Hallo,
mein Name ist Maya Schmidt, geborene Range. Ich schreibe diesen Facebookeintrag, um euch mitzuteilen, dass mein Vater Erik ‚Gronkh‘ Range in der vergangenen Nacht friedlich im Kreise seiner Familie verstorben ist. Ihr habt ihn bis zuletzt begleitet und deswegen möchte ich mit euch sehr persönliche Gedanken meines Vaters teilen. Ich habe diesen Tagebucheintrag gefunden und für euch abgetippt. Er nannte ihn ‚Those special moments‘ und er bedeutete ihm sehr viel.
Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute.
Eure Maya
Irgendwann Anfang 2012
Eigentlich wollte ich unbedingt dieses Spiel lets playen, aber Dennis Schwester spielte es schon. Ich hatte sie angeschrieben und mit ihr darüber 'gesprochen'. Während des Gespräches stellte ich fest, wie sehr diese junge Frau mich faszinierte.
Mitte 2012
Immer wieder hatte ich Tatjana angeschrieben, hatte ihr sogar Blumen zur Arbeit geschickt, da sie mir ihre Privatadresse nicht verraten wollte. Meine Faszination wuchs, aber sie wollte mich immer noch nicht treffen. Allerdings telefonierten wir öfters miteinander.
Dezember 2012
Endlich hat sie zugestimmt mich zu treffen. Ich bin so aufgeregt, dass ich heute Nacht kaum geschlafen habe. Viel zu früh mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Als der Zug einfährt und Tatjana nicht aussteigt, bin ich enttäuscht. Hat sie mich versetzt? Ich rufe sie an und sie lacht und sagt mir, dass sie noch im Zug sitzt.
Als sie endlich da ist, ich sie zum ersten Mal sehe, ist es, als würde die Welt still stehen. Sie ist einfach perfekt. Den ganzen Rummel um uns herum auf dem Bahnsteig nehme ich kaum wahr, während ich sie begrüße und frage, ob sie etwas trinken möchte. Ich bin verwirrt, als sie verneint, aber ich kaufe trotzdem etwas zu trinken für uns beide und nehme sie an die Hand, um sie durch die Menge zu führen.
Wir besuchen gemeinsam einen kleinen Weihnachtsmarkt, trinken Glühwein und essen eine Kleinigkeit, unterhalten uns dabei und ich freue mich schon darauf, wenn wir heimkommen. Während wir so am Glühwein nippen, passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Es beginnt zu schneien und der Abend wird perfekt.
2013
Die Reise in die USA mit Tatjana, Valle und den anderen. Es war eine tolle Zeit dort, auch wenn ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern kann.
Kurz nach der Rückkehr das LPT XXL Event.
Tatjana hat da schon bei mir gewohnt und mich so glücklich gemacht, auch wenn wir es gegenüber der Öffentlichkeit geheim gehalten haben.
2014
LPT live hörte auf, aber ich fing mit den Twitchstreams an. Mit Tatjana lief es gut und wir beide mobbten uns gegenseitig voller Liebe.
2015
Es wurde schwerer meine Beziehung geheim zu halten und ich war mit der Situation unglücklich. Zwischen all den Reisen, Terminen und Lets Plays war es schwer Zeit miteinander zu verbringen. Also begannen wir mehr Gerückte zu streuen. In meinen Streams spawnte spontan Kaffee und ich bestellte öfter Essen im Stream, aber es kamen keine Fragen, was da passierte, wer das Essen annahm. Ich glaube, viele meiner Zuschauer vermuteten, dass Valentin und ich etwas miteinander hatten und er diese Dinge tat.
2016
An meinem 39ten Geburtstag hatte ich endgültig genug von diesem Versteckspiel. Ohne wirkliche Rücksprache mit meiner über alles geliebten Frau Hasenberg, ließ ich die Bombe mitten im Stream platzen. Ganz nebenbei verkündete ich, dass ich seit drei Jahren mit Pandorya zusammen war und wurde prompt liebevoll korrigiert, dass es dreieinhalb Jahre waren. Die meisten Zuschauer nahmen dies positiv auf und beglückwünschten uns. Es war ein toller Abend.
In den darauffolgenden Monaten wurden wir offener im Umgang mit unserer Beziehung, erzählten lustige Anekdoten, wie die von der 'Internationalen Tamponausstellung', welche sich in meinem damals noch Singlehaushalt eingeschlichen hatte.
Wir erzählten auch davon, dass wir ein Haus suchten. 'Ein größeres, vielleicht auch für etwas kleines'
2017
In der Mitte des Jahres war der Umzug gelaufen. Wir hatten endlich ein kleines Häuschen im Grünen mit einer vernünftigen Internetanbindung und genug Platz für den Nachwuchs, der sich angekündigt hatte.
2018
Im Januar bin ich Vater geworden. Ich weiß noch, wie glücklich ich war. Mein Leben war vollkommen, als mir die Hebamme mein kleines Mädchen in die Arme legte, meine kleine Maya.
Um mich mehr um meine Familie kümmern zu können, schraubte ich die Anzahl meiner Lets Plays runter auf nur noch zwei Projekte und den freitäglichen Livestream.
Erst gab es Proteste aus der Community, bis ich ihnen am Ende des Jahres offenbarte, dass ich Vater geworden war und noch ein zweites Baby auf dem Weg war.
2019
Mein kleiner, frecher Max wurde geboren. Ich war so froh, dass Tatjana die Schwangerschaft und Geburt ohne schwerwiegende Schäden überstanden hatte, denn Max hatte ihr ganz schön viele Probleme bereitet.
2025
Die Zeiten hatten sich wahnsinnig verändert. Mit YouTube hatte ich aufgehört, weil einfach zuviele Dinge sich dort zum Negativen verändert hatten, aber meinen freitäglichen Stream gab es nach wie vor.
Und meine Maya ging seit siesem Jahr zur Schule. Die Zeit verging schnell.
2035
Wie ich es meiner Community im Jahre 2015 versprochen hatte, stand ich am 20. Juni zur Mittagszeit mit Tatjana und meinen beiden fast volljährigen Kindern auf der Domplatte und wartete.
Ich hatte es kaum zu hoffen gewagt, aber es trafen mehr bekannte Gesichter ein, als erwartet. Es war ein toller Nachmittag, den wir mit vielen Leuten schlussendlich am Rhein verbrachten. Viele meiner Zuschauer waren mit ihrem eigenen Nachwuchs gefunden und ich freute mich wahnsinnig darüber.
2045
Ich war schon stolze 68 Jahre alt, als mit Maya meinen ersten Enkel schenkte. Ich war so froh darüber und auch meine geliebte Tatjana freute sich darüber. Wir genossen unsere Rente, reisten mittlerweile viel, um die Welt zu sehen. Aber gesundheitlich ging es mit uns trotz guter medizinischer Versorgung bergab. Die Gelenke machten ebenso Schwierigkeiten, wie das Herz und Tatjana litt an Osteoporose und wurde langsam dement.
2054
Wenige Tage vor ihrem siebzigsten Geburtstag ist Tatjana die Treppe heruntergefallen und hat sich schwer verletzt. Wir ... die Kinder und ich stehen vor einer schweren Entscheidung. Ihr Herz schlägt noch, aber die Ärzte sagen, dass ihr Geist schon ihren Körper verlassen hat. Im Moment sitze ich hier allein an ihrem Bett, halte ihre Hand, so wie sie es getan hatte, als ich nach meinem Herzinfarkt hier gelegen hatte. Nur für sie gab es keine Hoffnung mehr. Ich saß hier und erinnerte mich an all diese besonderen Momente in meinem Leben, die ich mit ihr geteilt hatte. Vor einer Stunde hatte ich meine Kinder gebeten mich mit ihrer Mutter allein zu lassen. Maya und Max sowie meine Enkelkinder hatten Abschied genommen und mir meinen Wunsch erfüllt.
Schwerfällig stemmte ich meinen 77 Jahre alten, schwerkranken Körper aus dem Stuhl hoch und beugte mich über die Liebe meines Lebens, die nur noch von Geräten am Leben gehalten wurde. Ich streichelte durch ihr immer noch langes, aber schneeweißes Haar, beugte mich dann über sie und küsste sie sanft auf die Stirn, dann auf ihre Lippen, die diesen Kuss nicht mehr erwiderten. Dann drückte ich auf den Knopf, den die Ärzte mir gezeigt hatten, mit dem ich die Gerätschaften abstellen konnte.
Ich hielt Tatjanas Hand, während sie ihren letzten Atemzug in diesem Leben tat. Tränen der Trauer, aber auch der Erleichterung rannen über meine Wangen, versickerten in meinem schneeweißen Bart. Kein Laut kam über meine Lippen, als mit Tatjanas Leben auch meines schwand.
Körperlich war ich noch da, aber meine Seele war mit Tatjana gegangen. Jetzt blieb mir nur noch die Erinnerung an diese besonderen Momente mit ihr. Unsere Reisen, die Zeit in der unsere Kinder heranwuchsen zu den wunderbaren Menschen, die sie waren. Ich hoffe diese Erinnerungen bleiben mir noch lange erhalten.
P.S.: Ich bin es nochmal ... dieser Eintrag entstand eine Woche vor seinem Tod. Er konnte ohne Mama nicht leben. Sie war sein Herz und seine Seele. Wir werden beide sehr vermissen.
