Zum Inhalt der Seite

Frozen Heart

Jack x Elsa: Die Hüter des Lichts und Die Eiskönigin im Crossover
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zur frostig romantischen Lovestory von Jack und Elsa! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mein Name ist Jack Frost und ich bin ein Hüter. Ein Hüter des Lichts, der Hoffnung und der Träume. Woher ich das weiß? Der Mond hat es mir gesagt ...

Und jetzt will ich euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte von einem Mädchen. Einem ganz besonderen Mädchen mit Namen Elsa. Ihr Haar war von der Farbe der Sonne und ihre Augen so blau wie das klares Eis. Sie hatte eine Gabe ... Eine Gabe, die gleichzeitig zu einem Fluch für sie wurde. Es war dieselbe Art von Magie, wie auch ich sie beherrsche – die Kontrolle über Schnee und Eis.

Ihr könnt es glauben oder nicht ... aber dies ist die Wahrheit über eines Mädchen, welches später als »die Eiskönigin« in die Geschichte einging. Und ich war dabei, also muss ich es wissen.
 

Liebe überwindet alles

Elsa stand an einem der Fenster im großen Saal und sah nach draußen. Der erste Schnee in diesem Jahr fiel mitten in der Nacht. Sie spürte immer, wenn es soweit war. Wegen ihrer Magie. Sie war mit der Kraft von Eis und Schnee geboren. Alles konnte sie mit einer Handbewegung erschaffen, wenn sie es nur wirklich wollte und sich genügend konzentrierte.

Plötzlich breitete sich ein Muster aus Eisblumen über das Fenster aus. Elsa schaute verwundert auf ihre Hände. Nein, von ihr kam die Magie nicht. Als sie den Blick wieder hob, weiteten sich ihre Augen noch mehr. Ein Junge, der einen blauen Kapuzenpullover trug, befand sich auf der anderen Seite der Glasscheibe. Sie fragte sich wohl, wie das möglich sei ... Tja, dieser Junge war natürlich ich. Und ich konnte mit Hilfe des Windes fliegen.

„Wer bist du?“, drang es gedämpft zu mir nach draußen, sodass ich sie kaum verstehen konnte.

Jetzt starrte ich sie mit offenem Mund an. Bislang hatte ich ja noch meine Zweifel gehabt, aber sie hatte mich tatsächlich direkt angesprochen. Sie öffnete das Fenster und winkte mich herein.

Langsam schwebte ich in den Saal und fragte ungläubig: „Du ... du kannst mich ... sehen?“

Ich wusste nicht, worüber sie sich mehr wunderte – über meine Flugkünste oder meine Frage.

„Mein Name ist Elsa, Kronprinzessin von Arendelle.“, stellte sich die Kleine vor, „Und jetzt sag´ schon, wer bist du?“

Wer war ich? Diese Frage hatte ich mir in den vergangenen Jahrhunderten unzählige Male gestellt.

„Jack Frost.“, sagte ich, „Ich bin ein Wintergeist.“

Sofort bombardierte sie mich mit weiteren Fragen: „Das heißt, du kannst auch zaubern – mit Schnee und Eis, meine ich? Ich bin also nicht die Einzige, ja? Kannst du es mir zeigen, mir etwas beibringen? Wurdest du mit dieser Gabe geboren oder hat man sie dir verliehen? Du musst mir unbedingt mehr über dich erzählen!“

„Jetzt mal langsam, kleine Schneeflocke.“, hielt ich sie zurück, „Hast du eben gesagt, du könntest Schnee und Eis kontrollieren?“

Elsa nickte eifrig und zauberte einen Schneeball in ihre Hand, dann verlangte sie: „Du bist dran!“

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und die Vorfreude stieg in mir auf. Wenn es etwas gab, das mir wirklich Spaß machte, war es definitiv meinen Kräften freien Lauf zu lassen! Ich hob meinen Stab und nur eine Sekunde später schneite es. Die Schneekristalle tanzten um sie herum, Eis breitete sich unter unseren Füßen aus. Fasziniert beobachtete sie jede meiner Bewegungen, was mich zusätzlich anspornte. Ich raste durch die Luft, ließ Schneeverwehungen entstehen und überall Eisblumen sprießen. Elsa applaudierte vor Begeisterung. Es war mir in diesem Moment noch nicht bewusst, warum, doch es machte mich unglaublich glücklich. Und das lag sicher nicht nur daran, dass mich zum ersten Mal jemand sehen konnte.

Wir verbrachten die folgenden Stunden fast ausschließlich mit reden. Elsa erzählte mir von ihrer jüngeren Schwester Anna, welche es liebte ihr beim Zaubern zuzusehen und am liebsten Schneemänner baute. Was das anging hielt ich mich stark zurück, ich war allein seit ich in dem kalten See erwacht war und der Mond mir meinen Namen zugeflüstert hatte.

Viel zu schnell brach der Tag an und ich musste verschwinden. Ich wollte schließlich nicht, dass Elsas Eltern glaubten, ihre Tochter sei verrückt geworden, weil sie mit einem Geist sprach.

Elsa hielt sich an meinem Arm fest, sah mich mit ihren großen Augen an und sagte: „Du kommst doch wieder, nicht wahr? Bitte, Jack ...“

Ein schmerzhafter Stich fuhr mir durch meinen Körper. Ich konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht ertragen.

„Natürlich komm´ ich zurück!“, erwiderte ich mit einem breiten Grinsen, „Wir sind doch jetzt Freunde ... deshalb werde ich immer bei dir sein.“

Ich berührte die Stelle ihrer Brust, wo ihr Herz unaufhörlich schlug. Meines dagegen war so stumm wie ein zugefrorener See.
 

Von da an besuchte ich Elsa beinahe jede Nacht. Entweder um ihr neue Zauber beizubringen oder um einfach nur mit ihr zu spielen. Manchmal war sogar ihre Schwester Anna dabei, die mich erstaunlicherweise ebenfalls sehen konnte, nachdem Elsa ihr von mir erzählt hatte. Hätte man mich nach der schönsten Zeit meines Lebens gefragt, dann wäre es jene gewesen, die ich mit ihnen verbracht hatte ... Noch nie war ich so glücklich gewesen! Da war sogar so etwas wie ... Wärme.

In dieser Nacht jedoch war ich viel zu spät dran – das Nordlicht am Himmel hatte mich in seinen Bann geschlagen – und die beiden Mädchen warteten sicher bereits auf mich. Doch ihr gemeinsames Zimmer war leer. Möglicherweise hatten sie sich bereits in den großen Saal geschlichen, dort wo ich Elsa zum ersten Mal getroffen hatte.

Also flog ich lautlos durch die Gänge des Schlosses. Ein Schrei stoppte mich. Es war Elsas Stimme gewesen. Sie rief nach ihren Eltern. Irgendetwas musste passiert sein! Ich erhöhte mein Tempo und traf noch vor dem König und der Königin in der Halle ein. Elsa kauerte auf dem mit Eis übersäten Boden, Anna lag bewusstlos in ihren Armen. Eine Strähne ihres rotblonden Haares war schneeweiß geworden. Mir war sofort klar, dass Elsa ihre Schwester mit einem Eisblitz getroffen haben musste und der kleinen Prinzessin nicht mehr viel Zeit blieb, bevor sie erfror. Denn das war die Kehrseite unserer Magie ... Wir konnten unglaublich schöne Dinge hervorbringen, aber genauso tödlich war es, wenn sie ein anderes Lebewesen außer uns am eigenen Leib zu spüren bekam.

Der König und die Königin stürzten zur Tür herein. Sie waren von dem Anblick nicht minder geschockt als ich. Doch im Gegensatz zu mir wusste Elsas Vater, wie er Anna helfen konnte. Er ließ sofort zwei Pferde satteln und ritt mit seiner Familie Richtung Wald.

Ich blieb allein im Saal zurück. Elsa hatte mich gar nicht bemerkt. Zu besorgt war sie um das Leben ihrer Schwester gewesen. Also tat ich das Einzige, was für sie später von meinem Besuch zeugen würde – ich ließ allen Schnee und alles Eis verschwinden. Damit hatte Elsa schon immer Probleme gehabt; sie würde wissen, dass ich es gewesen war.
 

Es dauerte einige Tage bis ich wieder nach Arendelle ging. Irgendetwas hatte mich davon abgehalten, wie eine böse Vorahnung. Wahrscheinlich war Elsa jetzt furchtbar traurig, weil ich so lange weggeblieben war. Aber es war nicht nur die Angst vor ihrer Traurigkeit, die mich zu ihr zurücktrieb ... ich vermisste Elsa! Ihre leicht chaotische Art, die sie Anna ähnlicher machte, die Begeisterung für jeden neuen Zauber, ihr Lächeln.

Ich entdeckte Elsa an einem der vielen Fenster des Schlosses, aber es war nicht das ihres gewohnten Zimmers. Ihre Hände lagen auf der Fensterbank, bis Elsa sie erschrocken wegzog und das Holz geschockt anstarrte. Ich musste näher heranfliegen, um den Grund dafür ebenfalls sehen zu können – Eis. Elsas Berührung hatte Eis entstehen lassen, ohne dass sie es beabsichtigt hatte. Ich rief ihren Namen, doch sie schien mich nicht zu hören. Sie rannte hinaus ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Ich folgte ihr von draußen.

Der König streifte ihr ein Paar hellblaue Handschuhe über und meinte: „Diese Handschuhe werden dir helfen. So kann es keiner sehen ...“

„Und ich es nicht mehr fühlen.“, ergänzte Elsa seinen Satz, bevor sie tief Atem holte, „Ich muss es in mein Herz einschließen!“

Was laberte sie da nur für einen Schwachsinn? Elsa wollte keine Gefühle mehr zeigen, ihr Herz vor allem verschließen? Ich rief erneut ihren Namen, klopfte gegen die Scheibe. Sie hörte es nicht ... reagierte nicht. Was war bloß geschehen?

Angst pumpte durch meinen Körper. So schnell der Wind mich trug, machte ich mich auf den Weg zu Anna. Das Kinderzimmer war leer. Nein, um genau zu sein war nur Elsas Bereich leergeräumt; Annas Bett und ihr Schrank waren noch da. Elsa hatte sich also nicht nur von mir abgewendet, sondern auch von ihrer Schwester.

Ich belauschte noch weitere Gespräche der Königsfamilie und erfuhr die ganze Wahrheit. Elsa versuchte zwanghaft ihre Kräfte zu kontrollieren. Zumindest glaubte sie, dass sie das tat. Dabei unterdrückte sie die Magie regelrecht, wollte Abstand zu ihr gewinnen. Und deshalb wurde sie mit jedem Tag unberechenbarer. Früher hatte Elsa Freude am Zaubern gehabt, heute war da nur noch nackte Angst.
 

In den folgenden Jahren versuchten Anna und ich immer wieder Kontakt zu Elsa aufzunehmen – vergebens. Aus meiner kleinen Schneeflocke war ein harter Eiskristall geworden ... Der Einzige, mit dem sie noch wirklich sprach, war ihr Vater. Und das meist nur, wenn ihre Kräfte erneut außer Kontrolle geraten waren.

„Ich hab´ solche Angst! Die Kraft wird stärker! Ich schaffe es einfach nicht sie einzudämmen!“, berichtete Elsa ihm verzweifelt.

Er versuchte sie zu beruhigen, wollte auf sie zugehen, doch seine Tochter hielt ihn auf: „Nein! Fass´ mich nicht an! Sonst tu ich dir noch weh ... Genauso wie Anna. Ich will niemanden verletzen, nie mehr.“

Es war der sechste Winter seit ich Elsa zum ersten Mal begegnet war, als ich es nicht mehr aushielt – ich musste weg von ihr! Es quälte mich Tag für Tag mehr, nur zuschauen zu können. Manchmal hatte Elsa nach mir gerufen, meist im Schlaf. Sie dachte, ich hätte sie verlassen. Dabei war sie diejenige, die mich ausgesperrt hatte ... Es war alles aus dem Ruder gelaufen. Ich konnte Elsa nicht helfen. Und das brachte mich beinahe um! Deshalb musste ich gehen ...

Ich schlich mich in ihr Zimmer. Sie schlief. Wieder murmelte sie meinen Namen. Es tat weh, sie so zerbrechlich vor mir zu sehen. Ich beugte mich zu ihr herunter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn in der Hoffnung, die wahre Kraft in ihr möge sie beschützen.
 

Ich lebte allein. Genauso wie den Jahrhunderten davor. Nichts hatte sich geändert. Niemand hörte mich, niemand sah mich, niemand glaubte an mich. Für die Menschen existierte ich nicht. Ich war nur ein dummer, kleiner Witz, den die Eltern benutzten, um ihre Kinder dazu zu bringen sich im Winter warm genug anzuziehen – weil ich ihnen sonst angeblich Ohren, Finger oder sonst irgendetwas abbeißen würde. Ich war doch kein Monster! Nein ... ich war einfach nur einsam. Und ich versuchte, diese Tatsache so gut es ging mit allem möglichen Unfug zu überspielen.

An diesem Abend, als ich den Sandmann dabei beobachtete, traf ich auf einen alten Bekannten – den Osterhasen! Ich konnte es kaum glauben, was wollte das alte Fellknäuel von mir? Ohne Erklärung ließ er mich von einer Horde Yetis packen, in einen Sack stecken und durch ein magisches Portal werfen.

Auf der anderen Seite erwarteten mich allen ernstes der Weihnachtsmann, die Zahnfee und der Sandmann. Ach ja und dieses Känguru von einem Hasen war mir auch hierher gefolgt. Ich wollte von ihnen wissen, was ich diesmal angestellt hatte, dass sie alle vier so plötzlich vor mir erschienen – stattdessen verlautete Nord, ich sei von nun bis in alle Ewigkeit an ein Hüter; ein Beschützer von Kindern und deren Glauben. Muss ich erwähnen, dass ich absolut keinen Bock auf dieses ganze Theater hatte? Dementsprechend fiel meine Reaktion aus.

Nord regte sich natürlich furchtbar darüber aus. Und das alles hatte ich Pitch zu verdanken, eher bekannt als »der Schwarze Mann«. Nicht zu vergessen meinem Freund, dem Mann im Mond. Er war es nämlich gewesen, der mich als Hüter auserwählt hatte. Laut dem Weihnachtsmann, weil ich etwas ganz besonderes sei ... Außerdem wollte er von mir wissen, was mein Innerstes sei. Gute Frage – was zeichnete mich aus, was machte mich zu Jack Frost? Womit wir wieder bei meiner Identitätsfrage waren und ich an Elsa denken musste.

Eigentlich hatte ich nach diesem ganzen Quatsch einfach verschwinden wollen, aber ich konnte es nicht. Zum ersten Mal, seit es meine Verbindung zu Elsa nicht mehr gab, waren da ... Wesen um mich herum, für die ich wirklich da war. Nicht nur ein Geist, über den man Scherze machte. Sie wollten, dass ich einer von ihnen wurde ...

Doch selbst das reichte nicht aus, um mich vollständig zu überzeugen. Denn ich hatte Angst; Angst erneut abgewiesen zu werden. Letztendlich war es Pitch, der mich von ihrer Sache überzeugte – indem er den Zahnpalast leerräumte. Er stahl alle Zähne der Kinder und in Folge dessen erzählte mir die Zahnfee, dass auch meine Erinnerungen an mein Leben als Mensch darunter gewesen waren. Ich wollte unbedingt wissen, wer ich gewesen war ... bevor ich Jack Frost geworden war. Ich musste einfach wissen, wer ich war!

Also half ich ihnen beim Kampf gegen Pitch. Ja, ich bekam sogar meine Erinnerung als Jackson Overland zurück. Und ich traf Jamie – das letzte Kind, welches noch an die Hüter glaubte. Er begann auch an mich zu glauben und konnte mich deshalb sehen. Ich wollte gleichzeitig lachen und weinen. Elsa und Anna waren also nicht die einzigen, die dazu in der Lage waren.

Elsa ... Es verging in all der Zeit kaum eine Sekunde, in der sich meine Gedanken nicht um sie drehten. Wie ging es ihr wohl? Hatte sie es inzwischen geschafft ihre Kräfte richtig einzusetzen oder ... Nein! Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Ich wollte es nicht. Elsa durfte nichts passiert sein, ihre Gabe nicht vollends außer Kontrolle geraten sein. Aber ich konnte nicht einfach wieder zu ihr gehen ... Nicht solange Pitch noch frei da draußen herumlief. Außerdem musste ich erst einmal zu mir selbst finden.

Im letzten, entscheidenden Kampf schaffte es Pitch, selbst Jamie Angst einzujagen. Er zitterte am ganzen Körper. Ich spürte, wie das Licht in ihm stetig schwächer wurde. Sofort fiel mir wieder ein, wie ich zu Lebzeiten meine Schwester vor dem Einbrechen ins Eis gerettet hatte. Kurz vor meinem Tod ...

„Weißt du was ... wir machen was ganz Lustiges ...“, sagte ich leise und fühlte die Erkenntnis durch mich hindurch strömen, „Das ist es! Das ist mein Innerstes! Freude zu verbreiten!“

Gemeinsam mit Jamie, seinen Freunden und allen Hütern schafften wir es Pitch zu besiegen. Nun war er derjenige, der Angst hatte.

Nord musste anschließend allerdings selbstverständlich noch einen drauf setzen – er ließ mich den Eid leisten, der mich offiziell und für alle Zeiten zu einem Hüter machte. Ich gelobte die Kinder dieser Welt zu behüten ... ihre Hoffnungen und ihre Träume mit meinem Leben zu beschützen ... weil sie all das verkörperten, was wir waren und jemals sein würden!

Der einzige Wermutstropfen war, dass ich mich von Jamie verabschieden musste. Aber ich wusste, er würde auch dann an mich glauben, wenn er mich nicht sah. Genauso wie der Mond weiterexistierte, wenn die Sonne am Himmel schien ... Wir würden für immer und ewig da sein. In den Herzen aller Kinder, die an uns glaubten.

Und genau aus diesem Grund musste ich zurück nach Arendelle! Elsa sollte wieder genauso an mich glauben wie früher!
 

Nichts konnte mich darauf vorbereiten, was mich in Arendelle erwartete. Der König und die Königin waren verstorben. Und heute fand Elsas Krönung statt. Sie war inzwischen achtzehn Jahre alt und noch viel schöner als früher. Ich konnte kaum fassen, wie viel Zeit vergangen war und da wurde mir erst bewusst, dass ich sie einfach im Stich gelassen hatte. Elsa konnte mich zwar immer noch nicht sehen. Aber diesmal würde ich allerdings nicht davor weglaufen! Ich blieb unentwegt an ihrer Seite, in der Hoffnung sie würde mich irgendwie oder irgendwann spüren.

„Es ist soweit ... Lass´ sie nicht sehen, wie du bist. Nein, es darf heut nicht geschehen.“, hauchte Elsa und zog vor dem Portrait ihres Vaters ihre Handschuhe aus.

Anschließend nahm sie eine Schmuckdose und einen Kerzenständer in die Hände. Sie stellte sich genauso hin, wie ihr Vater – sie übte für ihre Krönung. Ihre Augen waren genau auf die Stelle gerichtet, an der ich stand ... Ich stieß einen traurigen Laut aus. Im selben Moment wurden die beiden Gegenstände von Raureif überzeugen. Schnell stellte Elsa sie wieder hin und streifte den Stoff wieder über ihre Finger.

„Ein Fehler nur und alles ist vorbei ...“, flüsterte sie, „Ach, Jack, ich wünschte, ich könnte die Kraft genauso beherrschen wie du.“

Erst dachte ich, sie hätte mich tatsächlich wahrgenommen. Doch dann lief sie einfach durch mich hindurch und ließ die Schlosstore öffnen. Äußerlich wirkte sie gefasst, zumindest für jene, die nicht hinter ihre Fassade sehen konnten. Im Innern hielt die Angst sie weiterhin gefangen.
 

Die Kirche war erfüllt vom Gesang des Chors. Viele Besucher aus fernen Länder waren gekommen, um Elsas Krönung beizuwohnen. Sie stand in der Mitte des Kirchenschiffs, Anna hielt sich rechts neben ihr und ich hatte links Stellung bezogen.

Der Bischof setzte Elsa eine zarte Tiara auf das Haupt und hielt ihr anschließend ein Kissen entgegen, auf dem die Insignien ihrer Herrschaft lagen. Ihre Finger zitterten, als sie die beiden Gegenstände in die Hände nahm. Sie drehte sich zu ihren Gästen um und hielt die Luft an, bis die traditionellen Worte gesprochen waren. Es hatte wohl noch nie jemand die Insignien so schnell wieder zurückgelegt und sich dann Handschuhe übergestreift.

Wieso machte sie es sich nur so schwer? Was war so verwerflich daran zaubern zu können? Elsa tat alles dafür, damit ihre Magie ein Geheimnis blieb. Ich hatte so sehr gehofft, sie hätte es inzwischen erkannt ... Ihr Wunsch war es die Kraft zu beherrschen, kontrollieren zu können. So wie ich ... dann musste Elsa sie verdammt nochmal auch wie einen Teil von sich betrachten und akzeptieren!

Ich umfasste meinen Stab so stark, dass die Knöchel meiner Hand weiß hervortraten. Es brachte nichts sich über Elsas Einstellung aufzuregen. Ich musste irgendeinen Weg finden ihr die Augen zu öffnen ... Wenn ich bloß gewusst hätte, wie.
 

Beim anschließenden Ball wagte es so ein kleiner, hyperaktiver Möchtegern-Baron von »Hintertupfingen« Elsa zum Tanz aufzufordern. Ich richtete meinen Stab auf ihn – wenn dieser schmierige Toupetträger sie auch nur anfasste, würde er demnächst als Eisskulptur im Schlossgarten stehen!

Zum Glück wies sie ihn ab. Dafür musste die arme Anna mit diesem aufgedrehten Huhn tanzen.

Als sie zum Thron zurückkehrte, sagte Anna: „Abgesehen von diesem Tanz und seinen großen Füßen ist das Fest wunderschön ... Um ehrlich zu sein, es ging mir nie besser. Ich wünschte, wir hätten immer so viel Spaß!“

„Das wäre schön.“, bestätigte Elsa, wandte sich jedoch sofort wieder ab, „Aber es geht nicht!“

Verletzt zog sich Anna zurück. Elsa schaute ihr traurig hinterher. Es war eine Tragödie ... die noch viel schlimmer wurde, als Anna mit einem jungen Mann wiederkam, den sie urplötzlich heiraten wollte. Elsa war genauso überrumpelt, wie ich und kam genauso wenig mit.

Nach einer wilden Wortschlacht, erklärte Elsa würdevoll: „Anna, man heiratet niemanden, den man gerade erst kennengelernt hat. Das hat absolut nichts mit wahrer Liebe zu tun.“

„Was weißt du denn schon von wahrer Liebe?“, fuhr Anna sie wütend an, „Du kennst dich doch nur damit aus, wie man Menschen ausschließt!“

Ddas hatte gesessen! Elsa wandte sich zum Gehen, befahl das Fest zu beenden und die Schlosstore wieder zu verschließen. Anna rannte ihr hinterher, packte sie und hielt auf einmal einen der Handschuhe in den Händen. Elsa wollte ihn zurückholen, doch Anna klagte mit Tränen in den Augen über das Leben, das sie nicht mehr führen wollte. Schmerz lag auf Elsas Gesicht ... es brach ihr das Herz. Trotzdem schickte sie ihre Schwester einfach weg ... sagte ihr, sie solle gehen, das Schloss verlassen. Elsa selbst begab sich zur Tür, welche hinaus ins Freie. Aber Anna machte mit ihren Vorwürfen weiter. Ich konnte sehen, wie Elsas Selbstbeherrschung zu bröckeln begann.

„Wovor hast du nur solche Angst?“, rief Anna ihrer Schwester hinterher.

In einem letzten Anflug von Wut schoss ein Eisblitz aus Elsas nackten Hand und bildete spitze Eiskristalle auf dem Boden. Ich starrte Elsa entsetzt an, schnappte nach Luft. Das Eis war genau durch meinen Körper gefahren.

Die Gäste bekamen Angst vor Elsa, Fassungslosigkeit breitete sich unter ihnen aus. Niemand schien zu begreifen, was geschehen war. Am allerwenigsten Anna – sie konnte sich ja seit dem Angriff mit dem Eisblitz ja nicht mehr an Elsas magische Kräfte erinnern.

Elsa rannte aus dem Schloss, hinauf auf den Hof. Draußen erwarteten sie unzählige Menschen aus dem einfachen Volk, die ihr zujubelten. Es machte ihr es Angst, ihnen so nahe zu sein. Sie wollte nicht von ihnen umzingelt sein. Zu sehr fürchtete sie sich davor die Kontrolle vollends zu verlieren und jemanden zu verletzen. Sie litt. Schon wieder. Immer noch.

Ich schrie auf. Ich war doch ein Hüter! Es war meine Pflicht, Elsa zu beschützen! Und ich trotzdem konnte nichts tun, als nur zuzusehen ...

Elsa bahnte sich einen Weg durch die Menge bis zum großen Springbrunnen. Das Wasser gefror sofort in ihrer Nähe. Der hüpfende Baron, der uns mit ein paar seiner Leute gefolgt war, beschimpfte Elsa als Monster und wollte sie ergreifen lassen. Ich wollte ihm gerade selbst einen Frostzauber verpassen, da schoss die Magie einfach so aus Elsas Hand. Die Menschen drängten enger zusammen. Ihre Gesichter und das von Elsa eiferten darum, worin sich die größte Angst spiegelte.

Ihr blieb nur ein Ausweg – sie rannte davon. Weg, weit weg, fort von diesen Menschen. Sie wollte einfach nur noch allein sein. Ich wich nicht von ihrer Seite. Ich konnte sie nicht noch einmal zurücklassen. Erst jetzt begriff ich, was für ein Fehler es gewesen war. Vielleicht hätte ich ihr helfen können – auch ohne dass sie mich sah.

Elsas Flucht führte sie zum großen Fjord, welchen sie selbst gefrieren ließ. Sie rannte ununterbrochen weiter. Ignorierte jeden Ruf ihrer Schwester. Doch wenn das so weiterging, würde Anna sie noch einholen – im Vorbeifliegen erschuf ich eine rutschige Stelle. Anna fiel auf die Knie und gab die Verfolgung damit auf.

An einem hohen Berg, der tief im Wald lag, wurde Elsa endlich langsamer. Sie schritt den steilen Pfad hinauf und der Schnee umwehte sie so, als wolle er sie beschützen. Ein trauriges Lied kam über ihre Lippen ...
 

Der Schnee glänzt weiß auf den Bergen heut Nacht,

keine Spuren sind zu seh´n.

Ein einsames Königreich und ich bin die Königin.

Der Wind, er heult so wie der Sturm ganz tief in mir.

Mich zu kontrollier´n ... ich hab es versucht.

Lass´ sie nicht rein! Lass´ sie nicht seh´n, wie du bist!

Nein, es darf niemals gescheh´n!

Du darfst nichts fühl´n, zeig´ ihnen nicht ... dein wahres Ich!

Ich lass´ los ... lass´ jetzt los!

Die Kraft, sie ist grenzenlos.

Ich lass´ los ... lass´ jetzt los!

Und ich schlag´ die Türen zu.

Es ist Zeit, nun bin ich bereit und ein Sturm zieht auf.

Die Kälte, sie ist nun ein Teil von mir!

Es ist schon eigenartig, wie klein jetzt alles scheint

und die Ängste, die in mir war´n, komm´ nicht mehr an mich ran.

Was ich wohl alles machen kann? Die Kraft in mir treibt voran.

Was hinter mir liegt, ist vorbei – endlich frei!

Ich lass´ los ... lass´ jetzt los!

Nun bin ich endlich soweit.

Ich lass´ los ... lass´ jetzt los!

Doch Tränen seht ihr nicht.

Hier bin ich und bleibe hier und ein Sturm zieht auf.

Ich spüre diese Kraft, sie ist ein Teil von mir.

Sie fließt in meiner Seele und in all die Schönheit hier.

Nur ein Gedanke und die Welt wird ganz aus Eis.

Ich geh´ nie mehr zurück – das ist Vergangenheit.

Ich bin frei! Endlich frei!

Und ich fühl´ mich wie neugeboren.

Ich bin frei! Endlich frei!

Was war, ist jetzt vorbei.

Hier bin ich, in dem hellen Licht und ein Sturm zieht auf.

Die Kälte, sie ist nun ein Teil von mir!
 

Während sie sang, zauberte Elsa einen kleinen Schneemann, erschuf einen wahrhaftigen Eispalast aus dem Nichts heraus und sich selbst hüllte sie in ein hellblaues, mit Schneeflocken besetztes Gewand. Das war der Moment, in dem aus Elsa »die Schneekönigin« wurde.

Ich hätte heulen können. Sie glaubte, sie sei frei ... Durch ihre Flucht, durch das Benutzen ihrer Kraft. Auch wenn sie dieses Schloss selbst erschaffen hatte – es blieb ein Gefängnis!
 

Seit einer Woche zauberte Elsa beinahe ununterbrochen in ihrem Schloss. Sie hatte nicht einmal mehr wirklich geschlafen. Ich stand auf ihrem Balkon, um kurz durchzuatmen. Klar, ich liebte Schnee und Eis ... immerhin war ich Jack Frost! Aber Elsa – ich glaubte kaum, dass ausgerechnet ich diese Worte wirklich benutzte – übertrieb es eindeutig. Was wollte sie sich beweisen?

Plötzlich hörte ich Stimmen und einen ziemlichen Krach. Verwirrt beobachtete ich, was sich auf der Eisbrücke, die Elsa, als einzigen Zugang zum Schloss, geschaffen hatte. Bei allen Schneestürmen, das durfte nicht wahr sein! Ein Rentier versuchte die Stufen zu erklimmen! Ich wollte lachen, es verging mir allerdings sofort wieder. Das Rentier wurde von Anna, einem Fremden und Elsas Schneemann begleitet.

Moment! Elsas Schneemann lebte?! Das brachte selbst ich nicht fertig! Ich konnte zwar Schnee bewegen und ihm sogar kurzfristig eine lebendige Form geben, aber sobald ich mich von den Zauber abwandte, brach er in sich zusammen.

Der Fremde ließ das Rentier zurück und folgte Anna zum Eingangstor. Ich schwang mich über die Balkonbrüstung, erreichte sie jedoch eine Sekunde zu spät. Anna hatte bereits geklopft und es hatte sich für sie geöffnet. Anna verabschiedete sich von ihren Freunden und betrat das Schloss. Mir blieb nichts anderes übrig – vielleicht konnte ich irgendwie Schadensbegrenzung betreiben, hoffentlich.

„Elsa!“, rief Anna ihre Schwester und rutsche beinahe auf dem glatten Untergrund aus, „Ich muss mit dir reden!“

Elsa erschien oberhalb der Treppe, welche in den nächsten Stock führte. Sie wirkte überrascht; genauso wie Anna.

„Wahnsinn, Elsa ... Du siehst ganz verändert aus. Und dieser Palast ist atemberaubend schön.“, lobte sie ihre Magie und schaute sich bewundert um.

Ein Lächeln schlich sich auf Elsas Gesicht, als sie antwortete: „Danke. Ich wusste gar nicht, wozu ich imstande bin.“

Zum ersten Mal lag so etwas wie Glück in ihrem Blick. War das die Freude am Zaubern, die sie als Kind verspürt hatte? Ja ... und nein. Der Grund aus dem sie ihre Magie gebrauchte war falsch. Sie wollte verhindern, dass sie erneut außer Kontrolle geriet ... Deshalb »entleerte« sie ihren Vorrat an magischer Energie. Ich schüttelte traurig den Kopf. An der Stelle, wo ich früher nur Wärme in Elsas Gegenwart verspürt hatte, war jetzt nur noch Schmerz. Ich hatte geschrien, mich ihr in den Weg gestellt, versucht für sie zu zaubern. Alles ohne Erfolg ...

Unterdessen sprach Anna weiter, immer eine Stufe nach der anderen nehmend: „Es tut mir so leid, was passiert ist ... Hätte ich es nur gewusst, dann-“

„Nein!“, widersprach ihre Schwester schnell, wobei sie abwehrend die Hände hob und leicht zurückwich, „Schon gut, wirklich. Du ... du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin dir nicht böse. Deshalb ... solltest du wieder gehen. Bitte ... Dein Platz ist in Arendelle.“

Anna gab nicht klein bei – das hatte sie noch nie getan. Doch Elsa ließ sich nicht von ihr umstimmen; sie glaubte, hier wäre sie keine Gefahr für die Menschen. Wenn sie nur verstehen würde, dass genau da der Fehler lag ... sich selbst als Gefahr zu sehen. Oder vielmehr das, was in ihr lebte. Dabei gehörten Elsa und die Magie unwiderruflich zueinander!

Wieder ein Tumult. Der fremde Junge und der Schneemann spazierten zur Tür hinein.

„Hey, ich bin Olaf! Und ich liebe Umarmungen!“, rief der kleine, hüpfende Haufen Schnee.

Olaf ... natürlich, ich erinnerte mich. Elsa hatte schon einmal solch einen lustigen Schneemann gebaut. Damals, als Annas Kopf von einem Eisblitz getroffen worden war. Und ich den großen Saal vom Schnee befreit hatte.

Anne umarmte Olaf und sagte an meine Schneeflocke gewandt: „Elsa, wir standen uns doch einmal so nahe ... Alles könnte wieder wie früher sein. Komm´ mit mir zurück nach Arendelle, bitte!“

Elsas Blick wandelte sich von nostalgischer Freude in Schrecken. Ich wusste, vor ihrem inneren Auge wiederholte sich der schreckliche Unfall.

„Ausgeschlossen! Es geht nicht, Anna – nie wieder.“, entgegnete Elsa und wollte sich ins obere Stockwerk zurückziehen, „Ich versuche dich zu beschützen, verstehst du das nicht?“

Ich blieb dicht hinter ihr und auch Anna folgte ihr.

„Du musst mich nicht beschützen! Ich habe keine Angst vor dir ...“, widersprach ihr die Prinzessin mit dem rotblonden Haar, „Bitte, schließ´ mich nicht mehr aus. Hör´ mir einfach nur zu ... Glaube mir, wir werden es gemeinsam überstehen! Du musst hier nicht alleine sein. Ich bin für dich da!“

Elsa war in den Thronsaal mit dem großen Balkon geflohen und versuchte weiterhin Anna wegzuschicken: „Anna, geh´ bitte heim. Leb´ dein Leben, auch wenn ich nicht bei dir sein kann ... Ich bin zwar allein, doch hier bin ich frei! Darum bring´ dich in Sicherheit!“

„Das heißt, du weißt es noch gar nicht ... Arendelle liegt unter Schnee begraben. Es herrscht dort so etwas wie ... ein ewiger Winter.“, erklärte Anna etwas kleinlaut.

Ich konnte es kaum glauben und flog hoch in die Luft, um es mit eigenen Augen zu sehen. In der Ferne lag der zugefrorene Fjord. Ein mächtiger Schneeturm toste über das Tal hinweg. Und der Ausgangspunkt, die Quelle dieses Unwetters lag hier auf dem Nordberg ...

Währenddessen schlug Anna vor, Elsa solle den Schnee einfach tauen lassen. Dabei war das schon früher nicht gerade ihre Stärke gewesen ...

In ihrer Verzweiflung entfesselte Elsa sogar im Innern des Eispalastes ein Schneegestöber. Sie schrie regelrecht, presste sich die Hände gegen den Kopf. Ihr Fluch, wie sie ihn nannte, übermannte sie, geriet vollkommen außer Kontrolle. Ich wollte Anna gerade zur Seite stoßen, da fuhr auch schon Elsas Eisblitz durch uns beide. Anna ging nur in die Knie, mich schleuderte es gegen die Wand. Ich versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen, stemmte mich auf meinen Stab ... Im nächsten Moment umfing mich endlose Schwärze.
 

„Du kommst doch wieder, nicht wahr? Bitte, Jack ...“, hörte ich die Stimme der jungen Elsa wieder fragen.

Ich hatte es ihr versprochen ... Immer zurückzukommen. Weil wir Freunde waren ... Nein, ganz stimmte das nicht. Ich betrachtete Elsa nicht wie einen Freund ... Jamie war mein Freund und die anderen Hüter – sogar das Osterkängaru, irgendwie zumindest. Elsa dagegen ... Das, was ich für sie empfand, war ähnlich wie Freundschaft, aber eben nicht dasselbe. Sondern ...

Ich schlug die Augen auf. Überall um mich herum lagen goldene Eissplitter und der ganze Thronsaal war mit spitzen Dornen überzogen. Ich hätte den Raum fast nicht wiedererkannt ...

Hastig sprang ich auf die Füße, als mir plötzlich klar wurde, wo ich gelegen hatte. Dies war ein Schlachtfeld! Die Kampfspuren waren überdeutlich. Und wer auch immer Elsa angegriffen hatte – oder wen auch immer sie angegriffen hatte –, hatte sie entführt!

Ich war Jack Frost ... Herr über Eis und Schnee, Hüter des Lichts und der Freude. Ich musste sie finden! Ich würde sie finden! Ich sprang den Balkon hinunter und vertraute dem Windstoß, der mich sogleich erfasste. Arendelle ... Dort lag mein Ziel. Dort befand sich das Zentrum des Sturms – meine Elsa!
 

Man hatte Elsa doch tatsächlich in den Kerker geworfen! Die Königin von Arendelle! Am Boden angekettet, wie ein Hund ... und ihre Hände sorgfältig mit Eisen umschlossen, was Magie bekanntlich am stärksten bannte. Wer ihr das auch angetan hatte, würde dafür büßen! Und dieser jemand war ein fein gekleideter Mann, den ich sofort wiedererkannte – Annas Möchtegern-Verlobter! Ich richtete meinen Stab auf ihn.

Doch Elsa wollte hören, was er zu sagen hatte: „Ich konnte nicht zulassen, dass die Meute euch in blindem Zorn tötet. Lebend seid Ihr sehr viel nützlicher ... Bitte, beendet doch einfach den Winter, Majestät!“

Versuchte er gerade wirklich sich bei ihr einzuschmeicheln?

Kaum hatte er die Zelle verlassen, starrte Elsa panisch auf ihre Hände. Eisblumen überzogen das Metall. Tja, so was nannte man wohl »in die Trickkiste greifen« – Eisen konnte zwar verhindern, dass der Gefangene zauberte, aber das machte es noch lange nicht immun. Elsa versuchte sich loszureißen, sie zerrte und zerrte. Die Ketten waren einfach zu fest verankert ... Ihr Anblick entfachte unbändige Wut in mir. Mit aller Kraft schlug in meinen Stab auf den Boden. Die Energie explodierte förmlich! Überall wuchs Eis, es sprengte Elsas Fesseln und riss ein Loch in die Backsteinmauer.

„Jack ...“, flüsterte Elsa und ich horchte auf, „Wo du auch bist ... ich brauche deine Hilfe, um Anna zu retten.“

Ich streckte die Hand nach ihr aus, traute mich aber nicht sie zu berühren. Egal, was es mich kostete, ich würde Elsa und Anna wieder zusammenbringen!

Wir rannten nach draußen in die stürmische Kälte. Es war unmöglich etwas zu sehen. Elsa rief unentwegt nach ihrer kleinen Schwester. Ich hatte beinahe Mühe mit ihr Schritt zu halten. Dabei drehten wir uns nur im Kreis ... Und das Schneetreiben wurde immer dichter. Je mehr Sorgen sich Elsa machte, je verängstigter sie wurde. Panisch drehte sie sich um die eigene Achse.

Da tauchte auf einmal, wie aus dem Nichts Hans auf!

„Ihr könnt nicht mehr davonlaufen! Es ist zu spät!“, kämpfte seine Stimme gegen den heulenden Wind an, „Ich konnte sie nicht mehr retten ... Verstehst Ihr? Anna ist tot! Und das ist allein Eure Schuld! Ihr habt sie mit dem Eisblitz umgebracht!“

Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle in eine Eisskulptur verwandelt, aber dann hätte Elsa sich nur noch mehr die Schuld gegeben ... Sie war unfähig zu begreifen, was mit Anna geschehen war und sank kraftlos zu Boden. Der Sturm erstarb. Ich ging neben ihr auf die Knie und wünschte mir, sie in die Arme schließen, sie trösten zu können.

Zu sehr in Zorn und Trauer gefangen, bemerkte ich nicht, wie Hans sein Schwert zog und es drohend auf Elsa richtete. Erst Annas Schrei weckte mich auf. Im selben Augenblick, als sie völlig zu Eis erstarrte, sauste seine Klinge nieder und zersplitterte. Ich stieß Hans mit einer Druckwelle weg.

Elsa berührte hilflos die eisigen Wangen ihrer Schwester. Annas flehender Blick für die Ewigkeit eingeschlossen. Bittere Tränen kullerten aus Elsas stahlblauen Augen, als sie sich an ihr festklammerte. Olaf, Kristoff, sein Rentier und ich schauten zu, unfähig zu irgendeiner Regung.

Und dann geschah das Wunder – das Eis, welches Annas Körper überzogen hatte, begann zu schmelzen. Oder besser gesagt, sich aufzulösen! Die Schwestern hielten sich fest in den Armen und waren unglaublich glücklich.

„Ich hab dich lieb!“, sagte Anna herzlich.

Da begriff auch Elsa endlich: „Aber natürlich! Liebe! Liebe ist stärker, als jede Angst ...“

Das Eis unter unseren Füßen gehorchte Elsas Wink und wurde zu kleinen Schneeflocken. Es war ein wunderschöner Anblick ... Überall strömten blaue Kaskaden in den Himmel. Das Wasser des Fjords floss wieder, Blumen sprießten und die Sonne tauchte hinter den Wolken auf.

Dafür begann Olaf von der sommerlichen Wärme zu schmelzen, was Elsa mit einer kleinen, persönlichen Schneewolke über seinem Kopf bremste. Ich lächelte stolz – damit war es endgültig bewiesen, Elsa hatte mich übertroffen. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das ich unterrichtet hatte. Nun war sie wahrlich ... die »Eiskönigin«!

Während sich Annas Aufmerksamkeit auf Hans richtete, schaute Elsa genau in meine Richtung.

„Ich wusste, dass du bei mir warst ...“, flüsterte sie leise.

Ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie ... sie konnte mich ... wieder sehen?! Ein Kloß steckte mir im Hals, den ich vergeblich versuchte, hinunterzuschlucken. Elsa kam ein paar Schritte auf mich zu und hob etwas zögerlich den Arm. Dann aber legte sich ihre Hand warm auf meine Wange.

„So viel zum Thema, die Kälte sei ein Teil von dir ...“, fand ich meine Stimme wieder.

Ein amüsiertes Lachen huschte über ihre Lippen und sie antwortete: „So ist es doch auch ... Du bist doch die Kälte, oder nicht?.“

Ich hatte es bereits geahnt und diesen Gedanken stets aus meinem Kopf verbannt, aber von nun an konnte ich es nicht mehr verleugnen ... Ich liebte Elsa! Meine kleine Schneeflocke ...
 

Mein Name ist Elsa von Adrendelle und ich bin eine Königin. Eine Königin, die über Eis und Schnee gebietet. Mit dieser Kraft wurde ich geboren.

Und ich habe sie gehasst. Gehasst, was ich damit getan habe ... meine Schwester beinahe getötet, vollkommen die Kontrolle verloren und hätte mein Königreich beinahe ins Verderben gestürzt.

Doch ich wurde gerettet ... durch die Liebe. Die Liebe zu meiner Schwester Anna ... und zu Jack Frost, einem Jungen mit Haaren wie Sternenlicht und Augen in der Farbe des Polarhimmels ...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KFutagoh89
2021-05-02T16:45:45+00:00 02.05.2021 18:45
Hach, sehr schön geschrieben. <3 Mein Herz ist dabei aufgegangen. Weiter so! :)
Antwort von:  Ami_Mercury
02.05.2021 22:22
Oh vielen Dank! Freue mich, dass meine Storys immer noch jemanden berühren
Antwort von:  KFutagoh89
02.05.2021 22:36
Definitiv ^^
Von:  Blue_StormShad0w
2016-07-18T20:42:21+00:00 18.07.2016 22:42
Guten Abend.
Konnte nicht schlafen, und habe deshalb mal bei den Fanfics reingeschaut. Dabei bin ich auf deine Geschichte gestoßen.
Wirklich gut geschrieben. Jacks Gedanken und wie er es aus seiner Perspektive beschrieb war echt toll gemacht. Theoretisch, kann man dies als eine kleine Zusammenfassung beider Filme betrachten, die du raffiniert zusammengewoben hast.
Ich kenne die beiden Filme auch und fand damals schon, dass Elsa und Jack irgendwie zueinander passen würden.
So, das war's auch schon mit meinen Kommentar.
Wünsche noch gute Nacht, ciao!
Antwort von:  Ami_Mercury
18.07.2016 22:47
Freut mich, dass es dir gefallen hat^^ ich lieb das Pair einfach und muss zugeben, mich haben auch einige YT-Videos über sie inspiriert =)


Zurück