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Sumi - e

Tuschebild
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
... Ich lass euch das mal hier und versteck mich unter irgendeinem Stein ... Komplett anzeigen

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Das Wetter zeigt noch mal all sein Können in dem die Sonne aus einem wolkenlosen, blauen Himmel auf Konoha nieder scheint.

Doch Sai hat dafür genau so wenig Beachtung über, wie für die fröhlichen Vögel und Menschen um ihn herum in diesem kleinen Park.

Locker eine Hand auf dem ungeöffneten Skizzenblock liegend, versinkt er immer weiter in seiner Gedankenwelt, während er das Gespräch mit Mary Revue passieren lässt.

Auch die halbe Woche, welche seit dem vergangen ist, hat ‘noch keine Früchte getragen’.
 

“OK … Schätzchen, du machst mir gerade echt Angst, verdammte Axt.” Stimmfarbe und Blick sprechen genauso die gleiche Sprache, wie sie sich widersprechen. Kurz bereut Sai es, dass er über seinen Schatten gesprungen ist, doch dann seufzt seine beste Freundin kellertief und lässt sich vorsichtig neben ihm auf dem Bett nieder. “Los mach mal Platz.” Damit kriecht die junge Frau zu ihm unter die Decke und schließt ihn fest in den Arm.

Irgendwo hat er gelesen, dass es in einer besten Freundschaft nicht Frau und Mann im eigentlichen Sinne gibt. Es geht um die Verbundenheit, Vertrauen und Geheimnisse vor der Welt miteinander verstecken. Grob gesagt: Um ein Band, welches ganz besonders ist und Katastrophen standhalten kann. Nun … für Sais Maßstäbe ist diese aktuelle Situation schon als Katastrophe einzuschätzen.
 

“Also mein lieber Freund der samtenen Tusche, jetzt raus mit der Sprache! Was ist los und warum kann man von meiner Couch Eis trinken? Wenn man dann noch Lust drauf hat, ist bestimmt auch noch was im Flokati versickert, welchen man somit ablecken kann.” In der Stimme der Frau schwingt einiges an Sarkasmus und Ironie mit.
 

Mary ist einfach nur bewundernswert. Ino, und bestimmt jedes andere Mädchen, hätte einen Aufstand gemacht und ihn mit einer kleinen Bürste auf Knien das Chaos beseitigen lassen. Doch nicht so dieses erstaunliche lilahaarige Wesen. Die liegt hier, hält ihn fest und versucht die Flecken auf seiner Seele zu ergründen. Und in diesem Moment geben ihm Freude und Glück genug Kraft sich aufzurichten, sich sitzend an das Kopfteil des Bettes zu lehnen und nun so selbst Mary im Arm zu halten. Wenn er durch diesen kleinen Wirbelwind eins begriffen hat, dann das er nicht alleine ist und er vielleicht doch nicht so ein Freak ist, mit dem niemand etwas zu tun haben will. Noch einmal atmet er tief durch, räuspert sich und verlässt sich blind auf die angeblich magischen Kräfte einer besten Freundschaft.
 

“Die Gefühle ähneln einem leeren Blatt Papier.

Lässt du jemanden drauf schreiben, gehen seine schlechten Worte nicht mehr aus dem Blatt weg.

Radierst du, bleiben immer noch die Abdrücke.

Ist es vollgeschrieben, ist kein weiterer Platz mehr da und man beginnt zu weinen.

Natürlich kannst du es zerreißen und somit einfach das Meiste aus deinem Gedächtnis verdrängen, jedoch bleibt die eine zerrissene Seite vom restlichen Blatt immer noch als Wunde in deiner Seele bestehen.” Leise fließen diese Worte über seine Lippen. Doch er meint sie genau so und nun hängen sie schwer in der Luft. Fressen sich in jedes Herz, welches diese Worte vernommen hat.
 

“Und … was willst du nun mit der letzten, kaputten Seite machen? Und vor allem: Welchen Namen trägt sie? Ich habe da zwar meine Vermutung, aber …”
 

Verkrampft lächelt Sai seine Freundin an. “Ich weiß nicht, was ich machen soll.”

“Willst du es ihm sagen?”

“Wenn ich ihm was sage, was ja nur eine Vermutung ist, dann mach ich mich doch wirklich zum Deppen.”

“Und wenn er genauso denkt?”

“Wie meinst du das?”

“Wie kommst du überhaupt darauf, dass du was für das Blauauge über hast?”

“Ich hab ihn gesehen … und wie kommst du darauf, dass er auch so fühlt? Woher weißt du überhaupt, dass ich Menma meine?”

“Na, das merkt man doch! Wann hast du ihn gesehen?”

“Vorhin. Was meinst du mit ‘merkt man doch’?”

“Och Sai, ernsthaft? Ihr schleicht schon seit der Galerieeröffnung umeinander rum wie rollige Katzen. Dann hast du mit Ino Schluss gemacht und ich dachte da schon … ‘Zusammen ergeben die - also ihr - nen schönes Bild’. Also habe ich euch beobachtet und wenn man die Signale kennt …” Ratlos zuckt die Lilahaarige mit den Schultern als bedürfe es keine weiteren Erklärungen. Das mag vielleicht auf andere Menschen zutreffen, jedoch nicht auf Sai Sumi. Dieser versteht gerade nur Bahnhof.

Seufzend erhebt sich die junge Frau. “Warte kurz”, meint sie noch und verschwindet auch schon mit energischem Schritt aus der Tür.
 

Was hat Mary jetzt vor? Und überhaupt, irgendwie reden beide aneinander vorbei?

Mary hat es also schon damals gemerkt, irgendwelche Signale gesehen und ihn wie ein Versuchsobjekt beobachtet, anstatt zu helfen. Das soll Freundschaft sein?

Grimmig starrt er die Lilahaarige an, als diese wenige Minuten später wieder mit einem üppig beladenen Tablett ins Zimmer marschiert.
 

“So, jetzt können wir dieses Gespräch standesgemäß fortsetzen. Ich habe heiße Schokolade, Schokocookies, Gummibärchen, Haferkekse, anderen Krimskrams und sogar noch einen Rest Vanilleeis im Gefrierfach gefunden. Also …”

“Wieso hast du es gemerkt, aber ich nicht?”, unterbricht Sai seine plappernde Freundin brüsk.

“Was? Hä? Achsoooo”, grinsend stellt sie das Tablett auf das Fußende und krabbelt wieder ins Bett. Fest blickt sie Sai dabei in die Augen. “Sag mir ehrlich Sai, wie hättest du reagiert, wenn ich dir nach der Disco Nacht an den Kopf geworfen hätte, dass du auf Menma stehst und er auf dich? Oder nach der Szene auf der Straße, wo du deine reizende Ex abserviert hast und er wie ein Ritter an deiner Seite stand? Allein dass du mich jetzt ungläubig und mit aufgerissenem Mund anstarrst, als hätte ich zwei Köpfe, sagt doch alles, oder nicht?” Kichernd schiebt sich die junge Frau einen Schokokeks in den Mund.
 

Darauf hin gewiesen klappt Sai eilig den Mund zu, nur um sich Sekunden später eine Hand voll Smarties in den Mund zu schmeißen. Diese Aktion gibt ihm Zeit, denn mit vollem Mund spricht man bekanntlich nicht und Zeit zum Überdenken von Marys Worten kann er gerade sehr gut gebrauchen.
 

“Sei mir bitte nicht böse, ja? Ich finde einfach, sowas sollte man selbst merken, denn sonst glaubt man es einfach nicht. Viel eher, wenn man es bemerkt und dann noch von jemanden bestätigt bekommt, findest du nicht?” Beinahe flehend blickt die Lilahaarige ihn unter ihren langen Wimpern heraus an.
 

Auch wenn immer noch ein kleiner Teil von ihm bockt, ändert es doch nichts daran, dass sich Marys Worte richtig anhören. Dass sie wohl überlegt klingen und Sinn ergeben. Nein, er kann ihr dies nicht zum Vorwurf machen und so erscheint ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen und er öffnet die Arme. Nur einen Wimpernschlag später kuschelt sich die beste Freundin glücklich an ihn.
 

“Ich bin dir nicht böse, Kleine. Ich … ich weiß einfach nicht was ich denken soll.

Weißt du … ich habe noch nie solche Gedanken oder Gefühle wegen einem Menschen gehabt. Niemals in diesem Ausmaß und ich habe einfach keine Ahnung davon. All diese sozialen Gepflogenheiten und Normen, sind mir oftmals ein vollkommenes Rätsel welche mich einfach nur den Kopf schütteln lassen. Auch hatte ich vor dir, niemals eine Person die sich ‘bester Freund’ oder ‘beste Freundin’’ bezeichnen konnte. Niemals habe ich mich einer Person so schnell verbunden und von jemanden so verstanden gefühlt, wie dir. Ich bin sehr, sehr froh dass wir uns in der Galerie kennengelernt habe. Das werde ich doch nicht wegen meinem Unvermögen für Gefühle kaputt machen. Dann würde ich mir selbst das Leben schwer machen, nicht wahr?” Es ist, als wenn ein Stein von seiner Seele fällt, kaum dass er dies ausgesprochen hat. “Ich habe dich sehr gern Mary. Du bist meine beste Freundin und ich brauche dich an meiner Seite. Wer erklärt mir denn sonst die Welt?”

Vorsichtig nimmt er die zarte, junge Frau fester in den Arm, während diese ihre Hände in seinem Oberteil vergräbt und beide in einvernehmliches Schweigen verfallen.
 

Wie lange sie beide hier so liegen, während der Kakao unbeachtet abkühlt, weiß Sai nicht und das ist auch nicht wichtig. Denn schon durch dieses kurze und irgendwie umständliche Gespräch fühlt er sich besser. Zeit, in welcher in ihm der Entschluss reift, dass irgendwas zwischen ihm und dem Uzumaki ist und er herausfinden wird, was es ist.

Leises Schluchzen, sowie das unterdrückte Zittern Marys, holt ihn schließlich wieder in die Realität zurück.
 

“Hey, Mary? Äh, was is.., ist los?”, stottert er unsicher, als das Schluchzen lauter und das Zittern stärker wird. Verzweifelt versucht er sich ein wenig zu lösen, doch die Holzkünstlerin klammert sich nur fester an ihn und Sai spürt, wie die Tränen langsam das Oberteil durchweichen. Warum weint die Madame denn nur? Hat er vielleicht etwas falsch gemacht oder was falsches gesagt? Hat er ihre Gefühle verletzt?

“Mary, verdammt rede mit mir, sonst kann ich dir doch nicht helfen!” Das er Marys Worte benutzt, fällt ihm erst im nachhinein auf, doch es scheinen die richtigen Worte gewesen zu sein. Langsam hebt die Lilahaarige ihren Kopf und blickt den Sumi mit Tränen verschleiertem Blick an.
 

“Sai … ich hab dich auch lieb und du bist mir so unglaublich wichtig. Es ist … ist irgendwie, als hätte ich mit dir endlich meine zweite Hälfte gefunden. Wie ein Bruder … und ich hatte eben wirklich Angst, dass du mir mein Schweigen übel nimmst. Das du mich nun wieder alleine lässt. So wie alle anderen auch …” Marys Stimme bricht ab und sie senkt den Kopf wieder auf Sais Brust.

Vollkommen überfordert schließt Sai seine Freundin fester in die Arme und gedankenverloren stellt er laut die Frage “Was ist dir nur passiert, Kleines?”
 

Und tatsächlich bekommt er unerwartet eine Antwort.

So erfährt er, dass Mary einmal einen Bruder hatte und dieser durch den Sturz von einer Klippe ums Leben kam. Für Mary doppelt belastend, weil sie a) hilflos dabei zusehen musste und b) sich die Schuld an dem Sturz gibt, da sie zuvor einen Streit mit ihrem Bruder hatte. Ein Streit, weil sie diesem die Wahrheit über dessen fremdgehende Freundin sagte und dieser in seiner Wut direkt am Rand auf und abmarschierte.

“Wir waren seit dem wir beide laufen konnten auf dieser Klippe. Es war unser Geheimversteck, denn von dort konnten wir nicht nur unser kleines Dorf, sondern gefühlt auch die ganze Welt sehen. In unserer Vorstellung waren wir die Könige der Welt.

Dann kam dieser Tag und er ist genau an der Kante entlang gegangen, obwohl es stark geregnet hatte und wir den Erdrutsch in der Nacht zuvor ins Tal donnern hörten …”

Erneut senkt sich Schweigen über die Beiden, während die Freunde sich aneinander klammen, als wäre der jeweils andere ein Rettungsanker und Schutzwall vor der Welt.
 


 

Ja, es war wirklich eine merkwürdige Nacht gewesen.

Immer wieder hatten die beiden über ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen. Ängste, Verhaltensmuster, Erwartungen und Unsicherheiten, aber auch Hoffnungen daraus oder dafür. Es waren Gespräche, die jeder eher laut mit sich selbst führte, einfach um es einmal laut ausgesprochen zu haben und zu Sais Erstaunen, hatte es wirklich geholfen. Jedenfalls ihm selbst, doch im Nachhinein betrachtet wirkte auch Mary am nächsten Tag irgendwie … freier.

Auch wenn Sai für einen Moment kurz vor dem Herzinfarkt war, auf jeden Fall kam es ihm in dem Moment so vor, als Yamato mit hochgezogener Augenbraue das Zimmer betrat. Stumm hatte der Architekt die Szene beobachtet. Die beiden angeblichen Freunde, welche zusammen im Bett unter Decke lagen und um sie herum alle möglichen leere Süßigkeitenverpackungen. Mary hatte sich irgendwann Anaconda gleich um ihn drum gewickelt und Sai selbst war froh noch halbwegs atmen zu können, auch wenn er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte ebenso einzuschlafen wie das Mädchen.

Gerade wollte er zu einer Erklärung ansetzen und Mary wecken, doch Yamato flüsterte, dass er die Lilahaarige ruhig schlafen lassen sollte, da er eh morgens wieder früh zur Arbeit musste. Mit einem “Du liegst ihr sehr am Herzen, also, pass auf sie auf”, hatte der Braunhaarige das Zimmer wieder verlassen.

Dieser Kerl ist Sai aber auch ein Rätsel. Nach dieser Nacht und einem Gespräch, welches Mary und Yamato geführt hatten, hatte sich das Verhalten des Architekt ihm gegenüber verändert. Als der Tuschekünstler den Anderen darauf angesprochen hatte, hatte dieser nur gesagt, dass Sai ja nun zur Familie gehört und somit einen anderen Stellenwert besitzt.
 

Zwei fröhlich schreiende, an ihm vorbei rennende Kinder holen ihn aus den Erinnerungen.

Einen Moment muss er sich orientieren wo und wie er hierher gekommen ist, sowie warum er hier in einem Park sitzt. Doch dann fällt der Blick auf den Zeichenblock und seufzend öffnet er diesen.

Zeichnet einen großen Vogel, der wie ein Parkwächter in einem nahen Baum sitzt genauso wie Menschen wie sie agieren. Eine Spinne und Käfer, einfach alles mögliche und doch ist es bloss unbedeutendes Gekrakel, wie er bemerkt als er aus der ‘Zeichnen-Trance’ erwacht. Es ist nichts dabei, was er auf Leinwand festhalten möchte.
 

Der Wind frischt auf und die Sonne ist auch schon auf dem Weg um bald hinter dem Horizont zu verschwinden, so entschließt sich der junge Mann, wieder in die Wohnung zurück zu kehren. Auch wenn es seltsamerweise kein sehr verlockender Gedanke ist, denn Mary begleitet Yamato. Ab Morgen hat der Architekt Urlaub und so wollen sie die Woche zusammen verbringen.

Sai gönnt es den beiden wirklich, aber doch … doch kommt er sich ohne Mary wirklich fehl am Platz vor in der Wohnung. Es ist, im Vergleich zu sonst, so ruhig und der einzige Vorteil ist, dass er sich hemmungslos sämtlichen Fast Food Gerichten hingeben kann, ohne dass eine gewisse Frau meint dass er fett werden würde. Auch wenn es im Gegenteil zu Ino spaßig gemeint ist, sind da wohl alle Frauen gleich wie er gerade zufällig bemerkt.

So werden Block und Stift im Rucksack verstaut und Sai beschließt sich für heute Abend eine frische Pizza und gefüllte, fettige Pizzabrötchen beim Italiener ganz in der Nähe zu holen.
 

Die inzwischen so vertraute Türglocke ertönt als er die Tür öffnet und wieder hinter sich schließt. Wie immer herrscht hier geschäftiges Treiben und alle Plätze sind bis auf den Letzten besetzt. Geschickt bahnt Sai sich den Weg zur Bestelltheke und ordert die übliche Pizza: Meeresfrüchte Spezial, also mit Soyasproßen als Topping.

Ob Mary und Yamato wohl schon angekommen sind? Neugierig sucht er nach dem Handy in Hosen- und Jackentasche sowie im Rucksack. Doch so sehr er auch sucht, das kleine Mobiltelefon ist nicht da. “Sai du Depp”, schimpft er sich selbst und schließt fester nötig als den Rucksack.
 

“Nana, nun sei doch mal nicht so streng zu dir und was hat dir überhaupt die arme Tasche getan?”, ertönt es plötzlich belustigt hinter ihm und der Sumi hält augenblicklich inne.

Allein die Stimme des Jungen hinter ihm reicht aus, dass er eine Gänsehaut bekommt. Menma! Verdammt, seit dem peinlichen aufeinandertreffen im Supermarkt hatte er den Uzumaki nicht mehr gesehen. Ein paar harmlose und nichts sagende Nachrichten wurden via Handy ausgetauscht - hauptsächlich Phrasen und Smiles - aber nichts, was Sai Gewissheit in irgendeiner Weise gegeben hatte. Nur mehr Verunsicherung gegeben hat wie es weiter gehen soll und kann. Doch hier so hocken bleiben und Menma ignorieren geht auch nicht. Wegrennen steht ebenfalls nicht zur Debatte. Nicht schon wieder!

So erhebt sich der Tuschekünstler langsam und dreht sich herum.
 

Kaum dass er den Anderen erblickt, taucht ein unsicheres Lächeln auf seinen Lippen auf.

“Hey Menma, du hier?”

“Hey Sai. Ja klar, hast du die SMS nicht gelesen?”

“SMS? Nein, ich habe mein Handy in der Wohnung vergessen, als ich zeichnen ging.” Verdammt, immer wieder verbockt er es!

“Haha, du und dein Handy. Ist wohl ne Nummer für sich. Ich hatte geschrieben ob du und der kleine Lila Teufel mit uns hier essen wollt. Die Akimichi machen einfach die besten Gerichte, vor allem Pizza!” Strahlend zwinkert Menma Akimichi Junior namens Choji zu, welcher sich gerade der Zubereitung von Sais Pizza widmet.

“Ähm, uns?”

“Ja, mein Bruder, Sasuke und …”
 

In diesem Moment tänzelt eine rothaarige Bohnenstange auf hohen Schuhen zu ihnen heran und hängt sich an Menmas Armen. Die Supermarkttrulla, geht es Sai sofort durch den Kopf. Genauso wie der Wunsch sie von dem Uzumaki abzurupfen und vor die Tür zu stellen. Wie geht noch gleich dieses Sprichwort mit der Malkreide und der Autobahn?
 

“Menma, Schatz, was dauert das hier denn so lange? Du wolltest doch nur unsere Bestellung aufgeben. Ich habe Durst, mein Lieber und du willst doch eine Dame nicht dursten lassen, oder?” Mit klimpernden Wimpern blickt die Rothaarige von unten herauf zu Menma. Seufzend tätschelt dieser der Fremden die Hand.

“Karin, meine Liebe, geh doch wieder zum Tisch zurück und pass auf, dass die Jungs sich hier nicht wieder wegen Kinderkram in die Wolle kriegen oder übereinander herfallen wie brünftige Hirsche, ja?”

Einen Moment fixiert die Frau Menma mit zusammengekniffenen Augen, ehe sie Sai einen giftigen Blick zuwirft und mit schwingenden Hüften zurück an ihren Tisch kehrt.
 

“Und deine Freundin, wolltest du wohl gerade sagen, ehe du unterbrochen wurdest.”

Keine Frage, sondern eine bittere Feststellung seitens Sai. “Nein, ich habe keine Zeit. Ich wollte mir nur schnell eine Pizza holen und mich dann auf die Couch verziehen. Die Ruhe genießen, da Mary im Urlaub ist. Ich wünsche euch allerdings noch einen schönen Abend.” Krampfhaft lächelnd zwinkert er Menma zu und betet darum, dass seine Pizza schnell fertig wird. Das kurzzeitige Schweigen zwischen den beiden dröhnt laut in seinem Kopf, während es in seiner Brust sticht. Der Anblick von Menma mit dieser Frau im Arm tut weh. Doppelt, da er nun weiß WARUM er so fühlt und weiß, dass es wirklich Eifersucht ist.
 

“Was …? Hä …? Ähm, ok ich würde sagen, du verstehst da was falsch.”

Mit schief gelegtem Kopf bedeutet Sai dem anderen Schwarzhaarigen zu erklären.

“Karin ist meine …”

Zeitgleich ertönt Chojis Hinweis, dass Sais Pizza fertig sei, sowie Karins Stimme, dass Menma sich beeilen solle.

“Du entschuldigst mich, Menma? Man sieht sich irgendwann”, meint Sai knapp, tauscht Geld gegen Pizza und steuert ohne auf eine Antwort wartend den Ausgang an.

“Hey, halt Stopp! Was ist denn los mit dir, Alter?” Menmas Hand, welche sich um sein Handgelenk schlingt, hindert ihn am schnellen Verschwinden. “Jetzt hau doch nicht gleich wieder ab. Bitte Sai … lass uns einfach nur reden, ok?”
 

Es ist das leichte Flehen, welches Gefragter in der Stimme zu hören glaubt, welches ihn seufzend umdrehen lässt.

“Ok … vielleicht hast du recht. Dieses reden via Handy ist ja auch irgendwie nicht das Gelbe vom Ei.” So sehr ihn die ganze Situation hier auch nervt, so kann er doch nicht das Schmunzeln welches an seinen Mundwinkel zupft, unterdrücken.

“Hey Choji, könnt ihr meine Pizza zum Mitnehmen machen? Ach und packt uns doch noch zwei von eurem Spezialbier ein und … willst du noch was?”, erkundigt sich der Dämonenkönig mit schiefgelegtem Kopf.

“Äh, nein … ich hab alles?” Wirklich, von Menmas sprunghaftem Verhalten bekommt er ja beinahe ein Schleudertrauma. Zur Verdeutlichung hebt er die Plastiktüte empor, in welcher seine eigene Pizza schon fröhlich abkühlt.
 

“Yo, Men. Was dauert das denn so lange? Ich hab Hunger, echt jetzt!”, brüllt Naruto in diesem Moment deutlich hörbar durch den gesamten Laden, woraufhin sich Menma schwer seufzend in die Nasenwurzel kneift.

“Kannst du mir einen Gefallen tun? Geh doch bitte zu meinem Fressmonster von Bruder und sag ihm, Speis und Trank kommen gleich. Ich klär das alles mit Choji und seinem Dad, denn sonst kommen wir hier wohl nie raus. Ah und gib mal deine Pizza, die sollen uns ne Warmhaltebox mitgeben.”

Überrumpelt reicht der Sumi die Tüte an den Uzumaki weiter und stolpert in Richtung Naruto, Sasuke und dieser rothaarigen Pest.
 

“Siehst du Sas, ich hatte recht. Es ist Sai!” Siegessicher grinst der Blonde der Runde ihn an.

“Hallo. Schön euch auch mal wieder zu sehen”, meint Sai und versucht sich die Irritation ob Narutos Aussage nicht anmerken zu lassen.

Ungeduldig klopft der blonde Uzumaki neben sich auf die Bank. “Los, los. Setz dich, hier ist genug Platz. Man Karin, du hast da noch voll viel Platz, jetzt rutsch auch gefälligst. So viel Platz braucht dein Arsch nicht!”

“NARUTOOOOOO”, faucht die rothaarige Frau und Sai wird automatisch unangenehm an Sakura erinnert. Was dieses rothaarige Make Up Monster wirklich NICHT sympathischer macht in seinen Augen.

“Ja, chill mal Karin”, giftet Naruto zurück, auch wenn dieser die Hände ergeben erhebt, so erkennt selbst Sai dass er es nicht so meint. Da wundert ihn nicht mal die Reaktion dieser ominösen Karin.

“Du bist so ein …”

“Meine Güte, könnt ihr zwei euch EINMAL vertragen? Los Karin, rutsch nen Stück und du Sai setzt dich jetzt. Auch wenn ich vermute, dass es sich eigentlich nicht lohnt?” Mit einem wissenden Blick und leicht grinsend fixiert Sasuke ihn und der Tuschekünstler fragt sich ernsthaft, ob der Uchiha Gedanken lesen kann.

“Ähm …”, stottert er und macht das Einzige was ihm einfällt: Lächeln.Verkrampft, aber immerhin ist es ein Lächeln.

“Oh man… los Naruto lass mich mal durch”, damit erhebt sich der andere schwarzhaarige junge Mann, schiebt sich an dem verdutzten Uzumaki vorbei und zieht Sai schließlich ein Stück von den beiden zurück gebliebenden Maulenden weg.
 

“Da ich langes drumherum Gerede verabscheue: Sieh zu, dass du dich mit Menma aussprichst. Der Junge ist UNAUSSTEHLICH in den letzten Wochen. Und DAS soll bei einem Uzumaki echt was heißen. Dauernd guckt er auf sein Handy. Schleicht in dieser Ecke der Stadt herum und nervt uns alle. Zieht alle in euer Spiel mit rein.”

Sai versteht nicht ein bisschen davon, was der Uchiha vor ihm da zu sagen versucht. Doch anscheinend ist es diesem ziemlich ernst.

“Also … geht es ihm nicht … gut?”, fragt er ins Blaue herein und erntet ein Schnauben.

“Geht es dir gut? Ich habe da anderes gehört und ich sehe es dir an.” Musternd wandert der Blick des Anderen an Sai auf und ab, während parallel dazu eine Augenbraue hochgezogen wird.

“Woher weißt du …?”

“Mary. Ich traf sie bei einem Außendiensttermin und fragte sie nach dir. Sie sagte, du hättest viel zu tun und wärst ein wenig unkonzentriert momentan.”

Hat Mary ihn an Sasuke verraten? Weiß dieser nun um seine Gefühle für den Uzumaki und hatte der Uchiha es gar an diesen weitererzählt? Doch anscheinend sind ihm die Zweifel im Gesicht abzulesen, denn Sasuke beruhigt ihn.

“Keine Sorge, Mary hat nicht mehr gesagt. Aber ich kenne erstens Menma und zweitens die Symptome. Also: Sprich dich mit Menma aus, denn es wird euch beiden helfen, ehe ihr euch beiden unglücklich macht weil ihr aneinander vorbei redet. Du bist mir dabei herzlich egal, auch wenn du nett zu sein scheinst. Aber ich habe nicht schon wieder Bock auf eine neue Runde …” Kopfschüttelnd wendet sich der Uchiha abrupt von ihm ab und schlendert zurück zum Tisch als wäre nichts geschehen.
 

Sai hingegen steht da, als hätte er eine Eisdusche bekommen. Der Körper unbeweglich, während sich seine Gedanken geradezu überschlagen. Keinen einzigen Gedanken kann er klar und zu Ende denken. Sasukes Worte ergeben auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn, doch Sai spürt dass sie sehr, sehr wichtig sind. Was ist mit Menma? Kann es sein ...? Ist er wegen IHM immer hier in der Nähe von Marys Wohnung oder … und was meinte Sasuke mit neuer Runde? Ist es es wirklich möglich, das ...

Doch Menma, welcher nach ihm ruft, stoppt ihn in der Grübellei.

Auf der Unterlippe herumkauend dreht er sich langsam zu dem schwarzhaarigen Uzumaki herum und hebt vorsichtig den Kopf.
 

Und dann … plötzlich und vollkommen erwartet ist es, als wenn die Welt stehen bleibt, als seine schwarzen auf blaue Augen treffen. Wild schreiend erwacht die freudige Hoffnung in ihm und das Herz flattert mit den Schmetterlingen in seinem Bauch um die Wette, als ihn ein unerwartet und unglaublich warmer Ausdruck entgegen gebracht wird.

Ja, jetzt er sich sicher: Menma ist nicht zufällig hier, sondern empfindet mindestens ähnlich wie Sai selbst. Mary und Sasuke haben recht, dass ein Gespräch zwingend nötig ist. Doch Sorgen macht der Sumi sich keine. Warum auch? Die eigenen Gefühle hat er inzwischen verstanden und akzeptiert und dieses beinahe schüchterne Lächeln, welches nun auf Menmas Gesicht erscheint als Sai auf ihn zu geht, verwandelt Hoffnung in Gewissheit.
 

“Na, hat Naru dich wieder gehen lassen?”, erkundigt sich Menma und zwinkert ihm zu. “Ich hab hier das Essen, also wollen wir? Ich hab noch Brötchen dazu genommen. Die sind der Burner.”

“Äh … ja klar.” Schnell schreitet Sai voran und hält dem Uzumaki die Tür an, damit dieser mit der schwarzen Transportbox bequem auf die Straße treten kann.
 

Nur am Rande bekommt Sai mit, dass er Menma überhaupt nicht den Weg zu Marys Wohnung erklären muss, denn selbstsicher schreitet dieser durch die Straßen. Also entweder hat der Junge wirklich ein sehr gutes Gedächtnis, oder es ist ein Beweis für Sasukes Aussage. Schulterzuckend verwirft Sai die Gedanken daran und lauscht Menma, welcher über eine Auseinandersetzung in der Galerie erzählt, von welcher Sai noch nichts mitbekommen hat. Wie sie danach auf das Thema Schokolade, dann Games und dann wer weiß was gekommen sind, weiß Sai wirklich nicht. Aber es ist ihm auf vollkommen egal. Es wundert ihn eher, dass er nicht über den Asphalt schwebt, so stark wie die - in jeder Frauenzeitschrift beschriebenen - Schmetterlinge in seinem Magen hin und her flattern.

Es ist wie als wenn die Welt um sie herum nicht mehr existiert, sondern nur noch Menma neben ihm, welcher gerade über seinen eigenen Witz zu lachen scheint. So sicher ist Sai sich da nicht, denn … ehrlich gesagt ist er zu abgelenkt und so lächelt er einfach nur breit und kichert leise.

Wirklich … wenn Ne ihn so sehen würde, dass würde so einige Strafstunden geben für so viel Gefühlsdusseligkeit. Aber glücklicherweise ist Ne nicht hier und Sai genießt dieses lebendige Gefühl welches er zum allerersten Mal in diesem Ausmaß fühlt.
 

“Hey Sai, warte mal kurz, mein Schuh ist aufgegangen”, ertönt es plötzlich hinter ihm. Irritiert blinzelnd dreht Angesprochener sich herum, hat er doch nicht mitbekommen dass Menma zurückgefallen ist.

“Ähm, ich geh schonmal zum Haus und kämpfe mit der Eingangstür. Die klemmt ziemlich und dann ist sie schon auf, bis du da bist. Ok?”

“Ah, ja ok mach das. Ist ja direkt nach dieser kleinen Straße. Viel Erfolg”, wünscht Menma gut gelaunt und widmet sich seinen Schuhen.

“Bis gleich”, meint Sai noch und dreht sich herum. Mühsam sucht er im Laufen den Schlüssel aus den Taschen seines Rucksacks. Ist es nicht eigentlich ein Frauending, dass diese viel zu viel Krimskrams in den Taschen haben? Egaaaaal!

“Und verlauf dich nicht!”, ruft der Blauäugige frotzelnd von hinten und Sai dreht sich im Laufen herum und streckt diesem die Zunge heraus.
 

Das Letzte was er sieht, ist, wie sich Menmas Augen weiten und dieser die gerade aufgenommene Box wieder fallen lässt.

Das Letzte was er hört, sind quietschende Reifen und ein panisches “SAI!”

Das Letzte was er fühlt, sind ein Schlag in der Seite, wie sein Kopf hart auf dem Asphalt aufschlägt und das Gefühl der Angst.

Dann wird die Welt schwarz und alle Empfindungen verblassen.

Mit dem letzten Gedanken: “Ich liebe dich Menma … es tut mir leid”, entschwindet Sai Sumi ins Nichts.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kekse? Kaffee? Tee?
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inara
2017-10-07T07:17:21+00:00 07.10.2017 09:17
Du bist fies.
Jetzt wird die schöne Pizza kalt. Ich bin mal optimistisch was den Unfall betrifft.
Mary ist süß. So einen Anker zu haben ist immer gut. Das selbst Sasu jetzt schon seinen Senf dazu gibt ist ein Alarmzeichen.
Karin kommt in kaum einer Fanfic gut weg. Woran das nur liegt?


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