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Ein unerwartetes Jobangebot

Kapitel 8: Ein unerwartetes Jobangebot

 

 

Es war Dienstagmorgen und Vaughn musste sich beeilen, um pünktlich auf seiner Arbeit zu erscheinen. Zwar war Mirabelle sehr tolerant ihm gegenüber, aber er bezweifelte, dass sie es länger gut heißen würde, wenn er häufiger bei der Arbeit fehlen sollte. Immerhin war er ursprünglich auf die Insel gezogen, um seine Tante zu entlasten und nicht das Gegenteil zu bewirken.

Eilig verabschiedete er sich von seiner Freundin, die ihm solange hinterher winkte bis er die Ranch verlassen hatte. Der gestrige Abend hatte ihm sehr gefallen. Er sehnte sich nach Chelseas Nähe, wenn er nicht bei ihr sein konnte, und sei es nur für ein paar Stunden. Er sehnte sich nach ihrer körperlicher Nähe und ihrem berauschenden Duft, der ihn noch heute fast jedes Mal aus dem Konzept brachte, sobald er ihm in die Nase stieg. Dieses unschuldige Mädchen, oder besser gesagt, diese unglaublich schöne und anmutige Frau hatte ihn vollends in ihren Bann gezogen und er war nicht im Geringsten bereit dazu, sich daraus wieder zu befreien. Es gefiel ihm und er spürte, dass es richtig und echt war, was er mit Chelsea hatte.

Warum sollte er das freiwillig aufs Spiel setzen?

 

Vaughn hoffte, dass der Arbeitstag schnell vorüber gehen würde und er am Abend wieder ein paar gemütliche Stunden mit seiner Freundin verbringen konnte. Mittlerweile hatte das Frühjahr neue Arbeit auf der Ranch angekündigt. Die Geschwister erwarteten Nachwuchs von ihren Milchkühen und die erste Saat war beinahe soweit geerntet zu werden. Am liebsten würde er mit auf dem Hof aushelfen. Nicht nur, um Chelsea ständig in seiner Nähe zu wissen, sondern auch, weil ihm diese Arbeit eher gefiel, als die stumpfe Arbeit im Tierladen. Natürlich gab es noch die Tiergehege für die Tiere, die kein zu Hause fanden, aber es war eben nicht dasselbe. Körperlich wurde er da nicht so stark beansprucht, wie auf der Ranch und irgendwie zog es ihn da hin.

Nur, wäre er dazu ein Leben lag in der Lage? Ein Leben auf einer Ranch mit der Frau, die er liebte, zu führen? Zusammen mit ihrem Bruder und seiner zukünftigen Frau? Außerdem wäre er vermutlich nur Angestellter und nicht sein eigener Herr. Etwas Eigenes aufbauen…dieser Gedanke hatte definitiv seinen Reiz.

 

 

                                                                                   ~<>~

 

 

Natürlich scheiterte Lily kläglich bei dem Versuch irgendetwas Essbares zu kreieren. Keines ihrer Gerichte sah auch nur im Entferntesten wie etwas zu Essen aus. Die Köchin und eines der Dienstmädchen hatten sich jeglichen Kommentar gespart und die junge Herrin eigenständig werkeln lassen. Selbstverständlich mussten sie über ihre Unfähigkeit lachen, nachdem sie zu Beginn erstaunt und höchst überrascht ihre Augenbrauen hochgezogen hatten, als sie sie so unerwartet in der Küche stehen gesehen haben.

Allerdings hatte Lily gegen Mittag von sämtlichen Küchenutensilien die Schnauze voll, nachdem es am Vortag ebenfalls nichts gebracht hatte. Fluchend warf sie die Küchenschürze zur Seite und verließ aufrecht die Küche. Ein erleichterter Seufzer entfuhr jedem Küchenangestellten. Zwar mussten sie hinter der jungen Herrin wieder aufräumen, aber das störte sie nicht, denn endlich konnten sie sich wieder untereinander unterhalten und über die Herrschaften ungeniert herziehen.

 

Auf dem Weg in den nahegelegenen Salon traf sie auf Sabrina, die mal wieder in einem Buch las.

„Kannst du dein Buch zur Seite legen? Gestern bin ich daran gescheitert und heute beim Essen zusammenstellen.“, seufzte Lily und ließ sich in einen großen roten Sessel  plumpsen. Erschöpft streckte sie ihre Beine aus und schloss frustriert ihre Augen.

Was hast du getan? Du warst in der Küche?“ Alleine deswegen legte sie bereitwillig ihr Buch beiseite um herauszufinden, was ihre Freundin dazu bewogen hatte. „Ich hatte keine Ahnung, dass du weißt, wo sich die Küche befindet.“

„Veräppeln kann ich mich schon selber, Sabrina.“, knurrte die Angesprochene und schreckte ihr die Zunge entgegen. „Ich habe eben nicht so ein erfüllendes Hobby wie du und bin eigentlich in gar nichts talentiert. Mir ist langweilig. Ich brauche eine Beschäftigung.“

„Ach so, deswegen probierst du die eigenartigsten Sachen aus, die so gar nicht zu dir passen.“

 

„Genau. Wie bist du zum Malen gekommen? Und Lesen tust du auch noch mit Begeisterung.“

„Das war nicht weiter schwierig. Meine Mutter hatte mir früher vorgelesen, nachdem sie nicht mehr am Leben war, wollte ich unbedingt schnell Lesen lernen, um die Geschichten selber lesen zu können, die sie mir vorgelesen hatte.“

„Tut mir Leid. Du vermisst dein Mutter wohl sehr.“

„Manchmal, wenn ich alleine bin. Dann denke ich an früher zurück. Und du? Denkst du oft an deine Eltern?“

Automatisch spannten sich Lilys Muskeln an. Das Thema war ihr nach wie vor unangenehm.

„Sorry, wir müssen darüber nicht reden, wenn du nicht willst.“

„Ist schon gut. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass sie nicht wirklich Teil meines Lebens sind. Ich versuche so gut es geht nicht daran zu denken, dass sie mich im Grunde genommen an Wills Eltern abgegeben haben.“

„So schmerzlich das auch ist, du hast ebenso wahnsinniges Glück gehabt an solch großartige Eltern zu geraten, die dich stattdessen liebevoll aufgenommen haben.“

„Du hast Recht. Meine Tante und mein Onkel sind wirklich tolle Eltern.“ Ein feuchter Glanz schimmerte in ihren Augen, den sie

rasch wegwischte.

 

„Was soll ich denn jetzt wegen meines fehlenden Hobby tun?“

„Ich würde dir raten, einfach das zu tun, was du am besten kannst. Nachdem ich zum ersten Mal einen Pinsel in der Hand hatte, wollte ich sofort damit malen. Der Rest kam dann von alleine. Du kennst dich unglaublich gut in Mode aus. Entwerfe doch deine eigene Modekollektion oder etwas in derart.“

„Das ist es!“ Begeistert stand Lily auf und fiel Sabrina um den Hals, die kaum noch Luft holen konnte, so eng wurde sie gedrückt. „Warum habe ich nicht selber daran gedacht? Normalerweise hätte ich selber darauf kommen müssen. Danke, Sabrina. Ich mache mich sofort ans Werk.“

Eilig stürmte die junge Frau davon.

„Freut mich, dass ich helfen konnte.“, hustete Sabrina und nahm bald darauf wieder ihr Buch zur Hand.

 

 

                                                                              ~<>~

 

 

Lana tauchte unangemeldet auf der Ranch auf und traf Chelsea beim Gießen der Stiefmütterchen im kleinen Gewächshaus an.

„Lana? Was für eine Überraschung! Bist du nicht mit Denny verabredet?“

„Erst heute Abend. Er muss sämtliches Angelzeug aufbessern oder so.“

„Oder so? Ich dachte, das Angeln gefällt dir genauso sehr wie Denny?“

„Nur, wenn es so ist wie an unserem gemeinsamen Wochenende zu viert. Also, wenn es ums Vergnügen geht. Alles andere überlasse ich in aller Ruhe meinen lieben Denny.“

„Haha! Du bist wirklich unglaublich. Und warum bist du hier? Ich muss noch die Beete zu Ende Gießen und gleich darauf nach unseren trächtigen Kühen sehen. Es dürfte nicht mehr lange dauern und dann kriegen wir wieder Nachwuchs.“

„Das ist schön. Kann ich eventuell dabei sein? Ich würde es zu gerne mal sehen, wenn ein Kalb auf die Welt kommt, solange ich nichts machen muss.“

„Das ist überhaupt kein Problem. Bleib doch einfach heute Nacht hier. In unserem Gästezimmer ist Platz genug.“

 

„Wollen wir nicht eine Pyjamaparty mit Nathalie daraus machen? Das haben wir lange nicht mehr gemacht.“, rief Lana aus und klatschte begeistert in die Hände.

„Äh…normalerweise hätte ich schon Lust zu, aber Vaughn kommt und er…er bleibt dann auch.“

„Aber Chelsea! Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Ich sag dir was, wir machen unseren Mädelsabend und die Herren können gemeinsam ihr Ding machen. Ich werde einfach Denny fragen, ob er Lust hat ebenfalls zu kommen. Das wird bestimmt lustig! Und außerdem, deinen Freund siehst du noch oft genug.“

„Hm. Eigentlich hast du Recht. Okay, warum eigentlich nicht? Nathalie hat bestimmt auch nichts dagegen.“

„Bestimmt nicht. Dann kann ich mit ihr besprechen, welche Songs ich auf ihrer Hochzeit singen werde.“

„Deswegen bist du also hier?“

„Ja. Nathalie findet man ja bloß noch hier. Ach ja, irgendwie ist das ganze mega romantisch. Ich habe eine Überraschung für sie und deinen Bruder. Das darfst du ihnen aber nicht verraten.“

 

„Ich werde schweigen wie ein Grab. Was ist es denn?“ Von Neugier gepackt, legte Chelsea den Schlauch beiseite und drehte den Wasserhahn zu.

„Ich bin dabei für das Brautpaar einen neuen Song zu schreiben und zu komponieren. Er soll deren Liebesgeschichte festhalten.“

„Wow, Lana! Das ist eine grandiose Idee! Ich sollte mir auch noch etwas überlegen, was ich für die beiden machen kann, dass von Herzen kommt und zeigt, dass ich mich unglaublich für die beiden freue.“

„Deren gemeinsame Hochzeit wird garantiert einmalig und wunderschön.“

„Und ob sie das wird. Wir werden alle Zeugen ihrer Trauung sein. Vaughn und ich sind jeweils die Trauzeugen.“

„Nein? Wie cool ist das denn? Das hätte ich Vaughnie niemals zugetraut.“, kicherte die Sängerin.

„Lass das ja nicht Vaughn hören. Du weißt, dass er es nicht leiden kann, wenn du ihn so nennst.“

„Momentan ist er ja nicht hier.“

„Dein Glück.“

 

Und zusammen machten sich die beiden Freundinnen auf den Weg in den Kuhstall.

 

 

                                                                                    ~<>~

 

 

Der junge Mann im Tierladen quälte sich durch seine Arbeit und bediente wenige Kunden, die den Weg zu ihm gefunden hatten. Allmählich gab es im Laden wieder mehr zu tun. Bestellungen mussten aufgegeben und neue Ware in den Regalen einsortiert werden. Inzwischen kannte sich Vaughn in sämtlichen Bereichen seiner Arbeit aus und die Kundengespräche, die ihm früher ein Graus gewesen waren, fielen ihm nicht mehr so schwer. Weiterhin war ihm Ruhe und Stille lieber, aber hin und wieder brauchte er schon mal Abwechslung von seinem sonst gewohnten Trott.

Er freute sich bereits auf den Abend, dann würde er endlich Chelsea wieder sehen und mit ihr gemeinsam und hoffentlich alleine die Zeit verbringen. Er war so in Gedanken versunken und blätterte eher geistesabwesend in einem Tiermagazin, als plötzlich Mirabelle neben ihm auftauchte.

 

„Mirabelle? Ich habe dich gar nicht kommen hören.“ Rasch richtete er sich auf und sah sich flüchtig im Laden um, ob er vielleicht irgendetwas nicht mitbekommen hatte, zum Beispiel einen weiteren Kunden, der alleine durch die Reihen lief oder ein Karton, der noch nicht ausgepackt war. Jedoch, alles war erledigt. Erleichtert atmete er aus.

„Es scheint, als wäre momentan nicht viel los.“, erwiderte die Ladenbesitzerin und musterte ihren Neffen eingehend. „In den letzten Wochen wirktest du irgendwie ruhelos. Ist alles in Ordnung bei dir, Vaughn?“

„Wie? Ja, ja, es ist alles gut. Die Arbeit läuft und alles andere ist auch…gut.“

„Gut? Aha, wenn du das sagst. Ich will dich auch nicht lange stören. Eben ist ein Brief für dich abgegeben wurden.“

Dankend nahm Vaughn den Brief entgegen und seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als er den Absender las.

 

Der Brief war von einem alten Freund. Billy. Früher hatte er ständig mit ihm rumgehangen, sogar Arbeitskollegen waren sie. Bis vor einem Jahr war er sein einziger und bester Kumpel gewesen. Vaughn freute sich, dass er mal wieder etwas von ihm hörte und ihm fiel ein, dass er sich bisher selber nie bei ihm gemeldet hatte. Ein leichtes Unbehagen überkam ihm, weswegen er eilig den Umschlag aufriss und den knappen Brief las.

 

Zum Glück hatte sich seine schlimmste Befürchtung, dass mit Billy etwas geschehen sein könnte, nicht bestätigt, aber von dem Inhalt war er dennoch mehr als verblüfft. Neben der kurzen Info, dass es bei ihm wie immer liefe, hatte Billy zusätzlich einen Namen und Adresse aufgeführt, bei dem Vaughn in einem Monat anfangen könnte zu arbeiten. Er würde gutes Geld zahlen und die beiden Kumpel wären wieder Kollegen wie früher. Ob es nicht etwas für ihn wäre?

 

Wäre es etwas für ihn? Nach dem Inhalt zu schließen und die Aussichten, die mit dem Jobangebot verbunden waren, würden er und Billy in einem Transportwesen einsteigen und bei guter Mitarbeit, das Unternehmen in naher Zukunft selbstständig leiten. Er und Billy. Derjenige, der das jetzige Unternehmen leitet, ist nämlich schwer krank und sucht fähige Nachfolger, da er selber keine Erben hat, die es an seiner Stelle weiter führen würden.

Ein eigenes Unternehmen, noch dazu ein so vielversprechendes. Vaughn würde sich weitere Informationen diesbezüglich beschaffen. Billys Angaben waren in dem Brief nur sehr vage. Er war noch nie der Typ gewesen, der viel mit Worten um sich warf. Der Weißhaarige musste schmunzeln und dachte an seine Zeit zurück, bevor er auf die Insel gezogen war.

 

Sollte er das Angebot annehmen? Kam es überhaupt für ihn in Betracht? Würde es Mirabelle gut heißen und was würde Chelsea davon halten?

Chelsea.

 

Falls er das Angebot annehmen sollte, musste sie selbstverständlich mit. Ein Leben ohne Chelsea kam für ihn nicht in Frage. Doch der Job reizte ihn. Allerdings gab es viele Faktoren, die er sich sehr gut überlegen musste, bevor er eine endgütige Entscheidung treffen konnte.

Hinzu kam, dass er gar nicht wusste, ob Chelsea jemals vor hatte die Sonnenschein-Insel zu verlassen. Er würde sie fragen.

 

Jedoch nicht heute. Erstmal wollte sich Vaughn nähere Infos über das Jobangebot einholen, bevor er mit der Tür ins Haus fiel. Außerdem müsste er vorher klären, dass Mirabelle weiterhin von jemanden im Laden unterstützt wird. Vielleicht Elliot?

Viel wichtiger war ihm aber, dass Chelsea die Möglichkeit erwog mit ihm zu gehen. Denn ein Leben ohne sie, wollte er auf gar keinen Fall.

 



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