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Die silbernen Waffen

- Geschlossen -
von

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Im Palast

Nähere Hinweise bitte beim Prolog lesen :)
 

Disclaimer: Die Story ist selbst ausgedacht, aber ich hab Elemente der verschiedensten Quellen mit einfließen lassen. Wundert euch also nicht, wenn euch was bekannt vorkommt *g*

Die Charaktere, sowie die Namen sind allerdings von mir.
 

Ich hab den Titel der Story geändert. Der andere passte irgendwie nicht ^^°
 

Die silbernen Waffen
 

Kapitel 4 - Im Palast
 

Ganz langsam regte sich etwas im Zimmer... Sie spürte wie sie langsam erwachte, wie die Lebensgeister zu ihr zurückkehrten. Sie fühlte sich gut. Wirklich gut. Unter ihr weiche Kissen, über ihr kühle Laken...
 

Sie lag in ihrem Bett... Wie wundervoll, sie lag wirklich in ihrem Bett. Es gab in diesem Moment keinen Platz auf der ganzen Welt, wo sie lieber sein würde! Aber dieser Traum -es konnte nur ein Traum gewesen sein -, besser dieser Alptraum hatte sich auch zu real angefühlt. Andererseits, wann merkte man denn schon, dass man sich in einem Traum befand?
 

Genießerisch sog sie den Duft ein, der um sie herum lag. Es duftete nach Natur, nach Frische. Eine leichte, kühle Brise schien durch den Raum zu streifen. Sie konnte die warmen, hellen Strahlen der Sonne förmlich spüren... Leises Vogelgezwitscher drang zu ihren Ohren...
 

Moment mal...
 

Nell riss die Augen auf und fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. Ihr Herz schlug in einem Rhythmus, den der Arzt ganz sicher als ,ungesund' bezeichnen würde. Ihr Atem ging so schnell, als würde sie gerade um ihr Leben fürchten und ein leichtes Schwindelgefühl schien sich mehr und mehr zu verstärken. Hektisch schwenkte ihr Blick hin und her.
 

Sie wusste nicht, wo sie hier war, aber eines wusste sie mit Sicherheit. Auch wenn sie alles nur unscharf wahrnehmen konnte, weil sie ihre Brille nicht auf hatte, so stand doch die Tatsache fest, dass sie sich nicht in ihrem gemütlichen kleinen Zimmer, in ihrem einfachen Holzbett mit den Karierten Kissen befand.
 

Sie saß auf einem prunkvollen Himmelbett, dessen Maße mindestens die Doppelten von dem ihrem waren. Die Laken um sie herum waren schneeweiß und die silber-weißen Fäden die sich darüber zogen, fügten sich zu wunderschönen Verziehrungen zusammen. Der Stoff, der die Pfosten und die Decke verhüllt, ist nicht minder prächtig. Samt oder Seide? Oder etwas noch schöneres? In dem gleichen weiß-silbernem Farbton strahlte er, von der Sonne beschienen, wie alle Schätze dieser Erde.
 

Den vielen Platz in dem großen Raum füllten ein riesiger Schrank und ein Schreibtisch aus hellem Pinienholz. In einer Ecke befand sich ein Tisch mit Stühlen aus dem gleichen Holz, jedoch viel aufwändiger gearbeitet und verziert. In einer anderen stand ein Sessel neben einem riesigen Spiegel.
 

Der helle Naturton der Möbel fand sich an Wänden in Verziehrungen und Mustern wieder.
 

Nell schlüpfte vorsichtig aus dem Bett und ihre nackten Füße berührten einen kühlen Boden der aus reinem, weißem Marmor gefertigt war. Ihre Schritte glitten über diesen bis hin zu einem der drei hohen Fenster.
 

Aber ehe sie es erreicht hatte ertönte plötzlich ein dumpfes Klopfen an der Tür. Nell schreckte zusammen. Wie festgefroren blieb sie stehen und starrte angsterfüllt zur Tür, an der nun ein zweites Mal ein Klopfen zu hören war.
 

Die junge Frau spürte, wie sich ihr Herz förmlich zusammenzog, wie sich in ihrem Hals ein dicker Kloß bildete. Das war doch einfach alles nicht... das... - Was war hier nur los?! Es klopfte ein zweites Mal. Was sollte sie jetzt tun? Ein "Herein" brachte sie nicht übers Herz und schon gar nicht über die Lippen.
 

Immer noch klebte ihr Blick an der hohen Tür. Die Klinke wurde langsam hinunter gedrückt und mit einem leisen Knarren öffnete sie sich einen Spalt breit. Ein Kopf schob sich hindurch und lugte vorsichtig in das Zimmer. Er gehörte zu einer jungen Frau deren Blick sich erhellte, als sie Nell am Fenster erblickte.
 

"Oh, Mylady, wie schön, Ihr seid aufgewacht", redete sie Nell freundlich an. Die hingegen klammerte sich mit ihren Händen krampfhaft an der steinernen Wand fest und sah die junge Zofe erschrocken und ängstlich an. "Ihr habt lange geschlafen, wie fühlt ihr Euch?"
 

Die Zofe ging nun auf Nell zu. "Mylady, geht es euch nicht gut?" Aber das blonde Mädchen stand noch immer wie versteinert da und rührte sich nicht. Die junge Dienerin räusperte sich verlegen, und sagte dann. "Erlaubt mir, mich Euch vorzustellen. Mein Name ist Lauréen und ich werde für die Zeit, die ihr im Palast verweilt, eure Zofe und persönliche Dienerin sein. Sagt, habt ihr einen Wunsch?"
 

Einen Wunsch... Ob sie einen Wunsch hätte. Oh Gott. Was ging hier bloß vor sich? Aber irgendwas musste sie jetzt sagen, am Ende hielt man sie noch für stumm. Nell entschied bei den ersten Worten, die sie mit der Frau ihr gegenüber an diesem seltsamen Ort wechseln sollte für: "Wo bin ich?"
 

Gleich darauf tat es ihr schon wieder leid, sich so plump ausgedrückt zu haben und sie verbesserte sich rasch. "Entschuldigt bitte Lauréen, aber ich kann mich an nicht mehr viel erinnern. Ich weiß weder wo ich mich befinde und warum ich hier bin, ja noch nicht einmal wieso ihr mich mit "Mylady" ansprecht."
 

Lauréen antwortete, froh darüber, dass es der Lady doch gut zu gehen schien: "Ihr befindet Euch im königlichen Palast der weißen Stadt, Mylady. Unser verehrter Königssohn, seine königliche Hoheit Prinz Ajax brachte Euch mit sich, als er von einer unerwartet gestarteten Reise zurückkehrte."
 

Vollkommen perplex ließ Nell sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Palast, Prinz, weiße Stadt? Das waren viel zu viele Informationen auf einmal für die blonde. Sie versuchte mit aller Macht eine Erklärung für all dies zu finden, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen.
 

"Mylady?", erklang da auch schon wieder vorsichtig die Stimme der Zofe. "Entschuldigt bitte vielmals, aber man trug mir auf, dass ich Euch, sobald ihr aufgewacht seid, helfe euch fertig zu machen. Der Prinz wünscht Euch zu sprechen."
 

"Oh, ähm da-dann sollte ich mich wohl besser anziehen...", stotterte Nell verwirrt und ihr Blick fiel auf das weiße Nachthemd an ihrem Körper, welches schon fast eher wie ein Kleid wirkte. Dann sah sie sich ein wenig unsicher im Zimmer nach ihren Sachen um. Diese konnte sie aber nirgends entdecken. Lediglich ihre Brille lag auf dem Tisch in der Ecke des Zimmers. Sie griff danach. Nun konnte sie endlich wieder klar sehen. Aber ob ihr das weiterhelfen würde?
 

"Nun denn, ich denke hier solltet Ihr etwas passendes finden", sagte Lauréen, während sie die großen Türen des hölzernen Kleiderschrankes öffnete. Nell musste sich zusammenreißen um nicht vor Überwältigung aufzuschreien. In dem Schrank reihten sich Kleider aneinander. Und was für Kleider! Sie übertrafen sich gegenseitig in Eleganz und Schönheit. Die dezente Farbvielfalt war wahrlich ein Augenschmaus.
 

"So eins soll ich anziehen?", fragte Nell mit verklärtem Blick. "Aber natürlich!", bekräftigte die junge Zofe sie lächelnd. "Wenn ich Euch eines empfehlen darf, dieses hier würde Euch sehr gut stehen", setzte sie dann hinzu und zog ein himmelblaues Kleid aus dem Schrank. Der fließende Stoff fiel gerade herunter. Die kurzen, gerafften Ärmel waren an der Seite auf Höhe des leicht V-artigen Ausschnitts angebracht, sodass die Schulter frei lagen. Der schlichte, seidige Stoff hatte nur eine Verzierung in Form eines breiten Schmuckbandes mit gesticktem Muster, welches am Ausschnitt entlang lief.
 

"Ist das schön", hauchte Nell. "Es wird Euch sehr gut stehen!", meinte Lauréen lächelnd. Allerdings war das Anlegen des prachtvollen Kleidungsstückes mit erheblich mehr Aufwand verbunden, als Nell sich vorgestellt hätte. Ein Unterrock war bei dem fließenden Stoff zwar nicht nötig, dafür keuchte die junge Frau aber auf, als Lauréen ihr das Korsett eng schnürte.
 

Nell sah an sich herunter. Dieses verfluchte Teil drückte einem ja die Luft ab! Aber wenigstens kannte sie jetzt das Geheimnis aller Wespentaillen-Prinzessinnen... Zum Schluss kämmte Lauréen das blonde Haar und flocht es in einen langen, lockeren Zopf. "So, Ihr seid fertig", meinte die junge Zofe lächelnd.
 

Nell stand neugierig auf und lief zu dem großen Spiegel hinüber. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung beim Anblick des Spiegelbildes - das konnte doch unmöglich sie selbst sein! Das Kleid, die Schuhe, die Haare; einfach die gesamte Erscheinung kam ihr vor, wie gerade aus einem alten Gemälde entsprungen. Aber wenn dieser Spiegel nicht log, sollte sie es wohl tatsächlich sein...
 

Abermals klopfte es an der Tür. Und wie beim ersten Mal fuhr Nell erschrocken herum. Ein etwas älterer, hagerer Mann steckte den Kopf durch die Tür. "Lauréen? Man sagte mir, die Lady wäre bereit?" Lauréen lief geschwind zur Tür um sie von innen ganz zu öffnen. Sie knickste vor dem Herrn, der eingetreten war. "Ja, Sir Igor, die Lady ist angekleidet und ich denke sie ist bereit dem Prinzen vorgestellt zu werden."
 

Nun trat der Mann auf Nell zu und verbeugte sich leicht. "Mylady, mein Name ist Igor und ich bin beauftragt sie zu seiner königlichen Hoheit zu geleiten." Wenn die doch bloß nicht immer so geschwollen reden würden! "Ha-hallo, ich bin N-Nell...", stotterte die blonde verlegen. Der Mann -Igor- lächelte sie freundlich an. "Nun, darf ich Euch bitten, mir zu folgen?" Nell nickte zögerlich.
 

Sie folgte Igor durch die Flure des Palastes. Alles hier war in weißem Marmor gehalten und auf dem Boden lagen schwere, dunkelblaue Teppiche. Als Beleuchtung dienten auch in den Fluren glitzernde Kronleuchter, die ihr kristallenes Licht von der Decke aus spendeten.
 

An manchen Wänden hingen Bilder - an anderen wiederum keine. Sie liefen ziemlich lange, so kam es Nell vor, durch Flure und über Treppen, bis sie vor einer großen weißen Flügeltür halt machten. Zur jeweils linken und rechten Seite der Tür war eine Wache postiert. Aus dem Raum dahinter konnte man energisches Stimmengewirr vernehmen. Igor klopfte laut an die Tür, und die Stimmen erstarben.
 

"Hoheit, die junge Lady ist wieder bei Bewusstsein, Ihr verlangtet, sie zu Euch zu geleiten." Auf Igors frage antwortete eine angenehme, dunkle, raue Stimme. "Oh, natürlich. Igor, seid so gut und geleitet sie in das kleinere Besprechungszimmer, wir werden nicht mehr lange brauchen." "Wie Ihr wünscht, Majestät." Mit einer Verbeugung zog Igor sich wieder zurück.
 

Nun drehten sie um und wieder liefen sie durch ein schier unendliches Labyrinth von langes Fluren und Gängen. Plötzlich vernahmen sie laute Schritte und eine Sekunde später stürzte eine gehetzt aussehende junge Frau in den Gang. Als sie Igor erblickte, atmete sie hörbar auf. "Sir Igor, was für ein Glück! Wir haben euch überall gesucht, es gibt ein Problem in der Küche!" Igor fragte ärgerlich: "Kann das nicht warten Marie?" "Nein bitte, Ihr müsst sofort kommen, ich bitte Euch!", flehte das Mädchen.
 

Igor sah Nell an, Marie, dann wieder Nell, seufzte dann und meinte: "Na gut. Mylady, der Weg zum Besprechungszimmer ist nicht mehr weit. Ihr lauft zum Ende des Ganges, biegt links ab und dann die erste Abzweigung rechts. Ihr werdet vor einer Tür stehen, die direkt zum Zimmer führt. Denkt Ihr, ihr findet den Weg?" "Äh, äh ja, ich glaube schon", erwiderte sie langsam.
 

Igor verbeugte sich ein weiteres Mal kurz vor ihr und verschwand dann gemeinsam mit dem Küchenmädchen in dem Seitengang. Nun stand sie mutterseelenallein auf diesem langen Korridor. Nell seufzte und setzte sich in Bewegung. Immer noch kam ihr das Ganze so...ja: so unwirklich vor. Sie bog am Ende des Ganges ab und fand sich vor einer schmalen Treppe wieder.
 

Nell machte Anstalten hinauf zu gehen, verhedderte sich aber nach ein paar Schritten im Saum ihres langen Kleides. ,Verdammt, ich bin so etwas einfach nicht gewöhnt!', dachte sie wütend und raffte den schönen Stoff vorsichtig etwas hoch. Die Treppe führte in einen Flur. Ganz am Ende lag eine Tür. Erleichtert ging Nell darauf zu.
 

Der Raum war groß und an den Wänden standen riesige Regale mit vielen Büchern. Fast völlig dunkel lag er vor ihr, denn vor den großen Fenstern hingen schwere, samtene, dunkelblaue Vorhänge. Vorsichtig schloss sie die Tür wieder. Jetzt konnte sie fast die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Sie drehte sich einmal im Kreis. Und hier sollte sie jetzt warten? Na toll...
 

Sie fand nirgendwo eine Sitzgelegenheit und so ging sie interessiert zu einem der großen Fenster herüber. Das Glas reichte fast bis auf den Boden. Zögerlich schob Nell den schweren Vorhang ein kleines Stück zur Seite.
 

Helles Licht blendete die junge Frau. Sie war so überwältigt von dem Anblick, der sich ihr bot, dass sie ihren Blick nicht abzuwenden vermochte. Sie blickte auf einen weiten Schlossgarten hinab. Durch ein riesiges schmiedeeisernes Tor führte eine breite, mit hellen Steinen gepflasterte Straße hinunter in eine Stadt. Dort herrschte reges Treiben. Eselkarren kamen an und zogen von dannen, Menschen unterhielten sich, Kinder spielten übermütig auf den Straßen.

Und weit hinter der Stadt lag ein Wald. Und sah man auch über diesen hinweg, so erblickte man am Horizont riesige Berge, deren Spitzen im hellen Licht der Sonne schneeweiß glitzerten.
 

Nell wusste gar nicht, wie lange sie dort stand. Sie vergaß einfach alles um sich herum, gefangen von der Schönheit dieser Welt, die sich draußen vor ihren Augen auftat.
 

"Hier seit Ihr!"
 

Erschrocken wandte sie sich um. Hinter ihr konnte sie nur schemenhaft einen Mann erkennen. Sie glaubte jedoch die Stimme wieder zu erkennen, die Igor gerade aus dem Saal heraus geantwortet hatte. Er schloss die Tür hinter sich und wieder lag alles im Dunklen dar.
 

"Wir suchten Euch bereits, eigentlich hatte ich Igor angeordnet er solle euch ins Besprechungszimmer zu geleiten", sagte er und ging an ihr vorbei. Na ganz toll. Sie hatte sich also verlaufen. Wie peinlich... Er zog die schweren Vorhänge vollständig zurück, sodass das Zimmer gänzlich von hellem Licht durchflutet wurde.
 

Abermals geblendet schloss Nell kurz die Augen. Als sie diese einen kurzen Moment später zögernd wieder öffnete, erkannte sie den jungen Prinzen vollständig. Er war ein Stück größer als sie selbst, hatte weiche Gesichtszüge und volle Lippen. Fasziniert betrachtete sie seine Haare. Sie waren von heller Farbe, fast so weiß-silbern wie die wundervollen Laken, in denen sie erwacht war. Hauptsächlich fielen sie in dicken kurzen Strähnen auf die linke Seite. Im Nacken liefen sie zusammen und waren zu einem kleinen Zopf gebunden. Ein paar große Ponysträhnen verdeckten teilweise das schöne Gesicht.
 

Als er leicht den Kopf wandte und eine Strähne aus dem Gesicht schüttelte, stockte Nell. Sie war sich ganz sicher, dass waren jene wunderschönen blauen Augen in die sie schon einmal geblickt hatte. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass es ja ein Prinz war, den sie da so dreist anstarrte, sie senkte schnell dem Blick und errötete.
 

Der Prinz sah sie prüfend an. Sie wirkte eingeschüchtert und unterwürfig. Wie er das doch hasste. Diese übertriebenen Höflichkeiten! Er seufzte. "Nun, also - wie fühlt Ihr Euch? Habt ihr Verletzungen davongetragen?"
 

Nell war die Situation äußerst unangenehm. Sicher, er war sehr höflich, aber sie war immer noch viel zu überrollt von diesen ganzen Ereignissen. Sie schluckte schwer. "E-es geht mir gut, danke.", sagte sie dann leise.
 

Weil sie noch immer ihren Blick zu Boden richtete, besah Ajax sie noch kritischer. Bildete er sich das jetzt ein, oder schien sie wirklich Angst vor ihm zu haben? Wenn das Gespräch so schleppend verlief, würden sie noch eine Ewigkeit hier herumstehen.
 

Ajax räusperte sich, worauf Nell kaum merklich zusammen zuckte. "Gestattet, dass ich mich Euch vorstelle, junge Lady, mein Name ist Ajax Roger Than, Prinz von Thanath." Wie immer bei einer seiner offiziellen Vorstellungen verbeugte er sich leicht.
 

Nell wusste, was man von ihr erwartete. Schüchtern hob sie den Kopf etwas. "Ähm, ich heiße Nell, - Hoheit..." ,Verdammt, müsste ich jetzt knicksen? Dabei würde ich mir vermutlich noch den Fuß verstauchen!', dachte die blonde mit einem Anflug von Panik.
 

Langsam wurde Ajax ungeduldig. Musste man dieser jungen Dame denn jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen? Es interessierte ihn brennend, wo sie herkam. Nach ihrer seltsamen Kleidung nach zu urteilen von weit weg.
 

"Nun Lady Nell", begann er jetzt mit leichter Ungeduld, "würdet Ihr mir vielleicht erzählen von wo Ihr kommt, und was Ihr so spät in der Nacht ohne Begleitschutz im Wald gemacht habt?" Es war so lächerlich, dass Nell hätte lachen können. Was sollte sie ihm denn jetzt erzählen? Sie wusste es ja selbst nicht einmal!
 

Mit einem Ausdruck von Hilflosigkeit sah sie ihn an. Verwundert erwiderte er ihren Blick. Nell dachte krampfhaft nach. Was sollte sie ihm denn dann erzählen? Sie wurde aus ihrem geregelten Alltag gerissen, war plötzlich in dieser unglaublich faszinierenden Gegend, die fast wie eine völlig andere Welt wirkte. Und dann wurde man plötzlich angegriffen und-
 

Plötzlich streifte ein furchtbarer Gedanke durch diese Überlegungen. Mit einem Mal ihr war alle Angst und Höflichkeit egal. "JADE!", keuchte Nell panisch auf. "Wie bitte?" Ajax sah sie verständnislos an.
 

"Jade! Meine Freundin! Wir kamen zusammen, wir - Sie - Diese..." Verzweifelt suchte Nell nach Worten. "Da waren diese Wesen! Es war kalt und dunkel und. Sie sagte ich sollte laufen. Aber ich fiel hin und... -und IHR habt mich gefunden! Ihr habt sie vertrieben. Wer waren die?!"
 

"Das wisst ihr nicht?", fragte Ajax sie stirnrunzelnd. "Nein, verdammt, das weiß ich nicht!!!! Aber ich weiß, dass sie Jade haben! Die, die hatten sie in ihrer Gewalt! Die haben meine Freundin in ihrer Gewalt!", rief Nell erregt aus.
 

"NEIN! JEB!" Die Worte klangen im Kopf des jungen Prinzen, als würde er noch immer auf dem Schlachtfeld stehen. Vehement schüttelte er den Kopf. Er hatte dem Mädchen eine Frage gestellt. Und anstatt darauf zu antworten, fing sie an, hysterisch zu werden. Wer war er denn eigentlich?!
 

"Beruhigt Euch!", befahl er mit all seiner königlichen Strenge. "Ich bin mir sicher, ich könnte Eure Worte besser nachvollziehen, wenn Ihr mir meine Fragen beantworten würdet!"
 

Fast schon trotzig sah Nell ihr Gegenüber an. "Wenn Ihr wissen wollt! Nach der Schule sind Jade und ich von Deutschland nach Irland gezogen! Vor ein paar Tagen fanden wir einen seltsamen Schlüssel. Dann hat es mal wieder geregnet, also hab ich vorgeschlagen, dass wir den Dachboden aufräumen! Da war eine Tür. Sie war verschlossen, aber der Schlüssel passte. Hinter der Tür war eine weite grüne Wiese. Ich ging hindurch und Jade folgte mir. Wir wurden auf diese Wiese geschleudert und die Tür war weg. Wir rasteten, als es dunkel wurde und plötzlich wachte ich von ihren Schreien auf!"
 

Ajax stand da, wie jemand der in sehr kurzer Zeit mit einer Vielzahl von unverständlichen Informationen überhäuft wurde. Dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck. Plötzlich stand er bedrohlich nahe vor der blonden. "So, und Ihr glaubt, dass ich Euch diesen ausgemachten Unsinn abnehme?!"
 

Seine Augen funkelten vor Wut. "Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen! Vermutlich bist du nichts weiter als ein dreckiger kleiner Spion der sich mein Vertrauen sichern wollte!!!!" Nell wich zurück. Wie hatte sie es nur wagen können, diesem Mann gegenüber so ausfallend zu sein? Die Angst kroch in ihr hoch. Sie war hier in einem unbekannten Land, sie war ganz allein, Jade steckte in Schwierigkeiten und sie benahm sich wie ein hysterischer Teenager.
 

"Warum hast du mir denn das nicht gleich gezeigt?!"
 

Eine Stimme, die vom Flur kam, unterbrach die Stille. Einen Moment später stürzte Igor in den Raum, dicht gefolgt von Lauréen. "Majestät!", keuchte er, "Dieses, dieses Mädchen sie -" "...ist eine Spionin, dass habe ich auch gerade festgestellt! Ich will, dass sie-"
 

"Nein! Hoheit, entschuldigt die Unterbrechung... Sie hat den Schlüssel bei sich gehabt! Der geheime Schlüssel, der so viele Jahre als verloren galt! Er ist es, er trägt das Symbol der weißen Stadt!" Mit diesen Worten wies Igor auf einen großen Wandteppich.
 

Nell erstarrte. "Das - ist ja - Das ist ja das Schloss, das auf dem Schlüssel ist! Und das auch auf der Tür war!" "Ja, Mylady, es ist der Palast der weißen Stadt, eben dieser in dem Ihr Euch gerade befindet." Meinte Igor freundlich und überreichte Ajax dann den Schlüssel.
 

Ajax betrachtete den geheimnisvollen Schlüssel so, wie Nell ihn in den letzten Tagen oft betrachtet hatte. "Er ist es tatsächlich, kein Zweifel", sagte er plötzlich leise und seine Stimme klang seltsam rau und heiser.
 

Dann wandte er sich wieder an Nell. "So. Und jetzt noch mal ganz in Ruhe..."
 

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Er öffnete die Augen ein Stück, als die Käfigtür neben ihm knarrte. Er bekam einen Nachbar, wie nett. Er lehnte den Kopf gegen die Wand. Der würde auch jetzt eben so liegen bleiben, wie sie ihn hineinwerfen und dann grausam verrecken, genauso wie der Rest der Menschen hier. Es war aussichtslos. Aus den Kerkern der Schatten konnte man nicht entkommen.
 

Er hatte seine Waffe, aber deren einziger Vorteil hier im Moment war, dass sie lebensverlängernd auf ihn wirkte. Und ob das jetzt unbedingt ein Vorteil war...
 

Sie waren wieder weg. Er wandte seinen Kopf zur Seite. Der Mensch neben ihm lag im Halbdunkeln, er konnte ihn nicht erkennen. Aber er schien ziemlich schmächtig zu sein - der würde es nicht lange machen, dachte Jeb bitter.
 

Dann regte sich etwas neben ihm und ein leises Stöhnen war zu hören. Jeb erschrak leicht. Der Kerl war noch bei Bewusstsein?! Sein Nachbar richtete sich langsam auf. Dem dunkelhaarigen, jungen Krieger fiel das alte Seil nicht auf, das sich in der Hand befand. Er starrte wie gebannt auf das Gesicht der Person.
 

Die langen, dunkelbraunen Haare fielen nach vorne. Sie orientierte sich einen Moment lang. Dann wandte sie ihren Blick zur Seite - und er traf genau in die Augen von Jeb, der sein -offensichtlich- weibliche Gegenüber perplex anstarrte.
 

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Ich hätte ja beinahe selbst nicht mehr daran geglaubt... Aber irgendwie überkam es mich vor ein paar Wochen mal wieder und ich hab das 4. Kapitel fertig gestellt. Naja, mir ist zwar schleierhaft warum, weil es wahrscheinlich so schnell keinem der eh schon raren Leser auffallen wird, aber ich hoffe, wenn es dann gelesen wird, gefällt es ;) Hm, ja, nichts weiter ^^

Ich danke euch für die netten Kommentare, Komplimente und danke auch an white_shark für die ehrliche Kritik :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-10-22T16:37:49+00:00 22.10.2004 18:37
Hier hat noch keiner ein Comment zu diesem Kapitel abgegeben??? Also wirklich, schämt euch alle mal ^___^

Hab das Kapitel zwar schon seit längerem gelesen, aber es ist einfach total geeeeil (ich wiederhole mich gerne ;))

Weiter, weiter, weiter *drängel* *gg*


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