otabek.
 

„Ganz ruhig bleiben, wir helfen dir.“ Kurzhand schwang Otabek sich auf den Beifahrersitz und öffnete das Handschuhfach, aus dem er sich einen Revolver schnappte.
 

„Was?! Waffen??!!“, Leo stand der Schweiß auf der Stirn. „Kannst du denn damit umgehen?!!“
 

„Gib mir auch eine“, sagte plötzlich Seung-gil auf der Rückbank, und Otabek teilte einen intensiven Blick mit ihm, bevor er nickte und ihm ein riesiges Maschinengewehr in die Hand drückte. Und schon lehnten sich die beiden aus den Autofenstern, Otabek rechts und Seung-gil links auf der Rückbank, und eröffneten das Kreuzfeuer.
 

Aguri und das Schaf kreischten auf der Rückbank. „Oh Gott im Himmel“, stöhnte Leo während er versuchte sich darauf zu konzentrieren mit 180km/h an der Stoßstange der Entführer zu kleben, und gleichzeitig den unterstützenden Gangstern auf Motorrädern auszuweichen, die nun anfingen zu versuchen Leo von der Straße abzudrängen. „Ich sollte schon mit einer Medaille um den Hals im Flieger nach Hause sitzen!“, schrie er.
 

Mit einem ordentlichen Knaller explodierten plötzlich die Reifen von zwei Gangsterautos gleichzeitig. „Treffer versenkt“, sagte Seung-gil bevor die Autos von der Straße abkamen, die Leitplanke durchstießen und eine Schlucht in einen Fluss runterstürzten. „Kraaaass!!!!“, kommentierte JJ.
 

„Da vorne! Da ist er drin!“, schnappte Leo hoffnungsvoll nach Luft, da sie nun freie Bahn auf den Wagen hatten in dem Guang-hong sich befand. „Los Leo, gib Gas!!“ Allerdings krachte im nächsten Moment ein Motorrad mit solcher Wucht seitlich gegen den Polizeiwagen, dass das Auto kurz drehte und Leo das Lenkrad verriss, während alle Insassen auf dem Rücksitz johlten. „Nein! Wir verlieren sie!“, rief Leo. „Was jetzt!!??“
 

„Auf zwölf Uhr“, rief Otabek Seung-gil in einer kurzen Schusspause zu während er einhändig seine Munition wechselte, und Seung-gil nickte. „OK.“
 

„Was?“, war alles was Leo sagen konnte bevor Otabek einfach die Beifahrertür aufriss. „SEID IHR IRRE?“, schrie Leo, doch im nächsten Moment kickte Otabek als wäre er in GTA Vice City, den Gangster von dem Motorrad das sie gerade wieder zu rammen versuchte, und schwang sich mit einem eleganten Satz auf das Bike. „Was zum…“, Und schon kletterte Seung-gil über die anderen Eisläufer hinweg nach vorn und sprang Otabek nach auf den Rücksitz des Bikes.
 

„Seid ihr lebensmüde?!“ Leo blickte völlig verdattert zu Otabek und Seung-gil die nun neben ihnen am Motorrad herfuhren, und wieder zurück zur Straße, dann wieder zurück zu den zwei Irren. „Was macht ihr da?!!“
 

„So geht es einfacher.“, rief Otabek relativ ruhig über den heulenden Motorsound hinweg Leo zu während Seung-gil sich über ihn lehnte um die Reifen von ein paar Angreifern abzuknallen. „Keine Sorge, wir schaffen das. Wir retten Guang-hong. Ihr dreht um und findet derweil Phichit.“, erklärte Otabek bevor er sich aus dem Nichts eine Ghetto-Sonnenbrille aufsetzte.
 

Leo befand sich in einer innerlichen Krise. Jedoch war der Polizeiwagen schon so dermaßen verbeult und in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ohnehin nicht mehr lange durchhalten würden. „Okay“, gab er verzweifelt nach und bog bei der nächsten Kreuzung scharf links ab, um sich aus dem Kreuzfeuer zu ziehen.
 

Sie fuhren noch ein Stück bevor Leo rechts ranfuhr und den Wagen endlich zum Stillstand brachte. Alle Autoinsassen atmeten erleichtert durch und brauchten einen Moment um wieder zu Atem zu kommen. Still alive.
 

Plötzlich haute Leo aufs Lenkrad, womit er versehentlich die Hupe betätigte.
 

Henri griff nach vorn und legte eine Hand auf seine Schulter. „Yo, Mann. Ist hart, aber mach dir keine Sorgen. Die beiden kriegen Guang-hong schon da raus. Hat schon Vorteile wenn man Leute aus Kriegsländern dabei hat. Irgendeinen Nutzen müssen die beiden ja haben.“
 

„Ich… was er gesagt hat, bevor er… freiwillig gegangen ist, ich…“ Leo fuhr sich durchs Haar. „Guang-hong, in Mafiageschäfte verwickelt…!? Ich kann das nicht glauben…“
 

Henri blinzelte verwundert. „Das wusstest du nicht? Alter, du hast wohl nicht viele Erfahrungen mit Chinesen, oder?“

„Was auch immer.“, seufzte Leo und versuchte seine Gedanken zu ordnen während draußen beunruhigender Rauch aus der Motorhaube aufstieg. „Es gab eine Entführung. Wir sollten eigentlich schon längst die Polizei rufen.“
 

„Und wie willst du denen den gestohlenen Polizeiwagen erklären?“, fragte Austin belustigt.
 

„Hier gibt’s keine Polizei, ihr Amateure.“, schüttelte Henri den Kopf. „In China ist die Mafia das oberste Gesetz, und die wollt ihr wohl kaum um Hilfe bitten.“
 

Leo seufzte tief. Er vermisste Guang-hong so unglaublich und machte sich schwere Vorwürfe. Wenn ihm etwas passieren würde… Er könnte sich niemals verzeihen…!
 

Dann wiederum… hatte Guang-hong gesagt, er solle ihm vertrauen… Er wollte es ja… Aber wusste Guang-hong wirklich, was er tat…?!
 

Leo seufzte erneut, zum gefühlten 100sten Mal an diesem Morgen. „Uns bleibt wohl nichts Anderes übrig als den beiden zu vertrauen, und wenigstens versuchen in der Zwischenzeit Phichit zu finden. Lasst uns diese verdammte Bar finden.“ Seufzend startete er wieder den Motor an.
 

„Ich könnte wirklich einen Drink vertragen.“
 

Wenig später hielten sie endlich vor besagter Tanzbar. Zu Leos Missbehagen mussten sie feststellen, dass die Straße und die ganze Umgebung vor der Bar vollkommen verwüstet war. „Gott im Himmel, was ist denn hier passiert.“, murmelte er. Irgendetwas sagte ihm, dass hier gestern der Showdown zwischen Otabek und Seung-gil stattgefunden haben musste.

Sie parkten vor der ominösen Tanzbar, deren Neonröhrenlichter mit „WORLD CLASS DRAG SHOWS“ und „ALL YOU CAN DRINK – $2“ lockten. Auf etwas wackeligen Beinen stieg die Gruppe aus und folgte Leo nach, der mit einer bösen Vorahnung an der Spur der Verwüstung vorbeiging.
 

Erst als sie näherkamen erkannten sie die ausschließlich männlichen Stripper, die in der Fensterscheibe des Lokals tanzten, was einen unter ihnen sofort zum Stillstand brachte.
 

„Eieiei, Leute, Moment. Kleine Auszeit“, JJ hob beschwichtigend die Hände (Aguri knurrte). JJs Lächeln war vereist. „Ich helfe euch ja gerne in der Not, aber hier muss ich leider mal kurz passen. Geht ihr doch rein und ich warte hier indessen.“
 

„Wieso?“, Henri starrte von der Tanzbar zu JJ und wieder zurück. „Was soll das jetzt. Hast du etwa Angst vor nackten Kerlen?“

JJ lachte unbeirrt, schien sich jedoch wirklich unwohl zu fühlen, was nicht oft passierte. „Kein Grund zur Aufregung Henri, ich meine das ja nicht persönlich. Steht ja jeder auf was Anderes. Hab ich kein Problem damit. Ich steh eben eher auf hübsche Mädels in Bikinis und Strapse.“
 

„No kidding.“, verdrehte Aguri die Augen. „Echt, JJ, du Heuchler bist einfach das Letzte.“
 

„Wie es aussieht, hattest du gestern nichts dagegen in einen Gayclub zu gehen“, wies Leo auf JJs Armband, „also, Augen zu und durch, King JJ“, ließ Leo sich nicht lange auf Diskussionen ein und ging geradewegs auf den Eingang zu.
 

Vor der Lokaltür stand ein großgewachsener, einschüchternd attraktiver Mann mit schwarzem Haar das aussah als wäre er mit dieser Frisur heute aufgewacht, das rechte Auge von schwarzem Haar verdeckt. Er rauchte grade in aller Ruhe eine.

„Guten Tag“, grüßte Leo höflich und räusperte sich bevor er die Stimme hob. „Sind Sie der Eigentümer dieses, Etablissements?", Während er seine Stimme so wertungslos wie möglich klingen ließ, deutete er auf die unattraktive Ziegelfassade des Gebäudes.

Der schwarzhaarige Mann starrte Leo abschätzig an, schien jedoch keine Eile damit zu haben eine Antwort zu geben, da er zuerst lässig gegen die Wand gelehnt die Zigarre fertigrauchte.
 

„Wer will das wissen“, fragte er schließlich cool und trat die Zigarre aus, bevor er plötzlich einen Volleyball in der Hand hatte und auf dem Finger drehte.
 

„Ich bin Leo. Wir sind Eiskunstläufer und haben an den FCC teilgenommen“, erklärte Leo geduldig. „Leider ist das anschließende Banquett danach etwas eskaliert, und nun sind wir auf der Suche nach unserem Freund.“
 

„Eiskunstläufer?“, wiederholte der Typ grinsend. „Dann müsst ihr Freunde von Louis sein.“
 

„Louis!“, rief Aguri aufgeregt. „Ja, natürlich! Lou ist ein guter Kumpel von uns!!“
 

„Cool. Ich bin Kuroo. Besser bekannt als Der Captain.“ Er zerdrückte Leos Hand fast beim Handshake. „Na dann kommt rein.“, sagte er und ließ die Western-Saloontüre aufschwingen, hielt jedoch inne. „Das Schaf muss aber draußen bleiben“, informierte er sie und Leo blickte irritiert hinter sich. „Haben wir das Schaf jetzt wirklich immer noch dabei?“
 

„Es wäre falsch es jetzt hier auszusetzen, so ganz alleine!“, brachte Aguri ein, der das Schaf wohl mittlerweile auch liebgewonnen hatte.
 

„Na schön.“, seufzte Leo. „JJ, du bleibst hier und bewachst das Schaf, wenn du schon so Angst hast mit dem ganzen Homo angesteckt zu werden.“
 

„Traute Zweisamkeit Prinzessin, ich freu mich!“, lachte JJ entspannt.
 

„Machst du Witze?“, schrie Aguri aufgebracht. „Lasst mich nicht mit diesem Vollarsch allein!“
 

„Lass deine Finger von Aguri, sonst brech ich sie dir einzeln“, erinnerte Henri JJ. „Los, gehen wir jetzt, beeilen wir uns. Je schneller wir hier wegkommen desto besser.“
 

Also ging Leo voran und stieg mit den anderen Kuuro nach die Treppe runter in das zwielichtige Lokal. Innen war die Musik die nach außen gedröhnt hatte fast ohrenbetäubend laut, und alles war in dunkles Neon- und Infrarotlicht getaucht sodass man sich kaum zurechtfand, abgesehen von den etlichen Stripper Poles, an denen Stripper ihre Shows ablieferten. Leo versuchte diese zielstrebig auszublenden, allerdings führte Kuuro sie einmal quer durchs ganze Lokal. Bis nach ganz hinten zu den Séparées. „Krass!“, lachte Austin ausgelassen, „Das wird ja immer besser!“ Leo bekreuzigte sich schweigend.
 

„Kuuro~“, erklang eine ihnen gutbekannte honigsüße australische Stimme aus den Laken des luxuriösen King Size Doppelbettes in einem besagter Séparées. „Du bist ja schonwieder zurück…“
 

„Halte es nie lang aus ohne dich, Baby“, erwiderte Kuuro mit so sexy verruchter Stimme, dass Leo irgendwie das Gefühl hatte er sollte jetzt lieber gehen. Doch dann schob Kuuro den seidenen Vorhang des Bettes zurück und tatsächlich; da lag Louis Johnson in samtroten Laken und richtete sich gerade auf; nur in einem feinen Negligée bekleidet, sein goldenes Haar fiel in lieblich wirren Strähnen über seine milchige Haut, eine blasse Röte auf seinen Wangen, die seine grünen verschlafenen Augen nur noch heller scheinen ließen. Die Morgensonne und die teuren Daunenfedern kitzelten wohl in seinem Gesicht, denn er nieste so süß dass es einen erwachsenen Mann zum Weinen hätte bringen können.
 

„Ein Engel“, stolperte ein tranceartiges Flüstern von Harry Styles Lippen, bevor er es zurückhalten konnte.
 

„Eine Luxustrophäe“, flüsterte auch Austin, zu eingenommen von solch überirdischer Schönheit.
 

„W-wunderschön.“, musste auch Leo gedankenverloren zugeben, bevor er schnell den Kopf schüttelte und wieder zurück zur Sache kam. „Louis!“
 

„Oh… hey, Leute!“, lächelnd winkte Lou seinen Eiskunstläuferfreunden als er sie erkannte. „Na, ihr seht ja ausgeschlafen aus!“, lachte er engelsgleich.
 

„Lou! Die Lage ist ernst!“, kam Leo sofort zur Sache. „Wir alle wissen nicht mehr was gestern passiert ist. Haben wir hier mit dir gefeiert? Kannst du dich vielleicht noch an irgendwas erinnern?“
 

„Oh ja~ und wie!“, erwiderte Lou kichernd und schloss die Arme um Kuuro. „Nach dem Finale waren wir alle beim Banquett. Aber es war ziemlich langweilig, weil die ganzen Coaches ja dabei waren, außer Coop natürlich, der ist cool. Also haben wir beschlossen nachher noch auszugehen.“ Liebevoll streichelte Lou Kuuros Gesicht. „Und hier hab ich dann Kuroo kennengelernt~ Ihm gehört die Bar hier und er ist nebenbei professioneller Volleyballspieler. Was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick… Ihr wisst ja, ich habe so lange gesucht nach jemandem für mich alleine, und mit ihm hat es einfach von Anfang an gepasst… Hihi, Kuuro, hör auf, das kitzelt…!“
 

„Bitte beherrscht euch noch einen Moment“, erinnerte Leo, da das Sexappeal zwischen diesen beiden Turteltauben unbekannte Ausmaße annahm. „Es ist nämlich so dass Phichit verschwunden ist und wir suchen ihn. War er denn gestern mit uns zusammen hier?“
 

„Oh ja, klar!“, sagte Louis beschwingt. „Wir haben den ganzen Abend zusammen verbracht. Phichit war super gut drauf. Er hat mich und Kuuro dann auf die Idee gebracht, gleich diese Nacht noch zu heiraten: Er steht wohl auf Sensationen.“ Lou lachte und hielt ihnen allen dann stolz den goldenen Ring an seinem Ringfinger hin. „Was soll ich sagen, wir konnten nicht nein sagen…!“

Ein Raunen und tosender Applaus ging durch die Gruppe gefolgt von einer Welle der Glückwünsche, da jeder der Gruppe nun Louis zu seinem angetrauten Volleyballcaptain gratulieren wollte. Endlich hatte Lou sein Glück gefunden, er hatte lange genug Herzschmerz durchleiden müssen.
 

„Okay, aber weißt du vielleicht sonst noch irgendwas?“, fragte Leo nachdem alle ihre Glückwünsche ausgesprochen hatten und Lous Ring ausgiebig inspiziert wurde.
 

„Hmm….~ Nein, leider. Ich war auch ziemlich betrunken, also ist das leider alles.“

„Sag mal Lou, weißt du vielleicht zufällig wer gestern die Goldmedaille gewonnen hat?“, nutzte Henri die Gelegenheit.

„Hmm? Die Goldmedaille?“ Lou lag bereits auf einem halb entkleideten Kuuro drauf. „Achso, nein. Die ist mir ganz egal. Wisst ihr, ich glaube ich lege das Eislaufen fürs Erste aufs Eis. Immerhin haben ich und Kuuro in nächster Zeit sehr viel vor…~“
 

Das war das Stichwort zu gehen.
 


 

***
 

Ziellos gingen die verbliebenen Eisläufer nun die Treppen des Lokals rauf, ohne Plan wo sie nun weitersuchen sollten. „Das war unsere einzige Spur.“
 

„Kann sich niemand von euch noch an irgendwas erinnern?“, seufzte Leo. „Irgendetwas? Auch die kleinste Spur würde uns schon weiterhelfen. Die Zeit läuft uns davon.“ Er blickte auf seine Uhr. „Es ist schon Mittag.“
 

Hinter ihm raunte Henri. „Scheiße, wenn das so weitergeht wird sich das niemals ausgehen.“
 

„Was haben du und Aguri denn so schrecklich Wichtiges vor morgen…?“, fragte Leo irritiert; doch zu mehr kam er nicht, denn kaum waren sie aus der Tanzbar draußen erwartete sie eine böse Überraschung: Aguris Schluchzen hallte herzzerreißend über den Platz. Er kauerte über JJ, der am Boden lag: Inmitten einer Blutlache.
 

„Oh nein.“ Henri lief sofort los. Plötzlich war es sehr leise um sie herum, als hätte jemand die Zeit angehalten. Leo stand da wie vereist, unfähig zu reagieren.
 

„W-was ist passiert…?!“
 

„Ich ahnfneofenfkelf…..!!!“, schniefte Aguri tränenüberströmt, und Henri warf sich neben ihn trotz teurer Anzughose auf den Boden um seine Schultern leicht zu schütteln. „Ich hab grad überhaupt nichts verstanden. Reiß dich zusammen. Fehlt dir was?!“

„Nein!“, Sturzbachtränen flossen aus Aguris Augen als er sich losriss und Anstalten machte JJ aufzuhelfen. „A-aber…“ Doch seine Hände schwebten nur zitternd über JJs blutüberströmten Körper, ohne zu wissen was er nur tun sollte.
 

„N…nicht weinen, Prinzessin“, lächelte JJ schwach und blinzelte Aguri zu, dessen Tränen auf JJs Gesicht regneten. Mit einer Hand hielt er sich die offene Wunde am unteren Bauch zu. „Tut gar nicht weh.“
 

„Ich hol den Verbandskasten aus dem Auto“, sagte Henri schnell und lief los.
 

Leo hielt neben ihnen, endlich hatten seine Beine wieder funktioniert. „Was ist passiert?“, fragte er fassungslos.
 

„W…. wir wurden überfallen“, weinte Aguri mit holprigem, hastigen Engrisch. „Kaum wart ihr weg, kamen die Typen. Es waren zwei Russen. Zuerst haben sie mit Baseballschlägern den Wagen demoliert, und dann haben sie unter Waffengewalt das Schaf eingefordert.“ Seine Tränen strömten nur so über seine Wangen. „Ich war so dumm und wollte dazwischengehen um das Schaf zu retten. Sie wollten mich erschießen, aber da ist, … da ist JJ dazwischengesprungen, und wurde angeschossen.“ Aguris Stimme erstarb. „Es tut mir so leid.“
 

Henri blieb die Spucke weg. Er sah JJ an. „Ist das wahr…?!“, er konnte es kaum glauben.
 

Obwohl er kurz davor schien das Bewusstsein zu verlieren, lächelte JJ immer noch und war sogar bescheuert genug mit blutigen Fingern das JJ-Zeichen zu machen. „Retter in der Not, wisst ihr doch…! …Autsch…“
 

„Du m-musst sofort in ein Krankenhaus.“, weinte Aguri und fing mit zittrigen Fingern an mit dem Erste Hilfe Verbandskasten JJs Schusswunde zu verbinden. „Du Vollidiot. Wieso hast du das gemacht.“
 

„Ich bin eben ein netter Kerl“, erwiderte JJ milde lächelnd. „Sag ich doch die ganze Zeit.“
 

Wenig später brachten sie den angeschossenen JJ erstmal ins nächste Krankenhaus. Aguri ging (gezwungenermaßen) mit ihm rein, und Henri folgte nach, während die verbliebenen Eisläufer ziemlich ratlos vor dem Krankenhaus zurückblieben.
 

„Scheiße!“, fluchte Leo plötzlich was alle anderen zusammenzucken ließ. Er sprang auf und vor den Rückspiegel, wo er eindringlich sein Gesicht anstarrte. Alles Leben schien innert Sekunden aus Leo ausgesaugt zu werden.
 

Ein Tattoo. Wunderschön geschwungene Musiknoten und Sternchen schwangen sich über Leos ganze schöne linke Gesichtshälfte. Wie verrückt fing Leo an an dem Tattoo zu reiben um es wegzumachen. „Nein, das darf doch nicht wahr sein“, wiederholte er immer und immer wieder.
 

„Yo, Leo,“, prustete Austin hinter ihm. „Ist dir das jetzt erst aufgefallen?“
 

„Was soll das heißen?“, erwiderte Leo am Rande der Verzweiflung. „Warum hab ich ein… verdammtes Tattoo im Gesicht!???“
 

„Oh. Ich dachte das wäre Absicht.“, erwiderte Austin zögerlich. „Hab mich schon gewundert. Ich meine… wo du doch Eiskunstläufer bist und davon lebst, dass die Leute dich ansehen und so.“
 

„Ach du Scheiße. Wie konnte das nur passieren. Das ist der schlimmste Tag meines Lebens.“ Nun schien sogar Leo die Hoffnung zu verlieren. Er raufte sich die Haare, blickte zu dem völlig demolierten Polizeiwagen und musste sich für einen Moment bei offener Tür auf den Autositz sitzen. Er rieb sich die Schläfen. Das alles geriet vollkommen aus der Kontrolle. Er hatte ein Tattoo im Gesicht. Verdammte Musiknoten. Wenn doch wenigstens noch Guang-hong hier wäre. Wobei, was würde Guang-hong nur zu diesem schrecklichen geschnörkelten Tattoo sagen…? Es war so verdammt uncool. Nur Mädchen würden sich sowas stechen lassen.
 

Leo war am Rande des Nervenzusammenbruchs. Aber vielleicht war Guang-hong ohnehin schon tot während sie hier tatenlos rumsaßen. Und sie hatten nicht mal eine Idee wo sie nun weitersuchen könnten! Wenn sie doch nur irgendeinen Hinweis…

„Phichit“, schrie Leo plötzlich über den Platz. „Warum verschwindest du auch einfach ohne Handy!!! Wo bist du, verdammt nochmal!!!“, schrie er aus dem Nichts durch die Straßen.
 

Ein älterer Mann hielt plötzlich an, der mitgehört hatte, und näherte sich ihm. „Seid ihr Freunde von Phichit?“, fragte er mit tiefer Stimme und schwer chinesischem Akzent. Leo fuhr herum. „Was…?!“
 

„Phichit Chulanont“, wiederholte er grimmig. „Kennt ihr ihn?“
 

Leo sprang auf. „J-ja“, fasste er sich wieder. „Er ist unser Freund. Leider haben wir ihn gestern verloren. Wissen Sie vielleicht zufällig, wo er steckt…?“
 

Der ominöse Mann zog seinen Hut tiefer ins Gesicht. „Oh ja, das weiß ich.“ Er wies Leo an, ihm zu folgen. Das Ganze war mehr als suspekt, aber Leo nickte Austin und Harry zu, die plötzlich Händchen hielten…?, und folge dem Kerl nach. Was hatte er schon für eine Wahl…?
 

Der Typ mit Hut brachte Leo zu seinem Wagen, zu er den Kofferraum öffnete. Leos Miene erstarrte.
 

Da lag ein vermummter, gefesselter schwarzhaariger Junge im Kofferraum.
 

„Phichit!“, rief Leo entsetzt und der Junge regte sich leicht.
 

„Phichit hier, schuldet mir noch einen Haufen Geld“, knurrte der Entführer. „Gestern Nacht hat er im Casino meine Tasche mit $90.000 geklaut. Er beteuert allerdings, dass er das Geld nicht bei sich hat.“
 

Vom Regen in die Traufe. Leo war bewusst wie unfassbar gefährlich diese Situation war. Er hatte es hier mit einem organisierten Verbrechen, einem Entführer zu tun.
 

„Ich kann mir nicht vorstellen dass Phichit Geld stehlen sollte“, schüttelte Leo entschieden den Kopf. „Hier muss ein Missverständnis vorliegen. Wir sind Eiskunstläufer aus dem Ausland. Bitte lassen Sie ihn mit mir reden, und ich bin mir sicher dass wir alles aufklären können.“
 

Mit einem Rumms! warf der Mann mit Hut den Kofferraumdeckel zu und lehnte sich drauf.
 

„Ich will mein Geld“, sagte er schlicht. „Wenn ihr erfolgreiche Eiskunstläufer und gute Freunde seit, habt ihr das Geld doch sicher zusammen oder könnt es noch für mich wiederfinden.“ Er sah sich um. „Wir treffen uns heute Abend um 20:00 Uhr vorm Sunworld Dynasty Hotel Taipei. Bringt das Geld, wenn ihr euren Freund lebend wiederhaben wollt.“
 

Leo schluckte, und konnte nichts mehr sagen, bevor der ominöse Mann mit Hut sich in seinen Wagen setzte und einfach davon fuhr.
 

Erschöpft und müde trottete er zurück zu Austin, der immerhin mittlerweile Essen geholt hatte und Leo eine Schachtel halb geschmolzener Donuts hinhielt. „Wie sieht’s aus?“, fragte er entspannt.
 

„Ich weiß wo Phichit ist“, seufzte Leo. „Aber wir brauchen Geld. Viel Geld.“
 

„Frag doch JJ? Der scheint heute sowieso in großzügiger Stimmung zu sein.“, schlug Austin vor.
 

„Keine schlechte Idee“, seufzte Leo und mampfte erstmal trübsinnig die ganze Schachtel Donuts.
 

So warteten sie erstmal im Auto ewig lange bis Aguri und Henri mit JJ zurückkamen, JJ nun mit verbundenem Oberkörper und mit einem deftigen Knutschfleck am Hals.
 

„Soll ich überhaupt noch fragen?“, schüttelte Leo den Kopf.
 

„Heey, man wird nicht jeden Tag angeschossen. Die Krankenschwester fand es tierisch heiß“, lachte JJ, wie immer allein. „Und ich musste das alles mitansehen“, beschwerte sich Aguri traumatisiert und rieb sich das Handgelenk, „weil die die Handschellen erst danach abgemacht haben. Es war sooooo eklig.“
 

Alle stiegen ins arg demolierte Auto ein.
 

„Wir brauchen 90.000 Dollar“, sagte Leo sofort an JJ gerichtet.
 

JJ hob die Hände. „Ich hab leider ‘ne Kindersicherung am Konto. Haben meine Eltern so eingerichtet. Ich kann nur maximal 20.000 Dollar pro Tag abheben.“
 

„Das ist nicht mal die Hälfte“, seufzte Leo und kramte in seinen Taschen. „Sagt mal bitte jeder wie viel Geld er aufbringen könnte.“
 

„3.500“, sagte Aguri.
 

„12,50 in Bar“, sagte Austin.
 

„0“, sagte Henri genervt, da er dadurch wieder erinnert wurde dass er ausgeraubt worden war.
 

„Immer noch zu wenig. Wir müssen irgendwie Geld auftreiben bis 20:00 Uhr. Denkt mal alle angestrengt nach.“ Er blickte auf die Uhr. „Wir haben nur noch 3 Stunden.“
 

„Wir verkaufen JJ“, sagte Henri.
 

„Organhandel“, sagte Austin.
 

„One Direction Konzert“, sagte Harry und alle ignorierten ihn.
 

„Sexy Unterwäsche Kalender verkaufen“, schlug Aguri vor.
 

„Casino“, sagte Harry von One Direction und alle sahen auf.
 

Leo blickte kurz in die Runde, bevor er seufzend resignierend den Motor startete. „Ich hoffe irgendjemand von euch ist gut in Black Jack.“
 

Niemand von ihnen war gut in Black Jack. Es kannte nicht mal irgendjemand die Regeln. Sie waren verdammt nochmal Eiskunstläufer.
 

Während sie trotzdem die Strandpromenade entlang Richtung des Casinos fuhren, war Leo tief in Gedanken versunken wie sie das nun anstellen sollten. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, um aufzugeben. Mal ehrlich, sie hatten überhaupt keine Chance das Geld rechtzeitig aufzutreiben. Es war hoffnungslos. Sie hatten verloren. Während ihrer Suche nach Phichit war schon einer von ihnen gekidnappet und ein weiterer angeschossen wurden, wer wusste schon was noch alles passieren würde. Vielleicht wäre es wirklich besser wenn sie aufgaben. Sie waren chancenlos. Vielleicht sollten sie wenigstens versuchen ihr eigenes Leben noch zu retten.
 

Als Leo kurz davor war den Mund zu öffnen um seine Gedanken auszusprechen, blinzelte er plötzlich irritiert zur Straßenseite, an der ein feines Restaurant den Gastgarten geöffnet hatte. „HUH?“ Sie waren schon vorbeigefahren, doch Leo hätte schwören können… „War da nicht gerade…??!!“
 

„Wen hast du gesehen?“
 

Sofort machte er einen U-Turn und drehte um. Als sie nochmal bei dem Restaurant vorbeifuhren, diesmal langsamer, erkannten sie sie tatsächlich: Da saß Guang-hong!!!! Ganz entspannt vor einem Erdbeermilchshake!!!! … und am selben Tisch mit Yuuri Katsuki, Viktor Nikiforov und Minami!!!!
 

Innerhalb von Sekunden hatten sie geparkt und Leo stürmte in das Restaurant.
 

„Guang-hong!!“
 

„LEO!“ Guang-hongs Strohhalm flog durch die Luft als er aufsprang um innig von Leo umarmt zu werden. Es tat so unbeschreiblich gut ihm um den Hals zu fallen.
 

„Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht.“ Für diesen Moment konnte Leo an gar nichts anderes mehr denken, so froh war er den Chinesen wieder in seine Arme schließen zu können. Er drückte ihn so fest an sich wie es nur ging.

„Leo, ich kann nicht atmen…!“, lachte Guang-hong ein bisschen alarmiert. „Sorry.“ Leo ließ ihn los. „Und dir fehlt auch nichts…?!“
 

Guang-hong schüttelte den Kopf. „Otabek und Seung-gil haben mit gerettet. Dann haben sie mich hier abgesetzt, um weiter gegen die Mafia zu kämpfen. Sie sind ein tolles Team am Schlachtfeld und verstehen sich ohne Worte. Es scheint, sie haben vor die ganze Mafia Chinas noch heute zu zerschlagen.“ Er hob sein Handy. „Ich hab leider keinen Akku mehr, deswegen konnte ich dich nicht anrufen. Aber jetzt habe ich gerade zufällig Viktor, Yuuri und Minami getroffen, und war gerade dabei ihnen alles zu erzählen um dich dann sofort mit einem Handy von ihnen anzurufen“, erzählte er aufgeregt mit leuchtenden Augen und mit vor Aufregung geröteten Wangen. Leo hätte ihn wieder sofort küssen können. ABER. Dafür war jetzt keine Zeit.
 

„Hallo Leute“, sagte Leo kurz in die Runde und ein freundliches „Hello!“ kam zurück. „Ihr hattet gestern ja eine ziemlich wilde Party hat Guang-hong erzählt, hmm?“, lachte Viktor. „Das ist gut! Aus solchen wilden Parties entsteht immer was Gutes.“, sagte er und umarmte Yuuri liebevoll.
 

„Tja…“ Leo warf Yuuri einen kurzen Blick zu, ohje. Phichit war Yuuris bester Freund. Er brachte es nicht übers Herz es ihm zu sagen. „Im Moment sind wir am Weg zum Casino. Wir müssen nämlich dringend Geld verdienen, und wir haben nur noch 2,5 Stunden.“
 

„Ich komm mit!“, sagte Guang-hong sofort und schon eilten sie, mit dem Erdbeermilchshake in der Hand los.
 


 

***
 


 

Die Sonne stand bereits tief als sie an pompösen Springbrunnen und Palmenalleen vorbei in Richtung des luxuriösen Taipeh Casinos gingen. In Windeseile hatten sie sich noch Anzüge gekauft, alle bis auf Henri natürlich der seinen besten Anzug schon vorher getragen hatte, und sie sahen wirklich adrett aus, die Gruppe erfolgreicher Eiskunstläufer wie sie da so in ihren Anzügen ins Casino eintraten.
 

„Krass!“, sagte JJ. „Ich fühl mich wie James Bond.“

„Ziemlich unkanadisch.“, fand Aguri.

„Lass ihn, in Kanada gibt’s keine coolen Nationalhelden. Außer Justin Bieber vielleicht“, grinste Austin.

„Das stimmt, aber konzentriert euch jetzt wieder“, mischte Leo sich ein. „Wir kaufen uns jetzt erstmal mit JJs Geld an dem Tisch dort ein. Wer von euch hat das beste Pokerface?“

Leo blickte in die Runde. Wo war Otabek wenn man ihn brauchte?

„Ich kann das machen“, fiebte Guang-hong und eine Welle der gerührten „Awwww“s ging durch die Gruppe.

„Pokerface reicht nicht, du Genie. Man muss Mathe kapieren, sonst verlieren wir mehr als wir setzen können.“, mischte Henri sich ein. „Wir haben nur einen Versuch.“

„Hmmm.“ Leo überlegte. „Na schön. Ich war in der High School ziemlich gut in Mathe. Wie sieht’s bei euch aus?“

„Ich war der Beste!“, sagte JJ. „Deine scheiß Eltern haben dich privat unterrichtet, Arschgeweih“, kam es von Henri. „Das zählt nicht!“

„Wir sollten Seung-gil anrufen“, kam Austin die Idee. Leos Gesicht hellte auf und er wählte sofort seine Nummer.

„Beschäftigt“, antwortete Seung-gil nach zehnmal Tuten.

„Seung-gil, hier Leo!“, rief er in den Hörer, da im Hintergrund ein Lärm zu hören war als wäre gerade eine Bombe explodiert. Oder eine Rakete gestartet? „Alles klar bei euch?“

„Geht“, sagte Seung-gil nur bevor man einen Schusswechsel hörte, gefolgt von Motorensound. „Bei euch?“, sagte er im Anschluss.

„Auch gut, aber wir brauchen kurz deine Hilfe.“ Er erklärte Seung-gil die Lage während er sich Kopfhörer montierte damit es nicht allzu auffällig beim Spielen sein würde. „Ja, von mir aus. Warte kurz.“, hörte man von Seung-gils Seite, „Otabek, übernimm mal kurz die linke Seite.“ Ein paar lange Momente lang hörte man danach nur Seung-gils schweres Atmen, dann meldete er sich wieder. „Schieß los.“ Leo hatte sich bereits am Black Jack Tisch eingefunden und flüsterte unauffällig seine Karten ins Mikrofon. Enttäusch mich nicht, Seung-gil…!“, dachte er nervös, während sein Zug immer näher rückte.
 

Indessen warteten Austin, Harry, JJ, Henri und Aguri an der Bar und sahen Leo aus der Ferne zu.

„Man, schon so spät. Ich fasse es nicht dass ich zu meiner eigenen Hochzeit zu spät komme“, grummelte Henri und nahm einen Schluck Gin Tonic.

„Moment mal, was…?“, sagte JJ irritiert und auch der Rest der Bande sah auf. Sogar der chinesische Kellner, ein Typ namens Lao, reagierte als er das hörte. „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit“, sagte er sofort. „Wann wird geheiratet?“

„Morgen um 8:00 Uhr“, grummelte Henri und exte seinen Gin. „Wir wollten nach dem FCC Finale heiraten. Aber daraus wird wohl nichts.“

„Mach dir nichts draus Henri.“ Aguri legte einen Arm um ihn.

„Ihr… heiratet?“, wiederholte JJ völlig irritiert, und brauchte einen Moment um das zu verarbeiten, und irgendwie erwartete jeder schon einen bescheuerten Witz von JJ, doch stattdessen knallte JJ die Handfläche auf den Bartresen und stand auf. „IHR ZWEI LAUSER! Hahahahahah!“

„Urks…!“, machte Aguri als JJ ihn und Henri plötzlich in eine unbarmherzige Umarmung verwickelte. „Und das sagt ihr jetzt erst…!!! Herzlichen Glückwunsch Henri!! ALLE MAL HERHÖREN, diese zwei Kalorienbomben heiraten und das muss gefeiert werden!! Die nächste Runde geht auf mich!!!“ Bevor er ein bisschen schmerzend zusammenzuckte, da er immer noch angeschossen war, und rasch die Umarmung löste.

„Herzlichen Glückwunsch!“, kam es auch von den anderen, und Aguri grinste. „Danke. Leute, wisst ihr was? Wenn wir das alle hier überleben, dann seid ihr alle eingeladen!“

„Nice, ich könnt noch ne Party vertragen!“, sagte Austin.

„Wow, Henri,“, fiel JJ dann ein was für ein riesen Arsch er den ganzen Tag gewesen war, da er in einer Tour mit Aguri geflirtet hatte, vor allem die ganze Handschellen Sache. „Scheiße, man. Dann… tut’s mir echt leid. Ich war wohl ein ziemlicher Arsch.“

Henri schnaufte. „Bist du immer. Das wird dir jetzt erst bewusst? Jetzt setz dich wieder hin, die Leute schauen schon. Bald schmeißen die uns raus wegen dir.“ Während Aguri von Guang-hong mit Fragen über die Hochzeit überhäuft würde, wandte Henri sich, überraschenderweise, JJ zu.

„Hör mal.“, sagte er ernst und wies mit einem Kopfnicken auf JJs Schussverletzung. „Danke, dass du Aguri gerettet hast.“

„Ist doch Ehrensache“, sagte JJ grinsend.

„Tss. Ja ne, ist klar. Aber ernsthaft. Ich hasse dich.“

JJs Lächeln erstarb ein bisschen. „Ich weiß.“

„Aber noch mehr hasse ich es, in jemandes Schuld zu stehen. Also…“ Er räusperte sich, und verzog ein bisschen das Gesicht, als hätte er gerade auf saure Drops gebissen. „JJ… ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen will, aber… willst du mein Best Man werden?“
 

„Leute, wir können los!“, plötzlich stand Leo hinter ihnen, umringt von fünf leicht bekleideten Casinodamen und ein breites Lächeln im Gesicht. Er wedelte mit einem Pack Geldscheinen in der Hand. „Seung-gil hat seine Mathe Hausaufgaben gemacht. Wir haben das Geld!“

„Geniaaaal!!“, sagte Austin und Guang-hongs Stuhl kippte um als er aufsprang. „Nun können wir endlich Phichit…“

Weiter kam Leo nicht, denn im nächsten Moment zog Guang-hong ihn runter um ihm einen Kuss aufzudrücken. „Danke, Leo, du bist der Beste“, flüsterte Guang-hong in sein Ohr, bevor er ihn wieder losließ.

„E-eh…“, war alles was Leo rausbrachte, während er wie versteinert dastand.

„Kommt Leute, auf zum Wagen!“, beorderte Aguri indessen. „Es gibt nichts zu sehen~“

Während die anderen schon vorgingen, fasste Leo all seinen Mut zusammen. Mit brennenden Wangen nahm er Guang-hongs Hand in seine.

„Guang-hong“, fing er ernst an. „Es gibt so vieles, was ich nicht verstehe und was du mir noch erklären musst. Aber eins ist mir jetzt klar, heute klarer als je zuvor. Ich muss dir… wenn das alles hier vorüber ist… dringend was sagen.“

Guang-hongs Augen leuchteten noch mehr durch die Röte auf seinen Hamsterbacken. „I-ich muss dir auch was sagen, L-Leo.“

„Okay.“ Sie lächelten sich an. „Dann jetzt erstmal los, die Welt retten.“

Guang-hong nickte lächelnd und biss von seinem Casino-Lachsbrötchen ab.
 


 

***
 

Um Punkt 19:59 standen Leo, Otabek und Seung-gil in einem menschenleeren Privatparkplatzareal für das Hotelpersonal, hinter dem Hotel in dem sie alle für die Four Continents Championships untergebracht worden waren. Sie hatten sich das Treffen mit Seung-gil und Otabek zuvor ausgemacht, denn fähige Bodyguards waren für eine Aktion wie diese wichtig, und nun kam der Showdown: Endlich waren sie kurz davor, Phichit zurückzukriegen. Die Sonne war bereits untergegangen während sie dort standen und warteten, Seung-gil und Otabek mit erhobenen Waffen.
 

„Ist er das?“, knurrte Otabek.
 

Wie in Zeitlupe kam es Leo vor als der ihm bereits bekannte Wagen zwei Minuten zu spät vorfuhr, und in aller Ruhe der Mann mit Hut ausstieg. Seine Schritte hallten über den noch aufgewärmten Asphalt als er sich näherte.
 

„90.000 Dollar“, kam Leo sofort zur Sache und warf die Tasche mit den Geldscheinen zwischen sie auf den Boden. Der Typ ging auf sie zu, kniete sich vor die Tasche und zählte in aller Ruhe die Geldscheine. „Passt“, sagte er schließlich. Leo hielt den Atem an. Würde der Typ sich an die Abmachung halten? Es schien danach auszusehen, denn er ging nun zurück zum Wagen und öffnete den Kofferraum, um den freigekauften Phichit am Handgelenk zu packen und zwischen sie auf den Boden zu werfen.
 

„Phichit!“
 

Seung-gil lief nach vorn und riss dem Jungen das Panzertape vom Gesicht.
 

„HÄ?“, entglitt es Leo als er ins Gesicht des Jungen blickte. „Was zur Hölle… Das ist nicht Phichit!!!!“, musste er feststellen. Es war wirklich zum aus der Haut fahren.
 

Der Mann mit Hut zuckte nur mit der Schulter. „Er heißt Phichit, aber es ist wohl nicht eurer. Das hier ist ein einfacher Drogendealer mit Namen Phichit. Um ehrlich zu sein…“ Er kramte in seiner schwarzen Manteltasche und Otabek und Seung-gil entsicherten sofort ihre Waffen. „…habe ich diese Entführung nur vorgetäuscht. Smith, ich bin von Interpol.“ Er präsentierte seine Dienstmarke.
 

Leo stöhnte. „Das gibt’s doch nicht. Echt jetzt?! Die ganze Aktion war völlig umsonst?!!“
 

„Nicht ganz. Jetzt hab ich euch genau da wo ich euch haben will.“ Der verdeckte Ermittler blickte zum verbeulten Polizeiwagen und Leo fühlte leichte Nervosität in sich aufsteigen. Wurden sie jetzt wirklich verhaftet?
 

„Bitte, lassen Sie uns gehen“, seufzte Leo am Ende seines Lateins. „Wir sind auf verzweifelter Suche nach unserem Freund, und das schon den ganzen Tag. Wir haben das alles wirklich nur für ihn getan. Glauben Sie mir, es war alles ein Notfall und es geht um Leben oder Tod…!“
 

Der Mann nahm den Hut ab und winkte ab. „Ist schon gut, ich lasse euch laufen, darum geht’s mir gar nicht“, erwiderte er und deutete etwas verlegen auf den Wagen. „Es ist nur…“
 

„Was?“, fragte Leo.
 

Es herrschte lange Stille.
 

„Ich hätte gern ein Autogramm“, sagte der Typ von Interpol schließlich schüchtern. „Von JJ.“

Niemand antwortete. Leo fühlte innerlich wie er in ein tiefes Loch fiel. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
 


 


 

Wenig später saßen sie alle, wiedervereint wie am Morgen (exklusiv des Schafes dem es hoffentlich gut ging), wieder in dem demolierten Auto.
 

„Das war’s“, sagte Leo. „Hier enden alle Spuren. Und wir haben Phichit nicht gefunden.“ Guang-hong schmiegte sich seufzend an Leo auf dem Autositz.
 

„Und ich verpasse meine Hochzeit.“, murrte Henri der neben Aguri auf dem Gehsteig saß.
 

„Und wir wissen immer noch nicht wer das FCC Finale gewonnen hat“, wandte Otabek ein, der gerade dabei war mit einem Taschentuch Blut von Seung-gils Lippen zu tupfen, was ziemlich überraschend war.
 

„Oh, da fällt mir ein“, sagte Guang-hong, „Ich hatte während der Übergabe Zeit im Auto mein Handy aufzuladen. Ich hab ja mobile Daten in China, also können wir schnell nachsehen.“
 

Leo starrte ins Leere. Er war seit 17 Stunden auf den Beinen und hatte echt keine Kraft mehr. Hinter ihnen der verbeulte Polizeiwagen mit Einschusslöchern… Oh man, das würde ihm zuhause niemand glauben. Vielleicht sollten sie noch ein Selfie damit schießen bevor sie ihn hier stehen ließen um zurück ins Hotel…
 

„Selfie!“, kam Leo plötzlich ein Gedankenblitz und alle sahen auf. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. „Was ist damit?“, fragte Henri irritiert.
 

„Guang-hong!“, fuhr er herum und gestikulierte wild auf Guang-hongs Handy. „Schau sofort auf Phichits Instagram! Sein ganzes Leben ist dort protokolliert. Himmel, er macht sogar Selfies von sich im Bett bevor er schlafen geht. Was ist das Letzte was er gepostet hat?!“
 

„Oh, verstehe!“, sagte Guang-hong aufgeregt und scrollte eilig durch seinen Dash.

„Hier, seht euch das an!“
 

Er öffnete Phichits letzten Post, und alle Eisläufer beugten sich über sie um das Bild zu analysieren. Es war wahrlich ein perfektes Selfie. Phichits Gesicht war im perfektesten Winkel getroffen um seine Schokoladenseite zu zeigen. Aber viel wichtiger war der Hintergrund: Die Skyline von Taipeh.
 

„Na toll“, stöhnte Aguri. „Das könnte ja überall sein.“
 

„Wieso hat Phichit auf dem Foto meine türkise Weste an???!“, regte sich Henri auf.
 

„Aber er hat es gestern Abend gepostet!“, stellte Austin fest. „Um vier Uhr morgens!“
 

„Nein! Schaut genau!“, rief Leo. „Im Hintergrund! Seht ihr das?!“
 

„Das ist meins“, sagte Otabek ein bisschen kühler als sonst.
 

Alle sahen nochmal genauer hin. Und da war es tatsächlich: Auf dem Dach auf dem Phichit stand, stand auch Otabeks Bike.
 

„Ahhhhh“, Leo griff sich an den Kopf. „Oh nein. Das gibt’s doch nicht.“ Er sah auf. „Leute….. Ich weiß jetzt wo Phichit steckt.“
 


 

***
 

Und dann fanden sie ihn tatsächlich: Ihr vermisster Freund Phichit lag seelenruhig schlafend im Delirium auf dem Dach des Hotelgebäudes in dem sie die Suite gebucht hatten. Sie müssen also Phichit auf dem Dach ausgesperrt und dann vergessen haben.
 

„Nicht zu fassen.“
 

Guang-hong schüttelte Phichit sachte. „Er lebt! Schläft zwar und hat einen gewaltigen Sonnenbrand, aber er lebt.“ Phichit schmatzte friedlich.
 

„Hier ist mein Zeug!“, rief Henri aufgebracht und fand seine ganze Garderobe, Geld und Handy ebenfalls auf dem Dach liegend vor.
 

„Unglaublich.“ Leo ließ sich erstmal auf den Boden fallen um erleichtert den Kopf zurückzulegen und tief durchzuatmen. "So viel Aufwand und er war die ganze Zeit am Anfang...!"
 

„Phichit, kannst du mich hören?!“
 

„Uhh… guten Morgen!“, blinzelte Phichit und tastete instinktiv sofort nach seinem Handy, das mit ca. 99 Anrufen in Abwesenheit neben ihm lag. „Whoah, ich hatte nen… WILDEN Traum!“, lachte er und blinzelte die Eiskunstläufer an die um ihn herum versammelt waren. „Wollte doch nur n cooles Selfie mit der Skyline machen, und dann wart ihr plötzlich alle weg…! Und dann… ehhhh… ist mir Otabeks hier oben geparktes Bike runtergefallen, uups… Sorry Otabek.“
 

Leo seufzte tief. „Gut dass du wieder unter uns bist, Phichit.“
 

„Nun haben wir nur noch ein Problem.“ Henri stand vollbeladen mit seinem Zeug auf und staubte seinen Hochzeitsanzug ab.
 

„Meine Hochzeit ist in 4 Stunden Ortszeit. In Japan.“
 

„Könnt ihr die nicht verschieben?“, schlug Seung-gil unromantisch wie immer vor.
 

„Bist du irre? Mein Schwiegervater bringt mich um!“, dementierte Henri. „Aber den Flieger haben wir verpasst. Das schaffen wir nie.“
 

„Ich kann leider auch nicht dienen“, murrte Otabek, der am Rande des Daches zum Pool runterstarrte in dem immer noch sein Bike schwamm.
 

„Ach ihr Amateure“, meldete sich plötzlich Austin lachend. „Nach Japan ist es doch nicht weit. Zumindest, wenn man den direkten Weg nimmt.“
 

Alle sahen ihn an. „Der wäre?“
 

Austin lächelte milde. Nun schlug seine große Stunde. „Na, der Coolste von allen.“
 


 

***
 

Austin war wirklich ein Wakeboard-Champion. Er hatte sein Motorboot natürlich dabei, da er direkt von Australien damit nach Taipeh gekommen war, und so endete alles damit, dass die ganze Gruppe mit Wakeboards Austins Motorboot nachfuhr um noch rechtzeitig zur Hochzeit zu kommen.
 

Um 8:30 Uhr waren sie jedoch immer noch nicht da. Alle Gäste hatten sich eingefunden, die Kirschtorte war serviert, liebliche Märchenhochzeitsmusik wurde am Klavier gespielt, doch das erfolgreiche Eisläufer-zukünftige-Ehepaar wollte einfach nicht aufkreuzen. Henris Eltern waren bereits kurz davor die Hochzeit abzubrechen.
 

Hunderte Tauben wurden aufgescheucht als die ganze Gruppe um 8:35 Uhr schwer atmend die romantische Blumenallee gelaufen kam; wie gut dass sie alle schon vorher in Anzügen waren, das heißt… alle außer Seung-gil und Otabek. Die beiden hatten sich deshalb am Ufer von der Gruppe verabschiedet, um nicht die Stimmung zu stören mit ihren blutüberströmten Outfits. Außerdem war seit ihrem gemeinsamen Kampfeinsatz irgendeine seltsame Art von sexueller Spannung zwischen ihnen gewesen, die anscheinend rasche Konfrontation erforderte. Der Rest von ihnen kam schließlich einigermaßen rechtzeitig, zwar völlig durchnässt und schwer schnaufend, vor der Kirche zu stehen.
 

„Henri!“, „Aguri!“, sofort wurden die beiden geschnappt und von ihren jeweiligen Familien verschleppt. Nasse Anzüge und Übermüdung hin oder her; nichts würde sie jetzt mehr davon abhalten, zu heiraten.
 

„Leute!“, kam Lynn auf die anderen zu, eingeharkt bei Ezra. Die beiden sahen fabelhaft aus in ihren Anzügen, viel besser als der Rest, und besser sogar als das Hochzeitspaar. „Wo um Himmels Willen wart ihr denn??!! Habt ihr gestern noch gefeiert oder was?!“
 

„Lynn!“, rief Leo und stürmte auf ihn zu. Ein vertrautes Gesicht „Endlich. Bitte. Sag uns. Wer das FFC Finale gewonnen hat…!“, keuchte er mit erstickter Stimme.
 

Sofort erstarrten alle der Eisläufer an Ort und Stelle und für einen Moment war nur kitschige Hochzeitsmelodie im Hintergrund zu hören. Es schnürte ihnen förmlich allen die Brust ab. Die Spannung war unerträglich.
 

„Das wisst ihr nicht?“, lachte Lynn und schüttelte den Kopf. „Verdammt, wart ihr dicht.“
 

„Und das vor ‘ner Hochzeit? Ihr seid echt bescheuert.“, meldete sich plötzlich Alexander Princeton, ein weiterer Australier mit schwarzem Haar und roter Strähne zu Wort. „Dabei gab’s doch gar nichts zu Feiern für euch!“, sagte Alexander gelangweilt und hob demonstrativ die Goldmedaille um seinen Hals hoch.
 

„DUUUUU???????!!!!!!!!!“, kam es synchron von all seinen Konkurrenten. Alex verdrehte die Augen.
 

„Wundert euch das wirklich!? Immerhin bin ich der einzige, der sich nicht mit bescheuerten Liebesgeschichten rumzuschlagen hat und sich sogar aufs Training konzentriert!“
 

Das saß. Für einen Moment mussten alle der Eisläufer das für einen Moment verdauen. Das tat wirklich weh. Die Enttäuschung war groß.
 

„Wenigstens hat nicht JJ gewonnen“, sagte dann aber Lynn und alle stimmten ihm zu.
 

Aber da ertönte im nächsten Moment schon die Orgel und das Brautpaar marschierte ein. Alle wandten sich den beiden zu: Aguri in Rosa, Henri in Grau, mit Blumen am Revers. Rosenblätter regneten auf sie herab während der Pfarrer seine Rede verlas. Sie sahen wirklich traumhaft aus wie Märchenprinzen. Alle der Anwesenden in der Hochzeitsgesellschaft waren zutiefst berührt. Akki weinte. Guang-hong noch mehr.
 

Als JJ ihnen die Ringe brachte, weinte er ebenfalls, was Henri jedoch nur mit einem Augenverdrehen abtat.

„Du siehst nicht so schlimm aus, wie ich gedacht hätte“, kommentierte Henri trocken an Aguri gewandt, was für Aguri gleichbedeutend mit einem riesigen Kompliment war. Aguri grinste verlegen. Henri sah auch nicht schlecht aus, durchnässt und verschwitzt und mit Schusswaffen-Schmauchspuren überall.
 

Alle fingen vor Rührung zu klatschen an als Henri und Aguri sich schließlich küssten. Es war ein wundervoller Anblick. Leo merkte wie JJ der neben ihm stand völlig zerfloss vor Tränen, wahrscheinlich teils aus Rührung, und teils aus Trauer über seine geplatzte Ehe mit Isabelle, weswegen er JJ ein paar Mal auf den Rücken klopfte. Konkurrenten hin oder her, heute hatten sie wirklich alle zusammen etwas erlebt, was sie für immer verbinden würde. Und sich alle gegenseitig vielleicht sogar ein bisschen besser kennengelernt.
 

Als die formelle Zeremonie vorbei war und das Buffet eröffnet wurde, fanden sie sich alle in einem wunderschönen japanischen Garten ein – da das Wetter so schön war, fanden die Festlichkeiten unterm Sonnenschein statt. Es hatte nicht lange gedauert bis Austins neuer Freund als Harry von One Direction identifiziert worden und auf die Bühne gezerrt worden war, wo er nun begleitet von einer Live Band zusammen mit Austin sang. Die Stimmung war sehr ausgelassen und angenehm. Leo gönnte sich gerade endlich zufrieden seufzend eine Cola, die hatte er sich nach dem ganzen Stress redlich verdient.
 

„Leo…“
 

Guang-hongs Stimme überraschte ihn so sehr, dass Leo reflexartig herumfuhr und seine Cola verschüttete, alles auf seine weiße Anzughose. „Oh nein. Das tut mir leid“, sagte Guang-hong sofort und wollte schon mit einer Serviette rangehen. „Ah… ich mach das.“ Als sich ihre Hände berührten zuckten sie beide ruckartig zurück, da die Berührung ihnen einen elektrischen Stoß verpasst hatte. „Ups! – … Ehm… Haha…“ Eilig wischte Leo sich die Hose ab. “Wirklich, Leo, es tut mir so leid…“
 

„Kein Problem. Wirklich. Die Hose war auch vorher schon nass bevor du gekommen bist.“
 

Eine seltsame Stille kehrte ein. „Wollen wir spazieren gehen?“, sagte Leo schnell.
 

Guang-hong aß noch schnell seine drei Stück Hochzeitstorte auf, und sie gingen etwas abseits von den Feiernden, vorbei an den festlich dekorierten Tischen, zu einer Holzbrücke. Dort standen sie unter einen Kirschblütenbaum neben einem kleinen Bach, der friedlich plätscherte.
 

„Tja, mit der Goldmedaille war’s wohl nichts“, fing Leo locker an und stellte sich an das Geländer, und Guang-hong nickte enttäuscht lächelnd. „Beim nächsten Mal dann.“
 

„Ganz bestimmt.“
 

Sie lächelten einander an. Leos Herz raste schonwieder vor Nervosität, aber vielleicht heute sogar noch mehr als sonst. War es das Adrenalin, weil sie in den vergangenen 24 Stunden dem Tode ins Auge geblickt hatten? War möglich, jedenfalls fühlte sich die Sehnsucht in Leos Brust, wann immer er in Guang-hongs Augen sah, heute noch viel drängender und schmerzender an.

„Wirst du morgen wieder zurückfliegen?“, fragte Guang-hong leise.
 

Leo nickte sachte. „So wie es aussieht, ja. Aber ich…“ Er räusperte sich und wurde ernst. „Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich besuchen könntest in den USA.“
 

„Oh ja“, sagte Guang-hong und wurde rot. „Ich wollte immer schon mal nach Los Angeles. Auf den Walk of Fame. Die Hände von den Stars berühren.“
 

„Die Handabdrücke? Ja, die sind ziemlich beeindruckend.“, lachte Leo. Er räusperte sich. „Mhh… ich hatte schon Sorge, dass du… Also…“ Er tippte sich etwas wehleidig auf das Tattoo in seinem Gesicht. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus… wie es scheint… bleibt das für immer.“, sagte Leo von einem tiefen Seufzer begleitet.
 

Guang-hong kicherte verlegen. „Gar nicht. Du bist immer noch der coolste, Leo.“ Seine Wangen glühten als er hinzufügte: „Egal was du tust oder was für ein Tattoo du hast, du wirst immer der Coolste für mich sein, Leo.“
 

Leos Herz schlug ihm bis zum Hals.
 

(Noch wusste keiner von den beiden von dem Arschgeweih das Leo sich gestern an der Leiste stechen hatte lassen.)

„Du warst gestern aber auch ziemlich cool“, erwiderte Leo lächelnd. „Ghetto-Guang-hong. Nicht schlecht.“

Sie sahen sich verlegen lächelnd in die Augen, und schwiegen für einen Moment als eine laue Brise aufkam und ihnen die Haare zerzauste.
 

„Du hast da“, sagte Leo langsam und leicht erstickt, „eine Kirschblüte auf der Nase.“
 

Guang-hongs Augen weiteten sich. „Mh…“, war alles was er sagte bevor er sich auf die Zehenspitzen stellte und die Arme um Leo warf; und Leo konnte gar nicht mehr darüber nachdenken was er Guang-hong denn eigentlich hatte sagen wollen, als er die Arme um Guang-hongs Hüfte schlang, ihn an sich zog und ihn liebevoll küsste.
 


 

„Selfieeee!“, grinste Phichit während er sich mit Louis und Kuuro fotografierte, die nun ebenfalls zur Hochzeit eingetroffen waren.

„Ist hier ja fast ‘ne Doppelhochzeit“, stellte Henri fest der mit Aguri eingeharkt zu ihnen kam.
 

„Huh? Aber wir haben schon geheiratet. Wir hatten sogar schon unsere Hochzeitsnacht~“, erwiderte Lou und wurde vom Captain schonwieder mit Küssen überhäuft.
 

„Nett, aber ich meinte eigentlich Ghetto-hong und Musiknotengesicht hier“, erwiderte Henri und die beiden Angesprochenen erstarrten etwas; Leo hatte die Arme vielleicht ein bisschen zu liebevoll von hinten um Guang-hong gelegt.
 

„Ihr vergesst wohl dass JJ hier den Brautstrauß gefangen hat. Niemand heiratet hier mehr bevor ich es tue. It’s JJ Style!“, sagte JJ grinsend und Aguri boxte ihn in die Seite. „Was bin ich froh nicht mehr an dich Vollspast gekettet zu sein. Mein IQ ist in den letzten Stunden um ganze 100 Punkt gesunken.“
 

„Dann wärst du jetzt aber auf Minus 100“, erwiderte Henri nicht ganz so romantisch für einen frisch gebackenen Ehemann.
 

„Aber sagt mal“, meldete Alexander sich, „Diese ganze Geschichte hat doch einen Haken. Wieso wart ihr alle so dermaßen dicht? Normalerweise übertreibt ihr doch sonst nicht so sehr.“
 

„Ich weiß wieso“, meldete sich Lynn. „Ihr habt schon beim Banquett angefangen, mit Celestino und Cooper zu trinken. Wisst ihr nicht, dass die beiden die ärgsten Partysäue sind? Mich würde es ja nicht wundern wenn Celestino euch alle mit seinem harten Zeugs abgefüllt hätte, Phichit inklusive. Der kannte ja auch bei diesem Katsuki Yuuri keine Gnade und der ist jetzt Hausfrau für nen russischen Oligarchen.“
 

„Leo, was machst du jetzt eigentlich mit den 90.000 Dollar?"
 

Leo zuckte mit den Schultern. „Eigentlich ist es Seung-gils Geld, und Otabek braucht ein neues Bike, also wäre es fair wenn wir es ihnen geben, wo auch immer die beiden sich schonwieder rumtreiben.“
 

„Leute…!“, meldete sich Phichit stolz. „Ich hab grade meine Fotos durchstöbert, und das glaubt ihr nicht: Ich hab alle Fotos von letzter Nacht noch am Handy! Alles dokumentiert!“
 

„Nun sehen wir also doch was gestern passiert ist?“, fragte Austin grinsend. „Uiuiui, das Kondom das ich im Bad gefunden hatte braucht ja auch noch eine Erklärung. Und die Handschellen, und der Cowboyhut, und das Schaf!“
 

„Oh Gott“, sagte Leo unerfreut und schüttelte den Kopf. „Ich weiß gar nicht ob ich das sehen möchte.“
 

„Ach komm, Leo, das wird ein Spaß!“, fiebte Guang-hong, schonwieder am Reiscracker essen.
 

„Ja, Leo, komm her!“
 

Leo seufzte tief durch. „Na schön. Wisst ihr was?“ Er hob die Hände. „Wir sehen uns diese Fotos jetzt in einziges Mal an, aber danach löschen wir sie. Was in jener Nacht passiert ist, darf niemand jemals erfahren; keine Freunde von euch, keine Familienmitglieder, keine Coaches, Sponsoren, und vor allem keine Medien!“
 

„Ja, ist klar, Leo.“, stimmte Phichit lachend zu. „Nun komm schon her.“ Alle versammelten sich hinter Phichit um auf den Bildschirm zu blicken. Ein Raunen ging durch die Menge beim ersten Bild. „Oh mein Gott, das sieht schmerzhaft aus, Leo.“
 

Phichit grinste in sich hinein während er durch die skandalösen Bilder swipte.
 

Er hatte natürlich alle schon längst ins Internet gestellt.
 


 


 


 


 


 


 


 

*ENDE*
 



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