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Wendung

KARI
 

Erschrocken schlug ich die Augen auf.

Nein…Es war nur ein Traum. Nur…ein böser Traum…

Ich wischte mir über die schweißnasse Stirn und setzte mich auf. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es noch mitten in der Nacht war. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an und mir war unglaublich heiß. Noch immer war ich etwas außer Atem.

Da war dieser Lastwagen, der auf mich zu raste. Dann die vielen Schreie.

Stöhnend richtete ich mich auf und starrte auf meine verschwitzten Hände in der Dunkelheit.
 

Wie es wohl den anderen ging? Vermissten sie mich? Wie viel hatte Akemi ihnen erzählt? Wie viel wussten sie bescheid?

Ich dachte an meine Eltern. Besonders meine Mutter machte sich immer so schrecklich viele Sorgen um Tai und mich. Wie ging es ihr? Und Papa?

Was war mit Tai, Takeru und den anderen? Vielleicht hatte Akemi ihnen alles erzählt? Machten sie sich Sorgen um mich?

Ich senkte den Kopf. Ich glaubte so fest daran, dass wir uns bald sehen würden.

Natürlich…war da dieser kleine Funken der Unsicherheit und Angst.

Dass ich mir alles nur einbildete und es gar keine Hikari Yagami da draußen mehr gab. Dass Akemi Ito gar nicht in meinem richtigen Körper war, sondern dass ich alleine hier in dieser unglaublich verrückten Lage war.

Aber ich wollte das einfach nicht glauben. Ich musste daran glauben, dass Akemi ebenfalls noch am Leben und in meinem Körper war.

Wenn ich… Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte…

Ich wagte kaum diesen Gedanken weiterzudenken.

„Reiß dich zusammen, Kari.“, flüsterte ich mir zu.
 


 

In großen, eleganten Lettern stand auf dem Schild geschrieben: „Schulfest“.

Viele Schüler, sowie deren Familien und Freunde tummelten sich auf dem riesigen Schulhof, die geschmückt war mit Girlanden, Blumen und Lichtern. Überall standen kleinere Stände, wo Getränke und Snacks verkauft wurden.

So viel anders als bei meiner Schule war es im ersten Augenblick nicht. Doch anstatt, dass sich die Erwachsenen amüsierten und feierten, kam es mir dann eher so vor als hätten sie sich nur versammelt, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und Kontakte mit anderen Geschäftspartnern zu knüpfen. Die ganze Atmosphäre war teilweise zwar locker, doch kam mir alles so gespielt von den Erwachsenen vor. Als würde jeder zeigen wollen, wie hoch ihre Stellung war.
 

Ich stand an einen der reich verzierten Zelte und verteilte jedem Neuankömmling ein Schulprospekt. Aus den Augenwinkel konnte ich Matsumoto an der Mauer stehen sehen. Er unterhielt sich mit einem Mann, ebenfalls in einem dunklen Anzug. Ob der auch auf jemanden aufpasste?

„Akemi, hast du eben Zeit? Ich brauch Hilfe bei den Kartons!“ Shin, ein Mitschüler, stellte sich vor mich hin und zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Ich bin für die Lieferungen zuständig. Der Wagen mit den Süßigkeiten ist angekommen. Wir brauchen Verstärkung.“

„Ich muss hier aber Prospekte austeilen.“, sagte ich und zeigte ihm die Prospekte auf den Tischen.

„Lass die einfach. Die Leute hier haben doch eh alle schon eins.“

Ich beäugte ihn misstrauisch. „Ich sollte trotzdem hier bleiben. Außerdem-..“ „Hör mal, ich mach nur das, was man mir aufgetragen hat. Der Lehrer ruft nach Leuten, die im Moment nicht beschäftigt sind und du hast grade eh nix zu tun, also komm endlich.“ Er verdrehte die Augen und drehte sich um und ging einfach davon.

Sollte ich mitgehen? Oder nicht?

Shin gehörte nicht zu Kanas Untertanen. Er interessierte sich eher wenig für das, was die anderen machten.

Plötzlich fiel mir etwas ein. Vielleicht war das die Chance, um unbemerkt abzuhauen? Der Wagen hatte bestimmt hinter der Schule geparkt, damit die Gäste nichts von dem ganzen Aufbau mitbekamen. Und Matsumoto wusste, dass ich mit den anderen mithalf und ständig hin und her laufen musste!

Vielleicht konnte ich mich unbemerkt ausschleichen!

Hoffnungsvoll biss ich mir leicht auf die Lippen und beobachtete Matsumoto, der noch immer an der Mauer stand und sich unterhielt. Ja, das war die Chance!

Mit entschlossener Miene legte ich die Prospekte auf den Tisch und marschierte Shin hinterher, der bereits im Schulgebäude verschwunden war. Durch die Menge der Menschen konnte Matsumoto mich sicherlich nicht so schnell finden und wenn er bemerken würde, dass ich nicht mehr am eigentlichen Platz stand, wäre ich schon längst verschwunden!

Meine Schritte wurden ungeduldig, aber ich zwang mich nicht zu schnell zu laufen.

Ich betrat endlich das Schulgebäude. Leider wartete Shin bereits auf mich, sodass ich mich noch nicht wegschleichen konnte.

Alles klar, kein Problem, dachte ich. Es würde schon noch der Augenblick kommen, wo ich mich unbemerkt aus dem Staub machen konnte.

„Hierlang.“, sagte er und wir gingen den Weg zum Hintereingang.
 

„Da seid ihr ja endlich.“ Ein großer dickbäuchiger Mann zog an seiner Zigarette und zeigte dann mit seinem Kinn auf die Kartons neben seinem Lastwagen. „Hier ist die Lieferung.“, brummte er.

„Alles klar. Die bringen wir dann hinein.“, sagte Shin und ich folgte ihm.

„Bin dann weg.“, sagte der Fahrer wieder brummend und stieg in seinen Laster.
 

„Auf geht’s. Die bringen wir alle ins Lehrerzimmer.“, sagte nun Shin und hob einen Karton auf. Ich machte es ihm gleich und war überrascht von dem Gewicht. „Sind wir die einzigen, die diese Kartons hochtragen sollen?“, fragte ich ihn.

„Ja. Ich geh schon mal vor.“ Und schon war er verschwunden.

„Meine Güte, freundlicher geht es kaum oder was.“, murmelte ich. Ich wartete noch einen Moment bis ich seine Schritte nicht mehr hören konnte. Dann ließ ich den Karton wieder sinken.

Meine Chance!!!
 

„Oh, Akemi! Das bist doch du, oder?“

Kana und zwei ihrer Freundinnen hatten mich entdeckt und schritten nun auf mich zu.

Woher kam die denn wieder her?

Sie hob eine Augenbraue und beäugte belustigt die Kartons um mich herum. „Oh je, da hast du ja noch was vor dir, nicht wahr?“

„Komm, Kana. Lass die blöden Sprüche und verschwinde einfach.“ Ich hatte im Moment einfach nicht den Nerv für Kindereien. Wer weiß, wie viel Zeit ich überhaupt hatte! Vielleicht fand mich Matsumoto doch noch!

Kana fing an wieder ihr freundlichstes Lächeln zu zeigen. „Ich wollte dich doch nur fragen, ob ich dir helfen kann.“

„Das schätze ich bestimmt sehr, aber ich brauche deine Hilfe nicht, danke.“, entgegnete ich sarkastisch und hob den Karton wieder auf. „Jedes Mal so gemein. Ich als Klassensprecherin kann das nicht tolerieren.“ Sie schritt auf mich zu und beugte sich leicht zu mir.

„Ich weiß ja nicht, wer dich als Klassensprecherin auserwählt hat, aber demokratisch ist das bestimmt nicht abgelaufen.“, sagte ich nur und hielt ihren Blick stand. „Wie viele hast du um die Finger gewickelt und wie viele hast du bedroht, damit sie für dich stimmen, hm?“ Ihre Augen verloren für einen Moment den falschen Glanz, den sie immer hatte und wurden dunkel.

„Weißt du, Akemi… Ich würde den Mund nicht so weit aufreißen. Mir hast du besser gefallen, als du noch stumm wie Brot warst. Aber naja… Jeder verändert sich ja mit dem Alter, nicht wahr?“ Sie kam mir noch ein wenig näher und jetzt lächelte sie auch nicht mehr.

„Wenn du wüsstest, was ich alles über deine Familie weiß…Was dein Vater getan hat! Wenn das in die Öffentlichkeit kommt…Ihr wäret völlig ruiniert. “

Sie schwieg einen Moment und ich starrte sie an. Was meinte sie damit?

Plötzlich, mit einem Ruck, zog sie fest an der Öffnung des Kartons, sodass das braune Kartonpapier aufriss und die ganzen Süßigkeiten sich wie eine Welle auf den Boden verstreuten. Ich keuchte vor Schreck auf und starrte auf den Chaos.

„Ups! Was ist denn da passiert!“, rief Kana und lachte. „Meine Güte, Akemi! Was hast du getan!“

Ihre beiden Freundinnen, die nichts von unserem Gespräch gehört hatten, lachten ebenfalls. „Es regnet Süßigkeiten, Kana!“, rief eine von beiden und alle drei fingen schallend an zu lachen.

In mir brodelte es wieder. Nein…Diesmal konnte ich das nicht auf mir sitzen lassen! Dieses Mal nicht!!

Kana lachte noch immer und hakte sich wieder bei ihren Freundinnen ein. „Ich würde dir ja gerne helfen, aber du hast ja ausdrücklich betont, dass du keine Hilfe brauchst.“

Mit den Worten drehte sie sich um.

Aber ich ließ sie nicht weiter gehen.

Laut knallte ich den kaputten Karton auf den Boden und rannte ihr nach. „Bleib stehen, du Biest!!“, rief ich vor Wut und stürzte mich auf sie. Meine Hände krallten sich in ihre Haare.

Sie schrie vor Schreck und vor Schmerz auf als ich an ihren Haaren zog. Ihre beiden Freundinnen ließen sie erschrocken los und schrieen ebenfalls laut auf.

„Lass mich sofort los!!!“, kreischte Kana und schlug mit ihren Händen auf meine Finger.

„Erst wenn du dich entschuldigst und den Müll hier wegmachst!!“, fauchte ich und zog noch kräftiger an den Haaren.

„Loslassen, hab ich gesagt!!“

„Entschuldige dich!!“

Sie wehrte sich mit aller Kraft, aber ich ließ sie nicht los. Auch sie klammerte sich jetzt an meine Haare und trat mich an die Oberschenkel. Vor Schmerz keuchte ich auf, aber ich dachte nicht daran nachzugeben!

„Wir holen den Lehrer, Kana!!“, rief eines der Mädchen und wollte weglaufen. „Bleibt gefälligst hier!!“, schrie Kana mit aller Kraft und zog mich noch kräftiger an den Haaren. Ich stöhnte, aber ich tat es ihr gleich.

„Was ist denn hier los?“

Noch immer an den Haaren krallend drehten wir uns zum Eingang und sahen Shin, der zurückgekommen war, um die restlichen Kartons hinauszutragen.

Er schaute uns schockiert an. Dann, als hätte jemand einen Schalter umgedreht, blinzelte er und ging mit entschlossenen Schritten auf uns zu. Mit den Händen zwang er uns auseinander zu gehen und langsam ließ ich sie los. Meine Finger schmerzen von dem Druck und meine Haare waren mit Sicherheit ein Desaster. Aber Kana sah auch nicht besser aus.

„Was ist passiert?“, fragte Shin noch einmal und schaute uns abwechselnd an.

Kana, die eben noch den Todesblick aufgesetzt hatte, legte nun wieder ihre Unschuldsmiene auf und wimmerte. „Sie…Sie ist einfach auf mich losgestürmt…Ich weiß auch nicht, wieso…Ich habe sie nur gefragt…ob ich ihr helfen soll mit den Kartons…Aber das wollte sie dann nicht und ist dann…völlig ausgerastet…“ Wie, um ihre Aussage zu unterstreichen, wischte sie sich eine Krokodilsträne weg.

Meine Augen verengten sich und ich konnte nicht fassen, was sie von sich gab.

„Das ist nicht dein Ernst!“, zischte ich und starrte sie an. Mit dem Finger zeigte ich auf den kaputten Karton und den Süßigkeiten. „Sie hat dieses Chaos verursacht!! Das ist bestimmt nicht meine Schuld!“

Sie blickte Shin an und blinzelte ihre Tränen weg. „Shin, du weißt genau, dass ich nicht lüge, stimmt’s?“

Er schwieg.

Dann seufzte er. „Hört mal, ich habe echt keine Zeit und kein Bock auf diese Kinderkacke. Egal, wer schuld hat, bevor ein Lehrer kommt, müssen wir das alles hier aufräumen, sonst kriegt nicht nur ihr Ärger, sondern auch ich.“
 

Er stampfte mit genervter Miene an uns vorbei zu den Kartons und Kana blickte ihm wütend hinterher. Ich schnaubte nur und schüttelte bei ihrem Anblick nur den Kopf. Wie konnte man bloß so falsch sein?

„Halt du bloß die Klappe, Ito!“, fauchte sie mich an. „Das wird Konsequenzen haben, das schwöre ich dir!“

Und mit diesen Worten verschwand sie einfach, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Fast verblüfft schaute ich ihr hinterher.

„Lass sie einfach. Die hätte sowieso nicht mitgeholfen.“ Shin drehte sich zu mir und verdrehte die Augen.

Ich biss mir leicht auf die Lippen. In was für eine Situation war ich da nur reingeraten?
 

Shin sammelte die Süßigkeiten auf und tat sie in einen der Kartons, während ich noch unsicher daneben stand. War das nicht meine Chance abzuhauen? Ich könnte mich jetzt wegschleichen, für ihn wäre es dann zu spät mich aufzuhalten.

Dann aber bekam ich Gewissensbisse.

Es würde ziemlich gemein von mir sein, ihn jetzt so im Stich zu lassen, nachdem wir dieses Chaos verursacht hatten. Und es war ja nicht so, dass Kana alleine schuld hatte. Auch ich war beteiligt daran gewesen und wenn ich mich jetzt wegschleichen würde, wäre ich kein Deut besser als Kana.

Ich ging also ebenfalls in die Knie, um die Süßigkeiten aufzuheben.

„Tut mir leid…“, murmelte ich.

Er schüttelte den Kopf. „Ist doch egal. Lass uns hier schnell fertig werden und dann ist auch gut.“

Ich biss mir leicht auf die Lippen. „Ich hätte nicht so ausrasten dürfen. Es stimmt, was Kana gesagt hat. Ich hab sie wirklich angegriffen.“

Er hielt kurz inne und blickte mich an. Dann hob er eine Augenbraue und schnaubte. „Weißt du, dass du dich ganz schön verändert hast?“

Ich blinzelte kurz irritiert, dann verstand ich, was er meinte. Er hatte von Akemi gesprochen!

„Das…das ist doch egal. Komm, beeilen wir uns, der Lehrer kommt bestimmt gleich!“, sagte ich etwas lauter. Er schnaubte wieder nur.
 

„Ist auch wirklich nichts geschehen?“, fragte der Lehrer und schaute auf unsere Kartons, die ordentlich neben dem Eingang standen. „Ich habe hier was von einem Streit gehört?“ Er zeigte auf die beiden Mädchen hinter sich. Das waren die Freundinnen von Kana.

Shin schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung. Das war alles ein Missverständnis und wir haben es aufgeklärt.“

Der Lehrer seufzte. „Na gut. Ich habe jetzt sowieso keinen Nerv dafür. Ich muss mich um so viele anderen Dinge kümmern.“

„Bitte überanstrengen Sie sich nicht.“

Er klopfte Shin auf die Schulter. „Danke, Shin. Auf dich ist Verlass.“

Shin nickte und der Lehrer ging davon.

Die beiden Freundinnen von Kana schenkten mir noch einen giftigen Blick, ehe sie sich umdrehten und abhauten.
 

„Puh, das wäre dann wohl geschafft. Lass uns diese Kartons endlich abgeben.“ Er schaute auf die Uhr und stöhnte genervt. „Verdammt, er wartet sicher schon!“

Mit eiliger Miene schnappte er sich zwei Kartons auf einmal und rief mir noch hinterher: „Beweg dich, du Faulpelz!!“

Ich hob ebenfalls ein Karton und lief ihm schnell hinterher.

Auf gleicher Höhe angekommen, fragte ich keuchend: „Wartest du auf jemanden?“

„Ja, ein Kumpel von mir will sich heute das Schulfest anschauen.“

„Ach so.“
 

Nachdem wir alle Kartons abgegeben hatten - endlich waren wir diese Dinger los - machten wir uns wieder auf dem Weg zum Schulhof.

Sofort war Matsumoto bei mir. „Da bist du ja.“, sagte er mit strenger Stimme und ich wurde innerlich ganz klein und stöhnte leise. Verdammt nochmal. Alles war schief gegangen.

Shin hatte mich gehört und hob eine Augenbraue. „Was ist los?“

Ich schüttelte nur den Kopf.

Matsumoto schaute auf die Uhr. „Bist du mit deiner Arbeit fertig?“

„Ich weiß nicht…Ich muss noch die Prospekte verteilen.“

„Die Prospekte wurden schon von anderen Schülern verteilt. Ein Lehrer hat sie dazu aufgefordert.“

„Oh…“, machte ich nur etwas perplex und ließ dann die Schultern hängen. Ich wollte noch nicht nach Hause.

Shin, der mich von der Seite aus beobachtet hatte, wandte sich zu Matsumoto. „Einige Gäste würden gerne einen Rundgang durch die Schule machen und ich habe mich dazu bereit erklärt sie ihnen zu zeigen. Aber ich könnte Hilfe gebrauchen und wenn Akemi im Moment frei ist, würde ich sie gerne dabei haben. Wäre das wohl möglich?“

Überrascht blickte ich ihn an.

Kurze Zeit schwieg Matsumoto, ehe er dann antwortete. „Na schön. Bring sie doch wieder zum Eingang hierher, damit wir später nach Hause können.“

Shin nickte. „Mach ich.“ Dann wandte er sich mir zu. „Komm mit.“
 

Ich lief ihm hinterher und blickte kurz nach hinten. Matsumoto unterhielt sich wieder mit dem Mann im dunklen Anzug.

„Sag mal…“, fing Shin an. „Warum brauchst du eigentlich einen Aufpasser?“

Ich wich seinem Blick aus. „Ist doch egal.“

„Na los, sag schon.“

Einen Moment schwieg ich. „Ich hab…Mist gebaut.“

Fast ungläubig schaute er mich an. „DU hast Mist gebaut?“

Dann fing er an zu lachen. Aber so richtig.

„Das hätte ich gerne gesehen!“ Er grinste.

„Was grinst du so?“, kam es bockig von mir und er schüttelte nur den Kopf. Plötzlich blickte er an mir vorbei und seine Augen fingen an zu leuchten. „Hey!! Ichijouji!“

Er hob die Hand, wie zum Gruß und winkte.

In mir stockte alles.

Was? Was???

Langsam drehte ich mich um.

Ja, es war Ichijouji. Es war wirklich, wahrhaftig Ken!!
 

Ken kam näher und lächelte freundlich. Shin ging ebenfalls auf ihn zu.

„Na, Shin? Alles klar? Mann, du bist ja groß geworden.“

„Klaro. Hast du lange gewartet? Tut mir leid, dass ich so spät dran bin.“ Ken schüttelte beruhigend den Kopf. „Kein Problem. Wir sind auch eben angekommen.“

„Dann bin ich beruhigt.“ Ken grinste und schaute an ihn vorbei, direkt in meine Augen.

Ich war noch immer wie versteinert und konnte seinem Blick nicht ausweichen.

Es war Ken! Es war Ken!!

„Oh, das ist eine Mitschülerin von mir. Sie wollte mir dabei helfen, euch die Schule zu zeigen.“

Ken kam auf mich zu und hob die Hand. „Ich danke dir vielmals.“

Mein Blick ging von seinem Gesicht zur Hand und ich schluckte. Langsam und mit zitternden Fingern griff ich nach ihr und er schüttelte sie.

„Kein Problem.“, flüsterte ich.
 

„Wo ist eigentlich dein Freund, der mitgekommen ist?“, fragte Shin ihn und schaute sich um.

Auch Ken schaute in die Menge auf dem Schulhof. „Der wollte sich schon mal ein wenig alleine umschauen. Mann, Shin…“, sagte er plötzlich lächelnd. „Nochmal vielen Dank! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo wir eine Privatschule herkriegen könnten. Bisher haben wir nur Absagen bekommen.“

„Kein Problem. Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann.“, erwiderte Shin und grinste.

„Wann fangt ihr dann mit eurem Projekt an?“

„Ab nächste Woche Montag werden wir dann dabei sein. Wir haben vor jede Klassenstufe, bis zur dritten, abzuklappern.“

Shin hob erfreut die Augenbrauen. „Heißt das, ihr besucht auch mal die erste Klasse? Vielleicht kommt ihr ja in unsere Klasse!“

„Das wäre schön.“

Ich hob überrascht meinen Kopf. „Was??“, kam es laut von mir und die beiden schaute mich an.

„Ihr…kommt hierher? Du? Du kommst hierher? Auf diese Schule??“

„Ehm…ja.“, kam es mit verwirrter Miene von Ken. „Unsere Abschlussklasse macht ein Projekt und mein Projektpartner und ich haben uns deshalb als Thema überlegt, eine Privatschule mit unserer eigenen Schule zu vergleichen.“

„Ich glaube, so anders ist es gar nicht.“, kam es von Shin, der die Stirn runzelte.

Ich schluckte hart und blickte ihn eindringlich an. „Ken, ich…“, raunte ich und er blinzelte überrascht.

„Da seid ihr ja!“, kam es plötzlich hinter mir. Shin hob die Hand zum Gruß und strahlte. Ken sah mich immer noch fragend an. „Kennen wir uns?“, fragte er dann.

Meine Lippen zitterten und fast hätte ich aufgeschluchzt. Seine Augen weiteten sich. „Was ist denn los?“, kam es fast ängstlich von ihm, als er mich so sah. Dann wurde er abgelenkt, denn Shin klopfte ihm auf die Schulter. „Dein Kumpel ist da.“

Entschuldigend lächelte Ken mich noch einmal an und ging an mir vorbei.

„T.K., wo warst du? Ich hab dich gesucht!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ann-chen
2017-01-01T11:44:43+00:00 01.01.2017 12:44
Hallo!
Ich habe deine FF bis zu dem letzten aktuellen Kapitel durchgelesen.
Wow...was für eine Idee hinter deiner Geschichte steckt. Darauf muss man erstmal kommen.
Mir gefällt deine Idee sehr. Deine Idee hat viel Tiefe und es steckt sehr viel mehr als nur " der Körpertausch" dahinter.
Kein einziges Kapitel schweifte vom Thema ab und jedes Kapitel fand ich wichtig zu lesen.
Als ich bei deinem letzten aktuellen Kapitel angekommen bin, dachte ich mir "Was? ich kann nicht weiter lesen? Obwohl es grade spannend wird!" Irgendwie vergingen die Kapitel wie im Flug. Dadurch habe ich auch gerne deine Geschichte gelesen und werde sie auch weiterhin verfolgen.
Ich muss echt sagen, deine Geschichte kann man sehr gut lesen. Die ist sehr gut geschrieben.
Mir gefallen deine Formulierungen, die Entwicklung von den Charakteren, die Tiefe deiner Geschichte...
Bitte schreib schnell weiter :) Ich möchte gerne wissen, wie es weiter geht!
Und ich hoffe sehr, dass die beiden Mädchen ihren Körper wieder zurück tauschen!
Aber vorher könnte Kari das Leben von Akemi etwas verbessern? :) Vielleicht helfen die anderen ihr dabei?
Aber davor müssen sie das große Geheimnis erstmal wissen :( .

lg Ann-chen



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