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With Broken Wings

von

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Verlust

Warme Sonnenstrahlen schienen durch die dünnen Gardinen, die dunklen Schatten der Nacht verschwanden und erhellten den Raum. Vogelgezwitscher kündigten den frühen Morgen an und die schlafenden Lebewesen erwachten nun langsam aus ihren träumen. Sowie die kleine Gestalt in einem übergroßen Bett regte sich und schmiegte sich an einem großen, starken, warmen und beschützenden Körper.
 

Die großgewachsene Gestalt merkte die Regung neben sich, wandte sich behutsam um und erblickte seinen friedlich schlummernden Sohn. Ganz vorsichtig strich er über die zarte Wange, ein kleines Lächeln seitens Sesshomarus, als er die Reaktion seines Sohnes auf die väterliche Berührung beobachten konnte. Ichiro schmiegte sich näher an den warmen Körper heran und murmelte unverständliche Worte im Schlaf.
 

Wie jede Nacht krabbelte Ichiro in das Elternbett, kuschelte sich an die Vaterfigur und war umgeben von Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Wärme. Etwas Penetrantes stach in Sesshomarus Nase und er hatte eine üble Vorahnung. Ganz sacht hob er die Decke an, schnüffelte leicht darunter und sein Verdacht bestätigte sich. Vorsichtig entfernte er sich von seinem Sohn, verließ leise sein Schlafgemach, um das seines Sohnes zu betreten.
 

Dort zog er das Bettdeck weg und konnte das große Missgeschick seines einjährigen Sohnes entdecken. Seufzend legte er die Decke weg, trat zum Fenster, öffnete dies und ließ die frische Morgenluft hinein. Mit geschlossenen Augen genoss er den kühlen Wind, der in das Zimmer eintrat und den beißenden Geruch verwischte. Sesshomaru war mit einer leichten Schlafhose bestückt, die Kühle auf seiner nackten, hellen und muskulösen Brust störte ihn wenig. Ein schniefen erklang hinter ihm, er drehte sich zu der Ursache um und erblickte seinen Sohn.
 

„Nicht schimpfen Papa“, schniefte er, rieb sich mit seinem Arm über die Augen, während die andere Hand sich in sein großes Shirt verkrampfte. Ichiro hatte bereits in der Nacht seinen nassen Pyjama ausgezogen gehabt und sich ein großes Shirt übergezogen. Sesshomaru ging auf seinen Sohn zu, nahm ihn auf die Arme und drückte ihn an sich. „Koko“, rief er und eine weibliche Stimme antwortete im unteren Stockwerk.
 

„Ichiros Bett muss gemacht werden“, gab er ihr den Auftrag. „Sehr wohl Herr“, kam es von Koko und ging ihrer neuen Aufgabe nach. Ichiro verbarg noch immer sein verweintes Gesicht an Sesshomarus Brust. „Was hältst du von einem schönen heißen Bad?“, fragte Sesshomaru und strich seinem erstgeborenen über das kurze silberne Haar. Vorsichtig blickte er auf und nickte schwach.
 

Sesshomaru betrat das große geräumige Badezimmer, drehte das Badewasser auf, gab Badezusatz hinzu und setzte seinen Sohn auf einen kleinen Hocker ab. „Bevor wir aber in die Wanne steigen, wird sich ausgiebig gewaschen mein Sohn“, sprach er, entledigte sich seiner Schlafhose und legte sie in einem Korb.
 

Ichiro kämpfte sich aus seinem T-Shirt, gab es seinem Vater, der es zu seiner Schlafhose legte. Der Daiyoukai drehte die Dusche auf, machte sich und Ichiro nass. Danach begann er Ichiro einzuseifen, wusch sein kurzes Haar und brauste ihn anschließend ab. Vorsichtig stieg Ichiro in die volle Wanne und beobachtete seinen Vater wie er sich gründlich wusch. „Papa?“, fragte der kleine Hanyou vorsichtig.
 

„Ja“

„Bist du wütend?“

„Nein“

„Ich hab eingebullert“, kam es kleinlaut aus der Badewanne und Sesshomaru schielte zu ihm rüber.
 

Gründlich wusch der Daiyoukai sein langes silbriges Haar. „Das kann passieren Ichiro. Koko kümmert sich um dein Bett.“, sprach er sanft. „Im Kindergarten eingebullert“, flüsterte er zaghaft. „Dies ist nicht schlimm, die Wäsche wurde bereits gewaschen“, erklärte er seinem Sohn und wusch weiter sein Haar.
 

„Ich vermisse Mama“, schluchzte er etwas und Sesshomaru hielt in seiner Waschung inne. Schweigend befreite sich der Daiyoukai von der Lauge, stieg in die Wanne und besah sich seinen weinenden Sohn. „Ich vermisse deine Mutter auch“, flüsterte Sesshomaru und Ichiros Ohren zuckten, als er dies von seinem Vater vernahm. Ichiro näherte sich seinem Vater, daraufhin nahm Sesshomaru ihn in die Arme und gaben sich gegenseitigen Halt.
 

„Eins sollst du wissen Ichiro. Ich weis wie du dich fühlst, auch was im Kindergarten vor sich geht. Ich werde dafür sorgen, dass diese Kagura nicht länger deine Erzieherin sein wird. Seit Monaten telefoniere ich ganz Japan ab, um eine neue Erzieherin zu finden, aber dies gestaltet sich doch etwas schwieriger als ich dachte. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben Ichiro, ich finde jemanden.“, versprach er seinen Sohn, während Ichiro sich in seine Arme schmiegte.
 

„Ich hab dich lieb Papa“, lächelte er leicht und ein sanftes Lächeln erschien auf Sesshomarus Gesicht. Ichiro war erleichtert zu wissen, dass sein Vater etwas unternahm. Er müsse nur etwas durchhalten, was ihm schwer fallen wird, aber er würde es schaffen. Vater und Sohn badeten ausgiebig, vollzogen eine kleine Wasserschlacht und fröhliches Kindergelächter drang durch die Badezimmertür.
 

~*~
 

Ein älterer Hanyou, gekleidet in einem roten Gewand, mit einem Besen bestückt, kehrte den großen Hof. Sein silberweißes Haar wiegte sich im Wind und er sah auf. Gedankenverloren blickte er in den Himmel hinauf und hatte ein unangenehmes Gefühl in der Brustgegend. Nichts ahnend, dass dieses Gefühl sich bald bestätigen würde. Die bunten Blätter tanzten am Himmel und segelten langsam auf den kalten grauen Boden nieder.
 

Seine Gedanken schweiften zu der Frau über. Bevor er sich darin verlor, schüttelte er sacht seinen Kopf und widmete sich seiner Aufgabe zu. Als der Hof gekehrt war, trat er hinter dem Schrein in den Hof, nahm sich ein Shinai und begann zu trainieren, so würde er einen kühlen Kopf bewahren. Während dessen betrat ein junger attraktiver Mann das Schreingelände und blickte sich suchend um.
 

Sein kurzes schwarzes Haar war zu einem kleinen Zopf gebunden und seine blauen Augen fixierten einen bestimmten Ort, wo er die Kampfgeräusche vernahm. „Inuyasha?“, fragte der Mann und trat auf den hinteren Hof. „Was willst du?“, fragte der Hanyou und trainierte weiter. „Könntest du heute auf die Zwillinge aufpassen? Sango und ich…“ „Keine Zeit“, unterbrach Inuyasha seinen besten Freund.
 

„Och komm schon Inuyasha“, bat er ihn weiter.

„Was springt für mich dabei raus?“, und schwang sein Shinai gegen eine Strohpuppe.

„Ich kenne da ein Mädchen“

„Kein Interesse“, schlug er das Angebot gleich aus.

„Du kennst sie doch gar nicht“, protestierte der junge Mann.

„Ich will sie auch nicht kennen und du solltest sie auch nicht kennen. Du bist verheiratet Miroku und hast zwei Kinder. Also vergiss die anderen Weiber.“, gab er den guten Ratschlag an seinem besten Freund und enthauptete die Strohpuppe.
 

Inuyasha wandte sich von der Strohpuppe ab, trat zu den anderen Waffen, nahm einen langen Stab und grinste verschwörerisch. „Fang!“, rief er Miroku zu und er fing ihn noch rechtzeitig auf. „Was soll das Inuyasha?“, fragte er ihn verwundert.
 

„Wenn du mich in einem Duell besiegst, bin ich für heute Abend euer Babysitter“, grinste er herausfordernd und begab sich in Kampfstellung. „Abgemacht“, kam es von Miroku und der Übungskampf begann. Die beiden Kontrahenten schenkten sich nichts und keiner dachte ans aufgeben. Miroku war sehr gut mit dem Stab, bestritt einige Turniere damit. Für seine Familie legte er den Stab beiseite, aber davon merkte man nichts. Inuyasha beherrschte das Shinai perfekt und er sah in Miroku einen ernst zunehmenden Gegner.
 

Ein schrilles Geräusch unterbrach die elektrisierende Kampflaute und beide hielten inne. „Du bist wichtig Inuyasha“, keuchte Miroku leicht, froh über die kleine Unterbrechung zu sein, um Luft zu holen. „Keh! Leider ist der Gesprächsteilnehmer nicht zu erreichen.“, grinste Inuyasha belustigt und griff seinen Gegner an. Es klingelte unaufhörlich weiter und langsam nervte es dessen Besitzer. „Wenn du ran gehst, entsteht ein Gespräch“, lachte Miroku und wehrte einen Angriff seitens Inuyasha ab.
 

„Quatsch nicht! Konzentriere dich auf den Kampf!“, forderte er ihn auf. Das Klingeln erstarb nicht und der Hanyou verlor so gleich seine Geduld. Während des Kampfes nahm er das Handy zur Hand und nahm das Gespräch entgegen. „Wehe es ist nicht wichtig!“, blaffte er in den Hörer hinein. „Herr Taisho, hier ist das Tokyoidai Hospital“, sprach die männliche Stimme ernst. Mechanisch parierte Inuyasha den Angriff von Miroku ab und versteifte sich augenblicklich.
 

Miroku bemerkte dies, senkte den Stab und ging auf seinen Freund zu. Inuyashas Augen weiteten sich, er ließ schockiert sein Shinai zu Boden fallen und sein Gesicht wurde um so einige Farbnuance heller. Er biss die Zähne zusammen, der Griff um sein Handy verstärkte sich, ließ seine Knöchel weiß hervortreten. Der silberweißhaarige Hanyou verlor kein Laut und Miroku ahnte etwas Schlimmes.
 

Mit einer schnellen Bewegung beendete er das Gespräch, steckte das Handy weg und mit einem `Ich melde mich´ sprintete er auch schon los. Mit dem Auto würde er sein Ziel erst in ein bis zwei Tagen erreichen. Geschickt sprang er über die Dächer, nichts hielt ihn auf, so schnell wie möglich wollte er bei ihr sein.
 

~*~
 

„Was machen wir heute Papa?“, fragte der Kleine Mann den großen Mann. „Entscheide du“, gab der Vater von sich, schmierte Marmelade auf das Toast, schnitt es in vier kleine Stücke und reichte den Teller an Ichiro weiter. „Eis essen“, kam es von dem kleinen Hanyou und Sesshomaru sah seinen Sohn skeptisch an. „Um diese Jahreszeit?“ „Eis essen“, behaarte der erstgeborene und Sesshomaru schmunzelte leicht.
 

„Abgemacht. Was möchtest du vorher tun?“, fragte er nach und schmierte nun sein Marmeladen Toast und biss hinein.

„Ist heute Samstag?“, fragte der kleine silberhaarige nach.

„Es ist Samstag“

„Kein Kindergarten?“

„Kein Kindergarten“

„Juhhhuuuuuu!“, schrie er erfreut und Sesshomaru stützte belustigt sein Kinn auf sein Handgelenk ab. „Also?“, fragte er nach. „Park“, jubelte Ichiro und war jetzt schon hell auf begeistert.
 

„Koko“, rief er das Dienstmädchen, die daraufhin schnell erschien. „Bitte bereite ein Picknickkorb für den Park vor“ „Sehr wohl mein Herr“, und verschwand augenblicklich in die Küche. Die beiden Herren im Haus frühstückten zu Ende, begaben sich anschließend ins Bad, putzten synchron ihre Beißerchen, verschwanden in ihre jeweiligen Zimmer, zogen sich für den bevorstehenden tollen Tag an und trafen sich im Flur wieder. „Hast du alles mein Sohn?“
 

„Ja. Hast du alles Papa?“

„Was bräuchte ich denn?“, fragte er verwundert.

„Papa, dein Geld“, kam es von dem kleinen Herrn und stemmte seine Hände in die Hüfte. Sesshomaru musste über diesen Anblick schmunzeln und nickte auf seine Frage hin.
 

Beide stiegen die Treppen hinunter, Koko stand bereits mit dem fertigen Korb an den Stufen und reichte diesen an ihren Herren. Dankend nahm er ihr den ab und verschwand mit seinem Sohn nach draußen.
 

~*~
 

Im Tokyoidai Hospital lag eine junge schwer verletzte Frau, die gerade um ihr Leben kämpfte. Piepende Laute hallten durch das Zimmer, signalisierten ihren Herzschlag, ein Atemschutz sorgte für genügend Sauerstoff und ihr Brustkorb senkte sich regelmäßig Auf und Ab.
 

Eine Kanüle verbarg sich in ihrem linken Arm, verbunden mit einem dünnen transparenten Schlauch der wiederum an einem Infusionsbeutel steckte. In der Tropfkammer tropfte die Medizin stetig hinein und beförderte sie somit in ihren Körper. Ihre langen schwarzen Haare lagen wild auf dem Kissen, ein Verband zierte ihren Kopf.
 

Prellungen, Brüche, Quetschungen, OP-Narben in Verbänden gehüllt und blaue Flecke zeichneten ihren ach so makellosen Körper. Der Besucher wandte sich von dem Krankenbett ab, trat zum Fenster, schob die Vorhänge zur Seite, ließ der Sonne Einlass und dachte an die vergangenen Stunden zurück.
 

Ein Dienstmädchen kam aufgelöst zu ihm gerannt, er solle sich die Herrin ansehen und als er sie sah, gefror ihm jegliches Blut in den Adern. Schnell war er auf sie zugegangen, besah sich seine Herrin und stellte fest, dass sie lebte. Behutsam nahm er sie in seine Arme, schrie den anderen Angestellten `Gebt dem Herrn bescheid´ zu und verschwand mit ihr in Richtung Krankenhaus.
 

Dort angekommen wurde sie erst einmal notdürftig versorgt, daraufhin folgte eine schlechte Nachricht. `Dieses Krankenhaus ist nicht für solche Verletzungen ausgerüstet. Wir werden sie per Helikopter nach Tokio verlegen müssen.´, bekam Koga vom Arzt zu hören und er knurrte wütend auf.
 

Die Verlegung erfolgte sehr schnell und er wich nicht von ihrer Seite. In Tokio gelandet, warteten bereits die Ärzte auf dem Dach. Der Arzt, der mit flog, schrie über die ohrenbetäubenden Motorblätter hinweg und informierte die anderen Ärzte über den Zustand der Patientin. Sie nickten und begaben sich sofort in das innere des Krankenhauses. `Herzstillstand!´, schrie einer der Ärzte und vollzog sofort die Reanimation. `Ich habe einen schwachen Puls´, und Koga atmete erleichtert aus.
 

Die Ärzte sowie Krankenschwestern versorgten seine Herrin und er betete. Erneuter Herzstillstand trat bei ihr ein und er glaubte ebenfalls einen Herzinfarkt nahe zu sein. Sie wurde sofort reanimiert, beatmet, geschockt, reanimiert, beatmet und geschockt. Dieser Ablauf erfolgte routiniert und nach einer gefühlten Ewigkeit begann ihr Herz kräftig zu schlagen.
 

In den darauffolgenden Sekunden wurden seiner Herrin Medikamente verabreicht, geröntgt, geschient, bandagiert und stabilisiert. Koga verfiel in einen Schockzustand, starrte nur auf diese zerbrechliche Frau, vernahm nichts mehr um sich herum, bis er von dem Arzt angesprochen wurde. `Sind sie ein Angehöriger?´, woraufhin Koga mechanisch nickte.
 

`Sie wird in den OP gebracht´, wurde er informiert und wurde sogleich in den Wartebereich geführt. Sie operierten die ganze Nacht, hoffte, dass sie dies überlebte. Sein Herr musste außer sich vor Wut gewesen sein. Es kam vor, dass er sie Krankenhausreif schlug. Aber das sie jetzt um ihr Leben kämpfte, war noch nie vorgekommen.
 

Er musste etwas tun. Jetzt oder nie. Er schnappte sich das Krankenhaustelefon, wählte eine gewisse Nummer, woraufhin auf der anderen Seite sofort das Gespräch entgegen genommen wurde. Das Gespräch erfolgte kurz, präzise, informativ und erfolgreich. Kurz darauf erschien ein Arzt, trat auf den Wolf zu und er verkrampfte sich automatisch, machte sich auf das schlimmste gefasst.
 

`Die Operation ist gut verlaufen. Die innere Blutung konnte gestillt werden doch leider … leider konnten wir das Kind nicht retten.´, informierte er Koga und er glaubte sich verhört zu haben. `Kind?´, fragte er vorsichtshalber noch einmal nach. `Sie wussten nichts von der Schwangerschaft?´, und Koga verneinte die Frage.
 

`Sie befand sich in der 8. Schwangerschaftswoche´, berichtete er weiter und Koga musste sich erst einmal setzen. `Wird sie jemals …´, war nicht fähig diese Frage auszusprechen. `Sie wird weiterhin Kinder bekommen können´, beantwortete der Arzt die unausgesprochene Frage. Der Arzt führte Koga in das zuständige Krankenzimmer und seither ist der Leibwächter nicht von ihrer Seite gewichen.
 

Er hoffte auf ihr baldiges erwachen, waren doch etliche Stunden vergangen. Er machte sich große Vorwürfe, hätte in der Nähe bleiben sollen, hätte einschreiten können, hätte sie beschützt, sowie er es sich geschworen hatte. Hätte sie schon längst befreien müssen. Hätte, hätte, hätte … hätte der Fuchs nicht in den Wald geschissen, hätte er den Hasen bekommen.
 

Zwischendurch rief er seinen Herrn an, berichtete über den Zustand seiner Frau und er machte sich umgehend auf den Weg. Dies war vor Stunden, in kürze würde er hier eintreffen. Er blickte zu Kagome, die noch immer schlief und konnte dies nicht ertragen. Er wandte den Blick von ihr ab, sah in den Himmel und erinnerte sich an den Tag zurück, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
 

Damals strotzte ihr Blick vor Mut, Wärme, Entschlossenheit und Liebe. Selbst ihre Körperhaltung zeugte von Stärke. Aber dies war Vergangenheit. Als er sie nach der Hochzeitsnacht empfing, konnte er in ihren Augen erkennen, dass etwas von ihr starb. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, starb immer mehr ein Teil von ihr. Ihre Augen waren leer, umhüllt von Trauer, der Glanz war vollkommen verschwunden.
 

Er trat vor die Tür, setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Zimmer stand und wartete geduldig auf seinen Boss. Er musste auch nicht lange warten, denn er konnte ihn in der Ferne wahrnehmen. Koga richtete sich sofort auf, verbeugte sich vor ihm und verhaarte in der Position.
 

„Berichte Koga“, befahl er und Koga richtete sich auf. Wie ihm befohlen, erstattete er Bericht und während er erzählte, änderte sich Akitos Mimik nicht ein einziges Mal. Diese kalten blauen Augen kannten kein Mitleid, Mitgefühl, Liebe, Trauer oder sonst ein Gefühl. „Wusstest du von der Schwangerschaft?“, fragte er Koga, nachdem er geendet hatte.
 

„Nein, Herr“, gestand er, denn er war selbst darüber überrascht und erschüttert zugleich.

„Wusste sie es?“

„Das kann ich mit Sicherheit nicht sagen“, erzählte Koga.

„Nun gut. Wenn sie aufwacht, informierst du mich umgehend. Ich muss dringende Geschäfte erledigen und kann meine Zeit hier nicht vergeuden.“, befahl er und Koga verneigte sich vor ihm. „Sehr wohl mein Herr“, kam es Ergebend und Akito verschwand so schnell, wie er auch gekommen war.
 

Er seufzte auf, rieb sein müdes Gesicht und ging zum nächsten Krankenhaustelefon, wählte für ihn eine noch nie gewählte Nummer und wartete auf das Klingelzeichen.
 

~*~
 

„Higurashi am Apparat“, meldete sich ein verheirateter Mann und Vater von zwei Kindern am Telefon und eine andere männliche Stimme erklang am anderen Ende der Leitung. Herr Higurashi hörte aufmerksam zu, gab einsilbige Laute von sich, um anschließend den Hörer zurück auf die Gabel zu legen.
 

„Wer war das Schatz?“, fragte seine Frau und er wandte sich zu ihr um. „Ich habe keinen blassen Schimmer. Er erwartet mich am Tokyoidai Hospital Eingang.“, sagte er Schulter zuckend. „Wirst du hingehen?“ „Kann ja nicht schaden. In einem sicheren Abstand, werde ich mir erst einmal ein Bild darüber machen, wer mich dort erwartet. Wenn ich die Person kenne, habe ich nichts zu befürchten.“, sprach er ruhig, trat in den Flur und stieg in die Schuhe hinein.
 

„Sei vorsichtig“, kam es besorgt von seiner Frau. „Werde ich sein Liebling“, versprach er, gab ihr ein Kuss auf die Wange, schnappte sich seine Jacke und machte sich zum vereinbarten Treffpunkt. Frau Higurashi begab sich wieder in die Küche, widmete sich ihrem Abwasch und ihre Gedanken schweiften zu ihrer einzige Tochter über. Es ist genau ein Jahr her. Seit einem Jahr hat sie weder von Kagome etwas gehört und gelesen.
 

Dies stimmte sie traurig, denn ihr war es nicht möglich ihre Tochter zu erreichen. Seufzend wusch sie das schmutzige Geschirr und summte leiste vor sich hin. Da der Herbstwind immer kühler wurde krempelte Herr Higurashi seinen Kragen nach oben, schloss die Jacke bis hoch, vergrub seine Hände in den Jackentaschen und fröstelte leicht.
 

An der S-Bahn angekommen, fuhr er zwei Stationen weit, stieg an der entsprechenden aus und lief die restlichen Meter zum Krankenhaus. Die ganze Zeit überlegte er, wer ihn dort erwartete. Seine Schulden waren beglichen, also könnte es schon mal kein Schuldeneintreiber sein, schon allein würden sie höchstpersönlich auf der Matte stehen. Ein Arbeitskollege konnte es auch nicht sein, die Stimme war ihm fremd.
 

Seine Tochter? Nein. Er war für sie gestorben, so traurig es auch klingen mag, denn sie würde ihm niemals seine damalige Entscheidung verzeihen können. An der nächsten Ecke verlangsamte er seinen Schritt, blieb stehen und blickte vorsichtig an der Mauer vorbei.
 

Seine Augen weiteten sich, als er die Person erkannte, die er vor einem Jahr kennen lernte. Er trat hinter der Mauer hervor, schritt langsam auf die Person zu, die sich daraufhin zu ihm umwandte. Als er vor ihm stand verbeugte er sich, signalisierte ihm, dass er ihm folgen solle. Mit einem erhöhten Puls und schwitzigen Händen folgte er dem Wolf ins Krankenhausgebäude hinein.
 

~*~
 

Eine auffällige rot gekleidete Gestalt landete auf dem Krankenhausdach. Diese Schnelligkeit war Rekordverdächtig, denn mit einem Fahrzeug hätte er Tage gebraucht. Mit seiner Methode war er innerhalb von Stunden angereist. Unauffällig sprang er in einer Gasse, rannte zum Eingang und steuerte auf die Empfangstresen zu.
 

„Wo ist sie?“, kam es hektisch von ihm.

„Wer?“, fragte die Empfangsdame verwundert.

„Meine Mutter“

„Name“

„Inuyasha Taisho“

„Den Namen Ihrer Mutter“

„Äh … Izayoi Taisho“, korrigierte er sich und die Empfangsdame tippte den Namen in ihrem Computer ein.
 

„Den Gang entlang, 2. Obergeschoss, Gang 2A, Zimmer 0815“, kam es kurz und präzise von der Dame und Inuyasha machte sich sofort auf den beschriebenen Weg. Dort angekommen, klopfte er an die entsprechende Zimmertür, vernahm ein schwaches `Herein´ und er öffnete die Tür. Als er eintrat blieb ihn kurzzeitig das Herz stehen. Mit einem Kopfverband lag seine Mutter da und sah ihn überrascht an. „Mutter“, kam es erleichtert von dem Hanyou und kam an ihr Bett. „Was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht.
 

„Wie, was mache ich hier? Man hatte mich angerufen.“

„Aber das ist doch kein Grund alles stehen und liegen zu lassen“, sprach sie verwirrt.

„Wie jetzt? Hallo? Mutter? Du liegst im Krankenhaus. Was ist eigentlich passiert?“, fragte er nach.
 

„Ach Inuyasha, deine Mutter ist ein Schussel, das ist auch schon alles“, spielte sie es herunter. „Das beantwortet aber nicht meine Frage“, sagte er etwas mürrisch. Als sie gerade erzählen wollte, klopfte es an der Tür und mit der Genehmigung der Patientin trat der Arzt ein. „Frau Taisho, wie geht es ihnen?“
 

„Mir geht es gut, wenn man die Schmerzen sich weg denkt.“, lächelte sie schwach.

„Was fehlt ihr denn Herr Doktor?“, fragte Inuyasha schnell.

„Sie sind?“, fragte er nach.

„Bitte entschuldigen Sie, er ist mein Sohn“

„Ihre Mutter ist sehr schwer gestürzt und wurde hier eingeliefert“, erklärte der Arzt.

„Siehst du? Nichts ernstes Inuyasha.“, verharmloste sie weiterhin.
 

„Nun ja Frau Taisho, so würde ich dies nicht nennen. Mehrmals sind Sie mit dem Kopf aufgeschlagen, waren dadurch bewusstlos. Hinzu kommt, dass Sie sich das linke Bein gebrochen und das rechte Handgelenk angebrochen haben.“, berichtete der Arzt und Inuyasha fiel fast vom Glauben ab.
 

„Wie ist das denn passiert Mutter?“, fragte er abermals schockiert nach. „Ich bin mit meinem schweren Einkauf die steilen Treppen hinunter gefallen“, kam es kleinlaut vom Bett. Inuyasha seufzte, schüttelte leicht den Kopf und wandte sich dem Arzt zu. „Wann kann sie entlassen werden?“, fragte er nach.
 

„Zurzeit steht sie unter strenger Beobachtung. MRT sowie CT waren zwar unauffällig, aber wir gehen auf Nummer sicher und behalten sie für ein bis zwei Tage, vielleicht auch länger, hier. Morgen machen wir ein EEG und wenn dies ebenfalls unauffällig ist, hatte ihre Mutter großes Glück gehabt. Aber um eine Gehirnerschütterung wird sie nicht drum rum kommen.“, erzählte der Arzt und Inuyasha blies etwas erleichtert die Luft aus.
 

„Ich lass Ihnen eine Schwester mit einem Schmerzmittel kommen“, sagte der Arzt zur Patientin gewandt und verschwand sogleich aus dem Zimmer. „Du machst Sachen Mutter“, sagte Inuyasha und schüttelte abermals leicht seinen Kopf. „Jetzt mach dir keine Sorgen mein Junge. Ich werde wieder gesund.“, sprach sie mit einem sanften Lächeln und lehnte sich in ihr Kissen. „Bist du müde?“, und die Mutter nickte daraufhin.
 

„Ruh dich aus. In der Zeit hole ich ein paar Sachen von dir.“, schlug er vor und sie lächelte dankend. Er ließ sich ihren Schlüssel geben und er machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rogal_Dorn
2017-01-02T20:01:38+00:00 02.01.2017 21:01
Ein sehr gutes Kapitel. Hoffe das die Geschichte noch lange weiter geführt wird,mach weiter so.
Von:  Buffy12
2016-12-30T17:26:40+00:00 30.12.2016 18:26
Dieses schwein muss dafür
Bezahlen was er kagome angetan
Hat
Von:  Snuggle
2016-12-30T12:36:01+00:00 30.12.2016 13:36
Es freut mich riesig, dass die Kapitel so schnell erscheinen. Man hat immer Lesestoff :P Ich brauche immer ewig, um ein Kapitel für meine FFs zu schreiben. Hast du die Kapitel schon vorher verfasst oder bist du einfach so schnell? :D
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht. Hoffentlich gelingt Kagome bald die Flucht, das kann ja echt nicht so weiter gehen :(
Antwort von:  Kazu27
30.12.2016 14:55
Die sind alle in meinem Kopf grob verfasst, muss sie nur zu Papier bringen. Und ich habe gerade zeit😅😅
Freut mich das dir die ff gefällt😶😶😶😶
Von:  KagomeKizu
2016-12-29T20:04:52+00:00 29.12.2016 21:04
Arme Kagome, ich hoffe sie wird bald wieder gesund.
Akito ist so ein mieses Schwein, den sollte man mal so richtig verdreschen und dann hinter Gittern befördern.

Aber das Izayoi nun im selben Krankenhaus liegt wie Kagome ist doch kein Zufall, oder? *breitgrins*
Da wird InuYasha sicher bald auf Kagome treffen und sie hoffentlich von diesem Typen befreien!!
Bin schon gespannt auf das nächste Kapitel!

Wünsch dir noch einen Guten Rutsch ins neue Jahr!
Glg Kago
Antwort von:  Kazu27
29.12.2016 21:09
Danke für dein kommi😄😄😄😄
Zufall oder nicht, das entscheidet nur das Schicksal 🤓🤓

Wünsch dir auch einen guten rutsch ins neue Jahr 😄


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