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My love bite on your neck

von

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Love bite 31 - In allen vier Ecken soll ewige Liebe drin stecken

Guten Morgen.

Habs immer noch nicht geschafft, eure Reviews zu beantworten. *laut seufzt* Bei mir ist zurzeit einfach zu viel los. Nicht nur arbeitstechnisch.

Anfang der Woche musste ich mein armes Kätzchen leider gehen lassen. ;__;

Ich bin immer noch ganz traurig und es ist ein wirklich komisches Gefühl, dass niemand mehr auf einen wartet, wenn man die Wohnung betritt. Aber das geht nicht nur mir so. Wir wollen ständig nach ihr gucken und ich denke ständig, dass ich noch ihre Medizin fertig machen muss. Das wird sicher noch eine Weile so gehen.
 

Nun aber zur Story.

Nicht nur Niclas wird heute überrascht, sondern ihr auch.

Wir besuchen einen ganz besonderen Ort und ich freue mich schon richtig drauf, Meilo und Niclas dort herumschweifen zu lassen. ^^

Ob ihr euch schon denken könnt, welcher Ort das ist? *ggg*
 


 

Love bite 31 - In allen vier Ecken soll ewige Liebe drin stecken
 

Nervös knete ich den Haltegriff meiner Tasche durch, als ich feste Schritte jenseits der Tür vernehme. Ich werde immer unruhig, wenn ich mich den Freunden meines Partners stellen muss. Bei Kilians Freunden war das genauso. Ich mache mich immer total verrückt, doch am Ende verstehe ich mich meist gut mit ihnen. Also tief durchatmen Niclas. Was soll schon passieren, außer, dass sie mich hassen könnten? ... Ich will hier weg!

Doch für einen Rückzug ist es bereits zu spät. Die Tür wird aufgerissen und vor uns steht ein Kerl mit blonden Haaren. Er strahlt breit und breitet die Arme aus. Nicht für mich, sondern für "Meilo! Wie schön, dass du mich mal wieder besuchst!" Sie umarmen sich und ich stehe peinlich berührt daneben. "Und du musst Niclas sein, richtig?" Der Kandidat hat 100 Punkte.

"Der bin ich", antworte ich brav und erstarre, da ich ebenfalls umarmt werde.

"Endlich lerne ich dich mal kennen. Meilo hat mir schon viel von dir erzählt."

"So?" Hat er das? Und vor allem, wann hat er das?

"Ich bin übrigens Nikolai. Aber nenn mich ruhig Niko*."

"Freut mich dich kennenzulernen, Niko." Er scheint ein netter Typ zu sein. Etwas ausgeflippt, aber nett. Die Anspannung in mir weicht langsam.

"Kommt mit rein. Lars ist auch da. ... LARS?!" Oh Gott!

"JA?!"

"DER BESUCH IST DA!"

"KOMME!" Was geht denn hier ab? Brüllen die immer so?

"Sorry, aber Lars ist oben und arbeitet noch. Er hört mich sonst nicht", erklärt Niko sein Gebrülle.

"Ach so ..." Das beruhigt mich. Ich dachte schon, die beiden hätten eine leichte Vollklatsche und wären dezent ... wie drücke ich das jetzt am besten aus ... asozial. Wenngleich die Wohnung der beiden etwas ganz anderes erzählt, wie ich auf den ersten Blick feststelle. Sie ist riesig und schick möbliert. So leben sicher keine Asozialen. Nehme ich zumindest mal stark an.

"Ich zeige euch gleich das Gästezimmer. Ihr wollt doch bestimmt gleich weiterziehen, oder?" Niko guckt uns fragend an. Wollen wir das?

"Wollen wir", sagt Meilo, was bei mir noch mehr Fragen aufsteigen lässt. Wohin wollen wir? Und warum weiß Niko darüber Bescheid, aber ich nicht? Und wo zum Teufel bleibt dieser Lars, der noch um kurz vor elf Uhr abends oben arbeitet?

Die Fragen bleiben erst einmal unbeantwortet und Niko führt uns in ein geräumiges Gästezimmer, das fast so groß ist, wie Nicole und mein Zimmer zusammen. "Schaut euch erstmal um, ich habe ein paar Leckereien gemacht. Ihr hat doch sicher Hunger?"

"Und wie", lacht Meilo.

"Dann packt aus und kommt in die Küche."

"Machen wir." Machen wir?

Niko schließt die Gästezimmertür hinter sich. Wir sind allein. "Meilo?"

"Hm?" Er ist schon am Auspacken.

"Was zum Donnerwetter mache ich an meinem Geburtstag in einem Gästezimmer einer deiner Freunde?"

"Gefällt es dir hier nicht?"

"Das ist es nicht", winke ich ab. "Aber ich wüsste jetzt endlich gern mal, was du mit mir vorhast."

Meilo lässt die Tasche los und kommt auf mich zu. "Mit dir deinen Geburtstag feiern. Was soll ich sonst mit dir vorhaben?"

"Hier?"

"Nicht hier", lacht er. "In einem Club."

"In einem Club", brumme ich und ziehe die Stirn nach oben. "Du? Der, der behauptet, dass ihn solche Geburtstage nerven?"

"Das ist nicht irgendein Club", sagt er und zieht mich an sich. "Dir wird er gefallen. Gute Musik, leckere Getränke, viele Schwule ..." Meilo lächelt frech.

"Was soll ich mit vielen Schwulen? Hast du was mit denen geplant?"

"Ja", kichert er und mir fällt das Herz in die Hose. "Dich schick ausführen und allen zeigen, dass du mein Mann bist." Ich muss sehr dämlich aus der Wäsche glotzen, denn Meilo lacht laut auf und lässt mich wieder los. "Gehen wir schnell Nikos Leckereien genießen, damit wir los können." Verdattert schaue ich ihm nach. Erst als er das Gästezimmer verlassen hat, kommt Bewegung in mich. Verstehe einer diesen Mann!
 

Auch die Küche ist großzügig geschnitten. Lars, ein sportlicher Typ mit braunen Haaren, sitzt schon parat, als wir sie betreten, woraufhin es wieder eine große Begrüßungsorgie gibt. "Heißer Fang", lacht Lars, als er mich sieht. "Wo hast du denn den her?"

"Von einem Autorastplatz", klärt ihn Meilo auf, was zu lauten Lachattacken führt. Das ist gemein, und ich fühle mich wahrhaftig gekränkt.

"Aber nur, weil ihm sein Kühler gerissen ist, und ich ihn abschleppen musste", verteidige ich mich. Auch nicht besser. Warum musste ich auch das Wort abschleppen benutzen?

Ich warte, bis sich alle wieder abgeregt haben und verdrücke noch eins dieser unglaublich leckeren Mini-Häppchen. Niko hat einen Partyservice, daher diese ganzen Köstlichkeiten, wie er uns zuvor erklärt hat. "Ich wäre auch ohne seine Abschleppstange mit ihm gekommen", schnurrt Meilo und schmieg sich an mich. Ich verschlucke mich dabei fast am Essen.

"Na, na. Scheint ja leicht schüchtern zu sein, dein Herzchen?" Niko lacht sich eins ins Fäustchen.

"Eigentlich nicht. Ich weiß auch nicht was er hat."

"Hab mir nur verschluckt. War ein wenig zu scharf für mich."

Niko runzelt die Stirn. "Wirklich? Die sollten doch gar nicht scharf sein." Gewissenhaft probiert er alle Häppchen durch. "Komisch. Sind doch alle okay."

"Weiß auch nicht", lüge ich. "War vielleicht nur das eine." Ich sehe Niko an, das er mir nicht glaubt. Warum ich überhaupt nach einer Ausrede gesucht habe, kann ich selbst nicht sagen. Ich will mich eben nicht noch mehr vor Meilos Freunden blamieren. Zudem ich eigentlich gar nicht schüchtern bin.

Ich trinke schnell einen Schluck Sekt, den Lars extra für uns geköpft hat, und lächle in die Runde. Ablenkung ist angesagt. "Wie habt ihr euch denn kennengelernt?" Ich deute auf Niko und Lars.

"Wir sind schon ewig miteinander befreundet gewesen, bevor wir uns näher kamen", erklärt Niko. "Tausend Mal berührt, tausend Mal is nix passiert, sage ich nur, aber dann ... KAWOOM!" Er breitet die Arme aus und möchte damit wohl eine Explosion nachahmen. "Plötzlich steckten wir ineinander", kichert er und nippt an seinem Glas.

"So kann man es auch ausdrücken", brummt Lars. "Aber so einfach ist es dann doch nicht gewesen. Niko hat noch ganz schön herumgezickt, bis ich ihn soweit hatte."

"Herumgezickt?! Ich?! Du hast doch die beleidigte Leberwurst gespielt!"

"Dazu hatte ich ja auch jedes Recht! Du hast mich ja nicht mehr mit dem Arsch angeguckt, nachdem wir es miteinander in der Umkleide getrieben haben!"

"Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte! Du weißt doch, wie schüchtern ich bin." Wieso glaube ich dem nicht ganz? Aber Moment mal!

"Ihr wart das, die in einer Umkleide zusammengekommen seid?", frage ich die beiden. "Meilo hat mir davon erzählt."

"Hat er?" Nikos rechte Augenbraue rutscht nach oben.

"Ja. Kurz nachdem wir uns kennengelernt haben und in diesem Kaufhaus waren und ..." Ich breche ab. "Nicht so wichtig." Jetzt hätte ich mich doch fast verplappert!

"Was und?", fragt Niko natürlich. "Heißt das etwa … ihr auch?" Sein Zeigefinger deutet abwechselnd auf Meilo und auf mich.

"Ich wollte es mal ausprobieren." Danke Meilo! Niko lacht auf und schlägt doch tatsächlich mit Meilo ein.

"Mach dir nichts draus. Niko ist immer so überschwänglich, und Meilo macht meistens mit", flüstert Lars mir ins Ohr. Ich lächle Lars an. Er muss es schließlich wissen.

"Was tuschelt ihr da?" Nikos giftiger Blick trifft uns. "Redet ihr über mich?"

"Ja", grinse ich. "Tun wir." Ich kann nämlich auch anders.

"Boha! Ihr Traschttucken!" Niko bläst sich auf und ich kann nicht anders, als ebenfalls laut loszulachen. Niko ist genau so, wie ich mir Keith Kandyce immer vorstellt habe, bevor ich wusste, wer er wirklich ist.

"Jetzt weiß ich, woher Meilo diese Allüren auf der Bühne hat!", kichere ich, solange, bis mir klar wird, was ich da eben gesagt habe. Dann gefriert mir das Lachen augenblicklich und ich schaue von Niko zu Meilo. Scheiße! Habe ich eben was verraten, was ich nicht hätte verraten sollen?!

"Er weiß davon?", höre ich Lars fragen.

"Tut er", bestätigt Meilo.

"Sag jetzt aber nicht, dass er einer deiner Groupies war." Niko zieht die Augenbrauen nach oben.

"Er nicht, aber seine Schwester."

"Ach", zischt Niko staunend.

"Jetzt mal langsam", unterbreche ich sie, da ich nach dem anfänglichen Schock, ich hätte mich verplappert, endlich wieder meine Stimme gefunden habe. "Ihr wisst von Keith?"

"Natürlich Schatz. So haben wir ihn kennengelernt", nickt Niko. "Er trat in einer kleinen Spelunke im Schwulenfirtel auf. Er war richtig goldig!" Er lacht und zwinkert Meilo zu. "Nach der Show trafen wir ihn vor dem Schuppen, kamen miteinander ins Gespräch und luden ihn kurzerhand ein, bei uns zu übernachten, da er doch wirklich in seinem Auto übernachten wollte."

"Im Auto?" Das ist mal was neues. "Keine sündhaft teure Suite?"

"Damals war ich noch nicht unter Vertrag", erklärt mir Meilo. "Ich war noch eigenständig als Keith unterwegs."

"Er war ja noch so unschuldig!", fiepst Niko. "Zum Fressen, sage ich dir!"

"Ich finde ihn heute noch zum Fressen", lache ich und stehle mir einen Kuss von meinem süßen Schatz.

"Zu der Zeit war er aber noch süßer. Fast noch ein Welpe." Meilo schenkt Niko ein grimmiges Knurren. "Ich habe noch Fotos davon. Lust, sie zu sehen?"

"Oh ja!" Und wie!

"Nein! Bitte Niko. Wir wollen doch gleich los."

"Ach, nur eine Minute." Und schon stiefelt er davon.

"Super", schmollt Meilo. "Da hast du was ins Rollen gebracht."

"Was denn? Dauert doch nur eine Minute", wiederhole ich Nikos Kommentar und grinse breit. Jugendfotos von Meilo. Ein besseres Geburtstagsgeschenk gibt es doch gar nicht!

"Die Meisten sind von seinen Auftritten, aber ich habe auch ein Paar am See gemacht, wo wir sehr oft hinfahren."

"Da fahrt ihr immer noch hin?", fragt Meilo Niko schmunzelnd, und nimmt ihn das Kästchen ab, in denen die Fotos verstaut sind.

"Natürlich tun wir das. Zelten, Grillen und schwimmen ... Leider ist es dazu schon wieder zu kalt."

"Wem sagst du das", seufze ich. "Kaum ist der Sommer vorbei, sehnt man sich schon nach dem Nächsten."

"Amen", pflichtet mir Niko bei.

"Wer sind die anderen auf den Bildern?", möchte ich wissen, und starre auf die Fotos, die Meilo nun in den Händen hält.

"Das sind Basti, Tarik, Walter, Dirk, Stefan und Russel", erklärt er mir und deutet auf die Gesichter. "Dabei fällt mir ein, Russel habe ich lange nicht mehr gesehen. Was treibt der so?"

"Russel ist zurück nach Amerika", sagt Lars. "Keine Ahnung, wie lange er dortbleiben will, aber er hat sich lange nicht mehr bei uns gemeldet."

"Wie schade", seufzt Meilo. "Mit ihm war es immer lustig."

"Stimmt. Weißt du noch, wie er sich an diesen scharfen Italiener rangemacht hat, und am Ende mit ihm und seinem Freund in der Kiste gelandet ist?", gackert Niko.

"Das glaube ich ihm bis heute noch nicht!", lacht Meilo. "Ich gehe jede Wette ein, dass er eine Abfuhr kassiert hat, und dann seinen Kummer darüber im Suff ertränkt hat. Das hat er sich alles nur zusammenphantasiert."

"So wird es gewesen sein", nickt Niko. "Nur lass das nicht Russel hören".

"Niemals!" Meilo hebt abwehrend die Hände.

Das muss ja ein ganz schön illustrer Haufen sein, Meilos Freunde. "Lerne ich die anderen auch noch kennen?", frage ich in die Runde.

"Nur, wenn ihr uns mal übers Wochenende besucht", meint Lars. "Die arbeiten alle. Wir sehen uns selbst wenn nur Samstags oder Sonntags."

"Ja, die Tage sind vorbei, wo man bis spät nachts feiern, und danach gleich zur Arbeit brausen konnte", trällert Niko theatralisch. "Heute ist man froh, wenn man an einem Samstagabend vor der Glotze liegen, und sich dann um halb acht mit einer Wärmflasche und dicken Socken ins Bett verkriechen kann."

"So schlimm?", gluckse ich. "Da bekomme ich ja Angst vor meinem nächsten Geburtstag."

"Stell dich schon mal drauf ein. Das Älterwerden ist kein Zuckerschlecken." Oh weia.

Wir schauen noch ein paar der Fotos an, auf denen Meilo wirklich noch sehr Kückenhaft aussieht, und ich regelmäßig zwischen Lachattacken und Ausrufen wie "Ach warst du da süß!" schwanken lässt, dann machen wir uns auf den Weg.

"Viel Spaß euch beiden. Und macht nicht so viel Lärm, wenn ihr nach Hause kommt, ja? Mama braucht ihren Schönheitsschlaf."

"Keine Sorge Niko. Wir werden leise sein. Deinen Schönheitsschlaf brauchst du dringender als wir."

"EY!" Meilo schiebt mich schnell durch die Haustür und schlägt sie lachend hinter uns zu.

"Das war nicht nett", finde ich.

"Das kann er ab. Niko würde etwas fehlen, wenn er sich nicht über mich beschweren könnte."

"Wenn du das sagst, dann will ich dir das mal glauben. Nicht, dass er nachher das Schloss ausgetauscht hat, und wir im Auto übernachten müssen." Mich fröstelt allein der Gedanke daran.

"Keine Sorge", schmunzelt Meilo und legt seinen Arm um mich. "Selbst wenn, ich halte dich schön warm." Er kennt mich zu gut!
 

Anstatt mit dem Auto zu fahren, neben wir die U-Bahn. Das ginge schneller und wir sparen uns das Parkplatzproblem, meint Meilo. Ich widerspreche ihm nicht. Drei Stationen weiter, sind wir auch schon da. "Und wohin jetzt?", frage ich ihn, als wir oben, vor der Treppe zur U-Bahn, auf einem kleinen Platz stehen.

"Da lang." Meilo zeigt nach rechts. "Es ist nicht weit."

"Okay." Ich drücke mich an Meilos Seite und ergreife seine Hand. Man merkt, dass wir nicht weit von dem Szeneclub entfernt sein müssen. Erstens hört man schon leise die bassgeschwängerte Musik und zweitens rennen hier überall gleichgeschlechtliche Pärchen herum. "Warst du früher oft hier?"

"Gelegentlich. Die Szene ist groß und ich konnte ganz gut Geld machen mit meinen Auftritten."

"Kann ich mir gut vorstellen." Hätte ich damals einen Ort wie diesen vor der Nase gehabt, ich wäre jeden Abend auf der Rolle gewesen. "Bei uns gab es nur zwei Kneipen und eine kleine Disko", erinnere ich mich. "Meist waren immer die Selben dort."

"Dorfdisse?"

"Eher weniger, aber die Szene war nicht so groß."

"Hier ist sie riesig. Der Club ist bestimmt das Geilste, das du jemals gesehen hast, und es gibt haufenweise Bars und Cafés. Kleinere Läden mit Kleidung, Sexshops ..."

"So, so. Du kennst dich aber aus", feixe ich.

"Logisch. Jede noch so kleine Ecke." Sehr interessant.

"Gut, dann zeig mir mal die Szene. Mal sehen, ob du nicht übertreibst."

"Bestimmt nicht. Dir wird es gefallen." Darauf bin ich wirklich gespannt. Aber nicht nur auf die Szene, sondern auch darauf, mehr über Meilo zu erfahren. Über seine Vergangenheit und der Anfangszeit Keiths. Hier hat es also begonnen, oder eher gesagt, Fahrt aufgenommen. Und bald wird es enden. Bald gibt es nur noch Meilo. Meilo und mich.
 

Der Bass wummert schon ganz schön, als wir in einen Straßenzug einbiegen, der in grellen Farben beleuchtet ist und dazu noch verdammt gut besucht ist. "Wahnsinn", staune ich und beschaue die ganzen unterschiedlichen Leute. Bunt ist gar kein Ausdruck. "Gibt es hier auch was, was es nicht gibt?" Eine riesige Dragqueen stiefelt an mir vorbei. Sie trägt ein goldenes Paillettenkleid, Schuhe, die höher sind als alles, was ich vorher zu Gesicht bekommen habe, und zieht kokett an einem Glimmstängel, ehe sie mir frech zuzwinkert. Ich zwinkere zurück. Sie ist mir einfach sympathisch. Dicht neben ihr läuft ein junger Mann, abgewetzte Lederjacke und Spitzbärchen. Ein ulkiges Pärchen, falls sie denn eins sind.**

"Hier findest du alles", antwortet mir Meilo. "Und wenn du was suchst, findet sich immer jemand, der es dir 'besorgen' kann."

"Damit kennst du dich aus?" Ich bleibe stehen. "Hast du es dir hier oft 'besorgen' lassen?"

"Manchmal", gibt er zu. "Aber jetzt sag bloß nicht, du warst damals ein braver Junge, und hast dir auch nur die kleinste Chance entgehen lassen."

"Nein, das nicht", druckse ich herum. "Ich habe doch nur gefragt." Er hat ja recht. Warum stößt es mir dann jedoch so sauer auf, wenn ich dran denke, dass Meilo sich hier vergnügt hat?

"Hey Nic? Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein."

"Bin ich nicht!"

"Dann ist ja gut", grinst er und stellt sich vor mir. "Aber lass dir eins gesagt sein, ich bin nicht mit dir hier her gekommen, um mich an vergangene Zeiten zu erinnern. Ich will mit dir hier neue Erinnerungen schaffen. Und weil du mir mal gesagt hattest, Geburtstage müssen ordentlich gefeiert werden, dachte ich, das hier ist der beste Ort dafür. Zum Feiern gibt es nämlich nur einen Club, in dem man das richtig kann." Er dreht sich zur Seite und zeigt auf ein Gebäude, schräg neben uns. Velvet steht in verschnörkelter Schreibschrift darüber, die in violetten Neon leuchtet. Ein ziemlich kleines, unscheinbares Schild, für einen so großen Club, wie ich finde.

Meilo packt mich, und gemeinsam laufen wir auf den Eingang zu. Eine kleine Treppe führt zur Tür hinauf, doch wir kommen erst gar nicht so weit. Es stehen eine Menge Leute davor. "Bist du hier auch mal aufgetreten?", frage ich ihn, in der Hoffnung, so vielleicht etwas eher hineinzukommen.

"Ein mal. Das war für eine Wohltätigkeitsshow."

"Kennst du hier jemanden, der uns das Warten verkürzen könnte?" Meilo lacht, verneint aber und meint, das sei schon zu lange her. "Mist!"

"Das geht hier schnell. Wirst schon sehen." Ich seufze und lehne mich gegen ihn. Wenigstens stehe ich bequem.

Schritt für Schritt nähern wir uns dem Eingang. Auf der Treppe geht es dann endlich schneller voran, da die bulligen Türsteher einen ganzen Schwung auf einmal reinlassen. Wir müssen dann allerdings wieder warten. Genau vor der Tür. "Das ist fies!", empöre ich mich. "Wenigstens uns könnt ihr doch noch durchlassen."

Einer der beiden Türsteher zuckt noch nicht mal mit der Wimper als er sagt, wenn sie das bei jedem machen würden, wäre der Club gleich überfüllt. Er hat einen russischen Akzent und ist mir auf Anhieb unsympathisch. Nicht, weil er Russe ist, sondern weil er uns nicht durchlässt. "Wir haben unsere Anweisungen", fügt der andere Kerl hinzu und baut sich vor uns auf.

"Ich habe heute aber Geburtstag", versuche ich es ein letztes Mal.

"Und wenn du der Kaiser von China wärst, du musst warten."

"Wenn ich der Kaiser von China wäre, würde ich hier sicher nicht stehen", schieße ich zurück. "Da hätte ich meinen Privatclub."

"Du kannst auch gleich wieder nach Hause fahren, wenn du unbedingt willst." Öh was?! Wie sind die denn hier drauf?

"Er hat nur einen Scherz gemacht", mischt sich Meilo nun ein. "Er ist das erste Mal hier und ist aufgeregt." Was soll ich sein?!

"Dann sieh zu, dass er sich abregt und nichts anstellt da drinnen."

"Das wird er schon nicht." Ich knirsche mit den Zähnen.

Was bildet sich dieser bullige Kerl eigentlich ein?! Sehe ich so aus, als würde ich randalieren? Ich zeig ihm gleich mal, wie ich randalieren kann! Dieser miese, arrogante ... "Ihr könnt rein." Mr. arroganter Türsteher stemmt die Eingangstür für uns auf. "Schön brav sein", murmelt er, als ich an ihm vorbeigehe. Meilo zieht mich weiter, ehe ich ihm einen giftigen Spruch rein drücken kann.

"Warum ziehst du mich von dem weg?", maule ich ihn an.

"Reg dich nicht auf. Er wollte dich sicher nur provozieren um zu testen, ob du überreagierst. Das machen die ganz gern mal."

"Was machen die? Was ist denn das hier für ein Club?!"

"Einer meiner Lieblingsclubs, und bitte Schatz, vergiss ihn. Die sind eigentlich alle total nett hier."

"Das habe ich gemerkt." Meilo versucht mich weiter zu beruhigen, aber meine Laune ist erstmal verhagelt.

Das ändert sich auch nicht, als er uns zwei Drinks organisiert und mich auf die Tanzfläche schleift. Angepisst schlürfe ich am Strohalm und stehe da wie eine Salzsäule. "Tanzen Nic! Beweg dich doch!", lacht mein Meilolein und kreist mit seiner Hüfte herum. Ja ... gut ... Das könnte mich milde stimmen. "Wir wollen doch feiern!" Na schön. Er hat gewonnen. So übel ist es hier nicht, und der Cocktail schmeckt auch gut. Ich ergebe mich und lege meinen freien Arm um Meilos Taille. "Geht doch!", lacht er und umarmt mich ebenfalls. "Happy Birthday, Sweety. Auf dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen." Oh Meilo, das sind sie schon. Und du bist mein Hauptwunsch.

Während wir uns miteinander im Takt der Musik wiegen und dabei versuchen, nicht unsere Drinks zu verschütten, tauschen wir immer wieder heiße Küsse miteinander aus. Was die anderen können, können wir nämlich noch viel besser!

"Wollen wir uns erstmal setzten?", schlägt Meilo nach einer Weile vor.

"Und wo?"

"Dort." Er nickt nach links. Ich folge seinem Nicken und mache eine Reihe von kleineren Sofas aus, die an der Wand stehen. Auf einer ist sogar noch ein freier Platz.

Wir quetschen uns durch die Gäste und kommen gerade noch rechtzeitig an dem kleinen Sofa an, und schnappen den Platz zwei anderen Kerlen weg. Ääätsch! Geburtstagskind hat Vorrang! Siegreich kuschle ich mich an Meilos Seite und nippe an meinem Drink. "Wir haben noch gar nicht auf dich angestoßen", sagt er nachdenklich und hält mir sein schon halbleeres Glas hin. "Auf dich, deinen Geburtstag und auf diese Nacht."

"Auf uns", beschränke ich mich auf das Wesentliche seiner Aussage und stoße mit ihm an. Kaum einen Schluck getrunken, nimmt mir Meilo das Glas aus der Hand und stellt sie neben auf einen kleinen, runden Tisch. "Das macht man aber nicht. Man sollte nie sein Getränk unbeaufsichtigt lassen."

"Ich kaufe uns neue", raunt er mir zu, packt mein Kinn und küsst mich auf eine nicht gerade keusche Art. Knutschen in aller Öffentlichkeit. Wo geht das besser, als in einem Schwulenclub?

Aus unserem wilden Herumgeknutsche wird bald mehr, womit ich meine, unsere Hände sind unter das Oberteil des anderen gerutscht und versuchen dort so viel nacktes Fleisch zu berühren, wie nur irgend möglich. Da wir uns fast zwei Wochen lang nicht mehr gesehen haben, und ich Meilo heute schon den halben Tag lang wie eine verführerische Pastete, die auf dem Fenstersims auskühlt, vor mir habe, fällt es mir im Moment extrem schwer, mich zurückzuhalten. Am liebsten würde ich mich auf ihn setzen, ihm die Kleidung vom Leib reißen und ihn reiten, bis wir beide ausgepumpt und am Rande der Erschöpfung auf diesem kleinen Sofa liegen. Tja, aber auf Zuschauer habe ich leider keine große Lust, also, halt dich zurück Niclas! Nur naschen. Gegessen wird nachher, wenn wir unter uns sind. Doch bei aller Vernunft, in mir flüstert ein kleines Stimmchen eine höchst interessante Frage: Gibt es hier einen Ort, an dem wir ungestört sein können?

"Meilo?"

"Ja?" Ich keuche auf und vergesse kurz, was ich fragen wollte. Meilo hat begonnen, an meinem linken Ohrläppchen zu knabbern. "Was denn?"

"Gibts hier ... könnten wir ... irgendwo ungestört ... oh Mann!" Sein Daumen kreist über eine meiner Brustwarzen. Heiße Stiche schlagen in meinem Schoß ein.

"Vielleicht in den Toiletten", murmelt er und arbeitet sich mit seinem Mund zu meinem Nacken vor. Toiletten? Hört sich nicht wirklich sexy an.

"Wo sind die?" Ich muss bescheuert sein! Aber das ist immer so, wenn mein Schwanz das Denken übernommen hat. Dann wird aus einem rationaldenkenden Niclas ein dummer, notgeiler Junge.

Ich höre, wie Meilo ein leises "Wirklich?" kichert, und dann aufsteht. "Ganz wie du willst, aber ich muss dich warnen. Es wird nicht gern gesehen, wenn man sich dort miteinander vergnügt."

"No risk, no fun", sage ich nur und lasse mich von Meilo hochziehen. Darauf haben die beiden Kerle, die es zuvor ebenfalls auf unseren Platz abgesehen habe, nur gewartet. Viel Spaß euch. Wir haben was besseres vor.
 

An der Hand zieht mich Meilo hinter sich her, bis wir an den besagten Toiletten ankommen. Ein kurzer Blick genügt, um zu wissen, dass dort schon genug Vergnügungen stattfinden. "Und jetzt?", frage ich ihn. "Da gehe ich sicher nicht rein." Ich war einmal in meinem Leben in einem Darkroom. Es war überhaupt nicht meins, und nach kurzem Umschauen, habe ich ihn wieder verlassen. Das da drinnen, hört sich genau so an.

"Entweder hier, oder ..."

"Oder?"

"Oder wir bleiben hier", flüstert Meilo mit einschmeichelnder Stimme und bugsiert mich in eine dunkle Ecke.

"Oh nein!", lache ich entrüstet auf. "Auch wenn es noch so dunkel hier ist, wir werden hier nicht ..."

"Hey! Ihr da!" Ich zucke furchtbar zusammen. Auch Meilo dreht sich erschrocken um. Ein kleines aber helles Licht blendet uns. "Vögelt gefälligst wo anders!"

"Aber wir haben nicht ...", wagt Meilo einen Versuch, dem langhaarigen Kerl zu erklären, dass wir doch gar nicht dabei waren zu vögeln, auch wenn wir es eigentlich vorhatten, doch der Typ lässt ihn nicht ausreden.

"Mir egal", brummt er. "Sucht euch einen anderen Platz zum Rummachen." Das Licht schwenkt zu den Toiletten, die er kurz nach seiner Ansprache betritt, und dann dort ebenfalls seine Stimme erhebt.

"Ich sag doch, es wird nicht gern gesehen, wenn man sich in den Toiletten vergnügt."

"Das kann man aber auch freundlicher sagen", finde ich. Langsam geht mir das Personal des Velvets echt auf den Zeiger. "Weißt du was? Wir gehen jetzt Tanzen, trinken noch was, und dann fahren wir wieder zu Niko und Lars. Und wenn wir angekommen sind, werde ich dich auf der Stelle vernaschen."

"Hört sich gut an", schmunzelt mein Schatz, küsst mich und zerrt mich danach wieder vor in den Club, wo wir uns sofort auf die Tanzfläche wagen.
 

Einige Songs lang halten wir ganz gut durch. Bis uns die Puste ausgeht. Geschafft und ausgedörrt schlagen wir uns zur Bar durch, wo uns Meilo zwei große eiskalte Bier bestellt. "Boha! Hatte ich einen Brandt", stöhne ich, nachdem ich beinahe die ganze Flasche auf einmal hinuntergekippt habe. "Tanzen strengt an."

"Wie wahr."

"Habe ich lange nicht mehr gemacht", überlege ich laut. "Als ich mit Kilian zusammengekommen bin, gingen wir zwar hin und wieder aus, aber das war ganz anders als das hier. Und nach unserer Trennung, hatte ich keine Lust auf Party machen."

"Kann ich verstehen. Nachdem ich mich von Benedikt getrennt habe, waren mir teilweise sogar die Konzerte zu viel. Ich hätte mich am liebsten verkrochen, aber das ging natürlich nicht."

"Wie hast du das durchgestanden?" Ich wäre verrückt geworden, wenn ich mich, statt in meinem Selbstmitleid hätte suhlen dürfen, stattdessen bei fremden Menschen gut Wetter machen müssen.

"Ich habe mich in meine Arbeit gestürzt. Irgendwie hat das auch geholfen."

Bedauernd lege ich meine freie Hand in seinen Nacken und schmuse mit meiner Nase über seine. "Nie wieder Liebeskummer", verspreche ich ihm. "Du wirst mich nicht wieder los."

"Das hoffe ich doch", lacht er auf und küsst mich. "Habe ich dir schon mal gesagt, wie glücklich du mich machst?"

"Ja, das hattest du schon ein paar Mal erwähnt", erinnere ich mich. "Aber es tut gut, es nochmal zu hören." Das er mich genauso glücklich macht, brauche ich nicht noch extra laut auszusprechen. Ich glaube, dass kann ich auch ganz gut ohne Worte rüberbringen.

Meilo lächelt mich verliebt ab und nimmt mir zum wiederholten Mal mein Getränk ab. "Was ...?"

"Komm mit. Gehen wir wo hin, wo es ein bisschen ruhiger ist." Er will doch nicht etwa wieder zu den Toiletten? Scheint nicht so, denn er zerrt mich die Stufen zum Ausgang hinauf.

"Warum gehen wir denn schon?", frage ich ihn draußen.

"Wir gehen nicht, wir siedeln nur um", ist seine Erklärung und führt mich auf eine Bar zu. M steht über der Tür. Sehr einfallsreich. Lesben dürfen da wohl nicht rein?

In der Bar, die im eigentlichen Sinne eher eine Kneipe ist, herrscht beinahe Ruhe, nach der lauten Bassmusik im Club. Meilo und ich setzen uns an einen der freien Tische und schauen uns um. "Hier hat sich gar nichts verändert", grinst er. "Sogar das Geschmiere ist noch da." Er deutet auf die Tischplatte vor sich. Erst jetzt bemerke ich, dass das gar kein hässliches Muster ist, sondern tatsächlich Geschmiere. "Bier?"

"Gern", segne ich ab und schaue Meilo kurz hinterher, wie er zur Bar geht. Dann wandert meine Aufmerksamkeit wieder zu den Schmierereien. Neben ziemlich obszönen Zeug, stehen dort auch viele Liebesbekundungen. Bestimmt sind die Meisten davon im Suff draufgekrakelt worden.

"Bitte sehr. Frisch gezapft."

"Danke." Durst!

"Und sieh mal, was ich mir ausgeliehen habe." Meilo hält zwei schwarze Edding-Stifte in die Höhe.

"Was hast du mit denen vor?" Eigentlich kann ich es mir schon denken. Ich weiß aber nicht, ob mir das auch gefällt. Ich will auf keinem Kneipentisch verewigt werden.

"Einen für dich, einen für mich."

"Und dann?"

"Dann krabbeln wir mit ihnen unter den Tisch." Wie bitte?

"Sollen wir uns damit lustige Bildchen auf den Bauch malen, oder wieso meinst du dich mit mir unter dem Tisch verstecken zu müssen?" Meilo ist manchmal wirklich seltsam.

"Komm mit drunter, dann zeige ich es dir", meint er nur, grinst, und taucht ab. Ich schaue mich um. Was denken die anderen Gäste von uns, wenn wir beide unter den Tisch kriechen? "Nic? Runter mit dir!" Oh Mann, na schön!

Ergeben rutsche ich vom Stuhl und gehe in die Knie. Ich vermeide es tunlichst, dabei den Boden mit mehr als mit meinen Schuhsohlen zu berühren. Wer weiß schon, was sich alles auf einem Kneipenboden tummelt? Ich möchte das klebrige Geheimnis jedenfalls nicht lüften.

Unter dem Tisch grinst Meilo mich spitzbübisch an und reicht mir einen der Stifte. "Damit könnte ich dir einen prima Bart unter die Nase kritzeln", ziehe ich ihn auf und öffne die Kappe.

"Versuche es, und du bist der Nächste, der einen Schnauzer verpasst bekommt." Wie gemein! "Aber mal im Ernst", spricht Meilo weiter. "In dieser Bar gibt es einen kleinen Brauch."

"Unterm Tisch am Edding-Stift schnüffeln?"

"Quatsch!" Böh! "Wir werden jetzt unsere Namen an jedes der Tischbeine schreiben."

"Ähm … Und das soll was bezwecken?"

Meilo lächelt mich an. "Der Brauch besagt, dass jedes Pärchen, das dies macht, bis ans Ende ihrer Tage glücklich miteinander zusammen sind."

Ich bin von Natur aus ein skeptischer Mensch. Sehen statt glauben ist mein Lebensmotto. Sonst könnte ja jeder daherkommen und mir einen Bären aufbinden. Meilo ist zwar nicht jeder, aber dennoch frage ich ihn: "Gibt es dafür auch Beweise?"

"Brauchst du unbedingt einen?"

"Es wäre schon interessant zu wissen, ob das stimmt." Bleibt noch die Frage, wieso es gerade den Pärchen vergönnt ist, auf Ewig miteinander glücklich zu sein, die ihre Namen an die Tischbeine eines Kneipentisches krakeln. Warum nicht an die Kanten der Tischplatte? Genau das möchte ich von Meilo wissen.

"Weil die Tischbeine wichtig sind", erklärt er Oberschulmäßig. "Ohne ihn bricht der Tisch zusammen, nicht? Wenn wir unsere Namen an jedes Tischbein schreiben, symbolisiert es, dass unsere Beziehung auf stabilen Beinen steht." Eins muss man diesem Kneipen-Brauch lassen, irgendwie ist er ganz goldig.

"Das ist fast genau so, wie wenn man seine Initialen in einen Baumstamm ritzt", sinniere ich. "Schön, machen wir es." Bei länger Betrachtung, ist die Sache eigentlich ganz süß. Wir zwei, an meinem Geburtstag, in einer kleinen Kneipe, schreiben unsere Namen auf einen Kneipentisch, der für die ewige Liebe garantieren soll. Meilo kommt auf Ideen!

"Du schreibst meinen Namen, ich deinen", bestimmt Meilo und beginnt an Tischbein Nummer eins.

"Ist das auch so Brauch?"

"Ja. Sonst funktioniert es nicht. Und du darfst keine der anderen Namen überschreiben." So viele Regeln.

"Du musst ja oft hier gewesen sein, um das zu wissen", lache ich.

"Eigentlich nicht, aber ich habe mal mitbekommen, wie ein Pärchen sich hier verewigt hat."

"Und hast dir vorgenommen, dies auch mal zu tun", sage ich in der Überzeugung, dass er dies wirklich wollte. Wieso sonst wären wir sonst hier.

"Unbedingt!"

Ich halte inne, Meilos Namen unter ein Pärchen zu schreiben, das David & Jack heißt. Stellt euch vor. Das I von David ziert ein Herzchen! Ist das zu fassen?*** "Hast du etwa mit deinem Exfreund hier …?"

"Habe ich nicht", antwortet er prompt. "Dazu kam es gar nicht."

"Was für ein Glück. Stell dir vor, ihr hättet euch hier verewigt. Dann wärt ihr immer noch zusammen." Meilo grinst schief und rutscht zu mir rüber.

"Ich bin überzeugt davon, dass es Schicksal war, dass ich jetzt mit dir hier hocke, und nicht mit …"

"Dann bin ich aber beruhigt", schnurre ich leise und beuge mich zu ihm, um ihn zu küssen, doch er hält mich auf.

"Noch nicht. Erst müssen unsere Namen in allen vier Ecken stehen."

Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. "Gehört das ebenfalls zum Brauch?"

"Ich habe die Regeln nicht gemacht", lacht Meilo und zückt wieder seinen Edding, um meinen Namen neben seinen zu schreiben. "Fertig", verkündet mein Liebling, nachdem wir alle Ecken mit unseren Namen verziert haben.

"Weißt du, an was mich das erinnert?"

"An was denn?"

"An diesen Spruch, denn man manchmal in Poesiealben findet. In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken, oder so ähnlich."

Meilo schaut mich an, als hätte ich eine dicke Hummel auf der Nase sitzen. "Du hattest ein Poesiealbum?"

"Doch nicht ich!" Was denkt er denn von mir? "Meine Schwester hatte eins, und hat es mir damals ständig vorgelesen." Vor ihrer Pubertät hing sie beinahe jede Sekunde an meinem Rockzipfel, sobald ich das Haus betrat. Die Zeiten ändern sich. Jetzt wird sie an Meilos hängen, wenn ich nicht aufpasse.

"Ach so", schmunzelt Meilo. "Ich hab schon Angst bekommen."

"Pff! Idiot!" Er lacht immer noch. "Hör auf und küss mich lieber endlich, damit die vier Ecken auch anfangen können zu wirken."

"Zu Befehl."

Tja. Und so kommt es, dass wir unter einem Kneipentisch knien, zwei schwarze Stifte in der Hand, und uns leidenschaftlich Küssen. Was für ein Geburtstag!
 

"Jetzt ist es besiegelt. Du gehörst ab jetzt bis in alle Ewigkeit zu mir."

"Welch eine Ehre", antworte ich. "Woher wusstest du, was ich mir zu meinem Geburtstag gewünscht habe?"

"Ich wusste es einfach", grinst Meilo.

Ich lege einen Arm um Meilos Nacken. "Mein süßer Hellseher ..." Ob ein zweiter Kuss unter dem Kneipentisch mehr Wirkung erzielt? Testen wir es.

Es dauert nicht lange, da entfällt mir ganz und gar, wo wir uns befinden, lehne mich gegen Meilos Oberkörper und schwebe mit ihm davon. Wahrscheinlich würden wir hier unten total die Zeit vergessen, würde nicht plötzlich jemand Meilos Namen rufen.

"Ähm ... ja?" Verwirrt schaue ich Meilo an, der sich von mir entfernt und unter dem Tisch hervorlugt. Seufzend rutsche ich ebenfalls nach hinten und stelle mich auf.

"Du bist es ja wirklich!", lacht eine mir unbekannte Stimme, eben jene Stimme, die Meilos Namen gerufen hat. "Mensch! Was für eine Überraschung!" Der Typ, ungefähr in unserem Alter, braunes Haar, eine kleine Zahnlücke und braune, fast bernsteinfarbene Augen, breitet grinsend die Arme aus und was tut Meilo? Er geht auf die Einladung ein und drückt den Fremden an sich.

"Robin! Wie schön dich mal wieder zu treffen." So fremd ist der Kerl dann wohl doch nicht. Meilo ist ja ganz schön begeistert diesen Robin hier zu treffen. Ich überlege fieberhaft, ob dieser Typ mit auf den Fotos war, die Niko uns vorhin gezeigt hat, komme aber zu dem Schluss, dass Robin dort nicht drauf war.

"Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen."

"Mindestens", lacht mein Schatz und dreht sich zu mir herum, behält allerdings einen Arm um Robins Schulter gelegt. "Robin? Das ist Niclas. Mein Partner." Ja, genau! Niclas dein Partner ist auch noch da.

"Nic? Das ist Robin. Ein alter Bekannter von mir."

"Hallo Robin", lächle ich. "Schön dich kennenzulernen." Oder auch nicht.

"Alt? Hallo?! Ich bin nicht alt!" Der beachtet mich gar nicht! Grrrr! "Und das ist dein Freund? Du hast endlich einen abgekommen?" Bitte? Was heißt hier endlich abbekommen? "Das freut mich für dich." Er klopft Meilo auf den Rücken. "Darf ich mich setzen?" Nein!

"Gerne." Meilo ist leider nicht einer Meinung mit mir.

"Hab ich richtig gesehen? Ihr habt euch der ewigen Tischbein-Treue-Zeremonie unterzogen?" Robin sieht erst mich, dann Meilo an.

"Haben wir", bestätigt mein Liebling ihm.

"Es ist was Ernstes zwischen euch?"

"Allerdings", sage ich. "Sehr ernst."

Robin glotzt traurig. "Schade", schmollt er. "Und ich hatte eben noch auf einen Dreier mit euch gehofft." WAS?! "Bock?"

"Nein!", japse ich, vielleicht ein kleines bisschen zu panisch. Aber mal ehrlich: Was denkt der sich?

"Holla!" Dieser aufdringliche Robin hebt abwehrend die Hände. "War doch bloß eine Frage." Tss!

"Danke Robin, aber wir lehnen ab", kichert Meilo. Ich weiß nicht, was es da zu kichern gibt, weshalb ich ihn auch eingeschnappt anschaue.

"Du warst schon immer einer der treuen Sorte, nicht? Trotzdem schade. Hätte sicher Spaß gemacht." Ihm sicher. Der soll ja seine Finger von Meilo lassen. Wieso sitzt der eigentlich neben ihm?

"Wie ich sehe, bist du immer noch so umtriebig wie damals?", fragt ihn Meilo. Der war schon immer so?

"Die meiste Zeit über schon", lacht dieser Robin. "Beziehungen sind nicht so mein Ding."

"Du hast es mal versucht?"

"Oh ja! Aber leider ... konnte ich der Versuchung nicht widerstehen." Das ist ja ein tolles Früchtchen. Ein Fremdvögler. "Aber bevor ihr mich verurteilt, der, mit dem ich zusammen war, hatte mich nur als Ersatz für seinen Ex. Jetzt ist er wieder mit ihm zusammen, und alle sind glücklich."

"Das heißt wohl, hier vögelt jeder mit jedem, oder was?", frage ich nach.

"Was mich betrifft, klar, warum nicht?" Ich kann diesen Typen nicht ab. Nicht, dass ich was gegen zwanglosen Sex habe, aber er bringt mich irgendwie auf die Palme. Ich mag ihn nicht.

Das scheint auch Meilo zu bemerken, der meine Hand umfasst und aufsteht.

"Robin? Es war schön, dich mal wieder zu sehen, aber wir wollen nochmal rüber in den Club."

"Verstehe", nickt Robin und steht zusammen mit mir auf. "Viel Spaß euch noch."

"Dir auch Kleiner", schmunzelt Meilo und umarmt ihn zum zweiten Mal. Von mir darf er keine Umarmung erwarten. "Bye!"

"Tschau! Und tut nichts, was ich nicht auch tun würde." Ganz sicher nicht!

Draußen vor der Kneipe halte ich es nicht aus. "Wer war denn das?", frage ich Meilo zischend. "Was für Szenehuschen kennst du denn?"

"Als Sänger, der in Glitzerfummeln und mit Schminke im Gesicht auftritt? Eine Menge!" Ha ha. "Ich hatte mal was mit ihm." Kaboom! Eben hat mich was am Kopf getroffen. Jedenfalls fühlt es sich so an, weshalb ich stehen bleibe, und Meilo sprachlos anstarre. Dabei halten wir uns noch immer an den Händen. "Schau nicht so. Es war nur für eine Nacht."

"Du und der? Ohne Scheiß?" So recht will ich das nicht glauben. Die passen doch gar nicht zusammen!

"Ohne Scheiß", gluckst mein Liebling.

"Konntest du nichts besseres finden?" Da überläuft es einen ja richtig!

"Doch, habe ich. Dich." Er dreht sich zu mir und grinst mich verdorben an.

"Ich meinte doch damals! Als du noch hier warst und ..."

"Du sagst es Nic. Es ist damals passiert. Keinen Grund, die beleidigte Leberwurst zu spielen." Verflucht! Wie es manchmal hasse, wenn er recht hat! "Robin ist ein netter Kerl, wenn auch wirklich ein wenig szenehuschig angehaucht." Szenehuschig. Das Wort steht bestimmt demnächst im Duden. Und daneben ist ein Bild von Robin. "Nach dieser Nacht haben wir öfter zusammen einen getrunken. Mehr nicht. Wir wurden Freunde. Eigentlich eher Bekannte."

"Trotzdem hätte ich dir einen besseren Geschmack zugetraut. Auch damals schon." Meilo lacht bloß wieder, dreht sich um, und schleift mich zurück ins Velvet. Hoffentlich treffen wir dort nicht noch mehr von seinen ehemaligen Bettgeschichten. Robin hat mir vollkommen gereicht.
 

******
 


 

Und? Überrascht? ^^

Nur falls Fragen aufkommen, die Story von Niko und Lars steht auch noch auf meiner Liste. Sie tauchen bis jetzt nur in einer noch nicht veröffentlichten Story als Nebenpersonen auf. Die Betonung liegt auf noch ;-)
 

*Niclas, Nicole, nicht zu vergessen Knilch-Niklas und nun Niko.

Nein, die Autorin hat keine Namensfindungsschwierigkeiten. Jedenfalls nicht mehr als sonst xD

Niko gab es schon vor Niclas und seiner Schwester. Schreibtechnisch gesehen ^^
 

** Jo Niclas. Sind sie :-P
 

*** Bei genauerer Überlegung muss Jack ja Davids Namen auf das Tischbein geschrieben haben. Was bedeutet, Jack malt Herzchen über den I's! *laut lach*

Jack: David wollte das so!

Fara: Ja, ja. Versuch dich nur raus zu reden. Das klappt eh nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ryuuen
2016-10-30T15:45:09+00:00 30.10.2016 16:45
Das mit deiner Molly tut mir sehr leid, ich weiß wie du dich fühlst, denn ich musste Anfang der Woche meinen Hund gehen lassen. Ich wünsche dir für die kommende Zeit viel Kraft, aber auch Zeit um in Ruhe um dein Kätzchen zu trauern. Wir werden unsere lieben nie vergessen, sie werden immer einen Platz in unserem Herzen haben, aber der Schmerz über deren Verlust wird mit der Zeit erträglicher, da bin ich mir sicher. Sowohl Molly als auch Camu geht es jetzt gut, denn sie haben keine Schmerzen mehr. Von dort oben werden sie über uns wachen.

Das Velvet *grinz* da ist es ja mal wieder. Ich hoffe Nic lernt an dem Abend nicht noch mehr Betthupferl von Meilo kennen, der arme Kerl würde doch sonst wahnsinnig. Er soll doch die Zeit mit seinem Schatz genießen dürfen.
Die Idee mit den Namen an den Tischbeinen finde ich sehr niedlich.
Von:  Usaria
2016-10-29T15:47:55+00:00 29.10.2016 17:47
Das mit deinem Kätzchen tut mir leid, ich hab dir ja schon ne ENS geschrieben, doch trotzdem dürcke ich dich auch hier mal.
Überrasch?! Ja wo blieb die Überrschung!
Das mit den Tischbeinen und den Namen ist ja süß!
Ach wenn du Schwierigkeiten hast Namen zu finden, ich bin da ganz super drin. Also kannst mal nachfragen, oder du kaufst dir ein Namenbuch!
Antwort von:  Fara_ThoRn
29.10.2016 18:26
Die Überraschung war, dass Meilo Nic mit ins Velvet geschleppt hat. Meinen imaginären Liieblings-Club, wo all meine heißen Jungens herumschwirren XD
Antwort von:  Usaria
29.10.2016 20:25
So wie du das Velvet beschreibst, so einen Club hätte ich auch gerne, oder... (überlegen) Das Nero; Ja von der Stimmung her würde es passen, nur es ist nicht so groß, mein Lieblings Underground Club!


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