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Summertime Record

von

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II.I Surprises

„–und deshalb musst du uns helfen, Kai-San!“

 

Es war noch keine sechs Uhr morgens, Kai war gerade aufgestanden und noch nicht einmal aus seinem Zimmer gekommen, da hatte es schon an der Tür geklopft. Eben jene Tür wurde gerade immer noch verstopft von drei kleinen Kerlen, die davor standen. Iku grinste sonnig, Koi hatte den schlimmsten Bettelblick aufgesetzt, und Kakeru sah aus, als hätte er allergrößte Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken.

Er war so verdutzt, dass er gar nichts zu sagen wusste. Seit seinem Einzug im Wohnheim hatte er sich an einige Seltsamkeiten gewöhnt, aber dass früh morgens drei Kinder vor seiner Tür standen, von denen obendrein zwei als ziemliche Langschläfer bekannt waren, das gehörte einfach ganz eindeutig nicht dazu.

Er war es gewöhnt, dass Yoru ihn schalt, wenn er sich nachts noch Instantnudeln kaufte, weil er hungrig war und zu faul, sich selbst etwas zu kochen. Er war es gewöhnt, dass man Shun effektiv mit frisch gekochtem Tee bestechen konnte. Er war es gewöhnt, dass You ihn ungefähr einmal wöchentlich darauf hinwies, dass er aufhören sollte, seine Bandkollegen zu bemuttern. Er war es auch gewöhnt, dass Koi und Kakeru manchmal kreischend zu ihnen flüchteten, wenn sie ihren eigenen Bandleader Hajime wieder einmal verärgert hatten. Er war noch viele andere kleine Macken gewöhnt, aber das änderte nichts daran, dass er gerade sprachlos war, weil das hier einfach völlig neu war.

Seine Besucher missinterpretierten sein Schweigen beinahe augenblicklich als Ablehnung – Koi jammerte unselig auf, lehnte sich vor, um ihn am Arm zu packen.

„Bitte, Kai-San! Wir tun auch alles! Es ist nicht unsere Schuld, dass sich nie jemand drum gekümmert hat, den Geburtstagskalender zu vervollständigen! Wir konnten es doch gar nicht früher wissen!“

„Genau! Wir können froh sein, dass Koi den Artikel gefunden hat, sonst hätten wir den Geburtstag gar nicht bemerkt“, fügte Kakeru hinzu, das Ende seines Satzes schon halb in ein Gähnen übergehend. Er rieb sich müde über die Augen. Koi, wenn man näher hinsah, sah auch müde aus – die Art Müdigkeit, die davon kam, wenn man die Nacht vor dem Computer klebend durchmachte und lieber im Internet surfte, als schlafen zu gehen. Kai ahnte schon, dass der rosahaarige Kerl sich mit der Marotte bald wieder Ärger mit Hajime und Haru einhandeln würde.

Mal wieder.

 

Er konnte sich die ganze Szene nur zu lebhaft vorstellen, die zu dem Besuch der drei Jungs geführt hatte. Aus dem unruhigen Gebrabbel von Koi und Kakeru, die am Liebsten durcheinander gesprochen hatten, als sie ihre Geschichte erzählten, hatte er mitnehmen können, dass Koi wohl im Internet auf einen Artikel anlässlich Ruis Geburtstag gestoßen war und dann sofort wie ein aufgescheuchtes Huhn losgestolpert war, um Kakeru zu wecken – sie mussten ihrem Kameraden schließlich irgendetwas zum Geburtstag schenken. Weil sie keine Idee gehabt hatten, waren sie schnell dazu gekommen, sich bei Ruis Bandkollegen Hilfe holen zu wollen.

Und dann hatte Iku auch nicht viel sagen können, außer „fragt doch Kai-San!“ – und so waren sie vor seiner Tür gelandet. Kakeru gähnte nun doch herzhaft, schüttelte den Kopf; er sah wirklich nicht so aus, als hätte er so früh schon aufstehen wollen. Zusammen  mit Kois garantiert nicht sanften Weckmethoden – Kai hatte Mitleid mit ihm. Grinsen musste er trotzdem, weil es einfach so herrlich amüsant aussah. Auch Iku grinste, als er einen Blick zu dem Jungen hinüberwarf; er sah als einziger der Gruppe ernsthaft wach aus. Iku war eben ein Frühaufsteher.

„Das heißt, du hilfst uns?“

Natürlich interpretierte er Kais Grinsen richtig. Sie hingen nun schon zehn Monate täglich aufeinander, da lernte man so etwas! Und Iku war unfassbar gut in Zwischenmenschlichem; er hatte sehr schnell gelernt, selbst in Rui zu lesen. Kai fand das beeindruckend und sehr erleichternd, denn Rui brauchte einfach Freunde in seinem Leben, auf die er sich verlassen konnte. Er klopfte Iku amüsiert auf die Schulter.

„Natürlich helf ich euch! Ich kann doch meine Junioren nicht hängen lassen. Kommt rein.“

Sein Bett war noch ungemacht. Kai pfefferte die zerknautschte Bettdecke einfach zur Seite, dann bedeutete er den drei Jungs, sich auf entsprechendes ungemachtes Bett zu setzen, während er selbst mit dem Schreibtischstuhl vorliebnahm.

Die digitale Anzeige eines kleinen Weckers zeigte, dass es fünf vor sechs am Morgen des sechzehnten Juni war.

 

Gemessen daran, dass Rui in frühestens vier Stunden aufwachen würde, wenn ihn niemand vorher weckte – was heute nicht nötig war, er hatte frei –, theoretisch noch genug Zeit, um eine Geburtstagsüberraschung zu organisieren.

„Dann erzählt mal, wie sahen eure bisherigen Ideen aus? Ich hab vorhin vor lauter Hin und Her nichts verstanden!“

„Wir wollten Kuchen backen“, begann Koi. Er grinste völlig schamlos, „Dummerweise kann das keiner von uns? Also  haben wir überlegt, ob wir einen kaufen. Und dann wusste keiner von uns so recht, was Rui-Kun eigentlich mag.“ – „Außer Pudding“, fügte Iku gutmütig hinzu. Koi nickte bekräftigend, „Außer Pudding! …Kann man Puddingkuchen backen?“

„Ich kann es zumindest nicht“, gab Kai lachend zurück, „Aber wie wäre es, wenn ihr Yoru fragt? Aoi?“

Koi war von der Idee so begeistert, dass er schon hochrumpeln und sie fragen wollte – obwohl die beiden noch schliefen. Kakeru hielt ihn wohlweislich zurück, und nach ein paar Sekunden, die die beiden darum kabbelten, ob das nicht doch rechtfertigte, sie einfach aufzuwecken, ließ Koi sich doch resigniert zurück aufs Bett fallen. Er griff nach Kais Kopfkissen und knautschte es im Schoß zusammen, um sich draufzulehnen, wiegte dann nachdenklich den Kopf hin und her.

„Wir fragen also Yoru-San oder Aoi-San, ob sie Kuchen backen könnten – sobald sie wach sind. Falls sie Zeit haben. Wenn nicht, dann müssen wir welchen kaufen. Irgendwo! Wir Kleinen sind doch die einzigen, die heute gar nichts zu tun haben, ne?“

Es stimmte. Kai hatte den Terminplan für Procella sowieso immer im Kopf, weil Shun es nicht hatte – und nachdem sie die beiden Ältesten waren, war es doch nur selbstverständlich, dass einer von ihnen den Überblick hatte! –, und nach einem netten Gespräch vor ein paar Tagen mit Haru, der über Gravis Terminplan gebrütet hatte, wusste er auch zumindest die nächsten Wochen lang darüber Bescheid.

 

Dadurch wunderte er sich nicht, all die Schulkinder hier zu sehen; aufgrund einer allgemein echt vollen Terminplanung für die ganze Woche hatte man durchgesetzt, sie entsprechende ganze Woche von der Schule zu befreien. Dieser Montag war, nachdem sie Samstag und Sonntag hatten den ganzen Tag arbeiten müssen, ihr einziges Wochenende – bis zum nächsten Samstag oder Sonntag, je nachdem welchen der Jungs es betraf.

Kais eigener Terminplan sah dagegen weitgehend human aus, wobei es ihn auch nicht störte, wenn er vollgestopft war; das gehörte einfach dazu! Er hatte ja aber auch keine Schule oder Studium nebenbei zu jonglieren, also war das halb so wild. Lediglich mit dem heutigen Auftrag war er nicht ganz glücklich; dass er vom frühen Morgen bis in den Nachmittag hinein unterwegs sein würde, bedeutete einerseits, dass er Rui nicht wecken konnte, und andererseits, dass er insgesamt nicht genug Zeit hatte, um etwas zu seinem Geburtstag zu organisieren. Natürlich hatte er ein Geschenk! Aber darüber hinaus? Er hätte gern etwas unternommen, aber die Arbeit ging vor.

Sie hatten noch genug gemeinsame Jahre vor sich, um das nachzuholen.

Und Kai war trotzdem glücklich – maßgeblich deshalb, weil da diese drei Knirpse in seinem Zimmer waren, die ihren freien Tag dafür opfern wollten, Rui glücklich zu machen.

Am Anfang war es schwierig gewesen. Rui hatte keine neuen Bekanntschaften gewollt. „Ich will kein Idol sein!“, hatte er inbrünstig verkündet, selbst an dem Tag, an dem sie bei Kurotsuki gewesen waren und ihre Verträge unterschrieben – mitgekommen war er trotzdem. Entsprechend holprig war sein Start gewesen, aber irgendwie hatte er es im Laufe dieser zehn Monate doch geschafft, eine gute Beziehung zu seinen Kollegen aufzubauen. Rui hatte Freunde, vielleicht zum ersten Mal im Leben. Freunde, denen er wichtig genug war, dass sie jetzt hier saßen und hitzig darüber diskutierten, was sie denn jetzt zu seinem Geburtstag machen konnten – auch wenn sich die Diskussion gerade nur darum drehte, welche Konditorei da draußen wohl Puddingkuchen verkaufen würde, für den Fall, dass niemand im Haus Zeit zum Backen hatte. Oder ob sie einfach ein Rezept von Yoru bekommen konnten?

 

Dass sie eigentlich hergekommen waren, um bei Kai Hilfe für eine gemeinsame Unternehmung zu suchen, hatten sie scheinbar schon wieder vergessen. (Koi und Kakeru zumindest. Iku hielt sich amüsiert insgesamt aus der Diskussion zurück, immer wieder zu Kai hinübergrinsend.)

 

Es störte Kai nicht. Er verfolgte gern amüsiert, was die Jungs sich ausdachten. Irgendwann wurde ihnen die Kuchenüberlegung doch über und sie begannen, über ihren Ausflug nachzudenken. Eine der ersten Ideen, nachdem Kois Spielhallenvorschlag gnadenlos abgeschmettert wurde, war ein Kinobesuch. Nach mehreren Minuten, die Koi und Kakeru darüber diskutierten, welche Filme gerade überhaupt ansehbar waren, und ob Kino nicht eigentlich teure Zeitverschwendung war – „Die Snacks sind völlig überteuert, Koi! Dann gehen wir lieber nachher was essen!“ – „Aber Kakeru-San!! Das gehört einfach dazu!“ –, wurde die Idee dann endgültig verworfen.

„Rui mag doch keine Menschenmassen“, erinnerte Iku in einer Atempause, „Ich bezweifle, dass er zwischen fremden Menschen eingepfercht herumsitzen so toll finden wird, hm?“

Kai mochte es wirklich – Iku, und die Tatsache, dass er so ein gutes Händchen im Umgang mit Rui hatte. Er verstand vieles, ohne dass Rui es erklären musste, er war geduldig, war kompromissbereit, war richtig gut darin, Rui zu besänftigen, wenn sie stritten. Und Rui vertraute ihm.

Ikus Erinnerung führte leider aber auch dazu, dass viele andere Ideen erst einmal wieder verworfen wurden – sobald man rausging, fand man schließlich überall zu viele Menschen, und solche Sachen wie große Shoppingtouren waren obendrein ohnehin weniger Ruis Ding. Vergnügungspark, war schließlich eine Idee, die sich sogar etwas länger in der Besprechung hielt. Nachdem das Wetter nicht besonders gut war, typisch Juni und Regenzeit eben, sollte es schließlich auch nicht zu voll sein. („Haben wir genug Regenschirme?“ – „Ha! Kein Problem! Rui und ich haben letztens erst welche gekauft!“ – „Kakeru-San, du bist super!“)

Ob das wirklich etwas war, das Rui gefallen würde, darüber waren sie sich aber alle nicht ganz einig.

„Was meinst du, Kai-San?“

 

Kai wusste es auch nicht, zugegebenermaßen. Im letzten Jahr hatte er viel über Ruis Vorlieben und Abneigungen gelernt, und er hatte vor allem gelernt, dass sie relativ eigenwillig sein konnten, aber Vergnügungsparks waren ihm nicht untergekommen bisher – nicht außerhalb eines Werbespots, den sie für einen neu öffnenden kleinen Park gedreht hatten, der zu dem Zeitpunkt ihres Daseins aber bis auf die Komparsen und die Mitarbeiter des Filmteams völlig leer gewesen war.

Rui hatte Spaß gehabt. Inwieweit sich das halten würde, wenn der Park voller Gäste war, die kaum auf ihre Umgebung achteten, konnte Kai nicht abschätzen, aber es war ein guter erster Ansatz.

„Ich finde, es ist nen Versuch wert!“

„Na, ne Alternative haben wir eh nicht“, kommentierte Iku achselzuckend, „Oder wisst ihr noch was? Museen klingen ein bisschen langweilig, aber davon kenne ich durch die Schule immerhin ein paar…“

„Langweilig“, gab Koi kopfschüttelnd zurück, „Viel zu langweilig!“

Kai glaubte zwar nicht, dass Rui es zwingend langweilig finden würde, aber es half auch nicht, wenn seine Begleiter dafür keinen Spaß hatten, huh? Und vielleicht gab es ja doch noch andere Möglichkeiten, ihm zumindest fiel noch etwas ein:

„Wie wäre es sonst mit dem Kasai Rinkai Park? Mein Bruder war letztens mit der Schule dort. Scheint ganz interessant zu sein, mit nem riesigen Aquarium und viel Vogelschutzgebiet. Und es gibt ein Riesenrad, damit habt ihr euer Vergnügungsparkflair auch ohne große Menschenmassen? Bei dem Wetter sollte es da wirklich recht ruhig sein.“

 

Den Park kannte scheinbar keiner so recht – also wurde recherchiert. Es sah liebenswert aus, wie die drei Knirpse sich um Kois Handy herum scharten und diskutierten. Von allem, was Kai aus dem bunten Stimmenpotpourri mitnahm, war es eine positive Diskussion: „Das Riesenrad ist so cool! Da müssen wir hin! Und es gibt Pinguine! Gibt es eigentlich irgendeinen Menschen auf der Welt, der keine Pinguine mag?“ – „Die Eintrittspreise sind außerdem echt günstig! So im Vergleich zum Vergnügungspark. Das ist cool! Im Aquarium gibt’s sicher auch genug Souvenirs, dann können wir Rui da sogar noch Geschenke kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen!“ – „Ich finde, die Grünanlagen klingen auch gut. Also, nehmen wir’s?“

„Unbedingt! Vergnügungspark machen wir irgendwann anders. Es kommen noch genug Geburtstage!“, bestimmte Koi. Er sprang enthusiastisch vom Bett, wobei er Kais Kopfkissen einfach wieder in eine Ecke pfefferte, und verkündete, dass er sich nun um die Reiseplanung kümmern würde. Ohne Antwort zu erwarten wuselte er aus dem Zimmer, nur um noch im Türeschließen wieder inne zu halten und zurückzukommen. Er grinste breit in den Raum hinein.

„Yoru-San ist grad aufgestanden. Los, Kakeru-San, schnapp ihn dir!“

Und war dann wieder weg. Kakeru und Iku tauschten einen verdutzt-amüsierten Blick, ehe Kakeru ihm folgte. Er blieb mit der Socke an der Leiste unter der Zimmertür hängen und stolperte, fiel aber immerhin nicht auf die Nase. Kai lachte herzlich auf.

 

„Ich sollte auch wieder los“, kommentierte Iku amüsiert, als er aufstand. Statt aber zu gehen baute er sich vor Kai auf und stemmte die Hände in die Hüften, bevor er sich grinsend vorlehnte.

„Du kommst, wenn du mit deinem Job fertig bist, vorbei? Ich halt dich auf dem Laufenden, wo wir sind. Rui wird sich freuen.“

Kai sah ihn verblüfft an. Das kam unerwartet.

„Iku–“

Der Junge lachte herzlich über die Verblüffung, die ihm entgegenkam. Sein folgendes Grinsen war ein kleines bisschen kleinlaut, in erster Linie aber sehr lieb. Er erinnerte Kai in diesem Moment unheimlich an Familie.

„Nicht böse werden, dass Rui es mir erzählt hat!“

„Hat er?“

„…ehm. Ja.“

Iku lachte noch einmal auf, diesmal eher hilflos. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„War das nicht das Problem? Jedenfalls, ja. Hat er. Und deshalb finde ich, du solltest dabei sein! Ist nicht so, als ob Rui noch viel Energie haben würde, sich zu freuen, wenn wir erst abends wieder heimkommen.“

Kai lächelte dankbar. Eigentlich war er ursprünglich nur überrascht gewesen, weil er nicht damit gerechnet hatte, in den kleinen Ausflug eingebunden zu werden, aber – jetzt war er noch verblüffter als vorher! Und irgendwie gerührt. Iku war wirklich ein guter Freund für Rui. Er schüttelte den Kopf, zog Iku in eine kumpelhafte, grobe Umarmung, um ihm gehörig das Haar zu zerstrubbeln – es war ohnehin so wirr, dass es kaum auffiel.

„Ich meld mich, wenn ich raus bin. Danke für die Einladung!“

Als könnte er böse sein, weil Rui seinen Freunden vertraute. Unfug! Es war genau das Gegenteil davon! Iku strahlte, als er sich mit einer knappen Verbeugung und einer Entschuldigung für die frühmorgendliche Störung verabschiedete. Kai strahlte auch, wenn auch aus anderen Gründen.

 

Er war sich mehr denn je sicher, dass es eine unglaublich gute Entscheidung gewesen war, herzukommen. Rui hatte wirklich gute Freunde hier gefunden.

 

 
 

***

 

 

Das Aquarium war riesig. Dank einer ausführlichen Beschreibung von Iku wusste Kai relativ genau, wo er hinmusste; obwohl er sich gern umgesehen hätte, folgte er zielstrebig und ohne Umwege entsprechender Wegweisung.

Er konnte jederzeit wieder herkommen, wenn er wollte, also war es nicht so wichtig.

(Rui konnte er zwar auch jederzeit wieder sehen, aber das war einfach wichtig. Immer.)

 

Insgesamt hatte Iku ihm vier Nachrichten geschickt.

Die erste war am Vormittag schon eingetrudelt – Sind jetzt unterwegs! Rui zu wecken war furchtbar anstrengend. Danke für den Tipp mit dem Deckewegziehen, hat geklappt! Yoru-San wird Kuchen für heut Abend backen.

Die zweite war schließlich am Nachmittag gekommen, eine Information, dass sie sich nach dem etwas späten Mittagessen nun ins Aquarium begeben würden, einerseits, um vor dem Regen zu flüchten, der schlimmer wurde, andererseits, weil Rui eben Interesse bekundet hatte. Die Nachricht war zusammen mit einem Foto gekommen, das ihre Regenschirme zeigte – ein grellgoldenes Ungetüm, ein ebenso grelles, pink-gemustertes Monster, ein schwarzer Schirm und einer, der genauso neutral weiß war. Sie hatten sie vor dem überdachten Eingang des Aquariums aufgereiht. Kai grinste, als er das Bild sah, so offensichtlich sichtbar, welcher Schirm wem gehörte.

Sein eigener war strahlend blau, wie das Meer an einem klaren Sommertag. Er wusste, dass Yoru einen dunkelolivgrünen hatte. Shun hatte seinen ursprünglich weißen – und riesigen – Schirm vor einer Weile gegen ein neues Modell eingetauscht. Immer noch riesig, aber violett. Um seine Liebe zu Hajime auch bei Regen zeigen zu können. Die anderen wusste Kai nicht auswendig, aber sie würden zweifelsohne genauso individuell sein.

Er hätte sie gern alle nebeneinander aufgereiht gesehen.

Die dritte Nacht war erneut mit einem Foto gekommen, das Koi, Kakeru und Rui vor dem aquariumeigenen Pinguingehege zeigte. Ihre Gesichter waren nicht zu sehen, aber ihre Körpersprache alleine reichte, um zu erkennen, dass sie riesig viel Spaß haben mussten. In einer kurzen Nachricht unter dem Foto bestätigte Iku genau das auch noch einmal – es gefiel ihnen, sie hatten Spaß, Rui war glücklich.

Kai war glücklich.

 

Die letzte Nachricht war schließlich gekommen, als Kai Iku davon unterrichtet hatte, dass er den Park erreicht hatte. Sie seien immer noch bei den Pinguinen und würden bleiben, bis er kam, erklärte Iku zusammen mit ausführlicher Wegbeschreibung. Wie Kai bald feststellte, hätte er sich die Mühe gar nicht machen müssen; es gab genug Schilder, die das Aquarium sehr besucherfreundlich ausschilderten, und an sich hätte er auch einfach jemanden fragen können. Aber es war beruhigend!

Dass Iku den Weg so präzise beschreiben konnte, hieß, dass er sich trotz Kakerus permanentem Pech keine Sorgen machen musste, dass die Jungs sich irgendwo verliefen.

 

Er hörte sie, bevor er sie sah. Präzise gesagt hörte er Koi und Kakeru, die lautstark darüber stritten, wer von ihnen beiden jetzt mehr Ähnlichkeit mit dem verfressenen Pinguin hatte, den sie gerade beobachteten. Kai näherte sich leise, amüsiert. Iku bemerkte ihn, als er noch ein paar Schritte entfernt war und winkte grinsend, ehe er sich wieder den Pinguinen zuwandte.

„Du isst viel mehr als ich!“, beteuerte Koi empört, das zweite Mal, das Kai es hörte. Wer wusste schon, wie oft es vorher schon aufgekommen war? – „Aber du hast letztens meinen Kuchen weggegessen!!! Das ist viel schlimmer! Der da unten frisst auch anderen den Fisch weg!“

„Aber Kuchen ist kein Fisch! Und ich hab ihn dir ersetzt!“

„Das ist egal! Du hast ihn weggefuttert! Und davor den Pudding! Und davor die Schokoriegel! Koi, du bist genauso schlimm wie der Pinguin!“

„Aber du isst mehr! Schau doch, wie viel der in sich reinschlingt! Sieh endlich ein, dass das total du bist, Kakeru-San!“

Die Diskussion drehte sich im Kreis, völlig fruchtlos. Irgendwann merkten die beiden es sogar – am Ende wandten sie sich beide zu Rui um, der einfach nur schweigend da stand und die Pinguine beobachtete. Wie aus einem Mund kam ihre Frage: „Was meinst du?“

 

„Kai isst am Meisten.“

 

Koi und Kakeru blinzelten verdutzt. Iku schnaubte erheitert, und Kai wusste nicht, ob er lachen oder empört sein sollte – insgeheim freute er sich einfach, dass Rui gerade so spontan und aus  jedem Kontext gerissen an ihn dachte. Nett war das trotzdem nicht!

„H-hey, das hab ich gehört!“

„Wah–! Kai-San ist hier!“

„Kai.“

Kai strahlte breit. Rui sah ihn völlig überrascht an, ein bisschen ungläubig, und unter dem verdutzten Blick fand Kai vor allem eines – Glück. Er wuschelte dem hübschen Jungen flüchtig über das Haar, erntete dafür einen eher prinzipiell beleidigten Blick und dann aber trotzdem ein Lächeln. Es tat gut, hier zu sein. Er war Iku wirklich dankbar für die Einladung.

„Alles Gute zum Geburtstag, Rui.“

 

Sie verbrachten noch ein Weilchen bei den Pinguinen. Kai erzählte von dem Werbespot, den er den Tag über für einen Sportbekleidungshersteller gedreht hatte, erzählte von der Location, von seinen Kollegen. Iku beneidete ihn, hätte er doch selbst gern einen ähnlichen Job, der rechtfertigen würde, weshalb er sich den ganzen Tag sportlich verausgaben konnte. Koi, Kakeru und Rui waren allesamt eher weniger begeistert; Koi wollte lieber etwas schrilles – „Ne Spielhalle! Oder ein Cosplay-Café!“ –, Kakeru etwas mit weniger Stolpergefahr und Rui verzog schon bei der Erwähnung von Sport missbilligend die Nase. Obwohl man meinen sollte, dass er als Idol eine gesündere Einstellung zu Bewegung entwickelt hätte, war er immer noch ein echter Sportmuffel. Kai fand es liebenswert – und solange er das Tanzen trotzdem auf die Reihe bekam, war es doch auch nicht schlimm. Rui hatte andere Stärken, und davon genug.

Schließlich setzten sie sich wieder in Bewegung, als das Gespräch sich weitgehend in fröhlichen Witzeleien verlor. Weil keiner von ihnen Lust hatte, die Pinguinbecken auch von unten zu betrachten, steuerten sie lieber wieder die Aquarien an – davon gab es schlussendlich noch mehr als genug, und die bunten Tropenfische, auf die ein Wegweiser sie aufmerksam machte, waren interessant genug, um ihm gleich zu folgen.

Zwischen den Aquarien war es ziemlich dunkel. Die Beleuchtung, die aus den Aquarien selbst heraus kam, leuchtete bläulich und nicht sonderlich hell, tauchte alles in ein unwirkliches, Wasserreflektionen werfendes Licht. Es war wunderschön, selbst der Fußboden war faszinierend zu betrachten. Nicht, dass Kai dafür wirklich einen Blick hatte – die leuchtend bunten Fische, die in Scharen durch die riesigen Wasserbecken schwammen, waren viel zu interessant. Es war ein völlig neuartiger Anblick, der nicht nur ihn begeisterte: Koi und Kakeru taten ihre Überwältigung gut hörbar kund, und selbst von Ruis Seite aus hörte er ein leise gemurmeltes „Hübsch“.

Erst nach einer ganzen Weile löste sich Kais Blick wieder von dem Anblick der leuchtenden Fische. Er warf einen Seitenblick zu seinen Begleitern hinüber.

Er sah nichts anderes als Rui. Schweigend, großäugig, den Blick ohne jede Regung auf das Fischgetümmel gerichtet. Er sah begeistert aus, für Rui-Verhältnisse, und das in Schlieren durch die Wasseroberfläche fallende Licht malte wunderschöne Muster auf seine bläulich schimmernde Haut. In diesem Augenblick sah er selbst aus, als wäre er im Meer zuhause.

Wie lange er Rui anstarrte, wusste er nicht, doch irgendwann begegnete er seinem Blick.

„Du starrst, Kai“, stellte er neutral heraus, eine stille Frage schwang in seiner Stimme mit. Kai lachte sanft.

Er hätte Rui gern geküsst. Einfach nur berührt. Aber in der Öffentlichkeit? In ihrer Position? Unmöglich. Manchmal war es wirklich schwer, sich das wieder in Erinnerung zu rufen. Schlussendlich musste er sich mit einem liebevollen Blick begnügen.

Wie könnte er nicht starren?

 

„Du bist wunderschön, Rui.“

 

 
 

***

 

 

„Wir müssen mit dem Riesenrad noch warten!“, hatte Koi bestimmt, als sie das Aquarium schließlich verlassen hatten, „Bis es dunkel ist! Dann wird es viel cooler! Außerdem hab ich Hunger!“

 

Also waren sie losgezogen, um etwas zu essen aufzutreiben. Sie hatten tatsächlich, wie am Morgen überlegt, Geschenke für Rui gekauft – einen riesigen Plüschpinguin, den Rui mit beiden Armen festhalten musste, damit er nicht herunterfiel, mehrere Schlüsselanhänger von Fischen, die Rui besonders gut gefallen hatten, und eine kleine Delfinfigur. Weil der kleine Kerl mit dem Riesenpinguin keine Möglichkeit mehr hatte, einen Schirm zu halten, teilte er mit Kai.

Zusammen mit einem Spaziergang durch die Parkanlage – sie fanden neben zahllosen anderen Pflanzen sogar Hortensien, etwas, das Rui wieder ein kleines Lächeln entlockte – brachten sie genug Zeit herum, dass es dunkel geworden war, ehe sie das Riesenrad ansteuerten. Inzwischen hatte auch der letzte Regen aufgehört, ihre bunte Schar an Regenschirmen war schon vor einer Weile wieder in ihre Taschen verbannt worden. Der Himmel war zwar noch schwer bewölkt, aber ohne den Regenschleier war der Ausblick vom Riesenrad hoffentlich trotzdem mehr als lohnenswert.

Das Riesenrad selbst war schon ein beeindruckender Anblick. Nicht nur, dass es riesig war, es war auch auffällig beleuchtet. Mit den Lichtern, die jede Strebe erhellen konnten, sah es aus wie eine überdimensionale aus Diamant geschliffene Blume – was ihm auch seinen Namen einbrachte: Daiya & Hana Riesenrad; das Diamanten-und-Blumen-Riesenrad. Das Lichterspiel kam in wechselnden Farben, kam in verschiedenen Rhythmen, und dadurch, dass nicht dauerhaft alle Lichter erleuchtet waren, malte es immer neue, faszinierende Muster, die manchmal einfarbig, und manchmal kunterbunt daherkamen.

„So hübsch“, kommentierte Rui leise. Er war kaum zu hören über die begeisterten Ausrufe aus Kois Richtung – und trotzdem hörten sie ihn alle. Kai sah es daran, wie Kakeru und Iku einen zufriedenen Blick tauschten, daran, wie Unruhegeist Koi sich sofort grinsend zu ihm umdrehte und stolz strahlte.

„Ne? War gut, dass wir gewartet haben, oder? Jetzt müssen wir nur noch da drauf kommen!“

 

Dank des schlechten Wetters gab es keine lange Schlange – eher im Gegenteil war es sogar sehr leer. So leer, dass sie den Luxus hatten, sich problemlos auf zwei Gondeln aufteilen zu können, statt sich eine teilen zu müssen. Es hatte praktische Gründe, dass sie das taten: Koi wollte lieber viel Platz haben, damit er niemanden über den Haufen lief, wenn er auf halbem Weg durch die Riesenradfahrt lieber zur anderen Seite der Gondel wollte, um dort aus dem Fenster zu sehen.

Niemand war dagegen, und es war nicht schwer, sich auf eine Gruppenteilung zu einigen: Koi, Kakeru und Iku würden die eine Gondel nehmen, während Kai, Rui und der Pinguin, der groß genug war, um als eigener Fahrgast zu zählen, wie Iku augenzwinkernd kommentierte, die zweite nahmen.

Die drei Jungs winkten fröhlich, nachdem sie eingestiegen waren, und keine fünf Sekunden, nachdem die Gondel sich langsam in die Höhe erhob, klebten Koi und Kakeru geradezu an der Fensterscheibe. Kai sah ihnen nach, bis die nächste Gondel vor ihnen hielt und sie selbst einstiegen.

Sie saßen nebeneinander. Der Pinguin saß gegenüber und beobachtete sie aus schwarzen Plüschtieraugen. Eine ganze Weile blieb es still, während sie zusahen, wie das Riesenrad sich gemächlich weiterdrehte und ihre Gondel damit langsam in die Höhe beförderte. Rui war völlig gebannt von dem Anblick, der sich ihm bot, und auch Kai war fasziniert. Es sah abenteuerlich aus, wie die Welt unter ihnen langsam kleiner wurde, wie das eigene Blickfeld immer größer wurde. Tokyo war hell beleuchtet, ein Lichtermeer unter einem seltsam gelblich-violett wirkenden bewölkten Nachthimmel, und je weiter sie anstiegen, desto mehr von dem Lichtermeer bekamen sie zu sehen.

 

Es war ungefähr auf halber Höhe, dass Kai sich doch von dem Anblick löste. Aus seiner Tasche zog er Ruis Geburtstagsgeschenk, hielt ihm das Päckchen dann schweigend hin. Es war mit meergrünem Geschenkpapier umwickelt; Kai hatte es bereits im Laden verpacken lassen, denn ehrlich, er hatte dafür nun überhaupt kein Händchen. Er konnte tapezieren, aber er konnte keine Geschenke einwickeln.

„Eh?“

Es dauerte einen langen Moment, bis Rui das Geschenk überhaupt bemerkte. Verdutzt griff er danach, sah Kai kurz an, dann wieder hinunter auf das Geschenk.

„Du darfst es aufmachen, wenn du möchtest“, kommentierte er sanft. Er war aufgeregt. Rui ein Geschenk auszusuchen hatte sich als schwieriger herausgestellt, als er zuerst angenommen hatte. Natürlich hätte er so einiges finden können, aber es sollte etwas sein, an dem Rui nachhaltig Freude haben konnte und das ihm mehr bedeutete als ein hübsches Stück Deko, das er nie wieder brauchen würde. Mit dem, was er schlussendlich gekauft hatte, war Kai ziemlich zufrieden – er hoffte nur, Rui würde es auch sein.

Es war ein leeres Notenbuch mit einem stabilen Einband in neutraler, schwarzer Farbe. Die in den Einband eingeprägte schwarze Katze hatte Kais Aufmerksamkeit erregt, sonst hätte er das Büchlein wohl niemals näher angeschaut.

Rui mochte Musik. Rui liebte das Klavier, das im Wohnheim stand, und auch wenn Kai – oder sonst jemand – ihn beinahe nie spielen hörte, er wusste, dass Rui es tat. Er hatte die losen Notenblätter in Ruis Zimmer entdeckt, als er ihn einmal geweckt hatte. (Er hatte nicht einmal einen zweiten Blick darauf geworfen, es ging ihn nichts an. Was Rui ihm zeigen wollte, zeigte Rui ihm von selbst. Er hatte lediglich gesehen, dass sie handbeschrieben waren.)

 

Rui war viel zu behutsam mit dem Geschenkpapier, und entsprechend dauerte es – nach Kais Meinung zumindest! – viel zu lange, bis er sein Geschenk in den Händen hielt. Schweigend betrachtete er den Einband, fuhr die Prägung der schwarzen Katze mit einer Fingerspitze nach. Erst dann klappte er das Buch endlich auf, um das darin befindliche Notenpapier zu sehen.

Er schwieg.

Kai beobachtete ihn, doch mehr als ein leichtes, überraschtes Weiten seiner Augen sah er an Reaktion nicht.

„Kai…“

Rui sah ihn jetzt direkt an, und sein Blick war vollkommen unleserlich. Behutsam strich Kai ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, selbst nicht wissend, was er sagen sollte. Plötzlich war er unsicher; hatte er sich zu weit aus dem Fenster gelehnt? Er wusste, dass die Musik ein sensibles Thema für Rui war, und vor allem eines, das er sehr privat für sich behielt. Hatte er sich da in eine Sache eingemischt, die ihn nichts anging? Er presste unbewusst die Lippen zusammen, sein Herzschlag beschleunigte sich unangenehm.

Ruis nichtssagender Blick wurde wärmer. Kai fiel ein Stein vom Herzen.

Er sah zu, wie Rui das Buch an die Brust drückte und für einen Moment war er sich sicher, dass er errötete – dann wiederum war das bei den schlechten Lichtverhältnissen aber gar nicht wirklich abschätzbar. In jedem Fall sah Rui glücklich aus.

„Danke.“

Es war nicht gerade überschwänglich, aber es war alles, was Kai brauchte. Er strahlte, zog Rui in eine sanfte Umarmung. Der Andere lehnte sich sacht gegen ihn, und einen Augenblick lang verharrten sie einfach so.

 

Es tat gut, ein bisschen körperliche Nähe zu bekommen.

Es war nicht einfach in ihrem Job und einer Wohnung, die sie mit vier – oder zehn, je nachdem, wie eng man es sah – anderen Menschen teilten. Es war Kai zu wenig, wenn er ehrlich zu sich selbst war, und manchmal wurde es schlimm. Manchmal sehnte er sich danach, einfach wann immer er mochte Ruis Nähe suchen zu können, ihn zu liebkosen, zu küssen, wann immer ihm danach war. Manchmal war es zu wenig, in der Regel nur das morgendliche Wecken oder ein paar Minuten am Abend vor dem Zubettgehen zu haben.

Rui schien es nicht zu stören. Ein Teil von Kai war froh darum, denn er wollte nicht, dass Rui von irgendetwas belastet wurde, aber ein anderer Teil von ihm konnte das mulmige Gefühl nicht abschütteln, das damit einherging.

In solchen Momenten klammerte er sich regelrecht an die Erinnerungen an die wenigen Male, die Rui trotz aller Mitbewohner seine Nähe suchte. Manchmal schlief er in Kais Bett, statt in seinem eigenen. Er lehnte sich immer ganz selbstverständlich an Kai, wenn der ihn umarmte. Er erwiderte seine Küsse. Es gab nichts, worum er sich sorgen musste.

Es half, sich daran zu erinnern.

 

Trotzdem sehnte er sich oft nach mehr.

 

„Darf ich dich küssen?“

Rui löste sich mit einem Stirnrunzeln aus seiner Umarmung. Sah ihn an, nicht wirklich zufrieden, eine winzige Spur verlegen.

„Kai…“

Mahnend, ein bisschen. Wir sind in der Öffentlichkeit, reiß dich zusammen. Er grinste ertappt, verloren, streichelte sanft über Ruis Gesicht, stupste seine Lippen liebevoll an. Es war ihm selbst bewusst, dass das nicht der beste Ort sein mochte, aber andererseits – warum eigentlich nicht?

„Hier sieht uns niemand.“

„…okay.“

In dem Moment, als sich ihre Lippen trafen, wünschte Kai sich, dass die Riesenradfahrt einfach niemals enden möge.

 

Sie endete trotzdem, viel zu bald sogar. Aber irgendwie war es okay.

 

Ruis überrascht-begeistertes Gesicht, als er den Puddingkuchen erblickte, der zuhause auf ihn wartete, zusammen mit sämtlichen noch übrigen Mitgliedern von Procella und Gravi, die ihm zum Geburtstag gratulierten, war ein Anblick, den Kai um nichts in der Welt hätte verpassen wollen – nicht einmal für einen endlosen Kuss.



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