Zum Inhalt der Seite

Digimon 00001100 <Twelve>

Samsara Madness [Video-Opening online]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Hüter der DigiArmorEier

Renji beneidete Kouki um sein Glück, mit Fumiko Zeit verbringen zu dürfen.  Wieder einmal brachten er und Tageko kein vernünftiges Gespräch in Gang – was auch nicht zwingend schlecht war, immerhin wollten sie unbemerkt bleiben. Wieso musste es bei diesem Samen so kompliziert sein, dass sie erst einen Weg aus diesem Gestrüpp finden mussten? Die anderen waren so einfach auszukundschaften gewesen. Und warum konnten sie nicht einfach den Samen in der Eislandschaft säubern und dann weitersehen? Taneo war eindeutig übervorsichtig. Zumindest glaubte Renji, dass die ganze Unternehmung auf seinem Mist gewachsen war.

Immerhin konnten sie ihre Handyakkus schonen: Candlemon leuchtete hell genug, um den Pfad aus der Dunkelheit zu reißen. Tageko war davon nicht erbaut: „Kannst du das Licht nicht abstellen?“

„Ha! Nur über meine Leiche!“, rief es. Vermutlich stimmte das sogar.

„Lass es“, sagte Renji zu Tageko. „So brechen wir uns wenigstens nicht die Beine.“

„Aber man sieht es kilometerweit.“

„Kannst du mal aufhören, ständig zu meckern? Es nervt.“

„Ich …“ Tageko schüttelte den Kopf, als wäre er einer Antwort gar nicht wert. Auch gut.

„Da vorn ist jemand“, meldete Mushroomon plötzlich, das die Vorhut bildete. Tageko schob Renji und Candlemon tiefer ins Dickicht, wo sie verharrten, doch natürlich war Candlemons Schein nicht unbemerkt geblieben. Zwei schwache Schimmerlichter näherten sich ihnen, und Tageko seufzte erleichtert auf. „Taneo. Jagari. Ihr seid das.“

„Habt ihr euch verirrt?“, musste Renji ätzen.

Jagari schüttelte den Kopf. „Wir sind nur unserem Weg gefolgt. Da war keine Abzweigung.“

„Na toll.“ Tageko schürzte die Lippen. „Bei uns war’s genauso.“

„Vielleicht hatten Kouki und Fumiko mehr Erfolg“, meinte Taneo. „Wir sollten …“

Er kam nicht dazu, auszusprechen. Plötzlich raschelte etwas im Unterholz, dort, wo eigentlich Dornen sein müssten, und nur Sekunden später wand sich ein pelziger Körper daraus hervor, den Stacheln geschickt ausweichend – aber nicht geschickt genug, um auch Taneo auszuweichen. In vollem Lauf prallte das Etwas gegen ihn und landete mit einem spitzen Schrei auf ihm.

Noch ehe sie den vermeintlichen Angreifer genau gesehen hatten, wichen die anderen zurück. Die Digimon spannten sich an, und Kokuwamon würde wahrscheinlich im nächsten Moment in verräterischem Licht zu Thunderboltmon digitieren, als das fremde Digimon sich stöhnend hochstemmte – dann zurückzuckte, an den Rand des Halbkreises sprang, den die anderen gebildet hatten, und kampfbereit die großen Krallenhände hob. „Wer seid ihr?“, rief es außer Atem, die Stimme hell und angenehm. „Gehört ihr zu den Asuras?“

„Sehen wir so aus?“, gab Jagari zurück.

Die Augenbrauen des Digimons zuckten, als es sie nacheinander musterte. Taneo kam erst jetzt wieder auf die Beine, der faule Kerl. „Naja … nicht wirklich“, räumte es kleinlaut ein.

Wenn Renji das Digimon mit einem Wort beschreiben müsste: Katze. Zumindest die erhobenen Pranken waren mit Fell überzogen und endeten in Krallen, und es hatte große Ohren. Der Rest seines Gesichts wirkte fast menschlich. Renjis Blick glitt tiefer. Eine Katze mit Brüsten. Die DigiWelt war wirklich ein verrückter Ort.

„Den Analyzer hat Kouki, oder?“, fragte Tageko. Die anderen nickten. Tagekos Augen wurden schmal. „Wer bist du?“

„Oh!“ Das Digimon schlug sich die Hand vor den Mund. Ein violetter, durchsichtiger Schleier bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts. „Entschuldigt, ich hab mich so erschrocken, dass hier jemand war … Ich bin Persiamon. Ihr erzählt den Asuras aber nicht, dass ihr mich hier getroffen habt, oder?“ Das Klimpern seiner Lider hatte etwas Versprechendes, genauso wie seine Stimme. Jagari starrte es mit offenem Mund an. Wahrscheinlich war er gerade seiner ersten großen Liebe begegnet, dachte Renji amüsiert.

„Wir sind Feinde der Asuras“, sagte Taneo stirnrunzelnd. „Was machst du hier? Kennst du dich in diesem Wald aus?“

Persiamon lächelte ihn strahlend an. „Wie schön! Ich bin auf der Flucht, wisst ihr. Und ja, ich habe früher viel Zeit in diesem Wald verbracht. Da war er aber noch nicht so … dornig. Ihr seht stark aus – beschützt ihr mich?“ Es kam nahe auf Jagari zu und sah ihm direkt in die Augen, ein gewinnendes Lächeln aufgesetzt. Wenn er noch länger aufs Schlucken vergaß, würde er bald zu Sabbern anfangen. Das würde lustig aussehen. Renji verfluchte die DigiWelt dafür, seinem Handy die Fähigkeit genommen zu haben, Fotos zu schießen. Schade, dass Taneo relativ unberührt blieb.

„Ich, also, wir …“, stotterte Jagari.

„Kommt darauf an“, fiel Taneo ihm ins Wort. „Was haben wir davon?“ Er wusste absolut nicht, wie man mit Frauen umging. Kein Wunder, dass er keine Freundin hatte. Oder hatte er? Renji hatte keine Ahnung, aber er konnte es weder glauben, noch könnte er es akzeptieren.

„Oh, wie grausam.“ Persiamon blies die Backen auf und versuchte offenbar, noch niedlicher zu wirken. Wäre es eine echte Frau gewesen, ohne das gepunktete Fell, die beiden Schwänze und die langen Krallen, wäre es sicher eine exotische Schönheit oder etwas in der Art gewesen, mit dem langen rötlichen Haar und den vielen goldenen Ringen und anderen Schmuckstücken. Nicht, dass Renji auf so etwas abfuhr.

„Bist du also auch ein Feind der Asuras? Oder läufst du nur vor ihnen davon?“, fragte Tageko kühl.

„Im Moment beides.“ Persiamons Kichern klang süß und rein, auch wenn Renji nicht wusste, was daran so lustig sein sollte. Dann verdüsterte sich die Miene des Katzendigimons. „Ich war hier mit meinen Kameraden unterwegs, aber wir wurden getrennt. Viele Digimon sind hier, die für die Asuras arbeiten.“

„Was für Kameraden?“, hakte Taneo nach.

„Digimon, die beschlossen haben, den Asuras die Stirn zu bieten. Einige Monzaemon, Greymon und Meramon.“

Renji wusste nicht, was die anderen für Digimon waren, aber Meramon klangen gut. „Ist doch super. Wenn wir uns mit denen zusammentun, haben wir vielleicht nicht so viel Stress.“ Vielleicht lag darin die Antwort: sich mit anderen zusammentun und so um die Lichtsamen zu kämpfen. Allerdings waren ihre Verbündeten bisher stets getötet worden, und Renji war trotz allem niemand, der das wiederholen wollte.

„Wenn ich wüsste, wo sie im Moment sind, würde ich euch zu ihnen führen“, seufzte Persiamon.

„Und du kämpfst auch gegen die Asuras?“ Jagari hatte seine Sprache wiedergefunden, aber sie troff geradezu vor unverhohlener Bewunderung.

„Oh, nein.“ Persiamon grinste entwaffnend. „Meine Hauptaufgabe ist es, niedlich zu sein.“ Das Digimon machte eine katzentypische Geste mit der Pranke, die in der Tat ziemlich putzig aussah. „Ich bin die Figur, die alle zusammenhält. Ich war früher eine Prinzessin, wisst ihr? In einem Schloss, das hier ganz in der Nähe stand – aber die Asuras haben es angegriffen und alle außer mir getötet. Sie sind so grausam!“

„Du bist aus der Richtung dieser Lichtung gekommen. Weißt du, wie es dort aussieht?“ Tageko klang so ungerührt, dass Renji sie dafür hasste. Es war doch eigentlich eine verdammt traurige Geschichte, oder unterlag er einfach nur Persiamons Zauber?

Persiamons Ohren zuckten. „Oh ja! Digimon. Viele, viele Digimon, die unter der Herrschaft der Asuras stehen. Ich habe gehört, sie beschützen diese seltsamen befleckten Lichter, die überall in der Dunkelheit vor sich hin schwelen. Sie haben eine Menge Wächter hier im Süden. Nur das Licht im eisigen Norden wird von einem einzigen Digimon beschützt, heißt es.“

Die DigiRitter sahen einander vielsagend an. „Dann ist der Samen dort wirklich die erste Wahl“, meinte Taneo.

Tageko schüttelte den Kopf. „Ich traue diesem Digimon nicht.“

„Du traust ihm nur nicht, weil es besser aussieht als du“, meinte Renji und fing sich einen funkelnden Blick ein. Candlemons Flamme schien für einen Moment heller und amüsierter zu lodern.

„Du glaubst mir, oder?“ Das Katzendigimon beugte sich zu Jagari – es war ein wenig größer als er – und strich ihm über den Kopf. „Ich weiß es, du hast eine gute Digimonkenntnis.“ Persiamons Blick wurde wieder nachdenklich. „Nur könnten die Asuras mehr Digimon nach Norden bringen, bis ihr dort seid …“

„Das macht nichts“, platzte Jagari heraus. „Wir können ganz einfach dorthin gelangen, und ganz schnell.“

„Wirklich?“ Persiamons Augen leuchteten vor Bewunderung. „Das musst du mir erklären.“

„Es gibt da diese Fernseher, die …“

„Jagari, das reicht“, sagte Tageko scharf. „Wir wissen immer noch nicht, ob wir ihm trauen können.“

„Es gibt Falten, wenn du so oft die Stirn runzelst, Süße“, meinte Persiamon abfällig. „Aber ich sehe schon, ich bin hier überflüssig. Wenn ihr mir nicht traut, kann auch nicht darauf zählen, dass ihr mich beschützt.“ Es machte Anstalten, wieder ins Dornengestrüpp zu treten, als könnte es die kleinsten, ungefährlichen Wege darin erkennen.

„Warte!“, rief Jagari. „So hat sie es nicht gemeint. Bleib doch bei uns, bis wir deine Kameraden gefunden haben. Zusammen sind wir stärker!“

„Genau! Ich würde gerne andere Meramon kennenlernen“, sagte Candlemon. „Ich kann nämlich selbst zu einem werden!“

„Das glaube ich dir, aber vielleicht ein andermal“, meinte Persiamon bedauernd. „Ich kann spüren, wenn ich unerwünscht bin. Ich würde nur eure Gruppe zerreißen – ich weiß, wie es ist, wenn jemand auf mich eifersüchtig ist.“

Tageko sah aus, als würde sie kochen. „Wie du sagst. Du bist hier nicht erwünscht.“

Persiamon zuckte mit den Schultern. „Wirklich schade, dennoch. Falls wir uns wieder begegnen in unserem Kampf für das Gerechte, lasst mich euch meine Kameraden vorstellen, ja?“ Es zwinkerte Jagari zum Abschied zu, und weg war es.

Renji stieß die Luft aus. „Wow. Was genau war das jetzt eigentlich?“

„Das kann ich dir sagen“, murmelte Tageko mürrisch. „Äußerst verdächtig, das war das.“

„Ach komm, nur weil Jagari das Digimon so angestarrt hat, wie dich noch kein Typ angesehen hat?“

„Ich habe es nicht angestarrt!“, empörte sich Jagari.

„Doch, hast du“, grinste Renji. „Es hat ausgesehen, als würden dir gleich die Glubscher aus dem Kopf fallen.“

„Seid leise“, warnte Tageko beherrscht. „Wir sind immer noch in Feindesland.“

„Was es gesagt hat, hat sich einigermaßen mit unserer eigenen Erkundungstour gedeckt“, sagte Taneo nachdenklich. Das hasste Renji an ihm – unter anderem. Dass er nie auf ein Späßchen einstieg und immer gleich auf vernünftig machte. Langweiler.

„Psst“, kam es aus einer Richtung, und erneut innerhalb weniger Minuten zuckten die DigiRitter zusammen. Diesmal waren es Fumiko und Kouki, die, mit ihren Handys leuchtend, auf sie zukamen und dabei ungewöhnlich oft die Köpfe in den Nacken legten, um die umliegenden Baumkronen zu beobachten.

„Wie habt ihr uns gefunden?“, frage Jagari.

„Ihr wart so laut wie eine Gänseherde“, meinte Fumiko.

Renji hob einen Finger. „Ich war leise.“

„Hattet ihr Erfolg?“, fragte Tageko unumwunden.

„Ja. Wir haben einen Weg auf die Lichtung gefunden und ein wenig dort herumgeschnüffelt“, berichtete Kouki. „Alles Weitere später. Wir sollten sofort von hier verschwinden.“

„Warum?“, fragte Jagari.

Irgendwo in der Nähe raschelte es in den Baumkronen. „Es sind Feinde auf Patrouille, auch hier im Wald“, erklärte Fumiko. „Wir wissen, was wir wissen wollten. Zurück zum Fernseher – ich könnte eine schöne Tasse Tee gebrauchen.“

„Feinde?“ Jagari war anzusehen, dass er sich Sorgen machte.

„Nur die Ruhe. Persiamon wird ein wenig mit den Wimpern klimpern, und sie werden es in Ruhe lassen“, spöttelte Renji.

„Wer ist Persiamon?“, fragte Kouki stirnrunzelnd. Fumiko räusperte sich vernehmlich. „Egal, es hat Zeit für später“, sagte er. „Kommt.“

 

Es war ein krasser Gegensatz von dem dunklen, dornigen Wald zur heimeligen Stube der Morinos – Kouki sprach außerdem davon, ihre Treffen zu Jagaris Entlastung auch mal woanders abzuhalten –, in der sie mit dem von Fumiko vorgeschlagenen Tee schließlich über ihre Erlebnisse reflektierten. Zuallererst musste Kouki etwas loswerden: „Wir haben einen anderen Menschen gesehen! Mit seinem Digimon, außerhalb des Dornenwalds! Ich bin sicher, dass es auch ein DigiRitter war!“

„Oder eine Falle“, warf Tageko ein. Sie hatte beschlossen, heute niemandem mehr zu trauen.

„Der Digimon-Analyzer hat jedenfalls nicht angezeigt, dass er ein Digimon wäre.“

„Er könnte immer noch ein Trugbild gewesen sein, um uns aus dem Wald zu locken.“

„Er hat sich tatsächlich … seltsam bewegt“, räumte Fumiko ein. „Hat Gennai nicht gesagt, es gäbe keine anderen DigiRitter im Dienst?“

Nacheinander stimmten ihr die anderen zu. Für Kouki schien das Thema noch nicht vom Tisch, aber Tagekos Geduld an diesem Tag war restlos erschöpft. Sie wollte schnell eine Entscheidung treffen und dann mit ihrer Aufgabe weitermachen.

Taneo erzählte nüchtern von ihrer Begegnung mit Persiamon und den Informationen, die es ihnen gegeben hatte. Auch diesmal äußerte Tageko ihr Misstrauen, aber die anderen wollten es noch einmal in der Eisregion versuchen. Sie konnten schließlich immer noch schnell verschwinden.

So öffneten sie ein zweites Mal das Tor in die Schneelandschaft, warm gekleidet und aufgewärmt, entschlossen, die Säuberung schnell hinter sich zu bringen.

Der eisige Sturm hatte aufgehört, das weiße Feld mit dem Lichtsamen lag so einsam da wie vorher – fast. Ein einzelnes Digimon erwartete sie.

 

Dampf stieg aus Cerberusmons Maul auf, als es vorfreudig knurrte. Seine Krallen bohrten sich knirschend in den Schnee. Sechs DigiRitter tauchten aus der Dunkelheit auf, darum bemüht, kein Geräusch zu machen.

„Ich habe euch erwartet, Menschen“, grollte es. Als es vor einer Weile hier vorbeigekommen war, hatte es ihren Geruch aufgeschnappt. Sie waren schon einmal in der Nähe gewesen – kurz genug, dass es sie nicht erwischt hatte. Cerberusmon hatte geahnt, das sie zurückkommen würden.

Der Junge, der zuvorderst ging, schien es mit seiner Brille zu untersuchen. „Cerberusmon“, sagte er. „Ein Asura.“

„Also los“, sagte der kleinere Braunhaarige grimmig. „Hol deine Leute hervor! Kämpfen wir!“

Cerberusmon lachte knurrend. „Um euch zu besiegen, brauche ich keine Unterstützung.“

Die beiden größeren Menschen nickten einander zu. „Also hat Persiamon die Wahrheit gesagt“, meinte das Mädchen.

Cerberusmon dachte nicht über ihre Worte nach. Es stürzte sich direkt auf seine Feinde, die ihm endlich vor die Schnauze spaziert waren.

 

„Hier war es. Kannst du sie wittern?“, fragte Persiamon.

SkullScorpiomon schwenkte seinen Knochenkopf hin und her. Der Dornenwald war völlig still. „Scheint nicht so, als wären sie noch hier. Bist du dir ganz sicher?“

„Nun … hundertprozentig nicht“, sagte das Katzendigimon ausweichend. „Wir sollten Cerberusmon aus dem Norden holen. Mit seiner Nase können wir sicher ihre Spur aufnehmen.“

SkullScorpiomon krächzte. „Wir brauchen es nicht. Ich sehe mich um. Wenn sie noch hier sind, finden wir sie.“

Persiamon hob seufzend die Schultern. „Wie du meinst.“

 

Der Feuerball sauste im hohen Bogen auf das Hundedigimon zu und schlug irgendwo in seiner Nähe ein. Schnee stob auf, gemischt mit zischendem Dampf. Für kurze Zeit war Cerberusmon verschwunden.

„Ihr Vollpfosten“, murrte Tageko, an Renji und Meramon gewandt.

Im nächsten Moment schoss Cerberusmon aus dem Nebel, das Maul weit aufgerissen. Grüne Flammen quollen daraus hervor. Tyrannomon warf sich geistesgegenwärtig zwischen das Feuer und die DigiRitter und bekam die volle Ladung loderndes Grün ab. Der Dinosaurier stürzte rückwärts und digitierte dabei zu Elecmon zurück.

„Ha! Du willst mit Feuer kämpfen?“ Meramon rannte los, um Cerberusmon aus nächster Nähe zu attackieren. Wieder spie der Höllenhund einen Schwall grüner Flammen, in die Meramon ruhigen Gewissens hineinlief. Immerhin konnte Feuer ihm nichts anhaben.

Dachte Kouki zumindest.

Man hörte in dem Toben von Rot und Grün nur sein Stöhnen, dann verebbte der Feuerschein und man sah Candlemon erschöpft auf dem Boden kauern.

„Verdammt, Candlemon!“, rief Renji. Kouki wollte ihn zurückhalten, doch er war bereits losgelaufen. Cerberusmon nahm ihn knurrend ins Visier – und von oben fuhr ein gleißender Blitz auf es herab, dem es in letzter Sekunde auswich. Cyberdramon kreiste über ihm.

Taneo analysierte blitzschnell die Lage. „Woodmon, du musst versuchen, es mit deinen Ästen zu erwischen, dann können wir es treffen!“

Cerberusmon stieß ein kehliges Lachen aus. „Ihr dummen Menschen.“

Und plötzlich erschienen überall auf der Eisebene … Löcher. Elecmon stürzte mit einem Schrei in eine bodenlose, schwarze Leere, nicht weit von ihm entfernt verschluckte ein weiteres Loch das bewusstlose Candlemon.

Auch unter Woodmon tat sich der Boden auf und es begann zu fallen. „Cyberdramon!“, rief es und warf seine Äste in die Höhe.

Das Drachenwesen verstand. Es packte die langen Holzarme und hinderte Woodmon am Abstürzen.

„Bring es in Sicherheit, Cyberdramon!“, rief Taneo. „Es ist zu langsam, um gegen Cerberusmon anzukommen!“

„Danke für dein Vertrauen“, murmelte Tageko, doch es klang eher rhetorisch. Cyberdramon flog zu einem nahen Schneehügel und setzte Woodmon dort ab.

„Wann gebt ihr endlich auf?“, knurrte Cerberusmon. „Fliehen bringt euch gar nichts.“

„Ich glaube, es wird Zeit, dass wir einschreiten, Gatomon“, sagte Kouki, dessen Partner noch auf seinen Einsatz gewartet hatte, und zückte das DGX-Terminal, das er von Gennai bekommen hatte. Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an, neugierig darauf, was er tun würde. „DigiArmorEi des Wissens, erstrahle!“

Ein violetter Strahl schoss aus der Antenne des Gerätes und drang in Gatomons glühende Gestalt. Es digitierte – und war hinterher nicht mehr wiederzuerkennen.

Butterflymon war ein golden gepanzertes Insekt mit spitzen Krallen und Schmetterlingsflügeln, das sich mit beachtlicher Geschwindigkeit in den Kampf stürzte. Wie eine irre Wespe umkreiste es Cerberusmon, das irritiert knurrte und versuchte, sich mit ihm mitzudrehen. All seine Feuerangriffe gingen ins Leere, und gegen das fliegende Digimon konnte es auch mit seinen Löchern nichts ausrichten.

„Nicht schlecht, Kouki“, meinte Renji halbherzig und versuchte, in das Loch zu spähen, in dem Candlemon verschwunden war. Nur pechschwarze Finsternis war zu sehen. Er saß sichtlich auf Nadeln.

„Mach so weiter“, sagte Taneo, und Cyberdramon flog seinen nächsten Angriff. Cerberusmon vollbrachte irgendwie das Kunststück, der Ausradierkralle zu entgehen und Butterflymon mit seinem langen, reptilienartigen Schwanz zu erwischen. Der Schmetterling taumelte.

„Nein, so geht es doch nicht“, murmelte Kouki. Immer noch hielt er sein DGX-Terminal in der Hand. „DigiArmorEi des Mutes, erstrahle!“

Gatomon und Kouki hatten Gennais Rat befolgt und alle acht ArmorEier ausprobiert. Das Ergebnis war eine riesengroße Erleichterung gewesen. Vielleicht kam es niemals an Cyberdramons Stärke heran, doch Gatomon konnte nun so viele verschiedene Formen annehmen, dass für jede Gelegenheit etwas Nützliches dabei war.

Das violette Licht verließ Butterflymon, und es wurde wieder zu Gatomon. Kaum hatte das DGX-Terminal das Licht aufgenommen, sandte es einen orangeroten Strahl aus und Koukis Partner digitiert wieder. Diesmal wurde es zu Lynxmon, einer Großkatze, deren Fell ebenso brannte wie Meramons Haut.

Cerberusmon lachte nur knurrend. Es schien auf denselben Vergleich gekommen zu sein und erinnerte sich noch an Meramons eigenes Schicksal.

„Du weißt, was du zu tun hast!“, feuerte Kouki Lynxmon an. Das Digimon schlug die Krallen fester in das Eis. Zuerst sah es aus, als geschähe gar nichts, dann jedoch konnte man gut den Nebel sehen, der rings um es herum aufstieg. Das Eis schmolz, wurde zu Wasser, wurde zu Dampf – und zwar in Windeseile. Und wie zuvor Cerberusmon selbst, wurde auch Lynxmon nun von dem Schleier gänzlich verdeckt.

„Denkst du etwa, ich könnte dich nicht riechen?“ Cerberusmon schien Koukis Partner nun zu seinem persönlichen Feind erklärt zu haben, denn es ignorierte die anderen fast völlig. So merkte es auch nicht, wie Kouki ein weiteres ArmorEi aus seinem Terminal erstrahlen ließ, während es einen grünen Feuerstrahl auf die Reise schickte.

Die Antwort auf die Attacke kam prompt in Form eines hellen Strahls, der Cerberusmon an der Schnauze erwischte. Knurrend schüttelte sich das Digimon und versprühte weiter Flammen in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war. Dann erst sah es den kleinen, rosa Hasen, der aus dem Dampf gehoppelt kam, schnell genug, um den Attacken zu entgehen und immer wieder Strahlen aus seiner Stirn zu schießen.

„Das ist echt … beeindruckend, Kouki“, murmelte Fumiko. „Es kann zu so vielen Digimon werden …“

Kouki nickte, stolz über ihr Lob. „Und das da heißt Rabbitmon.“

Weitere Flammen loderten über den Boden. Taneos Blick ging suchend hin und her. „Das Eis“, murmelte er. „Es bricht auf.“

Jetzt erkannte Kouki es auch. Die viele Hitze, zuerst von Meramon, dann von Lynxmon und natürlich von Cerberusmons Flammen, hatte die Eisebene in ein Planschbecken verwandelt. Bis zu den Knöcheln standen die Digimon im Schmelzwasser … und an manchen Stellen war das Eis darunter brüchig geworden. Das hier war nicht einfach nur eine schneebedeckte Ebene – es war in Wahrheit eine Art Teich, dessen Eisdecke langsam dünner wurde.

„Candlemon, kannst du mich hören?“, rief Renji eben in das Loch hinein. Verzweifelt ging er darum herum.

„Renji, bleib zurück, sonst fällst du auch hinein!“, rief Jagari ihm zu, doch er war ebenfalls vor der Öffnung, in der Elecmon verschwunden war, in die Knie gegangen.

„Ihr beiden solltet den Samen reinigen“, sagte Taneo.

Das hörte Renji plötzlich. Mit wutverzerrtem Gesicht starrte er den Jüngeren an. „Sag mir nicht, was ich tun soll! Candlemon ist da reingefallen, und ich gehe hier erst wieder weg, wenn ich es gerettet habe!“

Taneo schnaubte, schwieg aber und sah in den Himmel, wo Cyberdramon immer noch darauf wartete, Cerberusmons Flinkheit auszutricksen.

„Woodmon soll zurückdigitieren“, sagte Taneo plötzlich zu Tageko. „Mushroomon soll das Eis bombardieren. Ich habe einen Plan.“

Das Mädchen sah ihn kurz an, dann nickte sie, rief Woodmon ein entsprechendes Kommando zu und zückte ihr DigiVice. In weitem Bogen lief sie um den Kampfplatz und richtete das Gerät auf den Lichtsamen, der dort sein beflecktes Licht absonderte. Als die Reinigung begann, wurde aus Woodmon wieder Mushroomon, das sogleich begann, seine explosiven Pilze zu schleudern.

„Ihr dummen Kinder“, knurrte Cerberusmon, das sich selbst im Visier der Attacke glaubte. Es wich den Pilzen nicht einmal aus, von denen es ab und zu einer traf. Sie verursachten keinen Kratzer auf seinem dunklen Panzer.

„Das Eis muss brechen“, sagte Taneo und nickte Kouki zu.

„Verstanden. Rabbitmon, wir machen weiter wie vorher! DigiArmorEi des Mutes, erstrahle!“

Kaum dass sein Partner wieder zu Lynxmon geworden war, spürte Kouki, wie eine Hitzewelle über ihn schwappte. Die brennende Katze war nur durch ein Luftflimmern zu sehen, und schon stieg erneut Dampf auf.

„Willst du dich wieder im Nebel verstecken?“, fragte Cerberusmon herausfordernd, tat einen Schritt – und verharrte, während rings um es herum immer noch explosive Pilze hernieder krachten. Das Eis knarrte, Kouki konnte es deutlich hören. Er meinte, dort, wo kein Dampf die Sicht behinderte, Risse im Boden zu sehen, die sich immer weiter verästelten.

Cerberusmon schien Taneos Plan durchschaut zu haben, denn es senkte angriffslustig den Kopf. „Ihr denkt, ich lasse das zu? Meine Höllentore werden erst diesen lächerlichen Teich trinken – und danach euer Blut!“

Plötzlich rief Tageko vom Lichtsamen aus: „Fumiko! Wo ist Fumiko?“

„Was?“ Kouki wirbelte herum. Er hatte sich so auf Lynxmon und Cerberusmon konzentriert, dass ihm nicht aufgefallen war, wie sie sich von der Gruppe entfernt hatte.

Lange musste er nicht suchen. Cerberusmon stemmte sich eben gegen die verbliebenen Eisschichten, um seine Löcher zu erschaffen, als Fumiko von hinten durch den Dampf sprang. Das Hundedigimon schien ebenfalls nur auf Lynxmon und die anderen Digimon geachtet zu haben – oder es hatte einfach nicht mit so viel Dreistigkeit gerechnet. Fumiko landete genau auf seinem Rücken und krallte die Hände in seine Mähne.

Cerberusmon brüllte vor Wut und Überraschung. Kouki und Tageko schrien ebenfalls auf. Er konnte nicht einmal darüber nachdenken, welche Digitation sie jetzt vor dem sicheren Tod bewahren könnte – war sie denn völlig wahnsinnig? Was, wenn ihr etwas zustieß?

Der schwarz gepanzerte Hund bäumte sich auf und versuchte das Mädchen abzuwerfen, doch Fumiko hielt sich wacker. Unter dem wilden Rodeo begann das Eis zu knirschen und Wasser zu gluckern. Mushroomon hatte sein Dauerfeuer eingestellt.

„Cyberdramon, sieh zu, ob du sie von ihm wegbekommst!“, rief Taneo eben, als das Unvermeidliche geschah. Cerberusmon sprang wild in die Höhe, schüttelte und wand sich – und Fumiko verlor den Halt. Mit einem erstickten Schrei wurde sie von seinem Rücken geschleudert – und brach mit einem lauten Klatschen durch die dünne Eisdecke; Cerberusmon nur kurz nach ihr.

„Fumiko!“, brüllte Kouki. Prustend tauchte das Mädchen aus dem Wasser auf. Der Dampfschleier war so gut wie verraucht, aber er konnte in dem aufgebrochenen Teich etwas grün Schimmern sehen … Konnte Cerberusmon etwa auch unter Wasser Feuer speien?

Plötzlich wusste er wieder, was er tun konnte. „DigiArmorEi der Zuverlässigkeit, erstrahle!“, rief er. „Hilf ihr, Tylomon!“

Lynxmon wurde wieder zu Gatomon und verwandelte sich dann in eine Art Reptilien-Maschinen-Fisch, blau gepanzert, mit scharfen Flossen und Zähnen. Tylomon stürzte sich ins Wasser und war sofort unter Fumiko, schob sie mit der Schnauze auf den Rand des Teichs zu.

„Nicht mich“, wehrte sie sich. „Erledigt Cerberusmon, los!“

„Tut, was sie sagt“, sagte Taneo. „Unter Wasser kann Tylomon Cerberusmon aushebeln.“

„Aber Fumiko …“

„Mach schon!“

Kouki biss die Zähne zusammen. Wie konnte Taneo nur so ruhig bleiben? „Tylomon, wirf es in die Luft!“

Das grüne Glühen verschwand wieder und Cerberusmons Kopf wurde sichtbar. Es paddelte vorfreudig knurrend auf Fumiko zu – dann schlossen sich hellblaue Kiefer um seinen Hals und ließen das Knurren zu einem Winseln werden. Tylomon riss es mit sich, zerrte es in die Tiefe, holte aus und bäumte sich aus dem Wasser auf, seine Beute in die Luft schleudernd.

Cerberusmon drehte sich, flog nur einen Meter hoch – aber Cyberdramon reichte das. Kaum dass der Höllenhund nicht mehr ausweichen konnte, traf ihn seine Ausradierkralle mit voller Wucht. Cerberusmon stieß ein Kreischen aus, das man einem Hund nie zutrauen würde, dann zersplitterte es in Daten, die in den Himmel trieben und schließlich einer unsichtbaren Röhre zu folgen schienen.

Gleichzeitig stieß Jagari einen kleinen Schrei aus. Als Kouki den Kopf drehte, sah er, dass die schwarzen Löcher verschwunden waren. Elecmon und Candlemon lagen dort, wo sie von ihnen verschluckt worden waren. Beide waren bei Bewusstsein und blickten sich verwirrt um.

Tylomon schwamm mit Fumiko auf dem Rücken ans Ufer. Das Mädchen war klatschnass und zitterte in der Kälte. Das Waser konnte nur unwesentlich wärmer gewesen sein als der Gefrierpunkt. Ihre Zähne klapperten hörbar, als sie über das Schneefeld auf den Lichtsamen zu taumelte. Salamon trottete neben ihr her.

„Alles in Ordnung? Hast du dir was getan?“, fragte Tageko besorgt, die sogar die Säuberung des Samens unterbrochen hatte.

„Nichts passiert“, behauptete Fumiko, aber die Kälte schüttelte sie regelrecht durch. Ihr Haar klebte ihr nass auf dem Rücken.

„Was ist denn passiert?“, fragte Renji mit großen Augen, als er sie sah. Es war, als wäre er selbst in einem dunklen Loch gefangen gewesen und hätte nichts von dem, was um ihn herum geschah, mitbekommen.

„Sie hat es ganz allein mit Cerberusmon aufgenommen, während du nur gejammert hast“, sagte Tageko vorwurfsvoll.

Kouki fand, dass sie ein wenig zu streng mit ihm war. Renji hatte sich einfach Sorgen um seinen Partner gemacht. Dieser überging die zweite Hälfte von Tagekos Satz allerdings und starrte Fumiko teils bewundernd, teils ungläubig an. „Äh, ja … Das ist meine Fumiko-chan!“, meinte er dann verdattert.

Fumiko verdrehte die Augen. „Könnt ihr dann zu gaffen aufhören, damit wir uns um den blöden Samen kümmern können?“

„Das übernehmen wir. Du gehst in unsere Welt zurück“, bestimmte Tageko. „Hier holst du dir den Tod.“ Fumiko nickte nur langsam. Ihr Gesicht war kreidebleich. „Und jemand sollte dich begleiten“, fügte Tageko nach kurzem Zögern hinzu.

„Das mache ich“, bot sich Renji sofort an.

„Nicht nötig. Der Fernseher ist ja nicht weit weg“, meinte Fumiko, doch man verstand ihre zittrigen Worte kaum, und niemand hörte auf sie.

„Besser wäre es, wenn Kouki oder ich es übernehmen würden“, sagte Taneo. „Ihr anderen könnt durch den Samen eine neue Digitation erlernen.“

„Dann soll Kouki mit ihr gehen“, meinte Renji und verschränkte die Arme.

„Gut. Dann haben wir Cyberdramon, falls noch ein Asura auftauchen sollte.“

„Okay, dann viel Glück“, sagte Kouki, zog seine Jacke aus und hängte sie Fumiko großzügig über die schlotternden Schultern, was eher eine nette Geste war, als dass es tatsächlich etwas nützte. „Sagt uns dann Bescheid, wer das Licht bekommen hat.“

 

In Jagaris guter Stube war es stockdunkel, als sie ankamen. Seine Mutter war also noch nicht wieder zurück. Fumiko hatte in weiser Voraussicht Kleider zum Wechseln zu ihrem Treffpunkt mitgebracht. Während sie sich in Jagaris Zimmer umzog, setzte Kouki in der Küche Tee auf. Schweigend wartete er, während er dem Föhn im Badezimmer lauschte.

„Ziemlich finster hier“, stellte Fumiko fest, als sie den Raum betrat. Sie trug nun Jogginghosen und eine weite Strickweste. Ihr Haar war immer noch feucht, obwohl sie es geföhnt hatte.

„Irgendwie wollte ich es nicht taghell haben. Wegen Salamon.“ Er hatte nur die Tischlampe eingeschaltet. Sein Partner hatte es sich auf einem Stuhl bequem gemacht und war eingeschlafen.

„Danke“, sagte Fumiko, als sie sich auf die Eckbank setzten und er ihr eine Tasse Früchtetee reichte. Der Duft hing schon angenehm im Raum.

„Es war übrigens leichtsinnig. Das, was du da vorhin abgezogen hast“, murmelte Kouki, als sie eine Weile schweigend nebeneinander gesessen waren.

Fumiko hatte sich ganz auf die Bank gesetzt, die Beine angezogen und betrachtete ihren Tee, der noch zu heiß zum Trinken war. „Leichtsinnig? Nicht vielleicht mutig?“, fragte sie tonlos.

„Ich fand’s irre mutig“, gab Kouki schließlich zu. „Aber so mutig, dass es schon wieder verrückt war. Darum leichtsinnig.“

„Was soll ich denn machen? Nur herumstehen und darauf warten, dass eure Digimon die ganze Arbeit erledigen? Ich hab nachgedacht, mir ist eingefallen, wie ich euch helfen könnte, und das hab ich getan.“

„Trotzdem, du hättest …“ Kouki seufzte, als ihr Blick ihn traf. Es lag eine gewisse Bitterkeit darin, eine gewisse Härte. „Tut mir leid. Ich will nur nicht, dass dir was passiert.“

„Ob du’s glaubst oder nicht, ich auch nicht.“

„Schon klar, aber …“ Heute war er wirklich nicht besonders wortgewandt. „Weißt du noch, vor unserem ersten Ausflug in die DigiWelt? Ich hab dich vor einem Hund gerettet. Ich bin mir ehrlich gesagt ein wenig heldenhaft vorgekommen.“ Er grinste. „Aber wenn ich mir Cerberusmon so ansehe, muss man wohl eher Hunde vor dir retten.“

„War das jetzt etwa ein Kompliment?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln.

„Es sollte eins werden. Aber die Wahrheit war’s auch.“

Fumiko nippte vorsichtig an ihrer Tasse. „Du kennst dich mit Hunden aus, oder? Damals hast du so gewirkt.“

„Tatsächlich? Ich meine, ja. Wir hatten einen Hund. Yuki. Er wurde an dem Tag überfahren, an dem wir unsere DigiVices bekommen haben.“

„Oh“, machte sie. „Tut mir leid.“

„Ach, keine Sorge“, winkte er ab. Sie selbst war mit ihrem ungeborenen Digimon auch nicht gerade besser dran. „Meine kleine Schwester hat es ziemlich hart getroffen, aber Salamon hat sie beruhigt.“

„Du hast eine Schwester?“

Er grinste. „Ich hab sogar zwei davon. Was ist mit dir?“ Sie hatten nie über solche Sachen geredet, fiel ihm auf. Irgendwie war das schade.

„Ich bin allein.“ Irgendetwas an der Art, wie sie das sagte, klang schmerzhaft. „Vielleicht fassen mich meine Eltern deswegen mit Samthandschuhen an. Wenn’s nach ihnen ginge, würde ich wohl nur für die Schule und die Nachhilfe außer Haus gehen.“

„So schlimm wird’s doch wohl nicht sein, oder?“, fragte Kouki.

„Schlimmer. Ich mag sie echt sehr gern, aber sie sind furchtbar altmodisch. Mein Vater arbeitet bei einer mittelgroßen Firma, meine Mutter schmeißt den Haushalt. Mich würden sie am liebsten in die gleiche Richtung erziehen. Nur nicht zu viel von der Welt sehen, damit ich armes zerbrechliches Mädchen mich nicht an irgendwelchen Steinen in meinem Weg stoße“, sagte sie sarkastisch.

„Klingt furchtbar“, murmelte er und sah nachdenklich zur Decke. „Aber das hast du nicht vor, oder?“

„Darauf kannst du Gift nehmen.“

„Sondern? Was willst du denn mal machen? Beruflich, meine ich.“ Es interessierte ihn tatsächlich.

„Hm.“ Sie nahm wieder einen Schluck Tee, als müsse sie sich ihre Worte erst zurechtlegen. „Ich würde gern mal im Tourismus-Bereich arbeiten.“

„So als Rezeptionistin?“ Er konnte sich Fumiko gut mit einem schicken, dunklen Kostüm vorstellen, das Haar sorgfältig zusammengebunden, wie sie die Dinge in einer Lobby schmiss.

„Eher als Hotelmanagerin“, erklärte sie schmunzelnd. „Was ist mit dir? Hast du Zukunftspläne?“

Er schnaubte. „Eigentlich keine. Früher wollte ich mal was mit Fußball machen, aber das wird wohl eher nichts.“

„Wieso?“

„Weil ich nicht gut genug bin. Ich könnte nicht davon leben. Außerdem ist es mein Hobby. Ich will eigentlich gar nicht, dass ich so ernsthaft dahinter sein muss.“

„Kann ich verstehen.“

Da erneut peinliches Schweigen aufzukommen drohte, sagte Kouki schnell: „Eigentlich seltsam. Wir sollen gemeinsam die Welt retten und haben kaum Gelegenheit, über so was Alltägliches zu reden. Wir alle nicht.“

„Weil der Alltag mit dem Welt-Retten nur wenig zu tun hat“, versetzte sie.

„Trotzdem. Wir sollten mehr miteinander unternehmen. Nicht nur in der DigiWelt. Das würde uns mehr zusammenschweißen.“ Er zögerte, sprach es dann aber trotzdem aus. „Wir beide zum Beispiel.“

Sie sah ihm forschend in die Augen. „Was schlägst du denn vor?“

Kouki hoffte einfach mal, dass sie sich auf seinen letzten Satz bezog. „Hm“, machte er nachdenklich. „Am Samstag gehen Renji und ich auf dieses Konzert … Du willst nicht zufällig doch mitkommen? Wir kriegen sicher noch irgendwo eine Karte her.“

Fumiko lachte leise. „Sicher, dass das eine gute Idee ist?“

„Stimmt … Wohl eher nicht. Wollen wir vielleicht mal ganz locker irgendwohin essen gehen? Ich kenne ein Sushi-Restaurant, nicht weit von der Schule. Ist echt lecker dort. Ich lade dich ein.“

„Sushi klingt gut, aber einladen lasse ich mich nicht“, sagte sie sofort.

„Hey“, meinte er gespielt empört. „Das gilt ja wohl nicht. Da will ich einmal den Gentleman raushängen lassen, und du lässt mich nicht?“

Sie schmunzelte. „Was hältst du davon, wenn ich ganz einfach Gentlewoman spiele und dich stattdessen einlade?“

Kouki wollte eben protestieren, als er aus Jagaris Zimmer Stimmen hörte, allen voran Renjis Maulen. Die anderen waren wieder da. 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Fuchspinsel
2017-04-07T12:25:09+00:00 07.04.2017 14:25
So wie ich Renjis Reaktion deute, hat er das Licht NICHT bekommen xD Bin schon ganz gespannt, welches Ultra wir als nächstes sehen werden ^^
Persiamon ist schon sehr mysteriös... Bin ja gespannt wie sich das ganze mit ihr noch entwickelt ;)
Antwort von:  UrrSharrador
12.04.2017 15:32
Danke für deinen Kommi! Jep, er hat's nicht bekommen ;)
Von:  EL-CK
2017-04-04T14:46:53+00:00 04.04.2017 16:46
Die Armor-Digitation sind ja schon mal echt toll....
ich bin mal auf das Ende dieses Kampfes gepannt....
Antwort von:  UrrSharrador
12.04.2017 15:33
Danke mal wieder :) Jz ist Salamon immerhin nicht mehr unbrauchbar^^
Antwort von:  EL-CK
12.04.2017 15:35
'unbrauchbar' ist so ein hartes Wort... aber iwie passt es XD
Antwort von:  UrrSharrador
12.04.2017 15:37
haha xD


Zurück